Kahlschlag beim NASA-Budget 2026

Start einer Falcon 9 Block 5, Quelle: Wikipedia

Man kann Donald Trump sicher nicht vorwerfen, dass er radikale Schnitte scheut. Die Pläne seiner Administration für das NASA-Budget 2026 dürften also keine große Überraschung sein. Das Budget soll massiv gekürzt werden, um bis zu 25%. Besonders betroffen sind dabei:

  • Die Entwicklung der bemannten Station “Gateway” in einer hochexzentrischen Bahn mit zumindest zweifelhafter Eignung für einen bemannten orbitalen Außenposten in Mondnähe wird beendet.
  • Das Programm der Schwerlastrakete SLS , die wegen ihrer geringen Startfrequenz und der exorbitanten Kosten in der Kritik stand, wird beendet. Die Einstellung wird allerdings erst nach der Mission ARTEMIS III geschehen, bei der erstmals nach der Apollo-Ära wieder Menschen auf dem Mond stehen werden. Kommerzielle Trägersysteme sollen dann die Rolle der SLS übernehmen.
  • Das Programm der Internationalen Raumstation ISS soll beendet werden. Dazu soll zuerst die Besatzung reduziert und der Umfang der durchgeführten Wissenschaft heruntergefahren werden. Die Aufgabe des weiteren Betriebs soll Forschung sein, die gezielt den zukünftigen astronautischen Missionen zum Mond und Mars dient, sowie die Vorbereitung der sicheren Dekommissionierung (gemeint ist wohl der gezielte Wiedeintritt im Südpazifik). Die Aufgaben der ISS sollen ab 2030 von kommerziellen Unternehmen erfüllt werden.
  • Die Forschung der NASA an Technologien, die die Luftfahrt umweltschonender machen (wie grüne Treibstoffe) soll beendet werden.

Der Fokus liegt eindeutig bei der Exploration von Mond und Mars, wobei 2026 für die Vorbereitung astronautischen Mondmissionen 7 Milliarden Dollar zur Verfügung stehen, für die Entwicklung von Technologien für Mars-Missionen eine Milliarde. Letzteres erscheint mir nicht wie eine massive Investition, die die Vision von Menschen auf dem Mars in greifbare Nähe rücken lässt.

Es ist mir auch nicht klar, ob die Trump-Administration ernsthaft die menschliche Präsenz auf dem Mond vorantreiben will, oder ob es nur darum geht, den Chinesen zu zeigen, wo der Hammer hängt. Wer so massive Änderungen vornimmt wie den Komplettumbau der US-Raumfahrtaktivitäten, wird hoffentlich einen klaren Fahrplan aufgestellt haben. Allein die Hoffnung, dass kommerzielle Unternehmen es schon richten werden, wird nicht reichen.

Es wird sich erst noch zeigen müssen, ob die radikalen Schnitte im NASA-Budget 2026 und danach wirklich dem US-Steuerzahler zugutekommen, wie von der Trump-Administration behauptet, oder ob davon nur die Industrie profitiert, insbesondere ein ganz bestimmtes Unternehmen und dessen Gründer,

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

4 Kommentare

  1. Zitat: „Wer so massive Änderungen vornimmt wie den Komplettumbau der US-Raumfahrtaktivitäten, wird hoffentlich einen klaren Fahrplan aufgestellt haben.“
    Trumps Zollregime und die Wahl seiner Minister (Gesundheit, Wirtschaft, Verteidigung) sprechen eher dafür, dass Trump destruktiv unterwegs ist und dass Trump dann das entstehende Chaos für Verhandlungen und Deals nutzt. Einen klaren Fahrplan für weitere Weltraumaktivitäten sehe ich bei Trump nicht. Spätestens am Ende der Präsidentschaft Trumps muss wohl die NASA neu aufgestellt werden. Das Problem ist nur, dass es bis dann noch recht lange dauert.

    • Die direkt angesprochenen Projekte, die schon vorher weithin in der Kritik standen. Man kann nicht sagen, dass er da Sachen killt, die prima liefen und alle gut fanden.

      Mich hat gewundert, dass nichts zu ExoMars gesagt wurde. Wahrscheinlich hat die Trump-Administration die Kooperation mit der ESA bei der Mission Rosalind Franklin noch gar nicht auf dem Radarschirm.

      Ich könnte mir vorstellen, dass gerade das ihm gar nicht gefällt. “Was? Wir sind da schon mal ausgestiegen und dann sind die Europäer zu den Russen gelaufen? Und jetzt mussten diese Loser sich von den Russen trennen und wir müssen denen mit einer Rakete, Heizelementen und Bremsraketen für die Landung aushelfen? Bloß damit wir an dem einen Instrument beteiligt sein dürfen – das ist dann noch nicht einmal rein amerikanisch? Dann lassen wir die doch lieber ganz fallen, machen das MOMA selbst, und schicken einen amerikanischen Rover. Der wird Donald Trump Rover heißen. Es wird ein großartiger Rover. Ein fantastischer Rover. Er wird große Dinge tun. Unsere Dinge auf dem roten Planeten. Unserem roten Planeten. Einem großartigen Planeten.”

      So in etwa.

      • @Michael Khan: Ja, es wurden von Trump vor allem Weltraumprojekte gecancelt, die ohnehin schon in der Kritik standen. Eventuell haben sie recht, dass dabei auch das Urteil von Elon Musk eine Rolle spielte. Mein persönlicher Eindruck ist, dass die NASA oft zu wenig berücksichtigt oder zu spät erkennt, wie begrenzt ihr Budget ist. Mit 25 Milliarden Dollar im Jahr 2024 (weniger als 5% des U.S.-Verteidigungs-Budgets) können nur wenige Grossprojekte parallel verfolgt werden. Die NASA kommt deshalb nicht darum herum, private Firmen einzuspannen, denn die machen es nicht nur günstiger, sie können auch einfach Bankrott gehen, wenn sie ungenügende Leistungen erbringen. Die Frage wäre dann, auf welche Art und Weise die NASA am besten kommerzielle Raumfahrtfirmen einspannt.

  2. Wenn diese Pläne verwirklicht werden, wieviele Mrd. Euro haben damit die ESA-Mitgliedstaaten für das fragwürdige Ziel einen ESA-Astronauten als Lakai der Amerikaner auf den Mond spazieren zu lassen in den Sand gesetzt? Vermutlich genug um ExoMars und vielleicht sogar die Marsprobenrückholung eigenständig durchführen hätte können.

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