Irgendwo hier ist Philae ….

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Dieses aus vier Aufnahmen der ROSETTA-Navcam zusammengesetzte Kompositbild zeigt die Region auf dem Kern beleuchtet, in der sich das Drama der Philae-Landung am 12.11. abspielte. Es gibt belastbare Belege dafür, dass Philae zunächst sehr nahe am anvisierten Zielpunkt aufsetzte.

Dieser befindet sich im unteren Bild links, etwas außerhalb des großen, flachen Kraters. Philae konnte jedoch bekanntlich nicht verankert werden und hob mit geringerer Geschwindigkeit wieder ab, und danach noch mindestens ein weiteres Mal, wobei der flache Krater vermutlich komplett überquert wurde. Die endgültige Landestelle steht noch nicht fest – der Lander wurde noch nicht im vorliegenden, höher aufgelösten Bildmaterial der Teleskopkamera des OSIRIS-Kamerasystems gefunden. Eine breit angelegte Suchaktion unter Einbeziehung der Öffentlichkeit ist offensichtlich von den Verantwortlichen am MPS nicht erwünscht.

Montage aus vier Rosetta-NavCam-Aufnahmen vom 20.11.2014 mit dem flachen Krater auf dem Kern von Komet 67P. Anvisierte landestelle etwas links vom großen Krater, endgültige Ruhestätte am rechten Kraterrand.
Montage aus vier Rosetta-NavCam-Aufnahmen vom 20.11.2014 mit dem flachen Krater auf dem Kern von Komet 67P. Anvisierte landestelle etwas links vom großen Krater, endgültige Ruhestätte am rechten Kraterrand. Quelle: ESA/Rosetta/NAVCAM – CC BY-SA IGO 3.0

Wie am 21.11. bekannt wurde, konnte das mögliche Landegebiet nach Auswertung des bisher vorliegenden Datenmaterials insbesondere des CONSERT-Radars eingekreist werden. Wenn das aktuelle Oberflächenmodell zutrifft, steht Philae irgendwo im blauen Streifen, der eine Breite von rund 350 x 30 Metern hat. Das ist schon einmal ein recht kleines Suchgebiet. Demnach hätte Philae den flachen Krater komplett überquert und wäre dann etwas jenseits des gegenüberliegenden Kraterrands im Terrain hängen geblieben.

Wenn aber das Oberflächenmodell ungenau ist und beispielsweise der Kraterrand etwas höher aufragt als angenommen, dann könnte Philae bereits kurz vor dem Gipfel des Kraterrands angefangen worden sein.

Beides klingt nicht unplausibel, insbesondere angesichts der nach dem zweiten Abheben sehr niedrigen Fluggeschwindigkeit von etwa 3 cm/s. Ich hoffe, wir werden bald mehr wissen.

Mögliche Philae-Landezonen auf Basis der Messdaten des CONSERT-Radars, Quelle: ESA/Rosetta/Philae/CONSERT
Mögliche Philae-Landezonen auf Basis der Messdaten des CONSERT-Radars, Quelle: ESA/Rosetta/Philae/CONSERT

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

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