HERA-Start am 7.10.2024?

Nach Problemen mit einer Falcon-9-Rakete am 28.9. stand der geplante Termin für den HERA-Start auf der Kippe. Gestern aber gab die US-Flugaufsichtsbehörde und damit auch der Raketenbetreiber SpaceX grünes Licht. Allerdings ist schon ein neues Problem aufgetaucht: das Wetter.
Ich werfe einen Blick aus meinem Hotelfenster nahe beim Kennedy Space Centre , Florida, während ich diese Zeilen schreibe. Es regnet. Das allein wäre noch nicht unbedingt ein zwingender Hinderungsgrund für den morgigen HERA-Start, geplant für den 7.10.2024 um 10:52 lokaler Zeit. Es droht aber noch ein weiteres Problem; dieses befindet sich aktuell noch über 1000 km westlich.
Ende der Woche bildete sich dort aus einem zunächst kleinen Tiefdruckgebiet in der westlichen Karibik ein tropischer Sturm namens Milton, der sich ostwärts bewegte und über dem warmen Karibikwasser weiter Energie aufnahm, sodass er inzwischen zu einem Hurrikan geworden ist. Aktuell hält Milton auf die Westküste von Florida zu. Es sieht so aus, als würde er den Staat am Mittwoch überqueren.
Das aktuelle Wetter hat noch nichts mit Milton zu tun. Es könnte sich aber soweit verschlechtern, dass eine Verschiebung des Starts angeraten wäre. Dann aber könnte der HERA-Start es mit den Ausläufern von Milton oder gar dem eigentlichen Hurrikan zu tun bekommen. (Aktueller Wetterbericht für 7. und 8. Oktober —> hier, Quelle spaceforce.mil)
Milton betrifft noch eine weitere interplanetare Weltraummission, und zwar Europa Clipper der NASA. Diese soll am Donnerstag, dem 10.10. um 12:31 lokaler Zeit auf einer Falcon Heavy von Cape Canaveral aus starten, also kurz nachdem der Hurrikan Milton durchgezogen sein wird. Die NASA wird zeitnah entscheiden, ob sie SpaceX bitten wird, den Start von Europa Clipper um einige Tage zu verschieben, bis sich das Wetter beruhigt und etwaige Sturmschäden an der Startbasis beseitigt sind. Ich denke, es spricht wenig dafür, das Risiko eines Starts am Donnerstag einzugehen.
HERA ist doppelt von Milton betroffen. Zum einen, wenn das aktuelle Wettergeschehen zu einer Verschiebung des HERA-Starts führt, was zu einem direkten Konflikt mit Milton führen und wahrscheinlich eine weitere Verschiebung verursachen würde. Zum anderen, weil zwischen den beiden interplanetaren Starts ein Zeitraum von mindestens 48 Stunden liegen muss, bedingt durch Verfügbarkeit von Ressourcen bei SpaceX.
Wenn jetzt abgewartet werden muss, bis Milton durch ist und Schäden beseitigt sind, um danach wieder die Vorbereitungsphase zu beginnen, wird eine der beiden Missionen warten müssen, bis die andere gestartet sein wird. Wir werden sehen, wer als erster drankommt und wer sich hinten anstellen muss.
Wettervorhersage des 45. Weather Squadron sieht in der Tat nicht sehr gut aus für Montag – 85% Probability of Violation. Auf der positiven Seite, Hera braucht nur eine kleine Lücke in der Wolkendecke – da keine Landung der 1. Stufe geplant ist, und auch kein Notfallcorridor für die Kapsel berücksichtigt werden muss wie bei bemannten Starts, muss die Falcon 9 nur einmal sicher durch das Wetter hoch. Drücke die Daumen dass sich so eine Lücke findet und die Mission erfolgreich starten kann!
Haben wir uns zufällig gestern Mittag im Sands Space History Museum getroffen? Wenn es Sie waren, Herr Khan, so freue ich mich sehr Sie kennenzulernen, ich lese ihr Blog schon länger. Wünsche Ihnen viel Spaß beim Start, und der ganzen Mission viel Erfolg!
Na dann heißt es Daumen drücken.
Vielen Dank für die Antworten und Glückwünsche.
Stand jetzt (Sonntag, 6.10.2024, 22:50 EDT) ist, dass wir von einem Start der Rakete ausgehen und die Vorbereitungen weitergehen, inklusive Rollout des Stacks.
Wie ich der Presse entnehmen konnte, ist Hera gut ins All gestartet.
Der Hurrikan „Milton“ soll jedoch erst heute Abend in Florida eintreffen.
Ich vermute mal, man wird den Start des Europa Clippers der NASA deswegen erst mal auf Eis legen. Wissen Sie schon Genaueres?
Dass der Start stattfand, grenzt rückblickend an ein Wunder. Das Ausschlusskriterium war die Dicke der Wolkenschicht. Sie ist jedoch stark variabel. Als wir am Morgen des 7.10. am Kennedy Space Center ankamen, regnete es noch in Strömen und niemand rechnete mehr ernsthaft mit einem Start. Die Beobachterränge waren in der Banana Creek Launch Viewing Area aufgebaut. Die ist in unmittelbarer Nähe der Halle, in der die Saturn V liegend ausgestellt ist. Da bin ich erstmal rein, um mich abzulenken – und um nicht vollkommen durchzuweichen.
Kurz nach 10 Uhr stecke ich die Nase nach draußen und sehe, dass es deutlich heller ist und der Regen aufgehört hatte. Die Zahlen zur Wahrscheinlichkeit des Starts, die uns genannt wurden, stiegen und stiegen, von anfangs 15% auf 30, 50, 70 … und auf einmal waren wir wieder im Geschäft. Meine Bilder folgen noch.
Was mit Europa Clipper wird, kann ich nicht sagen, die Entscheidung zur Verschiebung war auf jeden Fall richtig. Wann der nächste Versuch kommt, hängt auch davon ab, was Milton für Schäden hinterlässt. Das wird man aber erst wissen, wenn der Sturm in den Atlantik weitergezogen sein wird.