GOCE: Kritischer Punkt am Sonntag

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Gestern durchlief GOCE eine mittlere Bahnhöhe von 205 km, wie von mir auf Basis der TLEs berechnet und unabhängig davon auch vom Kontrollteam beim ESOC gemeldet. Dort wird auch bestätigt, dass die gestiegene Sonnenaktivität einen messbaren Effekt auf die Rate des Abstiegs hat.

Am kommenden Sonntag wird nun die Luftwiderstand einen kritischen Wert erreichen, nämlich den, für den das Lageregelungssystem qualifiziert ist. Dies wird bei einer mittleren Bahnhöhe von 195 km über dem Erdäquator der Fall erwartet, es sei denn, dass es bis dahin noch eine Zunahme der Dichte in der Hochatmosphäre gibt. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass die Lageregelung auch noch bei höherem Luftwiderstand gewährleistet bleibt. Technische Geräte können in der Regel meist deutlich mehr als das, was der Hersteller garantiert.

Solange die Lageregelung funktioniert, hält GOCE der Anströmung die kleinstmögliche Querschnittsfläche entgegen. Was geschieht, wenn sie ausfällt, ist nicht vorhersehbar. Möglich ist eine Taumelbewegung, die zu stark ansteigender Bremswirkung und damit einem Absturz innerhalb weniger Tage führt.

Auch sonst ist der Absturz unausweichlich; es würde bis dahin aber ein paar Tage länger dauern, wenn GOCE auch über den Sonntag hinaus weiterhin stabil mit der Schnauze voran fliegt.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

2 Kommentare

  1. Wäre es möglich, in der derzeitigen Höhe der Lageregelung zu sagen, Goce jeweils um den Nordpol herum quer zu stellen, so dass der Orbit eine Exzentrizität mit Perigäum z.B. Über dem Südpol ausbildet. Dann hätte man vielleicht statistisch gesehen eine höhere Einschlagwahrscheinlichkeit über unbewohntem Gebiet.

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