Progress-Versorgungsschiff abgestürzt

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Ein unbemanntes russisches Versorgungsraumschiff vom Typ Progress, das heute, 24.8.2011 um 15:00 MESZ zur Internationalen Raumstation starten sollte, hat offenbar aufgrund des Versagens der Trägerrakete vom Typ Sojus-U nicht die Umlaufbahn erreicht. Mehr dazu hier und hier.

Der Fehlschlag, der auf ein noch nicht identifiziertes Problem in der dritten Stufe der Sojus-Rakete  zurückzuführen ist, stellt noch kein akutes Problem für die ISS dar. Man hat dort noch genügend Vorräte, um einige Zeit durchzuhalten. Aber dieselbe Rakete und damit dieselbe Oberstufe wird auch für bemannte Starts mit dem gleichnamigen Sojus-Raumschiff verwendet. Mit der viel größeren Proton-M-Rakete, die auch unlängst einen Fehlstart hinlegte, hat die Sojus allerdings nichts zu tun.

Somit sind zunächst einmal Progress- wie auch Sojus-Flüge ausgesetzt, bis die Ursache gefunden und das Problem gelöst ist. Also können bis auf Weiteres weder Vorräte noch Kosmonauten zur ISS gebracht werden, denn nach Einstellung des Space Shuttle ist Sojus bekanntlich das einzige einsatzbereite System für Flüge zur Raumstation. 

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

2 Kommentare

  1. “…stellt noch kein akutes Problem für die ISS dar. Man hat dort noch genügend Vorräte, um einige Zeit durchzuhalten.”

    Bei universetoday.com liest sich das so: “We are in a good position, and can go several months without a re-supply vehicle if necessary, due to the supplies delivered by the last shuttle flight” Mike Suffredini, NASA.

    Heisst das, dass ohne Shuttle bei Problemen mit der Sojus-Rakete die ISS nicht versorgt werden kann, oder verstehe ich das falsch?

  2. @Jan

    Das Problem ist nicht nur die Versorgung mit Sauerstoff, Wasser und Lebensmitteln, sondern auch die mit Treibstoff bzw. das direkte Anheben der Bahn.

    Im Moment ist die Bahn der ISS sehr hoch, dank des Anschubs durch das ATV Johannes Kepler. Woher das letzte Anheben Ende Juni kommt, weiß ich gerade nicht, entweder war es ein Progress-Modul oder die ISS selbst.

    Wie auch immer, damit ist jetzt ein weiteres Anheben erst einmal nicht notwendig. Wäre der Ausfall der Progress-Transporter eingetreten, wenn die Bahnhöhe gerade niedrig ist, dann könnte es, wenn der Ausfall länger dauert (was wir allerdings im gegebenen Fall nicht wissen, vielleicht kriegen sie es ja schnell in den Griff), problematisch werden.

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