Ein Drittel Merkurtransit
BLOG: Go for Launch
Um 13:11 MESZ begann das kleine Scheibchen, als das wir den Planeten Merkur sahen, sich über die viel größere, helle Scheibe zu schieben, als die uns die Sonne erscheint.
Ich selbst stand, wie es einem Syzygienkönig geziemt, gut ausgerüstet auf dem Wiesenparkplatz des Mühltalbads in Darmstadt-Eberstadt.
Ein 5-Zoll-Refraktor mit 952 mm Brennweite mit anmontiertem Herschelkeil auf der nachführenden Montierung. Der war für die erwarteten Besucher.
Ein 420mm/70 mm Refraktor mit Fabry-Pérot-Filter zur Beobachtung im H-Alpha-Band. Der bleibt beim nächsten Transit daheim. Entweder ich schaue mir Transits an oder Protuberanzen, aber nicht beides gleichzeitig.
Ein apochromatischer Refraktor mit 420 mm Brennweite und 65 mm Apertur, vorne mit Weißlicht-Filterfolie (D5) von Baader zum Fotografieren. Wie man einen solchen Filter so baut, dass er nicht beschädigt wird, steht hier.
Von Anfang an war der Himmel nicht ganz klar; es gab anfangs Schleierbewölkung und später zogen darunter auch dickere Wolken heran.
Im Folgenden nur zwei Aufnahmen. Die erste zeigt Merkur beim zweiten Kontakt, kurz bevor er sich vom Sonnenrand löst und quer über die Sonnenscheibe marschiert. Zu sehen sind neben Merkur auch die Sonnenfleckengruppen 2542 (das Inselreich etwas oberhalb und links des Bildmittelpunkts) und 2543 (deutlich schwere auszumachen, etwa in 9-Uhr-Position vom Bildmittelpunkt).
Die zweite zeigt Merkur mitten drin im Geschehen. Kurz darauf war allerdings Schluss mit lustig. Der Kontrastverlust durch die Wolken ließ noch nicht einmal mehr die saubere Fokussierung zu.
Ich habe eine Menge gelernt.
Erstens, dass ich Transits nicht im H-Alpha-Band beobachten sollte. Sowas hebe ich mir für hohe Sonnenaktivität und ganz klaren Himmel auf. Heute war das nichts. Man sah im H-Alpha gar nichts mehr, wo es im Weißlicht immer noch ging.
Zweitens, dass der Herschelkeil einfach grundsätzlich fantastische Transitbeobachtungen ermöglicht. Da wirkten Sonne und Merkur dreidimensional. Wirklich wie zwei sphärische Körper, die im Nichts schweben. Wie das bei dem kleinen schwarzen Merkur möglich sein sollte, ist mir vollkommen unklar. Aber es war so.
Drittens, dass ich Glasfilter, die anstelle der Folie vor das Teleskop montiert werden können, nicht mehr verwenden werde. Der Kontrast war mit der Folie einfach wesentlich höher.
Viertens, dass bei niedrigem Ladestand der Batterie, die die Nachführmontierung mit 12V-Gleichstrom versorgt, zuerst der Deklinationsmotor abgeschaltet wird, damit der Rektaszensionsmotor noch weiter laufen kann. Ich hatte zuerst befürchtet, da sei etwas kaputt. Aber es ist wohl ein Feature, keine Panne.
Warum aber die Blei-Gel-Starterbatterie, die mir als Stromquelle diente, nach nur zwei Stunden der Nachführung eines weniger als 10 kg schweren, gut ausbalancierten Teleskops bereits schlapp machte (also nach einer Drehung von schlappen 30 Grad), kann ich nicht nachvollziehen. Die Batterie ist etwas mehr als ein Jahr alt und wurde zuvor alle paar Monate aufgeladen. Extreme Umweltbedingungen hat sie auch nie erlebt, schon gar nicht heute Nachmittag.
Der Beobachtungsstandort stellte sich übrigens so dar wie im folgenden Bild gezeigt … und das Bild zeigt nur meinen Kram. Andere hatten noch schwerere Geschütze aufgefahren.
Lieber Michael, zwei schöne Bilder sind das (vor allem die Details um den Sonnenflecken sind wirklich hübsch) und ein nettes Repertoire an Beobachtungsgeräten! Da erkennt man dann doch recht deutlich den Unterschied gegenüber meinen Aufnahmen (einfache DSLR mit Sonnenfilter):
https://twitter.com/formbar/status/729696084759556096
Bei dem Sonnenfilter bin ich übrigens einer sehr ähnlichen Bastelanleitungen wie deiner gefolgt, die ich schön illustriert finde 🙂
Danke, Alf. Was hatte dein Objektiv für eine Brennweite?
Den Vogel abgeschossen hat wieder einmal Thierry Legault:
http://www.astrophoto.fr/mercury-transit-2016.html