Der Mond im dritten Viertel

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Zuletzt habe ich an dieser Stelle eine Serie von Mondbildern während des zweiten Viertels gepostet. Nur der Vollmond fehlte dort – an dem Abend war der Himmel zu. Nach dem Vollmond geht’s natürlich weiter, da treten  die Mondphasen ins dritte Viertel ein und der Terminator wandert über die Osthälfte der sichtbaren Seite.

Nur änden sich mit den Phasen eben auch die Zeiten des Mondauf- und Untergangs. Am 10. ging der Mond hier noch um halb Zehn auf, gestern Nacht um Viertel vor Elf, heute Nacht wäre es dann schon nach Mitternacht. Da werde ich mich leider ausklinken müssen, obwohl heute Nacht zumindest der Himmel noch klar wäre. Ab morgen ist es dann mit dem schönen Wetter vorläufig vorbei.

Waning Moon on fourt consecutive nights from 08 Feb to 11 Feb 2012, source: Michael Khan

Am 8.2., einen Tag nach Vollmond, fehlt nur ein kleiner Streifen am östlichen Rand (hier rechts oben, Norden ist links oben). Am nächsten Tag ist das Mare Crisium schon vom Terminator durchschnitten und Krater Langrenus, östlich des Mare Fecunditatis (Meer der Fruchtbarkeit) hat von von hell auf dunkel gewechselt. Krater Proclus westlich des Mare Crisium leuchtet wie eine Positionslaterne. Die Aufnahme am 10. entstand kurz nach Mondaufgang, daher die Goldfärbung. Jede Nacht haben andere Krater ihren großen Auftritt, am 11. ist es die Kette Theophilus, Cyrillus und Catharina südlich des Mare Tranquillitatis (Klicken aufs Bild führt zur großen Originalversion), Quelle: Michael Khan

 

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

13 Kommentare

  1. Mond In Fortsetzungen

    Haben Sie für die Bilder schon Ihr neues Teleskop verwendet? Langsam finde ich mich auf dem Mond etwas zurecht und auch die Namen, die man den Meeren und Kratern gab, finde ich sehr schön, da hatte wohl jemand eine poetische Ader. Weiß man wie die zustande kamen?

  2. Antworten

    @Martin

    Ja, die Nacht wandert mit mehr als 12 Grad pro Tag über das Antlitz des Mondes. Da kommt schnell was zusammen. Erstaunlich finde ich immer wieder, wie schnell sich die Szenerie ändert. Deswegen wird das auch nie langweilig.

    @Mona

    Wenn Sie sich schon ein bisschen auf dem Mond zurecht finden, wissen Sie bereits mehr über den Mond als 99% der Leute. Das geht übrigens ganz schnell. Wir Menschen sind ja visuelle Wesen und unser Gehirn ist so programmiert, dass wir uns Formen und Figuren besonders gut merken können.

    Die Namen der Maria stammen großenteils aus dem 17. Jahrhundert, von den ersten Mondbeobachtunen. Mit Galilei ging alles los, dann richteten immer mehr Leute immer bessere Instrumente auf den Trabanten. Manche kleineren Meere wurden erst später benannt, soweit ich weiß.

    Soweit mir bekannt, hatte man sich im 20sten Jahrhundert darauf geeinigt, dass Meere Namen von Gemütsverfassungen haben sollen. Dann entdeckten die Russen mit einem ihrer ersten Orbiter auf der erdabgewandten Seite ein neues Mare, das sie “Mare Moscoviense” nennen wollten. Damit kamen sie zunächst bei dr Internationalen Astronomischen Union nicht durch, verfielen dann aber auf das Argument, dass es auch eine “Moskauer Gemütsverfassung” gäbe. Das Argument wurde akzeptiert.

    Die auffälligen Krater, Gebirge oder Berge wurden von ihren Entdeckern benannt. Wenn der Entdecker bescheiden war, wählte er den Namen eines Anderen, wenn er nicht bescheiden war, seinen eigenen. Im Fall von Gebirgen wurden meist Namen von Gebirgen auf der Erde gewählt.

    Mittlerweile sind nur noch kleinere Krater unbenannt; wenn man den Namen einer Person vorschlagen will, dann muss diese Person nicht nur etwas Nennenswertes vollbracht haben, sondern auch schon seit mindestens drei Jahren den Löffel abgegeben haben.

    Wenn einer mich vorschlagen will, dann bitte ich um Nachricht. Wenn es mir schlecht geht, dann melde ich mich. Dann kann schon mal der Prozess der Namensgebung angeleiert werden. Bis der durch ist, sind die drei Jahre ‘rum.

  3. 🙂

    Diese Serie ist einfach nur gelungen, genial, toll …
    Vielen Dank für die Erläuterungen zur Namensgebung – ich war soeben auf der Suche in Büchern. Das nenne ich besten Service – und ich hoffe doch auf weitere klare Nächte, damit ich mir nicht allein diverse Körperteile abfriere. Leider habe ich nur einen Fernstecher (kein spezielles Astrogerät), aber ich war trotzdem überrascht, wie viele Details ich sehe. Die kältesten Nächte waren die besten (was die Beobachtung angeht, und nur das).

  4. @Michael Khan

    “Soweit mir bekannt, hatte man sich im 20sten Jahrhundert darauf geeinigt, dass Meere Namen von Gemütsverfassungen haben sollen.”

    Das ist ja interessant! Da war bestimmt ein Japaner am Werk, weil in der japanischen Dichtung das Verschmelzen von Natur und Gefühl sehr geschätzt wird. Soweit ich weiß, interessieren Sie sich ja ebenfalls für Japan und für Gedichte, deshalb verlinke ich hier mal eine Seite zu diesem Thema: http://www.gedichte.com/…iku-Eine-Erkl%C3%A4rung

  5. Antworten 2

    @Theres:

    Ein Feldstecher ist in wirklich kalten Nächten keine schlechte Lösung. Man kann ihn bedienen, ohne die Handschuhe auszuziehen und muss nichts auf- oder abbauen.

    @Mona:

    Als es mit der Mondbeobachtung im 17. Jahrhundert losging, glaubte man wohl, dass die Mondphasen mit dem Wetter korrelieren. Bei zunehmendem Mond wird es heiter, bei abnehmendem feucht. Deswegen haben Meere auf der östlichen Hälfte Namen, die mit heiter(em Wetter) zu tun haben (Ruhe, Heiterkeit), auf der westlichen Seite eher solche, die nach trüb klingen (Regen, Wolken, Feuchtigkeit, Kälte).

    In der aktuellen Lunation, die am 23.1. begann, stimmt diese Annahme ja sogar zufällig mehr oder weniger.

    Irgendwann schwenkte man jedoch in den Folgejahrhunderten um und benannte wild kleinere Basaltbecken, meist nach irgendwelchen Gemütszuständen. Die IAU hat dieses Prozedere dann nur noch fortgeschrieben, aber nicht eingeführt. Wirklich konsequent war die Benennung aber nie – wie bei allem, was Menschen machen – und im Nachhinein ändern lässt es sich auch nicht.

    Mir gefallen der See des Herbstes und das schäumende Meer besonders gut. Nicht als solche – nur vom Namen her.

    Mein Lieblingsort ist nach wie vor die Regenbogenbucht. Nicht nur ist die lokale Umgebung einmalig und die Aussicht (auf den Mond und auf die Erde) fantastisch, man kann von dort aus auch die meisten interessanten Orte problemlos in einer kurzen Fahrt im Staubkreuzer erreichen.

  6. Antwort und Frage @Michael Khan

    “Als es mit der Mondbeobachtung im 17. Jahrhundert losging, glaubte man wohl, dass die Mondphasen mit dem Wetter korrelieren.”

    Hm, das erinnert stark an Volksglauben und Bauernregeln.

    “Mir gefallen der See des Herbstes und das schäumende Meer besonders gut. Nicht als solche – nur vom Namen her.”

    Die finde ich auch schön. Ich bin ja zudem etwas romantisch veranlagt und meine Beschäftigung mit der Astronomie scheint das in geradezu fataler Weise auch noch zu fördern. 🙂

    “Mein Lieblingsort ist nach wie vor die Regenbogenbucht. Nicht nur ist die lokale Umgebung einmalig und die Aussicht (auf den Mond und auf die Erde) fantastisch, man kann von dort aus auch die meisten interessanten Orte problemlos in einer kurzen Fahrt im Staubkreuzer erreichen.”

    Erinnert mich an Jules Verne, dessen Romane mich als Kind total begeisterten. Sie scheinen aber eine ähnliche Phantasie zu haben. Die verlinkte Geschichte kenne ich zwar nicht, aber die Idee mit dem Staubkreuzer finde ich nicht schlecht. Die Regenbogenbucht scheint auch ein ganz fantastischer Ort zu sein, da möchte man glatt einmal hinreisen. Leider wird es Reisen zum Mond so schnell wohl noch nicht geben, zumindest nicht für Normalsterbliche. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als den Mond von der Erde aus zu betrachten und zu fotografieren.
    Apropos, welche Blende verwenden Sie bei Ihren Mondaufnahmen? Ich habe nämlich verschiedentlich gelesen, man solle diese Aufnahmen mit offener Blende machen, weil dadurch mehr Licht in die Kamera fällt und die Belichtungszeit kürzer wird. Das würde aber auch bedeuten, dass man weniger Tiefenschärfe bekommt. In Zeiten der analogen Fotografie hätte das wegen des Schwarzschild-Effektes ja durchaus Sinn gemacht, aber bei der digitalen Fotografie dürfte es diesen Effekt nicht mehr geben. Ich vermute höchstens es könnte ein vermehrtes “Rauschen” auftreten.

    Zum Schluss: Eben habe ich noch die neusten Nachrichten angeklickt und was stand da: “NASA plant Weltraumstation”: http://www.tagesschau.de/ausland/nasa194.html
    Ist doch hoffentlich kein Aprilscherz!

  7. @Mona

    Die verlinkte Geschichte kenne ich zwar nicht, aber die Idee mit dem Staubkreuzer finde ich nicht schlecht.

    Leider basiert diese Geschichte aus dem Jahr 1953 auf Vorstellungen von der Tiefe und Feinheit des Mondstaubs, die in dieser Form wohl nicht zutreffen, wie seit den bemannten und unbemannten Landemissionen, aber auch den Orbitermissionen bekannt ist. Wenn man landet, kann man natürlich leicht die Staubtiefe bestimmen – dann natürlich nur an der Landestelle und ringsherum. Aber auch aus dem Orbit kann man die Staubdichte messen, und zwar indirekt über die thermische Trägheit einer Oberfläche. Solche Messungen können global durchgeführt werden.

    Zur Frage nach der Blende: Ein Teleskop hat keine Irisblende; der Blendenwert ergibt sich aus Apertur und Brennweite als Brenweite durch Apertur. In meinem Fall also 420 mm/70 mm = Blende 6, also eigentlich noch recht offen. Ich weiß nicht, ob die Tiefenschärfe bei Mondaufnahmen wirklich so ein Thema ist.

  8. Frage nach der Blende

    “Ein Teleskop hat keine Irisblende”

    Schon klar, ich hätte eigentlich die Blende an der Kamera gemeint. Aber ich vergaß, dass Sie ja ohne Objektiv durchs Teleskop fotografieren. Ich muss das alles wirklich mal selber ausprobieren, dann passiert so ein peinlicher Denkfehler mit Sicherheit nicht wieder.

  9. Reisen zum Mond

    “Leider wird es Reisen zum Mond so schnell wohl noch nicht geben, zumindest nicht für Normalsterbliche.”

    Wie wahr, wie wahr, leider.
    Und ich frage mich, ob die Menschheit es schafft, bis 2020 wieder Menschen zum Mond zu schicken? – Ich schätze eher, dass es erst in den 2020er Jahren wieder der Fall sein wird.

    P.S. Ja, ich glaube, dazu steht hier irgendwo schon mal was, habe im Moment aber keinen Nerv zum suchen…

  10. @Mona

    Wie es aussieht, können wir uns beide auf das Jahr 2013 freuen, denn dann wird die chinesische Mondlandesonde Chang’E-3 landen, na wo wohl? Genau: im Regenbogenmeer.

    Bis dahin haben Sie es sicher selbst fotografiert, wenn auch noch von hier unten.

    Ich hoffe nur, dass die chinesische Öffenlichkeitsarbeit 2013 etwas offensiver ist als bei den bisherigen zwei Sonden. Da können die Chinesen von den Japanern lernen. Die haben ihrer Mondsonde Kaguya/Selene eine HDTV-Kamera mitgegeben und sind eine Medienpartnerschaft mit der japanischen Fernsehanstalt NHK eingegangen, was maximale Breitenwirkung garantierte.

  11. @Hans

    Bis 2020 Menschen auf dem Mond? Die Amerikaner werden erst 2016/17 wieder soweit sein, dass sie Menschen ins Erdorbit transportieren.

    Die Chinesen sind auch noch nicht so weit. Sie bauen an ihrer Rakete von Ariane-5-Größe, was aber für eine Mondmission nicht reicht. So eine Rakete haben die Amerikaner auch noch nicht, arbeiten aber daran.

    Die Europäer … Ach, lassen wir das.

    Also wird es das nächste Jahrzeht werden. Ich hoffe nur, dass ich nochmals Menschen auf dem Mond erlebe, bevor ich den Löffel abgebe.

  12. Mondlandesonden @Michael Khan

    2013 scheint in der Tat ein spannendes Jahr zu werden. Da wir uns kürzlich über den Mondstaub unterhielten, sollte 2013 nicht auch noch eine amerikanische Sonde starten, die “Lunar Atmosphere and Dust Environment Explorer”. Ist das noch aktuell?

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