Der Mond, Aldebaran und die Venus am 21.4.

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Der Blick in den abendlichen Westhimmel lohnte sich diesen Abend ganz besonders. Der Mond und die Venus stehen beide dicht beieinander im Stier. Der Mond ist dazu auch noch sehr nahe am roten Riesenstern Aldebaran. Die Gruppe ist so dicht beisammen, dass alle drei ins Sichtfeld eines Teleobjektivs passen.

Zuerst die Übersichtsaufnahme, komplett und ohne Zuschnitt oder Nachbearbeitung. Doch ja, das Rauschverhalten ist beeindruckend. Allerdings sehe ich auch schon einige Hotpixels. Bei normalen Lichtbedingungen würden die gar nicht auffallen. In einem Astrofoto hängt der Brotkorb allerdings etwas höher.

Etwa in der 8-Uhr Position von der Venus aus sieht man das Mehrfachsternsystem τTauri. Die hier deutlich aufgelösten Partner sind etwas mehr als eine Bogenminute getrennt. Ein weiterer Stern befindet sich in 0.1 Bogensekunden Abstand vom helleren der beiden und ist hier natürlich nicht zu sehen.

Der Mond in den Hyaden nahe Aldebaran und die Venus am 21. April 2015 um 21:44 MESZ, Canon EOS6D, Leica Elmarit 180, f/5.6, ISO 1250, 1 Sekunde
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Der Mond in den Hyaden nahe Aldebaran und die Venus am 21. April 2015 um 21:44 MESZ, Canon EOS6D, Leica Elmarit 180, f/5.6, ISO 1250, 1 Sekunde

Danach habe ich mit dem 420 mm-Apochromaten den Mond und Aldebaran fotografiert, und zwar absichtlich überbelichtet, sodass das aschgraue Licht sichtbar wird. Dann ist unvermeidlich die sonnenbeschienene Mondsichel überbelichtet. Dafür sieht man aber auch Aldebaran sowie einige kleinere Sterne in den Hyaden. Zuerst mit der Vollformatkamera bei ISO 10000. Ich muss den Umgang mit diesem Gerät erst noch lernen. Leider hatte ich zu spät gemerkt, dass die aktive Rauschunterdrückung bei hohen ISO-Werten auf “Standard” gesetzt war, was eine Menge unerwünschter Artefakte produzierte.

Interessant ist etwa in der 7-Uhr-Position der in allen drei Aufnahmen deutlich zu sehende, bereits beleuchtete Berg, der über den noch dunklen Teil der Mondscheibe hinausragt.

Der zunehmende Mond und Aldebaran am 21.4.2015, 21:51 MESZ, Canon EOS6D, TS-Optics TSAPO65Q 420/65 Quadruplet Apochromat, ISO 10000, 1/8 Sekunde
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Der zunehmende Mond und Aldebaran am 21.4.2015, 21:51 MESZ, Canon EOS6D, TS-Optics TSAPO65Q 420/65 Quadruplet Apochromat, ISO 10000, 1/8 Sekunde

Die EOS600D mit ihrem kleineren Chip bildet dieselbe Szene auf mehr Pixeln ab und schlägt sich bei ISO 1600 und 1/3 Sekunde sehr achtbar, finde ich, wenn auch hier leider ein bisschen verwischt. 1/3 Sekunde ist bei der Brennweite ohne Nachführung eigentlich schon etwas zu lang.

Es ist ganz und gar nicht so, dass man mit der EOS600D keine Astrofotografie anfangen kann. Sie kommt auch bestimmt nicht zum alten Eisen, sondern wird nach wie vor viel zu tun bekommen. Nicht zuletzt auch wegen ihres ausklappbaren LCD-Bildschirms, der in vielen Aufnahmesituationen einen erheblichen Komfortvorteil bietet.

Der zunehmende Mond und Aldebaran am 21.4.2015, 21:47 MESZ, Canon EOS600D, TS-Optics TSAPO65Q 420/65 Quadruplet Apochromat, ISO 1600, 1/3 Sekunde
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Der zunehmende Mond und Aldebaran am 21.4.2015, 21:47 MESZ, Canon EOS600D, TS-Optics TSAPO65Q 420/65 Quadruplet Apochromat, ISO 1600, 1/3 Sekunde

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

12 Kommentare

  1. Falls Sie ein Tablet besitzen können Sie die EOS 6D auch von dort aus bedienen. Vor allem das grössere Live-Bild hilft ungemein beim fokussieren.

      • Nein, gar nicht!!! – So sollte das nicht rüberkommen.
        Die Bilder sind perfekt fokussiert, soweit ich das beurteilen kann. Mir gefallen sogar die Strahlen bei der Venus im Übersichtsbild.
        Ich dachte dabei eher an mich selbst (und meine Bandscheiben).

    • Ich dachte, das wäre so gewollt. Bei der Astrofotografie kann man sich nämlich mit Kameras, die kein schwenkbares Display haben, ganz schön den Hals verrenken.

      • Das schwenkbare Display hilft aber nur wirklich, wenn die Bedienung der Kamera via Touch-Screen möglich ist. Ansonsten gibt’s dabei wieder Verrenkungen und unwürdige Stellungen (wenigstens sieht einem dabei meistens keiner zu ;- ).
        Dank der wireless Verbindung sind bei der 6D die wichtigsten Einstellungen (ISO, Blende, Verschlusszeit etc) komfortabel am Tablet oder Smartphone möglich. Und – wie erwähnt – vor allem die Fokussierung sowie die Kontrolle der aufgenommenen Bilder ist am grösseren Bildschirm leichter und genauer. Wüsste nicht, was da ein kleines Kamera-Display besser machen könnte. Sei es auch noch so schwenkbar…
        Der einzige Nachteil ist der höhere Energieverbrauch. Allerdings reichte es gestern für über 4 Stunden ununterbrochenen Betrieb. Dabei war Wireless an der Kamera unnötigerweise (Grund siehe oben ;- ) permanent eingeschaltet.

        • Ich klappe bei der 600D das Display aus ond orientiere es so, dass ich bequem von oben draufschauen kann, auch wenn das Teleskop in den Zenit, also direkt nach oben ausgerichtet sein sollte und die Kamera deswegen genau nach unten hängt. Das ist schon mal ein ganz gewaltiges Komfort-Plus, gerade für so einen alten Knacker wie mich.

          Wenn ich Astrofotografie mache, dann entweder mit meinen alten Leica-Objektiven, die ergonomisch fast perfekt sind. Der Blendenring und der Focus-Ring sind immer gut zu erreichen. Bei meine Teleskop geht das über den Crayford, das ist auch kein Problem.

          Belichtungszeit geht über die Rändelscheibe, die findet man auch noch. Aber der ISO-Wert kann in der Tat problematisch werden: Ärgerlicherweise scheint Canon es darauf anzulegen, wichtige Bedienelemente bei jeder ihrer DSLRs an anderer Stelle anzuordnen. Bei der EOS6D sitzt der Knopf zum Bild-Löschen da, wo bei der EOS600D der Knopf zum Anzeigen der Bilder ist! Das finde ich nun wirklich schon eine mutwillige Erschwernis der Bedienung.

          Ganz zweifellos ist das über WiFi und einen Tablet-PC nochmals ein ganzes Stück komfortabler. Wie sieht das denn mit der manuelle Fokussierung aus? Da ist es ja wichtig, dass das Bild auf dem LiveView (bzw. dem Tablet) in Echtzeit aufgefrischt wird, wenn man nachfokussiert. Klappt das ohne Verzögerung?

          • Die Verzögerung ist kaum merkbar, etwa eine halbe Sekunde. Mich stört sie nicht.
            Zur Zeit läuft eine 16 mm Weitwinkel-Serie bei f / 3.5. Ohne das Tablet hätte ich den Fokus mühsam mit Aufnahmen am PC kontrollieren müssen. Keine Chance mit dem kleinen Kamera-Display.

          • Ich habe die EOS-Remote-App schon auf meinem Handy, habe aber die Fernsteuerung noch nicht ausprobiert. Bei manueller Fokussierung unter real existierenden Seeing-Bedingungen sehe ich eine halbe Sekunde Zeitverzögerng schon als etwas problematisch an. Wenn es darum geht, einen Sensor des Autofokus auszuprobieren, ist es natürlich unkritisch.

    • Ah, noch jemand mit einer 6D. Willkommen im Club! Vielen Dank für das Posten des Links zu Ihrem Bild. Ich finde es sehr praktisch, dass man da auch gleich Zugriff auf die EXIF-Daten hat.

      Ihre Aufnahme entstand also gestern Abend um 21:31, etwa 15 Minuten vor meiner, was natürlich in der Abenddämmerung viel ausmacht, mit ISO 100, f/2.8 und 10 Sekunden.

      Haben Sie auch noch etwas knapper belichtete Aufnahmen probiert?

      • Ja, die EXIF-Daten stimmen. Ich habe die Datei hinter dem Link nochmal mit einer kürzer belichteten Version ausgetauscht. Die EXIF Daten sind jetzt 0,6 sec bei f1.4 Iso 100 um 21:22 Uhr.

        • Also, im Vergleich mit der Aufnahme, die Sie vorher eingestellt hatten, finde ich, dass die neue überlegen ist. Durch die knappere Belichtung ist der Mond weniger überbelichtet und man sieht das aschgraue Licht. Venus, Aldebaran und Orion und noch einige andere Sterne sind dennoch gut sichtbar. Haus, Horizont und Bäume sind pechschwarz und der Himmel ist etwas farbintensiver.

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