Dennis Titos 500-Tages-Mission bahnmechanisch gecheckt

BLOG: Go for Launch

Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Zu den Plänen des US-Millionärs und Raumfahrtenthusiasten Dennis Tito für eine bemannte 500-Tages-Mission zum Mars finden Sie auf meinem englischsprachigen Blog einen kurzen, aktuellen Artikel, in dem ich mich vor allem der bahnmechanischen Aspekte der Unternehmung annehme.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

6 Kommentare

  1. Warum nicht die NASA?

    Die US-Raumfahrt scheint immer mehr von privaten Hazardeuren in die Hand genommen zu werden: SpaceX, Dennis Tito, Planetary Resources, Blue Origin, SpaceShipOne, Bigelow, … Die Liste hört nicht mehr auf.

    Die NASA hat diese Entwicklung zwar mit dem COTS- und CRS-Programm unterstützt. Irgendwann – kann man sich schon vorstellen – wird dann die NASA bedeutungslos und die neue Raumflug-Ära hat dann ihre Space-Moguls, eine neue Species, die vor allem von reichen US-Amerikanern, aber auch einem reichen Engländer gebildet wird.

    Dennis Tito hat sich mit der Mars-Swing-By Reise sogar etwas realistisches ausgesucht. Rein raumfahrttechnisch wohl – wie auch dieser Beitrag zeigt – durchaus machbar und nicht einmal herausfordernd was das benötigte Material angeht. Nur für die Passagiere wird es eine Herausforderung wenn sie abwechseln gegrillt und tiefgefroren werden auf ihrer Reise. Einen grösseren Sonnensturm würden sie wahrscheinlich nicht heil überstehen, was in Forbes so kommentiert wird:
    “Even so, radiation is still likely to be a major hazard on the trip, so that’s a technical hurdle that absolutely needs to be overcome – especially if a large solar flare or other event bombards the solar system with cosmic rays.”

    Inspiration Mars ist natürlich ein toller Titel für das Unternehmen. Man fragt sich nur: Wo bleibt NASA’s Inspiration?

  2. Antworten

    @Daniel Fischer:

    Zu den Vorschlägen von damals, die Saturn-Oberstufe dran zu lassen und als Habitat für eine Flyby-Mission an der Venus zu nutzen (dass man das auch fur den Mars angedacht hatte, war mir gar nicht bekannt), wollte ich schon lange mal etwas schreiben. Ich habe noch ein altes Paper von damals vorliegen, kam aber nie dazu, einen Artikel daraus zu machen. Es wundert mich jetzt nicht wirklich, dass das nicht umgesetzt wurde, wobei man natürlich sagen muss, dass die so verfügbare Fluchtmasse und damit auch die Erfolgschance um ein mehrfaches höher sind als das, was bestenfalls im Jahre 2018 machbar sein werden.

    Ich komme auf eine Fluchtgeschwindigkeit von 6.2 km/s, da Titos Mannen denselben physikalischen Gesetzen folgen müssen wie ich, werden sie dasselbe herausbekommen. Die Delta-IV-Heavy schafft laut Benutzerhanduch eine Nutzmasse von 5.5 Tonnen in eine solche Erdflucht. Die Falcon Heavy ist etwa doppelt so stark, schafft also rund 11 Tonnen. Für ein Raumschiff mit 2 Mann Besatzung, einem Lebenserhaltungssystem, dass diese 2 Leute anderthalb Jahre lang am Leben erhält und eine Kapsel, die mit 9 km/s Ankunftsgeschwindigkeit klarkommt, wobei sie unterwegs zwischen doppelt so viel und halb so viel Wärmeeinstrahlung wie in Erdnähe und auch die Abschirmung vor kosmischer Strahlung bewältigen muss, ist das schon sportlich. da weerden die aber in den kommenden 5 Jahren alle Hände voll zu tun haben.

    @Martin Holzherr:

    Der Mannschaft wird weder zu warm noch zu kalt. Die Anforderungen durch die externen Faktoren gelten für die technische Auslegung des Raumschiffs.

    Das größte Problem ist in der Tat die Strahlenbelastung – das gilt bei jedem bemannten Raumflug, um so mehr, je länger er dauert. Es wird an Bord eines Schutzraums bedürfen. Am besten legt man die Wiedereinstrittskapsel entsprechend aus. Die beste Abschirmung für heliogene Korpuskularstrahlung sind wasserstoffhaltige Materialien. Man sollte also Tanks für Treibstoff und Trink-, Brauch oder Schmutzwasser entsprechend anordnen.

    Ob mit der geringen Startmasse ein adäquater Schutz der Besatzung einhergeht, wird sich zeigen.

  3. Psychologie

    Wenn man zwei Personen für 500 Tage zusammen einsperrt, gibt das nicht eine psychologische Katastrophe?

    Wäre es nicht psychologisch besser, nur eine Person alleine für 500 Tage einzusperren?

  4. @The Karl Bednarik

    Wenn man zwei Personen für 500 Tage zusammen einsperrt, gibt das nicht eine psychologische Katastrophe?

    Wenn ich einer der beiden wäre, ginge das bestimmt schief, aber mich sollte man halt für so etwas auch nicht nehmen.

    Wäre es nicht psychologisch besser, nur eine Person alleine für 500 Tage einzusperren?

    Ich würde generell sagen, dass die logische Sequenz für die Vorbereitung einer bemannten Mars-Vorbeiflugmission sein sollte wie folgt:

    1.) Man testet das Raumschiff im Erdorbit, erst unbemannt, dann bemannt.

    2.) Man führt eine Mondvorbeiflugsmission, auch einem Free-Return-Trajectory durch, erst unbemannt, dann bemannt. Das wäre schon einmal eine 7-Tages-Mission und würde die Bordsysteme von Start bis Wiedereintritt auf den Prüfstand stellen.

    3.) Man kann eine Mission mit multiplen Mondswingbys machen, wobei jeder Swingby wieder auf die nächste Mondbegegnung zielt, der letzte Swingby auf die Rückkehr zur Erde. Zwischen jedem Swingby liegt ein Monat. So lässt sich eine längere Mission bewerkstelligen, die Risiken liegen aber immer noch deutlich unter denen einer marsmission. immerhin bleibtman ja durchweg in {relativer) Erdnähe. Ich würde auch mal vermuten, dass sivh so etwas medial durchaus gut verkaufen lässt.

    4.) Wenn 1.) 2.) und 3.) erfolgreich absolviert waren, dann kann man an eine Mars-Mission denken.

    Aber das schafft man wohl nicht bis 2018.

  5. Zusatzmissionen

    Als Zusatzmissionen 3.b) schlage ich vor, eine Anzahl von Freiwilligen paarweise für 500 Tage in kleine Bunker einzusperren.

    Alle jene, die das bei geistiger Gesundheit überlebt haben, sind auch für die Marsmission geeignet.

    Ich persönlich träume aber von einer Einmann-Einsiedler-Mission (der alte Mann und der Weltraum, ein Helden-Epos).

    P. S.:

    Womit habe ich mir den humorvollen Ehrentitel “The” verdient?

    Ich weiss, “Seine Erhabenheit” wäre ein wenig übertrieben.

    Na ja, immerhin habe ich Dead Space 3 und dann auch noch Crysis 3 ohne weitere geistige Schäden überstanden.

    Für die Verwendung der Xbox 360 im Weltraum muss man aber noch das CD-ROM-Laufwerk durch ein lage-unabhängiges Laufwerk ersetzen.

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