Buran Revisited
BLOG: Go for Launch
Vor vier Jahren sah ich sie zum ersten Mal. Da lag sie, würdelos und in Einzelteilen, von ihrer langen Reise ziemlich mitgenommen im Hof des Technikmuseums Speyer. Nun aber sah ich sie wieder. Inzwischen hat man eine neue Ausstellungshalle eröffnet, in der sie nun als unbestrittene Königin residiert: OK-GLI, die einzige überlebende Buran-Raumfähre.
OK-GLI war die Version des russischen Space Shuttle, die für atmosphärische Tests genutzt wurde. Dazu hatte man ihr vier massive Düsentriebwerke ins Heck montiert, deren brachialer Schub selbst die aerodynamisch zwangsläufig nicht besonders leistungsfähige Raumfähre wie ein normales Flugzeug abheben ließ – laut den Berichten des Testpiloten Igor Volk flog sich die Diva sogar recht gefügig. Da diese Triebwerke natürlich soffen wie ein Loch, wurde in der Ladebucht, dort wo beim orbitalen Modell die Nutzlast hinauf ins Orbit bzw. wieder herunter zur Erde gebracht werden sollte, ein riesiger Treibstofftank installiert.
Wie sich das Schwappen des Kerosins in diesem großen Zylinder auf die Steuerbarkeit auswirkte, stand leider nirgends. Das Fliegen der OK-GLI muss wohl doch eine Menge Fingerspitzengefühl erfordert und Igor Volks Fähigkeiten voll in Anspruch genommen haben.
Obwohl die OK-GLI eigentlich nicht sonderlich groß ist – ihre Dimensionen gleichen in etwa denen eines kleinen Verkehrsflugzeugs, obwohl ihr Rumpf natürlich deutlich dicker ist – wirkte sie auf mich doch gewaltig, wie sie da in der Halle stand. Man kann sie nicht nur von unten betrachten; es wurden auch zwei Treppen in sie hinein gebaut. Die eine führt in das Abteil zwischen Ladebucht und Hinterwand, dort wo beim Orbitalmodell die Raketentriebwerke für Transfers in der Erdumlaufbahn angeordnet waren (Große Haupttriebwerke wie das US-Space Shuttle hatte die Buran nicht – sie sollte sich von einer Großrakete vom Typ Energia ins Orbit tragen lassen). Hier kann man Treibstoff- und Hydraulikleitungen und Verkabelung sehen.
Die zweite, größere Treppe führt bis über den vorderen Teil der Ladebucht. Dort kann man die ganze Raumfähre entlang nach achtern blicken, aber auch durch die hinteren Sichtluken einen Blick ins Cockpit werfen.
In der Raumfahrthalle ist nicht nur die OK-GLI ausgestellt, es gibt zahlreiche andere Exponate, beispielsweise eine Sojus-Kapsel, eine EPS-Oberstufe der Ariane-5 G, ein Modell des deutschen Konzepts für ein wiederverwendbares Startsystem “Sänger 2”, 1:1-Modelle eines Wostok-Raumschiffs, einer Apollo-Landefähre und eines Mond-Rovers, oder diverse Raumanzüge. Es gibt dort allerdings auch noch viel Platz – die Raumfahrtausstellung dort ist offenkundig noch im Aufbau. Ich bezweifele allerdings, dass es einem anderen Exponat gelingen wird, der Königin die Schau zu stehlen.
Hier einige Fotos, die ich bei meinem Besuch im Museum (nicht nur in der Raumfahrthalle) machte:
Vielleicht schafft es sogar ein altes Space-Shuttle nach Speyer? Und wenn das dann wieder über den Rhein transportiert wird …
@Khan
Waren die ersten Flugversuche nicht komplett Computergesteuert bzw. Ferngesteuert?
@Anton Maier
Nein.
@Martin
Ein NASA-Shuttle in Speyer? Das wäre der Hammer, aber darauf brauchen wir wohl nicht zu hoffen. Die sind vergeben.
Vielen Dank übrigens noch für die Hilfe beim Einbinden der Dia-Show. Wie du siehst, hat die auch das Anhängen weiterer Kommentare überstanden und funktioniert immer noch.
Relative Größen
“Obwohl die OK-GLI eigentlich nicht sonderlich groß ist – ihre Dimensionen gleichen in etwa denen eines kleinen Verkehrsflugzeugs,…- wirkte sie auf mich doch gewaltig, wie sie da in der Halle stand.”
Stimmt, bei derartigen Raumfahrtexponaten ist die Größe oftmals mit einfachen “irdischen” Fahrzeugen/Gegenständen vergleichbar. Im Hinterkopf schwingt bei mir dann aber die Tatsache mit, das eben diese Verkehrsflugzeug-großen Teile auf so gewaltige Energien gebracht werden können, das sie Orbits oder Fluchtbahnen erreichen können. Das macht sie dann wahrhaft gewaltig.
Ich hatte mich mit Stephan Fichtner drüber unterhalten, als die Buran in Speyer anlegte. Er meinte, die Macher des Museums sind sehr findige Leute. Aber vielleicht ist das dann doch eine Nummer zu groß.
Ich habe noch einen anderen Code eingefügt und der wird nicht mehr “rausgepfeffert”.