Bilder der Endmontage von ExoMars-2016

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
Go for Launch

Die ESA-Marsmission ExoMars 2016 wird momentan in Europa und in Baikonur mit allen Kräften für den Start vorbereitet. Vorgesehenes Startdatum ist der 14. März. Hier im ESA-Webauftritt einige aktuelle Bilder der Sonden während der Modulintegration in Europa.

Die Bestandteile der Mission ExoMars 2016: Der TGO und die Landesonde Schiaparelli, Quelle: ESA

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

11 Kommentare

  1. Bei dieser Art von “wissenschaftlichen” Projekten kommt bei mir immer eine große Begeisterung auf. Was darf es denn diesmal an Bastelei sein, die “Wissenschaftler” zum Mars senden? Das übliche eben, das auch schon die Amerikaner in den letzten 40 – 50 Jahren geschickt haben. Was kostet es den Steuerzahlern? 1 Milliarde Euro oder 2 Milliarden Euro. Der Nutzen? Irgendwo zwischen 0 und nicht messbar*1. Deutsche “Wissenschaft” as usual.

    *1 Natürlich ist bei dieser Art von “Wissenschaft” ein Ergebnis sicher: Das weitere Missionen von hohem “wissenschaftlichen” Wert für erforderlich gehalten werden.

    Deutschlandfunk (12.02.2014): “Ursprünglich sollten die ExoMars-Kosten auf eine Milliarde begrenzt werden, doch nach dem Rückzug der NASA dürften nun einige hundert Millionen Euro hinzu kommen. Schon fürchten manche Experten, es werde einen faulen politischen Kompromiss geben: Nämlich dass das ExoMars-Projekt nach der ersten erfolgreichen Sonde sang- und klanglos ausläuft und der wissenschaftlich so bedeutende Rover nie zum Einsatz kommt.”

  2. Das ist eben so eine me-too-Mission wie die Chinesen auf dem Mond. Man kann das jetzt auch, man ist stolz, zuviel solls dann aber auch nicht Kosten, sonst nörgelt Siegfried. Nichts halbes und nichts ganzes. Warum wirft man nicht mal seine Ressourcen international zusammen und probiert mal ambitioniertere Sachen, die ganzen Eismonde etwa per Lander. Bemannte Marsmission. Aber nein, die USA sind mit Rovern auf dem Mars, die Europäer dackeln mal hinterher, vom Mond winken derweil die Chinesen. Diese ganze National-und Euro-Raumfahrt wirkt 2016 reichlich angestaubt. Rosetta, ok, das konnte noch begeistern, aber Philae sitzt da nun stumm rum. Die Sowjetunion war schon vor vierzig Jahren auf der Venus! Die USA bemannt auf dem Mond. Es fällt mir schwer, seitdem große Fortschritte zu erkennen, im Sinne wagemutiger leicht irrer von Neugier getriebener Forschung. Sicher steckt auch hier viel Arbeit, Geld, Knowhow und Stolz in so einer Mission und sicher ist das auch noch spannend. Aber 40 Jahre nach der Venusmission hätte man sich eigentlich eher sowas wie erste Versuche interstellarer Reisen oder tauchende Sonden auf Europa erhofft, und nicht me-too auf dem Mars oder Millionäre in der ISS. Es wirkt bisschen so, als war nach 1989 allgemein die Luft raus, Wettstreit der Systeme gewonnen, Weltraum somit nicht mehr so interessant (kleinere Budgets). Im übrigen glaube ich, Siegfried, dass viele Leute ganz anders als Sie denken, besonders jüngere. Ihre Einwände klingen sehr bürokratisch, so erobert man nicht dass Universum.

    • Partnerschaft ist schön und gut, aber man muss auch relevantes Know-How einbringen. Wenn man selbst nicht auch mal zeigt, dass man was reißen kann, werden die potenziellen Partner auch nicht so interessiert sein.

      Ambitioniert würde mir auch gefallen. Aber selbst die erste ExoMars-Mission steht jetzt, 2016, also 16 Jahre nach den ersten ernsthaften Studien vor dem Start. Rover dann frühestens 2018. Das ist alles quälend langsam. So sieht eben leider die gelebte europäische Realität de facto aus. Ich wäre froh, wenn es anders wäre.

  3. Mars ist ein so faszinierender und weitere Forschung benötigender Planet, dass ich die Kommentare meiner beiden Vorposter nicht im Geringsten verstehe. Weder wird der Nutzen “zwischen 0 und nicht messbar” liegen noch ist eine Mission dorthin eine Me-too-Angelegenheit, die viel besser gegen andere und viel spektakulärer erscheinende Ziele hätte ausgetauscht werden sollen.

    Im Gegenteil: An der Stelle der Amerikaner würde ich noch einen zweiten Curiosity-Rover zum Mars schicken, um mindestens noch eine der vier Örtlichkeiten, die für Curiosity zur Auswahl standen, näher zu untersuchen (vielleicht mit leicht geänderter Bestückung an wissenschaftlichen Experimenten). Die Kosten für eine solche Nachfolgemission dürften deutlich niedriger liegen als für die erste Mission, da viele Entwicklungen (z. B. der Rover selbst oder das Skycrane-Manöver, mit dem er auf der Marsoberfläche abgesetzt wurde) schon vorliegen und nicht nochmal bezahlt werden müssen. Soweit ich weiß, war eine solche Mission sogar in Planung, ist aber dann leider gecancelt worden.

        • Mich wundert, dass so viel Zeit zwischen MSL-1 und MSL-2 verstreicht. Technologie hat ebenso wie Know-How ein eine kurze Halbwertszeit. Eigentlich hätte man erwarten können, dass die Nachfolgemission im Startfenster 2013 oder spätestens in dem aktuellen Startfenster Anfang 2016 gestartet wird, unter Nutzung vieler bereits gebauter Komponenten von MSL-1.

          Aber für 2016 war ein Insight vorgesehen, ein Reflight von Phoenix (2008) mit anderen Instrumenten und anderer Landestelle (Elysium Planitia), Der Start von Insight wurde jedoch abgesagt, da es Probleme mit einer von Frankreich beigesteuerten Nutzlast gab. Wie es mit Insight weiter geht, soll nächsten Monat entschieden werden. Angeblich ist auch die komplette Einstellung der Mission eine Option. Ob das auch stimmt, oder ob das nur ein Druckmittel ist, um Frankreich zur Leistung höheren finanziellen Beitrags zu zwingen überreden, entzieht sich meiner Kenntnis.

          • Angeblich ist auch die komplette Einstellung der Mission eine Option. Ob das auch stimmt, oder ob das nur ein Druckmittel ist, um Frankreich zur Leistung höheren finanziellen Beitrags zu zwingen überreden, entzieht sich meiner Kenntnis.

            Gehe ich nach diesem Bericht, dann hat man schon 525 der 675 budgetierten Millionen USD ausgegeben. Wie man angesichts dessen noch entscheiden könnte, die Mission gänzlich abzublasen, ist mir ein Rätsel.

            Wobei – wenn ich den Bericht richtig interpretiere, dass die Franzosen es mit der Undichtigkeit in ihrer Seismometer-Hülle verkackt und die Startverzögerung verursacht haben, könnte das für die NASA eine willkommene Gelegenheit sein, hinsichtlich Kostenübernahme Druck auszuüben.

          • Ich weiß nicht, welche Anforderungen an die Reinheit der Lagerungsbedingungen während des Wartens auf das Startfenster 2018 gestellt werden. Diese Lagerung kostet ohnehin Geld. Wenn dann noch erhebliche Anforderungen seitens der “Planetary Protection” kommen, damit nachvollziehbar sicher gestellt wird, dass keine Kontamination mit irdischen Organismen erfolgt, wird es richtig teuer.

            Die Zusatzkosten müssen ja jemandem aufs Auge gedrückt werden. Für die Rolle dessen, der die Kosten aufs Auge gedrückt kriegt, kommt schon mal die Seite infrage, die die Missionsverzögerung zu verantworten hat. Zumindest haben die argumentativ einen eher schweren Stand.

    • Ich finde den Mars auch immer schon sehr interessant, vor allem seit ich das eine Foto mit dem blanken Eis unter dem Sand gesehen habe. Aber wegen mir könnte man mehrgleisiger fahren: Mars intensiv erforschen. Bemannte Mondstation, bemannte Marsmission als konkrete Planung zügig in Angriff nehmen. Eismonde parallel mit Sonden und dann auch Landern. Und dann den interstellaren Raum mal auf die Liste setzen, das geht ja vielleicht auch günstiger und unkonventionell per Minicube-Schwarm o.ä. Da braucht man dann natürlichviel Geduld. Man hat aber den Eindruck, seit 1989 geht alles nur noch langsam, im Sparmodus und mit angezogener Handbremse voran. Dann heisst es immer, bemannte Raumfahrt sei Quatsch, teuer und prestigeorientiert, und man erfährt doch viel mehr wissenschaftlich brauchbares von Sonden in 30 oder 30.000 Km Entfernung. Das kann aber doch immer nur der erste Schritt sein. Raumfahrt hat neben der rein wissenschaftlichen Bedeutung auch eine kulturelle Komponente, das wird leicht übersehen oder belächelt. Wenn man sieht, wieviel Geld dagegen in zweifelhafte irdische Projekte gepumpt wird…

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