Gestern keine Camelopardaliden gesehen

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Gestern abend war wunderbar klarer Himmel, bis auf eine Wetterfront, die langsam von Westen her aufzog und ab 1 Uhr immer mehr störte. Das ließ mir jedoch genug Zeit, um bis nach 23 Uhr die Viererkette zu betrachten und Merkur bis fast hinunter zum Horizont zu beobachten.

Panorama-Aufnahme mit vier gleichzeitig sichtbaren Planeten, zusammengesesetzt aus drei Einzelaufnahmen. Ort: Darmstadt-Eberstadt, Zeit: 22:45, Kamera Canon EOS 600D mit Sigma 10 mm F2.8 EX DC, ISO 800, Belichtungszeit 1 s, Blende 2.8
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Panorama-Aufnahme mit vier gleichzeitig sichtbaren Planeten, zusammengesesetzt aus drei Einzelaufnahmen. Ort: Darmstadt-Eberstadt, Zeit: 22:45, Kamera Canon EOS 600D mit Sigma 10 mm F2.8 EX DC, ISO 800, Belichtungszeit 1 s, Blende 2.8

Diesmal hatte ich mehr Erfolg mit der Erstellung einer Panoramaaufnahme (hier in Originalgröße), die aus drei Einzelaufnahmen mit dem Fisheye-Objektiv zusammengesetzt wurde. Die Übergange zwischen den Einzelaufnahmen bleiben leider sichtbar, und zwangsläufig muss man schon genau hinsehen, um Merkur zu entdecken. Der Planet ist zwar jetzt knapp nach seiner maximalen Elongation, wir sehen aber auch zunehmend weniger von der beleuchteten Seite, sodass er weniger hell erscheint.

Notabene: Der ärgerliche Lichtfleck links (das Haus unterhalb von Spica) wird durch eine einzige nicht abgeschirmte Straßenlaterne verursacht!

Zu meiner Überraschung war nur geringer Dunst in Horizontnähe, sodass man Merkur bis um 23:08 gut beobachten konnte. Da stand er schon sehr niedrig und verschwand schließlich hinter einer entfernten Baumgruppe.

Der Rest des Abends sollte eigentlich den mit Vorbehalt angekündigten Camelopardaliden gehören, aber ich selbst habe nicht einen einzigen Meteor gesehen, geschweige denn einen Schwarm, Schauer oder gar Sturm.

Ein mitbeobachtender Vereinskollege hatte allerdings mehr Glück als ich – der sah zwischen Arktur und Mars einen hellen Meteor (geschätzt mag +2), dessen Flugrichtung mit einem Camelopardaliden vereinbar war, dann später noch einen dunkleren, langsamen direkt am Radianten.

Der Nordhimmel am 23 Mai 2014 von Darmstadt-Eberstadt, um 24:00. Canon EOS 600D, Sigma 10 mm F2.8 EX DC, ISO 800, 10 s
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Der Nordhimmel am 23 Mai 2014 von Darmstadt-Eberstadt, um 24:00. Canon EOS 600D, Sigma 10 mm F2.8 EX DC, ISO 800, 10 s

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

12 Kommentare

  1. Selbst im besser positionierten Nordamerika blieb der “Sturm” aus (was aber keine Überraschung war). Mit ZHR von 20 lag die maximale Rate einen Faktor 10 unter den optimistischsten Prognosen. Dennoch traf der Strom ein – genau nach Zeitplan. Ein noch nie beobachteter Meteorstrom wurde damit erfolgreich vorhergesagt: http://imo.net/camelopardalids2014-results

  2. “Ein noch nie beobachteter Meteorstrom wurde damit erfolgreich vorhergesagt” – das kann man so auch wieder nicht sagen, denn Meteore von Staub, den 209P/LINEAR noch früher freigesetzt hatte, sind in den vergangenen Jahren durchaus gesehen worden, wie in http://meteor.seti.org (May 12, 2014, und August 26, 2013) dokumentiert ist.

    Noch nicht beobachtet worden waren nur die spezifischen Dusttrails, die jetzt (überwiegend sehr schwache und nur mit Radiomethoden detektierbare) Meteore produzierten – und derartige Vorhersageerfolge gab es seit 1999 auch schon bei den Leoniden, Perseiden und Draconiden. Die Mathematik ist also etabliert (und die konkurrierenden Theoretikergruppen waren sich diesmal auch einiger gewesen als je zuvor). Wenn überhaupt nichts passiert wäre, das wäre eine Sensation gewesen …

  3. Hallo zusammen,
    Camelopardaliden habe ich zwar hier auf Mt. Graham bisher auch noch keine gesehen, aber dafür gestern um kurz vor 4 Uhr Ortszeit eine sehr helle Lichtquelle, die im Osten “aufging”. Von der Helligkeit und der Bewegung vermutete ich, dass es die ISS gewesen sein könnte, aber auf heavens-above.com fand ich weder für die ISS noch für irgendeinen anderen Satelliten einen Überflug zu dieser Zeit. Das Objekt war heller als Venus und zu langsam (und zu hell) für ein Flugzeug. Könnte es ein Raketenstart in Florida gewesen sein? Laut http://spaceflightnow.com/tracking/ wurde gestern Eutelsat 3B gestartet, aber zwischen 5 und 6 Uhr EDT, was zwischen 2 und 3 Uhr Arizona-Zeit gewesen wäre. Kann man irgendwo nachsehen, ob die eine Stunde “Verspätung” hatten…?
    — Leonard

  4. Hallo Leonard, ist das ein Vertipper mit dem Aufgang im Osten? Die ISS kann es dann nicht gewesen sein, die müsste über Arizona immer aus dem Nordwesten oder aus dem Südwesten kommen. Allzu weit vom Sonnenunter- oder -aufgang ist die ISS eh nie zu sehen, denn die muss ja bereits (bzw. noch) von der Sonne angestrahlt werden, wenn es unten noch (bzw. schon) dunkel ist, sonst sieht man sie nicht. In tiefster Nacht geht das nicht.

    Der Start von Eutelsat 3B erfolgte von einer Plattform im Pazifik am Äquator, kann also nicht von Arizona aus sichtbar gewesen sein, und selbst wenn, dann wäre sie auch aus dem Westen gekommen. Starts von Florida aus gehen nach Osten und nicht nach Westen über den amerikanischen Kontinent. Kannst du ausschließen, dass es sich um einen Hubschrauber mit Suchscheinwerfer handelte? Diese Scheinwerfer sieht man noch auf sehr große Entfernungen, wenn man das Motoren- oder Rotorgeräusch nicht hören kann.

  5. Hallo Michael, das Objekt ist definitiv im Osten “aufgegangen” und kann also wohl weder die ISS noch der Satellitenstart gewesen sein. Hm.. Ja, ein Hubschrauber könnte es auch gewesen sein. danke für Deine Erläuterungen! — Leonard

  6. @Michael Khan:
    “Der ärgerliche Lichtfleck links (das Haus unterhalb von Spica) wird durch eine einzige nicht abgeschirmte Straßenlaterne verursacht!”

    Mir gefällt das Panorama recht gut, darum habe ich es mir heute noch mal genauer angeschaut. Falls ich Ihnen einen kleinen Typ geben darf, den Lichtfleck und eventuell auch die Übergänge bekommen Sie mit dem Klonstempel weg. Dazu aktivieren Sie in Ihrem Bildbearbeitungsprogramm den Klonstempel und setzen ihn neben den Fleck und klonen ein Stückchen der dunklen Umgebung, dann gehen Sie damit über den Fleck. Das ganze dauert etwas, weil Sie es öfter wiederholen müssen.
    Ich habe es an Ihrem Bild mal ausprobiert und hoffe, dass ich im Eifer des Gefechts keinen Stern eliminiert habe. Die Übergänge der Fotomontage sind leider etwas hartnäckiger, aber mit etwas Geduld kann man sie sicher auch weggekommen. Eine Hilfe wäre hier auch noch das Werkzeug “schmieren”, das als Finger dargestellt wird und mit dem man die Übergänge verschmieren kann, damit sie nicht mehr so stark auffallen.
    http://www.pic-upload.de/view-23352017/Panorama-Michael-Khan.jpg.html

    • Es freut mich natürlich immer, wenn jemandem ein Bild von mir gefällt.

      Ich bin allerdings der intensiven Nachbearbeitung nicht sonderlich zugeneigt. Etwas störendes wie die Blinkspur eines Flugzeugs (im Rhein-Main-Gebiet ein sehr häufiges Problem für Astrofotografen) oder hier der Lichtfleck durch die vollkommen unabgeschirmte Straßenlaterne entferne ich nicht aus meinen Bildern. Was drauf ist, ist drauf. Was ich mir gerade noch gestatte, ist ein Komposit aus unterschiedlich belichteten Elementen, oder, wie hier, das Mosaik. Die Übergänge sind zwar schon etwas unschön, aber meine Intention ist ja nicht, ein ästhetisches Meisterwerk für TWAN oder APOD zu produzieren, sondern letztendlich zu dokumentieren, was es zu sehen gab. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Also ist die Kamera für mich so etwas wie ein visueller Notizblock. Warum mache ich das?

      Weil ich hoffe, dass ich damit Leute dazu kriege, selbst mal bewusster in den Himmel zu schauen, wenn man sie lange genug bearbeitet. Ein bisschen Erfolg habe ich damit auch. Nicht nur mit dem Blog, auch mit Sachen wie den Mondbeobachtungen im Kindergarten, Aktionen unter Kollegen oder Sidewalk-Astronomie. Perfekt müssen meine Bilder dazu nicht sein, sondern es reicht, wenn sie etwas aussagen und nicht ganz lausig sind. Wenn jemand seins meiner Bilder sieht und sich sagt “Na, das kann ich aber besser”, dann soll mir das recht sein (wobei ich darauf antworte: “Na dann mach doch mal!”).

      Zu dieser speziellen Straßenlaterne:

      Im gegebenen Fall stört die ja nicht wirklich. Dazu ist der Bildwinkel einfach zu groß. Aber man sieht ja auch, dass der Ort, an dem die Aufnahme entstand, ansonsten ausgesprochen frei von Stör-Licht ist, und dabei sehr leicht erreichbar (es ist ein grasbewachsener Parkplatz) und in absoluter Stadtnähe. Es ist fast schon ein Wunder, dass es diesen Ort dort gibt, wo er ist. Umso ärgerlicher, dass diese dämliche Laterne so leuchtet, dass sie nicht nur das Straßenstück in ihrer Nähe erhellt (was sie ja gern machen soll), sondern dass sie auch noch 300 Meter weiter, wo sie ansonsten keinen Zweck mehr erfüllt, auch noch so gut zu sehen ist. Das ist zunächst einmal vollkommen sinnlose, dumme Energieverschwendung.

      Für Astronomen und Astrofotografen ist es aber nicht nur das, sondern auch noch ein echtes Problem. Das Streulicht stört im Sucher und selbst im Teleskop, selbst wenn man nicht einmal annähernd Richtung Laterne schaut. Es ist also, wie bereits neulich in Jans Blog ausführlich diskutiert, etwas, wovon niemand etwas hat, was aber vielen zum Nachteil gereicht.

      Ich habe mir überlegt, dass man am Fuß dieser Laterne ein paar Efeu-Setzlinge pflanzen könnte. Es kann eigentlich nicht lange dauern, bis die Ranken oben angekommen sind.

      • Ich wollte Ihnen lediglich einen Tipp geben, (ich sehe gerade, dass ich aus Versehen “Typ” geschrieben hatte) wie man störende Lichter oder Artefakte mit dem Bildbearbeitungsprogramm wegbekommt. Es bleibt natürlich Ihnen überlassen ob Sie diese beseitigen wollen oder nicht.

        Ihre Idee, dass man unter störende Straßenlaternen Efeusetzlinge pflanzen könnte, weil das Streulicht im Sucher stört, finde ich süß. Aus dem Grund wundert es mich, dass ich “neulich in Jans Blog” wegen meiner Affinität zur Natur von Ihnen in eine etwas merkwürdige Ecke gedrängt wurde. Ich weiß nicht welche Schreckensvisionen Sie von Naturschützern haben bzw. von wem Sie sich da aufhetzen lassen, aber bei uns in Bayern dürfte die Mehrheit der Bevölkerung hinter unseren Naturschutzgesetzen stehen.

        http://www.lbv.de/uploads/media/BayNatschG_2005.pdf

        • Ich wollte Ihnen lediglich einen Tipp geben, (ich sehe gerade, dass ich aus Versehen “Typ” geschrieben hatte) wie man störende Lichter oder Artefakte mit dem Bildbearbeitungsprogramm wegbekommt. Es bleibt natürlich Ihnen überlassen ob Sie diese beseitigen wollen oder nicht.

          Vielen Dank, das ist bei mir auch genau so angekommen: als ein hilfreicher Vorschlag. Ich habe nur kurz ausgeführt, warum ich in diesem speziellen Fall die vorgeschlagene Lösung wahrscheinlich nicht ausprobieren werde. Bei einer anderen Anwendung, oder vielleicht einfach mal nur so zum Testen, werde ich das dagegen sicher einmal versuchen.

          […] dass ich “neulich in Jans Blog” wegen meiner Affinität zur Natur von Ihnen in eine etwas merkwürdige Ecke gedrängt wurde. Ich weiß nicht welche Schreckensvisionen Sie von Naturschützern haben bzw. von wem Sie sich da aufhetzen lassen, […]

          Ich sehe mit einiger Konsternation, dass Sie diese Diskussion, die in Bezug auf einen ganz anderen Artikel von einem anderen Blog-Autor entstand, nun offenbar hierher verpflanzen möchten. Ich möchte Sie bitten, davon Abstand zu nehmen. Ich habe mich bereits vorher zu Ihren diesbezüglichen Anschuldigungen geäußert und, denke ich, klar gemacht, dass ich Sie nicht gemeint hatte und Ihnen schon gar nichts unterstellt habe. Ich weise alle gegenteiligen Vermutungen als gegenstandslos zurück und akzeptiere auch nicht, dass mit immer weiter gehenden Behauptungen nachgelegt wird. Weder Sie noch sonst jemand wird von mir wegen seiner oder ihrer Affinität zur Natur in irgendeine Ecke gedrängt.

          Ich bitte auch darum, von Spekulationen um meinen Geisteszustand, um Schreckensvisionen, denen ich angeblich unterliege oder um den Grad, zu dem ich mich habe aufhetzen lasse, abzusehen. Es kann doch einfach nicht sein, dass jemand an einem Fremden genügend Interesse hat, um allen Ernstes über dessen Gemütsverfassung nachzudenken und ihm und dem Rest der Welt das Ergebnis dieser Überlegungen mitzuteilen.

          • Ihre beiden letzten Absätze haben mich etwas betroffen gemacht, denn so habe ich das nun wirklich nicht gemeint. Eigentlich wollte ich diese unschöne Diskussion abschließen und aus der Welt schaffen und sie nicht noch weiter aufbauschen. Anscheinend ist das jedoch falsch rübergekommen, dafür entschuldige ich mich hiermit. Falls Sie einverstanden sind vergessen wir den ganzen Schmarrn und vertragen uns wieder.

          • Ja, gerne, Schwamm drüber.

            Was ich mitnehme, ist, ausdrücklich auch auf meine eigenen Aussagen bezogen, die Erkenntnis, dass “wie es gemeint ist” und “wie es beim Gegenüber ankommt”, beliebig weit auseinander liegen können. Eigentlich weiß ich das ja durchaus … im Prinzip. Wenn sich diese theoretische Erkenntnis in der Praxis voll bewahrheitet, ist es trotzdem immer wieder eine Überraschung. Immer eine lehrreiche, aber fast nie eine angenehme Überraschung.

          • Zu Missverständnissen kann es immer wieder mal kommen, die Kunst ist wohl wie man damit umgeht. Und da gibt es für mich auch eine angenehme Überraschung: Nämlich, dass wir es immer wieder schaffen unsere Unstimmigkeiten anzusprechen und auszuräumen. Für zwei “Fremde” ist das doch eine reife Leistung oder?

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