Astroscale biegt in Zielgerade ein

Künstlerische Darstellung von ELSA-M kurz vor dem Andocken an einem Zielobjekt / Quelle: astroscale.com

Von der japanischen Start-Up Astroscale war hier bereits die Rede. Das Geschäft der Firma ist das Putzen des niedrigen Erdorbits ist die Entfernung defekter Satelliten aus dem niedrigen Erdorbit. ADR (Active Debris Removal) ist eine wichtige Dienstleistung und ein immer größer werdendes Geschäft.

Astroscale war in den vergangenen Jahren alles andere als untätig. Die Demonstratorversion ELSA-d im Jahr 2021 war zuindest ein Teilerfolg. (ELSA ist eine Abkürzung für “End of Life Service by Astroscale”). Nun bereitet das Unternehmen gemeinsam mit dem Betreiber der europäischen Megakonstellation Oneweb den Erststart des operationellen Systems ELSA-M vor. 

Künstlerische Darstellung von ELSA-M kurz vor dem Andocken an einem Zielobjekt / Quelle: astroscale.com
Künstlerische Darstellung von ELSA-M kurz vor dem Andocken an einem Zielobjekt / Quelle: astroscale.com

Als nächstes steht in der Entwicklung die Critical Design Review an (siehe dieser Artikel auf Space News). Dies ist ein wichtiger Meilenstein in einem Projekt, das die Entwurfsphase abschließt. Es folgt die Entwicklung und der Bau der Komponenten. ELSA-M setzt schon auf dem bereits entwickelten und getesteten ELSA-d auf. Der Start ist für 2026 vorgesehen.

Anders als bei ELSA-d, wo das Ziel für den Einfang mitgenommen, im Orbit ausgesetzt und wieder eingefangen wurde, soll ELSA-M den Einfang und die Entfernung eines Fremdsatelliten demonstrieren. Die Entfernung musste bei ELSA-d aufgrund einer Fehlfunktion im Antriebsstrang ausfallen. Zielobjekt wird diesmal ein ausgedienter Oneweb-Satellit sein.  

Die OneWeb-Satelliten laufen in 1200 km Bahnhöhe um. Dort ist die atmosphärische Abbremsung so gering, dass ein Satellit Tausende von Jahren im Orbit bleiben würde. OneWeb sieht zwar eine aktive Bahnabsenkung seiner Satelliten vor. So soll verhindert werden, dass die Zone, in der das System operiert, zugemüllt wird. Es ëxistieren aber mehrere Szenarien, die diese Option verhinden könnten.

OneWeb-Satelliten sind allerdings mit einem definierten, magnetischen Kopplungsadapter versehen, der das Andocken vereinfacht. Ich gehe davon aus, dass der Zielsatellit auch nicht taumelt. Davon kann man allerdings nicht bei allen alten oder gar kaputten Satelliten auszugehen. Das Einfangen eines unkooperativen, dazu auch noch taumelnden Satelliten wäre nochmals eine Größenordnung schwieriger.

Man braucht dazu einen Manipulatorarm und einen agilen Satelliten, der sich dem Ziel aus einer ungefährlichen Richtung nähern kann, die erst noch bestimmt werden muss. Käme es zu einer Kollision, hätte man nicht mehr ein großes Stück Schrott, sondern unzählige große und kleine Trümmer und damit ein Riesenproblem.

Im Moment sieht es so aus, als hätte Astroscale einen Vorsprung vor möglichen Konkurrenten wie ClearSpace oder starfish. Der Weg ist aber noch weit und steinig, aber der potenzielle Markt erscheint mit groß genug für mehrere Anbieter.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

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