Asteroid 225254 Flury

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Wer einen Asteroiden entdeckt, hat das Recht, einen Namen vorzuschlagen. Wohlbegründete Vorschläge, die sich an gewisse Regeln halten, werden zumeist angenommen. Danach kann der Asteroid im Bewusstsein, zur Kenntnis genommen und gewürdigt worden zu sein, weiter seine Bahn ziehen.

Noch mehr als der Asteroid kann sich allerdings derjenige freuen, dessen Name der Asteroid nun trägt. Nicht jede Benennung ist unmittelbar nachvollziehbar, manche sind es jedoch unzweifelhaft.

Im September 2009 wurde einer Gruppe von High-End-Amateurastronomen von der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim gestattet, einige Tage das Space Debris Telescope der ESA auf Teneriffa für die Suche nach Asteroiden zu verwenden. Diese Suchkampagne war hochgradig erfolgreich. In wenigen schlaflosen Nächten fanden die Jungs Dutzende neuer Asteroiden.

Diese müssen nun alle benamst werden, und die Köpfe rauchen. Über eins war man sich allerdings gleich einig: Einer dieser Asteroiden sollte nach Walter Flury benannt werden. Schließlich ist Dr. Walter Flury, langjähriger Mitarbeiter des ESOC in Darmstadt, nicht nur ein weltweit anerkannter Experte zum Thema Weltraumschrott. Es ist seiner Initiative und seiner Durchsetzungskraft zu verdanken, dass das Space Debris Telescope der ESA gebaut wurde. Selten war eine Ehrung wohlverdienter als diese. Der Name “Flury” wurde eingereicht, er wurde akzeptiert, der Asteroid bekam eine Nummer (225254) und damit wurde die ganze Sache offiziell.

Ich freue mich sehr über diese Wahl und wünsche sowohl Walter Flury hier unten (meinen früheren Chef und Mentor, hier zu sehen mit den Entdeckern des Asteroiden, Rainer Kresken und Matthias Busch) sowie 225254 Flury dort draußen im Hauptgürtel Gesundheit, Erfolg und alles Gute. 

Ich habe auch einen Namensvorschlag, allerdings zwar nicht für Asteroiden, sondern für ihre Jäger von der Starkenburg-Sternwarte:

“SIS – Starkenburg Insomnia Squad”

Weitere Information

ESA-Webartikel zur Benennung von 225254 Flury

Dr. Walter Flurys Biographie im Webauftritt der ESA

Webseite der Starkenburg-Sternwarte e.V. 

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

2 Kommentare

  1. Effektive Zusammenarbeit

    Die Asteroiden werden immer kleiner, die „Fernrohre“ immer besser und so besteht eigentlich immer wieder die Chance, dass noch nicht entdeckte Asteroiden entdeckt werden können. Es ist ein guter Erfolg und man kann den Akteuren gratulieren.
    Es zeigt sich immer wieder mal, dass Amateure, Hobbyforscher, Quereinsteiger aus der Freude an der Arbeit nicht zu übersehende Ergebnisse zeigen. Z. B. fanden Johann Gottfried Galle und dessen Student Louis d’Arrest an der Berliner Sternwarte am 23. September 1846 Neptun.
    1872 wurden entscheidende Grundlagen zur Übersetzung geschichtlicher Überlieferungen gelegt
    http://www.zdf.de/…/0,1872,7127612,00.html?dr=1: „Ausgerechnet der Autodidakt George Smith entziffert das Dokument aus Ton. Der einstige Banknotenstempelschneider beherrscht die Keilschrift wie kaum ein anderer.“ Und trotzdem gibt es damit heute noch Probleme.
    Alle Erfolge waren nur in der Vorbereitung durch Fleißarbeit zu sichern.
    Wurde auch schon etwas über die Größenordnung der entdeckten Asteroiden bekannt – oder ist es einfach die Vielfalt dieser Brocken, die diesen und weitere Erfolge „vorprogrammiert“ hat?

  2. @Klaus Deistung

    Wesentlich ist nicht so sehr, dass die Fernrohre der Amateure immer besser werden, sondern dass ihnen heute, im Gegensatz zu früher, Computer die lästige Aufgabe des Vergleichs verschiedener Bilder derselben Stelle im Himmel abnehmen und damit das Auffinden von Asteroiden unterstützen. Hilfreich ist auch die weltweite Vernetzung, die die Verarbeitung der gewonnenen Bilddaten unterstützt.

    Dass Ihre Anmerkungen zum Thema Keilschriften nicht in diesen Kontext gehoeren, wissen Sie selbst.

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