Asteroid 2014 JO25 begegnet der Erde

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Naja, nicht wirklich. Asteroid 2014 JO25 wird heute, Mittwoch, 19.4.2017 gegen 14:30 MESZ der Erde auf etwas unter 1.8 Millionen km nahe kommen – immer noch ein komfortabler Sicherheitsabstand. Seine Beobachtung und fotografische Erfassung ist dennoch möglich, geeignete Hardware vorausgesetzt.

Bei der Auffindung des mit einer scheinbaren Helligkeit von +11mag nicht wirklich hellen Objekts helfen die folgenden Sternkarten, die ich mit Stellarium für den Standort Darmstadt erstellt habe, die aber auch für andere Standorte in Deutschland ihre Gültigkeit behalten. Ausgangspunkt der Suche ist der Stern Alkaid – besser bekannt als der Endpunkt der Deichsel im großen Wagen. Wie die beiden Karten zeigen, steht Asteroid 2014 JO25 ein Stück rechts von Alkaid und bewegt sich von ihm weg, Richtung Jagdhunde.

Ich wünsche viel Glück und gutes Wetter.

Die Sichtbarkeit von Asteroid 2014 JO25, hier simuliert für Darmstadt um 21:30 MESZ
Credit: Michael Khan via Stellarium / Die Sichtbarkeit von Asteroid 2014 JO25, hier simuliert für Darmstadt um 21:30 MESZ
Die Sichtbarkeit von Asteroid 2014 JO25, hier simuliert für Darmstadt um 23:30 MESZ
Credit: Michael Khan via Stellarium / Die Sichtbarkeit von Asteroid 2014 JO25, hier simuliert für Darmstadt um 23:30 MESZ

Die Bahn von Asteroid 2014 JO25

Es ist interessant, mal ein paar Schritte Abstand zu nehmen und sich die Bahn näher anzuschauen, die Asteroid 2014 JO25 durch das Sonnensystem zieht, auch unter dem Aspekt, dass es sich um einen erdbahnkreuzenden Asteroiden handelt, also einen, der das Potenzial hat, die Erde zu treffen. Dieser Asteroid ist etwa 600 Meter groß. Im Falle eines Impakts wäre anzunehmen, dass er einen einige Kilometer großen Krater hinterließe, mit einer noch viel größeren Zone totaler Verwüstung ringsherum.

Die geneigte, hoch exzentrische Bahn von 2014 JO25 im Sonnensystem, gemeinsam mit den Bahnen vom Merkur, Venus, Erde und einigen Asteroiden
Credit: Michael Khan, Darmstadt / Die geneigte, hoch exzentrische Bahn von 2014 JO25 im Sonnensystem, gemeinsam mit den Bahnen vom Merkur, Venus, Erde, Mars und einigen Asteroiden

Diese Grafik zeigt eine 3D-Ansicht des Sonnensystems bis jenseits der Marsbahn. Die Bahnen einiger Objekte im Asteroiden-Hauptgürtel sind zu sehen. Asteroid 2014 JO25 hat jedoch eine ganz andere Bahn als diese. Er bleibt nicht brav weit außerhalb der Marsbahn. Seine Bahn ist hoch exzentrisch. Sie reicht hinunter bis innerhalb der Merkurbahn (Perihelradius 0.237 AE) und hinauf bis fast 3.9 AE Sonnenabstand.

Die Bahn ist hier himmelblau dargestellt. Die dünnen Linien sind die Projektion auf die Ekliptikebene. Die Bahn von 2014 JO25 ist um mehr als 25 Grad gegenüber der Ekliptik geneigt. Sie schneidet die Ekliptik an zwei Stellen. Der absteigende Knoten liegt bei 1 AE. Deswegen haben wir heute die relativ nahe Begegnung. Der aufsteigende Knoten liegt genau gegenüber – in etwa bei der Merkurbahn. Auch das ist in der Grafik zu sehen. Die Durchflugpunkte mit der Ekliptik sind dort, wo die Asteroidenbahn und ihre Projektion auf die Ekliptik einander schneiden.

Asteroid 2014 JO25 hat eine Umlaufperiode von etwas mehr als 3 Jahren. Solange die Erde immer woanders auf ihrer Bahn ist, wenn Asteroid 2014 JO25 seinen absteigenden Knoten durchläuft, passiert nichts. Nehmen wir nun mal an, man berechnet voraus, dass Erde und Asteroid zur selben Zeit am selben Ort sein werden. Wenn man es rechtzeitig vorher merkt, kann eine Gegenmaßnahme ins Auge gefasst werden. Eine der theoretischen Optionen ist ein gesteuerter Hochgeschwindigkeitsimpakt einer Raumsonde auf dem Asteroiden. Dieser gesteuerte Impakt verändert durch Impulsübertragung ein klein wenig die Bahngeschwindigkeit des Asteroiden, sodass sich seine Umlaufperiode geringfügig ändert. Der Effekt summiert sich über Bahnumlauf nach Bahnumlauf auf.

Wenn man die Abwehrmaßnahme lange genug vor dem vorausberechneten Datum des Einschlags auf der Erde machen kann, dann ist der Effekt dergestalt, dass am vorausberechneten Datum des Einschlags auf der Erde der Asteroid etwas später die Erdbahn kreuzt, als es ohne Abwehrmaßnahme der Fall gewesen wäre. Dann ist die Erde, die ja mit fast 30 km/s um die Sonne kreist, bereits aus der Schusslinie gezogen und die Katastrophe fiele aus. Mehr dazu hier.

Wohlgemerkt – das ist alles eine rein hypothetische Betrachtung. Asteroid 2014 JO25 wird uns in absehbarer Zukunft (mindestens bis zum Jahr 2500) nicht gefährlich werden. Aber er ist ja nicht der einzige Asteroid auf einer solchen Bahn.

Das ist auch gut so, denn seine Bahn wäre eher ungeeignet für die beschriebene Art der Abwehrmaßnahme. Am einfachsten wäre es, man startet eine Raumsonde in eine Bahn, die der der Erde ähnelt. Da diese Bahn keine hohe Fluchtgeschwindigkeit erfordert, kann die Masse der Impaktsonde groß sein. Man steuert die Sonde dann so, dass sie dem Asteroiden, wenn er die Bahn der Erde kreuzt, gewissermaßen vor die Nase fährt. Der Asteroid rummst in die Sonde hinein. Dabei wird ein Impuls übertragen.

Das Problem ist aber, dass die Sonde gesteuert werden muss, damit der Asteroid sie nicht verfehlt, denn man kann die Bahn des Asteroiden nicht mit absoluter Genauigkeit bestimmen. Die Steuerung erfolgt im geschlossenen Regelkreislauf. Eine Kamera an Bord der Sonde schaut auf den sich rapide nähernden Asteroiden. Geht der scheinbar nach rechts, zünden Steuertriebwerke auf der gegenüber liegenden Seite der Raumsonde, bis der Asteroid wieder in der Mitte des Fadenkreuzes steht.

Damit das funktioniert, muss aber die Kamera auch den Asteroiden “sehen” können. Bei Asteroid 2014 JO25 wäre das ein Problem. Am absteigenden Knoten seiner Bahn käme der Asteroid nämlich aus Sicht einer Raumsonde aus Richtung der Sonne. Er erschiene also dunkel, da die Kamera nur seine Nachtseite sieht. Gleichzeitig scheint die Sonne ins Sichtfeld der Kamera und blendet den Sensor. Optische Navigation ist unter diesen Umständen kaum zu bewerkstelligen.

Eine Begegnung an allen anderen Punkten der Bahn außer dem absteigenden Knoten ist wegen der Inklination schwierig bis unmöglich. Bleibt also die Möglichkeit der Abwehrmaßnahme am aufsteigenden Knoten, in Nähe des Perihels. Da muss man aber erst einmal hin kommen. Ein direkter Einschuss in einer Transferbahn, deren Perihel ungefähr bei Merkur liegt, würde eine gewaltige Fluchtgeschwindigkeit von etwa 9 km/s erfordern. Das ist entweder gar nicht machbar, oder es geht nur mit minimaler Nutzlast. Die Alternative wäre ein Transfer zur Venus, und dann wahrscheinlich zwei Venus-Swingbys, um das Perihel abzusenken.

Diese Strategie ähnelt der ersten Phase einer Merkurmission wie MESSENGER, nur dass man nicht versuchen würde, die Transferbahn der Merkurbahn anzugleichen. Man würde hier ja nicht in die Bahn um Merkur wollen. Es ginge allein darum, die Bahn des Asteroiden zu kreuzen. Ein solcher Transfer wäre machbar und würde auch noch eine akzeptable Sondengröße erlauben, wäre aber allemal schwieriger und aufwändiger als ein Transfer zum aufsteigenden Knoten. Es würde allerdings wahrscheinlich mehrere Jahre dauern, weil man Startfenster zur Venus abwarten muss und dann auch noch die Venus-Venus-Bögen durchfliegen muss.

Diese Zeit geht dann von der Dauer ab, die noch bis zum Einschlagtermin verbleibt. Das ist halt nicht zu ändern. Positiv wäre dagegen:

  • Ein gesteuerter Impakt mit autonomer, optischer Navigation ohne Sonnenblendung wäre am aufsteigenden Knoten geometrisch möglich
  • Ein Hochgeschwindigkeitsimpakt am Perihel der Bahn wäre besonders effizient, was die Änderung der Bahnperiode angeht

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

24 Kommentare

  1. Es sollte dauerhaft ein gesondertes Budget für die Entwicklung, das Testen und das Bereitstellen von Abwehrmissionen eingerichtet werden, das von allen UN Mitgliedsstaaten getragen wird – nicht nur von den jetzigen ‘Raumfahrtnationen’. Außer gerechter Lastenverteilung (bedroht sind alle, dann dürfen auch alle zahlen), würde die gemeinsame Übernahme von Verantwortung der internationalen Zusammenarbeit zugutekommen.

    • Der internationalen Zusammenarbeit mag eine solche Initiative zugute kommen, aber ich habe da so meine Zweifel, ob es auch der zeitigen Durchführung der Mission zugute kommt, wenn man so ein Konstrukt wie die ESA auf weltweitem Maßstab abbildet.

  2. Asteroidenbillard zur Asteroidenabwehr wobei ein Raumfahrzeug die Rolle der Billardkugel spielt, wäre sehr kostengünstig und einfach.
    Die Erfolgschance hängt wohl vom Impuls des Asteroiden, vom Zeitfenster und von der notwendigen Kursablenkung ab. Zudem müsste man so etwas zuerst einmal an einem existierenden Asteroiden austesten.

    • Begriffe wie Asteroidenbillard oder Kursablenkung sind in diesem Kontext vielleicht etwas irreführend. Was bestenfalls erreicht werden kann, ist eine vergleichsweise winzige Änderung der Bahnperiode. Die Asteroidenbahn sieht vor und nach dem gezielten Hochgeschwindigkeitsimpakt fast vollkommen gleich aus.

      • Je mehr ich darüber nachdenke umso effizienter kommt mir die Methode der Bahnbeeinflussung eines Asteroiden mittels Impakt vor. Denn je kleiner der Asteroid desto grösser die Wirkung des Impakts. Kleine Asteroide aber sind viel häufiger als Grosse. Sogar ein Asteroid der Tscheljabinsk-Klasse wäre ein lohnenswertes Ziel für eine solche Mission – und solche Asteroiden schlagen wohl mehrmals pro Jahr in die Erde ein. Man müsste also nur noch in der Lage sein solche kleinen Asteroiden rechtzeitig zu entdecken und könnte sie dann mit dieser Methode unwirksam machen.

        • Bei den kleinen Asteroiden ist eine Abwehr unnötig, denn Objekte von einigen 10 Metern Durchmesser erreichen in der Regel den Erdboden nicht, sondern zerplatzen in großer Höhe. Das allerdings mit erheblicher Energiefreisetzung. Dies geschieht in der Tat mehrfach pro Jahr, aber “… schlagen in die Erde ein” ist etwas anderes und zum Glück viel seltener. Je höher ihre innere Kohäsion und ihre Dichte, desto tiefer kommen sie, und desto höher ist die Chance, dass sie tatsächlich den Boden erreichen. Bei etwa 100 Metern Durchmesser (bzw. deutlich weniger bei metallischen Objekten) ist es schon sicher, dass der Boden erreicht wird.

          Das Problem mit kleinen Asteroiden haben Sie genannt, denn ein 30-Meter Objekt hat weniger als ein Zehntel der Helligkeit eines 100-Meter-Objekt gleicher Materialzusammensetzung und ist damit entsprechend schwieriger zu entdecken und zu verfolgen.

          Ich meine, wir sollten uns auf die Entdeckung und Bahnbestimmung der Objektgrößen zwischen 100 und 1000 Metern konzentrieren. Die größeren sind fast alle bekant, die kleineren stellen ein reduziertes Risiko dar.

          “Unwirksam machen” kann man keinen Asteroiden mit einem Hochgeschwindigkeitsimpakt. Dazu bräuchte man schon ein veritables Raumschiff, udn bei dem wäre es zu schade, es einfach kaputt zu machen. Man kann mit so einem gezielten Impakt allenfalls (wenn man Glück hat) einen für 20 Jahre in der Zukunft vorausgesagten Einschlag auf der Erde abwenden. Eine Gefahr würde ein solcher Körper dennoch bleiben. Vielleicht würde durch ads Abwehmanöver ein Einschlag 50 Jahre später wahrscheinlicher.

          Um einen Asteroiden wirklich unschädlich zu machen, sollte man ihn zerlegen. Langfristig wäre das das Ziel, und es ist zum Glück auch gar nicht so schwierig.

          • Eine wünschbare Asteroidenabwehr sollte folgende Garantien gewährleisten:
            1) Asteroiden ab einer bestimmten Grösse G1 sollten mindestens n1 Tage vor dem Impakt detektiert und ihr Impaktort auf einige 100 km genau vorausgesagt werden können.
            2) Asteroiden im Grössenbereich [G2beg … G2end] (G2beg > G1) sollten mindestens n2 Tage (n2 > n1) vor dem Impakt detektiert und in dieser Zeit bekämpft werden können, so dass der Impakt vermieden wird.

            Diese Garantien (keine “Durchschlüpfer”) würden bedeuten, dass eine permanente Überwachung des erdnahen Raums (z.B. eines Würfels von 20 Millionen km Seitenlänge um die Erde herum) nötig wäre, denn vorher unbekannte Asteroiden können ja aus dem erdfernen Raum “plötzlich” auftauchen und auf die Erde zusteuern.
            Die Garantie 1) würde eine Evakuation des betroffenen Gebiets ermöglichen
            Die Garantie 2) würde sicherstellen, dass Asteroiden im Grössenbereich [G2beg..G2end] die Erde nicht treffen können. Asteroiden grösser als G2end wären zu gross um sie mit heutigen Mitteln bekämpfen zu können. Doch davon gibt es nur wenige und möglicherweise sind sie alle schon kartiert.

          • Ich denke, Sie unterschätzen ganz kräftig die Vorlaufzeiten, die benötigt werden, um eine Asteroidenabwehr erfolgreich umsetzen zu können (15-20 Jahre). Dafür überschátzen Sie noch kräftiger die Genauigkeit, mit der die bahn voN Asteroiden bestimmt und dann auch noch voraus berechnet werden kann.

          • Zitat: „Unwirksam machen“ kann man keinen Asteroiden mit einem Hochgeschwindigkeitsimpakt. Dazu bräuchte man schon ein veritables Raumschiff, udn bei dem wäre es zu schade, es einfach kaputt zu machen.
            Nein zuschade ist ein Raumschiff nicht, wenn man mit seiner Zerstörung mehr Schaden verhindert, als das Raumschiff gekostet hat.
            Angenommen, ein Asteroid hätte ein Zerstörungspotenzial von 10 Milliarden Dollar, das Raumschiff um den Asteroiden vom Impakt abzuhalten kostet aber nur 1 Milliarde Dollar. Dann sollte man das Raumschiff opfern.

          • Was ich meine, ist: Wenn die Technik irgendwann einmal so weit sein wird, dass man so große Raumschiffe bauen kann, die massiv genug sind, einen Asteroiden beim Aufprall zu zerlegen, dann wird man das Zerlegen auch anders bewerkstelligen können. Beispielsweise, indem ein Raumschiff auf dem Asteroiden geeignete Hardware absetzt, die den Asteroiden, der ja in der Regel nur ein wenige Hundert Meter großer Schutthaufen ist, permanent zerlegt.

            Eine Primitivtechik wie den Hochgeschwindigkeitsimpakt, die vielleicht den Satellit ablenkt, vielleicht aber auch nicht, schwer zu dosieren und auch nicht gerade einfach durchzuziehen ist, und die möglicherweise eine Katastrophe in 20 Jahren abwendet udn dafür eine in 30 Jahren wahrscheinlic her macht, wird man dann nicht brauchen.

            Man wird dann eben nicht ein wahrscheinlich nicht ganz billiges Großraumschiff mit den Ausmaßen eines heutigen Flugzeugträgers für so eine einfache Aufgabe wie die Abwehr eines läppischen Asteroiden opfern müssen. Das wird man wesentlich eleganter hingekommen.

          • Milliarden in die Asteroidenabwehr zu investieren lässt sich meiner Meinung nach nur rechtfertigen, wenn man einen garantierten Gegenwert erhält.
            Als Gegenwart kann ich mir folgendes vorstellen:
            1) Man erhöht das Wissen über mögliche Erd-Kollisionen durch existierende Asteroiden und es bleibt nur ein geringes Risiko durch neu auftauchende Asteroiden.
            2) Man schafft ein Asteroidenüberwachungssystem, das sehr schnell auf neu auftauchende Bedrohungen reagieren kann, so dass für die Zeitdauer der Überwachung (fast) alle gefährlichen Asteroiden abgewehrt werden können.

            Es scheint eine Fraktion von Leuten zu geben, die überhaupt nicht daran glaubt, dass sich Investitionen in die Asteroidenabwehr lohnen während andere dies ganz anders sehen. Man würde wohl anders darüber urteilen, wenn das Tunguska-Ereignis sich über New York abgespielt hätte.

          • Erst einmal fallen ja gar keine Milliarden an. Was man zunächst einmal braucht, ist eine detailliertere Durchmusterung des Himmels als heute möglich. dazu braucht man ein Netzwerk relativ kleiner erdgebundener (OK, ein paar orbitale Teleskope wären auch schön, aber die kosten auch keine Milliarden) und gut vernetzter Teleskope, die in den Himmel starren und Lichtspuren von Asteroiden registrieren. Was dabei anfällt, ist die Kenntnis der Bahndaten vieler heute noch nicht entdeckter Asteroiden enthält. Das ist nicht nur aus Gründen der Planetary Protection interessant. Man gewinnt aus der Statistik der Bahndaten udn Größen auch Information über Herkunft undEvolution der Kleinplaneten udn damit über die Evolution von Sonnensystemen. So etwas ist Grundlagenforschung, der Ertrag ist Wissen und Verstehen.

    • Die Asteroidenbahn so ändern, dass sie die Erde nicht trifft, genügt meiner Meinung nach. Zerlegen muss man den Asteroiden nicht. Ist es nicht so, dass ein Asteroide, der sehr nah an der Erde vorbeizieht durch die gravitative Einwirkung seine Bahn so stark ändert, dass es unwahrscheinlich wird, dass er beim nächsten Durchgang schon wieder auf die Erde zielt?

      • Nein, das ist nicht so. Der Effekt der Erdgravitation beim nahen Vorbeiflug an der Erde wirkt wie ein Manöver, das die heliozentrischen Bahn des Asteroiden verändert. Allerdings bleibt der Punkt, an dem der Vorbeiflug erfolgte, Bestandteil der Bahn. Der Asteroid wird auch beim nächsten Um;ll;auf und bei den darauf folgenden an dieser Stelle die Erdbahn kreuzen. Wenn die Erde dann gerade woanders ist, passiert nichts, aber irgend wann ist auch sie wieder ungefähr an der Stelle, dann gibt es wieder einen nahen Vorbeiflug … oder, wenn man Pech hat, einen Einschlag.

        Typisch ist bei Erdbahnkreuzern, adss sie immer wieder kehren. Man kann sich für einzelne Asteroiden hier ausrechnen lassen, wann einzelne Asteroiden der Erde bis auf weniger als ein gewählter Grenzabstand seit 1900 an die Erde herangekommen sind oder bis 2200 herankommen werden. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, wenn es einmal einen naher Vorbeiflug gegeben hat (oder gar ein erfolgreiches Abwehrmanöver), dann stellt dieses Objekt keine Gefahr mehr da.

  3. Michael Khan,
    …..Asteroidenabwehr ist eine wirksame Methode, die Forschungsgelder auf die Raumfahrt zu lenken.
    Und es ist eine sinnvolle Aufgabe.
    Wenn man das werbewirksam aufarbeitet, wird ein Umdenken in der Öffentlichkeit stattfinden. Auf jeden Fall unterstütze ich solche Gedanken.

  4. Kann man in eine Raumsonde ein Radarsystem einbauen, das einen Asteroiden lokalisieren kann, der aus Sicht der Raumsonde ungefähr aus der Richtung der Sonne kommt?
    Wie gut würde eine bodengebundene Radarüberwachung von Asteroiden in der ungefähren Richtung zur Sonne funktionieren?

    • Man könnte in der Tat ein aktives Messverfahren wie Radar an Bord der Abwehrsonde installieren. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die vom Objekt reflektierte und an der Radarantenne eintreffende Leistung um den Faktor 1?Abstand^4 kleiner als die Sendeleistung des Radars ist. Man müsste also an Bord schon eine ganz ordentliche Sendeleistung implementieren, damit man ein verwertbares Signal erhält, nicht nur in den letzten paar Minuten vor dem Impakt.

      Die Steuerung im Endanflug kann ich mir nicht anders als autonom vorstellen, im geschlossenen Regelkreis mit Sensorik an Bord der Abwehrsonde, die direkt die Aktuatoren (in diesem Fall Raketentriebwerke) steuert. Von der Erde aus kann man in dieser Phase nichts mehr machen.

  5. Ich habe mal ein wenig gerechnet. Ein runder Asteroid mit 500 Metern Durchmesser und der Dichte von Silikatgestein (3 t/m^3) hat eine Masse von etwa 2 X 10^8 t. Wenn da ein Impaktor von 5 t Masse mit 10 km/s draufknallt, gibt das nach der Impulserhaltung (inelastischer Stoß angenommen) eine Geschwindigkeitsänderung des Asteroiden von [5 / (2 X 10^8)] X 10 km/s = 0.25 mm/s. Ist das tatsächlich genug, um innerhalb von z.B. 20 Jahren die Bahn soweit zu stören, dass ein vorhergesagter Einschlag sicher vermieden werden kann?

    • Das ist nun wirklich eine sehr gute Frage. Vielen Dank dafür. Meine Antwort dazu, die natürlich auch nicht abschließend sein kann, ist für einen Kommentar zu lang. Ich schreibe dazu einen neuen Artikel.

  6. ragger65,
    …..Ablenkung,
    bei der Vielzahl der Meteoriten, die täglich die erde treffen, müsste die Erdbahn im Laufe von Milliarden Jahren doch schon zeimlich abgelenkt worden sein? Ob der Impulsübertrag so stattfindet, oder ob sich die Bewegungsenergie des Meteoriten in Wärmeenergie verwandelt?

  7. Kahn,
    ….Impuls,
    mir ging es mehr um die Richtung. Wenn ein Asteroid tangential auftrifft, dann verändert er den Drehimpuls des Planeten .
    Hat es schon Versuche gegeben , Asteroiden zu treffen und ihre Bahn abzulenken?

    • Ich weiß natürlich nicht, wer dieser “Kahn” ist, an den Sie Ihren Kommentar ohne weitere Anrede gerichtet haben. Mir ist kein Scilogs-Autor oder Kommentator dieses Namens bekannt. Sollte besagte Person nicht anworten, hier erst einmal meine Antwort.

      Es hat noch keine Mission mit dem expliziten Ziel der Umlenkung eines Kleinplaneten gegeben. Eine aktuell in der Planng befindliche Mission ist das NASA-Projekt DART.

      Am 4. Juli 2005 hat die ebenfalls amerikanische Sonde einen Impaktkörper auf einen anderen Kleinplaneten krachen lassen, allerdings einen Kometen, keinen Asteroiden, und zwar Tempel 1. Zweck der Mission war damals aber nicht die Veränderung der Bahn des Objekts, sondern die Freisetzung von Material, das spektroskopisch untersucht werden sollte.

  8. Pingback:Wie groß ist die Gefahr durch Asteroiden? » Gedankenwerkstatt » SciLogs - Wissenschaftsblogs

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