Neuentdeckter Einschlagkrater könnte von einem weiteren „Dino-Killer“ stammen

Künstlerische Darstellung des Einschlags eines Asteroiden auf der Erde.

Eine ungewöhnliche Struktur, die auf seismischen Profilen vor der Westküste Afrikas entdeckt wurde, könnte laut einer vorläufigen Interpretation ein um die 66 Millionen Jahre alter Einschlagkrater sein. Er fällt damit zeitlich eng mit dem Chicxulub Impakt zusammen, der als Hauptursache für das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahre, dem unter anderem Dinosaurier, Flugsaurier, riesige Meeresreptilien und Ammoniten zum Opfer fielen, gilt.

Der Chicxulub Krater wurde vor über 70 Jahren zufällig bei der Suche nach Erdöl im Golf von Mexiko entdeckt. Gravitationskarten zeigten eine ringförmige Anomalie im Untergrund. Zunächst als fossiler Vulkan gedeutet, wurde die Struktur erst 1981 als Einschlagkrater erkannt. Der 200 Kilometer weite Krater, der teilweise unter die Yucatán Halbinsel verläuft, ist heute unter 300 bis 1.000 Metern Sediment begraben. Aufgrund dieser mächtigen Sedimentbedeckung wurde bereits früh ein hohes Alter vermutet. Die Analyse von Mikrofossilien, die in Bohrproben vom Kraterrand gefunden wurden, bestätigte schließlich ein Alter von 65 bis 66 Millionen Jahren.

Auch der vermutlich neue Krater wurde zufällig während einer wissenschaftlichen Expedition gefunden. Ziel der Forscher war es eigentlich, mittels Seismik die tektonischen Strukturen im flachen Schelfmeer vor der Küste Westafrikas zu kartieren, um mehr über das Auseinanderbrechen von Südamerika und Afrika vor 100 Millionen Jahre zu erfahren.

Die nur im seismischen Profil erkennbare Struktur liegt 400 Kilometer entfernt vor der Küste Guineas im offenen Meer. Die Struktur durchschlägt in 400 Metern Tiefe die horizontal abgelagerten Sedimentschichten und weist einen Zentralhügel auf, ein charakteristischer Dom im Zentrum größerer Impaktkrater, der dadurch entsteht, dass der Untergrund nach dem Aufschlag zurückfedert. Eine Serie von steilen Störungen wurde von den Forschern als Damage zone gedeutet, eine durch die Wucht des Aufschlags ringförmig ausstrahlende Zone stark zerrütteten Gesteins.

Aufgrund der Lage der Strukturen unterhalb Sedimentablagerungen des Eozäns (um die 34 bis 56 Millionen Jahre alt) und Paläozän (56 bis 66 Millionen Jahre alt), gehen die Forscher von einem kreidezeitlichen Alters aus.

Die Forscher haben die Struktur „Nadir-Krater“ getauft, nach einem Tiefseeberg in der Nähe.

Der Nadir-Krater ist mit 8 bis 9 Kilometer Durchmesser wesentlich kleiner als Chicxulub. Während der Chicxulub Asteroid mindestens 10 Kilometer weit war, war der Nadir Impaktor vermutlich nur um die 400 Meter groß.

Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen den zwei Einschlagkratern gibt, also der kleinere Krater möglicherweise durch ein weiteres Fragment des Chicxulub Asteroiden entstand, ist noch unklar. Das genau Alter und die Bestätigung, dass es sich tatsächlich um einen Impaktkrater handelt, können nur Bohrproben liefern.

Der Artikel “The Nadir Crater offshore West Africa: A candidate Cretaceous-Paleogene impact structure” wurde in der aktuellen Ausgabe von ScienceAdvances veröffentlicht.

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David Bressan ist freiberuflicher Geologe hauptsächlich in oder, wenn wieder mal ein Tunnel gegraben wird unter den Alpen unterwegs. Während des Studiums der Erdwissenschaften in Innsbruck, bei dem es auch um Gletscherschwankungen in den vergangen Jahrhunderten ging, kam das Interesse für Geschichte dazu. Hobbymäßig begann er daher über die Geschichte der Geologie zu bloggen.

7 Kommentare

  1. Echsen sind schon sehr weitgehend resilient, der Schreiber dieser Zeilen kann sich ebenfalls vorstellen, dass ein derartiges Großereignis :

    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Chicxulub-Krater

    … evolutionsbiologisch beschreibbar nicht, äh, ausschlaggebend gewesen ist,
    denn sozusagen mobile Kleintiere, Säugetiere, könnten irgendwann schlicht dem hier gemeinten großen Eierleger überlegen geworden sein, qua Organisation sozusagen.
    Dies hängt damit zusammen, dass Leben auch innerlich ausgetragen werden kann und in der Folge mit sog. Milchdrüsen versorgt werden kann.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer (der nichts gegen geologische Einschätzung hat)

  2. Unklar scheint aber immer noch, wann genau und an welchen konkreten Ursachen diejenigen Dinosaurier starben, die nicht Vorläufer der heutigen Vögel waren.
    Die Frage ist also, welche kurzfristigen Veränderungen des Erdklimas haben den Riesen unter den Dinosauriern, ja sogar allen Dinosauriern ausser den Vogelartigen, den Garaus gemacht?

    1) war es die Verdunkelung der Erde durch bis in die Stratosphäre hinaufgeschleuderte Partikel
    a) welche die Dinosaurier verhungern liess, da über Jahre hinweg weniger Pflanzen wuchsen
    b) welche die Dinosaurier erfrieren liess, da die Temperaturen längere Zeit wegen dem blockierten Sonnenlicht stark sanken

    2) war es die globale Erwärmung in Folge der Treibhausgase, welche von den Einschlägen freigesetzt wurden, und welche die Dinosaurier wegen Überhitzung sterben liess zumal bei den grösseren Dinosauriern die Wärmeabfuhr ohnehin ein Problem war?

    – oder war es sogar eine Kombination von 1) und 2) ?

    Bis jetzt fand ich keinen (Forschungs-)Artikel, der auf diese Fragen eine Antwort gab.

    • Ergänzung: Der Artikel Chicxulub Impact Event listet folgende globalen Post-Impact Klimafolgen: 1) Saurer Regen 2) Feuersbrünste weltweit 3) Staub und Aerosole in der Atmosphäre, die sich Tage, Monate, ja bis einem Jahr halten und die die Photosyntheseleistung reduzieren und die Temperatur sinken lassen 4) Zerstörung der Ozonschicht 4) Globale Erwärmung durch mobilisierte Treibhausgase

      Wie sich diese Post-Impaktereignisse auf das Überleben der Dinosaurier auswirkte wird allerdings kaum erwähnt.

      Der Artikel Dino-Killing Asteroid Impact Warmed Earth’s Climate for 100,000 Years listet vor allem Indizien für einen Temperatursprung nach oben kurz nach dem Meteoriteneinschlag umd das für 100‘000 Jahre. Stark erhöhte globale Temperaturen könnte grossen Dinosauriern es tatsächlich unmöglich machen, genügend Wärme abzuführen. Allerdings wären in der Arktis lebende Dinosaurier weniger davon betroffen.

      Eigentlich gilt das für fast alle klimatischen Veränderungen nach einem Meteoriteneinschlag: Es gibt meistens Regionen auf der Erde, die ein Überleben ermöglichen, weil eine Erwärmung oder Abkühlung die Lebensbedingungen dort von extrem kalt/warm zu weniger extrem kalt/warm verändert und damit sogar verbessert. Die polnahen Regionen werden beispielsweise bei stark erhöhten globalen Temperaturen zu den neuen gemässigten Zonen und die äquatornahen Zonen werden bei globaler Abkühlung zu den neuen gemässigten Zonen.

      Interessant scheint mir auch die Frage, warum gerade die Vögel als einzige Dinosauriergruppe überlebt haben. Liegt das daran, dass Vögel ihre Körpertemperatur kontrollieren, also keine Kaltblüter sind oder liegt es daran, dass sie bei Klimaveränderungen einfach ihre Flugrouten und Nistplätze neu wählen konnten und das so rasch, dass sie selbst starke Veränderungen der klimatischen Bedingungen innerhalb weniger Jahre abfangen konnten.

      • Vögel fliegen, genau durch dieses Alleinstellungsmerkmal könnte sich ihr Vorkommen auf diesem Planeten rechtfertigen.
        Der Schreiber dieser Zeilen weiß nicht genau, ob sich Flugtiere von sog. Dinosauriern ableiten, es gibt da gewisse Ähnlichkeiten im Körperbau, wie übrigens bereits, sozusagen letztbestimmlich im Film “Jurassic Park” (1993) auch nachgewiesen worden sind.
        Allerdings könnte auch ein Frosch oder ein Delphin fliegen, wären ihm Flügel, die notwendige Körperkraft und Motorik gegeben.
        Die Kosten für den wie hier gemeinten Flugverkehr sind allerdings auch klar : ein kleines Gehirn.

        Es giht insofern auch Theorie über Lebewesen auf anderen Planeten, die mit anderen Schwerkraftsverhältnissen auszukommen hätten, fiktive Theorie also, nicht datenbasierte.
        Dr. W rät an sich nicht an der Idee “festzubeißen”, dass ein “Impact” diese “Echsen” weitgehend eliminiert hat.

        Von einer Zentriertheit auf die (terrestrisch) Temperatur und Körpertemperatur rät er ab.

        Wer sich mal “lässig” machen möchte, sieht mit der Erde einen Planeten mit dieser Durchschnittstemperatur : 288 K (+15 °C)

        Ob jetzt auf den 288 Kelvin zehn oder weniger Grad sozusagen auf- oder abgeschaufelt werden, muss nicht entscheidend sein.

        Mit freundlichen Grüßen
        Dr. Webbaer

    • Große Teile der aus der Erdathmosphäre geschleuderten Trümmer, vor allem Staub, träte wieder in die Erdathmosphäre ein, erhitzt sich, wird brennend heiß und geht praktisch überall auf der Erde nieder, wo massenhaft Brände entstehen.
      Desweiteren soll durch den massenhaften Schwefel in der Athmosphäre, wahrscheinlich durch die vielen Brände, ein sauerer Regen entstehen, der die Pflanzen verätzt und tötet. Die Verdunklung der Athmosphäre durch Rauch und Staub gäbe den Pflanzen dann den Rest.
      Die großen Pflanzenfresser, die das Alles bisher noch nicht getötet hat, müssen verhungern. Denn um auf ihre Kalorien zu kommen, müssen sie fast pausenlos den ganzen Tag fressen, wie etwa heutige Elefanten oder Kühe.
      Das ist zunächst mal vielleicht ein Schlaraffenland für große Fleischfresser, die aber später verhungern müssen, wenn das Aas der Pflanzenfresser ausgegangen ist .
      So wurde es in Sachsendungen im Fernsehen dargestellt. Und das ist für mich plausibel.
      Wenn Sie seriöse Forschungsartikel darüber lesen wollen, gehen Sie am Besten in eine Universitätsbibliothek, statt im Internet zu suchen.

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