Die Geschichte des Krakatau (Teil III.)

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Was die Steine erzählen und wie wir sie verstehen lernten
Geschichte der Geologie

Dienstag, 28. August 1883 scheint die Sonne, als wäre der Ausbruch des Krakatau, der 36000 Menschen das Leben kostete, nie geschehen. Die Sundastraße ist von einer zwei bis vier Meter mächtigen Bimssteinschicht bedeckt. Vier Tage lang kann kein Schiff zu der zerstörten Küste vordringen, erst als Strömungen den Bimsstein verteilt haben bahnen sich die ersten Schiffe mühsam ihren Weg. Anfang Oktober berichtet ein Matrose: „Zehn Tage lang segelten wir durch Bimssteinfelder. Zwei Tagesreisen hinter Anyar schlugen Hunderte und Aberhunderte von Leichen gegen das Schiff, die meisten nackt.“ Vom Krakatau selbst sind nur Reste geblieben, von Schlacke und Asche bis zu 70 Meter hoch bedeckt.

Die Reste der Vulkaninsel Krakatau, nach Verbeek, R.D.M., 1885.

In der See bildet das vulkanische Material flache Erhebungen und Untiefen. Weit über fünf Kubikkilometer hat der Vulkan in die Luft geblasen. Drei Jahre lang bleibt die vulkanische Asche in der Atmosphäre der Erde. Der englische Maler William Ascroft hält zwischen dem 26. November 1883 und dem 13. September 1886 in 530 Pastellskizzen fest, wie die Asche den Himmel leuchten lässt. Die Erde kühlt sich im ersten Jahr nach der Explosion im Durchschnitt 0,5 Grad ab, erst 1888 ist die Normaltemperatur wiederhergestellt.

Von der Vulkaninsel war nicht viel übrig geblieben. Im Süden stand noch der Abhang von Rakata und in der Mitte der Caldera ragten noch einige, etwa vier Meter hohe, Gesteinsnadeln aus der See. Dr. Verbeek, der im Herbst 1883 als Erster einen Fuß auf die Reste des zerstörten Inselberges setzt, war sich dennoch sicher, dass dies nicht das Ende war. In 1885 schreibt er: bei einer neuerlichen Aktivität des Vulkans ist damit zu rechnen, dass in der Mitte des Meeresbeckens, das vom Rakata-Gipfel, von Sertung und Panjang umgeben ist, Inseln aufsteigen, so wie der Kaimeni in der Santorin-Gruppe aufstieg und so wie sich einst innerhalb der alten Kraterwände unter dem Meer die Krater Danan und Perboewatan bildeten.

Krakatau vor und nach dem Ausbruch. Im Nordwesten der ehemaligen Vulkaninsel bilden sich Untiefen aus Schlackenmaterial und Bimsstein, nach Proceedings of the Royal Geographical Society, 1884.

Nur sechs Monate nach der Katastrophe werfen Fischer wieder ihre Netze in der See aus, die jetzt die Caldera des ehemaligen Vulkans bedeckte. Es waren auch Fischer die fast genau vierundvierzig Jahre später das Erwachen eines neuen Vulkans beobachteten, wie Verbeek vorausgesagt hatte. Am Abend des 29. Juni 1927 durchbrachen plötzlich unter lautem Donnern und Tosen riesige Gasblasen die Oberfläche des Meeres. Aus einer Spalte im Meeresboden in dreihundert Metern Tiefe strömte heißes Wasser und Gas aus dem Erdinneren. An der Wasseroberfläche entzündete sich das Gas und Feuersäulen tanzten über die Meeresoberfläche. Am 29. Dezember 1927 beginnt am Meeresboden, in der Mitte der 1883 Caldera dort wo einst der Krater des Perboewatan lag, ein Felsendom zu wachsen. Am 26. Januar 1928 erreichte der neue Vulkan die Wasseroberfläche. In einigen Tagen hatte die Eruptionen eine hundertfünfzig Meter lange und drei Meter hohe Düne aus Asche und Gestein aufgeschüttet. Der russische Geophysiker W.A. Petroeschevsky war vor Ort und gab der neuen Insel auch ihren Namen: Anak Krakatau – Kind des Krakatau.

Anak Krakatau vor den Resten von Krakatau im Jänner 1928.

Die starke Brandung trug diese erste Insel rasch ab. Monate später tauchte eine zweite Insel auf, zwei Kegel bildeten sich, diesmal beachtliche zwanzig Meter hoch. Als die vulkanisch Aktivität abnahm, war auch das Schicksal dieser Insel rasch besiegelt. In den nächsten drei Jahren gab es zahlreiche und teils heftige Explosionen. Am 11. August 1930 bildete sich eine neue Insel. Gewaltige phreatomagmatische Eruptionen, wenn Meerwasser mit kochend heißes Gestein zusammentrifft, schütteten mehr und mehr Material auf. Seit August 1930 ist Anak Krakatau ein fester Bestandteil der Krakatau-Gruppe. Anak Krakatau wuchs zwischen 1930 und 1950 um beinahe 150 Meter und erreicht heute um die 450 Meter, gekrönt von einem Gipfel mit zwei Kratern.

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David Bressan ist freiberuflicher Geologe hauptsächlich in oder, wenn wieder mal ein Tunnel gegraben wird unter den Alpen unterwegs. Während des Studiums der Erdwissenschaften in Innsbruck, bei dem es auch um Gletscherschwankungen in den vergangen Jahrhunderten ging, kam das Interesse für Geschichte dazu. Hobbymäßig begann er daher über die Geschichte der Geologie zu bloggen.

2 Kommentare

  1. Alles sehr dramatisch. Wenn man bedenkt, dass in der Eifel auch ein Vulkan schläft, dann muss man seine Weltsicht überdenken.

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