Der Bergsturz von Goldau
BLOG: Geschichte der Geologie
“Am 2. September 1806 wurde das schöne Gelände von Goldau durch den Bergsturz vom Rossberg verschüttet. Beinahe 500 Personen haben dabei ihr schauerliches Grab gefunden.” Kaplan G. Ott “Goldau und der Bergsturz v. Rossberg 1806-1906.”
Der Bergsturz von Goldau ereignete sich am 2. September 1806. Vom 1.574m hohen Rossberg löste sich eine, bis zu 70m mächtige, Scholle, die das Dorf Goldau unter sich begrub und im Lauerzersee eine Flutwelle auslöste, die weitere Menschen tötete. Die genaue Anzahl der Opfer ist unbekannt, aber nach historischen Quellen geht man heutzutage von über 450 Opfern aus.
Der Bergsturz von Goldau ist für die Geschichte der Geologie insofern interessant, da es sich um einen der ersten Bergstürze in den Alpen handelt, der naturwissenschaftlich untersucht wurde. Der örtliche Arzt Karl Zay beobachtete den Bergsturz, sammelte nach der Katastrophe Augenzeugenberichte und veröffentlichte sie in unter den Titel “Goldau und seine Gegend, wie sie war und wie sie geworden, in Zeichnungen und Beschreibungen” (1807, diese Werk wird oft auch als “Schuttbuch” bezeichnet). Durch dieses Werk und Zeitungsberichte wurde der Bergsturz weit über die Landesgrenzen der Schweiz hinaus bekannt und zahlreiche Geologen besuchten die Gegend.
Bergstürze – Massenbewegungen mit einem Volumen über 1 Million Kubikmeter – wurden lange Zeit als göttliche Bestrafung angesehen. Nachdem ein Bergsturz im Jahre 1618 das Dorf Plurs (Lombardei) verschüttet hatte, kamen Gerüchte im Umlauf, die die Bewohner von Plurs als korrupt darstellten und das Dorf als “ein irdisches Paradies von Laster gekennzeichnet” nennen. Alternativ wurde vorgeschlagen das vulkanische Aktivität oder Erdbeben einen Bergsturz auslösen könnten. Erst um 1834 entwickelte der Gelehrte Karl Ernst Adolf von Hoff eine Arbeitshypothese, die Bergstürze als Ergebnisse von vorbereitenden Faktoren (z.B. tektonischer Struktur, Schichtengefüge) und auslösender Faktoren (Wasserinfiltration in Klüften) behandelte.
Das Gestein im Gipfelbereich des Rossbergs besteht aus einer Abfolge von leicht verwitterbaren, leicht geneigten, Schichten von Ton, Sandsteinen und mächtigen Lagen aus Konglomeraten. Der Sommer 1806 war sehr nass, einsickerndes Wasser hat die Schichten von Ton schlüpfrig gemacht, daraufhin rutschte ein Paket den Hang hinunter.
Der Rossberg ist auch heute noch aktiv, wie die Felsstürze 2002, 2004 und 2005 zeigen; die Gefahr neuer Felsabgänge wird daher ständig beobachtet.
Dem Bergsturz von Goldau gingen über viele Jahre viele Warnzeichen voraus, so dass (Zitat)
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Deutliche Vor- und Warnzeichen gab es auch beim Ausbruch des Vulkans Merapi 2010 – trotzdem starben mehr als 50 Leute beim Merapiausbruch. Auch die Flutwelle, welche über den Vajont-Staumauer schwappte und 2000 Leute umbrachte, war nicht völlig unerwartet, wurden doch schon deutlich vorher Bewegungen beim Hang des Monte Torr beobachtet, bevor dieser schliesslich in den See stürzte, was die Flutwelle verursachte.
Wiederholte geologisch bedingte Katastrophem mit Menschenopfern kommen also sogar in überwachten Gebieten und trotz Vorwarnungen vor. Sogar die Folgen des Tohoku Erdbebens 2011 mit dem Tsumani waren nicht ohne geschichtliche Vorgänger. Die Folgen allerdings waren verheerend – mit unter anderem der Zerstörung des Kernkraftwerks in Fukushima.
Eigentlich ist die Politik hier aufgefordert, präventiv zu Handeln. Kritische Bauten in gefährdeten Gebieten wie etwa AKWs müssen gegen Ereignisse sicher sein, die alle paar 100 Jahre vorkommen und ganze Zonen um Vulkane instabile Hänge oder in bekannten Lawinenniedergangsgebieten sollten vollkommen geräumt werden. Dass beispielsweise um den Vesuv herum 3 Millionen Menschen wohnen, kann nur als unverantwortlich bezeichnet werden.