Der Ausbruch des Laki 1783

Im Sommer 1783 wurde Europa Opfer eines gewaltigen Vulkanausbruchs. Am Morgen des 8. Juni öffnete sich plötzlich die Erde nahe dem kleinen isländischen Dorf Klaustur. Aus zahlreichen Spalten und Kratern strömte Lava hervor. Bis zum Februar 1784 strömten geschätzte 15 bis 20 Kubikkilometer aus der Erde, eine der größten Eruptionen in historischen Zeiten.

Die vulkanische Asche wurde bis in eine Höhe von 15 Kilometer geschleudert. Historische Quellen berichten, das die Isländer Asche von den Weiden kehren mussten, damit das Vieh überhaupt Gras zum Fressen hatte. Allerdings war die Asche giftig und selbst Spuren davon verursachten schwere Missbildungen und Krankheiten am Vieh. Dreiviertel der Schafe und Pferde verendeten und fast die Hälfte der Kühe. Es herrschte Hunger und Not, jeder vierte Isländer starb, sei es an Vergiftung, Hunger oder Krankheiten. Der Vulkan wurde auf Island als Laki bekannt. Diese Karte von 1785 zeigt die Spalteneruption des Laki im oberen Bildausschnitt und die zwei bis zu 100m mächtige Lavaströme die das Dorf Klaustur umschlossen.


Aber die Auswirkungen von Laki reichten noch viel weiter. Der Winter 1783 war außergewöhnlich streng und schneereich in Europa. Der amerikanische Politiker und Naturforscher Benjamin Franklin (1706-1790), der sich damals in Frankreich aufhielt, schreibt: „Über einige Sommermonate des Jahres 1783, als die erdwärmende Wirkung der Sonnenstrahlen in diesen nördlichen Regionen größer hätte sein sollen, lag ein konstanter Nebel über ganz Europa…[]. Sie [die Sonnenstrahlen] waren nach dem Durchdringen tatsächlich so abgeschwächt, dass sie, durch ein Brennglas gebündelt, braunes Papier nur gerade entzündeten. Natürlich war ihre sommerliche Wirkung bei der Erwärmung der Erde überaus vermindert. Folglich war die Oberfläche früh gefroren. Folglich blieben die ersten Schneefälle liegen, ohne zu schmelzen, und erhielten kontinuierliche Ergänzungen. Folglich war die Luft frostiger, und die Winde waren kälter. Folglich war der Winter 1783/84 schwerer als irgendeiner in vielen frühen Jahren.“ Im Februar-März kam es zu verheerenden Hochwasserkatastrophen in ganz Mitteleuropa als der viele Schnee während einer plötzlichen Hitzewelle zu schmelzen begann. Nach der Flut kam der große Hunger. Die Flut hatte Gärten, Äcker und Wiesen mit Sand überschüttet, Straßen und Wege waren zerstört und unpassierbar. Es gab es überall Missernten und das Wenige was geerntet werden konnte, konnte aufgrund der zerstörten Wege nicht in die Städte transportiert werden. Wenn sie nicht zu den wenigen Reichen gehörten, ernährten sich die Menschen in den Städten damals aber hauptsächlich von Brot. Teuerung des lebensnotwendigen Getreide und Brot führten zu zahlreichen Aufständen und Revolten, unter anderem in Frankreich. Am 14. Juli 1789 stürmten schließlich 5.000 Bürger die Bastille in Paris, der Beginn der Französischen Revolution.

Die Gase und die Asche des Laki waren von Luftströmungen über ganz Europa verteilt worden. Hier schirmten die Asche und Aerosole (vor allem Schwefelverbindungen) die Sonneneinstrahlung ab. Durch die verminderte Einstrahlung fielen auch die Temperaturen an der Erdoberfläche. Das Wetter spielte für Jahre, mindestens bis 1786/87 verrückt. Franklin war auch einer der Ersten der einen Zusammenhang zwischen Vulkane und Klima erkannte, als er schreibt: „Die Ursache dieses allgegenwärtigen Nebels wurde bisher nicht ermittelt[]ob es [aber nicht] die riesige Menge an Rauch war, die während des Sommers von Hekla in Island und diesem anderen Vulkan, der nahe dieser Insel aus dem Meer stach, herrührte und durch verschiedene Winde über den nördlichen Teil der Welt verteilt wurde [bleibt unklar].“

Selbst heute, mehr als 230 Jahre nach Laki, können uns isländische Vulkane immer noch das Fürchten lehren. Der Ausbruch des Eyjafjallajökull in 2010 machte einen, bis dahin unausprechlichen, Vulkan weltberühmt.

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David Bressan ist freiberuflicher Geologe hauptsächlich in oder, wenn wieder mal ein Tunnel gegraben wird unter den Alpen unterwegs. Während des Studiums der Erdwissenschaften in Innsbruck, bei dem es auch um Gletscherschwankungen in den vergangen Jahrhunderten ging, kam das Interesse für Geschichte dazu. Hobbymäßig begann er daher über die Geschichte der Geologie zu bloggen.

4 Kommentare

  1. @Karl Bednarik / 10. Juni 2018 @ 07:41

    Vielleicht hilft H. Sigurdsson, editor. Encyclopedia of Volcanoes (AP, 1999), p. 358:

    Basalts have greater potential than most lavas to emit large volumes of sulfur dioxide (SO₂) or hydrogen sulfide (H₂S). In the only historic fissure eruption known, the relatively tiny 1783–1784 Laki eruption in Iceland, it is estimated that 1.7 megatons of SO₂ was erupted per day in the first few weeks of the 8-month-long eruption. […] Very large volumes of hydrochloric acid and hydrofluoric acid were also erupted from Laki.

  2. Der gleiche Artikel wurde hier am 8.Juni 2017 schon einmal veröffentlicht. Copy&Paste?
    Dank Pocket hatte ich ihn noch gespeichert, bei SciLogs ist er gelöscht worden.

  3. Ja, wie @Chrys gepostet hat, Schwefelverbindungen reizen die Atemwege. Fluoride – die beim Laki auch aufgetreten sind – sind die Salze der Fluorwasserstoffsäure (HF), die auch als Flusssäure bekannt ist. Sie werden verdächtigt in höhere Konzentrationen zu Missbildungen der Knochen und Gewebe zu führen bzw. als Flusssäure die Lungen zu schädigen.

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