40 Jahre Alien – Der Monster-Erfolg und wie dabei Fossilien eine Rolle spielten

“Calcit-Alien”, Chenzhou/Hunan, China.

Vor 40 Jahren kam der erste Alien-Film ins Kino, der in Deutschland den vielsagenden Untertitel Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt trägt. Die Handlung, die auf ein Drehbuch von Dan O’Bannon und Ronald Shusett beruht, ist relativ einfach gestrickt. Im Jahr 2122 fängt der interplanetare Erzfrachter Nostromo ein Funksignal vom Planetoiden LV 426 auf, wo ein Raumschiff unbekannter Bauweise gefunden wird. Als sich der vermeintliche Hilferuf als Warnung entpuppt, ist es schon zu spät und eines der Besatzungsmitglieder bereits mit einem unbekannten Parasiten infiziert. Erstmal an Bord bringt das Alien in seinen verschiedenen Entwicklungsstufen ein Besatzungsmitglied nach dem anderen um, ehe es von der letzten Überlebenden aus der Luftschleuse geschleudert wird.

Das abstrakte Wesen des Xenomorphen (“Fremde Gestalt”) beruht auf ein Design des 2014 verstorbenen Schweizer Künstler Hans Rudolf Giger. Giger war verantwortlich für das Design des Planetoiden, des dort abgestürzten Raumschiffes und aller Entwicklungsstufen des Aliens. Im Film entwickelt sich das Alien aus einem Ei, das einen Facehugger ausbrütet. Der Facehugger saugt sich auf das Gesicht des Opfers fest und pflanzt eine parasitäre Larve ein. Nach einigen Stunden bricht der Chestburster aus seinem Opfer, der schließlich rasch zur ausgewachsenen Drohne heranwächst.

O’Bannon und Shusett verwenden in ihrem Drehbuch auch Elemente früherer Horrorgeschichten, unter anderem auch At the Mountains of Madness, eine Kurzgeschichte die 1936 vom amerikanischen Autor H.P. Lovecraft veröffentlicht wurde. In Berge des Wahnsinns entdeckt eine Antarktis-Expedition in der Eiswüste Fossilien unbekannter Herkunft. Einige der Kreaturen, die sich von ihrer Entwicklung her von allen terrestrischen Lebensform unterscheiden, sind aber nur augenscheinlich tot, und bald werden die Überlebenden von etwas Fremden gejagt. Lovecraft, der sich auch für Naturgeschichte interessierte, nutzt die tatsächliche Entdeckung von Fossilien in der Antarktis für den Anfang seiner Geschichte und baut die Handlung darauf auf. Im Jahr 1920 entdeckte der Geologen William Thomas Gordon die Fossilien von Archaeocyathiden in 600 Millionen Jahre alten Gesteinen der Antarktis. Archaeocyathiden sind eine ausgestorbene Gruppe schwammähnlicher Organismen, und waren zu Lovecrafts Zeiten die ältesten bekannten Lebensformen überhaupt.

Auch das Design des Aliens wurde von Fossilien beeinflusst. Die erwachsene Form beruht auf das Gemälde Necronom IV von 1976. Das surrealistische Kunstwerk zeigt eine Figur, die augenscheinlich aus verschiedensten Teilen von Wirbeltieren, Insekten und Maschinen zusammengesetzt ist. Giger nutze als Inspirationsquelle aber auch ein im Sauriermuseum Aathal ausgestelltes Fossil. Es handelt sich dabei um eine 300 Millionen Jahre alte Seelilie. Seelilien sind marine Organismen, die eng mit Seesternen, Seeigeln und Seegurken verwandt sind und unter den Sammelbegriff Stachelhäuter zusammengefasst werden. Wie das Alien im Film, so sind auch die Stachelhäuter von einen Panzer aus harten Skelettelementen umgeben. Im Film hält dieses Exoskelett das Säureblut des Aliens zurück, in der Realität dient es den Stachelhäutern als schützende, zugleich sehr bewegliche, äußere Stütze. Stachelhäuter mögen zwar nicht unbedingt furchterregend sein, aber ihre lange evolutionäre Erfolgsgeschichte, sie exisitieren seit mindestens 450 Millionen Jahre, beweist doch, dass sie in gewisser Weise ein “perfekter Organismus” sind.

Fossile Seelilie mit charakteristischen Skelettelementen.

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David Bressan ist freiberuflicher Geologe hauptsächlich in oder, wenn wieder mal ein Tunnel gegraben wird unter den Alpen unterwegs. Während des Studiums der Erdwissenschaften in Innsbruck, bei dem es auch um Gletscherschwankungen in den vergangen Jahrhunderten ging, kam das Interesse für Geschichte dazu. Hobbymäßig begann er daher über die Geschichte der Geologie zu bloggen.

2 Kommentare

  1. HR Giger hatte sozusagen als Künstler einen schlechten Geschmack und war insofern in der Lage – der Schreiber dieser Zeilen ist Cineast – Ur-Ängste zu symbolisieren, was den Mehrwert oder Erfolg / auch : den Misserfolg eines derartigen Films bedeuten kann.

    ‘Alien (1)’ konnte als mit ca. 10 Millionen Dollar monetarisiert in etwa das zehnfache der Investition an den Kino-Kassen wieder einspielen und generierte über weitere Vertriebswege und Nachfolgeschaft meinend, es ist mittlerweile ein belastbarer sogenannter Media-Franchise entstanden, noch weit mehr, an Mehrwert, vielleicht 100 Millionen US-Dollar, indirekt.

    Wobei “Mehrwert” hier mit einem zugezwinkerten Auge berechnet werden darf, die Bereitstellung eines Films ist kein Wert an sich, sondern nur den Abnehmern geschuldet. – Selbst die Kritiker sind hier erst einmal außen vor.

    Anzunehmenderweise hat sich HR Giger, wie im dankenswerteweise bereit gestellten WebLog-Eintrag beschrieben, inspirieren lassen, auch archäologisch, von nichts kommt nichts, das Böse kann sich ja nicht nur einfach ausgedacht werden, sondern muss, um Publikumserfolg generieren zu können – hier kann auch mit der schlichten Geisterbahn verglichen werden – eine reale Grundlage haben, besser eine : real als möglich allgemein erachtete.

    Besondere Gags aus dem Erstfilm, es liegt mittlerweile eine Sechs-Folgigkeit vor, liegen also im Vorstellbaren, in der Denkmöglichkeit der Rezipienz – die Kino-Besucher sind hier zuvörderst gemeint – veranlagt.
    Auch in einer vorstellbaren naturwissenschaftlichen Grundlage.

    Ein sozusagen böser Film lebt von dem Bösen seiner Abnehmer, von ihrer dazu zustimmenden oder ablehnenden Haltung. [1]

    Künstlerische Filme reflektieren das Sein von Erkenntnissubjekten, nur dies.

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1]
    Andy Warhol ist mal gefragt worden, was denn dieser oder jener Punkt sozusagen in seinen Grafiken genau bedeutet, was das X seiner Arbeit in puncto ausmache – und der antwortete dann “janz entspannt” : It’s the X in you!

  2. *
    das [Z]ehnfache der Investitio

    **
    noch weit mehr, an Mehrwert, vielleicht [5]00 Millionen US-Dollar, indirekt

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