Städte als wichtiger Faktor einer nachhaltigen Entwicklung

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Nachhaltige Konzepte stehen seit den 1980ern auf der Tagesordnung der Planungs- und Wirtschaftspolitiker, damit der aktuelle Ressourcenverbrauch zukünftige Generationen nicht in ihrer Entwicklung eingeschränkt. Die Städte bilden in diesem Prozess die Hauptakteure, da sie, wie zuvor in diesem Blog bereits berichtet, seit diesen Jahren mehr als 50% der Weltbevölkerung beherbergen. Die Frage ist nun, welche Vorraussetzung ein urbaner Raum erfüllen muss, damit entscheidende Schritte Richtung Nachhaltigkeit getroffen werden?
Laut dem Brundtland Report (1987) ist nachhaltige Entwicklung „the process of developing (land, cities, businesses, communities, etc.) that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs”. Erste Gedanken zu nachhaltigen Entwicklungsstrategien entstanden bereits in den 1970ern und 1980ern, wobei der Brundtland Report in diesem Prozess einen wichtigen Meilenstein markiert. Der Report führte direkt zum UNCED Earth Summit 1992 in Rio, auf dem 179 Länder die Agenda 21 beschlossen, die vorsieht nachhaltige Aspekte in die Sozial- und Wirtschaftspolitik aufzunehmen.
In den, dem Brundtland Report, folgenden Jahren, wurde die Stadt als Raumsystem immer wichtiger um die nötigen Innovationen herauszubilden, um nachhaltige Aspekte umzusetzen; besonders in  Europa, Nord- und Südamerika, die  Verstädterungsraten von mehr als 70 % aufweisen.

Die Stadt als Innovationssystem

Damit das urbane Raumsystem Innovationen herausbildet, die Änderungen in der Struktur bewirken, müssen mehrere Vorraussetzungen erfüllt sein. Dies umfasst Spezialisierungen in den Bereichen Produktion und Handel, sowie ortsgebundenes Wissen (tacit knowledge). Diese Faktoren bilden die Grundlage, damit es zu einer Interaktion der beteiligten Akteure (Politik, Wirtschaft, Planung, …), in Form von Netzwerken, kommt. Um diese zu fördern, muss ein solches Innovationssystem gut ausgestattet mit Infrastruktur, Bildungseinrichtungen, Produzenten und Konsumenten sein. Planungseinrichtungen unterstützen hierbei als Moderator die betreffenden Netzwerke. Ein Innovationssystem muss sich dabei nicht zwangsläufig in urbanen Räumen herausbilden, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sich die notwendigen Akteure in diesen herausbilden.
Die Geschichte hat gezeigt, dass sich strukturändernde Innovationen in den Bereichen Kultur, Technologie und in Organisationsprozessen eher in urbanen Räumen entwickelten, da diese interaktionsreicher sind und Probleme häufiger auftreten, die eine Lösung verlangen.  
Der amerikanische Ökonom Richard Florida spricht, in Bezug auf diese Problemlösungen, von einer kreativen Klasse, die sich hauptsächlich in urbanen Räumen herausbildet und ein großes Interesse an der Lösung dieser hat.
FLORIDA spricht hierbei zwar von einer Klasse, die allerdings nichts mit den üblichen Klassendefinitionen gemeinsam hat, sondern die aus Menschen besteht, die in den Bereichen Wissenschaft, Technik, Management und der Kunst tätig sind. Florida schätzt, dass z.B. 30% der amerikanischen und europäischen Berufstätigen dieser Klasse zugehörig sind.

Geographische Unterschiede der Nachhaltigkeit

Um die oben beschriebenen nachhaltigen Konzepte in der Planung umzusetzen, muss sich ein Innovationssystem herausbilden, welches viele Berufstätige anzieht, die der kreativen Klasse angehören und die ein Interesse an der Umsetzung dieser haben.
Die Umsetzung nachhaltiger Konzepte bei der Planung wird in Zukunft geographisch stark schwanken, denn nicht jeder urbane Raum wird ein funktionierendes Innovationssystem herausbilden, welches Nachhaltigkeit als Ziel verfolgt. Ebenso wird ein starkes Gefälle zwischen Industrie- und Entwicklungsländern herrschen, da sich die Möglichkeiten der Förderung stark unterscheiden werden. Besonders in der Qualität der Bildungseinrichtungen sind hier die größten Unterschiede zu erwarten. Allerdings befinden sich viele Städte in Entwicklungsländern in Situationen, die schnelle und nachhaltige Problemlösungen verlangen, besonders in den Bereichen Bevölkerung und Verkehr.
Die Zukunft wird zeigen, wie viele urbane Räume es schaffen werden, Innovationen herauszubilden, welche die Umsetzung nachhaltiger Konzepte fördert und die Strukturen so umformt, damit der  Ressourcenverbrauch gesenkt wird und zukünftige Generationen über die gleichen Möglichkeiten verfügen, wie die Aktuelle.

Quellen

1. FLORIDA,R., 2005: The Flight of the Creative Class, Kapitel 1, S.1-24, HarperCollins (New York)
2. JOHNSON, B. und LEHMANN, M., 2006: Sustainability and Cities as Systems of Innovation, DRUID-Working Papers
3. UNCED: Rio-Erklärung über Umwelt und Entwicklung

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Meine Name ist Stefan Ohm und ich bin Geograph. Vor meinem Studium habe ich eine Ausbildung zum Fachinformatiker absolviert und danach bei Electronic Data Systems (EDS) als Lotus Notes Entwickler gearbeitet. Während meines Studiums in Hannover führte mich mein Weg zur Texas State University in San Marcos (USA) sowie zur University of Bristol (UK). Darüber hinaus absolvierte ich zwei Praktika bei NGO’s in Neu Delhi (Indien), mit dem Ziel Entwicklungsprozesse vor Ort genauer zu betrachten und damit ein besseres Verständnis über diese zu erhalten. Promoviert habe ich über den Strukturwandel im Perlflussdelta und Hongkong (China) an der Justus Liebig Universität in Gießen.

1 Kommentar

  1. Grandioser Artikel

    Ich fand den Artikel wirklich unheimlich gut recherchiert. Wie kommt man dazu sich mit dem Thema zu beschäftigen?

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