Chinas wachsendes Interesse an Schwarzafrika

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Seit den ersten Reformen in den späten 1970er ist die chinesische Volkswirtschaft mit jährlichen Wachstumsraten von über 10% dramatisch gewachsen. Mit dem wirtschaftlichen Wachstum stieg auch die Nachfrage nach Energie und Rohstoffen stark an. China, auf dem Weg zur viertgrößten Volkswirtschaft, ist heute zu einem der größten Konsumenten von Öl, Stahl, Kupfer, Kohle und Platin geworden. Diesen Rohstoffbedarf kann das Land nur durch die Erschließungen neuer Märkte decken, da die eigenen Vorräte nicht ausreichen, um das starke Wachstum nachhaltig zu tragen. Seit den 1990ern ist China zu einem der größten Investoren in Schwarzafrika aufgestiegen und nimmt dabei großen politischen Einfluss auf die afrikanischen Volkswirtschafen.

Chinas wachsender Einfluss

In den vergangenen 10 Jahren ist China, nach den U.S.A. und Frankreich, zu Afrikas drittgrößtem Handelspartner geworden, wie Abb. 1 zeigt. Im Jahr 2007 betrug das Handelsvolumen schon mehr als $ 70 Mrd. und wird sich bis 2015 noch einmal verdoppeln. Hauptgrund dessen ist das Interesse an Rohstoffen wie Öl, Kupfer und Eisen. Am Ende des vergangenen Jahres hatte China bereits mit 48 der 50 afrikanischen Staaten Handelsabkommen über Rohstoffexporte abgeschlossen und ist in einigen Staaten bereits der größte Investor, noch vor der EU oder der USA. So wurde China, welches seine Investitionen über staatliche Firmen tätigt, zum Hauptimporteur für sudanesisches und angolanisches Öl, sowie südafrikanisches Platin.

Abb. 1: Chinas Handel mit Afrika (Quelle: IMF)

Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch wie einseitig und Rohstoffzentriert dieser Handel ist, denn mehr als 90% des Handelsvolumens umfassen Rohstoffe und Dienstleistungen in diesem Bereich. Exporte aus anderen Sektoren sind mit unter 10% repräsentiert. Neben dem Handel ist China gleichzeitig zu einem Hauptakteur in der Entwicklungshilfe aufgestiegen, mit einem jährlichen Volumen von mehr als $ 1 Mrd. im Jahr 2007. Zudem stellt China jährlich mehr als 10.000 Plätze an heimischen Universitäten für afrikanische Studenten bereit.

Probleme von Rohstoffexportierenden Ländern

Das hohe Wachstum Afrikas (2006: 5,5%) scheint eine gute Nachricht für den chronisch armen Kontinent zu sein. Dennoch birgt gerade einseitiges Wachstum starke Risiken mit  sich. Rohstoffexportierende Länder haben häufig mit der so genannte Holländische Krankheit zu kämpfen, welche entsteht, wenn ein Land Güter (meist Rohstoffe) im großen Umfang exportiert und es infolge dessen zu einer Aufwertung der Landeswährung kommt. Dadurch verteuern sich Exporte aus anderen Sektoren, die dadurch in eine Absatzkrise rutschen. Als Folge dessen kommt es zu einer Deindustrialisierung der betroffenen Länder, wie es Corden und Neary (1983) als erstes am Beispiel der Niederlande beschrieben haben. Aufgrund der stark gestiegenen Rohstoffpreise der letzten Dekade, ist damit zu rechnen, dass viele afrikanischen Länder von der Holländischen Krankheit befallen werden. Exportüberschüsse werden zudem nicht sinnvoll in den Bereichen Infrastruktur und Bildung investiert.

Asymmetrische Auswirkungen

Chinas großes Interesse an afrikanischen Rohstoffen hat asymmetrische Auswirkungen auf diese Länder. Gewinner sind vor allem Öl produzierende Staaten, wie der Sudan und Angola. Seit 2000 hat sich der Rohölpreis mehr als verdoppelt und ein großer Teil ist auf die steigende chinesische Nachfrage zurückzuführen. Ölimportierende Staaten wie Madagaskar und Kenia sind dabei klare Verlierer.
Allerdings wächst die Kritik an Chinas Investitionen, vor allem in den Gewinnerländern, da kaum Verbindungen zur lokalen Wirtschaft aufgebaut werden, die Arbeitsplätze schaffen. Meist greifen chinesischen Firmen auf Material und Arbeitskräfte aus dem Heimatland zurück. Von der internationalen Staatengemeinschaft wird vor allem die politische Unterstützung von Diktaturen kritisiert. So blockierte China 2005 eine UN Resolution, die Sanktionen für den Sudan vorsah, aufgrund von Rohstoffinteressen.

Quellen

ZAFAR, A., 2007: The growing Relationship between China and Sub-Saharan Afrika, The World Bank Research Observer, Vol.22, No. 1

Internet

1. EcoWorld: Chinas Energy Demand

2. International Herald Tribune: African Development Bank affirms China’s growing role, with caveats

3. Der Spiegel International Edition: China’s Conquest of Africa

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Meine Name ist Stefan Ohm und ich bin Geograph. Vor meinem Studium habe ich eine Ausbildung zum Fachinformatiker absolviert und danach bei Electronic Data Systems (EDS) als Lotus Notes Entwickler gearbeitet. Während meines Studiums in Hannover führte mich mein Weg zur Texas State University in San Marcos (USA) sowie zur University of Bristol (UK). Darüber hinaus absolvierte ich zwei Praktika bei NGO’s in Neu Delhi (Indien), mit dem Ziel Entwicklungsprozesse vor Ort genauer zu betrachten und damit ein besseres Verständnis über diese zu erhalten. Promoviert habe ich über den Strukturwandel im Perlflussdelta und Hongkong (China) an der Justus Liebig Universität in Gießen.

8 Kommentare

  1. 10000 Studienplätze

    für afrikanische Studenten? Das klingt ehrlich gesagt nicht nach besonders viel, wir reden ja über einen ganzen Kontinent.

    Wieviele Studenten hat denn während des kalten Krieges die Sowjetunion aufgenommen, zum Vergleich? Kennst du da Zahlen?

  2. @Lars Fischer

    Studentenzahlen habe ich nicht gefunden. Aber die UDSSR hat in den Jahren 1954-1981 ca. $3,5 Mrd. an Entwicklungshilfe für die Staaten südlich der Sahara aufgebracht. Dagegen sind die $ 1 Mrd. die China jährlich leistet doch recht umfangreich.
    Der Einfluss der UDSSR in Afrika war im Gegensatz zu Chinas ideologisch geprägt, mit dem Ziel die afrikanischen Staaten in die Kommunistische Einflusssphäre zu ziehen. Leider resultierte dieses Engagement in einigen Stellvertreterkriegen mit den USA.

  3. China hat in Afrika wohl auch leichtes Spiel, da ja viel Korruption herrscht und man sich leicht einkaufen kann.

    @Stefan Ohm

    Ich habe noch nicht verstanden, wie das mit der Holländischen Krankheit funktioniert. Eigentlich ist es doch sehr gut, wenn ein Land ausländische Devisen anlockt?

  4. Holländische Krankheit

    @ Maike Juhmann

    Die Holländische Krankheit wurde, wie der Name schon sagt, das erste mal in Holland beschrieben. Namensstifter hierfür war die Zeitschrift “The Economist” 1977, die den Rückgang des Industriesektors in Holland während der 1970er beschrieb. Der Economist stellte eine Verbindung zwischen den hohen Rohstoffexporten des Landes (Erdgas) und einer Absatzkrise innerhalb des Industriesektors her. Der Grund für diese Krise war die starke Holländische Währung (damals noch Gulden). Durch den hohen Rohstoffexport flossen ausländische Devisen ins Land, welche zu einer Aufwertung der Währung führten. Außerdem kam es gleichzeitig zu einer starken Ausweitung des Rohstoffsektors und zu einer Vernachlässigung der Industrie. Dies führte dazu, dass die Holländische Industrie Wettbewerbsfähigkeit einbüßte, da sich die Waren verteuerten. Besonders war dieses bei Exportwaren zu spüren.
    Aber auch der inländische Absatz ließ stark nach. Durch die starke Aufwertung des Gulden, verbilligten sich Importe drastisch und die Holländer griffen vermehrt zu Deutschen, Französischen, etc. Waren. Ähnliches spüren wir ja gerade mit dem starken Euro. In Amerika z.B. erscheint ja alles schrecklich günstig.

    Die Folge der Holländischen Krankheit ist de facto eine Deindustrialisierung. Da sich die Industrie in einer Krise befindet, wächst der Dienstleistungssektor stark an. Zwangsläufig scheint dies aber nicht zu sein, wenn es zu einem sinnvollen Einsatz der Rohstoffgewinne kommt.
    Laut Wikipedia sind aktuelle Nigeria, Venezuela, Norwegen und Russland von der Holländischen Krankheit befallen.

  5. Holländische Krankheit

    Die, von dir beschriebene, Holländische Krankheit tritt zwar häufig gemeinsam mit der Dominanz der Rohstoffindustrie innerhalb eines Landes auf, ist aber nicht auf diese beschränkt. Die Philipinen befinden sich gerade auch in diesem Dilemma. Der Auslöser ist aber nicht der Rohstoffsektor, sondern hohe Inflows von Ausländischen Direktinvestitionen. Theoretische könnte soetwas in jeder Volkswirtschaft geschehen, immer dann, wenn eine Industrie zu stark dominiert und für eine Aufwertung der Währung sorgt. Natürlich sind Länder mit hoher Korruption, wie in Afrika besonders anfällig.

  6. Eine gute Entwicklung, die dort gerade beginnt, trotz Nebenwirkungen (Holländische Krankheit). Aber endlich erhalten die afrikanischen Länder Devisen, die schrittweise dazu beitragen, funktionierende Wirtschaften aufzubauen. Nach den langen Jahren der Kolonialzeit, den Stellvertreterkriegen des Kalten Krieges und dem Chaos der 90er ist dies endlich eine reele Chance für den Kontinent. Leider arbeitet die chinesische Regierung noch zu oft mit Diktatoren zusammen (siehe Sudan).

  7. Das Handeln Chinas in Afrika stimmt mich sehr bedenklich. Oliver Schmidt auf Weltpolitik.net hat es passend formuliert:

    “Gerade auch mit Blick auf die eigene Situation ist China an einer strengen Auslegung von Souveränität interessiert und vertritt die Position, dass wirtschaftliche Entwicklung und Marktwirtschaft unabhängig vom politischen System eines Staates zu betrachten sei. Damit negiert China die klassische Verknüpfung von Marktwirtschaft und Demokratie, eines der Kernelemente westlicher Wachstumsstrategien.”

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