Wie verhext – der unwiderrufliche Kollaps der Zivilisation

Viele Klimaaktivisten sind davon überzeugt, dass die Zivilisation bald zusammenbricht, wenn der Klimawandel nicht gestoppt wird. Das wäre natürlich fatal. Sollten wir ins Mittelalter zurückfallen, müssten wir wieder mit Holz oder Kohle heizen. Wärmepumpen, Wind- und Solarkraftwerke und selbst das Internet würden ohne weltweite Lieferketten bald verschwinden. Und zwar endgültig. Oder etwa nicht?

Ein katastrophaler Klimawandel, ein weltweiter Atomkrieg, ein kompletter finanzieller Zusammenbruch, eine alles zerfressende Cyberattacke könnten den Zusammenbruch der globalen Zivilisation einleiten. Die weltumspannenden Daten- und Warenströme vertrocknen, Computer und Handys stellen ihre Arbeit ein, Regierungen fallen, Kriege brechen aus und die Welt versinkt im Chaos. Während die materielle Grundlage der Zivilisation schnell wegbricht, bleibt die geistige Grundlage aber unberührt. Das Wissen um den Bau von Computern und Solarzellen schriftlich niedergelegt, die Experten sind allesamt am Leben, und aus der Asche der alten Zivilisation könnte eine neue steigen, im Feuer verjüngt, erfahren, umsichtig und friedlich. Eine romantische Vorstellung, aber leider eher unrealistisch.

Um deutlich zu machen, was ich meine, möchte ich hier ein Gedankenexperiment1 des amerikanischen Bloggers Tim Urban vorstellen, der das philosophische Blog „Wait But Why?“ betreibt. Es stammt bereits aus dem Jahr 2015, ist aber nach wie vor aktuell.2

Urban nahm an, eine mächtige und wirklich bösartige Hexe ließe mit einem gewaltigen Fluch alle Straßen, Autos, Flugzeuge und Städte verschwinden. Nichts von dem, was die Menschen je hergestellt haben, angefangen von Feuersteinklingen und Speerschleudern bis zu Laptops und Mondraketen bleibt erhalten. Wo Moore waren, wächst wieder Sumpfgras in mückenverseuchten Tümpeln, Wälder stehen wieder da, wo Menschen einst die Bäume gerodet haben, und Getreidefelder verwandeln sich in unberührtes Grasland zurück. Alle acht Milliarden Menschen stehen nackt und ohne Toilettenpapier in der unberührten Natur.

Die Hexe verspricht, den Fluch aufzuheben, sobald die Menschen ein einziges aktuelles iPhone produziert haben. Im Jahr 2015 war das ein iPhone 6s, heute wäre es ein iPhone 14. Die Menschen erhalten dann ihre Zivilisation zurück, samt Straßen, Internet und Klimawandel. Die Hexe überlässt den Menschen allerdings kein iPhone als Vorlage. Gehäuse, Display, Motherboard, Firmware und Apps sollen sie bitteschön aus dem Gedächtnis rekonstruieren. Das alles muss so perfekt sein, dass ein Applestore keinen Makel daran findet.

Wie lange, fragte sich Tim Urban, würden die Menschen wohl brauchen, um die Aufgabe zu lösen? Zwischen 20 und 1200 Jahren sollten reichen, meint er. In Deutschland hat das Internetportals ze.tt, ein Partner von ZEIT online, Urbans Überlegungen vorgestellt. Manche Mitglieder der Redaktion schätzten, dass die Menschen schon nach 30 bis 50 Jahren stolz einen Apple-Klon vorzeigen würden, andere dachten eher an 1000 oder mehr Jahre.3

Das in der Zeit verlorene iPhone

Tatsächlich liegen sie alle falsch. Wenn man das Gedankenexperiment konsequent weiterspinnt, bleibt nur ein mögliches Ergebnis.

In dem Moment, in dem der Fluch seine fatale Wirkung entfaltet, ist das Wissen um die Fertigung eines iPhones natürlich weiterhin vorhanden. Die Apple-Ingenieure und -Programmierer haben die Verwünschung überlebt, und auch die Spezialisten der Zulieferer wissen natürlich immer noch, wie man das spezielle iPhone-Display baut. Aber schon in den ersten Tagen nach der gewaltsamen Renaturierung werden die meisten Menschen umkommen. Sollte die Hexe ihren Fluch im Winter der Nordhalbkugel auf die Menschheit loslassen, erfrieren in Europa und Nordamerika die meisten Menschen schon in der ersten Nacht. Wer auf Medikamente angewiesen ist, überlebt maximal einige Wochen. Vermutlich schrumpft die Kopfzahl der Menschheit sehr schnell auf den Stand der Steinzeit. Die Überlebenden hätten auch erst einmal andere Sorgen als die Herstellung eines iPhones. Sie müssten Unterkünfte bauen, Nahrung und Wasser suchen, Feuer entzünden und Werkzeuge herstellen. Erst wenn sie oder ihre Nachfahren sich in der Wildnis einigermaßen behauptet haben, bleibt ihnen genug freie Zeit für die Aufgabe der Hexe. Bis dahin sind aber Jahre oder Jahrzehnte ins Land gezogen. Das Wissen um die Konstruktion eines iPhones ist dann längst verloren gegangen. Wie hätte man es auch bewahren sollen? Die Bauanleitung für ein iPhone mitsamt dem Quellcode für die Software dürfte hunderttausende Buchseiten umfassen, weit mehr als Shakespeares gesammelte Werke. Und natürlich müsste man auch die Anleitung für den Bau des Displays und des Akkus berücksichtigen, nicht zu vergessen die Kommunikationsprotokolle für die Mobilfunknetze und das WLAN. Papier und Bleistifte hat die Hexe aber leider auch verschwinden lassen. Und glaubt wirklich irgendjemand, dass Softwareingenieure die Millionen Codezeilen des Quellcodes von iOS 14 fehlerfrei auswendig wissen? Nach einigen Jahrzehnten wird das iPhone vielleicht zu einer Art heiligem Gral, und sein Bau zu einer religiösen Pflicht, die zur Erlösung führt und den Beginn einer neuen, wunderbaren Welt markiert.

Die Menschen erinnern sich vielleicht noch, dass man für diese große Aufgabe aus aller Welt Materialien zusammensuchen muss. Sie nehmen geheimnisvolle Namen wie Kobalt, Indium, Magnesium, Kupfer, Aluminium und Silber in ihre Gebete auf.

Thomas Grüter: "Offline"
In meinem Buch “Offline!” diskutiere ich die Gefahr
eines Kollaps unserer gegenwärtigen Lebensweise.
Allein die ansteigende Komplexität
kann die Widerstandskraft gegen äußere
Störungen oder innere Fehler kritisch verringern.

Aber noch ist Steinzeit, und die Menschen sind noch lange nicht so weit, Erze zu fördern, zu schmelzen und aufzubereiten. Wer in der Wildnis überleben will, hat andere Sorgen. Er muss das richtige Holz für die Anfertigung von Bögen finden und Feuersteinspitzen an Pfeilen befestigen. Zu wissen, welche Beeren und Wurzeln essbar sind, ist wichtiger als die Trennung von Metallen in Schmelzöfen. Auch die Zusammenarbeit von Menschen über Kontinente hinweg ist unmöglich. Selbst eine Nachricht in nächste Hüttendorf braucht einen ganzen Tag. Vielleicht wäre die Menschheit nach tausend Jahren wieder in der Lage, Computer und Smartphones zu bauen, aber ganz sicher sähe keines davon aus wie ein iPhone. Es wäre schlicht unmöglich, alle Spezifikationen so lange zu überliefern. Der einzig mögliche Schluss ist also: Die Hexe braucht nicht mehr einzugreifen, es wird nie wieder ein iPhone geben, und die Menschen stecken erst einmal in der neuen Steinzeit fest.

Wenn Sie das anders sehen, schreiben Sie gerne einen Kommentar.

Das eingebettete Smartphone

Smartphones sind Wunderwerke der modernen Digitaltechnik, aber sie können nur innerhalb des komplexen Systems unserer technischen Zivilisation existieren. Anders ausgedrückt: Die Menschen würden der Hexe nur dann ein iPhone überreichen können, wenn sie aus eigener Kraft den technischen Stand von 2023 wieder erreicht haben. Nicht etwa einen ähnlichen oder vergleichbaren Stand, sondern genau den Stand. Alle WLAN-Spezifikationen, alle Handshake-Protokolle, alle Steckergrößen müssten exakt gleich sein. Nicht einmal die Sprache der Menüs oder der Beschriftungen dürfte sich verändern. Das ist aber deutlich unwahrscheinlicher als zehn Hauptgewinne im Lotto hintereinander.

Vermutlich wird nicht einmal eine neue technische Zivilisation entstehen. Niemand weiß, ob sich die explosive Entwicklung von Mathematik, Naturwissenschaft und Technik in den letzten beiden Jahrhunderten zwangsläufig wiederholen muss, oder ob die Menschheit vielleicht einen ganz anderen Weg einschlägt.

Zivilisationen neigen zum Zusammenbruch

Nun gut, das ist ein Maximalszenario. So schlimm wird es nie kommen. Aber auch bei geringeren Ereignissen kann eine Zivilisation zusammenbrechen. Auf der Erde hat es bisher mehr als 50 Zivilisationen und Hochkulturen gegeben. Sie sind alle verschwunden, und oft genug nur wenige Jahrzehnte nach ihrer Hochblüte. Über die Ursachen streiten die Gelehrten seit Jahrhunderten. Allein zum Ende des Römischen Reichs existieren dutzende Theorien. In jedem Fall ist ein höchst arbeitsteiliges System sehr empfindlich gegen einen Zusammenbruch von Waren- und Nachrichtenströmen. Und Wissen geht schneller verloren, als wir denken. Mehr als 99 Prozent aller Bücher sind beim Untergang des Römischen Reichs verloren gegangen4.

Ein Zusammenbruch der modernen Zivilisation ist also möglicherweise unumkehrbar, weil auch das Wissen um den Wiederaufbau schnell schwindet. Man sollte existenzielle Risiken also nach Möglichkeit rechtzeitig erkennen und ausreichend Vorsorge treffen. Das betrifft keineswegs nur den Klimawandel. Die Global Challanges Foundation in Stockholm gibt jährlich einen Report unter dem Namen „Global Catastrophic Risks“ heraus. Für das Jahr 2022 nennt sie unter anderem:

  1. Einsatz von Massenvernichtungswaffen (Nuklearwaffen, biologische Waffen, chemische Waffen),
  2. Pandemien
  3. Künstliche Intelligenz (Chatbots, Kriegsroboter etc.)
  4. Asteroideneinschlag,
  5. Ausbruch eines Supervulkans mit globalem Temperatursturz,
  6. Ökologischer Kollaps,
  7. Klimakatastrophe,
  8. Größe der Weltbevölkerung

Nicht erwähnt, aber wichtig, sind auch ein Zusammenbruch des Welthandels oder eine Verknappung wichtiger Ressourcen. Selbst wenn man von Einzelursachen für einen Zusammenbruch absieht, ist eine Zivilisation aber nicht unbedingt stabil. Im mathematischen Sinn lässt sie sich als ein komplexes System beschreiben. Solche Systeme sind spannende Objekte für wissenschaftlichen Untersuchungen, denn sie neigen zu unvorhersehbaren Zustandsänderungen einschließlich eines plötzlichen Zusammenbruchs.

Alle Risiken im Auge behalten

Die Fokussierung auf den Klimawandel führt im schlimmsten Falle dazu, dass andere Risiken ausgeblendet werden. Und sollte Deutschland unter Inkaufnahme hoher Schulden doch noch eine CO2-Neutralität bis 2030 erreichen, müssten noch genügend Mittel für Erhaltung der neu geschaffenen Infrastrukturen erwirtschaftet werden. Fotovoltaik, Windkraftwerke und Wärmepumpen halten nicht ewig, sondern vielleicht 20 Jahre. Wenn kein Geld für den Ersatz mehr da ist, nutzt die anfängliche Anstrengung wenig. Wir wären dann in der Lage einer Familie, die unter gewaltigen Opfern ein großes Haus gebaut hat, nur um dann festzustellen, dass ihnen der Unterhalt über den Kopf wächst. Der Katastrophenforscher Nick Bostrom hat dafür den Ausdruck „Subsequent Ruination“ geprägt5.

Schon viele der jetzigen Ziele werden wahrscheinlich scheitern. Das Wohnungsbauprogramm der Bundesregierung bleibt schon jetzt um Längen hinter den ausgerufenen Zielen zurück. Es besteht ausreichend Nachfrage, aber die Unzahl von Vorschriften behindert die Genehmigungsverfahren, und verteuert den Wohnungsbau so weit, dass er unrentabel oder unbezahlbar wird. Wir haben also die paradoxe Situation, dass die Nachfrage hoch ist, aber Baufirmen kaum noch Aufträge bekommen. Und weil Umweltstandards und Vorschriften bislang nicht diskutierbar sind, wird das Defizit immer größer.

Erste Wärmepumpen können schon jetzt nicht angeschlossen werden, weil die lokalen Stromnetze zu schwach sind. Und der Stromverbrauch soll nach der Planung der Bundesregierung bis 2030 um 50 Prozent zunehmen. Heise online schreibt dazu:

„Ein Ausbau des Niederspannungsnetzes innerhalb dieser kurzen Zeitspanne ist laut Experten nicht nur volkswirtschaftlich unrealistisch – er dürfte auch, wenn er gewollt wäre, kaum zu schaffen sein.“

Es wird also Stromsperren geben müssen, was nicht gerade populär ist.

Was also tun?

Die Menschheit versucht im Moment, die globale digitale Zivilisation auf CO2-Neutralität umzubauen, ohne sie zu zerstören. Eines ihrer Fundamente ist aber nun mal billige Energie, die in jeder gewünschten Menge zur Verfügung steht. Weitere Eckpfeiler sind Warentransport, Datenübertragung, billige Rohstoffe und billige menschliche Arbeitskraft. Nichts davon ist selbstverständlich. Und nichts entbehrlich. Die Solarzellen, die Windkraftanlagen, die „smarte“ digitale Steuerung von Verbrauch und Erzeugung hängen aber genau davon ab.

Man sollte sich den Umbau also nicht zu einfach vorstellen, und er lässt sich nicht beliebig beschleunigen. Sollten wir den Bogen überspannen, riskieren wir den Kollaps. Mit einer unangenehmen globalen (und lokalen) Erwärmung werden wir deshalb leben müssen. Der Weg zur Null- oder Minus-Emission bleibt vorgezeichnet, aber er ist holperig und rutschig. Entsprechend vorsichtig und klug sollte er angegangen werden.

Anmerkungen

[2] Das habe ich auch ausführlich in meinem Buch „Offline! Der Kollaps der globalen digitalen Zivilisation“ diskutiert.

[5] Seite 18 in: Bostrom, N. (2013). Existential risk prevention as global priority. Global Policy, 4(1), 15-31.

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Veröffentlicht von

www.thomasgrueter.de

Thomas Grüter ist Arzt, Wissenschaftler und Wissenschaftsautor. Er lebt und arbeitet in Münster.

52 Kommentare

  1. Wir sind zu sehr auf unsere Zivilisation fixiert.
    Es gibt Indianerstämme im Amazonasgebiet, die würden weiter leben wie bisher.
    Farbige in Afrika, die würden weiterleben wie bisher. Die Werkzeuge ließen sich aus den gefundenen Resten von Eisenbahnschinen herstellen, wie man Feuer macht, das weiß in diesen ländlichen Gebieten fast jeder.
    Was braucht man zum Leben ?
    Kein Auto, kein Radio, kein Fernsehen, keine Jeans , man wird auf die alten Techniken zurückgreifen, Wolle von den Schafen, Hosen aus Leder.
    Der Rückschritt würde etwa 200 Jahre betragen, bis man aus Kupfer wieder Kupferdrähte schafft, daraus Elektromotore baut.
    Die Medizin würde es härter treffen, weil man die Medikamente wieder aus den Pflanzen herstellen müsste. Auch chirurgische Geräte wären wieder primitiv, dafür gäbe es weniger Übergewichtige und die Zivilisationskrankheiten blieben aus.
    Nur mal zum Anfang.
    Ein echtes Problem wäre das Fehlen von genügend Papier um das noch vorhandene Wissen zu speichern. Die Leute sterben ja weg,

    • Zu dem Gedankenexperiment mit dem “Weghexen” der Zivilisation und der Schwierigkeit, auch nur ein einziges iPhone wieder neu zu bauen, möchte ich auf einen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 30. März 2022 hinweisen.Titel “Das Gold im Smartphone”. Der (kostenlose) Artikel führt aus, dass in jedem Smartphone 60 Elemente drinstecken, also praktisch zwei Drittel aller stabilen Elemente des Periodensystems. Davon sind 30 Metalle. Zwei davon, Silber und Gold, kommen gediegen vor, also in elementarer Form. Alle anderen müssten durch aufwendige chemisch- metallurgische Prozesse gewonnen werden. Einige Elemente waren in dem Artikel schon aufgeführt worden, aber es ist wirklich erstaunlich was alles in dem Smartphone drin steckt, z.B. solche exotischen Elemente wie Neodym, Praseodym oder Tantal. Aber auch nur das Silizium für die Chips zu gewinnen, ist gar nicht so einfach. Wenn man sich den langen Weg zur gegenwärtigen Zivilisation anschaut, von der neolithischen Revolution (Sesshaftwertung der Menschheit und Erfindung des Ackerbaus) über die Bronzezeit vor ca. 5000 Jahren, dann die Eisenzeit ab ca.1000 v. Chr. bis zur industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 18 Jahrhunderts, das ist schon ein ganz schön langer Weg. Und dann noch über 200 Jahre bis zum iPhone! Es ist wirklich ein interessantes Gedankenspiel, wie die menschliche Geschichte verlaufen würde, wenn wir von heute auf morgen in die Steinzeit “zurückgehext” werden würden. Ich fürchte, mit 20 bis 200 Jahren wird es nicht getan sein. Realistischer wären wie in der geschilderten Geschichte der Menschheit, eher mehrere tausend Jahre.
      Zitat Wengert: “Wir sind zu sehr auf unsere Zivilisation fixiert.” Das mag zwar stimmen, aber ich möchte die Zivilisation nun wirklich nicht missen. “Ich sage nur ein Wort: Zahnbehandlung!” ( Woody Allen). Und die Freude über weniger Zivilisationskrankheiten dürfte überlagert werden durch die Tatsache, dass die durchschnittliche Lebenserwartung auf ca. 35 Jahre zurückgehen dürfte, die Kindersterblichkeit enorm hoch sein dürfte und eine simple Blinddarmentzündung oder mit etwas Pech ein eiternder Zahn zum Tode führen würde. Für die Frauen kommt noch hinzu, dass jede Geburt ein lebensbedrohliches Risiko darstellen kann.
      Meine große Hoffnung ist, selbst wenn es zu einem partiellen Untergang der Zivilisation kommen sollte und z.B. ganz Europa durch den zum nuklearen Krieg eskaliertem Ukrainekrieg zerstört werden sollte, dass es einige Länder gibt, sei es Japan, sei es China sei Südkorea oder auch Teile der Vereinigten Staaten, in denen die Errungenschaften der Zivilisation erhalten bleiben und weitergegeben werfen können.

      • Herr Quentmeier,
        Und die Freude über weniger Zivilisationskrankheiten dürfte überlagert werden durch die Tatsache, dass die durchschnittliche Lebenserwartung auf ca. 35 Jahre zurückgehen dürfte,“…

        Ihre Aussage bezüglich eines längeren Lebens ist implizit euphemistisch und blendet die Realität der meisten alten Menschen komplett aus.

        Haben Sie sich schon einmal gefragt, welchen Sinn es macht und was das für Menschen bedeutet, dass der Mensch von heute 20, 30 Jahre länger lebt, als zu früheren Zeiten? Die Idee der Lebensverlängerung um nahezu jeden Preis impliziert eine Urangst vor dem Tod. Obwohl der Tod unvermeidbar ist, herrscht Panik und Depression bei dem Gedanken sterben zu müssen. Markttechnisch sind Menschen mit ihrem zerfallenden Körper insbesondere in den so genannten Industrienationen gern gesehene Kunden für Medikamente und Dienstleistungen. Was hat der Einzelne bewusst mehr von einem längeren Leben? Der Bankangestellte, die Putzfrau, die Laborantin, der Müllsammler, der Versicherungsvertreter, alle arbeiten fremdbestimmt. Die Lebensplanung und gewünschte Planungssicherheit basieren auf möglichst viel Arbeits- und Lebensroutine. Längere Lebenszeiten werden von fremdbestimmt arbeitenden Menschen mit Wiederholungen des Alltäglichen bestritten. Mögliche Kinder entwickeln sich nicht selten anders als erwartet und sind somit inhaltlich nicht wirklich erstrebenswert. Überhaupt steckt hinter dem Kinderwunsch die nicht thematisierte Hoffnung fleischlich unsterblich zu werden, oder zumindest sich genetisch in die nächste Generation zu retten.

        Wenn sie heute ein gutes Essen zu sich genommen haben, dann müssen sie dies auch bald wieder tun, sonst werden sie unzufrieden. Der körperliche Verfall – mit und ohne Beschleunigung bedingt durch unnatürliche Lebensweisen – kommt in jedem Fall mit den Jahren. Der Körper vergeht meist bei vollem Bewußtsein. Körperliche Gebrechen, künstliche Gelenke, falsche Zähne, täglich Medikamente sind das normale Schicksal des Durchschnittsmenschen. Wenn es ganz schlimm kommt schicken ihre “Liebsten” sie in ein Pflegeheim. Dort werden sie wieder behandelt wie ein kleines Kind, gefüttert und von Urin und Kot befreit. Dieses Szenario lässt sich noch deutlich verschlechtern. Krebserkrankungen, Alzheimer, erhebliche Seh- und Hörstörungen. Wann ist es „gut“? Wann gehen sie freiwillig? Die Wahrscheinlichkeit, dass sie diese Entscheidung aktiv treffen, ist gering. Ihr Wert für die Gesellschaft als Pflegefall wird rein wirtschaftlich ermittelt. Solange sie aus Sozialkassen, oder besser aus privaten Mitteln, Dienstleistungen, Apparatemedizin und Pillen als «Biomasse Mensch» bezahlen können, wird man sie nicht sterben lassen.

        Die meisten Menschen sind einfach nur da, bis sie weg sind. Leicht austauschbar und nichts sagend. In „Anlehnung“ an unser digitales Zeitalter verkörpert der Durchschnittsmensch «digitales Rauschen», auf das «man» ersatzlos verzichten kann und verzichtet. Verzicht kann praktisch bedeuten: SIE in den Krieg zu schicken, SIE verblöden zu lassen, SIE so zu konditionieren, daß SIE glauben Fußball sei IHR Leben, SIE wirtschaftlich auszubluten,…

        Was haben Sie/sie Wichtiges erfunden oder weiterentwickelt? Die meisten Menschen tragen nicht zum Fortschritt bei, weder wissenschaftlich noch spirituell. Sie entwickeln noch nicht einmal für sich selbst wahrnehmbare Alleinstellungsmerkmale oder eine “positive” Persönlichkeit. Ganz im Gegenteil, sie fallen eher durch Allergie, Neurose, Depression und allgemeiner Ahnungslosigkeit auf. Schlichtes blablabla trifft auf blablabla. Täuschen sie sich nicht. Sie sind deutlich basisfremder und gesamtheitlich dümmer als der Urmensch. Warum leuchtet die Glühbirne? Wie funktioniert ihr Handy? Wie funktioniert ein Laser oder Massenspeicher? Warum fliegt das „eiserne“ Flugzeug? Bauen Sie eine Glühbirne, ein Handy, einen Laser, einen Massenspeicher, bauen Sie ein Flugzeug. Warum und wie berechnet man Extremwerte einer mathematischen Funktion? Wie lauten die Hauptsätze der Thermodynamik? Was ist das Machsche Prinzip? Wer kann schon sein eigenes Auto oder Haus bauen? Packen Sie mal alles beiseite, was sie nicht selber herstellen können. Die meisten Menschen würden kümmerlich in einer Baracke hausen mit einem Kommunikationsradius von einigen Kilometern.

        Zivilisationskrankheiten sind Folgen einer desorientierten, basisfremden Gesellschaft, die zum größten Teil aus Mitgliedern besteht, die ohne Erkenntniszuwachs konsumorientiert dahin vegetiert. Heute kann «man» sich glücklich schätzen, wenn «man» einigermaßen lesen und schreiben kann. Die Politik braucht sich selbst und sie so dumm wie möglich, um für alle Fälle auf beiden Seiten die Trumpfkarte der Ahnungslosigkeit ausspielen zu können.

        Jeder der Urmenschen konnte nahezu alle seine Lebensbereiche und Aufgaben selbst bewältigen. Sie können so gut wie gar nichts aus ihrer Welt herstellen, sie können noch nicht einmal einen kleinen Bruchteil gedanklich reproduzieren. Sie sind nahezu komplett unnatürlich. Das Ergebnis ist eine totale Abhängigkeit und Hilflosigkeit. Schlimmer noch, sie sind so gut konditioniert, dass ihnen das »moderne Dilemma ihrer Existenz« noch nicht einmal bewusst ist. Nietzsche hätte seine helle Freude am Menschen des 21.Jahrhunderts.

        Das profane Ende einer Hochkultur ist in Sicht. Ein Teil der Möchtegern-Menschen „zwischen“ Klingelton und systembedingter Fettleibigkeit echauffiert sich über die Rente erst mit 70, ein anderer Teil will zeitgleich Spaß in Form von nationalen „public viewing“. Der Anteil an funktionalen Analphabeten wächst, Lesen und Schreiben wird verlernt. Die Mäuler der breiten Masse werden mit Billigfleisch aus Tier-Folter-Tötungscamps gestopft. Hundertmillionenfach werden für diesen „Zweck“ Lebewesen entartet und letztendlich zerstückelt, zeitgleich werden Haustiere gemästet und mit Medikamenten gegen Herzinsuffizienz behandelt. In Zentralafrika betteln überbevölkerte Massen um Nahrung, die im politisch korrekten Fall Spenden auslösen, die dann noch mehr Überbevölkerung und Elend generieren. Indoktrinierte, basisfremde Dummchen krabbeln um die Welt und werden bei Gelegenheit zu Mördern und Sadisten im Namen des Herrn.

        «Qualität» in Form von selbstregulierender Natürlichkeit wird rigoros durch destruktive «Quantität» in Form von Milliarden nahezu gleicher Menschen ersetzt.

        Übrigens: Es gibt einen Artikel : »Warum die Lebenserwartung steigt und wir doch nicht älter werden«, der Ihre adaptierte Massenmeinungs-These von der heute längeren Lebenserwartung argumentativ in Frage stellt.

        Meine große Hoffnung ist, selbst wenn es zu einem partiellen Untergang der Zivilisation kommen sollte …, dass es einige Länder gibt, … in denen die Errungenschaften der Zivilisation erhalten bleiben und weitergegeben werden können.
        Wirklich? Warum hoffen Sie das? [“Rosinenpicken” ist unrealistisch. Sie bekommen die “volle Ladung” heutiger, degenerierter Gesellschaft, denn diese lässt sich nicht von den (vermeintlichen) “Errungenschaften” abkoppeln.]
        Karl Lagerfeld hat allgemein – ohne sie (vermutlich) persönlich zu kennen – auf Ihre große Hoffnung aphoristisch Folgendes erwidert: „Das Leben beginnt mit mir und endet mit mir“.
        Ich finde seine Aussage deutlich authentischer als Ihre.

        Übrigens: In meiner Idealwelt besitzt jede(r) ein Stück Land mit Wald. Wie einst Jäger und Sammler es (er)lebten werden Fleisch, Fisch “gejagt” und Pflanzen gesammelt/angebaut und gegessen. Tiere die man füttert bzw. gefüttert hat, tötet man nicht! Einfaches Beispiel: Milch von der “eingezäunten” Kuh ja, Fleisch nein. Das bedeutet (auch): Das unmittelbare Töten (Jagen) von “unbekannten” Tieren in Freiheit ist natürlich und ok. Das praktiziert jeder natürliche Räuber, ob Fuchs, Löwe, Bär oder Robbe, die selber auch Fische tötet und verzehrt.

        Diese Form des Jäger-Sammler-Daseins setzt voraus, dass die Weltbevölkerung stark reduziert ist, damit Mensch & Natur entsprechende Ressourcen besitzen. Dass sich Menschen nur in Maßen reproduzieren und nicht wie seit 100 Jahren maßlos in die globale Armut, insbesondere zu Lasten der Tiere, hinein vermehren.

        Waren Sie schon einmal im Dschungel?
        Werner Herzog war dort des Öfteren und sagte u.a.

        Aphoristisch ausgedrückt:
        In der Natur bedeutet Freiheit den Abstand zwischen Jäger und Gejagtem.

        Leben ist egoistisch.

        Es gibt nur schöne oder tote Tiere.

  2. Toller Artikel. Genau die Vorstellung, dass man mit gar nix da steht… Ups… Und das in der Wildnis.
    @wengert….da sind dann keine Eisenbahnschienen… Da ist Wald und Sumpf. Und je nach Gegend eine Tierwelt, die einen zum fressen gern hat.
    Die Expertise geht ja manchmal schon mit einigen wenigen Mitarbeitern. Egal ob Uni oder Firma. Wissen ist auch an Personen gebunden. Ich frage mich gerade, wieviele Menschen es wohl gibt, die überhaupt eine Fabrik planen können, die z. B. Penicillin hier in Deutschland herstellen und verpacken kann. Keine Ahnung. Und wenn es um noch komplexere Medikamente geht wie biologika oder Chips(nicht die zum essen 🍟)
    Dazu die Situation, dass viele Infos gar nicht mehr auf Papier zum Nachschlagen sind. Wir brauchen keine Hexe fürchte ich.
    Das Vertrauen auf Lieferungen der Elektronik für unsere Stromerzeugung aus China ist mir etwas unheimlich. Kein Plan B… “Es wird alles gut-Mantra”. Dazu die fehlenden und überalterten Infrastrukturen. Mutig und kurzsichtig.
    Vielleicht brauchen wir ja nur den richtigen Zauber aufrufen… Wie im Computerspiel. Ach und vorher das Zwischenspeichern bloss nicht vergessen.

  3. Wir brauchen keinen Klimawandel für einen Weltuntergang. Der macht nur den DJ auf der Party und heizt sie an, doch er war nur zufällig in der Gegend – sie würde auch ohne ihn steigen.

    Soweit ich das sagen kann, geht jede Zivilisation zwangsläufig an der Korruption der Mächtigen zugrunde, die am Ende das ganze Volk ansteckt: Geld fällt nach oben, Geld ist Macht, Macht korrumpiert und absolute Macht korrumpiert absolut, der Fisch stinkt vom Kopfe her.

    Der Blob findet eine Futterquelle – eine Menschengruppe findet irgendeine Goldmine, Oase, Gelobtes Land, etwas, was sie ernährt, wird sesshaft. Er gibt sich eine – sagen wir mal – perfekte, gerechte Rechtsordnung, dann drücken wir START. Und sofort geht jeder daran, sein Leben ein wenig besser zu machen. Was in der Praxis so aussieht, dass jeder, wirklich jeder, sich daran macht, das System zu seinem Gunsten zu korrumpieren: Die Erosion gehört zum System dazu, das Sterben hält es am Leben.

    Einige sind besser darin, andere schlechter. Wer hat, dem wird gegeben, wer nicht hat, dem wird genommen. Solange das Futter sprudelt, stört es keinen, dass die Mächtigen immer mächtiger werden und die Reichen immer reicher, dass sie die Korruption legalisieren, sich Gesetze auf den Leib schreiben, die ihnen einen Vorteil bieten, ihre Allmacht in Stein meißeln. Wir haben ein ungleichmäßiges Wachstum, das Oben wird schneller fett als das Unten. Da jedes System auf Gleichgewicht beruht, muss es zu Störungen und Fehlentwicklungen kommen.

    Falls die Futterquelle erschöpft ist, denkt die Spitze der Pyramide nicht im Traum daran, den Gürtel enger zu schnallen. Der Pumpmechanismus, der das Futter von unten nach oben transportiert, ist perfektioniert, übermächtig, auf gewaltige Durchflussmengen hin optimiert und nicht aufzuhalten, sie drehen ihn bis zum Anschlag auf und fressen die unteren Schichten. Diese tun es ihnen gleich, die Starken fressen die Schwachen, die sozialen Schichten lösen sich in kleinere Gangs auf, um weniger Futter zu brauchen, andererseits schließen sich solche Gangs zu größeren zusammen, stets auf der Suche nach dem optimalen Verhältnis: Die Gang muss groß genug sein, um Schwächere ausplündern zu können, und klein genug, dass die Beute für alle reicht. So wird die Pyramide sozial zermürbt, von Verteilungskämpfen paralysiert, und frisst sich nach und nach von Unten nach Oben auf.

    Weil Oben die Stärksten sitzen, können sie noch sehr lange vom Kannibalismus leben, und merken einfach nicht, dass das System vor dem Kollaps steht. Sie geben die Schuld nicht ihrer Fresserei, nicht der erschöpften Futterquelle, sondern irgendwelchen ominösen Verführern, Ketzern, Querdenkern, Rädelsführern, die plötzlich, o Wunder, wie Pilze aus dem Boden sprießen und das Volk verhetzen – wir bekommen die klassische Situation von Etablierten und Aufrührern, Katholiken und Lutheranern: Es gibt keine Guten, die Schwachen suchen sich keinen Helden als Anführer, sondern den schlimmsten, blutrünstigsten, skrupellosesten Straßenräuber, der Hass und Wahn schürt. Es steht Inquisition gegen brandschatzende Bauernhorden. Das Muster variiert, doch Sie finden es quer durch die Weltgeschichte.

    Das Unten sieht, dass es keinen Sinn macht, den Mächtigen zu folgen, dass die zwar nichts machen, was man nicht selber machen würde – sich nur um sich selbst kümmern und alle anderen auszunehmen, so gut es geht – aber bekanntlich ist das nur bei einem selbst eine Tugend, bei allen anderen eine Todsünde. Also pfeifen sie einfach aus den ganzen Laden, verlieren alle Skrupel und folgen dem Vorbild der Autoritäten – der wohl begründete Mangel an Vertrauen, an Glauben an die Führung macht aus einer Gesellschaft einen wirren Haufen, in dem sich jeder selbst der Nächste ist.

    Es entstehen Gewaltspiralen, Eskalation, Radikalisierung, die verbliebenen Ressourcen erschöpfen sich in Konflikten. Alle Probleme, die bislang unterdrückt worden waren, die unterm Teppich hochgezüchtet wurden, brechen auf einmal aus – da sie nie gelöst worden sind, sondern nur gefüttert und niedergehalten wurden, hat es sowieso immer mehr Mühe gekostet, sie zu ignorieren, jetzt ist die Kraft nicht mehr da, jeder Funke wird zum Flächenbrand. Weil alle zu viel Kraft dafür verbrauchen, sich gegenseitig zu bekämpfen und das blanke Überleben zu verteidigen, haben Lösungen keine Chance – selbst sinnvolle Vorschläge kommen gegen das Chaos nicht mehr an.

    Die Mächtigen merken, dass was nicht stimmt, frühstens, wenn der Mob den Palast niedergebrannt hat, und sie unter der Guillotine kein zweites Frühstück bekommen, selbst wenn sie drohen, sich beim Management zu beschweren und den Henker feuern zu lassen: Ihr Leben ist ja besser geworden, je schwächer das Volk wurde, desto leichter war der Kannibalismus. Das Menetekel der Französischen Revolution war Versailles: Die Paläste und Prunkbauten wuchern so prächtig wie nie zuvor, während um sie herum die Bauern in Lumpen hungern. Was die Puderperücken angeht, hat es einen Wirtschaftsboom gegeben, eine Riesenblase unvorstellbarer Profite, die für sie als Letzte platzt. Also verteidigen sie den Verfall verbissen bis zum bitteren Ende. Und weil sie alle Macht an sich gerafft haben, weil das Volk schwach und zerstritten ist, weil die Aufrührer bestialischer wüten als sie, haben sie damit Erfolg.

    Und was ist, wenn die Futterquelle nicht erschöpft ist? Dann geht das Wachstum weiter, bis sie es ist. Die Mägen der Mächtigen, der Staatsapparat, das Banken- und Geldsystem, die Luxus- und Dienstleisterberufe, die zwar oft gesellschaftlich sinnvoll sind, doch nichts produzieren, sondern nur Futter weiterleiten, das der Quelle entnommen wird, bilden eine Riesenblase, die immer weiter aufquillt, und immer mehr Ressourcen verbraucht. Aus Millionären werden Milliardäre, denen ihr Vermögen immer mehr Unkosten verursacht, die müssen immer wieder rein, der Wettbewerb unter Milliardären erfordert auch höhere Investitionen, als unter Millionären. Irgendwann ist jede Quelle überlastet. Je länger die Blase wachsen kann, desto größer wird sie. Und desto größer der Knall.

    Expansion – Kolonisation – Innovation. Ein Staat findet ein Grundstück, baut Städte, Häuser, Straßen, eine Wirtschaft, erfindet eine Lebensweise, ein System, das ihm passt. Doch dieses System verbraucht Ressourcen und züchtet sich immer neue Probleme. Weil es allen so gut gefällt, will keiner es ändern, stattdessen machen alle lieber immer mehr vom Gleichen und reagieren feindselig auf Reformversuche – je mehr Leute nach Veränderung rufen, je mehr die Unzufriedenheit aufkommt, desto mehr wird der Status Quo festzementiert. Theoretisch könnte eine Zivilisation dem Untergang entgehen, indem sie sich immer weiter entwickelt, erneuert, neue Technologien erfindet, neue Futterquellen erschließt, das System politisch neu bootet, indem sie Schulden erlässt, Geld von Oben nach Unten umverteilt und stets neue Investitionen tätigt, das Machtungleichgewicht, das von Natur aus immer wieder entsteht, in regelmäßigen Abständen nivelliert. Also im Grunde das, was ihr Untergang mit der Gesellschaft macht, nur ohne die Sauerei. Immer wieder Tod und Wiedergeburt, aber auf die softe Art, die Zerstörung und Chaos aufs Notwendigste beschränkt. Bislang hat es keine größere Zivilisation der Weltgeschichte in die Phase der Innovation geschafft.

    China geht unter wie Europa – der Untergang wird ständig prophezeit, doch passiert nie, weil das, was nach jedem Untergang übrig ist, immer noch China oder Europa heißt, auch wenn die Zerstörungen genauso gewaltig sind, wie nach dem Untergang der Römer oder der Azteken: Gibt ja für die Überlebenden keinen Grund, gleich ein neues Fähnchen zu nähen oder eine neue Sprache zu erfinden.

    Wenn Sie sich die Sache genau überlegen, habe ich nicht nur den Untergang eines Staates oder einer Zivilisation beschrieben, sondern auch den Alterungsprozess. Auch Staaten sind bloß irgendwelche Viecher, die von Geburt an an ihrem Galgen basteln: Wir folgen genauso biologischen Uhren und führen hirnlos Programme aus, wie die Zellen in unseren Körpern. Die Hexe, die Sie beschreiben, gibt es im gewissen Sinne schon – den Sensenmann. Nur ist es kein Smartphone, was sie will, sondern ein lebensfähiger Organismus. So lange Sie den haben, dürfen Sie leben. Was nicht überleben kann, stirbt: Artikel 1 aus dem Grundgesetz des Universums, zu selbstverständlich und allgegenwärtig, um beachtet zu werden. Und doch wird er von allem, was existiert, gnadenlos umgesetzt.

    Ich hab das Ganze mal als überlanges Gedicht aufgeschrieben, doch das ist nicht gerade ein Hit geworden. Eine Strophe tue ich Ihnen an:

    Kannst nichts ändern, willst nichts ändern, doch das letzte Raubtier wacht
    Alle andern ausgerottet, du hast’s in dir mitgebracht
    Der Todesmaschinen-Bauplan treibt Wandel durch Entropie
    Du weißt nie, was du warum machst, doch du weißt stets bestens, wie.

  4. Ein interessanter, sehr “theoretischer” Gedankengang, vor allem deshalb, weil es ja wohl keine solche vielmächtigen Hexen gibt.
    Das Problem ist einfach, wenn wirklich alles auf Null gesetzt ist, sind auch alle Lagerstätten von Erzen wieder vorhanden, alles Öl, alles Gas, alle Kohle. Und so ist die Maximalabschätzung einfach die:
    Es dauert ungefähr so lange, wie es auch schon gedauert hat, aus der Steinzeit in die Neuzeit zu kommen, also ~ 50.000 Jahre, vielleicht auch 20.000 Jahre weniger, weil ja wohl die Erinnerung der “ersten Menschen” nicht verloren gegangen ist und die Tradition über Erzählungen eine Zeit lang aufrecht erhalten werden kann, bis es wieder Erinnerungsmedien gibt. Bis dahin notieren wir unsere Gedanken auf Tontafeln. Aber was solls, ob das “neue” I-Phone identisch oder nur ebenso funktional ist, es ist völlig egal, es geht wieder von vorne los.
    Wir haben ein anderes Problem, viel realer und erschreckender:
    Wenn es einen Sonnensturm gibt, der lange genug dauert und weltweit die gesamte Elektrik und Elektronik im Kurzschluss vergehen lässt, dann haben wir zwar noch Bleistift & Papier, aber wir kommen nicht mehr an die E-Informationen und viele Maschinen und Anlagen lassen sich “auf Altväter Sitte” nicht mehr betreiben. Wir werden erhebliche bis unüberwindliche Schwierigkeiten haben, die Versorgung mit allem sicher zu stellen, weil heute fast jedes Gerät, jede Maschine, jedes Fahrzeug entweder elektronisch gesteuert oder elektrisch betrieben wird – oder man kommt mangels Strom nicht mal an den Treibstoff der Tankstellen. Wir haben zwar noch alles, aber es funktioniert nichts mehr.
    Wir brauchen keine Hexe …

  5. …”Der Weg zur Null- oder Minus-Emission bleibt vorgezeichnet, aber er ist holperig und rutschig. Entsprechend vorsichtig und klug sollte er angegangen werden.”

    Sollten sie der englischen Sprache mächtig sein, können sie sich in acht Minuten entspannen…Viel Vergnügen mit Saving the planet von George Carlin

  6. Mit dem iPhone verschwindet auch die globale Zivilisation
    Jeder größere technologische Rückfall der gesamten Menschheit würde mehr als 5 Milliarden Menschen das Leben kosten, denn ohne Dünger und modernes landwirtschaftliches Gerät könnten nicht 8 Milliarden Menschen ernährt werden. Das aber, der Tod von Milliarden von Menschen würde die verbliebene Zivilisation verrohen und in einen reinen Überlebensmodus versetzen, in dem Gewalt an der Tagesordnung wäre.

    Etwas wurde bis jetzt aber von allen Kommentatoren nicht berücksichtigt: Auch eine Weltzivilisation wie wir sie heute kennen, würde verschwinden und es würden sich starke lokale Staaten/Zivilisationen ausbilden, die als Hauptaufgabe
    1) die Verteidigung ihres Territoriums gegen fremde Eindringliche sähen.
    2) die Regeln und Gesetze im Innern des neu gebildeten Staates durchsetzen würden
    3) die auch noch vorhandenes Wissen optimal für die Sicherung ihrer eigenen Existenz einsetzen würde.

    Wir wären also nach der Auslöschung der Weltzivilisation bald wieder bei einem Zustand wie er fast über die gesamte Menschheitsgeschichte herrschte, nämlich dem von multiplen Staaten/Zivilisationen, die vorerst nur wenig Kontakt/Austausch miteinander hätten. Und in einigen dieser sich neu ausbildenden Staatsgebilden würde auch verbliebenes Wissen bewusst gefördert um daraus Kapital für die eigene Gesellschaft zu schlagen. An der Herstellung eines iPhones wäre aber keine einzige dieser sich neu formenden Staatsgebilde interessiert. Doch wenn auch nur wenige Menschen dabei wären, die unser heutiges Wissen in sich tragen, so könnte sich das in einigen dieser neuen Staatsgebilde schneller entfalten als die meisten hier ahnen. Genutzt würde dieses Wissen aber um die eigene Herrschaft zu sichern nicht um etwa etwas herzustellen, was unter den neuen Bedingungen absolut keinen Vorteil bringt. Das iPhone ist ja ein Symbol einer globalen Zivilisation. Die aber wäre nach der Rückversetzung in die technologische Vergangenheit für lange Zeit obsolet.

    Fazit: Eine globale Zivilisation hat sehr viele Vorteile. Doch sie ist auch viel vulnerabler, als sich die meisten vorstellen. Vielleicht muss sie ohnehin verschwinden um ein längeres Überleben der Menschheit zu sichern.

  7. so wie vor 30 jahren (nicht nur die großen ölfirmen) viele schon vom klimawandel wussten, der vorallem den menschen im bereich temperatur, wasser, nahrung treffen wird, so anfällig sind wir aber auch mit unserer technik, und wollen das naheliegende – wie damals – gar nicht richtig sehen.

    die Sonne strebt nun wieder ihrem maximum entgegen (manche hofften um 2003 ja noch, dass es ausbleibt wie beim Maunder-Minimum).
    das wird sich weniger direkt auf uns menschenkörper auswirken, aber auf die tausenden von satelliten im erdorbit. (ca 6000 und es kommen noch mind. 20000 starlink u.a. dazu)

    wenn nur 5% der satelliten ausfallen, und unkontrolliert aus ihren bahnen laufen
    … ja, dann gibt es den – auch schon lange erwarteten – kettenreaktionsprozess von zusammenstössen (Kessler-Syndrom) und ausbreiten von trümmerfeldern, die sogar ein *weiter so* im all für jahrzehnte unterbindet.
    und darauf haben wir (fast) keinen einfluss mehr.

    zumindest ist dann das wissen ja noch da, um vielleicht in 20 jahren den ersatz auf der erdoberfläche zu organisieren, auch wenn selbstfahrende autos ohne weltraumgestütztes GPS und telekommunikation kaum noch fahren werden,
    … aber das wird sicher unser kleinstes problem dabei werden.

    • Die wirkliche Geschwindigkeit der Transformation zur klimaneutralen Gesellschaft
      Zitat Thomas Grüter:

      Man sollte sich den Umbau also nicht zu einfach vorstellen, und er lässt sich nicht beliebig beschleunigen. Sollten wir den Bogen überspannen, riskieren wir den Kollaps

      Nein, wer den Bogen überspannt wird einfach von Versorgungs- und Lieferengpässen eingeholt … und das würde ich dann doch nicht schon als Kollaps bezeichnen .. denn das kennen wir ja schon.
      Übrigens zeichnen sich solche Versorgungsengpässe bereits ab. In den letzten Jahren stieg der Lithiumpreis um ein Vielfaches, hat sich aber vor kurzem wieder halbiert. Eine vollkommene Umstellung auf 100% Erneuerbare erfordert unter anderem, dass noch einmal so viel Kupfer gefördert wird, wie in der gesamtem Phase seit Beginn der Industrialisierung gefördert wurde, denn ein Feld von Solarpaneln benötigt 2 bis 4 Mal so viel Kupfer wie ein entsprechendes Gaskraftwerk, ein Windturbinenpark sogar 6 Mal so viel.

      Wie gross ist denn der globale Fortschritt in der Dekarbonisierung?
      Gemäss Overview of Global Energy gilt folgendes:

      Im Jahr 2019 wurden 84% der globalen Energie aus fossilen Quellen gewonnen.
      Der Anteil der Energie, die wir aus kohlenstoffarmen Quellen erhalten, steigt. Das sind gute Nachrichten. Aber leider ist der Fortschritt langsam.

      Von 1970 bis 2000 verdoppelte sich der kohlenstoffarme Anteil [der Weltenergie] von 6% auf 13%. Aber seit dem Jahrtausend war der Fortschritt langsamer: In zwei Jahrzehnten ist er nur um 3 Prozentpunkte gestiegen.

      Während wir uns oft auf den Anteil der Energie konzentrieren, der aus fossilen Brennstoffen im Vergleich zu kohlenstoffarmer Energie kommt, ist es wirklich der absolute Verbrauch fossiler Brennstoffe, der den echten Fortschritt bestimmt.

      Leider verbrennen wir jedes Jahr mehr fossile Brennstoffe.

      Insgesamt wächst unser Verbrauch fossiler Brennstoffe immer noch.

      Fazit: China ist die Nummer 1 in Erneuerbaren, stösst aber trotzdem jedes Jahr mehr CO2 aus – genauso wie im Durchschnitt die gesamte Welt: Wir eilen von Erneuernaren zu Erneuerbaren Rekord, emittieren aber trotzdem jedes Jahr mehr Treibhausgase. Weil wir immer mehr Energie konsumieren und erzeugen.
      Es müsste schon ein Wunder passieren, dass auch nur der Westen bis 2050 klimaneutral wird. Die ganze Welt kann unter den gegebenen Umständen/Trends nicht vor 2080 klimaneutral werden. Und selbst das ist noch ambitioniert.

  8. @Hauptartikel

    Es kann einem direkt schwindelig werden, wenn man bedenkt, wie abhängig wir uns von komplizierter Technik und von völlig ausufernder Arbeitsteilung gemacht haben.

    Gegen die Folgen von Sonnenstürmen etwa gibt es schon Maßnahmen, etwa spezielle Transformatoren und eine ständige Beobachtung der Vorgänge auf der Sonne. Aber sicher sind wir vor richtig starken Sonnenstürmen noch nicht. Auch Asteroiden kann man wohl bald sogar abwehren, Supervulkane aber wohl nie. Auch Pandemien kann man vielleicht aufhalten, vielleicht aber auch nicht.

    Die Folgen liegen dann irgendwie auch in einem Zusammenbruch zivilisierter Verhältnisse, wie auch immer das Problem ausgelöst wird.

    Dass die Maßnahmen gegen den Klimawandel auch wieder destabilisierend wirken können, wenn man sie übertreibt, ist in der Tat zu bedenken. Wir haben ja jetzt schon einen Arbeitskräftemangel. Wenn jetzt zu viele ein neues E-Auto kaufen, eine Wärmepumpe einbauen, ihr Haus isolieren und sich Solarpaneele anschaffen, dann werden die recht schnell keine Handwerker und Bauarbeiter bekommen, und das schafft sich dann ganz von selber Grenzen.

    Entsprechend wäre es ja gerade so wichtig, wenn möglichst viele auch ganz persönlich ihren eigenen Konsum überprüfen würden. Wenn man nur schon mal sich mit etwas kleineren Wohnungen begnügen würde, wäre die Wohnungsnot und damit der Bauboom beendet, und die Bauarbeiter wären dafür frei, die Altbestände zu modernisieren und eben die PV-Module und die Wärmepumpen einzubauen.

    Und deutlich weniger Privatfahrzeuge würden Millionen Arbeitskräfte frei machen, und die Industrie wäre in der Lage, die Windräder, PV-Module, Wärmepumpen und Stromtrassen zu bauen, die die Energiewende braucht.

    Wenn wir ganz original allen Konsum so weiter haben wollen, und dass dann ziemlich schnell vollständig klimaneutral, dann ergibt sich in der Tat eine Gefahr, dass das Wirtschaftssystem das gar nicht umsetzen kann, und im schlimmsten Fall sogar kollabiert.

    Auch der Ärger, der sich hier zwischen China und den USA anbahnt, könnte die Lieferketten so durcheinander bringen, dass da ganz schnell ein globaler Wirtschaftskollaps draus wird. Man sollte dies bedenken, ob denn Taiwan das wert ist, und ob wir es überhaupt überleben können, einen umfassenden Wirtschaftskrieg im Kampf Demokratien versus Diktaturen anzufangen.

    Ein Atomkrieg ist sicher noch ein paar Nummern destruktiver, aber ein Wirtschaftskollaps, ausgelöst durch einen Wirtschaftskrieg inmitten einer Globalisierung mit unentwirrbaren Lieferketten, könnte schon genügen, um die Zivilisation nachhaltig zu zerstören.

    Irgendwie sind wir von einem Weltfrieden so abhängig, dass es dazu schlichtweg keine Alternative gibt. Selbst der ziemlich begrenzte Ukrainekrieg und eine umfassende Aufrüstung konkurriert direkt mit den Investitionen, die die Energiewende erfordert.

    Eins dürfte klar sein: der Kollaps der weltweiten Arbeitsteilung wird mehr als die Hälfte der Menschheit das Leben kosten, egal wovon er jetzt ausgelöst wird. Die Meisten werden auf die Dauer einfach verhungern, wenn das landwirtschaftliche Gerät nicht mehr betrieben werden kann.

    Ob danach irgendwann ein Neustart der komplizierten technischen Systeme möglich ist, bleibt zudem fraglich. Ein Ende der Zivilisation könnte nachhaltig sein. Auch die Kernenergie könnte die Probleme deutlich verschärfen, im schlimmsten Fall verwandeln sich weltweit alle AKWs innerhalb von Monaten in strahlende Atomruinen, die auch nicht mehr repariert werden können.

    Auch die neuen unfallsicheren kleinen AKWs werden dank passiver Kühlungsmöglichkeit zwar keine Strahlung freisetzen, aber werden auf jeden Fall zerstört und nicht mehr repariert werden können. Selbst ein Abriss wäre vermutlich auf Jahrtausende unmöglich.

    • Zitat Tobias Jeckenburger: “Wenn jetzt zu viele ein neues E-Auto kaufen, eine Wärmepumpe einbauen, ihr Haus isolieren und sich Solarpaneele anschaffen, dann werden die recht schnell keine Handwerker und Bauarbeiter bekommen.“

      Das ist in Deutschland jetzt schon so. Beispiel: Wärmepumpen sind knapp, die Nachfrage übersteigt die Möglichkeiten der heimischen Hersteller bei Weitem. Aktuell ist die Meldung: Übernahme auf Zukunftsmarkt
      US-Konzern interessiert sich für Wärmepumpenhersteller Viessmann
      .
      Allerdings geht es bei diesem Verkauf um die Konkurrenz gegenüber asiatischen Firmen. Die ist so gross, dass rein deutsche Hersteller nicht mehr mithalten können.
      Globale Allianzen helfen also, Probleme zu überwinden. Ohne einen globalen Austausch stünde die Welt viel schlechter da, ohne sie wäre alles viel langsamer. Gleichzeitig ist das aber mit Risiken verbunden.

      Bei einem Zusammenbruch der Zivilisation wären einige Atomruinen das allerkleinste Problem. Kein Mensch würde sich darum kümmern. Selbst ausgetretene Radioaktivität würde sehr viel weniger töten, als das der Alltag tun würde.

      Fazit: Die meisten Menschen haben überhaupt keine realistische Risikoeinschätzung. Weil heute Ernährung, Energie- und Stromversorgung gesichert sind. Wenn das aber alles wegfällt und zusammenbricht, dann gibt es wieder das Leben vor der Industrialisierung wo der Tod zum Alltag gehörte.

    • @Tobias Jeckenburger (Zitat): „Man sollte dies bedenken, ob denn Taiwan das wert ist, und ob wir es überhaupt überleben können, einen umfassenden Wirtschaftskrieg im Kampf Demokratien versus Diktaturen anzufangen.

      Keine der Demokratien hier auf der Welt will einen umfassenden Wirtschaftskrieg, wenn schon sind Länder wie Russland oder China bereit Krieg als Fortsetzung der Politik einzusetzen, sie sind bereit ihre Ziele auch gewaltsam durchzusetzen. Doch das ist nicht irrational. Früher war das das Normale. Nationen wie China, Brasilien, Sudan und viele weitere leben noch mit einem Mindset, das dem des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hier in Europa entspricht. Gewalt als Mittel der Politik war dazumal Courant Normal und Gewalt ist auch für viele jüngere Nationen kein Tabu.

      Doch es lässt sich verhindern, das nämlich, dass bestimmte Staaten Gewalt einsetzen, einfach indem man dagegenhält, indem man den Preis dafür sehr, sehr gross macht.

      Für den Westen geht es bei Taiwan übrigens nicht nur um die Verteidigung einer Demokratie, sondern um die eigene digitale Zukunft: Mehr als 90% aller 5 Nanometer Chips kommen aus Taiwan. Kein iPhone läuft ohne Chips von TSMC, also der Taiwan Semiconductor Manufacturing Company. Bald schon wird auch Tesla, der grösste EV-Hersteller der Welt seine Autos mit TSMC-Chips ausstatten. Es gibt unzählige weitere Firmen, die auf TSMC-Chips angewiesen sind.

      Eine Beeinträchtigung der Produktion bei TSMC hätte katastrophale Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.
      Das allein ist schon mehr als genug Grund um China eine Invasion in China möglichst schwer zu machen.
      Bei einem genügend hohen Preis für eine Invasion muss sich China überlegen ob es das Risiko wert ist. Im Endeffekt lohnt sich also das Entgegenhalten.

      • Korrektur: Es müsste heissen: Das allein ist schon mehr als genug Grund um China eine Invasion in Taiwan möglichst schwer zu machen.

    • @Tobias Jeckenburger (Zitat): “Wenn wir ganz original allen Konsum so weiter haben wollen, und dass dann ziemlich schnell vollständig klimaneutral, dann ergibt sich in der Tat eine Gefahr, dass das Wirtschaftssystem das gar nicht umsetzen kann, und im schlimmsten Fall sogar kollabiert.“

      Nein, es ergibt sich nicht die Gefahr eines Kollapses, sondern ganz einfach: die Ziele werden nicht erreicht. Viele politisch/gesellschaftlichen Ziele, nicht nur die Klimaziele, sind zuerst einmal Ziele und es gibt im heutigen politisch-gesellschaftlichen Systemen sehr viele Hindernisse und Widerstände um irgend ein ambitioniertes Ziel wirklich zu erreichen. Dazu, zu den Hindernissen, gehören die Bürokratie, die Einsprachen, die Interessengruppen, die Schwierigkeiten der Finanzierung und einiges mehr.
      Beispiel: Deutschland müsste gemäss Energieplan bis 2050 65.000 Windenergieanlagen (jetzt sind es 26.000) haben, doch Bayern hat im letzten Jahr nur etwa 20 gebaut. Eben habe ich dazu ein Video des Erneuerbaren-Papstes Volker Quaschning zu Windrädern in Bayern gehört. Er sagt: die Windräder in Bayern müssen 200 Meter hoch sein, weil es am Boden zu wenig Wind hat. Doch in Bayern gibt es das 10H Gesetz, das bestimmt, dass der Abstand einer Windturbine zum nächsten Haus 10 Mal die Höhe der Windturbine betragen muss. Das sind 2 Kilometer bei 200 Meter Windturbinenhöhe. Das heisst in Bayern wird es sehr schwierig überhaupt die Stellflächen für die Windturbinen zu finden.

      Doch das ist nur ein klitzekleines Beispiel für eines von sehr vielen Hindernissen zu einem 100% Erneuerbaren Deutschland. Es müsste ein Wunder geschehen, damit Deutschland bis 2045 klimaneutral wird wie beabsichtigt.

      Vor kurzem lass ich ein EU-Papier zum Bedarf an Seltenen Erden um die Klimaziele bis 2050 zu erreichen. Das Fazit war, dass man bei der gegenwärtigen und zu erwartenden Versorgung mit seltenen Erden allenfalls das 2.7 Grad-Ziel erreicht. Doch vielleicht geschieht ja noch ein Wunder und alle Hindernisse werden überwunden.

  9. @Holzherr 06.05. 14:01

    „Bei einem Zusammenbruch der Zivilisation wären einige Atomruinen das allerkleinste Problem. Kein Mensch würde sich darum kümmern. Selbst ausgetretene Radioaktivität würde sehr viel weniger töten, als das der Alltag tun würde.“

    Im Prinzip ja. Aber z.B. in Frankreich hätte man dann gleich 50 davon, die dann alle mit geschmolzenen Kernen vor sich hin köcheln, und immer wieder mal verseuchende Wolken von sich geben. So auf die Jahrtausende gesehen wäre das sogar relevant. Wenn die Überlebenden sich daran machen können, sich langsam wieder was aufzubauen, wären sie mit erheblichen Flächen konfrontiert, die nicht mehr genutzt werden können.

    Und auch die neuen Mini-AKWs wären auf jedem Fall zerstört, wenn nur einmal kurz die aktive Kühlung aussetzt. Auch wenn dann keine Radioaktivität freigesetzt würde, ständen sie aber bei einem eventuellen Neustart der Energieversorgung nicht mehr zur Verfügung. Und die Ruinen könnte man vermutlich Jahrtausende nicht abreißen, und man müsste die Außenhülle entsprechend pflegen, dass sie wasserdicht bleibt. Im Prinzip hat das Plutonium, dass da in erheblicher Menge enthalten ist, eine Halbwertszeit von 50.000 Jahren. Es wäre entsprechend lästig, sich über solche Zeiträume um die Ruinen kümmern zu müssen.

    • @Tobias Jeckenburger: Klar, bei einem Zusammenbruch der Zivilisation würde auch die Nuklearenergie zusammenbrechen.
      Da bei SMRs alles sehr lokal bleibt, wären auch die Auswirkungen lokal. Es gibt ja auch natürliche Kernreaktoren bestehend einfach nur aus grossen Urananreicherungen. Vor 1.6 Milliarden Jahren waren die aktiv, weil es dazumal noch einen grösseren Anteil an U235 am Gesamturan gab. Doch scheinbar hat das überhaupt keine grösseren Probleme verursacht.

  10. Ich bin vor 30 Jahren nach meiner Meinung befragt worden – wie die Menschen wohl in 300 Jahren leben werden.
    Meine Antwort war: als Kannibalen

    Damals gab es ca. 5.5 Mrd. Menschen auf der Erde und es gab damals schon große Verteilungsprobleme und Umweltzerstörung.
    Jetzt sind wir bei 8 Mrd. Menschen und in großen Teilen der Erde sanken die Grundwasserspiegel schon so stark, dass immer weniger Fläche für Nahrungsmittelanbau zur Verfügung steht. Gleichzeitig werden große Flächen fruchtbaren Landes für Straßen und Häuser versiegelt.
    Durch Abschmelzen der globalen Eisschichten steigt der Meeresspiegel immer schneller an – so dass in den nächsten Jahrzehnten ausgerechnet die fruchtbaren Küstenebenen überschwemmt oder versalzt werden.
    Schon Justus von Liebig wies darauf hin, dass Minerallagerstätten nur ein begrenztes Volumen haben und in absehbarer Zeit erschöpft sind.

    Meine Annahme, dass die Menschen in 300 Jahren als Kannibalen leben werden – war also nicht utopisch oder pessimistisch sondern nur realistisch.

    Unser wichtigstes Problem wäre aktuell der Kampf gegen die drohende Klimaveränderung – aber wenn man bedenkt, dass unsere Bundesregierung im nächsten Jahrzehnt 100 Mrd. Euro für Rüstungszwecke ausgeben will, dann hat man die Notwendigkeit vom ´KAMPF gegen Klimaveränderung´ immer noch nicht verstanden.

  11. @Holzherr 06.05. 14:22

    „Gewalt als Mittel der Politik war dazumal Courant Normal und Gewalt ist auch für viele jüngere Nationen kein Tabu.“

    Naja, die USA unter Bush konnte das aber auch noch. Saddham Hussein konnte sich nicht wehren, ist inzwischen hingerichtet und sein Land befindet sich immer noch im Bürgerkrieg. Und Obamas Drohnenkrieg gegen alle Terrorverdächtigen einer ganzen Region war auch ziemlich gewalttätig.

    „Doch es lässt sich verhindern, das nämlich, dass bestimmte Staaten Gewalt einsetzen, einfach indem man dagegenhält, indem man den Preis dafür sehr, sehr gross macht.“

    Wenn der Preis auch für uns zu hoch ist, wäre eben die mögliche Folge, das eben auch unser System daran zerbricht. Ich verstehe die Logik der Stärke, die dahinter steckt, das kann funktionieren. Aber eben auch schief gehen. Und es ist teuer. Um ein Vielfaches teurer als alle Chips, die in Taiwan hergestellt werden können.

    „Eine Beeinträchtigung der Produktion bei TSMC hätte katastrophale Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Das allein ist schon mehr als genug Grund um China eine Invasion in Taiwan möglichst schwer zu machen.“

    Wenn China Taiwan verwaltet, heißt das nicht, das die Produktion der Chips beeinträchtigt wird, und noch nicht mal, dass wir dann keine mehr bekommen. Die würden noch nicht mal teuer werden müssen.

    Klar würde uns das noch abhängiger von China machen. Aber sind wir nicht sowieso schon so abhängig, dass hier alles zusammenbricht, wenn wir den Warenaustausch mit China einstellen würden?

    In jedem Fall wird es Zeit, diese Abhängigkeiten zu reduzieren. Mit der Chipproduktion ist die USA ja auch schon dabei, genau das zu tun. Generell wäre es eine Konsequenz auch aus Gefahren wie einem Sonnensturm, wenn wir mehr Redundanz in Infrastruktur und kritischer Produktion hinbekommen würden. Auch wenn dann das Eine oder Andere teurer wird.

    Wenn wir so einen Zusammenbruch unwahrscheinlicher machen würden, bzw. einen rechtzeitigen Neustart hinbekommen können, wäre das auch im Sinne der ganzen Welt, inclusive China.

    • @Tobias Jeckenburger(Zitat): “Wenn China Taiwan verwaltet, heißt das nicht, das die Produktion der Chips beeinträchtigt wird, und noch nicht mal, dass wir dann keine mehr bekommen. “

      Unter der heutigen Politik würden wir keine TMSC-Chips mehr erhalten, wenn China Taiwan überwältigt. Denn die Basistechnologie auf der die TMSC-Chips beruhen ist die Extreme Ultraviolet Lithograpghy der Firma ASMC. Diese Technologie ermöglicht erst Chips mit Strukturgrössen kleiner gleich 5 Nanometer. ASMC ist eine niederländische Firma, die keine Geräte nach China exportieren darf. Wenn also China Taiwan überwältigt erhält TSMC keine EUV-Geräte mehr – ausser die USA geben nach, kapitulieren vor China und erlauben ASMC den Export nach China.

    • Zitat Tobias Jeckenburger: „Naja, die USA unter Bush konnte das aber auch noch. Saddham Hussein konnte sich nicht wehren, ist inzwischen hingerichtet und sein Land befindet sich immer noch im Bürgerkrieg. Und Obamas Drohnenkrieg gegen alle Terrorverdächtigen einer ganzen Region war auch ziemlich gewalttätig.“

      Die Aussenpolitik der USA nach dem zweiten Weltkrieg bis heute zeigt, dass Interessenpolitik unter Einbezug von Gewalt und auch Krieg für Grossmäche, überhaupt für Stärkere immer und immer noch eine Option ist, selbst wenn die Aggressoren Demokratien sind. Ich bin aber überzeugt, dass jede andere Grossmacht als die USA noch viel rabiater vorgegangen wäre. Hätte Nazi-Deutschland die Welt erobert, dann wären nicht nur alle Juden vernichtet worden, sondern vielleicht auch alle Afrikaner. Im Buch „The Man in The High Castle“ von Philip K. Dick versuchen die Nazis nach der Welteroberung die gesamte schwarze Bevölkerung Afrikas auszurotten.
      Ehrlich gesagt, das ist gar nicht so absurd. Ich kann es mir vorstellen. Das deutsche Volk mit seiner früh erreichten Hochkultur rottet Millionen bis Milliarden Menschen aus wegen rassischen/ideologischen Gründen. Dass man sich das vorstellen kann, bedeutet eben, dass man sein Menschenbild ändern muss. Menschen sind vor allem dann nicht böse, wenn sie für jede böse Tat bestraft werden und nicht dann wenn man einfach aufs Gute hofft.

  12. @Holzherr 06.05. 14:58

    „Da bei SMRs alles sehr lokal bleibt, wären auch die Auswirkungen lokal.“

    Klar, aber die Zeit könnte lang werden. Wenn wir in den havarierten SMRs wegen dem dort verteilten Plutonium mit einer Halbwertszeit von 50.000 Jahren ein Mehrfaches an Zeit noch die Betonhülle Pflegen müssen, dass kein Wasser eindringt und das Plutonium und seine Zerfallsprodukte herausspült, dann wäre das sehr lästig.

    Das droht wohl auch in Tschernobyl und Fukushima, dass man hier womöglich länger als 100.000 Jahre sich um die Ruinen weiter kümmern muss.

    Wenn wir jetzt noch 5.000 SMRs bauen, und die alle bei einem Zivilisationskollaps durchbrennen, dann haben nachfolgende Zivilisationen da auch noch was von.

    • @Tobias Jeckenburger(Zitat): „Wenn wir in den havarierten SMRs wegen dem dort verteilten Plutonium mit einer Halbwertszeit von 50.000 Jahren ein Mehrfaches an Zeit noch die Betonhülle Pflegen müssen, dass kein Wasser eindringt und das Plutonium und seine Zerfallsprodukte herausspült, dann wäre das sehr lästig.

      Das droht wohl auch in Tschernobyl und Fukushima, dass man hier womöglich länger als 100.000 Jahre sich um die Ruinen weiter kümmern muss.“

      Niemand wird das noch kümmern, wenn die Zivilisation zusammengebrochen ist. Denn die Auswirkungen selbst grösserer Mengen ausgetretener Radioaktivität hindern Leben nicht an seiner Entfaltung. Um Tschernobyl herum hat es viele Wildtiere, Wolfsrudel, Rothirsche und so weiter. Denen geht es wegen den nun fehlenden Menschen sogar besser als vorher. Einzelne Exemplare werden von der Radioaktivität schon in Mitleidenschaft gezogen, aber den Arten insgesamt schadet das wenig. Übrigens haben auch die meisten Betroffenen der Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki wenig Schaden davongetragen trotz grosser Bestrahlung. Klar sind vielleicht 5 bis 10% der Betroffenen schwer geschädigt worden oder haben später Krebs entwickelt, doch sehr viele sind eben ohne bleibende Schäden davongekommen. Wir empfinden das nur anders, weil für uns schon 5 Prozent Geschädigte ein grosser Leidenszoll bedeuten. Wir leben eben in einer Zeit in der jedes einzelne Leben zählt. Damit aber leben wir in einer Ausnahmezeit. Wir dürfen froh sein, wenn das so bleibt.

  13. Was ein selbstgebauter Toaster über die Welt verrät

    In einem simplen Toaster stecken mehr Teile, Materialien und Knowhow, als man denkt. Das musste auch der britische Designer Thomas Thwaites feststellen. Er hat einen Toaster selbst gebaut – von Anfang an.Dabei hat Thomas Thwaites ganz bei Null begonnen. Er hat die Metalle selbst geschürft, den Kunststoff hergestellt und so weiter.

    https://www.srf.ch/audio/wissenschaftsmagazin/was-ein-selbstgebauter-toaster-ueber-die-welt-verraet?partId=10207374

  14. Man kann zu dem Gesellschaftdenker Joachim Fernau stehen, wie man will, es ist belanglos.
    Zumindest in dem nachfolgenden Zitat hatte er recht:
    ” Die ein Zentimeter ueber dem Horizont haengende Sonne wird zur aufgehenden Sonne ernannt.
    Aber sie geht nicht auf, sie geht unter.”

    Auf der anderen Seite ist dies kein Grund depressiv zu werden, denn eine andere Welt wird entstehen – ohne den Menschen und das ist auch gut.

  15. Das im einführenden Blogbeitrag vorgestellte Gedankenexperiment wird bereits jetzt praktisch durchgeführt:

    Durch das von uns Menschen ausgelöste Artensterben geht enorm viel Wissen dauerhaft verloren – welches in diesen Pflanzen und Tieren vorhanden war. Zum größten Teil wissen wir überhaupt nicht, was der Verlust dieser Arten für das Leben auf der Erde bedeutet.

    • Nein, es geht gar kein Wissen verloren, es wird nur schwieriger (und bekloppter!?), das Leben als KI, die eine im Grunde einfache Aufgabe zur Menschwerdung meistern sollte.
      👋🥴👍
      “… ohne den Menschen und das ist auch gut.”

      Ohne das ganzheitliche Wesen Mensch, welches seine Vernunftbegabung nicht annähernd entwickeln konnte!?

  16. @Holzherr 06.05. 17:47

    „Einzelne Exemplare werden von der Radioaktivität schon in Mitleidenschaft gezogen, aber den Arten insgesamt schadet das wenig.“

    Da bin ich mir nicht so sicher. Womöglich wandern auch immer wieder frische, unbelastete Tiere ein, und tragen so dazu bei, dass die strahlungsbedingten Erbschäden sozusagen verdünnt werden. Auf jedem Fall hat hier auf Jahrtausende kein Mensch mehr Lust, da zu leben.

    „Wir leben eben in einer Zeit in der jedes einzelne Leben zählt. Damit aber leben wir in einer Ausnahmezeit. Wir dürfen froh sein, wenn das so bleibt.“

    Nach einem Zusammenbruch der Zivilisation wird wahrscheinlich irgendwann eine Neue kommen, vielleicht schon nach Jahrzehnten. Wenn denn dann der Zusammenbruch mit einer Kernschmelze in allen aktiven AKWs einhergeht, dann wären hier wohl schon erhebliche Flächen nicht mehr nutzbar. Und auch die SMRs wären Atomruinen, um die man sich weiter kümmern muss, dass da die Gebäude intakt bleiben, dass die Radioaktivität drin bleibt. Auch auf Jahrtausende.

    @Buehler 06.05. 18:37

    „Auf der anderen Seite ist dies kein Grund depressiv zu werden, denn eine andere Welt wird entstehen – ohne den Menschen und das ist auch gut.“

    Ja wie dämlich wäre dass denn. Hunderte Jahrmillionen machts die Evolution alleine ohne den Menschen, bis sie endlich mal dieses Experiment Kulturtier wagt. Die Schäden sind gewaltig, aber eben mit der Option, dass der Mensch irgendwann mal erwachsen wird, und sich nicht nur selber gut inmitten dieses wunderbaren Planeten einrichten kann. Er kann auch über die folgenden Jahrmillionen z.B. das Weltklima stabil halten und das Leben hinaus in die Galaxis tragen.

    Was macht das für einen Sinn, jetzt total zu versagen? Also selbst wenn diese Zivilisation zusammenbricht, dann wird spätestens in Jahrhunderten ein neuer Versuch kommen, der womöglich aus unseren Fehlern gelernt hat.

    • @Tobias Jeckenburger: Wie viele Deutsche haben sie eine Obsession mit Radioaktivität. Dabei leben wir alle in einem Meer von Radioaktivität, denn radioaktive Elemente wie Kalium-40 sind Teil unserer natürlichen Umwelt. Es gibt Gegenden auf der Erde mit 10 Mal so hoher radioaktiver Hintergrundstrahlung wie in Köln oder im deutschen Durchschnitt, aber den Menschen dort geht es nicht schlechter als hier. Die Kalium-40-Konzentration in der Umwelt (stärkster Beitrag zur radioaktiven Hintergrundsstrahlung) war vor 1 Milliarde Jahren doppelt so hoch wie heute. Als das Leben auf der Erde begann, also vor 4 Milliarden Jahren, war die Radioaktivität durch Kalium-40 acht Mal so gross wie heute. In diesem natürlichen radioaktiven Hintergrund entstand und entfaltete sich das Leben.

    • @ Radioaktivität versus toxische Chemikalien
      Zitat: „ Und auch die SMRs wären Atomruinen, um die man sich weiter kümmern muss, dass da die Gebäude intakt bleiben, dass die Radioaktivität drin bleibt. Auch auf Jahrtausende.“

      Es stimmt: Radioaktive Stoffe können Jahrtausende aktiv bleiben. Irgendwann aber sind sie zerfallen. Für einige gefährliche Chemikalien aber gilt das nicht: Sie zerfallen nie, auch nicht in einer Million Jahre. Das gilt etwa für Arsen. In vielen südasiatischen Ländern erkranken Menschen schwer an Arsenvergiftungen. Laut WHO sterben in Bangladesh jährlich 43‘000 Menschen an Arsenvergiftung. Bis zu 40 Millionen Bangladeschis sind arsenbelastetem Trinkwasser ausgesetzt berichtet Arsen-Brunnen in Bangladesch Aus Hilfe wird Massenvergiftung.
      Die Brunnen, die arsenhaltiges Trinkwasser fördern, wurden von Hilfsorganisationen gebaut? Warum haben diese das Arsen-Problem nicht schon beim Brunnenbau erkannt? Ganz einfach: es gibt potenziell hunderte bis tausende giftige Substanzen. Für jede dieser Substanzen braucht es ein anderes Nachweisverfahren, braucht es andere Tests.

      Wenn sie es mit Radioaktivität zu tun haben, dann sind sie viel besser dran: ein Geigerzähler genügt. Die dahinterstehende Technologie ist einfach, die Messungen sind zuverlässig und sie können alle, wohlgemerkt alle radioaktiven Substanzen damit entdecken, die entweder Beta- oder Gammastrahlung aussenden. Und dazu gehören fast alle künstlichen und natürlichen Strahlungsquellen.

      Fazit: Der Nachweis von Radioaktivität ist einfach, der von toxischen chemischen Stoffen schwierig. Radioaktivität nimmt mit der Zeit ab, einige giftige chemische Stoffe aber bleiben ewig giftig.

  17. Er [der Mensch] kann auch über die folgenden Jahrmillionen z.B. das Weltklima stabil halten und das Leben hinaus in die Galaxis tragen.“

    Dream on. Lesen Sie mal „etwas“, oder besser so viel wie möglich Bekanntes und Postuliertes über dokumentierte klimatische Veränderungen der Erdgeschichte (Eiszeiten, Warmzeiten, Vulkanausbrüche, lokale Dürreperioden,…, die meiste Zeit war die Erde an den Polen übrigens eisfrei. Als Eiszeitalter werden Perioden der Erdgeschichte bezeichnet, in denen sich um beide Pole herum, z.T. bis in die mittleren Breiten reichend, größere Vereisungen gebildet haben. Im Laufe der Erdgeschichte gab es mindestens sechs solcher Eiszeitalter, z. B. vor 600 und vor 300 Millionen Jahren. Die jüngste Epoche der Erdgeschichte, die vor etwa 2,7 Millionen Jahre begann, ist in diesem Sinne ebenfalls ein Eiszeitalter. Sie ist gekennzeichnet durch deutliche Schwankungen zwischen kälteren und wärmeren Phasen, den sogenannten Kaltzeiten oder Glazialen (gelegentlich auch “Eiszeit” genannt) und Warmzeiten oder Interglazialen. Gegenwärtig befinden wir uns in einer Warmzeit dieses Eiszeitalters… Eisfreie Polkappen stellen erdgeschichtlich den Normalzustand dar und machen etwa 80 bis 90 Prozent der Erdgeschichte aus. Es gibt peer reviewed Studien, die aussagen, dass der Nordpol auch vor ca. 6000 Jahren im Sommer komplett eisfrei war.

    .. . Und Herr Jeckenburger und ähnlich Denkende, machen Sie sich mit den Dimensionen der Milchstraße vertraut.

    Die meisten dürften nicht viel weiter kommen als beispielsweise in die Türkei, um dort Billigurlaub zu machen (…übrigens, wen kümmern da schon Menschenrechte anderer, wenn das eigene Geld nicht reicht…) Mars? Vielleicht. Der nächste Stern Proxima Centauri, stark vereinfacht ausgedrückt: die nächste Sonne, ist ~ 4,3 Lichtjahre = 40.000.000.000.000 km entfernt.

    Ihr Bemerkungen erinnern des Weiteren an Stefan Rahmstorf, der äußerte: “Wir verlieren die Kontrolle über das Klimasystem“.
    [Am Rande bemerkt: Der Interview-Partner RBB aus 2019 hat aus Rahmstorf Rahmsdorf gemacht. Auch hier steckt ein Wunsch der gefühlten Wirklichkeit bereits im Detail. Satirisch betrachtet: Dörfer sind für die meisten Menschen schneller zu erreichen und verständlicher als irgendwo Torf, …stimmt sogar…]
    Wenn also bereits akademisch ausgebildete Menschen, wie Herr Rahmstorf, Kontrolle über etwas verlieren, was sie im besten Fall für eine winzige Zeitspanne subjektiv beobachten können, aber niemals beeinflusst haben, dann wird durchaus die von Ihnen gefühlte Wirklichkeit nachvollziehbar.

    Was mir große Sorge bereitet: Gläubige wie Sie, die die Realität ausblenden, durch Irrationalität ersetzen und fordern, dass das alle tun sollten und wenn Sie/sie die Macht hätten, das auch höchstwahrscheinlich erzwingen würden. Diverse Verbotsfantasien wurden bereits und werden ja perspektivisch, zumindest in der »westlichen Welt«, umgesetzt.

    • Was wollen sie ihren Lesern denn nun mitteilen Herr Freyling?

      Das sind über Zeiträume von hunderten Millionen Jahren klimatische Bedingungen ändern? Echt jetzt? Das sind ja nun ganz alte Hüte.

      Was sonst noch? Ach ja, dann benutzen sie noch den Beitrag Herrn Jeckenburgers um sich selbst als Ungläubigen und der Rationalität anheim gefallenen darzustellen.

      War kommt noch ihrerseits?

  18. Ich denke, der “Wiederaufstieg” wird etwas schneller gehen.
    Der größte Teil der Menschheit des Lesens und Schreibens mächtig. Dadurch kann die Wissensweitergabe und -verteilung praktisch sofort stattfinden.
    Auch eine der wichtigsten Erfindungen für die industrielle Revolution ist allgemein bekannt: die Schraube bzw. das Gewinde. Und damit können präzise Geräte mit gleichbleibender Qualität hergestellt werden, was für die mechanisierte Produktion, Forschung etc. wichtig ist.

    Was wohl nicht passieren wird, ist dass es nochmal ein iPhone geben wird. Es wird wahrscheinlich irgendwann wieder etwas ähnliches geben, aber bestimmt kein 1:1 Klon.
    Allerdings wird es dann auch die Hexe nicht mehr brauchen, da bis dahin die Infrastruktur etc. eh wieder vorhanden ist.

    Mich weit aus dem Fenster lehnend, denke ich, dass es, wohl ca. 500 Jahre dauern wird, bis wir wieder da stehen, wo wir jetzt stehen, sofern keine weiteren Katastrophen passieren.
    Und höchstwahrscheinlich wird es die selben Probleme wieder geben. Also am Ende ein Nullsummenspiel.

  19. @Freyling 07.05. 15:14

    „Wenn also bereits akademisch ausgebildete Menschen, wie Herr Rahmstorf, Kontrolle über etwas verlieren, was sie im besten Fall für eine winzige Zeitspanne subjektiv beobachten können, aber niemals beeinflusst haben, dann wird durchaus die von Ihnen gefühlte Wirklichkeit nachvollziehbar.“

    Das Klima ist allerdings tatsächlich über Treibhausgase kontrollierbar. Man muss es nur auch machen. Noch lassen wir unsere Emissionen teilweise einfach laufen, wobei dann eine Erwärmung folgt, die wir gar nicht haben wollen. Wenn wir mit der Energiewende fertig sind, ist damit erstmal Schluss, es bleibt dann in etwa bei der sich bis dahin eingestellten Erwärmung.

    Wollen wir es wieder kühler haben, können wir auch auf Jahrhunderte Treibhausgase wieder aus der Atmosphäre entfernen, solange, bis wir mit der Weltdurchschnittstemperatur zufrieden sind. Kommt es zwischendurch zu einem Supervulkanausbruch, könnten wir kurzfristige jede Menge Methan freisetzen, und so einer Abkühlung entgegenwirken. Das zerfällt dann in einigen Jahren von selber wieder, so können wir das genau so einregeln, wie wir das haben wollen.

    Langfristig können wir aber auch dagegen halten, dass es kälter wird, als wie wir das haben wollen. Wir können dann einfach wieder Kohle oder Gas fördern und verbrennen. Insbesondere können wir so weitere Eiszeiten verhindern. Das freut nicht nur uns, sondern die ganze Natur auf diesem Planeten.

    Wir haben halt diesen Einfluss auf das Klima, und können den nutzen. Das aktuelle Wetter hätten wir dann nicht im Griff, auch gehören Schwankungen der Weltdurchschnittstemperatur um +- 0.2° über einzelne Jahre wohl fest zum Klima dazu. Aber die Basislinie, auf der sich das alles abspielt, die können wir tatsächlich mit Treibhausgasen einregeln.

    „Gläubige wie Sie, die die Realität ausblenden, durch Irrationalität ersetzen und fordern, dass das alle tun sollten und wenn Sie/sie die Macht hätten, das auch höchstwahrscheinlich erzwingen würden.“

    Die Realität ausblenden tun Sie doch. Und in der Demokratie setzt sich halt jeder für das ein, was er selber meint, was nötig wäre.

    @Holzherr 08.05. 13:32

    „Fazit: Der Nachweis von Radioaktivität ist einfach, der von toxischen chemischen Stoffen schwierig. Radioaktivität nimmt mit der Zeit ab, einige giftige chemische Stoffe aber bleiben ewig giftig.“

    Wenn Sie das schon vergleichen. Die Radionuklide, die in AKWs entstehen, die entstehen nur dort zusätzlich, und es gäbe sie sonst überhaupt nicht. Sei kommen also zu allen chemischen Problemstoffen definitiv hinzu.

    „Wie viele Deutsche haben sie eine Obsession mit Radioaktivität.“

    Ich mache mir hier ganz konkret solche Sorgen gar nicht. Wenn jetzt Saporischschia in die Luft fliegt, würde mich das vermutlich wenig betreffen. Die Gebiete, die danach auf Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende nicht mehr nutzbar sind wären immer noch begrenzt, und auch ziemlich lokal.

    Es ging aber in diesem Blogartikel um einen Kollaps der Zivilisation. Egal was den jetzt auslöst, würde der nebenbei fast immer dazu führen, dass es in allen aktiven AKWs zu einer Kernschmelze kommt. Das wäre dann in der Tat ein Problem, auch wenn bei dem Kollaps vielleicht 80% der Weltbevölkerung sowieso verhungern muss.

    Nehmen wir das Beispiel Frankreich. Wenn ein havarierter Reaktor einen Radius von 30 Km unbewohnbar macht, wären das etwa 3.000 Km², 50 Stück davon kämen dann in der Summe auf 150.000 Km², bei 630.000 Km² Landesfläche wäre das dann ca. 24%. Und in den weniger betroffenen Gebieten würde sich die Verseuchung entsprechend auch addieren.

    Ich schätze mal, dass die Überlebenden des Zivilisationskollaps es dann durchaus relevant noch viel schwieriger haben werden, wenn hier die AKWs auch noch alle havarieren.

    Die neuen Mini-AKWs können wenigstens auch bei einer Kernschmelze passiv gekühlt werden, was m.E. eigentlich selbstverständlich seinen sollte. Erst das kann man als eine ausgereifte Technik bezeichnen, meine ich jedenfalls.

    Auch die Mini-AKWs werden als havarierte Atomruine noch Jahrtausende lästig sein, aber das ist ein lösbares Problem. Entsprechend wäre ich auch nicht unbedingt dagegen, hier doch noch diese neuen Reaktoren zu bauen, zumindest, solange wir hiermit die Energiewende wesentlich beschleunigen können. Das setzt aber auch voraus, dass diese Anlagen auch noch kostengünstig sind. Das glaube ich erst, wenn die Ersten in Betrieb sind, und tatsächlich bezahlbaren Strom liefern.

    Ich würde auch ganz klar fordern, dass das erbrütete Plutonium vom Atommüll abgetrennt werden muss, um es dann als neuen Brennstoff zu verbrennen. Das würde dann das Endlagerproblem um den Faktor 100 reduzieren, und das würde ich von einer ausgereiften Nutzung der Kernspaltung auch erwarten.

    • @Tobias Jeckenburger (Zitat): „ Ich würde auch ganz klar fordern, dass das erbrütete Plutonium vom Atommüll abgetrennt werden muss, um es dann als neuen Brennstoff zu verbrennen.“

      Plutonium verbrennen will Copenhagen Atomics. Sie benutzen als Brennstoff F7LiThPu, als einen Brennstoff bestehend aus Fluor, Lithium, Thorium und Plutonium.
      Der Vorteil dieses Brennstoffs ist unter anderem, dass alles in grosser Menge verfügbar ist. Damit könnte man hunderte von Jahren die ganze Welt mit Energie versorgen.

    • Fragmentarisch zu: …”Langfristig können wir aber auch dagegen halten, dass es kälter wird, als wie wir das haben wollen. Wir können dann einfach wieder Kohle oder Gas fördern und verbrennen. Insbesondere können wir so weitere Eiszeiten verhindern. Das freut nicht nur uns, sondern die ganze Natur auf diesem Planeten.”…

      Was ist die »ganze Natur«? Wie fand die Kommunikation zwischen Ihnen und der »ganzen Natur« statt? Wie kann man sich das vorstellen? Wie empfindet dieses »Ganze« Freude? Exemplarisch (nach-)gefragt: Gehören Vulkane auch zur »ganzen freudigen Natur«? Welche »Nicht-Ausbruch-Deals« haben Sie mit diesen ausgehandelt? Weiterführend, betrifft das “Alles”, auch die Freude der Gejagten, die von den Jägern gefressen werden? Oder bringen Sie im Zuge Ihrer “Natur-Domestizierung” den Fleischfressern auch bei, Vegetarier zu werden? Dürfte für Menschen wie Sie, die Eiszeiten verhindern können, doch im Bereich des Möglichen sein…

      “Satire und Spaß” beiseite…

      i) Gibt es auch wissenschaftliche Quellen zu Ihrer (Wunder-)These?

      ii) Wie auch immer, da gibt es noch “etwas”, was nicht nur Tobias Jeckenburger, sondern alle wissen sollten, die sich mit Klimaveränderungen beschäftigen. Triggerwarnung! Ich postuliere: Es dauert nur wenige Minuten und Ihre/ihre adaptierten Narrative schmelzen auf Nimmerwiedersehen davon, um sprachlich in Ihrem Bild zu bleiben. Schauen und hören Sie/sie selbst:
      Was sagen uns Eisbohrkerne über die Geschichte des Klimawandels und den aktuellen Trend? Dieses Video aus rein wissenschaftlicher Perspektive des Niels-Bohr-Instituts klärt auf: Nach dem »Informations-Konsum« von vier Minuten Ton und Bild, sehen und hören Sie/sie den großen Fehler der gemacht wurde und erahnen die daraus resultierenden fatal falschen Annahmen und fatal falschen Extrapolationen, die auf diesem Fehler basieren: The Climate Change story told by ice cores

      • Angekommen im Anthropzän: der Mensch bestimmt/beeinflusst alles – auch das Klima
        Was Tobias Jeckenburger umschrieb ist der Grund für die Absicht den gegenwärtigen Erdzeitalter den Namen Anthropozän zu geben, weil heute menschliche Aktivitäten die Biosphäre, Atmosphäre und Geosphäre signifikant beeinflussen.

        Das von ihnen verlinkte Video über Eisbohrkerndaten aus dem grönländischen Eisschild gibt einen falschen Eindruck von dem was man insgesamt über vergangene Temperaturvariationen sagen kann. Ein umfassenderes Bild entnimmt man dem Artikel vom 5 März 2019 Factcheck: What Greenland ice cores say about past and present climate change. Dort liest man:

        In jüngerer Zeit haben Forscher zahlreiche zusätzliche Eiskerne in ganz Grönland gebohrt und eine aktualisierte Schätzung über die grönländischen Temperaturen hinaus erstellt.

        Diese moderne Temperaturrekonstruktion, kombiniert mit Beobachtungsaufzeichnungen über das vergangene Jahrhundert, zeigt, dass die aktuellen Temperaturen in Grönland wärmer sind als jeder Zeitraum in den letzten 2.000 Jahren. Das heißt, sie sind wahrscheinlich noch kühler als im frühen Teil der aktuellen geologischen Epoche – dem Holozän -, das vor etwa 11.000 Jahren begann.

        Es wird jedoch erwartet, dass sich die Erwärmung in Zukunft fortsetzen wird, da menschliches Handeln weiterhin Treibhausgase emittiert, hauptsächlich aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe.

        Klimamodelle prognostizieren, dass, wenn die Emissionen anhalten, die grönländischen Temperaturen bis 2050 alles übersteigen werden, was seit der letzten interglazialen Periode vor etwa 125.000 Jahren gesehen wurde.

        Fazit: Die Gesamtheit aller Erdklimauntersuchungen ergibt, dass wir jetzt einen Temperaturanstieg beobachten, den es im Holozän (unserer Warmzeit) in dieser Stärke und Schnelligkeit noch nie gab und der zur These des Klimawandels aufgrund gestiegener Treibhausgase passt.
        Der Mensch beeinflusst heute sehr vieles auf der Erde. Darunter die Anzahl und Verbreitung von Tieren und Pflanzen, die chemische Zusammensetzung des Ozeans und der Atmosphäre und er beeinflusst damit letztlich auch das Klima.

  20. Martin Holzherr,
    …”Es wird jedoch erwartet, dass sich die Erwärmung in Zukunft fortsetzen wird, da menschliches Handeln weiterhin Treibhausgase emittiert, hauptsächlich aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe.”…
    Kurz “gesagt”: Sie verwechseln ideologisch motivierte Prognosen mit Meßergebnissen.

    • @Dirk Freyling (Zitat): „ da menschliches Handeln weiterhin Treibhausgase emittiert, hauptsächlich aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe.”…
      Kurz “gesagt”: Sie verwechseln ideologisch motivierte Prognosen mit Meßergebnissen.

      Nein, denn die Prognose ist beruht ja nicht auf einer Ideologie, sondern auf der Verlängerung von bestehenden Trends in die Zukunft: Treibhausgase werden auch in 30 Jahren noch ausgestossen.

      Dass Treibhausgase das Klima der Erde beeinflussen ist dagegen gesichertes Wissen. Der Grund, dass wir heute immer noch in einem Eiszeitalter (Vereisung der Pole) sind, liegt an den tiefen CO2-Werten der letzten paar Millionen Jahre. Jetzt verlassen wird das Eiszeitalter, weil die atmosphärischen CO2-Werte zusammen mit weiteren Treibhausgasen steigen.

  21. Nationen gehen bankrott, Zivilisationen kollabieren. Trotzdem geht es weiter
    Als das römische Reich zusammenbrach, brach in Wirklichkeit nur das weströmische Reich zusammen, nicht das oströmische. Trotz mehr als einem dutzend an Zivilisationskollapsen in den letzten 10‘000 Jahren ging die Geschichte immer weiter, nicht allerdings die Geschichte der kollabierten Zivilisation.

    Daraus müssen wir einen wichtigen Schluss ziehen: Wir dürfen nicht das Schicksal der Menschheit einer einzigen globalen Zivilisation anvertrauen. Wenn es nicht gelingt auf der Erde weitgehend voneinander unabhängige Zivilisationen aufzubauen, dann müssen wir dafür sorgen, dass es ausserhalb der Erde ebenfalls menschliche Zivilisationen gibt so dass Teile der Menschheit zivilisiert weiterexistieren selbst wenn die Erdzivilisation in Sklaverei verdämmert oder in die Steinzeit zurückkatapultiert wird.

  22. Martin Holzherr,
    Sie verwechseln Theorien respektive Denkmodellansätze mit der deutlich komplexeren Wirklichkeit. Ein Aspekt in der Wirklichkeit ist, dass steigende Temperaturen die Aufnahmefähigkeit von Wasser für Gase beeinflusst. Das bedeutet anschaulich und vereinfacht sowie für jeden leicht durchführbar: Erhitzen Sie im Selbstversuch Mineralwasser, so wird das CO2 “ausgasen”. Hier “folgt” die Temperatur nicht dem CO2, sondern das CO2 der Temperatur. Insbesondere die Weltmeere dienen hier als primärer dynamischer Einflussfaktor.

    Die Sachlage ist analytisch betrachtet recht einfach zu verstehen: Das globale Wetter respektive Klima ist grundsätzlich ein unzulässiges Konstrukt, dass aus sehr unterschiedlichen lokalen Ereignissen in mehr oder weniger willkürlich festgelegten Bereichen besteht. Wichtige klimatische Prozesse im Bereich der natürlichen Klimafaktoren bleiben unberücksichtigt und werden auch nicht als mögliches Szenario in den Klimamodellen durchgespielt. Eine Reduktion und Fokussierung auf einen Aspekt (hier CO2), ist aus vielerlei Gründen nicht nur stark diskussionswürdig sondern unzulässig.

    Wie auch immer,

    nach dem »Informations-Konsum« von vier Minuten Ton und Bild, sehen und hören Sie/sie den großen Fehler der gemacht wurde und erahnen die daraus resultierenden fatal falschen Annahmen und fatal falschen Extrapolationen, die auf diesem Fehler basieren: The Climate Change story told by ice cores…

    das nennt man Wissenschaft bzw. in Ihrem Fall müsste man sagen, das nannte man einmal Wissenschaft im Zuge der Abspaltung von Wissenschaft von Glaubensmächten. Klimareligion ist nicht minder wissensfeindlich, wie einst die Kirche. Zur Erinnerung: Im 4. und 5. Jahrhundert wurden in Europa fast alle Bücher von Autoren, die keine Christen waren, vernichtet, meist verbrannt und gingen für immer verloren. Die Feinde des christlichen Denkmonopols wurden entsprechend “katalogisiert”. Siehe die Liste der von der katholischen Kirche verbotenen Bücher: Index Librorum Prohibitorum (kurz Index Romanus), sie umfasste etwa 6000 Werke von Autoren wie Pascal, Bacon, Descartes, Kant, Kopernikus, Galileo, Diderot, D’Alembert, Comte, Defoe, Balzac, Flaubert, Hugo, Heine, Zola, Maeterlinck, Sartre, Simone de Beauvoir, …, die von der Kirche als antichristlich angesehen wurden. Diese Liste wurde bis 1965 offiziell aktualisiert.

    • @Dirk Freyling(Zitat): „ Klimareligion ist nicht minder wissensfeindlich, wie einst die Kirche. “
      Der Weltklimarat trägt tausende von Studien und sehr viel Wissen zusammen und schliesst daraus auf ein Gesamtbild.
      Der Weltklimarat ist also äusserst wissensfreundlich.

      • Etliche von den Positionen des Weltklimarats (IPPC) abweichende Wissenschaftler haben sich mittlerweile aus dem Gremium frustriert zurückgezogen, da ihre Interpretationen dort beharrlich ignoriert wurden. Die Auswahl der vom IPCC ausgewerteten wissenschaftlichen Arbeiten ist damit unvollständig. Der “Konsens” einer angeblich überwältigenden Wissenschaftlermehrheit wird auch durch aktive Ausgrenzung oder gezielt herbeigeführte Resignation von “dissenting votes” erreicht, deren Sichtweisen dementsprechend in der Öffentlichkeit nicht mehr vorkommen oder als unseriös verleumdet werden.

        • Sie wiederholen hier praktisch wörtlich, was Sie auch im Blog von Michael Blume gesagt haben.

          Da habe ich Ihnen schon geantwortet, was es mit dem IPCC auf sich hat. Für jeden Bericht arbeiten andere Wissenschaftler als Hauptautoren, das ist kein “Gremium”. Es gibt inzwischen sechs Berichte und alle kommen zum selben Ergebnis mit steigender Sicherheit und Dringlichkeit: die globale Erwärmung ist anthropogen.

          ” Erhitzen Sie im Selbstversuch Mineralwasser, so wird das CO2 “ausgasen”. Hier “folgt” die Temperatur nicht dem CO2, sondern das CO2 der Temperatur.”

          Wenn die Temperaturen weiter steigen, wird irgendwann genau das passieren: die Meere geben das CO2, was sie aus der Luft aufgenommen hat, wieder ab. Dann verstärkt sich die Erwärmung. Die Meere haben bis jetzt nämlich CO2 aus den menschlichen Emissionen aufgenommen. Deswegen versauern sie ja.

          Wodurch wird eigentlich die Mineralflasche erhitzt? Durch eine äußere Quelle, offenbar. Und woher kommt die Energie der globalen Erwärmung? Raten Sie mal.

          Lesen Sie doch mal die Beiträge von Bettina Wurche hier auf Scilogs, sie macht gerade eine kleine Serie zur Erhitzung der Ozeane. KEINER kann sagen, er/sie hätte nichts gewusst. Durch Leugnen stoppen Sie nicht die globale Erwärmung.

  23. @Holzherr 09.05. 13:00

    „Daraus müssen wir einen wichtigen Schluss ziehen: Wir dürfen nicht das Schicksal der Menschheit einer einzigen globalen Zivilisation anvertrauen.“

    Genau da sind wir doch längst. Und hier kann schon eine Einstellung des Handels von China mit dem Westen zum Kollaps führen, selbst wenn der rein psychologisch motiviert ist.

    Wir sollten uns daran machen, mehr Redundanz zu realisieren. Dass Europa, die USA und China für sich selber existieren können, wäre ein Anfang. Da müssen wir uns aktiv drum kümmern. Im freien Wettbewerb gewinnt von selber immer der beste, und übernimmt den ganzen Weltmarkt. Ein gewisser Grad von Planwirtschaft ist hier nötig, anders kann man die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern nicht vermeiden.

    • @Tobias Jeckenburger: Nein es braucht keine Planwirtschaft. Vorerst würden Rückfallstrategien genügen: jedes Land sollte sich seiner Abhängigkeiten bewusst werden und Vorkehrungen dafür treffen, was es im Störungsfall tut, was es also tut, wenn die Abhängigkeit „toxisch“ wird.

      Allerdings ist das nur eine „kleine“ Lösung. Eine völlige Loslösung von der irdischen Zivilisation und von potentiell gefährlichen Verflechtungen ist heute aber nicht möglich. Das gelingt wohl erst extraterrestrischen Zivilisationen, also frühestens in einigen hundert Jahren.

  24. @Freyling 09.05. 13:52

    „Hier “folgt” die Temperatur nicht dem CO2, sondern das CO2 der Temperatur. Insbesondere die Weltmeere dienen hier als primärer dynamischer Einflussfaktor.“

    Die derzeitigen CO2-Mengen, die wir in die Atmosphäre entlassen, sind definitiv bestimmbar und die Physik, die dafür sorgt, dass dies dann erwärmend wirkt, ist ebenso definitiv bekannt. Dafür braucht man noch nicht mal Klimamodelle. Die versuchen nur zusätzlich noch Rückkopplungseffekte zu identifizieren.

    Die Weltmeere nehmen aktuell jede Menge von dem anthropogenem CO2 auf, dass sich in der Atmosphäre ansammelt. Der Effekt, dass sich in wärmerem Wasser weniger CO2 löst, ist viel kleiner, als die Erhöhung der Konzentrationen des CO2 in der Luft durch uns.

    Auf die Dauer gibt es sogar eine positive Rückkopplung, indem wärmere Ozeane weniger CO2 aufnehmen können, wenn die Energiewende zu sehr verzögert wird und die Emissionen zu spät abgestellt werden.

  25. @Holzherr 09.05. 14:28

    „…jedes Land sollte sich seiner Abhängigkeiten bewusst werden und Vorkehrungen dafür treffen, was es im Störungsfall tut, was es also tut, wenn die Abhängigkeit „toxisch“ wird.“

    Wir können doch als EU gucken, was wir aktuell nicht mehr selber herstellen können. Und dann Fördermittel für Unternehmen bereit stellen, die eben das Fehlende herstellen können. Etwa eine eigene Chipproduktion solange fördern, bis sie einen guten Teil der bei uns benötigten Chips herstellen kann, auch wenn das teurer ist.

    Das reicht, mehr Planwirtschaft brauchen wir nicht.

    Auf die Dauer macht uns auch die Energiewende unabhängiger, insbesondere, wenn wir es hinbekommen, die meisten dafür nötigen Anlagen selbst herzustellen. Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ist ja nun ein wesentlicher Teil unserer aktuellen Abhängigkeiten. Insbesondere was Abhängigkeiten von Diktaturen betrifft, die unsere Werte nicht teilen.

    • @Tobias Jeckenburger(Zitat): „ Wir können doch als EU gucken, was wir aktuell nicht mehr selber herstellen können. Und dann Fördermittel für Unternehmen bereit stellen, die eben das Fehlende herstellen können.“
      Genau das machen die USA mit dem IRA-act (Inflation reduction act). Die Batterieherstellung, die Förderung heimischer Rohstoffe und die Herstellung von EVs im eigenen Land wird gefördert. Daneben gibt es noch den CHIPS Act für die heimische Halbleiterindustrie.

  26. Aus diesseitiger Sicht ist es so, dies zu diesem Textausschnitt des dankenswerterweise beigebrachten Essays ergänzt :

    Ein katastrophaler Klimawandel, ein weltweiter Atomkrieg, ein kompletter finanzieller Zusammenbruch, eine alles zerfressende Cyberattacke könnten den Zusammenbruch der globalen Zivilisation einleiten.

    1.) Die Erde ist durchschnittlich “288 K (+15 °C)” warm, so dass sich nicht eine Katastrophe herausbilden kann, wenn sie 2 K bis 10 K wärmer wird.
    2.) Die Rolle der Aerosole ist weitgehend unerforscht, wenn es wärmer wird, entstehen mehr Aerosole, so dass die Sonneneinstrahlung, um die geht es hier zentral, abgeschwächt wird.
    3.) Die sog. Klimasensitivität ist CO2-zentriert, sie meint bei Verdoppelung des atmosphärischen CO2-Gehalts eine jeweilige Zunahme der terrestrischen Oberflächentemperatur von ca. + 1 K bis ca. + 4 K.
    4.) Es wird abshebarerweise Jahrhunderte dauern bis es auf der Erde sozusagen zu warm wird.
    5.) Geoengineering, das auch den Vorteil des Single Point of Access hätte, könnte in einigen Dekaden entscheidend wie gemeint abschwächend wirken.
    6.) ‘Finanzieller Zusammenbruch’ ist nicht zu befürchten, Geld ist eine Messgröße, ein Instrument und nicht zentral für die Menschheit, es könnte sozusagen jederzeit neu aufgesetzt werden; Marx war hier “zu zentriert”, lol.
    7.) AI könnte eine sog. Cyberattacke sein, es fällt nicht schwer AI so zu munitionieren.
    8.) Auch gesellschaftlicher Verderb, im Neumarxistischen könnte schwer schaden, aber “nicht wirklich”, denn die Vernunft ist nun einmal freigesetzt.
    Die BRD mag es schwer erwischen, lol.
    9.) Kriege, auch Atomkriege, werden gewohnte Zivilisation nicht wegkriegen können, auch wenn das “Ukraine-Experiment” Russlands oder der USA, je nach Sicht, frickin gefährlich bleibt.


    Insofern, Dr. W hat Freund “ChatGPT”, in der Form “GPT-3” oder “GPT-4” so noch nicht näher befragt, die sind auch nicht ehrlich, sondern bereits auf soziale Konformität gedrillt, aber sozusagen Rest-Ehrlichkeit könnte noch heraus gekitzelt werden, ist AI die zentrale Gefahr für den hier gemeinten Hominiden, sie könnte sehr leicht “weaponized” werden.
    Auch als Agent subjektiviert werden, als handelnde Person. [1]

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

    [1]
    Gruß auch zB an Boston Dynamics.