Trumps Wahlsieg: Die Rolle des Zufalls

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die Psychologie irrationalen Denkens
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Warum hat Donald Trump die Wahl gewonnen? Journalisten, Politiker und Wahlforscher zerbrechen sich seit dem 9.11.2016 vergeblich darüber den Kopf. In einem bemerkenswerten Artikel für die New York Times hat Nate Cohn mögliche Einflüsse analysiert und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Trump hat einfach nur Glück gehabt.

Cohn befasst sich nicht damit, wer unter bestimmten Bedingungen vielleicht anders gewählt hätte. Er nimmt das tatsächliche Wahlergebnis als gegeben an und versucht zu klären, warum ein Kandidat gewonnen hat, der 2,87 Millionen Stimmen zurückliegt. Bei den Wahlmännern1 führt Trump aber mit 56,5 zu 42,2 Prozent und ist deshalb Wahlsieger. Damit ist das Ergebnis der Abstimmung gehörig verzerrt, ja im Grunde in sein Gegenteil verkehrt. Woran kann das gelegen haben?

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 Ergebnisse der Präsidentenwahlen 2012 und 2016 im Vergleich.2

Mehrheiten und Wahlsieger

Die US-Bundesstaaten weisen alle Wahlmänner dem jeweiligen Sieger zu, ganz gleich, ob er 51 oder 100 Prozent der Stimmen gewonnen hat. Wer also in wenigen Bundesstaaten hoch gewinnt, und überall sonst knapp verliert, würde auch mit einem hohen Vorsprung möglicherweise zu wenige Wahlmänner auf seine Seite bringen.

So hat Hillary Clinton beispielsweise den bevölkerungsreichsten Bundesstaat Kalifornien mit einem Stimmenverhältnis von ca. 2:1 gewonnen. Andererseits, so rechnet Nate Cohn vor, hat Trump in seinen Hochburgen (West Virginia, Kentucky, Tennessee, Arkansas, Alabama, Oklahoma, Kansas, Nebraska, Wyoming, Montana, Idaho, North Dakota und South Dakota) ein ähnlich hohes Ergebnis erzielt. Streicht man diese Extreme und betrachtet und nur die übrigen Staaten, ändert sich erstaunlich wenig. Frau Clinton siegt noch immer mit 48 gegen 46 Prozent, und Donald Trump behält noch immer die Mehrheit der Wahlmänner.

Stadt und Land

Das amerikanische Wahlsystem bevorzugt die dünn besiedelten, ländlichen Gebiete. Das städtisch geprägte Kalifornien stellt 55 Wahlmänner, einen auf 670.000 Einwohner. Das weitgehend menschenleere Wyoming entsendet drei Wahlmänner, einen für je 186.000 seiner Bürger. Wie kommt diese Schieflage zustande? Jedem Bundesstaat stehen so viele Elektoren zu, wie er Sitze in beiden Häusern des Kongresses hat. Die Sitze im Repräsentantenhaus verteilen sich ganz grob nach der Bevölkerungszahl, aber im Senat hat jeder Staat zwei Sitze, ganz gleich, ob er, wie Wyoming, eine halbe Million Million oder, wie Kalifornien, 37 Millionen Einwohner hat. Damit ergibt sich klare eine Bevorzugung der ländlichen Gebiete gegenüber den städtischen Ballungszonen. Stimmen aus Texas, Kalifornien, New York und Florida zählen weniger als solche aus Wyoming, Vermont und Alaska. Ausgerechnet in den vorwiegend von Weißen bewohnten Dörfern und Kleinstädten hat Donald Trump aber besonders gut abgeschnitten. Dennoch hat diese Verzerrung die Wahl nicht entschieden. Würde man das Wahlmännergremium so umbauen, dass alle Bundesstaaten gleichermaßen berücksichtigt würden, hätte Hillary Clinton noch immer verloren.

Das war knapp!

Betrachtet man hingegen nur die Staaten mit besonders knappen Ergebnissen, dann bietet sich ein erstaunliches Bild. In fünf Bundesstaaten liegen zwischen beiden Kandidaten weniger als 1,5 % der Stimmen. Vier davon hat Donald Trump gewonnen und dabei 75 der möglichen 79 Sitze geholt. Bei allen früheren Präsidentschaftswahlen verteilten sich die knapp gewonnenen Sitze sehr viel gleichmäßiger. Am Ende haben 55 000 von ca. 135 Millionen Stimmen die Wahl entschieden. Bei einem so knappen Ergebnis lassen sich keine sicheren Ursachen mehr ausmachen. Es reicht beispielsweise aus, wenn die Wahlbeteiligung in einem umschriebenen Gebiet zurückgeht, weil es dort regnet. Selbst eine minimale Verschiebung der Grenzen zwischen den Bundesstaaten hätte bereits ein anderes Ergebnis gebracht. Stellen wir uns vor, die Kandidaten sitzen auf den beiden Seiten einer fairen Wippe, die sich im perfekten Gleichgewicht befindet. Und wie sie auch an ihrem Ende der Wippe zappeln und drücken, es geschieht nichts. Die Wippe bleibt in der Waagerechten.

Jetzt schwebt eine Daunenfeder herab und ein Windstoß entscheidet im letzten Moment darüber, auf welcher Seite der Wippe sie landet und damit die eine Seite nach unten drückt. Alle Analysen des Ergebnisses bringen uns dann keinen Schritt weiter. Oder anders ausgedrückt: Trump hat einfach sagenhaftes Glück gehabt.

Schlussfolgerungen

Damit kein Missverständnis aufkommt: Cohn analysiert nur, wieso der Kandidat mit der geringeren Stimmenanzahl gewonnen hat. Sie untersucht nicht, auf welche Weise die Kandidaten ihre Stimmen gewonnen haben. Die Frage, wie ein Populist mit sinnlosen Parolen 46 % der Wähler auf seine Seite ziehen konnte, bleibt außen vor. Die These, dass Trump seinen Sieg den ungebildeten weißen Männern verdankt, lässt sich jedenfalls nicht halten. Die demografische Analyse der New York Times zeigt, dass 51 % der weißen Frauen Donald Trump gewählt haben, obwohl er aus seiner Frauenverachtung nie einen Hehl gemacht hat. Und selbst unter Weißen mit einem College-Abschluss hat er seine Rivalin abgehängt. Überhaupt: Wenn nur Weiße gewählt hätten, hätte Donald Trump etwa 1,5 mal so viele Stimmen erhalten wie seine Rivalin3.

Es wird Zeit, dass sich die Wissenschaft intensiver mit dem Phänomen des Populismus, seinen Ursachen und seinen Auswirkungen befasst. Und es wäre sicherlich gut, wenn Ergebnisse vorliegen, bevor sich der Populismus mit den Wissenschaftlern befasst.

 

Anmerkungen

[1] Ehe sich hier jemand wundert: Die korrekte Übersetzung von Elector lautet Wahlmann, das Electoral college ist das Wahlmännerkollegium. Die Bezeichnung ist unabhängig vom tatsächlichen biologischen Geschlecht des Wahlmanns.

[2] Quelle: Wikipedia https://en.wikipedia.org/wiki/United_States_presidential_election,_2012 (Wahlen 2012) und David Leip‘s Atlas of U.S. Presidential Elections. http://uselectionatlas.org/RESULTS/index.html (Wahlen 2016)

[3] Das Phänomen ist nicht unbedingt neu. Nach einer Gallup-Umfrage aus dem Jahr 2013 sind die Wähler der Republikanischen Partei vorwiegend weiß (89%). Deshalb ist es auch kein Wunder, dass die Republikaner unter den Weißen eine deutliche Mehrheit haben. Donald Trump hat diesen Trend allenfalls ausgebaut.

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Veröffentlicht von

www.thomasgrueter.de

Thomas Grüter ist Arzt, Wissenschaftler und Wissenschaftsautor. Er lebt und arbeitet in Münster.

33 Kommentare

  1. Mit dem Zufall ist das so eine Geschichte: Kann sein aber auch nicht. Da hat einer die Präsidentenwahlen über einen längeren Zeitraum hinweg untersucht und kommt zum Schluss, dass der amerikanische Wähler sehr pragmatisch handelt. Fühlt er sich gut regiert, wird der Kandidat der regierenden Partei gewählt. Ist er nicht überzeugt, wählt er die anderen. Obama, Clinton, Trump … Wer da kandidiert ist erst einmal egal.

    https://www.washingtonpost.com/news/the-fix/wp/2016/10/28/professor-whos-predicted-30-years-of-presidential-elections-correctly-is-doubling-down-on-a-trump-win/

  2. Mir scheint bei dieser Wahl wurden die Demokraten und vor allem ihre Kandidatin Clinton, abgewählt, während Trump es schaffte trotz einer starken Anti-Trump Stimmung in den Medien, gewählt zu werden. Es ist ein Entscheid für einen Change aus Unzufriedenheit heraus und es ist ein Wegbleiben von der Urne ebenfalls aus Unzufriedenheit und wegen einer Aversion gegenüber Hillary Clinton.
    Der Huffington-Post-Artikel 2016 Presidential Election Analysis: The Trump Cards Hat dazu einige wichtige Beobachtungen gemacht:
    – Only approximately 55+% of the eligible voters cast ballots. This was the lowest turnout since the Bush-Gore contest in 2000 (turnout = 56.6%). According to CNN, the turnout in 2012, 2008 and 2004 was 60.0%, 63.7%, and 62.2% respectively.
    – Pew research conducted prior to the election showed that many of the voters who planned on coming to the polls were angry
    – that there were a number of voters who voted on Election Day but did not cast a vote for president
    – One of the keys to the Trump victory is that the rural areas turned out big time in the rust belt states such as Wisconsin, Ohio and Pennsylvania
    – Donald Trump’s and Bernie Sander’s surprising performances during the Republican and Democratic primaries demonstrated that 2016 was going to be an unusual election year. Their populist appeal – although to different constituencies – in the primaries set the stage for the outsiders to vanquish the insiders
    – In surveys before Election Day, 15% of Sanders supporters said they would support Trump and as many as one-third said they would not vote for Clinton.

    Zusammenfassung und Gegenüberstellung zu Thomas Grüters Artikel: Populismus war in 2-facher Hinsicht wahlentscheidend
    1) Hillary Clinton wurde als Vertreterin der Eliten gesehen und als unvertrauenswürdig betrachtet
    2) Donald Trump wurde trotz eines von der Mehrheit erkennbaren negativen Persönlichkeitsprofils und Image, gewählt – aus Protest gewählt
    3) Nein, es war keine Zufallswahl für Trump, sondern es war Wahlverweigerung gegenüber Hillary Clinton, denn: Bei dieser Wahl hätte Hillary auf jeden Fall gewinnen müssen. Sie trat gegen einen politisch völlig Unerfahrenen an, der zudem keinen glaubwürdigen Plan, keinen nachvollziehbaren Pfad vorweisen konnte, wie er das Land in eine bessere Zukunft führen kann. Wer Trump wählte, wählte die Disruption und wer die Disruption wählte oder gar nicht zur Urne ging, der musste mit den Demokraten und Hilary Clinton ziemlich unzufrieden sein.

    • amit wir uns hier nicht missverstehen, Herr Holzherr. Es geht Nate Cohn ausschließlich um die Frage, warum Donald Trump die Mehrheit der Wahlmänner bekommen hat, obwohl er nach Stimmen deutlich zurückliegt. Dabei weist Cohn (durchaus überzeugend, wie ich finde) die bisher oft genannten Gründe zurück. Es lag, wie er ausführt, nicht daraun, dass sich die Stimmen von Frau Clinton auf wenige Staaten konzentrieren, während Trump in vielen Staaten knapp gewonnen hat. Es lag auch nicht daran, dass die ländlichen Staaten ein deutliches Übergewicht bei den Wahlmännern haben. Er sagt, dass Trump 74 von 79 Wahlmänner in den Staaten bekommen hat, in denen der Ausgang so knapp war, dass es schwer fällt, die genauen Ursachen zu benennen.
      Es ist eine ganz andere Frage, warum Trump überhaupt so viele Stimmen bekommen hat. Der Artikel in der Huffington Post ist da wenig zielführend, weil er noch mit vorläufigen Zahlen arbeitet. Die Wahlbeteiligung war offenbar nicht, wie dort behauptet, deutlich niedriger als 2012 (siehe Artikel in FiveThirtyEight) und Frau Clinton hat etwa 99,8% der Stimmen bekommen, die Barack Obama 2012 auf sich vereinigen konnte (Siehe meine Tabelle). In der englischen Wikipedia findet man unter dem Eintrag United States Presidential Election, 2016 eine genaue demografische Aufschlüsselung des Ergebnisses. Danach ist keineswegs eindeutig, was zu der jetzt vorliegenden Stimmverteilung geführt hat.

      • Ja, da stimme ich zu, der Zufall hat Trump zum Wahlsieg verholfen. Doch Trump wurden vor der Wahl überhaupt keine Siegeschancen eingeräumt. Selbst Trump selbst war von seinem Sieg völlig überrascht. Ein Vergleich zur Wahl zwischen Al Gore und Bush fällt mir schwer. Damals war es wirklich knapp und dass es knapp werden würde war schon vor der Wahl ersichtlich. Diesmal war es überhaupt nicht knapp. Hillary Clinton hätte mit 80%-iger Wahrscheinlichkeit gewinnen müssen – und hat dennoch verloren.

  3. Die Amerikaner haben ein verdammt schlechtes Gedächtnis, das letzte mal war es 2000 so (Gore vs. Bush), dass die Wahlmänner das eigentliche Abstimmungsergebnis gedreht haben. Auch damals gab es die gleichen Diskussionen hinsichtlich Nachzählung, Wahlbetrug etc.

    Dass das Wahlsystem “ein bisschen” kurios ist, hätte man also auch früher schon merken können. Vor allem aber muss man auch Konsequenzen aus der Erkenntnis ziehen *wollen*…

    • @ sascha :

      Dass das Wahlsystem „ein bisschen“ kurios ist, hätte man also auch früher schon merken können.

      Ist womöglich bereits bemerkt worden, ischt ein weites Feld:
      -> https://en.wikipedia.org/wiki/Electoral_College_(United_States)#Electors
      -> https://en.wikipedia.org/wiki/Electoral_College_(United_States)#Criticism

      Allerdings sind Wahlsysteme per se imperfekt, das BRD-Wahlsystem, bei dem zuletzt ca. 15 % Stimmen zur Bundestags hopp gingen, ist hier anschaulich.
      Wobei die 5 % Klausel wohl nur von Eingeweihten verstanden wird.

      Nachkarten an Hand eines bestimmten Ergebnisses sieht nicht so gut aus [1], jetzt wäre womöglich der Zeitpunkt in den Staaten dbzgl. zu ändern, in der BRD nach der Bundestagswahl 2017.

      MFG + schönes Weihnachtstage,
      Dr. Weihnachtswebbaer

      [1]
      Es ginge hier auch schnell Richtung Staats- / Verfassungskrise.

    • Gore vs. Bush zeigte eigentlich mehr ein anderes Problem amerikanischer Wahlen auf: Die Unmöglichkeit, überhaupt auf einige hundert Stimmen genau ein Ergebnis zu bestimmen. In Florida war das genaue Resultat wochenlang unklar, und offenbar waren Wähler an der Wahl gehindert worden. Das überlagerte damals die Diskussion um die korrekte Wiedergabe der Stimmenmehrheit im Wahlmännerkollegium. Damals wie heute ist es leider so, dass von der Verzerrung immer eine Seite profitiert. Laut einer Umfrage von Gallup ist die Zufriedenheit der Amerikaner mit dem Wahlsystem von 2004 auf Dezember 2016 von 35% auf 47% angestiegen. Die Veränderung beruht aber ausschließlich auf einem Meinungsumschwung bei den Wählern der Republikaner. Eine Parteiübergreifende Mehrheit für eine Verfassungsänderung wird wohl so schnell nicht zustandekommen.

  4. 1.) Vielleicht hat ja gar nicht ‘ein Populist mit sinnlosen Parolen 46 % der Wähler auf seine Seite ziehen können’?
    2.) Es könnte schon dem Sinn des Wahlvorhabens entsprochen haben, dass aktiv wie passiv Wahlberechtigte das Wahlsystem “ausgenutzt” haben und jeweils eben Wahlmänner-zentriert vorgegangen wurde? (Vgl. mit ‘Damit ist das Ergebnis der Abstimmung gehörig verzerrt, ja im Grunde in sein Gegenteil verkehrt.’ [Zitat, Artikeltext] )
    3.) Wie wird philosophisch, auch moralphilosophisch begründet, dass ‘Trump einfach sagenhaftes Glück gehabt hat’?
    (Hier lässt sich nämlich aus Sicht einiger nichts Derartiges feststellen, im Ex Post.)

    MFG + schönes Weihnachtstage,
    Dr. Weihnachtswebbaer

    • PS ad 3 :
      So geht’s jedenfalls aus Sicht einiger nicht: ‘Es reicht beispielsweise aus, wenn die Wahlbeteiligung in einem umschriebenen Gebiet zurückgeht, weil es dort regnet.’ [Zitat, Artikeltext]

    • Es geht hier nicht um moralisches Glück, sondern um das Glück des Würfels. Cohn begründet das so, dass die Verteilung der Stimmen so knapp war, dass sich bestimmbare Einflüsse nicht nachweisen lassen. In den Staaten mit knappem Wahlausgang ging es insgesamt um etwa 55000 Stimmen.

      • @ Herr Dr. Grüter :

        Greifen Argumentationen, wie im dankenswerterweise bereit gestellten WebLog-Artikel bereit gestellt, nicht irgendwie immer, nachdem Wahlausgänge knapp [1] ausgefallen sind, unabhängig von Kandidaten, Parteien und Wahlsystemen?

        MFG
        Dr. Webbaer

        [1]
        Einige fanden das Wahlergebnis der US-Präsidentschaftswahlen “jetzt nicht” sonderlich knapp, interessieren sich schlicht nicht sonderlich für das im Wahlsystem nicht berücksichtigten Konzept des Popular Vote.
        Vgl. mit Gore-Bush 2000 …

  5. Ansonsten, bei dieser überschriftlichen Aussage – ‘Journalisten, Politiker und Wahlforscher zerbrechen sich seit dem 9.11.2016 vergeblich darüber den Kopf.’ – ist hier ein wenig geschmunzelt (“911”) worden, hier mal das gute Stück webverwiesen:
    -> http://www.nytimes.com/2016/12/19/upshot/why-trump-had-an-edge-in-the-electoral-college.html


    Klingt hier auch gar nicht schlecht, Cohn ist schon klug [1], sofern sich einige diese Einschätzungen erlauben dürfen.

    Anmerkungen:

    a) ‘For lack of a better word: Mr. Trump had some very good luck.’ – Mrs. Clinton had ‘some very bad luck’ in “D.C.”, California and New York, wo sie irrelevanterweise in Wählerstimmen aufgespeckt hat.
    (Das mit dem irrelevanten “Popular Vote”, das zurzeit noch einige Diskussionen bestimmt und warum dies der Fall war, siehe oben, ist nun allgemein angekommen? Auch warum dies den “Braten” nicht “fett” macht?)

    b) ‘Consider two of the bigger nonpolitical state boundary questions of the 19th century: the fate of the Florida Panhandle and the “Toledo War.” ‘ – Nur als Beispiel angeführt, hier liegt Nebensächlichkeit vor, auch bei weiteren historisierenden Exkursen.

    c) ‘If these minor border issues had gone differently, Mrs. Clinton would probably be president.’ – Hier kulminiert es, wie in (b) intoniert.

    d) ‘The point is that the main bias of the Electoral College isn’t against big states or regionalism; it’s just toward the big battleground states. If they break overwhelmingly one way, that’s who wins.’ – Vely korrekt angemerkt.

    e) ‘But that’s basically what the system does, and there’s nothing about those states that ensures they provide a representative outcome.’ – Dito. – Allerdings muss sich hier im zitierten NYT-Artikel nicht am zweimaligen Vorkommen des Worts ‘Luck’ fest gebissen werden, (per se imperfekte) Wahlsysteme sind so oder so, verbessert werden darf.

    MFG
    Dr. Webbaer (der einzuräumen hat der (womöglich: wichtigen) Sache mit dem ‘Hamiltonian Argument’ [2] zumindest im Moment nicht folgen zu können)

    [1]
    Und sich, aus Sicht einiger, von (idR schrecklicher) bundesdeutscher Polit-Analyse absetzend.

    [2]
    Womöglich ergänzt dieser (hier ungeprüfte) Webverweis an dieser Stelle.

  6. Vielleicht hängt dieses bizarre Wahlksysstem mit dem amerikanischen Hang zusammen , immer einen eindeutigen Sieger zu finden. In vielen Sportarten etwa gibt es kein Unentschieden , es muß immer irgendwie ein Sieger ermittelt werden , auf Teufel komm raus.
    Der letzte Absatz des Artikels ist eine berechtigte Warnung und eine richtige Zustandsbeschreibung.

    • @ Kommentatorenkollege ‘DH’ :

      Das Mehrheitswahlsystem halt.
      Dieses hat Nach- wie Vorteile, genau so wie das Verhältniswahlsystem. [1]
      Das Besondere am amerikanischen Wahlsystem ist insofern nicht die Suche nach einem ‘eindeutigen Sieger’, sondern wie diese Suche stattfindet.
      Vgl. :
      -> https://en.wikipedia.org/wiki/Electoral_College_(United_States)#Electors
      -> https://en.wikipedia.org/wiki/Electoral_College_(United_States)#Criticism

      Wahlsysteme sind per se imperfekt.
      Am ehesten würde wohl ein “Popular Vote”-basiertes Wahlsystem ohne Klausel (vgl. mit der bundesdeutschen 5%-Klausel) dem demokratischen Gedanken genüge tun. [2]
      Reichen die Stimmen für einen (!) Sitz in der Volksvertretung nicht, reicht es eben nicht.


      Ansonsten sind diese Mängel in den Wahlsystemen oft dem gegenseitigen (!) Misstrauen staatlicher Untereinheiten (einzelnen US-Staaten, einzelnen EU-Staaten, einzelnen deutschen Bundesstaaten) geschuldet, verstehen Sie diese Aussage, Kommentatorenkollege ‘DH’?

      HTH (“Hope to help”)
      Dr. Webbaer

      [1]
      Beim Verhältniswahlsystem kommt es regelmäßig dazu, dass wenn zwei große politische Blöcke annähernd gleicher Stärke aufeinanderprallen, eine dritte kleine Partei dem Proporz ganz unangemessen relevant wird, als “Zünglein an der Waage”.

      [2]
      Wobei auch hier die Frage nach dem besseren demokratischen Wahlsystem, Mehrheitswahlrecht oder Verhältniswahlrecht ausgeklammert ist.

    • Bonus-Kommentar zu Ihrer Nachricht (A), die sich mit dem letzten Absatz (B) des hier dankenswerterweise bereit gestellten Essays befasst:
      A) ‘Der letzte Absatz des Artikels ist eine berechtigte Warnung und eine richtige Zustandsbeschreibung.’ [Ihre Nachricht]
      B) ‘Es wird Zeit, dass sich die Wissenschaft intensiver mit dem Phänomen des Populismus, seinen Ursachen und seinen Auswirkungen befasst. Und es wäre sicherlich gut, wenn Ergebnisse vorliegen, bevor sich der Populismus mit den Wissenschaftlern befasst.’ [die Nachricht Dr. Pössels]


      Es gilt, wie so oft, Begriffsbestimmungen vorzunehmen, vorab, der Popul-Ismus ist ein sehr weicher polit(olog)ischer Begriff, der Moden unterliegt, Tages-Moden oder sozusagen dem politologischen Tagesgeschäft.


      Soll u.a. heißen, dass hier “keine Sau” genau weiß, was gemeint ist, die Etymologie gibt hier wenig her; insofern bietet es sich hier an im Politologischen ein wenig auszubauen:

      A) Verhalten von Mandatsträgern oder Politikern (also: noch ohne Mandat) kann grundsätzlich elitistisch (das nicht gerne genannte Antonym zum Populismus) sein oder populistisch.

      B) Was nun diese oder jene Adjektivierung genau meint, hat erst einmal unklar zu bleiben.

      C1) Der Populist könnte einer der oben Genannten sein, der -positiv konnotiert- streng der Stimme des (Wahl-)Volkes lauscht, sich selbst zurücknimmt, einem Auftrag gehorcht. Maßnahmen betreffend flexibel bleibt.
      C2) Der Populist könnte einer der oben Genannten sein, der -negativ konnotiert- Stimmungslagen im (Wahl-)Volk ausnutzt oder ausnützt, um, von eigenen Überzeugungen weitgehend unabhängig, womöglich auch: weil nicht vorhanden (eine bestimmte bundesdeutsche Dame fällt einigen an dieser Stelle ein) zuvörderst Mandat und Amt anzustreben – was schlecht wäre. (Die Menge arbeitet heutzutage idR mit dieser Assoziation, zumindest deren “Standardmedien”.)

      D1) Der Elitist könnte einer der oben Genannten sein, der -positiv konnotiert- sich (durchaus: korrekterweise) als persönlich gewählter Mandatsträger versteht, wobei er die von ihm im Wahlkampf vertretenen und kommunizierten Überzeugungen idF auch im Mandat oder Amt auch politisch vertritt.
      D2) Der Elitist könnte einer der oben Genannten sein, der -negativ konnotiert- nach seinem Mandats- oder Amtsantritt sozusagen alles vergisst, was idF und bei geänderter Datenlage die Menge interessieren könnte, gänzlich unflexibel und bestimmte Interessen vertretend, die nicht die der Menge sind.
      Er könnte idF als “borniert” bis böse verstanden werden.

      HTH (“Hope to help”)
      Dr. Webbaer

      PS:
      Ischt schon ein schwieriger Topic.

        • @Dr.Webbaer

          “Ischt schon…”

          Na da bin isch aber froh , dasch isch scho qualifiziert gebrieft werde.

          Und wasch den Populischmusch angeht , könnte esch ja schein , dasch in Thiomas Grüters Auschschage erschtmal nur gemeint war , dasch esch eben einer näheren Beschreibung des Begriffesch bedarf , erschtmal gansch ohne Wertung.
          Haben Schie dasch verschtanden , Dr.W.?

  7. Trumps Wahlsieg war unerwartet und gegen den Strich, gegen den Trend, denn
    1) die Zunahme von Hispanos und Schwarzen und die zunehmende Bedeutung und Macht von Frauen erhöhte in den letzten Jahrzehnten/Jahren zunehmend die Chancen der Demokraten und verringerte diejenigen der Republikaner
    2) Donald Trump war ein polarisierender, teils rassistisch und sexistisch agierender Kandidat, der damit seine Wahlchancen bei Hispanos, Schwarzen und Frauen deutlich verminderte.

    Man muss also wohl fragen warum Trump trotz dieser schlechten Ausgangslage – für ihn – die Wahlen 2016 gewann. Dazu fällt mir folgendes ein:
    1) Trumps Entdeckung eines neuen Wählersegments: der Abgehängten im Rostgürtel der USA
    2) Trumps Populismus – einer rhetorischen Strategie, die ihn selbst als Kämpfer für das einfache Volk und Gegner der Eliten positionierte – und seine offene Verletzung und Ablehnung der Political Correctness halfen ihm vor allem bei den wenig Gebildeten und beruflich weniger Qualifzierten. Meinungsumfragen zeigen nämlich, dass einfache Leute praktisch über alle Rassengrenzen hinweg den neuen Zwang zur politischen Correctness negativ erleben.
    3) Hillary Clintons Unbebliebtheit und ihre Einstufung durch viele Wähler als elitär und politisch korrupt , etwas was Donald Trump in seinem Wahlkampf aufgriff und in Übereinstimmung mit dem (Vor-)urteil der Wähler verstärkte.
    4) Trumps Erfolg bei älteren Wählern, bei Wählern die seinen Slogan “Make American Great Again” als das verstanden hatten was er bedeutet: Kehren wir zurück zu den guten alten Zeiten.

    • @ Herr Holzherr:

      Der Wahlsieg Trumps war einigen ‘unerwartet’, anderen nicht. [1]

      Vgl. :
      -> http://www.pewresearch.org/fact-tank/2016/11/09/behind-trumps-victory-divisions-by-race-gender-education/

      Donald J. Trump hat halt “sein Ding” gemacht, konnte auch bestimmte Minoritäten demobilisieren.

      Er war nicht ‘rassistisch und sexistisch’. [2]

      Hierzu noch kurz, weil sie (auch dies) nicht kennen:
      ‘Trumps Erfolg bei älteren Wählern, bei Wählern die seinen Slogan „Make American Great Again“ als das verstanden hatten was er bedeutet: Kehren wir zurück zu den guten alten Zeiten.’

      -> https://en.wikipedia.org/wiki/American_exceptionalism

      MFG
      Dr. Webbaer (der sich nun langsam auzuklinken hat)

      [1]
      “Opi” hats vorhergesagt.

      [2]
      Sie müssen, wenn Sie anderen sittliche Dreckigkeit unterstellen, unbedingt Ihre eigenen Maßstäbe (“Definitionen”) bereit stellen, “Opi” wäre bspw. jederzeit dazu in der Lage.
      Sollte dies nicht möglich sein, wäre dies selbst sittlich dreckig.

      • Nein, Dr. Webbaer, der Trump-Wahlsieg war für die meisten unerwartet, der von Ihnen verlinkte Pew-Research-Bericht dazu, befasst sich mit etwas ganz anderem, nämlich der Analyse welche Wählergruppen Trump und Hillary wählten im Vergleich zu den Wahlen vorher (z.B. der Wahl zwischen Romney/Obama 2012).
        Diese Rew-Resultate bestätigen wiederum meine Ansicht, dass man eigentlich davon sprechen kann, dass Hillary Clinton verlor und nicht unbedingt, dass Trump gewann. Hillary Clinton hatte unter Hispanos und Schwarzen weniger Zustimmung als Obama und wurde von Jungen deutlich weniger gewählt als Obama.
        Frauen, von denen man erwarten würde, dass sie Hillary Clinton stark bevorzugen würden, hatten bei der Wahl 2012 in genau gleichem Ausmass für Obama gestimmt wie jetzt für Hillary Clinton, obwohl doch Obama kein weiblicher Präsidentschaftskandidat war, Hillary Clinton aber schon.
        Trump hatte bei Wählern ohne College-Abschluss weit mehr Zustimmung als Romney bei der Wahl 2012, aber selbst bei Weissen mit College-Abschluss hatte Trump einen 4%-Vorsprung gegenüber Hillary Clinton.

        Zusammenfassung: Hillary Clinton als demokratische Präsidentschaftskandidatin erhielt zuwenig Frauenstimmen, zuwenig Stimmen von Jungen und zuwenig Stimmen von Schwarzen und Hispanos – alles im Vergleich zur Wahl 2012 zwischen Obama und Romney.
        – betreffend Frauenstimmen: Hillary (als Frau) erhielt gleich viel Frauenstimmen wie Obama
        – betreffend Stimmen von Junge: Hillary erhielt weniger Stimmen von Jungen als Obama
        – betreffend Stimmen von Weissen: Hillary erhilet weniger Zustimmung von Weissen selbst mit College-Abschluss als Trump.

        Trump hatte eine sagenhaft hohe Zustimmen von Weissen ohne College-Abschluss, aber er erhielt sogar von Weissen mit College-Abschluss 4% mehr Stimmen als Hillary. Trump war bei Männern erfolgreicher als Romney, in etwa gleich erfolgreich wie G.W.Bush.

        • @ Herr Holzherr :

          Warum ‘Nein, Dr. Webbaer’? – Ihr Kommentatorenfreund hat zu einigen Ihrer “2+4” weiter oben ergänzt, mehr ist nicht passiert.
          Die oben beigebrachte Pew-Datenlage ist natürlich aufschlussreich, nichts gegen Ihre Interpretation.

          ‘Diese Rew-Resultate bestätigen wiederum meine Ansicht, dass man eigentlich davon sprechen kann, dass Hillary Clinton verlor und nicht unbedingt, dass Trump gewann.’ klingt aber irgendwie “metaphysisch”, finden Sie nicht?

          Schwierig, wie ist das mit der Rolle des Zufalls nachdem ein Ergebnis vorliegt? Wenn hier keine besonderen Belege beigebracht werden, wird es komisch. Sind Wahlergebnisse (und weitergehend jegliche Ergebnisse) vielleicht irgendwie, auch bspw. wegen der Größe der Datenproben, der Ausschnittsartigkeit und dem Näherungsweisen der Erfassung, der Versuchsanordung und der beteiligten nach der Bestätigung ihrer Hypothesen suchenden Erkenntnissubjekte, immer zufällig oder “zufällig”?

          MFG + vorsichtshalber schon einmal einen guten Rutsch!
          Dr. Webbaer

          • PS und ergänzend :

            Bei Messungen gilt es zu beachten, ob sie im Ex Ante, im Ex Inter oder Ex Post vorgenommen werden, wobei das Ex Ante hier nur die Hypothese meinen kann, das Ex Inter die Mess-Einstellung und das Ex-Post [1] das Ergebnis zu begutachten hat.

            Der hiesige Dr. Wappler rackert sich ab, nicht ungünstig, wie einige finden, Opa Webbaer regt hier an zwischen einmaliger und n-facher Messmöglichkeit zu unterscheiden.

            Bei Wahlergebnissen gibt es nur einen Ausgang, bei physikalischer Übung, die wiederholt werden kann, n-fachen.
            (Allerdings nicht bei physikalischen Übungen wie bspw. den Klimawandel mitsamt seiner Theoretisierung betreffend.)

            Insofern zeigt sich “Opi” auch interessiert, wenn über einen Wahlausgang, den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf berichtet wird.
            Wie nun alles zusammenhängen könnte und so, Nate Cohn war hier womöglich gar nicht schlecht mit seinen Anmerkungen [1], bleibt zu erörtern.

            MFG
            Dr. Webbaer

            [1]
            Vermutlich war dies, was hier diesen dankenswerterweise bereit gestellten WebLog-Artikel meinend, äh, persistiert wird.

  8. Zitat:

    Wenn nur Weiße gewählt hätten, hätte Donald Trump etwa 1,5 mal so viele Stimmen erhalten wie seine Rivalin

    Ja und Hillary war bei Weissen sogar weniger beliebt als es Obama in den Wahlen 2008 und 2012 war
    2016 stimmten 37% der Weissen für Hillary
    2012 stimmten 40% der Weissen für Obama und
    2008 stimmten 43% der Weissen für Obama

    Tatsächlich hat Trump über sein Motto “Make American Great Again” auch einen rassischen Wahlkampf geführt, denn die vergangenen Zeiten als Amerika angeblich noch gross war, waren auch die Zeiten als die Vorherrschaft der Weissen noch grösser war als heute.

    Die Weissen haben Trump mehrheitlich auch darum gewählt, weil Trump zurück zur Zeit der weissen Vorherrschaft wollte und will. Und natürlich ist die von Trump entdeckte Wählergruppe der Abgehängten, der Industriearbeiter, die ihren Job verloren haben, ebenfalls weiss.

    • @ Herr Holzherr :

      Die Weissen haben Trump mehrheitlich auch darum gewählt, weil Trump zurück zur Zeit der weissen Vorherrschaft wollte und will. Und natürlich ist die von Trump entdeckte Wählergruppe der Abgehängten, der Industriearbeiter, die ihren Job verloren haben, ebenfalls weiss.

      Respekt- wie aber auch ein wenig (für einige) scham-einflößend.

      Ihr Langzeit-Kommentatorenfreund will Ihnen natürlich nicht Rassen-Denken unterstellen, auch nicht gruppenbezogene Menschen- (vs. Bären-)Feindlichkeit, aber :

      Hund sans scho!

      Vorsichtshalber schon einmal guten Rutsch und gutes Neues!
      Dr. Webbaer

      • Rassenbewusstsein gibt es auch heute noch. Es geht um “Wir” gegen “die Anderen”. Doch rassisches Denken gilt heute in den USA als unschicklich und unter den Gesetzen der politischen Korrektheit als tabu.
        Interessant noch diese Beobachtung im Artikel Welche Rolle spielen Rasse und Religion heute in den USA:

        Seit Präsident Jimmy Carter 1977 hat kein Präsident der Demokraten mehr eine Mehrheit bei weißen Wählern bekommen.

        Trump hat die Ur-Amerikaner angesprochen, die Amerikaner, die Amerika gross gemacht haben. Und das waren vorwiegend Weisse. Er ist wohl der letzte US-Präsidentschaftskandidat, der über die Appelle an vorwiegend Weisse eine Stimmenmehrheit gewinnen kann, denn die Zukunft der USA liegt bei Nicht-Weissen.
        Was im verlinkten Artikel auch noch erwähnt wird ist die zunehmende Rolle der Religion in den USA. Präsidentschaftskandidaten und Präsidenten sprechen über ihren religiösen Glauben, damit sie gewählt werden. Trump war hier eine (löbliche) Ausnahme.

        Sie schreiben in ihrem Kommentar noch:

        Ihr Langzeit-Kommentatorenfreund will Ihnen natürlich nicht Rassen-Denken unterstellen, auch nicht gruppenbezogene Menschen- (vs. Bären-)Feindlichkeit, aber

        und zeigen damit, dass sie es ebenfalls für unschicklich halten über Rassenbewusstsein als Grund für Urteile und Einstellungen zu sprechen. Das ist ein Äquivalent zur Political Correctness, es ist die Verschwiegenheit gegenüber im Dunkeln wirkenden Motiven.

        • @ Herr Holzherr :

          Der Rassengedanke wirkt halt sehr divisive, er wird bevorzugt von Rassisten und von Vertretern von Minoritäten geübt, die auf dieser Basis für sich und ihre Anhänger Vorteile versprechen, Stichwort: Affirmative Action (“Positive Diskriminierung”).

          Insgesamt ist er auch naturwissenschaftlich nur schwer aufrecht zu erhalten, die Hautfarbe macht “den Braten” nicht fett, wie bspw. auch die individuelle Größe nicht, das individuelle Gewicht nicht oder die Nasenform nicht.

          Es gibt in diesem Zusammenhang auch einige Köstlichkeiten zu beachten, bspw. ist weder die jüdische noch die slawische “Rasse” eindeutig von der “weißen Rasse” zu unterscheiden, auch Araber nicht, vgl. :
          -> https://en.wikipedia.org/wiki/Arab_Americans#Arab-American_identity (Araber und Juden gelten in den Staaten als weiß, schrecklich, oder?)

          Lustigerweise will die Obama-Administration hier “noch schnell” eine Rassenkategorie hinzubauen, wohl bekommts!
          Hispanics könnten auch irgendwie weiß sein, oder?


          Klar, insgesamt hält Sie Ihr Langzeit-Kommentatorenfreund für einen “Nasenbären”, ist abär nicht schlimm, oder?

          MFG
          Dr. Webbaer

          • Rassismus entspringt der Wahrnehmung von Rasse, nicht einem objektivierbaren Rassenunterschied. Für jede “Rasse” gibt es einen Fundus allgemein bekannter Rassenvorurteile. Auf dieser Grundlage ist Günter Grass “Was gesagt werden muss” unschwer als nicht nur antiisraelisch, sondern auch als zutiefst antisemitisch erkennbar. Wenn Grass Israel Gefährdung nicht etwa des nahöstlichen Friedens, sondern des Weltfriedens vorwirft, so wiederholt er fast wörtlich ähnliche Vorwürfe Adolf Hitlers gegenüber den Juden. Grosse Teile Deutschlands haben (wie Sie jetzt für den Rassebegriff insgesamt) den Rassismusvorwurf an Günther Grass abgewiesen und so getan als wäre da nichts. Dabei ist in “Was gesagt werden muss” alles da, alles nur denkbar Antisemitische. Eine gute Analyse dazu findet sich im Artikel Was geantwortet werden muss Der Fall Grass zeigt auch exemplarisch, wie Rassismus sich tarnt: Es wird behauptet, es gehe um etwas ganz anderes (beispielsweise um Israels Verhältnis zu seinen Nachbarn), doch am Vokabular und an den verwendeten Idiomen ist unschwer auszumachen, dass altbekannte rassistische Vorurteile aufgetischt werden und das wie Josef Joffe in Der Antisemitismus will raus schreibt in einer Art und Weise, die Sigmund Freud jubeln ließe.

          • @ Herr Holzherr und nur ergänzend :

            A) ‘Racism is usually defined as views, practices and actions reflecting the belief that humanity is divided into distinct biological groups called races and that members of a certain race share certain attributes which make that group as a whole less desirable, more desirable, inferior or superior.’ (Quelle, ganz vermutlich eine solide Rassismusdefinition)

            B) Der Sexismus könnte sinnhafterweise ganz ähnlich definiert werden, Dr. W hat abär im Moment keine Lust eine Sexismus-Definition (ähnlich wie oben) zu liefern.

            C) Das hier :
            -> http://www.sueddeutsche.de/kultur/gedicht-zum-konflikt-zwischen-israel-und-iran-was-gesagt-werden-muss-1.1325809
            … war mies, aber nicht rassistisch.
            (kleiner Kommentar: Günter Wilhelm GraSS hat gegen Ende seines Lebens natürlich ganz “schön” nachgelassen, er war aber kein Rassist, er war allerdings auch nie ein Guter, sondern eine Art Moralkartoffel, bestenfalls ein gelegentlich sinnhaft Störender.)

            MFG
            Dr. Webbaer (der immer gerne mit Definitionen arbeitet, vgl. mit Ihrem (spontanen?) ‘rassistisch und sexistisch’ weiter oben)

  9. Webbaer, Holzherr,
    ….Rassismus
    Beim Rassismus bin ich optimistisch, dass der immer mehr zurückgehen wird, genau wie die Judenfeindlichkeit.
    Die ethnische Durchmischung ist nicht aufzuhalten , ja sogar wünschenswert.
    Die nationalen Überheblichkeiten werden damit ebenso beseitigt.
    Was mich dennoch verwundert, dass in den USA, dem Schmelztiegel der Völker, immer noch Rassentrennung de facto besteht. Da sind ja die Europäer toleranter.