Leben wir in der Endzeit?

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die Psychologie irrationalen Denkens
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In einer aktuellen Umfrage erklären 49% der US-Amerikaner, dass sie die jüngsten Naturkatastrophen für ein Zeichen der in der Bibel erwähnten Endzeit halten. 62 % lasten sie der globalen Erwärmung an. Die Umfrage erlaubte es, beide Ursachen anzugeben. Eine ganze Reihe von Amerikanern glauben also offenbar an einen endzeitlichen Klimawandel. Für die übrige Welt ist das eine schlechte Nachricht.

Als rational denkender Europäer ist man ist zunächst geneigt, dieses Ergebnis der Befragung anzuzweifeln. Viele Umfragen stützen sich heute auf das Internet. Man stellt einfach irgendwo einen Fragebogen online und sammelt nach einiger Zeit die Ergebnisse. Das ist weder repräsentativ noch wissenschaftlich. Aber das Umfrageinstitut Public Religion Research Institute hat sich offenbar an alle Regeln der Kunst gehalten. Sie haben die Teilnehmer vorher ausgewählt und dann angerufen. Ein leichtes Überwiegen von jüdischen Teilnehmer gegenüber der Gesamtbevölkerung wurde rechnerisch ausgeglichen. Die Umfrage spiegelt das Meinungsbild in den USA vermutlich einigermaßen genau wider. Auch andere Forschungsinstitute sind zu ähnlichen Ergebnissen gelangt.

Bei einer Umfrage aus dem Jahr 2013 erklärte 41 % der Amerikaner, dass sie sich in der biblischen Endzeit wähnen.1

Bei evangelikalen Christen ist – wenig überraschend – die Idee am weitesten verbreitet, dass die aktuellen Naturkatastrophen auf die Endzeit einstimmen. 77 % sind davon überzeugt, nur 49 % machen den Klimawandel verantwortlich2 (Wie gesagt, man konnte beides angeben. Und wer sagt denn, dass Gott nicht auch das Klima verändern kann?). Tatsächlich betonen Klimaforscher immer wieder, dass Unwetter oder außergewöhnliche Wetterlagen im Einzelfall keine Klimaänderung beweisen. Sollte die Durchschnittstemperatur der Erde zunehmen, muss man lediglich häufiger mit Extremwetterlagen rechnen. Eine „Jahrhundertunwetter“ wäre dann eben in jedem Jahrzehnt zu erwarten.

Biblische Endzeit – was ist das?

Hierzulande verbinden die meisten Menschen mit diesem Begriff keine bestimmten Ereignisse. In der amerikanischen populären Kultur kursieren dagegen recht genaue Vorstellungen. Sie orientieren sich im wesentlichen an der Offenbarung des Johannes3, dem letzten Buch der Bibel. Dieses in den USA viel gelesene, aber kaum verstandene Buch beschreibt sehr plakativ die Plagen, die vor der allgemeinen Erlösung der Gläubigen die Welt befallen werden. z.B. heißt es da:

Und der erste Engel stieß in die Posaune: da entstand Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, und wurde auf die Erde geworfen; da verbrannte der dritte Teil der Erde, und der dritte Teil der Bäume verbrannte und ebenso alles grüne Gras.

Und der zweite Engel stieß in die Posaune: da war es, als würde ein großer, feuerflammender Berg ins Meer geschleudert; und ein Drittel des Meeres wurde zu Blut, und ein Drittel der Geschöpfe im Meer, die Leben hatten, starb, und ein Drittel der Schiffe ging zugrunde. (Offenbarung, 8,7-9).

Auf ganz ähnliche Weise haben antike Autoren den Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 geschildert. Johannes schrieb etwa 10 bis 15 Jahre später und hat die dramatischen Berichte wahrscheinlich abgekupfert. Möglicherweise sah er sich bereits in der Endzeit und betrachtet den Ausbruch des Vesuv als Beleg für göttlichen Zorn. Dafür spricht einiges, denn die frühen Christen erwarteten eigentlich ständig, dass die gegenwärtige Zeit der Verfolgung und der Ungerechtigkeit zu Ende gehen und das Gottesreich beginnen werde. Diese Haltung lässt sich durch die Jahrhunderte verfolgen, und ist in den USA heute so ausgeprägt wie selten.

Wer den Klimawandel bereits als ein Zeichen der Endzeit ansieht, hält es für sinnlos, dagegen vorzugehen. Schließlich kann jederzeit das Gottesreich ausbrechen. Eine Reduktion des CO2-Ausstoßes würde nach dieser Logik nichts mehr bewirken. Vorher wird der Teufel aber noch einmal so richtig aktiv, wie man aus der Offenbarung entnehmen kann. Er schickt ein ominöses Tier und einen Lügenpropheten, auch als Antichrist bezeichnet.

 

Die letzte Schlacht

Viele Amerikaner erwarten seine Ankunft unmittelbar vor dem Ende. Er ist ein charismatischer Verführer, der viele Christen zum Abfall vom Glauben verleitet. Er errichtet die Herrschaft des Bösen, und seine Truppen beherrschen eine Zeitlang die Erde. Schließlich wird er in einer letzten gewaltigen Schlacht zwischen Guten und Bösen besiegt werden. Dieses welterschütternde Ereignis ist unter dem Stichwort Armageddon bekannt. Die Amerikaner sehen sich logischerweise auf der Seite der Guten.

Die Endzeit ist in den Augen vieler Gläubiger deshalb zugleich die Zeit der Vorbereitung auf die letzte Schlacht. Wenn sie gewonnen ist, wird das neue Jerusalem auf die Erde herabsinken, und das Gottesreich beginnt. Eine Serie von Fantasy-Büchern auf der Grundlage der Johannesoffenbarung (Titel: Left Behind. Links: Wikipedia, Herausgeber) hat sich in den USA hervorragend verkauft. Dort kämpften aufrechte Amerikaner gegen den Antichristen in der Gestalt des Generalsekretärs der UN, einen Rumänen namens Karpathia (Dracula lässt grüßen). Die Gesamtauflage der sechzehnbändigen Reihe in den USA überschreitet die Marke von 60 Millionen Exemplaren.

Die Endzeit-Idee ist fest in der amerikanischen Kultur verankert, und auch die letzte Schlacht, mit der das Böse ausgerottet wird, gehört zum christlichen Weltbild vieler Menschen in den USA. Die Welt besteht für sie nicht aus Machtgruppen, sondern aus Guten und Bösen. In den Augen vieler Amerikaner verleiht das allen Kriegen, an denen die USA beteiligt sind, eine wichtige Mission, nämlich das Gute in der Welt zu stärken.

 

Wenn ich mir den Zustand der Welt so ansehe, habe ich manchmal das Gefühl, ich bin auf dem falschen Planeten. Die eine Weltmacht glaubt, die Endzeit sei angebrochen und sie müsse das Böse ausrotten. Die andere will ihr verlorenes Imperium wieder herstellen, wenn nötig mit Gewalt. Ein grausame islamistische Miliz schafft es, zehntausende junge Männer aus aller Welt für sich kämpfen zu lassen. Derweil erreicht der CO2-Ausstoß jedes Jahr neue Rekorde und die Ozeane müllen langsam zu. Irgendwann haben wir erfolgreich den Ast abgesägt, auf dem wir sitzen.

Gibt es intelligentes Leben auf der Erde, oder kommt es uns allenfalls besuchen?

Anmerkungen

[1] Die Umfrage war Teil der Werbekampagne für ein obskures Endzeit-Buch des religiösen Autors und Unternehmers James F. Fitzgerald. Darin behauptet er, die Anschläge auf das World Trade Center seien in der Bibel bereits vorausgesagt worden, Amerika werde fallen, ein islamistischer Antichrist werde kommen, und der erste Reiter der Apokalypse sei bereits unterwegs. Die unter dem Titel „Shocking number say end times have arrived“ im Jahr 2013 veröffentlichten Ergebnisse stimmen mit anderen Umfragen gut überein, sind also wahrscheinlich korrekt erhoben.

[2] Wenn es jemand noch genauer nachlesen möchte hier ist ein Artikel der Washington Post dazu.

[3] Eine ausführliche Analyse der Offenbarung finden Sie in meinem Buch „Faszination Apokalypse“.

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Veröffentlicht von

www.thomasgrueter.de

Thomas Grüter ist Arzt, Wissenschaftler und Wissenschaftsautor. Er lebt und arbeitet in Münster.

30 Kommentare

  1. “Gibt es intelligentes Leben auf der Erde, oder kommt es uns allenfalls besuchen?”

    Der ist gut. Vielleicht waren sie ja schon hier und haben ihre Biomüll ausgekippt und damit die Evolution angestoßen.

    • Wer weiß? Eine intelligente und lesenswerte Spekulation zu dem Thema ist z.B. das Buch:
      “Picknick am Wegesrand” von Arkadi und Boris Strugatzki.

  2. Aus der zitierten Umfrage geht hervor, dass viele Amerikaner religiös sind, jedoch nicht, dass diese den Klimawandel als gottgegeben und unvermeidlich hinnehmen.
    Der Amerikaner “an sich”, und gerade auch der gläubige Protestant neigen eher nicht zum Fatalismus.
    Aufschlussreicher wären etwa folgende Fragen:
    “Glauben Sie, dass der Mensch den Klimawandel hauptsächlich verursacht?”
    “Glauben Sie, dass die gröbsten Folgen des Klimawandels durch entschiedenes Handeln der Weltgemeinschaft noch verhindert werden können?”
    Solche oder ähnliche Umfragen muss es doch auch geben.

    • Wenn Naturkatastrophen Anzeichen der Endzeit sind, dann hat offenbar Gott sie gesandt. Wenn sie zugleich Anzeichen der globalen Erwärmung sind, muss Gott auch dafür verantwortlich sein. Zur Umfrage:
      Ich habe nur kleine Teile zitiert. Das Meinungsforschungs-Institut hat auch die Frage nach den vermuteten Ursachen des Klimawandels gestellt. Vorgegeben waren folgende Antworten: es gibt keinen Nachweis für einen Klimawandel (26%), die globale Erwärmung ist nachgewiesen, aber ihre Ursache ist ungekannt oder natürlich (25%), der Mensch hat die globale Erwärmung verursacht (46%). Unter den Anhängern der Republikanern glauben nur 22%, der Mensch habe den Klimawandel verursacht, fast die Hälfte dagegen sieht überhaupt keine belastbaren Indizien für eine globale Erwärmung. Und etwa zwei Drittel der weißen Evangelikalen machen sich wenige oder gar keine Sorgen um den Klimawandel. Hier nochmal der Link auf die Umfrage. Die Republikaner haben derzeit die Mehrheit in beiden Häusern des Parlaments, sie werden also kaum für eine Eindämmung des Ausstoßes von Klimagasen stimmen.

  3. Die Welt besteht für sie nicht aus Machtgruppen, sondern aus Guten und Bösen.

    Die Macht ist immer an die Gut-Böse-Relation gebunden, wenn sie betrachtet wird, den Erfolg meinend, aus einer bestimmten Sicht eben.
    In den Staaten kommt der Amerikanischer Exzeptionalismus hinzu, während in Europa eher von der Offenen Gesellschaft und ihren Feinden geschrieben und gesprochen wird.
    Muss nicht schlecht sein derartige Sicht,
    MFG + einen schönen Sonntag noch, Gruß auch an die werte Frau Gemahlin,
    Dr. W

    • Das Problem beim Kampf gegen die Bösen ist die fehlende Kompromissbereitschaft. Wenn ich für meine Interessen kämpfe, kann ich irgendwann ein Abkommen schließen, das sowohl mir als auch den Gegnern weiterhilft. Wenn ich aber gegen das Böse kämpfe, ist jedes Zurückweichen ein Sieg des Teufels. Im Vietnamkrieg ließ sich diese Logik gut verfolgen. Sie hat dazu geführt, dass die Amerikanischen Truppen ständig aufgestockt wurden, weil der Kommunismus als das absolut Böse betrachtet wurde. Verlieren oder Nachgeben war keine Option.

      • Vor einigen Monaten kam ein Bericht im Fernsehen, über Ursachen der Verwendung von Kreditkarten in den USA und die private Verschuldung. Als ein Gund für die Bereitschaft zu schneller Verschuldung per Kreditkarte wurde der kalte Krieg genannt. Da man die Vernichtung der Welt im Kampf gegen den Kommunismus erwartete, wollte man es sich vorher noch gut gehen lassen – mit der Vorstellung, dass man die Schulden eventuell nicht mehr zurückzahlen muss.

      • Woher kommen die zitierten Interessen? Aus dem Guten?


        Man muss den Leutz nicht übel nehmen, wenn sie Wertesysteme pflegen, die regelmäßig zwischen Gut und Böse unterscheiden. (Und im Vietnamkrieg wollten die Amis nicht gewinnen, haben sich aus den direkten Kampfhandlungen mehr mehr zurückgezogen, das Fachwort war: Vietnamisierung des Konflikts; ein Problem war natürlich auch, dass “nicht ganz” klar war wofür Südvietnam stand. Nach dem Rückzug hat Nordvietnam dann auch fleißig gemordet, also nach Kriegsende. – Andererseits haben sich die Guten auch schon “kaputt verhandelt”, Chamberlain war hier bspw. Zyniker, das Verhandeln ist halt kein Selbstzweck.)

        MFG
        Dr. W

  4. Der Mensch ist durch sich selbst überfordert: er ist gleichzeitig zu mächtig und zu ohnmächtig.

    Der Mensch ist zu mächtig, denn er kann seine eigenen Lebensgrundlagen gefährden durch Übernutzung von Ressourcen, Verschmutzung (auch der anthropogene Klimawandel ist das Resultat einer Verschmutzung), Auslöschung von Arten und Zerstörung von Ökosystemen.

    Der Mensch ist zu ohnmächtig, denn er ist gebunden durch seine Biologie und geerbte Psycho- und Sozioarchitektur als zur Kollaboration fähiges, eigen- und gemeinnützige (gruppennützige) Ziele verfolgendes Rudeltier, das nur seinem Rudel Loyalität schuldet, also seiner Dorf- und Stadtgemeinschaft, seiner ethisch/kulturellen Umgebung und allenfalls seiner Nation.

    Hybris: Jede Generation ist die letzte Generation
    Apokalytisches Denken – sich selbst als letzte Menschen denken – ist heute fast so aktuell wie zu Dürers (“die vier Reiter”) und Luthers Zeiten (“Wenn ich wüsste, dass morgen der jüngste Tag wäre, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.”) und nicht auf den judäo-christlichen Kulturkreis beschränkt. Er taucht auch in Ahmadinejads Reden auf (Warten auf den 12. Imam, den Endzeit-Imam).
    Für Apokalyptiker – und davon gibt es wie gesagt sehr viele, zu viele -, ist das Gefühl zu den letzten Menschen zu gehören zugleich ein Hochgefühl, denn so leben sie in der wichtigsten Zeit überhaupt und alles was zählt ist die Gegenwart, denn eine Zukunft gibt es nicht.
    Für die Menschheit als Ganzes ist das ein äusserst gefährliches Denken. Denn die Menschheit ist allein durch die Zahl ihrer Mitglieder, ihre Technologie und ihre Gestaltungskraft in das selbstverschuldete Zeitalter des Anthropozäns geraten, das Zeitalter in dem Fehler – menschliche, allzumenschliche? – sich fatal bis auf Stufe des Erdsystems auswirken können.
    Die Menschheit sollte vom apokalyptischen Denken Abschied nehmen und beginnen nicht nur in Generationen zu denken sondern in Jahrtausenden,Jahrhunderttausenden, ja Jahrmillionen. Und es ja so: eine Tierart, die der Mensch heute ausrottet – z.B. eine Raubkatze wie den Gepard en – die ist ja nicht nur heute sondern auch in einer Million Jahren noch ausgerottet. Daran sollten wir denken und zugleich alles tun, damit Nachkommen von uns auch in einer Million Jahren noch leben. Fermis Paradox: “es gibt keine intelligenten Aliens obwohl es sie geben müsste” könnte eine ganz einfache Erklärung besitzen: alle intelligenten Aliens, die bis jetzt existiert haben, waren möglicherweise dem Menschen sehr ähnlich, womit es dann sehr unwahrscheinlich wird, dass wir gerade zur gleichen Zeit leben wie eine dieser aus intelligenten Wesen bestehenden Zivilisationen mit der Existenzdauer einer -kosmisch gesehen- Eintagsfliege.

  5. Es gab in der geschichtlichen Zeit eine ganze Reihe von Apokalypsen.
    Nicht nur für das römische Imperium oder für die verschiedenen amerikanischen Ureinwohner.
    Karl Kraus reagierte auf den Ersten Weltkrieg mit “Die letzten Tage der Menschheit”.
    Dabei hatte Karl Kraus den Ersten Weltkrieg ohnehin überlebt.
    Inzwischen hat die Menschheit einen zweiten und schlimmeren Weltkrieg überlebt.
    Deshalb halte ich die Menschheit für ziemlich zäh, anpassungsfähig, und überlebenstauglich.
    Die Menschen sind Allesfresser, die in jeder Klimazone der Erde überleben können,
    und ihr Immunsystem ist sowohl stark variabel als auch anpassungsfähig.
    Wenn Menschen gegen Menschen kämpfen, dann bleibt immer ein Teil der Menschen am Leben.

    • Die Menschheit als biologische Spezies ist robust – keine Frage. Aber darum geht es mir nicht. Viel wichtiger ist die Frage, welche Folgen es hat, wenn die Hälfte der US-Amerikaner sich in der biblischen Endzeit wähnt. Ich bin nicht der einzige, der sich darum Sorgen macht. Aaron Blake hat in der Washington Post darauf hingewiesen, dass ein solcher Glaube natürlich jeden Maßnahme zur Klimastabilisierung überflüssig erscheinen lässt. Außerdem: sollte man von der Menschheit nicht mehr erwarten können, als ein bloßes Überleben als biologische Art? Wenn man eine Rangfolge nach biologischer Überlebensfähigkeit aufstellt, dann müssten wir uns sicherlich hinter den Bärtierchen, den Kakerlaken und den Ratten einreihen. Wollen wir das wirklich?

    • Ist der technische und zivilisatorische Fortschritt garantiert, mindestens aber ein Selbstläufer, der allenfalls hin und wieder ins Stolpern gerät? Streben wir, wenn nicht – wie von den kommunistischen Theoretikern als unausweichliches Gesetz der Geschichte erkannt -, auf das sozialistische, dann doch auf das kapitalistische Paradies zu. Oder wem diese Visionen nicht behagen, stimmt dann die Gutmenschenvision, in der jeder Einzelne sich immer weiter ermächtigt, sich von Zwängen befreit und ein erfülltes Leben in einer jedes Mitglied achtenden Gesellschaft leben kann? Wird diese Bewegung hin zum befreiten Menschen – befreit von der Herrschaft anderer, befreit von der Herrschaft einer mit Makeln behafteten Biologie – immer weiter anhalten. Werden wir nicht zurückfallen in den von Thomas Hobbe beschriebenen anarchischen Naturzustand wo das Recht des Stärkeren gilt. Die Geschichte der letzten 400 Jahre in zuerst Europa, dann den USA und jetzt Asien scheint diese Annahme, dieses Lebensgefühl vieler sogenannt Gesunder zu bestätgien (ist wer das nicht glaubt depressiv?). Allenfalls wurde diese Aufwärtsentwicklung von kleinern Einbrüchen wie den Weltkriegen begleitet. Ja, die Weltkriege können einem als Apoklaypse erscheinen, aber wer so etwas sagt, weiss wahrscheinlich gar nicht was ein völliger Zerfall der Zivilsation bedeuten würde. Denn sogar während den beiden Weltkriegen wurden mehr Menschen geboren als starben. Sogar während dieser Zeit ging der Fortschritt weiter und das nicht nur auf technischem Gebiet. Die meisten glauben an dieses unsichtbare Fliessband, das nicht nur die Stunden und Tage verstreichen sondern immer besseres heranrollen lässt.. Ja sie defnieren sich selber über die Zugehörigkeit zu einer allem Vergangengen überlegenen Zivilisation. Fast ungebrochen tun das viele Westlers. Die Chinesen dagegen tragen in sich die Erinnerung an ein vergangenes grosses China, dass dann den Gullie hinunterging. Sie wollen zurück zur vergangenen Grösse und tun das mit geradezu beängstigendem alle Hindernisse überwindenden Einsatz, was sich etwa darin zeigt, dass sie in den nur 10 Jahren zwischen 2000 und 2010 ihre Energieproduktion um 250% erhöht haben, was einem Zubau in der Grösse der gesamten Energieproduktion Europas entspricht.

      Die meisten werden sich hier wohl einig sein. Nicht das biologische Überleben der Spezies Mensch ist das was wir hier anstreben, sondern es ist das gute Leben. Ein Leben in Freiheit und Erfüllung ohne schwere Krankheiten, ohne Verstümmelung, ohne täglichen Kampf ums Überleben.

      Der Niedergang der antiken Zivilisation zeigt, dass es ein zurück in die Dunkelheit geben kann. Dieser Niedergang zerstörte aber nichts am Potenzial der Menschheit. Heute sind auch Niedergangsszenarien denkbar, die es unsern Nachfahren viel schwerer machen würden sich wieder aufzuraffen. Es gibt sogar Leute, die denken allein schon das Fehen von fossilen Rohstoffen wie Kohle, Öl und Erdgas, die von uns ja jetzt alle verbraucht werden, würde es Überlebenden eines zivilisatorischen Einbruchs schwierig machen wieder auf unseren Zivilisationsstand zurückzukehren. Nick Bostrom hat sich mit solchen Szenarien, solchen existenziellen Risiken befasst:

      Existential risks are those that threaten the entire future of humanity.
      – The biggest existential risks are anthropogenic and related to potential future technologies.
      – A moral case can be made that existential risk reduction is strictly more important than any other global public
      good.
      – Sustainability should be reconceptualised in dynamic terms, as aiming for a sustainable trajectory rather than a sustainable state.

      • Nick Bostrom hat Angst davor, dass intelligente und/oder selbstreplizierende Maschinen die Menschen ausrotten könnten. Dieses Szenario hält er für eines der größeren existentiellen Risiken der Menschheit. Ich kann ihm da nicht ganz folgen. Selbstreplizierende Maschinen sind weit entfernt, den anders als organische Lebewesen finden sie die notwendigen Elemente und Moleküle nicht überall auf der Erdoberfläche. Sie brauchen Silizium, Eisen, Kupfer und seltene Erden. Das alles liegt nicht einfach überall gebrauchsfertig herum. Deshalb würde die eigenständige Vermehrung von Maschinen schnell zum Stillstand kommen. Auch intelligente Maschinen halte ich nicht per se für gefährlich. Sie haben schließlich nicht unbedingt die rücksichtslose Mentalität von Menschen. Und Intelligenz allein macht noch keine Überlegenheit.

        • Zustimmung: Was für die Menschheit zur Gefahr werden kann ist schwer abzuschätzen. Es gibt eine Neigung Dinge als gefährlich zu halten, die man zu kennen meint aber in Wirklichkeit nur als beängstigende, aber nicht durchgerechntete Vision rezipiert hat. Das gilt sogar für gegenwärtige “Gefahren”, nicht nur für zukünftige. So überschätzen die meisten Menschen die Gefahren von Radioaktvität, nur weil es Radioaktvität ist, selbst wenn sie in noch so kleinen, den natürlichen Pegel kaum übersteigenden Dosen vorkommt. Überhaupt hält man nur Dinge für gefährlich halten, mit denen sich schon Leute beschäftigt haben während man vieles aus dem Alltag, was eine Gefahr darstellt gar nicht wahrnimmt. Hier sind wir im Bereich der Decision-making and behavioral biases wozu beispielsweise folgendes gehört: Bandwagon effect — the tendency to do (or believe) things because many other people do (or believe) the same. Related to groupthink, crowd psychology, herd behaviour, and manias.

          Trotzdem finde ich Nick Bostroms Arbeit originär und sinnvoll. Vor allem weil er die nötigen Kategorien geschaffen hat um sich auf systematische Weise mit existenziellen Risiken zu beschäftigen.

          Heute gilt vielen der Klimawandel als existenzielles Risiko. Das wohl auch darum weil sich viele Leute ständig damit beschäftigen und weil in den Medien darüber berichtet wird. Sicher hat der Klimawandel das Potenzial das Klima in vielen Regionen dieser Welt so stark zu verändern, dass sich beispielweise landwirtschatliche Zonen verschieben und in Gebieten mit heute wenig Wasser sar permanente Dürre zum Normalzustand wird. Andererseits bedeutet wirtschaftlicher Fortschritt auch, dass Menschen weniger vom lokalen Klima abhängig sind – wie beispielsweise Kalifornien zeigt. Insgesamt lässt sich die Gefahr des Klimawandels nur schwer abschätzen. Zudem könnte es weit grössere Gefahren für die Menschheit geben, doch die erkennen möglicherweise nur ganz wenige.

          Insgesamt kann man aber sagen, dass es erst heute überhaupt existenzielle Risiken für die Menschheit durch den Menschen gibt. Insoweit sind wir in ein neues Zeitalter eingetreten.

          • Den Zusammenbruch unserer technischen Zivilisation schaffen wir auch
            ganz ohne Superintelligenz, Nuklearwaffen und Terminator-Roboter.

            Man benötigt nur eine einzige Nanomaschine, die nicht komplizierter als
            eine Bakterienzelle ist, die Metalle, Kunststoffe und elektrische Energie
            aus unseren technischen Geräten entnehmen kann, und die daraus weitere
            Kopien von sich selbst herstellen kann.

            So eine Nanomaschine ist viel einfacher aufgebaut, als eine, die
            Solarenergie und Bodenmaterial für den eigenen Nachbau verwendet,
            weil sie praktisch ein Technik-Parasit ist.

            Die Fehlerkorrektur dieser Nanomaschinen beruht ausschliesslich darauf,
            dass die erfolgreichsten Selbstkopierer zwangsläufig die häufigsten
            sein werden.

            Die Mindestanforderung an solche Nanomaschinen ist nur, dass sie vor
            ihrem Versagen mehr als eine Kopie von sich selbst herstellen können.

            Solche Nanomaschinen nennt man auch “Assembler”, und die technische
            Katastrophe nennt man “grey goo”.

            Nachdem solche Nanomaschinen klein, billig und reativ einfach herzustellen
            sind, können in Zukunft schon böswillige Einzelpersonen diese technische
            Katastrophe auslösen.

          • Auch wenn das Thema eigentlich die Folgen des Endzeitglaubens, hier kurz eine Antwort: Selbst replizierende Nanomaschinen gibt es nicht und es wird sie vorläufig nicht geben. Das “Nervensystem” der Nanomaschinen besteht aus dotierten und geätzten Siliziumeinkristallen, die sich auf keinem bekannten Weg selbst replizieren können. Grey goo sehe ich nicht als realistische Gefahr.

          • @Karl Bednarik, 2. Dezember 2014 6:55
            Technische Systeme werden immer mehr Eigenschaften von lebenden Systemen inkorporieren. Eigenschaften wie:
            – autonomes Wachstum aufgrund einer eingebauten DNA (eine “lebende” Strasse weiss, dass sie von A nach B gehen muss und baut sich selbst indem sie Rohstoffe von anderen technischen “Lebewesen”/Versorgern anfordert und aufbereitet)
            – Autoreperatur: Die Strasse flickt selber Schlaglöcher usw.
            – Ausbildung eines Immunsystems gegen Angriffe durch Schadtechnologien

            Eventuell könnten zukünftige technische Systeme selbst fertig werden mit “Assemblern”, mittels eines oben erwähnten Immunsystems – ausser die Assembler wären gegen jede nur denkbare Verteidigungsstrategie gefeit.

          • @ Herr Dr. Grüter :

            Selbst replizierende Nanomaschinen gibt es nicht und es wird sie vorläufig nicht geben.

            It depends.
            Es hängt von der Betrachtungsebene [1] ab, Bakterien und Viren könnten derart als funktionierend betrachtet werden, sie nagen hier und dort an, sind auch vglw. einfach zufrieden zu stellen und benötigen nicht zwingend komplexe Art des biologischen Lebens als Träger.


            Andersherum betrachtet könnte eine Welt mit derartiger Schlichtheit nicht betrachtet werden wie bekannt, benötigte es hierfür doch Erkenntnissubjekte, die auf bekannte Art und Weise verlautbaren.
            D.h. es ist unbekannt wie [2] niedrige Lebensform persistieren kann, wenn höherwertige darüber nicht verlautbaren kann.

            Gedankenexperimentell betrachtet ganz zuvörderst natürlich nur, es ist in diesem Zusammenhang durchaus ein Gag, dass dieses oder jenes stattgefunden haben kann, allein!, dass nie darüber verlautbart, berichtet und ausgetauscht werden konnte.

            MFG
            Dr. W

            [1}
            -> http://apod.nasa.gov/apod/ap120312.html (u.a. die “Men in Black” bzw. deren Erschaffer haben hier Honig gesaugt)
            [2]
            anderswo, es könnte viele Welten geben

          • Drexler glaubt an molekulare Assembler, Smalley hält es für unmöglich, Analoga zu lebenden Zellen ohne Lösungsmittel (Wasser) zu bauen.
            Drexler, der Begründer des Gebiets der Nanomaschinen, sieht als Operationsprinzip von Nanomaschinen “machine-phase chemistry” während lebende Zellen mit “solution-phase chemistry” funktionieren. Drexler schreibt dazu:

            In machine-phase chemistry, conveyors and positioners (not solvents and thermal motion) bring reactants together. The resulting positional control (not positional differences in reactivity) enables reliable site-specific reactions. Bound groups adjacent to reactive groups can provide tailored environments that reproduce familiar effects of solvation and catalysis. Positional control itself enables a strong catalytic effect: It can align reactants for repeated collisions in optimal geometries at vibrational (greater than terahertz) frequencies.

            Further, positional control naturally avoids most side reactions by preventing unwanted encounters between potential reactants. Transition-state theory indicates that, for suitably chosen reactants, positional control will enable synthetic steps at megahertz frequencies with the reliability of digital switching operations in a computer. The supporting analysis for this conclusion appears in “Nanosystems” and has withstood a decade of scientific scrutiny.

            Drexler will also maschinelles Leben erfinden, welches anstatt Wasser molekulare Fliessbänder als Transportmittel verwendet und er behauptet Physik und Chemie erlaubten dies und kein Wissenschaftler widerspräche ernsthaft, dass so etwas möglich sei. Maschinelles Leben könne zudem weit mehr Produkte erzeugen als lebende Zellen das könnnen: “These include all the products of organic synthesis, as well as metals, semiconductors, diamond, and nanotubes.”

            Drexler sieht jedoch noch einen weiten Weg bis zum ersten Nanoassembler:“molecular manufacturing cannot be achieved by a collection of uncoordinated science projects. Like any major engineering goal, it will require the design and analysis of desired systems, and a coordinated effort to develop parts that work together as an integrated whole.”

            Fazit: Heute kann man nicht mit Sicherheit sagen welche physikalischen und chemischen Hindernisse noch ausgeräumt werden müssen um Drexlers Nanoassemblers zu realisieren – selbst wenn heute keine grundsätzlichen Hindernisse erkennbar sind. In jedem Fall sind wir noch sehr weit von der Realisation einer solchen Nanomaschine entfernt.

          • @Dr.Webbaer, 2. 12.14 13:41 Zitat:“D.h. es ist unbekannt wie [2] niedrige Lebensform persistieren kann, wenn höherwertige darüber nicht verlautbaren kann.”

            Über Nanomaschinen wird – zum Beispiel durch Eric Drexler und Affiliierte – sehr viel verlautbart, das heisst publiziert. Eric Drexler ist doch ein (Zitat) “höherwertige”r. Nach ihrer Logik kann es also Nanomaschinen im Drexlerschen Sinne geben, denn über diese Nanomaschinen wird sehr viel “verlautbart”. Nach ihrer Logik ist es zudem erst seit der Publikation von Forschung über Viren und Bakterien sicher, dass es diese Bakterien und Viren überhaupt gibt.

            Scheinbar glauben sie aber, dass, falls die Welt des Menschen im grey goo untergeht, auch die Nanomaschinen nicht mehr existieren, denn dann kann ja niemand mehr etwas über sie verlautbaren.

          • @Dr.Webbaer, 2. 12.14 13:41 Jetzt ist mir klar warum sie soviel über scilogs “verlautbaren”. Ohne das würde sie ja nicht mehr existieren.

          • Der religiöse Endzeitglaube braucht keine physikalische Begründung. Was Nanomaschinen angeht: Es ist sicherlich möglich sie zu bauen. Anders bei selbstreplizierenden Maschinen: Ich habe noch kein Konzept dafür gesehen, das konkret genug wäre, um es zu diskutieren. Das gilt für Maschinen jeder Größenordnung, also nano, mikro oder mega. Dabei ist die Idee keineswegs neu, Stanislaw Lem beispielsweise hat sie vor fünfzig Jahren bereits in seinem bekannten Roman “Der Unbesiegbare” verwendet.

          • @ Herr Holzherr :
            War jetzt nicht so super-ernst gemeint, das da oben, wenn auch nicht falsch, hierzu noch kurz:

            Nach ihrer Logik kann es also Nanomaschinen im Drexlerschen Sinne geben, denn über diese Nanomaschinen wird sehr viel “verlautbart”.

            Als theoretische Entität, wenn sie in sich widerspruchsfrei entwickelt worden ist, korrekt.

            Nach ihrer Logik ist es zudem erst seit der Publikation von Forschung über Viren und Bakterien sicher, dass es diese Bakterien und Viren überhaupt gibt.

            Auch nach Ihrer Logik (“Sprachlichkeit”), denn die faktische Existenz (“Es gibt”) wird vom erkennenden Subjekt ggf. nach Messung festgestellt, korrekt. [1]

            MFG
            Dr. W

            [1] Man wäre hier womöglich auch bei der Frage, ob es den Mond gibt, wenn keiner hinschaut oder je hingeschaut hat, Antwort: Nein, dann gibt es den Mond nicht.

  6. Gott ist wohl ein Dissoziationsphänomen: Der Mensch hat sehr früh seine ungeheure geistige Macht, die Macht des Wissens und Wünschens, des Willens, Planens und Schaffens erlebt und diese Macht, die er nicht verstehen konnte und die ihn in vierlerei Hinsicht überforderte als Gott ausgelagert, also dissoziiert. Indem er seine stärkste Kraft, das was ihn definitiv vom Tierreich schied, ins Jenseits, jedenfalls aus seinem Körper, auslagerte, schuf er gleichzeitig ein verehrungswürdiges Externum (einen Fetisch), welches das Schicksal nicht nur des Einzelmenschen sondern einer ganzen Gemeinschaft lenken konnte. Schon die frühen Götter waren also Bündelüngen und sowohl Kollektivierungen als auch Zuspitzungen gewisser Eigenschaften des menschlichen Geistes und entfalteten damit als von der Gemeinschaft geteilter Fetisch eine weit grössere Kraft als ein einzelner auch noch so hervorragender menschlicher Geist ausüben konnte.

    Heute braucht es nicht mehr unbedingt Götter , denn Staat, Kultur und Zivilgesellschaft schaffen nun das gemeinsame Band, das früher die Religion schaffen musste. Trotzdem gibt es auch heute noch fortgeschrittene Gesellschaften wie die US-amerikanische, in der sich ein starker religiöser Glaube mit deutlichen transzendenten Elementen hält. Exzeptionalismus, Messianismus und Jihadismus wie wir sie aus den abrahamistischen Religionen kennen und welche die christliche und muslimische Welt weiterhin durchdringen können starke Motivatoren sein und damit die Gesellschaft, in der diese Überzeugungen verbreitet sind anderen Gesellschaften überlegen machen. Sie sind problematisch, weil sie konfrontatives Verhalten begünstigen und die Bereitschaft dafür schaffen, sogar das Leben zu opfern um ein als lohnenswert betrachtetes, als transzendent wahrgenommenen Ziel zu erreichen. Exzeptionalismus, Messianismus und Jihadismus sind für die Menschheit als Ganzes jedoch gefährlich, denn in diesen Haltungen gibt es die Menscheit als Ganzes gar nicht. Damit sind sie auch keine Antworten auf Gefahren und Handlungsnotwendigkeiten, die die Menscheit als Ganzes betreffen.

    Bis heute gibt es keine Instanz, die die Interessen der gesamten Menschheit vertritt. Es gibt nur die UNO, die aber nur im Auftrag der souveränen Staaten, welche sie konstituieren, handelt. Das zu ändern ist schwierig. So schwierig, dass es vielleicht besser ist damit zu leben. Wenn man nicht daran glaubt, dass der Mensch ein global verantwortlich handelndes Wesen werden kann, dann ist es vielleicht besser sich auf alles gefasst zu machen. Elon Musks Idee, die Menschheit zu einer multiplanetaren Gesellschaft zu machen um sie gegen das Schlimmste rückzuversichern ist vor diesem Hintergrund gar nicht so abwegig.

    • @ Herr Holzherr :

      Bis heute gibt es keine Instanz, die die Interessen der gesamten Menschheit vertritt. Es gibt nur die UNO, die aber nur im Auftrag der souveränen Staaten, welche sie konstituieren, handelt. Das zu ändern ist schwierig. So schwierig, dass es vielleicht besser ist damit zu leben.

      Schon der Wunsch wäre falsch, würde er doch Stagnation bedeuten müssen. – Ansonsten, also außer dem Wunsch, scheint natürlich alles von Ihnen korrekt beschrieben, ausgenommen diese Zitierung von Elon Musk, der hat auch nur zitiert, interstellar sozusagen und auf die SciFi bezogen.

      MFG
      Dr. W

      • Eine Weltregierung/Weltexekutive müsste sich an das Subsidiaritätsprinzip halten: Nur die Dinge, die einer globalen Regulierung und Beeinflussung bedürfen werden von ihr angegangen und das sollten möglichst wenig Dinge sein. Wenn es zur Lösung eines Problems die Alternative zwischen einer globalen Lösung und einer regionalen/nationalen gibt, sollte die regionale/nationale umgesetzt werden.

        Eigentlich ist das die natürliche Art Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten zu schaffen: Nur was von den betroffenen Menschen nicht selbst gelöst werden kann, beispielsweise wei die betroffenen alle parteiisch sind, soll an eine höhere Stelle ausgelagert werden.
        Die UNO-Klimaverhandlungen zeigen gerade, dass alle Länder parteiisch sind, so parteiisch sind, dass eine Lösung auf den Sankt Nimmerleinstag hinausgezögert wird. Die Länder könnten jetzt schon gewisse Teilziele der Klimamitgitation an eine Behörde mit Exektuivgewalt zuteilen und damit das Gezänk beenden.

        • @ Herr Holzherr :

          Die UNO-Klimaverhandlungen zeigen gerade, dass alle Länder parteiisch sind, so parteiisch sind, dass eine Lösung auf den Sankt Nimmerleinstag hinausgezögert wird.

          Die Ausschnittsartigkeit, das Näherungsweise und die Interessengebundenheit von Problemlagen scheint angemessen erkannt.
          Die Zeitlichkeit spielt hier eine wichtige Rolle.

          Die Länder könnten jetzt schon gewisse Teilziele der Klimamit[i]gitation an eine Behörde mit Exek[u]ivgewalt zuteilen und damit das Gezänk beenden.

          Dies wiederum womöglich “weniger gut”.

          MFG
          Dr. W

  7. “Wer den Klimawandel bereits als ein Zeichen der Endzeit ansieht, hält es für sinnlos, dagegen vorzugehen.”

    Es ist ja auch so, daß die Kirchen die Schriften so deuten wie sie sie systemrational brauchen, bzw. wie sie von der leicht manipulierbaren Masse als absolute Wahrhheit angenommen werden – dabei ist das beschriebene Schicksal eine “göttliche Sicherung” die bei richtiger / wirklich-wahrhaftiger Anwendung unseres Menschseins / unserer Vernunftbegabung absolut überwindbar ist. 😉