Klimakonferenz: das Fest der Illusionen

Die UN-Klimakonferenz in Bonn (kurz COP23, 6. bis 17.11.2017) hat wenig erreicht, aber sie hat gezeigt, dass die menschliche Fähigkeit, sich Illusionen zu machen, keine Grenzen kennt. Als Arzt habe ich das oft genug erlebt und bin deshalb nicht sonderlich überrascht.

Ich möchte Ihnen das an einem Beispiel demonstrieren. Stellen Sie sich vor, Sie sind Arzt, und Ihnen gegenüber sitzt Herr M, eine eindrucksvolle Gestalt mit mindestens 25 Kilogramm Übergewicht. Sie haben ihm in den vergangenen Jahren immer wieder geraten, gesünder zu leben, um einen Diabetes zu vermeiden. Seine Blutwerte haben sich in den letzten Monaten verschlechtert, von beunruhigend zu alarmierend. Aber sein Gewicht ist kaum zurückgegangen, trotz aller Beteuerungen. Jetzt ist er ratlos und ernsthaft zerknirscht.

„Herr Doktor, wirklich, ich habe im letzten Jahr 4 Kilogramm abgenommen!“

Sie antworten: „Unsere geeichte Waage zeigt aber an, dass Sie einen Kilo zugenommen haben.“

Er versteht die Welt nicht mehr.

„Aber ich esse doch kaum noch was. Meine Frau meint immer, ‚du pickst wie ein Vogel‘. Und meine Kollegen finden es schon richtig lustig, dass ich in der Kantine nur noch Salat esse.“

„Sie essen jeden Tag Salat?“

„Naja, nicht nur Salat. Das hält ja keiner durch.“

Also nimmt sich Herr M zu seinem üblichen Mittagessen vermutlich einfach eine zusätzliche Schüssel Salat, als Alibi sozusagen.

„Und was ist mit ihren Bierchen, von denen Sie mir erzählt haben?“

„Ehrlich, Herr Doktor, das ist viel weniger geworden. Vielleicht mal eins vor dem Fernseher und wenn ich rausgehe.“

Seine Leberwerte sprechen eine andere Sprache. Aber ich bin sicher, dass er selbst fest glaubt, was er mir erzählt.

„Sollten Sie nicht dokumentieren, was sie essen und trinken?“

„Das wollte ich auch, ehrlich. Aber dann habe ich das ein paar Mal vergessen, und irgendwann habe ich das Heft verlegt.“

‚Ehrlich‘ ist sein Lieblingswort.

Betrachten wir jetzt Deutschland als Patient, der seine Treibhausgas-Emissionen abspecken muss. Das weiß es auch, aber es kommt nicht voran. Seit 2009 beewegt sich nichts mehr. Und selbst zwischen 1997 und 2006 verringerten alle Gesetze und Fördermaßnahmen den Ausstoß der Klimagase CO2, CH4 und N2O nur um ein Prozent im Jahr – viel zu wenig. Viele Deutschen verstehen die Welt nicht mehr. Hat sich der Anteil der erneuerbaren Energien nicht ständig erhöht? Sind die Autos nicht immer sparsamer geworden? Zahlen wir nicht die beinahe höchsten Strompreise in Europa, nur um als Vorbild der CO2-Reduktion glänzen zu können? Wie unser übergewichtiger Zeitgenosse versuchen wir, die Reduktion möglichst schmerzlos, und ohne Änderung unserer Lebensweise zu erreichen – das ist aber das sicherste Rezept für einen Misserfolg.

Zurück zu unserem Patienten:

„Herr Doktor, ich werde schon morgen eine neue Diät anfangen. Ich habe das von einem Kollegen. Er meint, damit würde ich ganz schnell und ohne Hunger abnehmen. Sie werden sehen – wenn ich drei Monaten wiederkomme, erkennen Sie mich nicht wieder.“

Die Grünen in Deutschland möchten bis 2020 die zwanzig schmutzigsten Kohlekraftwerke abstellen, und ab 2030 keine neuen Autos mit Verbrennungsmotoren mehr zulassen. Aber die Umweltbilanz von Elektrofahrzeugen ist keineswegs überzeugend besser als die von Benzin- oder Dieselautos, wie dieser Artikel auf Spektrum.de zeigt. Und die Abschaltung von Kohlekraftwerken ist kein Allheilmittel. Weil Deutschland fast die Hälfte seines Stroms aus Kohle erzeugt, müsste die Abschaltung größerer Kraftwerkskapazitäten gut vorbereitet werden. Selbst wenn diese Verzweiflungstat ohne Stromausfälle über die Bühne geht, würde Deutschland sein Reduktionsziel für 2020 immer noch verfehlen. Und dabei präsentieren deutsche Politiker den Stromsektor gerne als Leuchtturm der deutschen „Energiewende“, als Beweis der vorbildlichen Umstellung des Landes auf erneuerbare Energien. Leider deckt der Bereich der Elektrizität nur 22 % des Primärenergieverbrauchs ab. Die übrigen 78 % verteilen sich auf Verkehr, Raumheizung und Industriewärme. Und dort tut sich wenig, zu wenig.

Tatsächlich müsste Deutschland seine Wirtschaft radikal erneuern, wenn es den Ausstoß von Treibhausgasen ernsthaft und zügig reduzieren will. Zeitweilige Stromengpässe müssten in Kauf genommen werden, Gebäude zügig saniert und die meisten Heizungen mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Arbeitsplätze könnten verloren gehen, Wohnen wird deutlich teurer1. Welche Regierung will das schon verantworten?

Selbst der hoch subventionierte und darum extrem billige Industriestrom ist in Deutschland nicht verhandelbar – der Arbeitsplätze wegen. Also steigt der Energieverbrauch, wenn er eigentlich zurückgefahren werden sollte.

Kehren wir noch einmal zu unserem Patienten M zurück. Sie sagen ihm zum x-ten Mal, dass er seine Lebensgewohnheiten komplett umstellen muss, wenn er gesund bleiben will. Aber jetzt meldet er grundsätzliche Bedenken an.

„Herr Doktor, jetzt frage ich Sie: wie sicher ist es eigentlich, dass ich zuckerkrank werde? Ich meine, gut, ich habe hohen Blutdruck, aber dagegen nehme ich was, und ich fühle mich doch wohl. Mein Vetter ist dünn wie Spargel und sieht zehn Jahre älter aus als ich, dabei ist er doch jünger. Nur wegen irgendwelcher Stoffe im Blut muss man doch nicht gleich krank werden, oder? Mein Großvater, das war ein Berg von einem Mann, und der ist 78 geworden. Vielleicht würde ich ja ganz umsonst quälen.“

Erstaunlich viele Menschen zweifeln immer noch am globalen Temperaturanstieg, obwohl er längst im vollen Gange ist, und alle Anzeichen auf eine weitere Erwärmung deuten. Und wenn es doch wärmer wird, liegt es vielleicht nicht an uns, argumentieren sie. In jedem Fall sehen sie nicht ein, dass sie ihre Lebensweise auf die vage Möglichkeit einer künftigen Gefahr hin grundlegend verändern sollen.

Genau wie unser Patient seinem Diabetes wohl kaum entrinnen wird, läuft die Menschheit scheinbar unaufhaltsam auf die Klimahölle zu. Und in beiden Fällen ist der Weg mit vielen guten Vorsätzen gepflastert.

Wege zur Einhaltung der 2-Grad-Grenze
Abb 1: Pfade zur Reduktion der CO2-Emissionen, wenn die globale Durchschnittstemperatur um weniger als 2° C ansteigen soll. Sie führen inzwischen fast alle in den negativen Bereich. Bild vom Global Carbon Project. Lizenz: Creative Commons Attribution 4.0 International.

Die Datensammlung „Global Carbon Budget 2017“ der Wissenschaftlergruppe „Global Carbon Project“ zeichnet auf, welche Pfade jetzt noch zu einer globalen Erwärmung von mehr als 2° C führen (Seite 28). Noch vor wenigen Jahren führten sie gerade oder sanft auslaufend gegen null. In diesem Jahr aber tauchen fast alle in den negativen Bereich ab (Abb. 1). Die Menschheit kann die Überquerung der berühmten 2-Grad-Grenze ab jetzt nur noch verhindern, wenn sie spätestens ab 2050 damit beginnt, CO2 aus der Atmosphäre entfernen2. Abstinenz reiht nicht mehr, nur aktive Maßnahmen können das Schlimmste noch verhindern. Bei unserem Patienten entspricht das dem Ausbruch eines insulinpflichtigen Diabetes.3

Was würde ich als Arzt nach dieser Konsultation in meine Patientenakte schreiben? Vermutlich etwa:

„Patient zeigt weiterhin oberflächliche Einsicht. Er versucht, mit Einzelmaßnahmen und Selbstbetrug sein Gewissen zu beruhigen. Eine Bereitschaft zum grundsätzlichen Umstellen seiner Lebensweise, dem einzigen sicheren Mittel zur Vorbeugung, ist nicht zu erkennen. Der baldige Ausbruch eines insulinpflichtigen Diabetes ist wahrscheinlich.“

Wie die UN-Klimakonferenz in Bonn vor wenigen Wochen erst gezeigt hat, reagiert die Menschheit ganz ähnlich wie unser Patient. Ich habe Verständnis dafür – alle diese Reaktionen sind menschlich. Aber im globalen Rahmen sind sie brandgefährlich.

Anmerkungen

[1] Die immer strenger werdenden Vorschriften für die Energieeffizienz von Gebäuden haben die Kosten für Neubauten bereits beträchtlich in die Höhe getrieben.

[2] Während sich CO2 jahrhundertelang in der Atmosphäre hält, zerfällt Methan, das zweite wichtige Treibhausgas, binnen weniger Jahrzehnte und verliert dabei seine Klimawirkung. Deshalb reicht es aus, die Erzeugung von Methan zurückzufahren, es muss nicht aus der Atmosphäre entfernt werden.

[3] Für die Behandlung des Altersdiabetes in den Industrienationen gibt es bewährte Richtlinien. Die Abscheidung und Speicherung von CO2 in großem Maßstab ist dagegen weitgehend unerprobt. Die existierenden Anlagen sind viel zu klein, um die Konzentration des CO2 in der Atmosphäre merklich zu verringern. Die sichere Lagerung von Milliarden Tonnen CO2 bereitet Forschern und Ingenieuren ebenfalls noch Kopfschmerzen. Das gegenwärtig am meisten diskutierte Wundermittel heißt BECCS (Bio-energy with Carbon Capture and Storage). Aber bis heute arbeiten weltweit keine 5 Anlagen nach diesem Prinzip. Bei allem guten Willen ist es also sehr fraglich, ob die notwendige Technik rechtzeitig zur Verfügung steht. Kevin Anderson und Glen Peters schrieben 2016 im Wissenschaftsjournal Science: „Negative-emission technologies are not an insurance policy, but rather an unjust and high-stakes gamble [Technische Lösungen für negative Emissionen sind keine Versicherungspolice, sondern eher ein ungerechtes Glücksspiel mit hohem Einsatz].“

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Veröffentlicht von

www.thomasgrueter.de

Thomas Grüter ist Arzt, Wissenschaftler und Wissenschaftsautor. Er lebt und arbeitet in Münster.

111 Kommentare

  1. Besser kann man es nicht beschreiben.
    Der Mensch ist per se nur wenig lernfähig.
    Zum Teil ist es seiner Irrationalität geschuldet, zum anderen einer fehlenden Bereitschaft, Konsequenzen zu ziehen.

    Jetzt die Frage: Ist der Mensch wirklich unbelehrbar? Sie als Arzt haben doch sicher auch mustergültige Patienten .
    WAS ist das Kennzeichen dieser Leute? Die Liebe zum Leben? Angst? Bereitschaft, zu folgen (wie Kinder ihren Eltern manchmal folgen).
    Was ist es?

    • Es gibt auch mustergültige Patienten. Was sie nach meiner Erfahrung von den anderen unterscheidet, ist ihre Entschlossenheit, ihre Disziplin und ihr Durchhaltevermögen. Viele Menschen halten wochenlang Diät, nehmen fünf Kilo ab und essen in den nächsten drei Monaten so viel, dass die fünf Kilo mit Verstärkung zurückkommen. Wer dauerhaft abnehmen will, muss aber seine Lebensgewohnheiten weitgehend ändern. Und das erfordert Durchhaltevermögen. Es geht nicht darum, ein Problem kurzfristig zu reparieren, sondern sich ganz neu auszurichten. Das hat auch nichts mit Intelligenz zu tun. Selbst Ärzte, die es eigentlich besser wissen sollten, schaffen es oft nicht, ihre liebgewordenen Gewohnheiten über Bord zu werfen.
      Manchmal hilft erst ein Herzinfarkt den Menschen, ihre Gewohnheiten zu ändern. Das ist dann zwar spät, aber nicht zu spät. Der eingetretene Schaden ist vielfach noch gering, und eine gesunde Lebensweise kann weitere Krankheiten vermeiden. Möglicherweise braucht die Menschheit als ganzes auch einen solchen Schock, bevor sie sich entschließt, drastischere Maßnahmen zu ergreifen.

  2. Wirklich sehr schön und anschaulich beschrieben!
    Ich hege keine Hoffnung, dass die Menschheit über die Vernunft zu einer Lösung kommen wird. Wir sind doch alle an dem Virus Geld erkrankt, der schon fast alle Regionen unseres Gehirns erfasst hat und die Steuerung übernommen hat.

    “Die Menschheit kann die Überquerung der berühmten 2-Grad-Grenze ab jetzt nur noch verhindern, wenn sie spätestens ab 2050 damit beginnt, CO2 aus der Atmosphäre entfernen”

    Da werden die Leute aus dem Silicon Valley sicherlich einen CO2-Absauger erfinden, der wieder neue Arbeitsplätze schaft und sie noch reicher werden lässt.
    Der Patient ist so lange Gesund, wie er genügend Geld hat.

  3. Sehr anschaulich, packend und überzeugend geschrieben und vor allenm die Duagnose Illusion, Wunschdenken trifft den Kern des Problems. Dabei wäre es einfach: Deutschland und Europa müssten weniger glauben und hoffen und mehr rechnen. Mit andern Worten. Man müsste das Ziel der CO2-Reduktion ingenieursmässig angehen und die technisch/ökonomisch günstigsten und zugleich effektivsten Lösungen verfolgen. Dabei muss man Partikularinteressen hintanstellen. Beispielsweise darf man nicht auf das Abstellen von Kohlekraftwerken aus regionalpolitischen Gründen verzichten und man darf nicht Ideale wie die Dezentralität über das technisch mögliche stellen. Leider sind Grüne und Klimabewegte heute sehr selten Menschen, die nur das Klimaproblem lösen wollen. Sie wollen auch (oft sogar stärker) eine bessere Gesellschaft und nicht nur eine Lösung sondern die in ihten Augen Richtige. Es ist ähnlich wie wenn der Arzt zum Dicken sagen würde: sie müssen nicht nur abnehmen, sondern auch noch auf die richtige Art – als wenn nicht Abnehmen allein schon genug schwer wäre.

    • Herr Holzherr, um Gottes Willen, was sollte denn das Abstellen der BK-Kraftwerke zur Vermeidung der Klimakatastrophe beitragen ??
      Sehr schön, wie das Wunschdenken funktioniert…

  4. Es steht ja nicht nur ein einzelner Mensch auf dem Prüfstand, sondern die gesamte Spezies Mensch. Was nützt es , wenn unser Nachbar sein Haus isoliert um damit Heizkosten zu sparen, wenn er gleichzeitig eine Schiffsreise macht. Ich denke die Zusammenhänge sind noch nicht im Oberstübchen angekommen.

    • @Robert: Richtig, das Klimaproblem zum Problem des Konsumenten zu machen ist falsch. Es ist ein technologisch/gesellschaftliches Problem. Das haben Ökonomen und viele Wissenschaftler schon früh erkannt und deshalb einen Preis auf CO2 gefordert. Aber nur in wenigen Ländern gibt es einen genügend hohen Preis, deshalb rentieren Braunkohlekraftwerke in D immer noch. Mit andern Worten: die Vernünftigen konnten sich nicht durchsetzen, die Illusionisten haben gewonnen und zu diesen Illusionisten zähle ich auch die Jünger vom richtigen Konsum (nicht fliegen, etc) und diejenigen, die das Problem einfach mit Erneuerbaren allein lösen wollen. Jeder soll weiterhin fliegen und Schifffahren können – aber bitte nicht ohne einen entsprechenden Preis für die damit verbundenen CO2-Emissionen zu zahlen. Ein Preis auf CO2 würde irgendwann zu Flugzeugen und Schiffen ohne CO2-Emmissionen führen. Doch der Status Quo und die Interessenten am Status Quo haben sich durchgesetzt.

      • @Martin Holzherr: Eher falsch. Natürlich lässt sich das Klimaproblem nicht allein durch Appelle an Konsumenten lösen. Wir brauchen einen hohen CO2-Preis, den die Klimapolitik setzt. Klar.

        Nur: Klimapolitik, ein CO2-Preis, fällt nicht vom Himmel. Sie entwickelt sich in einem gesellschaftlichen Kontext. Sie hängt davon ab, was Politiker als machbar ansehen. Wenn nicht auch durch veränderte Konsumgewohnheiten eines Teils der Bevölkerung vorbildhaft Alternativen und Machbarkeit aufgezeigt werden, wenn es nicht Anzeichen gesellschaftlicher Veränderungen, einer Umbruchstimmung gibt, werden aus der Klimapolitik weiter nur Plazebos kommen.

        Welcher Politiker wird es wagen durch unbequeme Maßnahmen die Wähler zu Änderungen von Lebensgewohnheiten zu bringen, wenn diese in Umfragen zwar sagen, dass sie Klimaschutz wollen, aber durch ihr Verhalten zeigen, dass sie nicht bereit sind, ihren Konsum zu ändern sondern sich bestenfalls mit einem Placebo à la Mülltrennung ein ruhiges Gewissen verschaffen?

        • @E Walter: wenn freiwilliger CO2 armer Konsum von Vorbildlichen die andern vom CO2-armen Weg überzeugen würde, dann würde sich auch der Veganismus über die Vorbildfunktion ausbreiten. Doch Veganer gibt es seit vielen Jahrzehnten ohne dass das passiert wäre.Heute gibt es eine Veganismus-Welle, doch die ebbt wohl wie früher schon passiert, wieder ab.
          Zudem: CO2-Verzicht kann keine Konsumentenhaltung sein, genauso wie der Verzicht auf FCKWs (fluorierte Kohlenwasserstoffe als Frostschutzmittel) eine Konsumentenhaltung war. Klimaschutz ist keine Einstellungssache, sondern ein technologisch/ökonomisches Problem. Zudem bleibt auch nicht mehr allzuviel Zeit. Wenn Deutschland als Energiewendeland so weitermacht und die andern Länder dem Vorbild Deutschland folgen, wird das 2 Grad-Ziel meilenweit verfehlt.

          • @Martin Holzherr: Sie haben größtenteils an meinem Einwand vorbeiargumentiert. Natürlich ist Klimawandel vorrangig ein technisch / ökonomisches Problem, dem stimme ich doch zu. Doch noch einmal die Frage: Wie kommen wir zu einer Lösung, die – auch da stimme ich zu – primär über anreizorientierte Instrumente, vor allem CO2-Preise, politisch zu lösen ist?

            Die Frage ist eben nicht: Wie lösen wir das Klimaproblem? Die Frage ist: Wie machen wir der Politik Beine? Da schreiben Sie lediglich, man müsse die Politiker eben auffordern. Nun, das tun schon viele seit geraumer Zeit. Ohne große Wirkung. Wir haben nicht die Zeit, dass ein kleiner Teil der Bevölkerung jahrelang weiter wirkungslos fordert.

            Wie kann man also eine größere Wirkung entfalten, seinen Hebel vergrößern? Indem man Klimaschutz vorlebt, gangbare Wege, Alternativen, Machbarkeit aufzeigt und am Leben erhält. Indem man demonstriert, dass gesellschaftliche Teilhabe und ein gutes Leben auch mit geringem Carbon-Footprint möglich ist. Indem man auf diese Weise vielleicht bei anderen Bürgern die Vorstellung, Einsicht erweckt, dass Klimaschutz wichtig und möglich ist, ihn so zum Gesprächsthema macht und anhand vorgelebter Alternativen ihnen Ängste nimmt, ihnen Mut macht, dass sie selbst politisch Klimaschutz / CO2-Preise forden. Indem man so seine Glaubwürdigkeit wahrt und sich nicht unnötig “Tu quoque”-Angriffen aussetzt. Ja, auch indem man so als Kunde Gegenlobbys stärkt (der BEE zum Beispiel setzt sich für eine CO2-Bepreisung ein).

            Ebenso wie die “Jünger”, die glauben, es reiche, auf das Verantwortungsbewusstsein und Konsumentscheidungen der Bevölkerung zu setzen, geben sich die Jünger, die darauf beharren, es sei sinnlos, selbst Klimaschutz vorzuleben, man müsse lediglich die Politik auffordern (vielleicht mal an einer Demo teilnehmen, eine Petition zeichnen?) “Illusionen” hin. Ohne ausreichende gesellschaftliche Dynamik wird sich in der Politik nichts bewegen. Wenn wir nicht warten wollen, bis diese Dynamik sich angesichts von immer häufigeren Katastrophen viel zu spät entwickelt, sollten wir jeden Hebel nutzen, auf die Politik einzuwirken. Und die bestehen eben nicht nur in direkten “Aufforderungen”.

          • @E.Walter:

            Wie kommen wir zu einer Lösung, die – auch da stimme ich zu – primär über anreizorientierte Instrumente, vor allem CO2-Preise, politisch zu lösen ist?

            Antwort: Klimapolitik muss zunehmend ergebnisorientiert werden, das heisst es zählen die CO2-Emissionsreduktionen und nichts anderes, womit Grossbritannien etwa besser abschneidet als Deutschland. Das Hauptproblem ist die Umsetzung einer effektiven Klimapolitik, einer Klimapolitik, die mit dem geringsten Mitteleinsatz die grösste Wirkung entfaltet. Im Prinzip sollte es in Deutschland, aber auch der EU Planungskommissionen geben, die Varianten von klimapolitischen Eingriffen in Bezug auf das Verhältnis Kosten/Ergebnis durchrechnen. Selber glaube ich, dass eine EU-Energiezusammenarbeit mit Infrastrukturen wie einem Supergrid für Strom, etc. sehr viel bringen könnte. Und falls das der Fall ist, müssen die Staaten ihre oft auf Energiesouveränität abgestimmte Politik aufgeben und zusammenarbeiten.

        • @E Walter (Zitat):

          Klimapolitik fällt nicht vom Himmel. Sie entwickelt sich in einem gesellschaftlichen Kontext. …

          Fast alle Politiker bekennen sich – auf dem Papier – zum 2 Grad Ziel. Es fehlen lediglich die dazu passenden Massnahmen. Man muss die Politiker dazu auffordern, ihre Versprechungen einzuhalten.

          • Wenn zum Einen die, die auf gelebten Klimaschutz setzen, auch ihre Stimme erheben und von der Politik CO2-Preise fordern – und wenn zum Anderen die, die schon jetzt die Politik auffordern, ihre Stimme nicht unnötig durch klimaschädliches Verhalten schwächen sondern stattdessen über indirekte Hebel, die gelebter Klimaschut bietet (siehe oben), verstärken, dann haben wir vielleicht eine Chance.

  5. Der “Tanz um den heißen Brei” – An den Symptomen herumdoktern, nur soweit “heilen” / SICHERSTELLEN, dass das “Spiel” wie gewohnt weiter geht!?

    Wenn diese Welt- und “Werteordnung” nicht von GRUNDSÄTZLICH bis PRINZIPIELL verändert wird, so dass “Wer soll das bezahlen?” und “Arbeit macht frei” KEINE MACHT MEHR für stets “neue” zeitgeistlich-reformistische Illusionen hat, dann bleibt jegliche Erwähnung von Vernunft u.a. auch nur systemrationaler Kommunikationsmüll!!! 😎

    Ein GLOBALES Zusammenleben OHNE Steuern zahlen, usw., ist absolut machbar, es mangelt einzig am vorbildlich-nachahmenswerten Mut, die wirklich-wahrhaftigen Dinge / Bedürfnisse offen, und OHNE den gewohnten Lobbyismus unserer “Treuhänder”, fusionierend zu besprechen, jetzt, wo Internet das Verantwortungsbewusstsein deutlicher GEGEN ALLE ILLUSIONEN wohl kaum werden lassen kann!?

  6. Negative Emissionen, also das Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre mit 1) BEECS und 2) mit Filtermethoden und anschliessender Bindung beispielsweise in Basaltgesteinen ist niemals ein Ersatz für Emissionsreduktionen, denn BECCS würde eine Landfläche von der Grösse Indiens benötigen und 2) kostet momentan 600 Dollar pro Tonne CO2, was Kosten von 20 Billionen Dollar pro Jahr bedeuten würde um die jährlich emittierten CO2 Mengen aus der Atmosphäre zu entfernen.
    Dennoch sind negative Emissionen unsere einzige Chance um das Abschmelzen eines Grossteils des grönländischen ( und antarktischen) Eisschilds zu verhindern. Ich sehe das so: Nachdem die Menschheit ihre CO2-Emissionen bis 2100 auf „nur“ noch 10 Gigatonnen CO2 pro Jahr heruntergefahren hat ( 1 Tonne pro Weltbürger und Jahr) und wir bei einer etwa 3 Grad wärmeren Welt gelandet sind, wird es klar werden, was uns noch bevorsteht und man wird mit sehr teuren Massnahmen CO2 im grossen Stil aus der Atmosphäre entfernen mit Kosten bis zu 2000 Dollar pro Erdeinwohner und Jahr. Das wird aber in der viel wohlhabenderen Welt von 2100 durchaus möglich sein. Es wird dann mehrere hundert Jahre dauern bis der CO2-Gehalt der Atmosphäre wieder bei 400 ppm ankommt. Dennoch wird dadurch der Meeresspiegelanstieg auf einige Meter beschränkt bleiben anstatt um mehr als 20 Meter anzusteigen, denn es sind sehr langsame Prozesse. Folgerung: Heute muss die CO2-Entfernungstechnologie entwickelt werden, damit wir sie gegen das Ende des 21.Jahrhunderts in grossem Stil anwenden können.

    • Ergänzung zu Negativen Emissionen: CO2-Entfernung aus der Atmosphäre kombiniert mit Stromproduktion soll mit Erdgaskraftwerken möglich sein, die gleichzeitig Strom (über ein Brennstoffzelle) und Wärme produzieren und die die Wärme nutzen um Kalkstein (CaCO3) in Kalk (CaO) + CO2 umwandeln. Es entsteht insgesamt reines CO2, das abgeschieden und gelagert werden kann, so dass pro Kilowattstunde generierte Elektrizität 600 Gramm CO2 aus der Atmosphäre abgeschieden werden.

      Das Origen Power-Verfahren liefert Erdgas an eine Hochtemperatur-Brennstoffzelle. Etwa die Hälfte der chemischen Energie wird in Elektrizität und der Rest in hochwertige Wärme umgewandelt, die zur thermischen Zersetzung von Kalkstein (CaCO3) in Kalk (CaO) und Kohlendioxid genutzt wird.

      Das System ist so konfiguriert, dass das gesamte erzeugte Kohlendioxid rein ist, so dass es billig und einfach ist, das Kohlendioxid entweder zu verwenden oder es sicher tief unter der Erde zu lagern. Der entstehende Kalk kann in einer Reihe von industriellen Prozessen eingesetzt werden und entzieht der Luft bei seiner Verwendung Kohlendioxid.

      Insgesamt ist der Prozess kohlenstoff-negativ – am Ende des Prozesses befindet sich weniger Kohlendioxid in der Atmosphäre als zu Beginn. Wenn Sie Erdgas zur Stromerzeugung nutzen, entstehen in der Regel Emissionen von ca. 400 g CO2 pro kWh. Für den Origen Power-Prozess beträgt diese Zahl etwa minus 600 g – für jede erzeugte kWh Strom wird diese Menge Kohlendioxid netto aus der Luft entfernt.

      Das Verfahren erzeugt vier Produkte – Strom, Kalk, reines Kohlendioxid und die Fähigkeit, Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen. Eine detaillierte techno-ökonomische Bewertung des Prozesses, die in der Zeitschrift Applied Energy (Hanak et al.) veröffentlicht wurde, zeigt, dass, wenn Strom und Kalk zu Großhandelspreisen verkauft werden, die Kosten ohne Kohlenstoffpreis gedeckt werden – auch wenn sie Kohlendioxid aus der Luft entfernen.

  7. Ich hab nach dem vermutlich didaktisch- hypothetischen , (also fast “gefakten” ) Patientangespräch schon vorläufig mit dem (Weiter-) Lesen aufgehört. Weil ich nämlich nicht sicher bin, ob das den einzusetzenden Energieaufwand lohnt, oder nur zur Erhöhung der CO2- Konzentration in meine Umgebung beiträgt.
    Ach so, warum ich darauf komme?
    1. Ich habe in meiner Wohnung drei Waagen und wage mich gelegentlich auf alle drei ohne zuvor abzuwägen, was für Folgen das haben könnte. Ganz , ganz ehrlich. Ich kanns Euch zeigen. Also kenn ich die Ursache für meinen gelegentliche Schockzustand zumindest halbwegs genau. Zumal ich manchmal auch in der Apotheke vergleiche.
    Trotz allem verkündete uns die Waage von Frau Doktor neulich gute zwei Kilogramm mehr. darauf hungewiesen bemerkte ich ein schelmisch Grinsen allerseits.
    Na ja ich weiß ja, dass durch (in meinem Alter und bei manchen Diagnosen) allein die täglich schwankenden Wassereinlagerungen eine Differenz von +- 1kg betragen kann.
    Mal ganz abgesehen von anderen beabsichtigten oder fahrlässigen Messungenauigkeiten. Aber seis drum. Vieleicht sind wir ja tatsächlich zu dick.
    Aber halt. Was les ich da allenthalben aus der Mediziner Mund: Wenns nur moderat ist, dann ist es sogar gesund. Und viel gesünder dann sogar,als wärs normal.
    Oh jeh. Ein teuflich Denken in mir keimet da:
    Und wenns jetzt mit dem CO 2 auf einmal grad genauso wär? (-:

    2. Die Leber, ach ! Herr Doktor hat gemessen Schlimmes dort. So weiß er doch seit langem schon, dass noch nicht einmal die allwissend medizinische Community sich trauete zu sagen, dass mit ganz großer Wahrscheinlichkeit der Leber schlechter Wert auch zeigen kann des Menschen Lumpenhaftigkeit?

    Also Schluss mit der ironischen Reimerei. Ich überleg jetzt, ob der ganze Artikel so seriös ist, wie dei ersten drei didaktischen Beispiele. Und ob ich nicht doch lieber nochmal Kachelmanns Replik auf die “Kritik” durch manche Klimakoryphäen neulich lesen soll. Ist vielleicht doch lehrreicher.

    • @little Louis: ein Hausarzt, der seinen adipösen Patienten jedes halbe Jahr sieht und untersucht, kann wohl ziemlich zuverlässig sagen was die Tendenz ist – oft besser als der Patient und es geht dabei nicht um 1kg mehr oder weniger.Ähnlich bei der Klimaentwicklung wenn alle 10 Jahre mit den aktuellen Messwerten abgeglichen. Erwärmungspausen stellen sich dann als natürliche Klimavariabilität heraus und über die ganze Messperiode ergibt sich ein immer klareres Bild.
      Ich sehe auch sonst noch Ähnlichkeitem mit dem Verlauf einer Fettsucht und dem menschenverursachten Klimawandel: man weiss in beiden Fällen, dass es eine ungesunde, problematische Entwicklung ist, aber man kennt den schlimmsten Fall kaum oder nur in der Theorie. Bei der Adipositas könnte es ein Hirnschlag sein, beim Klima eine grosse Region der Erde, die unbewohnbar wird. Es muss aber nicht so schlimm kommen, mit der Empfehlung abzunehmen bezugsweise die CO2 – Emissionen massiv zu reduzieren liegen wir aber auf alle Fälle richtig.

    • @little Louis: Der Patient aus dem Beispiel bringt 25 kg zu viel auf die Waage. Und er wird immer dicker, sagen wir ca. 1 kg pro Jahr.

      Lassen sie + 5 kg gesund sein – vielleicht sind sie es auch nicht. Jetzt nehmen sie Unsicherheiten der Waage dazu, sagen wir +/- 1 oder 2 kg. Und vergessen Sie bitte nicht, dass Unsicherheit bedeutet, dass es schlimmer sein könnte! Unsicherheit bedeutet gerade nicht, dass sicher des beste Fall eintritt!

      Ändert die Unsicherheiten irgendetwas Substantielles an der Diagnose, am Risiko, an den notwendigen Gegenmaßnahmen?

  8. in meiner Sprechstunde als Kinder- und Jugendarzt würde ich den Patienten nicht die altbekannten Argumente der Bedenkenträger und -parteien vorhalten, sondern ihm eine ganz andere Geschichte erzählen:
    Bedenke, dass wir alle bezüglich des Klimawandels Arzt und Patient zugleich sind (O-Ton Klimaforscher Graßl), wir leiden zwar schon sehr durch die Klima- und Energiekrise, können aber selbst etwas dagegen tun und wenn wir das zügig machen, ja dann kann die Zukunft doch noch recht positiv aussehen. Das was uns weh tut und süchtig gemacht hat, müssen wir verteuern, so schaffen wir schnell mit unserem Erfindungsgeist Alternativen. Photovoltaik, Digitalisierung, E-Mobilität und selbstfahrende Autos als die “neuen Medikamente” gegen die atomarfossile Energieverschwendung sind schon in Erprobung und werden zur Zeit, wo denn sonst, im Silikon Valley ausgiebig erforscht und bereits getestet (Tony Seba, Saubere Revolution 2030) und es sieht so aus, dass die uns alle mit einem exponentiellen Wachstum überraschen werden. Da werden die Altenergien ganz schnell ganz alt aussehen. Wenn Dir das alles noch zu langsam geht, lieber Patient, kannst Du gleich selbst sehr viel machen. Du lebst gesünder, wenn Du weniger Energie verbrauchst, Du bleibst länger am Leben und sparst viel Geld. Baue Dir eine PV-Anlage aufs Dach oder beteilige Dich bei einer größeren Gemeinschafts-Anlage, dann hast Du etwas davon. Schließe Dich einer NGO an, spende, so wie viele andere, einen kleinen Beitrag, dann kannst Du überraschenderweise viel bewirken und der Politik Beine machen. Sogar ein bescheidener und in armen Verhältnissen lebender peruanischer Bauer verklagt jetzt den Energieriesen RWE wegen des Klimawandels oder schaue zu den Leuten von Urgewald e.V., die haben zusammen mit ihren norwegischen Partnern 2015 erreicht, dass einer der größten Pensionsfonds weltweit aus der Kohlefinanzierung aussteigt. Das und die Ausstiegsbeschlüsse vieler anderer Länder, nur noch nicht Deutschlands, wird unserer Gesundheit gut tun und den CO2-Ausstoß reduzieren. Den Wegfall der Kohlearbeitsplätze können wir doch ganz locker wegstecken, wenn auf der anderen Seite bei den Erneuerbaren viel mehr neue Arbeitsplätze hinzukommen. Wenn wir die richtige Therapie ansetzen und die Stromspeicher schnell zur Marktreife bringen, brauchen wir auch keinen Stromausfall zu befürchten. Das sagen jedenfalls, im Gegensatz zu den Politikern, die immer nur an ihre Stromtrassen denken, die Leute vom Solarförderverein Aachen, und das sind lauter Ingenieure. Wenn jedes Elektroauto als Stromspeicher dient, wird das Netz stabilisiert. Die neue Mobilität wird durch E-Autos, Car-Sharing, selbstfahrende Autos, Digitalisierung des ÖPNVs und Aufwertung des Radverkehrs nicht mehr sondern viel weniger Kilometer verbrauchen und deutlich billiger sein.
    Lieber Patient, sag´mir, gibt es eine Therapie die mehr Spaß macht?

    • @leo Solar: sie stehen für viele, die an eine bestimmte Technologie, beispielsweise Dezentralität glauben und daran, dass die Durchbrüche und Innovationen schon noch kommen um der Wunschtechnologie zum Durchbruch zu verhelfen. Meiner Meinung nach bleibt aber zuwenig Zeit für Wunschtechnologien. Wir sollten alles in Betracht ziehen, was auf breiter Ebene die CO2-Emissionen reduziert.

  9. Klima und Politik,
    In Baden Württemberg sind die Grünen mit an der Regierung. Da kommt kein Wort von denen zum überhöhten Fleischkonsum, zu den SUV’s mit mehr als 2 t und LKW – Bereifung, zum Anlegen von Solaranlagen, zu den Flureisen usw. usw.
    Was ist aus dieser Partei geworden?!
    Was kommt aus Berlin? Die fördern weiter in Braunkohle.
    leo solar,
    nicht so optimistisch . Ziehe die Lederjacke an und protestiere!

  10. Little Louis hat nichts gegen sinnvolle “Alternative Energiegewinnung bzw. Nutzung”. Aber vor allem wegen der Reduzierung von Abhängigkeiten von monopolistischen “Lieferanten” . Und ein wenig auch aus Umweltschutzgründen.
    Es ist, zumindest meiner Meinung nach, noch immer nicht mit hinreichender Sicherheit erwiesen ,dass (allein) das Drehen an der CO2- Schraube tatsächlich das bewirkt, was man beabsichtigt.
    Ich möchte mir eigentlich nicht vorstellen, welche Medizinergeschichten hier erzählt werden, wenn sich in näherer Zukunft herausstellen sollte, dass (nur zum Beispiel) bisher nicht so ganz verstandene physikalische Vorgänge in der Atmosphäre oder auch stellare oder auch interstellare Partikelstrahlungen ( z.B. über die Wolkenbildung) ) einen gegenläufigen Trend bewirken oder die CO2 Wirkung irgenwie stark überlagern.
    Wie auch generell (in der Wissenschaft) geht es auch hier nicht ohne ein Mindestmaß an tabuloser Skepsis. Alles andere ist verantwortungslos.

    • @little: Skepsis ist fester Bestandteil des Forschens. Deshalb sucht der wahre Forscher nach Widerlegungen und alternativen Erklärungen. Auch in der Erklärung des Klimas. Doch die These, dass Treibhausgase zu einer Erwärmung führen, konnte immer mehr erhärtet werden durch immer mehr Daten aus der Gegenwart und der Klimageschichte. Heute lässt sich kaum noch am menschenverursachten Erwärmungstrend zweifeln. Solche Erwärmungen hat es in der Erdgeschichte schon mehrmals gegeben und meist stiegen dabei die Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre. So schnell wie heute ging’s aber kaum je. Alle Klimata aller Regionen ändern sich rasant und Menschen müssten quasi unbegrenzt mobil werden um weiterhin in angenehmen klimatischen Umgebungen leben zu können. Wenn man so etwas abwenden kann durch Abkehr von Kohle,Öl und Erdgas, dann sollte man das unbedingt tun, zumal die Menschheit früher oder später sowieso von Kohle, Öl und Erdgas wegkommen muss, weil sie endlich sind.

  11. Wie kann D in 20 Jahren auf nur noch 3 Tonnen CO2 Emissionen pro Kopf kommen?
    Und das nur mit Sonne, Wind, Speicher und fossilen Reservekraftwerken. Das ist möglich, wenn Deutschland sich 1 bis 2 Terawattstunden Batterien als Speicher anschafft und wenn es die Mobilität und teilweise das Heizen (
    über Wärmepumpen) elektrifiziert. Die 1 bis 2 Terawattstunden an Batteriekapazität genügen dann um 10 Stunden Dunkelflaute überbrücken zu können. Die fossilen Reservekraftwerke würden nur während etwa 30 Tagen pro Jahr laufen. Die Kosten für die Batterien wären bei Kosten von 100 Euro pro Kilowattstunde Batterie etwa 100 bis 200 Milliarden Euro. Durchaus machbar – doch relativ unwahrscheinlich, dass es realisiert wird, weil vielen eben doch zu teuer.

    • Ergänzung: Thomas Grüter hat in Wunschdenken – die ausgeblendeten Probleme der Energiewende überzeugend dargelegt, dass eine Energiewende in Deutschland hin zu nur noch Sonne, Wind und Speicher nicht realisierbar und sicher nicht finanzierbar wäre, denn es müssten 40 Terawattstunden (oder nach Elektrifizierung von Transport und Klimatisierung eher mehr) Speicher für Elektrizität realisiert werden. 40 Terawattstunden sind etwa der deutsche Stromverbrauch eines Monats. Das ist eine gewaltige Energiemenge und tatsächlich ist es völlig unrealisitisch, dass Deutschland in den nächsten 20 Jahren darüber verfügen wird. Auch nicht in Form von Wasserstoff- oder Erdgasspeichern, welche bei Power-to-Gas – Verfahren erzeugt werden, denn Power-to-Gas ist äusserst ineffizient, verliert man doch von der primär erzeugten Elektrizität mindestens 60%, wenn diese Elektrizität in Form von Gas speichert um dieses Gas dann später wieder zu verstromen.
      Doch es gibt eine halbfossile Lösung mit viel weniger Speicher mit der man dennoch auf 3 bis 4 Tonnen CO2-Emissionen pro Person in Deutschland kommt (2016 emittierte ein Deutscher 9.14 Tonnen CO2 pro Jahr). Bei dieser Lösung speichert man Strom nur kurzfristig bis maximal 10 Stunden Gesamtkapazität in Batterien. Gibt es längere Phasen von wenig Strom zu überbrücken, dann fährt man die in Reserve gehaltenen Kohlekraftwerke wieder hoch. Pro Jahr würden diese in Reserve gehaltenen Kohlekraftwerke etwa 1 Monat lang laufen. Ihre Gesamtemissionen wären damit 10 Mal kleiner als sie heute sind.
      Ein völliges Vermeiden von CO2-Emissionen ist mit heutiger Technologie für Deutschland praktisch ausser Reichweite. Doch auf 3 bis 4 Tonnen CO2 pro Person könnte Deutschland durchaus in den nächsten 20 Jahren kommen. Das wäre immerhin nur noch 1/3 der heutigen Emissionen.

  12. Herr Grüter!
    Ich komme nochmal auf meine Eingangsfrage zurück (war zwei Tage abwesend).
    Ich denke, es ist Folgsamkeit.
    Nicht gerade eine Tugend, aber in diesem Falle, zur Wiederlangung der Gesundheit, offenbar die richtige Haltung.
    Solange Folgsamkeit nicht am Zuge ist, wird sich nichts bewegen.
    So erscheint es mir.

    • @Gerhard: Mangelnde Folgsamkeit, weil Buisness as Usual obsiegt, weil die Neujahrsvorsätze am Wochenende auf den Beginn des neuen Jahres wieder einkassiert werden.

    • Folgsamkeit wäre nur dann wichtig, wenn jemand in eine Sozialstruktur mit festen Regeln eingebunden ist. Dann wäre der Druck von außen sehr stark, und der Wunsch, den Normen gerecht zu werden, würde sicherlich helfen. In den modernen Industriegesellschaften fehlt dieser Druck allerdings, da ist die innere Stärke mindestens genauso wichtig. In Europa oder den USA kann sich jeder aussuchen, wem er folgen will. Er kann beispielsweise eine sinnlose Diät machen, nur weil es ihm jemand überzeugend einredet. Deshalb ist hier die innere Stärke und das Durchhaltevermögen wichtiger. Das gilt auch für die Klimadiskussion. Sicher wäre es gut, wenn die Bürger alle sinnvollen Einschränkungen auf sich nehmen, ohne zu klagen. Aber vielleicht folgen sie bei der nächsten Wahl dann einer Partei, die Ihnen sagt, dass solche Maßnahmen eigentlich unnötig sind.

    • Folgsamkeit – oder was auch immer – kann man nicht von allen erwarten. Nur wenn man praktisch in einen anderen “Aggregatszustand” wechselt, dann ändern sich die Regeln für alle. Eigentlich gibt es im politischen Bereich nur einen radikalen Phasenwechsel von einem Aggregationszustand zu einem anderen: Der Übergang vom Frieden zum Kriegszustand. Nachdem die USA Japan und Deutschland den Krieg erklärt hatte, änderte sich das Leben für alle US-Bürger radikal und das unabhängig von der Partei, der sie angehörten.
      Tatsächlich wäre eine weltweite CO2-Steuer oder ein weltweiter CO2-Emissionshandel schon sehr nahe bei dem was man einen echten Wechsel, eine echte Wende hin zu einem anderen Grundzustand nennen könnte. Doch so etwas wurde eben nur diskutiert, nicht aber umgesetzt.

      Einige sagen ja, dass die ganze Menschheit sich einvernehmlich auf etwas einigt, ist sehr unwahrscheinlich. Gäbe es aber einen gemeinsamen Feind – etwa Aliens – dann wäre die Menschheit plötzlich geeint. Den Klimawandel als gemeinsamen Feind haben aber lange nicht alle angenommen. Es fragt sich auch ob ein oinpersonelles Abstraktum (wie der Klimawandel) überhaupt zum Feind taugt.

  13. Genau wie unser Patient seinem Diabetes wohl kaum entrinnen wird, läuft die Menschheit scheinbar unaufhaltsam auf die Klimahölle zu.

    Vielleicht auch nicht, die Konfidenzintervalle stellen in ihren gerne genutzten 95%-Spektren, Klimamodelle können auch die Prädiktion, auch Szenarien bereit, in denen es in den nächsten einhundert Jahren nicht wärmer wird.

    Dies ist ja gerade das Teuflische bei dem wissenschaftlichen Großvorhaben „mit dem CO2-zentrierten Erwärmungstrend“.

    Insofern ist es naheliegend mit der Hölle zu verargumentieren, es wird auch der Glaube angesprochen, der ökologistische.

    Klimatologisch greifbar ist die sogenannte Klimasensitivität, die als Mess- und Prädiktionswert gilt, dass sich bei einer Verdoppelung des atmosphäreischen CO2 eine terrestrische Oberflächenerwärmung von ca. + 1,2 K ergibt.
    Allerdings ist unbekannt, wie das hoch komplexe terrestrische Klimasystem hier balancieren wird, große Systeme, dies weiß jeder System-Spezialist, tendieren zum Ausgleich, abär dies muss in diesem Fall nicht so sein und Klimatologen, gerne auch aus dem Hause PIK („Potsdam Institut für Klima-Folgen(!)-Forschung pflegen andere Sichten, die manche auch als alarmistisch betrachten, wegen den vermuteten die Klimaerwärmung verstärkenden sogenannten Feedbacks), tendieren zur Verstärkung, nehmen Verstärkungseffekte als gegeben an, womöglich auch dem eigenen Fortkommen geschuldet.


    Also, wie ist es wirklich ?
    A: Es wird wegen der Aktivität der hier gemeinten Primaten auf der Erde ein wenig wärmer, von vielleicht 288 K zu vielleicht 293 K oder zu 298 K.
    Langfristig.
    Insofern gilt es sich anzupassen, die Anpassungskosten sind günstiger als die prohibitiven Kosten, zudem ja auch nicht global, gemeinsam und sozusagen protestantisch-asketisch am CO2-Ausstoß und an anderem klimarelevanten Ausstoß gespart werden kann.
    Realistisch betrachtet.

    Herr Dr. Rahmstorf bspw. war so freundlich auf Einwände dieser Art so zu reagieren, dass er die Möglichkeit der Anpassung zumindest ins Auge zog, auch sogenanntes Geo-Engineering, das ebenfalls kompensieren könnte, im Sinne eines Geo-Thermostats.

    Uncooler wäre es, deutlich uncooler, wenn es auf der Erde deutlich kühler werden würde; das Leben wird einen Weg finden.

    MFG + schöne Woche noch, Grüße auch an die werte Frau Gemahlin,
    Dr. Webbaer

  14. Dr. Webbaer,
    …..Anpassungskosten…
    Sie vergessen, dass riesige Landstriche unbewohnbar werden, weil die vorhandene Feuchtigkeit bei höheren Temperaturen nicht mehr ausreicht und was noch schwerwiegender sein wird, Viele Küstenebenen und viele Küstenstädte werden im Meer versinken. Auch Hamburg, Amsterdam, London, die werden große Probleme bekommen.
    Rhetorisch kann man das Thema nicht abhandeln.

  15. @Dr Webbaer
    Nun ist das Thema, welche Kosten sind größer, ja auch Bestandteil von Studien. Und davon kommt die Mehrzahl – mit einigen Ausnahmen – zu dem Schluss, dass heutige Maßnahmen der Vermeidung günstiger wären als zukünftige der Anpassung, oft mit sehr großer Diskrepanz. Und diese Studien beziehen ausdrücklich “nur” Naherwartungen an Risiken (vor allem Meeresspiegelanstieg) mit ein. Impaktstarke, aber fernere Risiken einer länger ungebremsten Erwärmung sind dort nicht berücksichtigt. So sehen im IPCC referenzierte Einzelstudien eine +6°C Erwärmung innerhalb von Jahrhunderten als “potentially devastating”. Ein Kollaps der “meisten” globalen Ökosysteme wird explizit genannt (erwähnt werden ein potentieller Kollaps des Nahrungsmittelanbaus, anoxische Zonen im Weltozean “A safe operating space for humanity” Rockström et al in Nature 2009) und damit auch das aus dem Paläoklima dokumentierte Risiko dass z.B. ozeanische Schwefelbakterien größere Regionen der Atmosphäre (inklusive Propagation von Schwefelwasserstoff über Teile der Kontinente) vergiften. Dazu kommt das Risiko eines massierten Ausbruchs von Methan aus Clathraten, das die Erwärmung schwerer beherrschbar machen würde.

    Derlei Risiken werden wir zwar kaum erreichen, da vermutlich vorher die Erwärmung schon über Extremwetter unangenehm wird, aber eine Sicherheit dass wir rechtzeitig vor extremen Auswirkungen umschwenken, gibt es nicht.

    • Howdy, „Wizzy“,

      mag alles gabt pflimm und schlimm sein, das mit der absehbaren Erwärmung der terrestrischen Oberflächentemperatur, allerdings erscheint zumindest einigen die Wahl der Wahl zu sein sich schlicht anzupassen, durchaus hoffend, dass die „Klimatologie mit dem CO2-zentrierten Erwärmungstrend“ den Punkt, den Sachverhalt oder die Datenlage, wie sie sich vielleicht in einigen Jahrzehnten ergibt, NICHT genau trifft.
      Gerade auch die Prädiktionshöhen meinend.
      Das für einige Zentrale, nämlich der atmosphärische CO2-Haushalt, könnte vom Erdsystem kompenisert, balanciert werden, zumindest : für einige Jahrhunderte.

      Was also durchaus so sein könnte – die hier gemeinte Klimatologie stellt sich ja i.p. Prädiktion unfalsifizierbar; es könnte also auch anders sein.
      Naturwissenschaftlich, eben im Rahmen der weiter oben genannten sogenannten Konfidenzintervalle feststellbar und unbestritten.

      Nun ist das „Prinzip Hoffnung“ natürlich jetzig Lebenden nicht sehr eingänglich,
      allerdings rät Dr, Webbaer von Vorstellungen der Hölle i.p. Klimatologie ab.
      Eine „Hölle“ könnte sich anderweitig ergeben und die BRD scheint dort bereits anderweitig frisch am Start zu sein.

      MFG + schöne Woche noch,
      Dr. Webbaer

      • Was Risiken betrifft, ziehe ich es vor, weder willkürlich einzelne Risiken herunterzuspielen noch zu überhöhen, ohne sachliche Begründung. Wenn die Globale Erwärmung nicht desaströs wird, so erwarte ich, dass dies aufgrund von Gegenmaßnahmen durch die Menschheit geschieht, denn ansonsten würde ich bei jedem Problem das Vertrauen auf “Glück” nicht überstrapazieren. Macht man ja in anderen Bereichen auch nicht: Z.B. im Straßenverkehr fährt man nicht mehr mit dem Sicherheitsstandard von 1960, wobei man doch darauf vertrauen könnte dass kein Unfall passiert.

        • Naja, “Wizzy”, es gibt nun mal Probleme, die nicht gelöst werden können, der Klimawandel mit seiner menschlichen Komponente ist hier ein schönes Beispiel.
          Eine Therapie, die das sozusagen protestantische Sparen am CO2-Ausstoß meint, kommt zwar in ökologistischen Kreisen gut an, auch als Entsatz aus der “Hölle”, lässt sich aber nicht global durchsetzen.
          Was gut so ist.
          Zudem könnte es im Bereich Geo-Engineering in einiger Zeit Lösungen geben, eine Art Geo-Thermostat wäre ohnehin nicht schlecht und i.p. Mitigation wird auch eine ganze Menge zu machen sein.
          Der Patient lebt sozusagen.

          Ham’Se mal nen Blick in den sogenannten Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation geworfen? – Da war die Mitwirkung von Neumarxisten spürbar, Leggewie schien bspw. durch, dieser “Vertrag” würde die Welt mit seinen expertokratischen Elementen schädigen.

          MFG
          Dr. Webbaer

    • Bonuskommentar hierzu, “Wizzy” :

      Extremwetter

      Dr. Webbaer hat sich dbzgl. mal mit Dr. Rahmstorf kurzgeschlossen, hier in diesem dankenswerterweise bereit gestellten Kommentarbereich, bei den Scilogs.de, und hat mal angefragt, was Extremwetterereignisse eigentlich sind, wie sie zu definieren sind.
      Und die Antwort war natürlich derart, dass eingeräumt worden ist, dass der Jetzt-Zustand als nicht-extrem definiert ist und Änderung als extrem.
      Die Antwort konnte nicht anders ausfallen, Herr Dr. Rahmstorf ist zwar ein wenig eigen, aber korrekt.
      Ein Philosoph ist er auch, vergleiche :
      -> http://www.pik-potsdam.de/~stefan/mare-interview.html

  16. Zitat Wizzy:

    Derlei Risiken [Ökokollaps, Methanfreisetzung aus Permafrost, Ozean, anaerober oder/und Schwefelwasserstoff freisetzender Ozean] werden wir zwar kaum erreichen, da vermutlich vorher die Erwärmung schon über Extremwetter unangenehm wird, aber eine Sicherheit dass wir rechtzeitig vor extremen Auswirkungen umschwenken, gibt es nicht.

    Ja, alles spricht dafür, dass die Menschheit eher früher als später sowieso gezwungen wird, die CO2-Emissionen zu reduzieren und auf die Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas zu verzichten. Es ist mit Sicherheit sehr viel teurer zu warten, bis uns die negativen Konsequenzen zum Verzicht auf Kohle, Öl und Erdgas zwingen als jetzt schon von Kohle,Öl und Erdgas Abschied zu nehmen, zumal Klimaveränderungen in beide Richtungen – hin zu global wärmerem oder kälterem Klima – sehr langsam verlaufen und ein spätes Reagieren auch ein zu spätes Reagieren sein kann.
    Selbst wenn der Meeresspiegelanstieg die alleinige negative Folge der globalen Erwärmung wäre, ergeben sich immer noch massive Kostenfolgen, selbst wenn man nur die unmittelbar betroffenen Megacities (Shanghai, Miami + 130 weitere Städte) in die Rechnung einbezieht. Gemäss Future flood losses in major coastal cities gibt es folgende finanziellen Folgen (übersetzt von DeepL):

    Hier stellen wir eine Quantifizierung der gegenwärtigen und zukünftigen Hochwasserschäden in den 136 größten Küstenstädten zur Verfügung. Mit Hilfe einer neuen Datenbank des Städteschutzes und verschiedener Anpassungsannahmen berücksichtigen wir bestehende und zukünftige Hochwasserschutzmaßnahmen. Die durchschnittlichen globalen Hochwasserschäden im Jahr 2005 werden auf ca. 6 Mrd. USD pro Jahr geschätzt und steigen bis 2050 auf 52 Mrd. USD an, wobei allein der prognostizierte sozioökonomische Wandel berücksichtigt wird. Angesichts des Klimawandels und der Senkungen muss der gegenwärtige Schutz verbessert werden, um unannehmbare Verluste von 1 Billion US$ oder mehr pro Jahr zu vermeiden.

    Nun, kann man sagen, weltweite Kosten für Küstenschutz von 60 Milliarden Dollar pro Jahr sind nicht sehr hoch. Das stimmt, doch das sind ja nur die Werte für das Jahr 2050 und nur gerade die Kosten für die Städte. Rechnet man ins Jahr 2100 weiter und bezieht auch den Landverlust entlang aller Küsten – ob sie nun bewohnt sind oder nicht – mit ein, kommt man nicht nur zu viel höheren Summen, sondern auch zu einer praktisch von allen als unwillkommen betrachteten Veränderung.

    • Ja, alles spricht dafür, dass die Menschheit eher früher als später sowieso gezwungen wird, die CO2-Emissionen zu reduzieren und auf die Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas zu verzichten.

      Wann? – Wenn es bereits zu spät ist?
      Zudem steht die absehbare Erwärmung der terrestrischen Oberflächentemperatur in einem sozusagen quadratischen Verhältnis : Die Verdoppelung des atmosphärischen CO2-Gehalts bewirkt den gemeinten Temperaturanstieg in Höhe von ca. 1,2 K.

      Zudem liegen keine Risiken (“Wizzy”) vor, sondern Gefahr liegt vor.
      Zumindest nach Luhmann, der Risiko im Unterschied zur Gefahr als (auch absehbare) Folge von bewusstem Handeln versteht.
      >:->

      ‘Die Menschheit’ wird absehbarerweise (!) irgendwie reagieren, ein konzertiertes Handeln ist auszuschließen und zudem ist der zu erwartende Schaden, auch in Anbetracht der Verfügbarkeit zukünftiger (!) Technologie, nicht sonderlich groß, jedenfalls nicht so groß, dass es ernsthaft “an den Latz” geht.


      Insofern denken hier viele, vielleicht auch : typisch deutsch, zu “rechtwinklig”, zu orthogonal, der erfahrene Anthropologe weiß, dass die Menschheitsgeschichte anders funktioniert, als geplant.
      Würde die Menschheit aus Deutschen bestehen, lägen natürlich Plan und Umsetzung bereits auf dem Tisch und die Leutz würden, vielleicht auch “protestantisch” sparend, ans Werk gehen.
      (Wobei der “Atomausstieg” der Frau Dr. Merkel in diesem Zusammenhang natürlich ein schwerwiegender Lapsus war.)

      MFG
      Dr. W

      • @Dr. Webbaer: Deutsche sind nicht nur Planer, sie haben auch eine idealistische Seite, nur kommt die mit der planerischen Seite immer wieder in Konflikt. Vor allem wenn die idealistische Seite nach Dingen verlangt, die kaum umzusetzen sind wie die Dekarbonisierung in kurzer Zeit allein mit Sonnenenergie und Wind, aber ohne AKW und ohne bereits existierende Stromspeichertechnologie. Wenn dann noch das Ideal der dezentralen, rein lokalen Produktion+Konsumation von Energie hinzukommt wird es völlig utopisch. Klar: Extreme Utopien lassen sich hier+jetzt nicht umsetzen, also wartet man auf eine bessere Welt, in der es geht. Nur ist Warten im Falle des Klimawandels und der fossilen Energien keine Option und auch der Appel an den deutschen Konsumenten, bitte doch vorbildlich CO2 arm zu leben, verkennt völlig die Art und Weise des Problems. Deutschland hat sich vor lauter Utopien den Weg zur CO2-Neutralität selbst verbaut.

        Es ist sicher so, dass die Menschheit das 2°-Ziel verfehlt, selbst wenn Deutschland vorbildlich handeln würde. Irgendwann wird man jedoch um die Dekarbonisierung nicht herumkommen und wenn Länder wie Deutschland jetzt bei der Dekarbonisierung versagen heisst das nichts anderes als dass ein Industrieland mit den besten technischen Voraussetzungen versagt und keinen Weg gefunden hat. Wie sollen da die anderen, technisch weniger versierten Länder den richtigen Weg finden? Aber nicht nur Deutschland, ganz Europa setzt sich nicht die richtigen Ziele um möglichst schnell CO2 neutral zu werden. Dies jedenfalls liest man in An Overview on Current Climate Policies in the European Union and its Member States (Zitat, übersetzt von DeepL):

        Die EU hat in ihrem Klima- und Energiepaket 2009 drei einprägsame Klimaziele für das Jahr 2020 verabschiedet. Dies sind eine Verringerung der Treibhausgasemissionen um 20 % gegenüber dem Stand von 1990, ein Anteil erneuerbarer Energiequellen am Endenergieverbrauch von 20 % und eine Verringerung des Endenergieverbrauchs um 20 % durch verbesserte Energieeffizienz. Auf den ersten Blick lässt sich diese Dreieinigkeit der Ziele nicht mit dem Wunsch rechtfertigen, die Emissionen allein zu reduzieren, und es sind unintuitive Nebeneffekte zu erwarten, wenn man mehrere Ziele gleichzeitig anstrebt. Böhringer und Rosendahl (2010) zeigen zum Beispiel, wie die Kombination von verbindlichen Emissions- und EE-Zielen dazu führt, dass mehr Kohlekraftwerke eingesetzt werden als bei einem Emissionsziel allein. Und obwohl die Kernenergie auch zu Emissionsreduktionen führen würde, wird sie nicht auf das EE-Ziel angerechnet.

        • Herr Holzherr, ein böser Mensch, vielleicht war es Karl Kraus, hat mal formuliert, dass die Deutschen eine Sache ihrer selbst wegen tun.
          Warten ist an sich immer eine Option, wenn nicht weiter gewusst wird, wäre auch bei einem sozusagen natürlichen Motivationsimperativ zu erwarten, wer nicht weiter weiß, wartet (und forscht), apropos Forschung, hier würde sich staatliche Investition lohnen, allerdings kann technologischer Fortschritt nicht erzwungen werden.
          Irgendwann wird eine wirtschaftlich kompetitive und “klimaneutrale” Technologie für die Energiegewinnung bereit stehen – und der Schreiber dieser Zeilen denkt hier wenig an Sonne und Wind, da mangelt’s ernsthaft bei der Speicherung von Energie; Kernfusionsreaktoren stehen, trotz mehr als 40 Jahren in der Diskussion, auch nicht bereit.
          MFG
          Dr. W

  17. Bei der Umstellung auf neuere Lebensweisen scheint mir ein wesentliches Problem zu sein, daß dabei oft so ähnlich gedacht wird wie beim rein diätischen Denken. Weinger, Disziplin, sozialer Druck, Härte gegen sich selbst. Zum Scheitern verurteilt wie jede Diät.
    Es fehlt die lebbare Alternative, schon beim fiktiven Patienten müßte etwa die Frage nach psychischen Gründen gestellt werden, Essen zum Füllen der inneren und gesellschaftlichen Leere ist ein ganz wesentlicher Grund für Übergewicht.
    Bei der Lebensweise muß es v.a. um Alternativen gehen, die zufriedenstellen und die sind möglich.
    Haussanierung: Heute wird da ständig mit paternalistischem Zwang agiert, wie auch bei Rauchmeldern, anstatt positive Anreize der Freiwilligkeit zu schaffen, etwa über Steuern. Mieterhöhungen sind über sozialen Wohnungsbau und Subventionen ganz leicht auszugleichen, was aber das Ende der Austeritätspolitik bedeuten würde.
    Der positive Nebeneffekt wäre eine sozialere und zukunftsfähigere Politik, also kein pures weniger, sondern auch ein qualitatives mehr.
    Stromkosten: Drastische Erhöhungen sind möglich, sozial abgefedert, über ein billiges Minimum für alle, mit überproportionaler Steigerungsrate bei stärker werdendem Verbrauch.
    Großstädte: Autos raus, also weniger, dafür ein massives mehr an Lebensqualität für alle, auch für die Profiteure des Autowahns, denen ein bißchen Begrenzung ihrer Gier ganz gut tun würde.

    • Ja, anstatt viele Einzelregulierungen wären Rahmenbedingungen nötig, die CO2 arme Konsumation belohnen und CO2 reiche Konsumation bestrafen.
      Ferner sollte man das Ziel der Dekarbonisierung hoch priorisieren und andere Umweltzielen wie weniger Lärmemissionen, Ökolandwirtschaft, etc, etc. eine kleinere Priorität geben. Doch in Deutschland ist das Gegenteil der Fall. Dort wird so getan, als wäre die Klimapolitik schon gelaufen, so dass man sich nun anderen Zielen zuwenden kann wie dem Verbot von Glyphosphat und der Durchsetzung der Ökolandwirtschaft gegenüber der konventionellen, industriellen Landwirtschaft. Dabei verfehlt D ja seine eigenen Dekarbonisierungsziele. Warum aber ist es schlimmer das Dekarbonisierungsziel zu verfehlen als etwa das Ziel der autofreien Stadt und der reinen Ökolandwirtschaft zu verfehlen? Weil es nur eine Chance gibt, die Erwärmung zu begrenzen, nämlich die Dekarbonisierung jetzt. Man kann die Dekarbonisierung nicht nachholen. Es gibt ein Datum ab dem es zu spät ist.

    • Es fehlt die lebbare Alternative, schon beim fiktiven Patienten müßte etwa die Frage nach psychischen Gründen gestellt werden, Essen zum Füllen der inneren und gesellschaftlichen Leere ist ein ganz wesentlicher Grund für Übergewicht.

      Ganz so einfach ist das nicht. Zunächst einmal ist bei unbegrenztem Nahrungsangebot Übergewicht in jeder Kultur ein Problem. Wir müssen dazu keine psychischen Probleme bemühen, denn statistisch gesehen ist Übergewicht geradezu der Normalzustand. biologisch gesehen hat sich die Art Homo Sapiens in einer Umgebung entwickelt, in der sich Perioden mit gutem und schlechtem Nahrungsangebot abwechselten. Das Ansetzen von Fett in guten Zeiten war also ein evolutionärer Vorteil, der die Überlebenchancen in Hungerperioden verbesserte. Ein dauerhaftes Überangebot von Nahrungsmitteln ist sozusagen nicht artgerecht.

      Haussanierung: Heute wird da ständig mit paternalistischem Zwang agiert, wie auch bei Rauchmeldern, anstatt positive Anreize der Freiwilligkeit zu schaffen

      Hier muss ich doch unsere Regierung verteidigen: Der Einbau von Wärmepumpen oder Brennstoffzellenheizungen wird durchaus großzügig gefördert. Es ist nach meiner Erfahrung allerdings nicht immer einfach, ein Unternehmen zu finden, dass die Anlagen fachgerecht einbaut. Die Technik ist noch relativ neu, und das merkt man. Auch das ist wohl ein Grund, warum die Umstellung nur sehr langsam vorangeht.

  18. Dr. Webbaer,
    Der Ausstieg aus der Kernenergie war die vernünftigste Entscheidung von Frau Merkel , die sie getroffen hat.
    Einem erhöhten CO2 Gehalt können wir durch den Umstieg auf Solarstrom oder Windenergie entgegen steuern.
    Einer erhöhten radioaktiven Strahlung sind wir für die nächsten 10 000 Jahr ausgesetzt und die lässt sich nicht rückgängig machen.
    In Cattenom lagern die Franzosen so viel Kernbrennstoff, dass im Schadensfall Nordfrankreich, Belgien, Nordrhein-Westfalen unbewohnbar werden wird. auch Köln !!!

  19. @Martin Holzherr
    Warum entweder oder? Die genannten Ziele sind eine Frage einer Gesamthaltung, stimme Ihnen zu, und dürften daher eher in einem Aufwasch angegangen werden.
    Außerdem kann keine Rede sein von einem Ziel der Eindämmung von Lärm, ganz im Gegenteil.
    Seit Jahren hat der Straßenlärm dramatisch zugenommen, wegen der schieren Masse der Fahrzeuge, dem Pendler-Irrsinn, und nicht zuletzt den vielen Gestörten, die sich gezielt lärmende Teile ins Auto und v.a. ins Motorrad bauen, um damit andere Menschen zu terrorisieren. Wir haben eine massive Eskalation von Lärm.
    Auch ist nirgends eine Wende zum Ökolandbau zu erkennen, der übrigens ein großes Problem mit einem der größten Klimakiller hat, der Abholzung der Regenwälder, im Gegensatz zur konventionellen Vieh-und Landwirtschaft.

    Mag ja sein, daß im Modus Merkel groß schwadroniert wird über Klimaschutz und Ökolandbau (nicht aber über Lärm), aber wie wir mittlerweilen wissen, ist das eher ein Deckmäntelchen für die tatsächlich stattfindende Stagnation.
    Wir haben an vielen Stellen eine “schaut-her-wir-machen-doch-was”-Politik, siehe Biosprit, Glühbirnen, behaupteter Klimaschutz (Klimakanzlerin) usw.
    Alles Geschwätz zur Ablenkung vom Wesentlichen, im Namen des Weiter-so.

    @Martin Grüter
    Den genannten Gründen stimme ich zu, dennoch sehe ich auch in erheblichem Umfang psychische Gründe. Das sind nicht gleich psychische Probleme im klinischen Sinn, die meisten Leere-Esser sind nicht psychisch krank. Es ist einfach nur so, daß was fehlt im emotionalen Bereich, das Menschen auf sehr unterschiedliche Weise kompensieren, ein Teil durch Essen. Schon der Kult um Kochshows ist ein Zeichen dafür, genauso wie der Veganer-Wahn (nicht zu verwechseln mit Veganern, die einfach ihr Ding machen, ohne sich dabei für besser zu halten).

  20. Grossbritannien liegt 42% unter den CO2-Emissionen von 1990, Deutschland dagegen liegt 28% darunter
    Durch das Abschalten von Kohlekraftwerken allein hätte Deutschland das 2020er Ziel von 40% Reduktionen gegenüber 1990 erreichen können, denn der Stromsektor emittiert in Deutschland wegen den (Braun-)Kohlekraftwerken sehr viel CO2. Dies als Bemerkung und Korrektur zu (Zitat Thomas Grüter):

    Selbst wenn diese Verzweiflungstat [Kohlekraftwerke abstellen] ohne Stromausfälle über die Bühne geht, würde Deutschland sein Reduktionsziel für 2020 immer noch verfehlen. .. Leider deckt der Bereich der Elektrizität nur 22 % des Primärenergieverbrauchs ab. Die übrigen 78 % verteilen sich auf Verkehr, Raumheizung und Industriewärme.

    .
    Heizen geschieht in D weitgehend mit Erdgas, dessen Verbrennung nur 1/3 der CO2-Emissionen verglichen mit Kohle verursacht. Hätte Deutschland nur schon Kohle- durch Gaskraftwerke ersetzt hätte es die für 2020 geplante Emissionsreduktion von 40% gegenüber 1990 locker hingekriegt. Aber auch mit Kohlekraftwerke in den Reservezustand versetzen könnte D das 2020er Ziel ohne Gefahr von Black Outs meistern.

    Wenn es in Deutschland eine Energieillusion gibt, dann ist es die Illusion, mit Erneuerbaren allein könne man die CO2 Emmissionen massiv reduzieren. Das kann man nicht, vor allem dann nicht, wenn die bestehenden Kohlekraftwerke ungebremst weiterarbeiten und den nun in Phasen von viel Wind und Sonne erzeugten Überschussstrom ins Ausland exportieren.
    Deutschland könnte mit einer Kombination von Erneuerbaren, Umstellung auf Gaskraftwerke, Verzicht auf den massiven Export von Strom (statt dessen Kraftwerke abschalten und für Strommangelphasen in Reserve halten) und Kurzzeitspeicher für Elekrizität in Form beispielsweise von Batterien schon in 10 Jahren von heute mehr als 9 Tonnen CO2-Ausstoss pro Person auf weniger als 6 Tonnen CO2-Ausstoss pro Person herunterkommen. Ganz ohne Umstellung auf Elektromobiltät. Es gibt in Europa schon mehrere Länder, die weniger als 6 Tonnen CO2 emittieren. Dazu gehören Schweden, Frankreich, Island. .. alles Länder, die allein den Stromsektor und nichts anderes dekarbonisiert haben, weil sie Strom mit Wasserkraft, AKWs und Geothermie (Island) erzeugen.

    Wirklich schwierig wird es für alle europäischen Länder je die 3 Tonnen/Kopf CO2 Emissionsmarke zu unterschreiten, doch 6 Tonnen C02 pro Person sind allein schon durch die Dekarbonisierung des Stromsektors möglich.

    • Durch das Abschalten von Kohlekraftwerken allein hätte Deutschland das 2020er Ziel von 40% Reduktionen gegenüber 1990 erreichen können

      Selbst die von den Grünen geforderte Abschaltung der 20 schmutzigsten Kohlekraftwerke würde die Lücke zwischen der wahrscheinlichen CO2-Reduktion um 32% und der versprochenen Reduktion um 40% nur zur Hälfte schließen. Das ergab eine Berechnung von Agora Energiewende, die auch in dem von Ihnen angeführten Artikel des Bayerischen Rundfunks zitiert wird. Würde man alle Kohlekraftwerke abschalten, wäre die Lücke geschlossen, aber das wollen nicht einmal die Grünen riskieren.

      • Stimmt. Eigentlich erstaunlich, dass sämtliche Kohlekraftwerke abgeschaltet werden müssten nur um dann bei etwa 8 Tonnen CO2-Ausstoss pro Kopf zu landen. Wäre es aber ein Risiko alle Kohlekraftwerke nur noch als Reservekraftwerke zu benutzen? Auf den ersten Blick scheint mir das möglich. Allerdings haben Kohlekraftwerke eine lang Anlaufzeit von mehreren Stunden (bis sie voll laufen). Ohne jeden Zwischenspeicher wäre es tatsächlich riskant alle Kohlekraftwerke nur noch als Reservekraftwerke zu benutzen.

  21. @ Martin Holzherr am 3. Dezember und zu seinem folgenden Textteil:

    …..Heute lässt sich kaum noch am menschenverursachten Erwärmungstrend zweifeln. Solche Erwärmungen hat es in der Erdgeschichte schon mehrmals gegeben und meist stiegen dabei die Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre. So schnell wie heute ging’s aber kaum je.” (Ende des Zitats)

    Diese Formulierung ist aber seeeeehr zweideutig. Denn wenn (bzw. vorausgesetzt dass) es früher in der Erdgeschichte schon mehrmals Treibhausgas- induzierte Erwärmungen gegeben hat, ist das noch lange kein Beweis dafür, dass
    1. eine gegenwärtige Erwärmung tatsächlich auf einen zu hohen CO – Eintrag zurückgeht.
    2. ein zu hoher Eintrag allein auf den Menschen zurückgeht
    3. die Erwärmung tatsächlich in für uns relevanten Zeiträumen für uns katastrophale Auswirkungen haben müsse.

    • @L.Schaber: Ja, die Tatsache, dass frühere Erwärmungsphasen auch mit CO2-Anstiegen einhergehen ist kein Beweis dafür, dass CO2/Treibhausgase für die heutige Erwärmung verantwortlich sind. Das ist lediglich eine Korrelation, aber kein Beweis. Nur: Beweise gibt es in der Naturwissenschaft praktisch nie. Wohl aber Widerlegungen/Gegenbeweise. Wenn wir Phasen in der Erdgeschichte finden wo die Temperaturen steigen, die Treibhauskonzentrationen aber sinken, dann haben wir ein Problem. Mir ist aber keine solche Phase bekannt.

      Noch zu Punkt 3(Zitat):

      die Erwärmung tatsächlich in für uns relevanten Zeiträumen für uns katastrophale Auswirkungen haben müsse.

      Klar ist das so. Zudem: Was bedeutet schon katastrophal? Ich behaupte aber: Die relativ sicheren Folgen der Erderwärmung wie der mehr als 10 Meter Anstieg des Meeresspiegel über die nächsten paar Jahrhunderte ist hochgradig unerwünscht. Nur schon weil viele Küstenstädte wie Amsterdam, Rotterdam, New York, Edinbourgh, Venedig, Bangkok, Istanbul, Oslo, Lissabon, Helsinki, Dublin, Tokyo schon seit Jahrhunderten existieren und nun in den nächsten paar hundert Jahren verschwinden könnten. Ein Literaturfan des Jahres 2300 würde dann beim Lesen von James Joyce Dubliners daran denken, dass Dublin noch gar nicht so lange in den Meerfluten verschwunden ist.

      • Herr Holzherr,

        Ja, die Tatsache, dass frühere Erwärmungsphasen auch mit CO2-Anstiegen einhergehen ist kein Beweis dafür, dass CO2/Treibhausgase für die heutige Erwärmung verantwortlich sind. Das ist lediglich eine Korrelation, aber kein Beweis.

        …hier gerne mal schauen :
        -> https://en.wikipedia.org/wiki/Ice_core#/media/File:Vostok_Petit_data.svg (Quelle)

        Blöd halt, dass die Oszillationen der terrestrischen Oberflächentempertur zu groß sind, als dass sie, über den “Vostok-Eisbohrkern” klimatologisch i.p. CO2 erklärt werden könnten.

        Stattdessen müsste so die natürliche Klimavariabilität der Erde beschrieben sein, die in Erwärmungsphasen, wegen ansteigenden Tierreichtums, Karbon atmosphärisch löst und in Kältephasen einlagert.

        Eigentlich eine selbstverständliche Schlussfolgerung, an der mit ihr konfrontierte bundesdeutsche Klimatologen aber scheiterten.
        KA, warum.

        MFG
        Dr. Webbaer

        • @Dr.Webbaer: Der Vostock-Temperatur-Record deckt ja nur die letzten 420’000 Jahre ab – einer Zeit während der immer Eiszeit herrschte und die CO2-Konzentrationen immer sehr niedrig waren. Die Eiszeitzyklen – Wechsel zwischen Warm- und Kaltphase – werden primär durch die Erdbahnschwankungen ausgelöst, welche bewirken, dass typischerweise die Nordhalbkugel vorübergehend deutlich mehr Sonneneinstrahlung (Aufstieg in Warmzeit) und dann wieder deutlich weniger Sonneneinstrahlung (Abstieg in Kaltphase) erhält. Das mit einer Warmphase ansteigende CO2 bewirkt dann (zusammen mit Strömungsänderunge), dass auch die Temperaturen auf der Südhalbkugel ansteigen. In der gesamten abgebildeten Kurve der CO2-Schwankungen auf dem Vostok-Record steigen die CO2-Konzentrationen nie über 280 ppmv, heute sind sie aber bei 400 ppmv.
          Das heutige Eiszeitalter begann vor circa 30 Millionen Jahren just als die atmosphärischen CO2-Konzentrationen steil abfielen und äusserste sich zuerst in einer massiven Vergletscherung der Antarktis.
          Zitat Wikipedia (Kohlenstoffdioxid in der Erdatmosphäre)

          Im späten Eozän vor rund 35 Millionen Jahren lag der atmosphärische CO2-Gehalt im Bereich von 1000 ppm. Vor 33,7 Millionen Jahren trat eine abrupte globale Abkühlung ein, von der die Ozeane ebenfalls betroffen waren und deren Ursache noch weitgehend ungeklärt ist. Innerhalb kürzester Zeit nahm die CO2-Konzentration um 40 % ab und sank möglicherweise für einige Jahrtausende noch tiefer.[63] Der rasche Klimawandel führte zu einem großen Artensterben mit anschließendem Faunenwechsel, der Grande Coupure (Eocene-Oligocene Mass Extinction), und zur selben Zeit begann das Wachstum des antarktischen Eisschilds.

          Es gibt geologische Hinweise, dass vor 23 Mio. Jahren, am Beginn des Miozän, die CO2-Konzentration auf einen Wert von etwa 350 ppm sank.[64] Im miozänen Klimaoptimum vor 19 bis 15 Mio. Jahren stieg der CO2-Gehalt kurzzeitig wieder in Bereiche von über 600 ppm.[65] Während dieser Warmzeit, die sehr wahrscheinlich durch massive Kohlenstoffdioxid-Ausgasungen des Columbia-Plateaubasalt forciert wurde, verlor der damalige Antarktische Eisschild einen Großteil seiner Masse oder schmolz unter Umständen sogar ganz ab. Unter dem Einfluss starker Erosions- und Verwitterungsprozesse sank die CO2-Konzentration gegen Ende des Optimums vor 14,8 Millionen Jahren unter 400 ppm, und es begann eine kühlere Klimaphase mit einer erneuten Ausbreitung des Antarktischen Eisschilds.

          • Ändert nichts an der Tatsache, dass sich mit den Vostok-Proben keine wie gemeinte Korrelation zwischen atmosphärischem CO2-Bestand und Erwärmung belegen lässt.
            Dr. W war unzufrieden mit den dbzgl. Antworten von Klimatologen, dankt für Ihre Sicht auf die Dinge, Herr Holzherr, an dieser Stelle, die sich merkwürdig bedeckt hielten und diese scheinbare Korrelation :
            -> https://en.wikipedia.org/wiki/Ice_core#/media/File:Vostok_Petit_data.svg (Quelle)

            …für ihre Zwecke zu verwursten suchten.
            Unehrlichkeit war dbzgl. zwingend festzustellen.

            BTW, bestimmte Erdkonstellationen zur Sonne und die sogenannten Milanković-Zyklen, die ein wenig zu hoch gehangen, aber oft von Klimatologen bemüht werden, deuten eher auf die natürliche Klimavariabilität des Erdsystems hin und diese könnte generell unterschätzt bleiben.
            Die Daten sprechen hier für sich, die Vostok-Daten.

            Aber vielen Dank für Ihre Einschätzung, Sie konnten nachvollziehen,
            MFG
            Dr. Webbaer (stets freundlich-skeptischer Begleiter der “Klimatologie mit dem CO2-zentrierten Erwärmungstrend – vs. ‘Klimaspektiker’, Herr Dr. Rahmstorf setzt diese lustigerweise, womöglich um sich unbewusst zu offenbahren, gerne in doppelte Anführungszeichen, die Sprache bleibt verräterisch)

          • HUCH *

            Dr. Webbaer (stets freundlich-skeptischer Begleiter der “Klimatologie mit dem CO2-zentrierten Erwärmungstrend[“] – vs. ‘Klima[skept]iker’, (…)

        • Die Klimasensitivität beträgt eben nicht 1,2 K sondern 1,5-4,5° C, mit einem wahrscheinlichen Wert um 3° C. Das ist der allgemein anerkannte Wert.

          “Eigentlich eine selbstverständliche Schlussfolgerung, an der mit ihr konfrontierte bundesdeutsche Klimatologen aber scheiterten.
          KA, warum.”

          Tun Sie das? Stefan Rahmstorf sagt, sie können mit ihren Klimamodellen die Eiszeitzyklen reproduzieren.
          “Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung haben den Code der Eiszeiten geknackt und in dem Verhältnis von Sonneneinstrahlung auf die Erde und CO2-Konzentration in der Atmosphäre den Schlüssel gefunden, um die letzten acht Eiszyklen der Erdgeschichte zu erklären. Gleichzeitig machen ihre Ergebnisse deutlich, dass schon eine moderate Störung des natürlichen Kohlenstoffhaushalts des Planeten durch den Menschen die nächste Eiszeit um 100.000 Jahre verschieben könnte. ”

          https://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/menschgemachter-klimawandel-unterdrueckt-die-naechste-eiszeit

          • @ Her Stephan :

            Die sozusagen mit den Mitteln der Bauphysik feststellbare Klimasensitivität liegt bei ca. + 1,2 K, der Rest wird über sogenannte Feedbacks, die merkwürdigerweise immer verstärkend sein sollen, hinzugerechnet.

            MFG
            Dr. W

      • In einem Artikel einer Regionalzeitung wird heute erzählt, dass in Hamburg ein Ozeanologe auch prophezeit habe , dass bald die Elb……harmonie einen halben Meter unter Wasser stehen könnte. Darauf berichtet er aber auch korrekt, dass ein Anstieg des Wasserspiegel über die zusätzliche CO2- Aufnahme den Gesamteitrag von CO2 in die Atmosphäre wieder um ca. 30% reduziere. (Nur nebenbei: Respekt! das wird von Klimatologen nur selten erwähnt und ist in den Diskussionen ja meist “äußerst” umstritten),
        Ich überlegte schon, einen Leserbrief mit der Überschrift “” Globale Erwärmung bewirkt über den Anstieg des Meeressspiegels die Reduktion der Globalen Erwärmung!”” zu schreiben . Oder auch: ” Gibt es in der Harmonie viel Schwimmer, steigt die Temperatur bald nimmer” (Das Copyright bleibt bei mir)

        Doch leider habe ich meine Zeit mit SciLog- Blogs verplempert.

        • @L.Schaber:

          Kennen Sie die Geschichte vom Mann und dem Satyr von Aesop? Die beiden trafen sich im Winter. Der Satyr fragte den Mann, warum er auf seine Hände blase und der Mann antworte, um sie zu wärmen.
          Beim gemeinsamen Mahl fragte der Satyr, warm der Mann auf den Löffel mit der Suppe blase und der Mann sagte, um sie zu kühlen. Daraufhin empörte sich der Satyr über die widersprüchlichen Aussagen des Mannes und hielt ihn für einen Lügner.

          https://en.wikipedia.org/wiki/The_Satyr_and_the_Traveller

          Sie haben zu wenig Wissen von der Klimatologie und sollten vorsichtig beim Urteilen sein.
          Schon jetzt wird der größte Teil des CO2 vom Ozean aufgenommen.
          Wissen Sie eigentlich, um wie viel Meter der Meeresspiegel steigen muss, damit mehr CO2 aus der Atmosphäre entnommen wird?

          Ja, es gibt auch natürliche CO2-Schwankungen, deswegen Finger weg vom CO2-Thermostat!

          https://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/als-die-kohle-entstand-hat-das-unseren-planeten-beinahe-in-einen-schneeball-verwandelt

          • @ Paul Stefan
            Eigentlich habe ich ja nicht geurteit, sondern nur ein wenig gewitzelt. Kann mich aber an ellenlange äußerst hitzigeBlogdiskussionen zum Theme (Ozeane und CO”) schon vor Jahren erinnern. Nach meinem Geschmack wird hier allgemein zu viel mit ” eigentlichen Selbstverständlichkeiten” argumentiert.
            Zudem ärgert es mich gelegentlich, dass es (eventuell noch vor der “Klima-Endlösung”) derzeit noch so einige wenigstens genauso wichtige politische Probleme zu bearbeiten bzw. zu lösen gäbe. Die aber dann (gewollt oder ungewollt) in den Hintergrund treten.

  22. Grossbritannien ist in Bezug auf Deutschland ein Erfolgsmodell, wenn es um die Treibhausgasemissionen geht – vor allem in den letzten paar Jahren wurden massive Treibhausgasreduktionen eingefahren. Von 2014 auf 2015 wurden 4.1% weniger emittiert und von 2015 auf 2016 5.8% weniger und gemäss UK carbon emissions drop to lowest level since 19th century, study finds waren im Jahr 2017 die Treibahausgasemissionen erstmals tiefer als im Jahr 1894. Im Jahr 2016 fielen die CO2-Emissionen aus Kohlekraftwerken in Grossbritannien um 52% gegenüber 2015 und die Treibhausgasemissionen fielen insgesamt um 5.8%.

    Das Dokument UK GREENHOUSE GAS EMISSIONS, FINAL FIGURES liefert für Grossbritannien folgendes:

    Grossbritanniens Treibhausgasreduktionen von 2014 auf 2015 nach Sektoren
    – Energiesektor: 12.3% weniger durch weniger Kohle und mehr AKW’s+Erneuerbare
    – Industrie: 2.6% weniger durch Schliessen einer Stahlbaufirma
    – Abfall: 7,1% weniger durch weniger Emissionen von Deponien
    Grossbritannien totale Treibhausgasreduktionen
    – 4.1% weniger CO2-Emissionen in 2015 relativ zu 2014
    – 38% weniger Treibhausgasemissionen in 2015 relativ zu 1990
    Grossbritanniens Treibhausgasmissionen 2015 nach Sektoren
    – Energie: 29%; Transport: 24%; Industrie: 17%; Wohnen 13%; Landwirtschaft 10%

    Scheinbar hat Grossbritannien sein selbstgestecktes CO2-Reduktionsziel für 2020 schon jetzt – im Jahr 2017 – erfüllt. Bis 2030 will Grossbritannien 57% weniger Treibhausgase emittieren als 1990 (im Rahmen des “fifth carbon budget”). Die EU verlangt von ihren Mitgliedern dagegen nur 40% Reduktion gegenüber 1990.

    Fazit: Grossbritannien hat seine ambitionierten selbstgesteckten CO2-Reduktionsziele bis jetzt erreicht.

  23. “kein Beweis dafür, dass
    1. eine gegenwärtige Erwärmung tatsächlich auf einen zu hohen CO – Eintrag zurückgeht.
    2. ein zu hoher Eintrag allein auf den Menschen zurückgeht
    3. die Erwärmung tatsächlich in für uns relevanten Zeiträumen für uns katastrophale Auswirkungen haben müsse.”

    Das wird doch alles schon seit Jahrzehnten erforscht.
    1. Es gibt für die aktuelle globale Erwärmung keine andere Erklärung, und das seit Jahrzehnten der Forschung. Man hat nichts gefunden.
    2. Das CO2 aus fossilen Brennstoffen hat eine spezifische Isotopen-Signatur, deswegen weiß man, dass der CO2-Anstieg seit der Industrialisierung anthropogen ist.
    3. Auch die potentiellen Auswirkungen wurden und werden erforscht.

    Der letzte US-Klimabericht von 2017 gibt die Wahrscheinlichkeit für CO2 als Hauptursache der globalen Erwärmung mit 95-100% an. Reicht das nicht?

    Beweise gibt es nur in der Mathematik.

    Warum haben Sie sich nicht etwas kundig gemacht, bevor Sie sich äußern? Ist das zu viel verlangt für die Kommentarspalte eines Wissenschaftsblogs?

    • Dann lesen Sie mal (mit etwas Geduld) bei Wikipedia (das alles andere als esoterisch ist) nach. Dort wird (zumindest meiner Erinnerung nach) für viele der physikalischen Erklärungsversuche bezüglich verschiedener Phänomene der Atmosphärenphysik ein ziemlich geringer Grad an “Validität” angegeben. Oft weiß man “nicht sehr viel Genaues”
      Ganz besonders auch was die Wolkenbidung betrifft. Auch ist das Ausmaß der solaren Einflüsse nicht gesichert. (usw,)
      Man kann nicht einfach sagen,die Politik müsse sich halt mit etwas Ungefährem zufrieden geben, weil “die Wissenschaft” nie sowas wie Sicherheit bieten könne
      (Was im Prinzip ja stimmt).
      Man muss dann man der Öffentlichkeit auch kommunizieren, dass es hier um die Abschätzung von Wahrscheinlichkeiten geht.
      Gepredigt wird aber immer, dass alles nahezu sichersei, was “die Community fast aller Wissenschaftler der Welt” betätigen würde.

      • @ L. Schaber:

        Ich habe es doch gerade gesagt:

        “Der letzte US-Klimabericht von 2017 gibt die Wahrscheinlichkeit für CO2 als Hauptursache der globalen Erwärmung mit 95-100% an. Reicht das nicht? “

        • Was heißt das denn genau ‘Hauptursache der globalen Erwärmung’?
          Es ist ja intuitiv und plausibel, dass menschliche Aktivität sogenannte klimarelevante Gase löst, aber es darf hier nicht zu stringent, zu “rechtwinklig” gedacht werden.
          Insofern erlaubt sich der Schreiber dieser Zeilen insbesondere die Prognosehöhen der Erwärmung in Frage zu stellen, es ist ein großer Unterschied, ob es bis 2100 ca. 3 K wärmer wird oder bis 2300.
          Fände die Erwärmung abgeschwächter statt oder zeitlich verzögert, läge eine andere Anforderungslage vor, die politisch weit besser zu bearbeiten wäre, witzigerweise auch durch Abwarten.
          Zudem gibt es mit dem naturwissenschaftlichen Großvorhaben “CO2-zentrierte Klimatologie mit dem Erwärmungstrend” viele Probleme, bei Herrn Schaber klang dies in seinen Kommentaren auch ein wenig durch, bspw. muss Trial und Error als Basis der Erkenntnis aufgegeben werden, denn die Welt findet nur einmal statt.
          Leutz, die in Firmen sitzen, kennen das Problem, auch dort sitzen in der Regel Experten oder “Experten”, die fachlich durchaus fundiert vortragen und bestimmte Maßnahmen als zwingend nahelegen, aber dabei vergessen, dass eine Firma ebenfalls nur einmal stattfindet.
          Donald J. Trump bspw. entstammt solchen Gefilden und ist auf seine jovial-dulle Art, so erscheint sie zumindest einigen, schon recht erfahren bis abgefeimt.
          MFG
          Dr. Webbaer

          • Webbaer: “Was heißt das denn genau ‘Hauptursache der globalen Erwärmung’?”

            Die Erwärmung seit 1950 geht komplett auf anthropogenes CO2 zurück. Das ist die beste Abschätzung. So steht es im letzten IPCC-Bericht.

      • @L.Schaber (Zitat): Man kann nicht einfach sagen,die Politik müsse sich halt mit etwas Ungefährem zufrieden geben, weil “die Wissenschaft” nie sowas wie Sicherheit bieten könne Die Summe des theoretischen und praktischen Klimawissens ist heute mehr als genug gross um mit grosser Sicherheit sagen zu können, dass die Treibhhausgase, die die menschliche Technologie in die Atmosphäre entlässt, zu einer signifikanten Erwärmung führt. Das praktische Klimawissen kommt dabei von der Paläoklimatologie, also der Erforschung früherer Klimata. Viel wärmere Klimata als heute sind in der Erdgeschichte sogar die Regel (60-80% der Zeit war es wärmer), so dass dies gut erforscht werden konnte. Was ein deutlich wärmeres Klima bedeuten kann, zeigt der Temperaturunterschied zwischen letzter Kaltzeit und der heutigen Warmzeit (Interglazial), der ungefähr 4 bis 5 Grad beträgt. Eine durchschnittliche Erwärmung um 4 Grad oder mehr im Vergleich zu heute wäre also eine gleich starke Zunahme der Temperatur wie zwischen Kaltzeit und Heutzeit und könnte auch mit derart radikalen Veränderungen einhergehen wie sie zwischen der letzten Kaltzeit und der Heutzeit stattfanden, wie etwa einem Meeresspiegelanstieg von vielen Metern.
        Die heutige Erwärmung durch steigende Treibhausgase geschieht zudem äusserst schnell – sogar schnell für menschliche Verhältnisse, so dass sogar die menschliche Anpassungsbereitschaft überfordert werden kann.

      • @L Schaber:

        1. Dass etwas unsicher ist, bedeutet nicht, dass mit Sicherheit der beste Fall eintritt. Es kann auch schlimmer kommen. Letztlich geht Unsicherheit meist in beide Richtungen. Im Gegenteil ist, in risikoaversen Gesellschaften, Unsicherheit ein sehr wichtiger Grund zu handeln.

        Sie sollten die Wikipedia aufmerksamer lesen:

        2. Das Wolkenfeedback führt nach letztem Kenntnisstand (IPCC AR5) wahrscheinlich zu einer weiteren Verstärkung der Erwärmung. Steht auch in Wikipedia (Artikel Globale Erwärmung, Quellen dort).

        3. Der Weltklimarat hat sich in der Mehrzahl der Unsicherheiten als zu vorsichtig erwiesen, zum Beispiel beim Meeresspiegelanstieg. Steht auch in Wikipedia (Artikel IPCC, Quellen dort).

        4. Sie müssen die Größe Unsicherheitsbereiche beachten. Wenn man den maximalen Einfluss abschätzt und der immer noch relativ klein ist, hat das keinen großen Einfluss auf Aussagen. Beispiel Sonne: die schwächelt derzeit etwas, trotzdem wird es immer wärmer. Aber selbst wenn die solare Intensität zunehmen würde und man die Unsicherheitsbereiche berücksichtigt, ist der maximale Einfluss immer noch deutlich unter dem, was derzeit an Erwärmung abgeht. (z.B. Artikel Maunder Minimum, Quellen dort).

  24. “Die sozusagen mit den Mitteln der Bauphysik feststellbare Klimasensitivität liegt bei ca. + 1,2 K, der Rest wird über sogenannte Feedbacks, die merkwürdigerweise immer verstärkend sein sollen, hinzugerechnet.”

    Dann dürfen Sie ihren Wert aber nicht “Klimasensitivität” nennen, denn da gibt es immer Feedbacks. Ihr Wert gilt ausschließlich für das Labor.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Klimasensitivität

    Netto sind die Rückkopplungen selbstverständlich positiv, sonst hätten wir es ja schweinkalt auf Erden.

    • Netto sind die Rückkopplungen selbstverständlich positiv, sonst hätten wir es ja schweinkalt auf Erden.

      Erwärmungseffekte über die Atmosphäre sind nicht in Frage gestellt worden, beim Erdtrabanten mit annähernd gleichem Abstand zur Sonne ist es ca. 55 K kühler-
      Daraus aber zu folgern, dass die hier gemeinten Feedbacks ‘selbstverständlich positiv sind’, ist aber nicht wissenschaftlich, tsk, tsk, tsk…
      Negative hier gemeinte Feedbacks gibt es natürlich auch, sie werden in der klimatologischen Fachsprache aber Klimasenken genannt, kA, warum.
      MFG
      Dr. W

      • “Daraus aber zu folgern, dass die hier gemeinten Feedbacks ‘selbstverständlich positiv sind’, ist aber nicht wissenschaftlich, tsk, tsk, tsk…”

        Netto schon. Die Klimasensitivität wurde ja auch empirisch aus Klimaschwankungen der Vergangenheit ermittelt.

        “In einer im Jahr 2012 erschienenen Arbeit wurden die Ergebnisse mehrerer Studien zusammenfassend ausgewertet, die die letzten 65 Millionen Jahre im Fokus hatten. Diese lieferten mit einer 95%igen Wahrscheinlichkeit einen Wert für die Klimasensitivität, der im Bereich zwischen 2,2 °C und 4,8 °C liegt.”

        https://de.wikipedia.org/wiki/Klimasensitivität#Paläoklimatologische_Methoden

        “Negative hier gemeinte Feedbacks gibt es natürlich auch, sie werden in der klimatologischen Fachsprache aber Klimasenken genannt, kA, warum.”

        Weil diese feedbacks sehr viel langsamer wirken, als eine Erwärmung. Es dauert Jahrhunderte oder Tausend Jahre, bis der CO2-Gehalt in der Atmosphäre wieder gesunken ist. Die Erwärmung erfolgt fast sofort.
        Auch die Veränderuntg der Albedo wirkt sehr schnell.

  25. Hierzu noch :

    “Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung haben den Code der Eiszeiten geknackt und in dem Verhältnis von Sonneneinstrahlung auf die Erde und CO2-Konzentration in der Atmosphäre den Schlüssel gefunden, um die letzten acht Eiszyklen der Erdgeschichte zu erklären. Gleichzeitig machen ihre Ergebnisse deutlich, dass schon eine moderate Störung des natürlichen Kohlenstoffhaushalts des Planeten durch den Menschen die nächste Eiszeit um 100.000 Jahre verschieben könnte. ” (Quelle)

    Eijejei.
    Die Rückberechnung hoch komplexer Systeme auf diese Art ist ein No-Go.
    Insofern liegen Vermessenheit oder Marketing vor, auf dem Mist von Herrn Dr. Rahmstorf kann Derartiges kaum gewachsen sein.

    Es sind gerade derartige Nachrichten, die dem gesunden Bären- oder Menschenverstand widersprechen.

    Aber gut, wer sich derart szientistisch erreicht sieht…

    MFG
    Dr. Webbaer

    • @Dr.Webbaer: Die Klimamodelle müssen sich am vergangenen und gegenwärtigen Klimadaten bewähren – und das tun sie. Die niedrigen Treibhausgaskonzentrationen der letzten paar Millionen Jahre erklären, warum wir uns seit 30 Millionen Jahren in einem Eiszeitalter befinden und die jetzt steigenden Treibhausgaskonzentrationem sollten eine Erdsystemerwärmung und ein zeitweises Verlassen des Eiszeitalter bewirken – und das tun sie, deutlich erkennbar an den massiven Aufschmelzprozessen in der Arktis und Antarktis.
      Wie kann man an den Klimamodellen zweifeln, wenn sie durch die beobachteten Veränderungen des Klimas wieder und wieder bestätigt werden? Die Klimamodelle erklären auch bestens warum sich die globale Durchschnittstemperatur seit der Industrialisierung bereits um 1 Grad Celsius erwärmt hat und sich weiter erwärmt. Das Jahr 2017 ist das 2. oder 3. wärmste Jahr der Aufzeichnungen, wenn man den El Nino-Effekt herausrechnet – auch das passt. Auch was von Skeptikern immer wieder als Gegenbeweise gebracht wird wie das paradoxe Verhältnis von Erwärung und CO2-Anstieg in den Vostok-Daten wurde von den Klimawissenschaftlern von anfang an richtig erklärt ( der Wechsel von Kalt- und Warmzeiten während unserer Eiszeit erklärt sich durch die Milankovich-Zyklen, nicht durch die CO2-Schwankungen).
      Es gibt für mich nur eine Erklärung für das Verhalten von Klimaskeptikern: sie verhalten sich ähnlich wie die Leute, die jahrzehntelang die schädliche Wirkung des Rauchens anzweifelten, denn genau so wie diese Leute sprechen die Daten schon lange gegen sie.
      Zudem: Es gibt auch unter Klimawissenschaftlern Leute, die aus den Erwärmungsdaten eher einen geringen Temperaturanstieg herauslesen, beispielsweise Nic Lewis. Doch sogar er kommt auf eine Erwärmung von 1.75 Grad, wenn sich die Treibhauskonzentrationen verdoppeln. Daten aus der Erdvergangenheit sprechen sogar dafür, dass eine Erwärmung um 3 Grad bei Verdoppelung der Treibhauskonzentrationen sogar besser passt.

      • Es gibt viele Gründe die “CO2-zentrierte Klimatologie mit dem Erwärmungstrend” freundlich kritisch zu begleiten, Herr Holzherr, der Vergleich mit der schädlichen Wirkung des Rauchens wird hiermit als nicht passend zurückgewiesen.
        Allerdings hat Dr. Webbaer an dieser Stelle nicht das Interesse diese zu benennen, insofern nur ganz kurz :
        1.) Der anthropogene CO2-Gehalt hat sich von vorhistorischer Zeit von ca. 180 ppm auf mehr als 400 ppm mehr als verdoppelt, mehr als 1 K ist es nicht wärmer geworden.
        2.) Die Welt findet nur einmal statt.
        3.) Die bereit gestellten Konfidenzintervalle halten auch eine Nicht-Erwärmung bis 2100 für möglich, sie sind schon OK, stellen aber die hier gemeinte Klimatologie fast unfalsifizierbar i.p. Erwärmungstrend.
        4.) Viele Klimatologen sind politische Aktivisten, manche erklärt, manche ein wenig versteckt, sie generieren so Misstrauen, von Storch zeigt bspw. wie es richtig geht.
        5.) Es gibt ein grundsätzliches politisches Bedürfnis nach “Klimaschuld”.
        6.) Der (verdammte >:-> ) atmosphärische CO2-Gehalt ist nur eine Größe von vielen, es spielen hunderte Faktoren (“Forcings”) hinein.
        7.) Das Problem ist bei zu erwartender / zu erhoffender geringerer Erwärmung bei weitem nicht so groß, wie es gemacht wird; zukünftige Technologien werden hier Abhilfe schaffen, auch als sogenannte Workarounds.

        Wie angekündigt, alles ganz kurz, das, was Herr Stefan da weiter oben webverwiesen hat, wirkte, sorry!, wegen der Vollmundigkeit abstoßend.

        MFG
        Dr. Webbaer (der sich nun langsam ausklinkt, nochmals danke, dass Sie das mit den Vostok-Daten sofort verstanden haben, Dr. W musste sich hierzu, von Klimatologen, einigen Mist anhören)

        • Noch ein wichtiger Punkt :
          8.) Die sozusagen natürliche Klimavariabilität der Erde ist unbekannt, nicht präzise zu erfassen, womöglich, Schwankungen um 10 K gehören sozusagen intrinsisch, ganz ohne M-Zyklen und Stellung der Erde zur Sonne, zum Spiel.

          • @Dr. Webbaer (Zitat):

            Die sozusagen natürliche Klimavariabilität der Erde ist unbekannt, nicht präzise zu erfassen, womöglich, Schwankungen um 10 K gehören sozusagen intrinsisch, ganz ohne M-Zyklen und Stellung der Erde zur Sonne, zum Spiel.

            Nein, im globalen Durchschnitt wirkt sich eine Zunahme der Temperatur um 4 Kelvin (4 Celsius) sehr stark aus, denn das entspricht dem Unterschied zwischen Kalt- und Warmzeit wie der xkcd-Comic A Timeline of Earths average temperature zeigt.

        • @Dr.Webbaer (Zitat):

          Der anthropogene CO2-Gehalt hat sich von vorhistorischer Zeit von ca. 180 ppm auf mehr als 400 ppm mehr als verdoppelt, mehr als 1 K ist es nicht wärmer geworden.

          Falsch: In vorindustrieller Zeit, also vor 200 Jahren betrug der CO2-Gehalt der Luft 280 ppm und nicht 180 ppm. Der Temperaturanstieg von 1 Grad Celsius war begleitet von einem CO-Anstieg von 280 auf jetzt 400 ppm und ein Teil der Erwärmung die zu 400 ppm gehört, ist noch in der pipeline, wird es also später noch geben. Die von ihnen erwähnten 180 ppm waren während der Kaltzeit zu beobachten. In der letzten Kaltzeit war es global 4 Grad kälter.
          Zitat:

          Der (verdammte >:-> ) atmosphärische CO2-Gehalt ist nur eine Größe von vielen, es spielen hunderte Faktoren (“Forcings”) hinein.

          Die Klimamodelle berücksichtigen auch die anderen Faktoren, die das Klima beeinflussen, wie etwa die Sonneneinstrahlung. Die hat sich aber in den letzten 50 Jahren wenig geändert. Der Anstieg der Treibhausgaskonzentration ist der jetztige Treiber der Erwärmung.
          Zitat

          Es gibt ein grundsätzliches politisches Bedürfnis nach “Klimaschuld”.

          und

          Das Problem ist bei zu erwartender / zu erhoffender geringerer Erwärmung bei weitem nicht so groß, wie es gemacht wird; zukünftige Technologien werden hier Abhilfe schaffen, auch als sogenannte Workarounds.

          Klar ideologisieren viele das Klimaproblem und laden es mit “Schuld” auf oder sehen im Klimawandel gar ein Zeichen für das Versagen des Kapitalismus. Das ändert aber nichts an den naturwissenschaftlichen Aussagen. Welche Probleme der Klimawandel in Zukunft verursachen wird lässt sich sicher nicht vollständig angeben. Allerdings sind die bekannten, ziemlich sicheren Folgen wie Meeresspiegelanstieg um mehrere Meter, stärkere Hurrikane und tropische Stürme und längere Hitzewellen bereits problematisch.

          • Herr Holzherr, Sie sind ja ein zäher, “nickeliger” Begleiter des alten Bären, blöderweise kann Ihnen Dr. W an der ersten Stelle Ihrer Nachricht nicht widersprechen, Datenreihen, auf die er sich bezog, die womöglich von Herrn Dr. Georg Hoffmann bereitgestellt worden sind, kann er im Moment nicht webverweisen.

            Andererseits ist es in der genannten Zeit um ca. 8 K (vs. 4 K) wärmer geworden, was womöglich auflockern könnte und die Erde als flexibles Wesen, dem es sich anzupassen gilt, einlädt, noch mehr einlädt sozusagen, anzunehmen.

            Auf den Unterschied zwischen ‘vorhistorischer Zeit’ und ‘vorindustrieller Zeit’ wird hier weiterhin Wert gelegt und das mit dem ‘anthropogenen CO2-Gehalt’ war ein Lapsus.

            Hmm, Sie denken aber weiterhin zu stringent, das terrestrische Klimasystem lässt sich in fünf, manche meinen auch : sieben, Subsysteme sinnhaft unterteilen und die Zentriertheit auf den anthropogenen CO2-Gehalt, äh und besser : auf ein sogenanntes Forcing scheint Ihrem Langzeit-Kommentatorenfreund weiterhin unangebracht zu sein.

            Sie denken ja ganz vermutlich auch sonst nicht so.

            MFG
            Dr. Webbaer (der jetzt abär wirklich…)

    • Webbaer: “Die Rückberechnung hoch komplexer Systeme auf diese Art ist ein No-Go.
      Insofern liegen Vermessenheit oder Marketing vor, auf dem Mist von Herrn Dr. Rahmstorf kann Derartiges kaum gewachsen sein.
      Es sind gerade derartige Nachrichten, die dem gesunden Bären- oder Menschenverstand widersprechen.”

      Das ist jetzt aber kein Argument, sondern pures Ressentiment. Es passt Ihnen halt nicht.

      Wenn die Systeme so hochkopmlex sind, sollte man erst recht die Finger davon lassen, aber irgendwie gehen die Skeptiker ja davon aus, dass sich Unsicherheiten und Unwägbarkeiten nur dämpfend auf die Temperaturentwicklung auswirken können.

      • Herr Stefan, Ressentiment geht Richtung Psychologisierung und wäre etwas für die anderen.
        Sie können hoch komplexe Systeme nicht rückberechnen, selbst dann nicht, wenn die angelegten Regelmengen umfänglich bekannt sind (was hier offensichtlich nicht der Fall ist).
        Diese Regelmengen wirken nur sozusagen vorwärts, der Jetzt-Zustand kann aus unendlich vielen Zuständen heraus, dieselben angelegten Regelmengen meinend, entstanden sein.
        Historische Zustände liegen dagegen nur ganz bruchstückhaft erfasst vor.

        • “Sie können hoch komplexe Systeme nicht rückberechnen, selbst dann nicht, wenn die angelegten Regelmengen umfänglich bekannt sind (was hier offensichtlich nicht der Fall ist).”

          Es wird auch nicht zurückberechnet, sondern mit Klimamodellen simuliert. Das könnten Sie wissen. Das Ausblenden von trivialen Fakten ist rational nicht zu erklären.

    • Das Klima hängt anders als das Wetter nur wenig von der Klimavorgeschichte ab. Vielmehr lässt sich das Klima einer Region aufgrund von lokalen Wärme-/Energiebilanzen (zu-/abgeführte Wärme) berechnen. Dies zu (Zitat):

      Die Rückberechnung hoch komplexer Systeme auf diese Art ist ein No-Go.

      Klimamodelle können also sowohl an vergangenen Klimazuständen als auch an der Entwicklung des gegenwärtigen Klimas getestet werden. Und Klimaprognosen, die von Klimamodellen gemacht werden/wurden, können heute zunehmend an den aktuell beobachteten Klimazuständen überprüft werden, weil es Klimamodelle schon 20 oder mehr Jahre gibt.
      Je länger je mehr wird also die Klimamodellierung zu einer empirischen Wissenschaft. Dies zeigt auch der Bericht Climate Models and Their Evaluation In der Zusammenfassung liest man dort unter anderem:

      – Klimamodelle werden umfangreicheren Tests unterzogen, wie z.B. der Auswertung von Prognosen auf Zeitskalen von Tagen bis zu einem Jahr. Diese vielfältigeren Tests erhöhen das Vertrauen in die Genauigkeit, mit der Modelle Prozesse repräsentieren, die die Klimaprojektionen beeinflussen.
      – Erhebliche Fortschritte wurden beim Verständnis der modellübergreifenden Unterschiede in der Gleichgewichtsklimasensitivität erzielt. Wolkenrückkoppelungen wurden als primäre Quelle für diese Unterschiede bestätigt, wobei niedrige Wolken den größten Beitrag leisten. Neue Beobachtungs- und Modellierungsnachweise sprechen stark für eine kombinierte Rückkopplung der Wasserdampf-Gradientenänderung mit einer Stärke, die mit derjenigen in allgemeinen Zirkulationsmodellen vergleichbar ist (ca. 1 W m^-2°C^-1, was einer Verstärkung der globalen mittleren Erwärmung um ca. 50% entspricht).
      – Die Fähigkeit von AOGCMs, extreme Ereignisse zu simulieren, vor allem Hitze- und Kälteperioden, hat sich verbessert. Die Häufigkeit und Menge der Niederschläge, die in der intensiven Ereignisse werden unterschätzt.

      Fazit: Klimamodelle wurden schon immer auf den Prüfstand gestellt, indem vorausgesagte Klimazustände mit den beobachteten verglichen wurden. Die heute stark verfeinerten Klimamodelle, die mehr Prozesse berücksichtigen und dies hochauflösender tun, stimmen noch besser mit den Beobachtungen überein als die früheren Modelle und die Prognosekraft dieser Modelle steigt. Zudem: Je länger es schon Klimamodelle gibt, desto mehr Überprüfungsmöglichkeiten gibt es. Schon jetzt lässt sich sagen, dass die bisher verwendeten Klimamodelle in guter Übereinstimmung mit der tatsächlichen Klimaentwicklung sind.

      • Herr Holzherr und hierzu :

        Die heute stark verfeinerten Klimamodelle, die mehr Prozesse berücksichtigen und dies hochauflösender tun, stimmen noch besser mit den Beobachtungen überein als die früheren Modelle und die Prognosekraft dieser Modelle steigt.

        Sie stimmen sicherlich “noch” besser mit den früheren Modellen überein, weil die früheren Modelle schlechter waren.
        Der Schreiber dieser Zeilen hat ja auch nichts dagegen, dass sich derart bemüht wird, in einem historisch und (bisher) einmalig zu nennendem naturwissenschaftlichen Großvorhaben.
        Allerdings bleiben hier auch die Interessen der Stakeholder zu beachten und es fällt schwer zu glauben, dass bspw. das bundesdeutsche Potsdam Institut für Klimafolgenforschung abschwächende sogenannte Forcings entwickeln wie promovieren wird. (Was sie wohl ohnehin nicht tun, Herr Dr. Hoffmann fragte mal an, ob dort überhaupt Klimaforschung betrieben wird, ein wenig verdeckt natürlich.)
        Dort sind recht viele Lyriker am Start, die den Schreiber dieser Zeilen an Marketing-Abteilungen großer Unternehmen erinnern, Dr. W könnte hier belegend werden, Aufsätze webverweisen, die Naturwissenschaftlern unwürdig scheinen.

        Es gibt viele Einwände, die freundlich skeptische Begleiter der hier gemeinten “CO2-zentrierten Klimatologie mit dem bekannten Erwärmungstrend” beibringen könnten, es fehlt an dieser Stelle aber der Platz und die freundlicherweise vom Mediziner Herrn Dr. Grüter bereit gestellte Feedback-Einheit soll ja auch nicht über Gebühr belastet werden.

        Insofern nur eine Anregung :
        Die CO2-Zentriertheit müsste falsch sein.

        MFG + schönes Wochenende,
        Dr. Webbaer

        • Es geht hier überhaupt nicht um das PIK, obwohl es international durchaus anerkannt ist. Sie müssten einfach nur mal ein Fachbuch / Grundlagenwerk über Klimatologie aufschlagen. Zum Beispiel “Global Physical Climatology” von Dennis L. Hartmann der Universität Washington oder noch besser ein Fachbuch zu atmosphärischer Strahlungsphysik. Schon im Klimatologie-Buch wird die Wirkung des CO2s allein und in Verbindung mit der Wasserverfügbarkeit durch Ozeane schon physikalisch-prinzipiell ausführlich erläutert, noch bevor überhaupt Simulationen ins Spiel kommen. Sie könnten auch die Stellungnahmen der NASA oder der nationalen Meteorologieorganisationen zur CO2-zentrierten Erwärmung lesen. Oder Sie könnten an einer beliebigen meteorologischen Fakultät einen Vortrag über die Globale Erwärmung hören und dem Referenten eigene Fragen stellen.

          Wenn ich Ihren Beitrag lesen, könnten Sie meines Erachtens genauso gut die Gravitation, Evolutionstheorie oder Relativitätstheorie infrage stellen, denn der Treibhauseffekt ist gerade angesichts der vielen Kritiker als fundierte Theorie so gut untermauert wie jede andere etablierte Theorie auch. Die wissenschaftliche Diskussion dreht sich um Details der Feedbacks und damit die exakte Größe des Temperaturanstiegs, nicht den Effekt an sich und schon gar nicht sein Vorzeichen. Sie bezweifeln hier Dinge “Die CO2-Zentriertheit müsste falsch sein.” deren Evidenz in der Fachliteratur nicht bezweifelt wird – und das schon seit mindestens 60 Jahren.

  26. Wie sieht eine erfolgreiche Klimapolitik aus?
    Gibt es keine Alternative zu dem was Thomas Grüter so beschreibt (Zitat):

    Tatsächlich müsste Deutschland seine Wirtschaft radikal erneuern, wenn es den Ausstoß von Treibhausgasen ernsthaft und zügig reduzieren will. Zeitweilige Stromengpässe müssten in Kauf genommen werden, Gebäude zügig saniert und die meisten Heizungen mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Arbeitsplätze könnten verloren gehen, Wohnen wird deutlich teurer. Welche Regierung will das schon verantworten?

    Nein, Stromengpässe und überteuertes Bauen muss es meiner Meinung nach nicht unbedingt als Konsequenz einer wirksamen Klimapolitik geben. Nur schon das Beispiel von Grossbritannien zeigt, dass sich mehr als in Deutschland auf billigere Art und Weise erreichen lässt.
    Beispiele für Alternativen:
    Bauen: Nichts ist billiger und einfacher als Heizen mit Strom, falls der Strompreis relativ niedrig ist. Das kann sogar klimafreundlich sein, dann nämlich, wenn der Strom CO2 arm erzeugt wird. Folgerung: Nicht Energieefizienz im Gebäudesektor ist entscheidend, sondern CO2-Armheit ist entscheidend. Man muss so bauen, dass man mit minimalen finanziellen Mitteln das beste Ergebnis bezüglich CO2-Ausstoss des Gebäudes erreicht. Eine Kombination von vernünftiger Dämmung und CO2-armem Heizen verteuert das Bauen nur wenig.
    Vermeiden von Stromengpässen: Ein EU-Supergrid welches Nordskandinavien und den Balkan als Standorte von Windturbinen miteinbezieht und welches sich nicht wie die heute nur auf die Nordsee und den Nordatlantik konzentriert, kann gemäss einer ETH-Studie die Stromversorgung für ganz Europa viel sicherer und ausgeglichener machen als sie heute ist.

    Fazit: Thomas Grüter hat absolut richtig, dass eine wirksame Klimapolitik teuer werden kann. Sie muss es aber nicht. Ein EU-Supergrid, welches die “richtigen” Standorte miteinander verbindet und eine Konzentration allein auf die CO2-Armheit und nicht auf irgenetwas zusätzliches (wie Effizienz, Erneuerbarkeit, etc) führt zu den günstigsten Lösungen. Ein angemessener Preis auf CO2-Emissionen hätte darum schon längst eingeführt werden müssen. Nicht wer am meisten Erneuerbare hat, schneidet bezüglich Klimapolitik am besten ab, sondern wer am wenigsten CO2 produziert, der ist der Beste. Deutschland schneidet bezüglich CO2-Bilanz schlecht ab, weil es seine Kohlekraftwerke ungebremst weiter laufen lässt.

    • Nicht wer am meisten Erneuerbare hat, schneidet bezüglich Klimapolitik am besten ab, sondern wer am wenigsten CO2 produziert, der ist der Beste.

      Der per se amoralisch (vs. unmoralisch) arbeitende Markt sieht’s anders.
      Von Idealisierungen dieser Art hat Dr. W generell abzuraten.

      • Zitat Dr.Webbaer: Der per se amoralisch (vs. unmoralisch) arbeitende Markt sieht’s anders [er spart nicht beim CO2-Austoss. Sehr gut bemerkt. Das heisst doch, dass die klimapolitische Forderung nach CO2-Reduktionen ohne ein Marktinstrument dasteht! Ein Systemwiderspruch, der bewirkt, dass Klimapolitik versagt.

        • In etwa so, Herr Holzherr :

          Der per se amoralisch (vs. unmoralisch) arbeitende Markt sieht’s anders [er spart nicht beim CO2-Austoss]. (Dr. Webbaer)
          Sehr gut bemerkt. Das heisst doch, dass die klimapolitische Forderung nach CO2-Reduktionen ohne ein Marktinstrument dasteht! (Herr Holzherr)

          Das “beste” Marktinstrument ist bekanntlich der Sozialismus, der Handel mit imaginären Gütern ist problematisch, auch wenn im Web bspw. Schwerter gehandelt werden, irgendwelche Online-Spiele betreffend und un-zynisch formuliert wäre das Verbot angewiesen, um bestimmte Arten der Energieerzeugung und bestimmten Ausgasungen vorzubeugen.

          Was aber nicht geschieht, weil wohl gebellt werden soll, sich aber niemand nass machen will.

          Der EU-weite Emissionshandel ist ein Fall für sich, Dr. Webbaer hat immer gerne auch bei Umweltforsch reingeschaut, nette und kompetente Leutz dort, hat allerdings nie erfahren, ob die dortige Arbeit zielführend sein kann.

          MFG + schöne Woche noch,
          Dr. Webbaer

  27. Theresa May:

    Clean growth is not an option, but a duty we owe to the next generation,

    Executive Summary (übersetzt von DeepL):

    Sauberes Wachstum bedeutet, unser Volkseinkommen zu steigern und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen zu senken. Das Erreichen eines sauberen Wachstums bei gleichzeitiger Gewährleistung einer erschwinglichen Energieversorgung für Unternehmen und Verbraucher ist das Herzstück der britischen Industriestrategie. Sie wird unsere Produktivität steigern, gute Arbeitsplätze schaffen, die Ertragskraft der Menschen im ganzen Land steigern und zum Schutz des Klimas und der Umwelt beitragen, von denen wir und künftige Generationen abhängig sind.

    Greg Clark (übersetzt von DeepL):

    In unserer modernen Industriestrategie geht es darum, die Ertragskraft der Menschen in allen Teilen des Landes zu steigern. Wir müssen das tun und dabei nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch verbessern, von der unser wirtschaftlicher Erfolg abhängt. Kurzum, wir brauchen ein höheres Wachstum bei geringeren CO2-Emissionen. Dieser Ansatz steht im Mittelpunkt unserer Strategie für sauberes Wachstum.

    Das ist die Attitüde, die The Clean Growth Strategy vermittelt. Und es ist auch in meinen Augen die richtige Einstellung.
    In Deutschland scheint mir dagegen die Haltung verbreitet, man müsse dem Klima zuliebe Opfer bringen und befinde sich durch die Klimapolitik zwischen der Skylla der Deindustrialisierung und der Charybdis der finanziellen Überbelastung der Einkommensschwächeren. Auch das vermittelte Hauptziel – Verminderung der CO2-Emissionen – scheint mir richtig zu sein.
    Wenn der Brexit wahrscheinlich auch ein falscher Weg für Grossbritannien ist, die Strategie des Wachstums bei sinkenden CO2-Emissionen scheint mir richtig.

  28. Europäer und US-Amerikaner kennen oft die richtigen Lösungen – sind aber nicht in der Lage sie umzusetzen, weil es zuviel Hindernisse in einem schon verbauten Raum gibt. Schon verbauter Raum meint die Summe aller bestehenden Infrastrukturen plus Inflexibilität im Denken.
    Beispiel: In der Energiestrategie der EU 2050 liest man (übersetzt von DeepL):

    – Frühe Infrastrukturinvestitionen kosten weniger, und ein Großteil der vor 30 bis 40 Jahren in der EU errichteten Infrastruktur muss ohnehin ersetzt werden. Ein sofortiger Ersatz durch kohlenstoffarme Alternativen kann kostspieligere Änderungen in der Zukunft vermeiden.
    Von einem europäischen Ansatz wird erwartet, dass er im Vergleich zu einzelnen nationalen Systemen zu niedrigeren Kosten und einer sichereren Energieversorgung führt. Mit einem gemeinsamen Energiemarkt kann Energie dort erzeugt werden, wo sie am billigsten ist und dorthin geliefert werden, wo sie gebraucht wird.

    So sieht die Theorie aus: EU-Energieinfrastruktur führt zu Kostensenkungen und ist besser als nationale Lösungen.
    Und so sieht wohl die Praxis aus: Die Länder der EU wollen nicht auf ihre nationale Energiepolitik verzichten und sich nicht von anderen EU-Ländern abhängig machen.

  29. @Paul Stefan

    »… irgendwie gehen die Skeptiker ja davon aus, dass sich Unsicherheiten und Unwägbarkeiten nur dämpfend auf die Temperaturentwicklung auswirken können.«

    Ja genau, das ist ja eben das, was Herr Grüter beschrieben hat und was, nun, einerseits schwer zu begreifen ist, andererseits aber in der Natur des Menschen zu liegen scheint: Wenn man gesund bleiben will, sollte man alles vermeiden, was der Gesundheit schaden könnte, aber weil gerade das Schädigende oft besonderen Genuss bereitet, kann man’s nicht lassen. Und dann lebt man halt, auch wenn die Chancen schlecht stehen, nach dem Prinzip Hoffnung („Et hätt noch emmer joot jejange“, oder so ähnlich).

  30. Ergänzung zu obiger Aussage, dass Klimapolitik in Europa oft wegen verbauter Infrastruktur und Denkblockaden nicht umgesetzt werden kann. Im Spiegel Nr.50 vom 9.12.2017 liest man im Artikel „Rennbahn mit Knick, dass die ICE-Neubaustrecke von München nach Berlin jetzt die Reise auf 4 Stunden verkürzt, wobei aber 3 Stunden möglich gewesen wäre hätte man nicht einen Umweg über Erfurt eingebaut (aus regionalpolitischen Gründen) und hätte man einige der Zwischenhalte weggelassen. Der Unterschied zwischen 3 und 4 Stunden Reisezeit ist der Unterschied von vielen Millionen geflogenen Kilometern in der Luft pro Jahr, denn wie das Beispiel Frankreich zeigt, werden Städte, die man mit 3 Stunden Reisezeit mit der Bahn erreicht, kaum noch beflogen. Man hätte also hunderttausende Tonnen von CO2-Emissionen pro Jahr verursacht durch den Flugbetrieb zwischen München und Berlin eingespart, wenn man die Reisezeit auf 3 Stunden verkürzt hätte. Klimaschutz verlor also beim Streckenbau München Berlin gegenüber regionalpolitischen Zielen. Die Haltung dahinter, welche Klimaschutz immer höchstens die zweite Priorität zugesteht, bedeutet nichts anderes als dass Deutschland wie auch andere europäische Länder ihre selbstgesteckten Klimaziele nicht erreichen werden. Dabei bedeutet eine Verschiebung von heute fälligen CO2-Emissionsreduktionen auf eine unbestimmte Zukunft nichts anderes als dass ganze Generationen zukünftiger Menschen in einem wärmeren Klima leben werden als nötig und dass sie mit stärkeren Meeresspiegelanstiegen rechnen müssen als nötig.

  31. Zu folgendem Zitat:

    “….Die wissenschaftliche Diskussion dreht sich um Details der Feedbacks und damit die exakte Größe des Temperaturanstiegs, nicht den Effekt an sich und schon gar nicht sein Vorzeichen. Sie bezweifeln hier Dinge “Die CO2-Zentriertheit müsste falsch sein.” deren Evidenz in der Fachliteratur nicht bezweifelt wird – und das schon seit mindestens 60 Jahren..” (Ende des Zitats)

    Der Freiburger Autor Udo Moll,(“Klimawandel oder heiße Luft?”2016) nach Klappentext studierter Geograph, Klimatologe und Geologe, ist in etwa derselben skeptischen Ansicht , wie Dr. Webbaer sie kundtat und wie sie im folgenden ironisierenden Kommentarteil von oben kurz zusammengefasst wird:

    “..»… irgendwie gehen die Skeptiker ja davon aus, dass sich Unsicherheiten und Unwägbarkeiten nur dämpfend auf die Temperaturentwicklung auswirken können.« (Zitat-ende)

    Die Diskussion der Frage eines eventuell technisch und politisch ökonomisch relativ (!) problemlos zu bewältigenden Anstiegs etwa um nur ca. die Hälfte des zur Zeit “offiziell” prognostizierten Wertes ist keinesfalls trivial.
    Jemanden, der solches für möglich hält, als individualpsychologisch oder sozio-psychologisch motivierten zwanghaften Falschdenker abzuqualifizieren, könnte fatal sein. Und spätere Generationen könnten Solches eventuell als bornierte Hirnrissigkeit mit tragischen Folgen bewerten. Deswegen muss hier auch die skeptische Kritik zu aller erst ansetzen.
    Gerade einem um Wissenschaftlichkeit und politische Neutralität bemühten (skeptischen) Beobachter kann nicht entgehen, dass (wie der Web- Baer schreibt) ein von wem auch immer induzierter Drang zu einer Art „Klimaschuld“ zu existieren scheint.
    Besonderes verdächtig erscheint einem, dass mögliche positive Aspekte einer Erwärmung wo es nur geht und so gut es nur geht herunter gspielt werden.Ist es wirklich so abwegig, darauf hinzuweisen,dass das Vorhandensein von mehr thermischer Energie uns von (den Lieferanten von) fossilen Quellen unabhängiger machen könnte? Oder dass ich dann weniger Heizöl verbrauche , und sowohl mit als auch ohne Dämmung. Oder das das Mehr an CO2 das Pflanzenwachstum begünstigt,
    was wohl kaum als negative Folge betrachtet werden kann. In einer SWR- Doku zum Thema wird dies zwar kurz erwähnt und Landwirte bestätigen dies dort auch., Aber gleich darauf wird eine mit der (gefährlichen) Ambrosia- Pflanze bewachsene Flurfläche gezeigt, welche jetzt(auch) besser gedeihen würde.
    Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

    • @L.Schaber: Klar hat eine Erwärmung vor allem im Norden auch positive Auswirkungen – nicht unsonst gibt es das Buch The New North -the world in 2050 von Laurence C. Smith, wo Smith im Norden Europas, Asiens und Nordamerikas (Kamada) das neue Weltzentrum des Jahres 2050 ausmacht, weil alle dorthin ziehen wollen, wo das Klima angenehm bleibt/bezugsweise erst angenehm wird während der Rest des Planeten unter einer zunehmenden Kombination von Überbevölkerung und Klimaverschlechterung leidet. Ein solcher Norden wird aber sicherlich mit einer Migrationswelle zu kämpfen haben, gegen die die heutige klein erscheint.
      Aber selbst der Norden wird unter den negativen Folgen des Meeresspiegelanstiegs und unter der Invasion von Insekten und Krankheiten leiden, die heute auf den Süden beschränkt sind.
      Das Jahr 2050 mag vielleicht nur auf den ersten Blick eine bessere Zeit für die Länder im hohen Norden verheissen, denn ein zunehmend „ungerechtes Klima“ fordert seinen Tribut sogar für die, die zuerst einmal profitieren.

  32. @ L.Schaber

    »Ist es wirklich so abwegig, darauf hinzuweisen,dass das Vorhandensein von mehr thermischer Energie uns von (den Lieferanten von) fossilen Quellen unabhängiger machen könnte?«

    Vorausgesetzt, es handelt sich um eine ernstgemeinte Frage: Ja, es ist abwegig, wenn es um das Weltklima geht.

  33. Wie wirksam sind Steuern/Preise auf CO2-Emissionen?
    Mehr als 20 Länder/Teilstaaten kennen eine CO2-Steuer, aber in weniger als 5 Ländern/Teilstaaten ist sie seit mindestens 5 Jahren höher als 20 Dollar pro Tonne CO2. Am höchsten und über mehr als 5 Jahre schon in Kraft sind CO2-Steuern in Schweden(jetzt über 100 Dollar pro Tonne CO2 Steuer) und in Grossbritannien. In Schweden sank der CO2-Ausstoss zwischen 1990 und 2016 von 7.5 auf 4.3 Tonnen pro Jahr und Person, in Grossbritannien sanken die CO2-Emissionen in der gleichen Zeitspanne von 9.98 Tonnen auf 6.1 Tonnen. Diese Länder mit den ältesten hochpreisigen CO2-Steuern sind also auch diejenigen, die weltweit ihre CO2-Emissionen am stärksten reduziert haben.
    Übrigens. Gäbe es in D eine CO2-Steuer in der Höhe in der es sie in Schweden und Grossbritannien gibt, wären die deutschen Kohlekraftwerke schon lange abgestellt und D hätte sein selbst anvisiertes Ziel von 40% Emissionsreduktionen erfüllt.

    • Ergänzung: Pro Kopf emittiert Schweden nur noch 4.3 Tonnen CO2 – etwas, was in einem nördlichen Industrieland nur möglich ist, wenn nicht nur die Stromerzeugung, sondern auch ein Grossteil der Raumheizung/Raumklimatisierung dekarbonisiert ist. Und das ist in Schweden der Fall. Dort dominiert schon lange Fernwärmeheizungen und die wurden bis vor kurzem noch mit Erdgas/Erdöl und Strom (der in Schweden schon lange dekarbonisiert ist) betrieben. Doch seit der Einführung der CO2-Steuer (jetzt 110 Euro/Tonne CO2) wurden fast alle Fernheizungen auf Biomasse (Holz,etc) umgestellt (Zitat Fiscal policy for decarbonisation of energy in Europe (übersetzt von DeepL):

      Der Wärmemarkt wurde vor 1990 weitgehend entkarbonisiert, was vor allem auf die Verwendung von kohlenstoffarmem Strom aus Wasserkraft und Kernenergie sowie auf eine gewisse Dekarbonisierung der Fernwärme zurückzuführen ist. Die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) wurde zur dominierenden Fernwärmequelle und ist heute Marktführer auf dem schwedischen Wärmemarkt. Seit den 1990er Jahren fördert die Regierung weiterhin Fernwärme und KWK, die heute sehr stark auf Biokraftstoffe angewiesen sind.

      Welche Rolle spielte und spielt nun die CO2-Steuer bei Schwedens radikaler Dekarbonisierung? (Zitat, übersetzt von DeepL):

      Die schwedische Fiskalpolitik hat eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung von Wärme und Verkehr gespielt. Tatsächlich steht die Umweltsteuer seit Anfang der 80er Jahre im Mittelpunkt der schwedischen Steuerpolitik, wobei die Regierung die Einnahmen als Mittel zur Senkung der Steuern auf Arbeit nutzt.

      Die Heizung in Schweden kann in drei Kategorien eingeteilt werden:
      – Raumheizung, Wassererwärmung und Wärmepumpen mit Strom.
      – Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die Biokraftstoffe und andere Brennstoffe zur Wärmeerzeugung für Fernwärmesysteme und für industrielle Zwecke nutzen.
      – Biomasse (Pellets), die in der Industrie und im Haushalt verwendet wird.

      Von diesen drei Quellen ist die KWK-Fernwärme die wichtigste.

      Die Fiskalpolitik war besonders wichtig für die Entwicklung der Fernwärme im Zusammenhang mit der KWK. Sterner et al. (2013) fasste die schwedische Erfahrung zusammen: die CO2-Besteuerung scheint erhebliche Auswirkungen auf Brennstoffe für Heizzwecke gehabt zu haben, wo Biokraftstoffe und andere nicht fossile Energieträger (wie Energie aus Abfall und überschüssige Wärme aus industriellen Prozessen) ihre Anteile deutlich erhöht haben.
      Biokraftstoffe und andere nicht fossile Energien sind von der Kohlenstoffsteuer befreit und werden in diesen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen weit verbreitet eingesetzt. Darüber hinaus erhält Strom aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die Biokraftstoffe verbrennen, grüne Zertifikate.

      Fazit: Die 4.3 Tonnen CO2/Kopf, die Schweden schon heute erreicht gehen auf die Dekarbonisierung des Strom-und Heizungssektor zurück. Die Dekarbonisierung wurde durch die hohe CO2-Steuer stark beschleunigt. Wenn Schweden auch noch den Transport weitgehend dekarbonisiert (E-Autos, Volvo baut ab 2019 nur noch E-und Hybrid-Autos), dann wird Schweden pro-Kopf Emissionen von unter 3 Tonnen pro Einwohner haben – ein Wert von dem Deutschland noch meilenweit entfernt ist und es wohl auch im Jahr 2030 (wenn Schweden dieses Ziel voraussichtlich erreicht) noch sein wird.

  34. Der Artikel German Energiewende Turned Into a Dead End sagt zusammengefasst, dass D ohne Abschaltung der AKW, aber mit Abschaltung der Kohlekraftwerke das 40% CO2-Reduktionsziel erreicht hätte und das mit der gleichen Stromerzeugungsquote, die es heute erreicht (übersetzt von DeepL):

    Wenn wir spekulieren, dass Deutschland seine Kernreaktoren am Laufen gehalten hat, erscheint die angestrebte Senkung der Emissionen um 40 Prozent viel plausibler. Schätzungen gehen davon aus, dass Deutschland bis 2020 rund 115 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr über dem Zielwert ausstoßen wird. Dies entspricht in etwa den jährlichen Gesamtemissionen Finnlands und Schwedens.

    Wenn die Kernenergieproduktion bei rund 160 Terawattstunden pro Jahr geblieben wäre und die Kohlekraftwerke stattdessen stillgelegt worden wären, wären die jährlichen Emissionen um rund 120 Millionen Tonnen geringer.

    Mit anderen Worten, das unmittelbare Ergebnis eines Energiewende-Ziels, nämlich die Abschaltung der Kernenergie bedeutete implizit ein Scheitern des anderen Energiewende-Ziels, die CO2-Emissionen um 40% gegenüber 1990 zu reduzieren.

  35. Gemäss Focusing On Big Wins In Emissions Reduction gilt: Würden die 18 grössten Braunkohle- und Steinkohlekraftwerke in Europa abgestellt, dann sänken die CO2-Emissionen von Anlagen, die vom EUETS (EU Emission Trading System) kontrolliert werden, um 14% und im Kraftwerksbereich gar um 25%. Die Hälfte dieser 18 Grosskohlekraftwerke befindet sich übrigens in Deutschland. Der Artikel hält es ebenfalls für einen Fehler Deutschlands, seine Kohlekraftwerke ungebremst weiterlaufen zu lassen wie die letzten Sätze des Artikels zeigen (übersetzt von DeepL):

    Deutschland hat mit seinem Solarstromprogramm einen großen Beitrag zu den internationalen Anstrengungen zur Emissionsreduzierung geleistet, die wesentlich dazu beigetragen haben, die Kosten der Photovoltaik zu senken und den weltweiten Einsatz dieser Technologie zu fördern. Dies kann jedoch keine Rechtfertigung dafür sein, die derzeitige Politik im Energiesektor fortzusetzen. Maßnahmen, die auf diese Anlagen [grosse Kohlekraftwerke] abzielen, erscheinen jetzt vorrangig. Solche Maßnahmen könnten weitere Reformen des EUETS umfassen, werden aber wahrscheinlich auch andere Maßnahmen erfordern.

  36. Schwedens Treibhausgasemissionen verteilten sich 2012 so: 13% Landwirtschaft, 10% Industrie und 70% Energie, vor allem Energie für Strassenfahrzeuge. Gemäss How can we decarbonize road freight transport by 2030? fielen 2013 33% der Treibhausgasemissionen Schwedens auf den Transportsektor. Eine völlige Elektrifizierung des Strassenverkehrs, welche von einer CO2-neutralen Batterienproduktion ausgeht, würde also die Treibhausgasemissionen von Schweden von jetzt 4.3 auf unter 3 Tonnen CO2-Äquivalent pro Person senken. Eine solche Elektrifizierung ist möglich und das sogar inklusive Schwertransport, wenn beispielsweise Tesla-Elektrolastwagen eingesetzt werden.
    Wirklich schwierig dürfte es für Schweden werden, die Emissionen noch weiter zu senken, also unter 3 Tonnen pro Person und Jahr, denn dann müsste auch die Landwirtschaft und müsste auch der Teil der Industrie, der aus irgend einem Grunde Treibhausgase freisetzt, dekarbonisiert werden. Schweden wird jedenfalls Probleme haben auch noch die letzte oder die beiden letzten Tonnen CO2 zu eliminieren – und auch alle anderen Länder werden hier Schwierigkeiten haben, wenn sie überhaupt je so weit kommen. Es wäre wahrscheinlich schon viel erreicht wenn im Jahr 2050 im Durchschnitt 3 Tonnen CO2 pro Weltbürger emittiert würden. Es gibt zwar unzählige Länder mit sehr viel niedrigeren Emissionen – doch das sind durchwegs arme, kaum industrialisierte Länder wie Bangladesh (welches 2013 0.45 Tonnen CO2 pro Person emittierte). Im Jahr 2050 wird Bangladesh mit ziemlicher Sicherheit sehr viel mehr CO2 emittieren als heute. Dementsprechend stärker müssen die industrialisierten Länder dekarbonisieren – nur um auf die von mir anvisierten 3 Tonnen CO2-Emissionen pro Person und Jahr im Weltdurchschnitt herunterzukommen. Bei 10 Milliarden Einwohner wären die Gesamtemissionen dann (im Jahr 2050) bei 30 Gigatonnen CO2. Heute liegen die CO2-Gesamtemissionen bei 35 Gigatonnen. Dass trotz nur noch 3 Tonnen CO2 pro Person (heute 5 Tonnen pro Weltbürger) im Jahre 2050 trotzdem 30 Gigatonnen resultieren liegt am Bevölkerungszuwachs von heute 7.6 Milliarden Menschen auf 10 Milliarden Menschen im Jahr 2050. Wirklich schwierig wird die Dekarbonisierung für die Menschheit erst nach 2050 werden – dann nämlich, wenn alle Länder bereits tiefe Emissionen haben, sie aber noch weiter reduzieren müssen.

    • Herr Hozherr, Sie haben hier einen wichtigen Punkt angesprochen: Die Zunahme der Weltbevölkerung führt dazu, dass die gesamte CO2-Emission auch dann nicht zurückgeht, wenn die Pro-Kopf-Emissionen bis 2050 von ca. 4,8 auf 3,5 Tonnen pro Jahr zurückgehen. Eine wirksame Reduzierung müsste also dazu führen, dass jeder Mensch ab 2050 im Durchschnitt nur noch ca. 2 Tonnen CO2-Emissionen verursachen darf. Das wird ausgesprochen schwierig.

  37. Im Jahr 2017 stiegen die weltweiten CO2-Emissionen wahrscheinlich um 2%, dies nachdem sie 2015 und 2016 wegen sinkenden CO2-Emissionen in China zurückgingen. Auch der jetztige Wiederanstieg hat seinen Grund in wiederansteigenden Emissionen in China und China spielt mit 30% der CO2-Gesamtemissionen heute sowieso die dominierende Rolle. Doch das könnte sich bis 2030 ändern. Vor allem weil die chinesische Regiereung auf Atomkraft, Erneuerbare und auf lange Stromleitungen entlang beispielsweise der neuen Seidenstrasse (OBOR) setzt und damit die CO2-Emissionen vermindert. Kürzlich las man sogar, dass China das Heizen mit Kohle durch nuklear erzeugte Fernwärme ersetzen will. China ist durchaus zuzutrauen, seine CO2-Emissionen von jetzt 7.7 Tonnen CO2/Kopf/Jahr bis 2030 zu stabilisieren oder gar zu senken. Dennoch ist weltweit auch nach 2030 kaum mit starken weltweiten CO2-Emissionsreduktionen zu rechnen. Denn die CO2-Emissionen von Indien, Indonesien, Pakistan und auch Bangladesh steigen momentan pro Jahr um 4 bis 6%. Absolut gesehen spielen die CO2-Emissionen dieser schnell wachsenden Länder noch keine Rolle. Doch schon im Jahr 2030 werden Inder wohl zwischen 3 und 4 Tonnen CO2/pro Kopf/Jahr emittieren (heute 1.9 Tonnen) und im Jahr 2030 wird es zudem mehr Inder als Chinesen geben, denn die indische Bevölkerung wächst weiterhin.

  38. SPON berichtet unter Polens schmutziger Kohle-Trick wie Polen seine Kohleindustrie (über Kapazitätsmärkte) schützt obwohl die EU doch dein Einsatz von mehr Ökoenergie anstrebt. Wäre denn mehr Ökoenergie für Europa gut in Bezug auf die CO2-Emissionen? Nicht unbedingt, denn mehr Ökoenergie, mehr Erneuerbare, bedeuten keinesfalls, dass die CO2-Emissionen sinken. Dies zeigt Deutschland exemplarisch, welches jetzt einen Anteil von 30% Erneuerbaren am Strommix hat, aber die CO2-Emissionen in den letzten 10 Jahren nie mehr als 1% pro Jahr gesenkt hat. Weil Deutschland weiterhin (fast) gleich viel Kohlestrom erzeugt wie vor 10 Jahren und den Überschuss einfach ins Ausland exportiert. In der Strombilanz ist der exportierte Strom aber deutscher Strom und die damit verbundenen CO2-Emissionen sind deutsche Emissionen.
    Das Problem mit den Kohlekraftwerken Polens und mit den nicht sinkenden CO2-Emissionen Deutschlands wäre ganz einfach zu lösen. Nämlich mit einer genügend hohen CO2-Steuer, jedenfalls mit einem genügend hohen Preis, den man zahlen muss, wenn man CO2 erzeugt. Wäre dieser Preis in Europa höher als 20 Euro pro Tonne CO2 wären die meisten oder gar alle Kohlekraftwerke in der EU nicht mehr rentabel und die Emissionen Europas wären stark gesunken, weil die Kohlekraftwerke abgestellt worden wären, denn eine Subvention dieser Kohlekraftwerke wäre inkompatibel mit einer Steuer auf CO2. Die EU hat aber immer wieder verhindert, dass die Preise für emittiertes CO2 in ihrem CO2-Handelssystem steigen. Warum hat sie das oder haben das die EU-Länder verhindert? Weil sie verhindern wollten, dass ihre Kohlekraftwerke unrentabel werden. Mit anderen Worten: Die EU gibt vor, die CO2-Emissionen senken zu wollen indem sie Direktiven ausgibt, die den Erneuerbaren den Vorrang geben und gleichzeitig wollen die Länder verhindern, dass ihre Kohlekraftwerke abgestellt werden. Damit erreicht die EU tatsächlich einen grösseren Anteil an Erneuerbaren, aber kaum eine Senkung der CO2-Emissionen. Es gibt aber einige europäische Länder, die eine eigene CO2-Steuer eingeführt haben und in denen in der Folge die CO2-Emissionen gesunken sind. Es sind Grossbritannien mit einem CO2-Preis von 25 Dollar pro Tonne CO2 und CO2-Emisisonen pro Kopf, die von 9.23 Tonnen im Jahr 2000 auf 5.8 heute gesunken sind, Schweden mit 150 Dollar CO2-Preis pro Tonne, wo die CO2-Emissionen von 5.9 Tonnen im Jahr 2000 auf 4.3 heute gesunken sind, Irland mit 20 Euro/Tonne CO2 wo die Emissionen von 11.3 im Jahr 2000 auf 7.3 heute gesunken sind und Finland mit 18.5 Euro/Tonne CO2 wo die CO2-Emissionen von 12 auf heute 8.5 Tonnen gesunken sind. In Grossbritannien wird heute nur noch 9% des Stroms über Kohlekraftwerke erzeugt und ab 2025 gibt es keine britischen Kohlekraftwerke mehr.
    Fazit: Es ist ganz einfach: Wenn man die CO2-Emissionen senken will, dann muss man nicht die Erneuerbaren fördern, sondern die Emission von CO2-Emissionen bestrafen. Das wissen eigentlich alle. Doch viele Länder in der EU wollen gar nicht in erster Linie die CO2-Emissionen senken, sie wollen vielmehr verhindern, dass allzu schnell (in ihren Augen) die Kohlekraftwerke abgestellt und der Verkehr dekarbonisiert wird. Gleichzeitig wollen die EU-Länder aber Gut-Regierungen sein, sie wollen als Einwohner Gutmenschen haben. Und Gut-Menschen setzen auf Erneuerbare. Doch in Bezug auf das Klimaproblem zählt nicht das Gutsein, sondern es zählen die CO2-Emissionen. Und die müssen runter. Deshalb kommt die EU und kommen auch die übrigen Länder früher oder später nicht um eine Bestrafung von Co2-Emissionen herum.

  39. CO2-Neutralität anstatt das 2°C-Ziel fordert Oliver Geden in The World Should Go for Zero Emissions, Not Two Degrees, denn
    1) Sowohl das 1.5 als auch das 2°C-Ziel (Paris verspricht beide einzuhalten) verlangt noch in diesem Jahrhundert Null-Emissionen, denn bei Nicht-Null-Emissionen wird in beiden Fällen vor dem Jahr 2100 das verfügbare Kohlenstoff-Budget aufgebraucht.
    2) COP21 (Paris) hat als zusätzliches Ziel (neben 1.5 und 2°C) ausgegeben, dass bis 2100 die Erzeugung und Entfernung von CO2 in der Atmosphäre ausgeglichen werden muss
    3) Das Null-Emissionsziel gibt klare Perspektiven und bedeutet beispielsweise, dass ein Land, welches von Kohle auf Erdgas umsteigt auch aufzeigen muss wie es bis Ende dieses Jahrhunderts wieder von Erdgas wegkommt.

    Für Deutschland hätte die Umstellung auf ein Nullemissionsziel beispielsweise zur Folge, dass es seine Ambition seine CO2-Emissionen bis 2050 um 80% bis 95% zu reduzieren neu formulieren müsste als Ambition bis 2050 die Pro-Kopf-Emissionen auf einen konkreten Wert zu reduzieren (z.B. 2 Tonnen CO2 pro Person) mit dem Langfristziel (Ziel für 2100) die Emissionen auf Null zu reduzieren.

    Oliver Geden meint, seine Forderung nach Null-Emissionen unterstützte diejenigen, die eine Kombination von mehr Erneuerbaren und mehr Energieeffizienz fordern. Die ersten drei Kommentare verweisen aber darauf, dass damit keine sichere Stromversorgung garantiert werden könne und dass die einfachste und billigste Lösung um Erneuerbare ausfallssicher zu machen, nämlich die Zuschaltung von Erdgaskraftwerken im Bedarfsfall, nicht mit dem Nullemissionsziel vereinbar sei.

  40. Ein Preis für CO2 ist nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch am effektivsten
    Das Buch Pricing Carbon stellt fest (Zitat, übersetzt von DeepL):

    Ökonomische Lehrbücher sagen voraus, dass Steuern und Emissionshandelssysteme für Gesellschaften der billigste Weg sind, CO2-Emissionen zu reduzieren. Dieses Buch (Pricing Carbon) zeigt, dass dies auch in der realen Welt der Fall ist…. Marktbasierte Ansätze wie Steuern und Handelssysteme haben den CO2-Ausstoß konsequent und kostengünstiger reduziert als andere Instrumente. Kapitalzuschüsse und Einspeisevergütungen gehörten zu den teuersten Möglichkeiten, Emissionen zu reduzieren.

    Dieses Buch wurde schon 2013 geschrieben, doch jetzt, im Jahr 2017, hat sich die Aussage noch einmal bekräftigt, wie das Beispiel von Grossbritannien zeigt (fast alle Kohlekraftwerke abgestellt) oder wie auch Schweden zeigt, welches bereits längere Zeit sehr tiefe CO2-Emissionen hat (4.3 Tonnen CO2/Person) und wo ein Preis von 120 Euro/Tonnen CO2 (der höchste weltweit) dafür sorgt, dass nicht einmal Gaskraftwerke gebaut werden könnten. Besonders deutlich zeigt sich die Wirkung einer CO2-Steuer im Vergleich zwischen Britisch-Kolumbien (Provinz innerhalb Kanadas ) und dem Rest von Kanada (Zitat: In British Columbia wurden doppelt so viele Investitionen in grüne Technologien wie im kanadischen Durchschnitt ausgelöst. Die Provinz vereinigt 20% der Umweltzertifikate «LEED Gold Building» seit 2007 auf sich, und die Verkäufe der Cleantech-Industrie nahmen von 2008 bis 2010 um 48 Prozent zu.)
    Warum CO2-Emissionsreduktionen wichtiger sind als alle anderen Umweltanstrengungen
    Eine deutliche Reduktion der CO2-Emissionen jetzt wirkt sich noch in 100 oder 200 Jahren aus. Doch weltweit sind immer noch hunderte von neuen Kohlekraftwerken geplant (vor allem in Südostasien und Afrika) und im Jahr 2017 stiegen die CO2-Emissionen wieder um 2% auf neu 37 Gigatonnen (77% des Gewichts des Bodenseewassers), vor allem weil China 2017 3.5% mehr CO2 emittierte. Auch Indien hat 2% mehr emittiert, was jedoch wegen seinem geringen Anteil an den Gesamtemissionen (noch) nicht ins Gewicht fällt. Der atmosphärische CO2-Gehalt stieg 2017 von 403 auf 405 ppm und ist damit 43% über dem vorindustriellen Wert. Gemäss Projektionen der Weltbank und des internationalen Währungsfonds
    wird 2018 das WeltBIP um 3-4% wachsen und damit auch die CO2-Emissionen (jedoch deutlich weniger als 3%). Weltweit gibt es gemäss Global Carbon Project 22 Länder in denen trotz Wirtschaftswachstum die Emissionen zurückgehen (sie sind für 1/5 der Emissionen verantwortlich), in 101 Ländern stiegen die Emissionen bei wachsender Wirtschaft (50% der Emissionen stammen aus diesen Ländern).
    Fazit: In den Entwicklungsländern steigen die CO2-Emissionen stärker als sie in den Entwickelten fallen, ein Trend, der noch länger anhalten wird. Es sind die effizientesten Massnahmen gefragt, welche CO2-Emissionen reduzieren können und das sind CO2-Steuern oder CO2-Handelssysteme mit einem Preis für CO2, der deutlich über 20 Euro/Tonne CO2 liegt.

    • Ergänzung: auch der Artikel Emissions Reductions from Carbon Pricing Can Be Big, Quick, and Cheap vertritt die Meinung, dass ein Preis auf CO2-Emissionen am effizientesten ist und erwähnt das Beispiel von Grossbritannien. Hier ein paar Auszüge (übersetzt von DeepL):

      Dieser Anstieg des Kohlenstoffpreises ging einher mit einer Verringerung der Emissionen aus der Kohleverstromung um rund 90 %, die im gleichen Zeitraum um über 100 Mio. t zurückging (schwarze Linie in der Grafik). Verschiedene Faktoren trugen zu dieser Verringerung des Einsatzes von Kohle in der Stromerzeugung bei, darunter die geplante Schließung einiger Anlagen und die Auswirkungen der Regulierung anderer Schadstoffe. Dennoch hat der Anstieg des Kohlenstoffpreises seit 2014 eine entscheidende Rolle bei der Stimulierung dieser Emissionsreduktion gespielt, indem er die Kohleerzeugung teurer gemacht hat als Gas[ii]. Laut einem Bericht der Analysten Aurora machte die Erhöhung der Kohlenstoffpreisstützung drei Viertel der bis 2016 erreichten Gesamtreduktion der Kohleerzeugung aus[iii] aus.

      Auch der Autor des Artikels Wind/Solar Expansion Will Require Perpetual Subsidies vertritt die Meinung, dass ein CO2-Preis oder ein Null-Emissionsziel am effizientesten ist und dass unter solchen Umständen der Wert von Solar-und Windanlagen mit zunehmender Penetration (Anteil an der erzeugten Elektrizität) stark sinkt, denn ein grosser Teil der CO2-Kosten oder das Verfehlen des Null-Emissionsziels kommt dann von den nötigen fossilen Bakckupkraftwerken (Zitat, übersetzt von DeepL):

      Es ist auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass eine Erhöhung des CO2-Preises den Wert von Wind und Sonne (unten) weiter reduzieren wird, da hierfür emissionsarme Backup-Kraftwerke erforderlich sind. Diese Anlagen werden höhere Kapitalkosten haben, wodurch sich die Kosten für die Unterauslastung des Kapitals für Wind- und Solaranlagen erhöhen. Ein vollständiges Verbot von Kernenergie und CCS erhöht den Marktwert, aber die Gesamtsystemkosten und die CO2-Emissionen werden in diesem Szenario (Quelle) um ca. 25% bzw. 150% steigen.
      Wir sollten uns auch vor Augen halten, dass eine groß angelegte Verschiebung der Dekarbonisierungsstrategie von der Wind-/Solartechnik hin zu echter Technologie-Neutralität den Wert bestehender Wind-/Solargeneratoren stark reduzieren wird (ähnlich dem Szenario mit hohen CO2-Preisen in der obigen Abbildung). Wenn eine solche Verlagerung zu einem späten Zeitpunkt erfolgt, wenn bereits viele Wind- und Solarkapazitäten genutzt werden, können die wirtschaftlichen Folgen gravierend sein. Wind- und Solartechnik – ein kostspieliger und risikoreicher Weg zur Bekämpfung des Klimawandels.

  41. Global gesehen gab es zwischen 2011 und 2017 keinen Anstieg bei den Investitionen in Erneuerbaren-Technologien wie der Artikel Flat Investment Levels: End to RE Cost Reductions? aufzeigt. Zwar seien die Kosten der Erneuerbaren weiter gesunken, aber die Subventionen und Einpreisevrgütungen für Wind- und Solarstrom seien ebenfalls gesunken und zudem spiele der Preis von Solarpanels und Windturbinen immer weniger eine Rolle, denn der Anlagenpreis wird immer mehr durch den Netzanschluss, die Montage und die Landpreise für die Windturbinen und Solarpanelfelder bestimmt. Letztlich entscheidend sei der Preis für ein Gesamtstromsystem, welches in der Lage ist den momentanen Bedarf zu jeder Jahres- und Tageszeit abzudecken und dann müsse man auch die Backup-Kraftwerke und Speicher miteinbeziehen. Weil der Backup für Erneuerbare bisher fossile Energien gewesen sei, seien in Ländern mit einem Ausbau der Erneuerbaren die Strompreise gestiegen, denn es brauche nun 2 Energiesysteme, die Erneuerbaren und die Backupkraftwerke.
    In Bezug auf Speicheranforderungen für die intermittierenden Erneuerbaren Energien listet der Artikel folgende Domänen in Bezug auf die zeitlichen Anforderungen:
    – Ausgleichen von Erzeugungsspitzen und kurzzeitigen Erzeugungseinbrüchen: Hier geht es um Minuten bis Stunden in denen geglättet werden muss und Batterien können hier im Leerlauf stehende fossile Ausgleichskraftwerke ersetzen
    – Tägliche Outputschwankungen bei der Photovoltaik: Die Zykluszeit ist 24 Stunden, das kann heute noch nicht mit Batterien ausgeglichen werden, weil zu teuer. Ist der Fahrzeugpark aber einmal voll elektrifiziert (2030 bis 2050) sollten Batterien genügend billig sein und könnten eventuell Fahrzeugbatterien dabei helfen, diese Schwankungn auszugleichen
    – Dunkelflauten: Diese gibt es nur ein paar Mal pro Jahr. Sie dauern viel zu lange als dass Batterien in absehbarer Zeit diese Lücken überbrücken könnten. Dunkelflauten werden wohl auch in Zukunft mit fossilen Backupkraftwerken überbrückt werden müssen
    – Saisonale Schwankungen: Bei einer Dominanz von Erneuerbaren müssten diese mit einer Kombination von Überkapazität (mehr PV+Windturbinen als für den Durchschnittsverbrauch nötig wären) und vom Netz nehmen im Fall einer saisonalen Überproduktion gelöst werden.

    Um zu einem von Erneuerbaren dominiertes Strom-undEnergiesystem zu kommen sieht der Artikel folgendes vorgehen (übersetzt von DeepL):

    Die gegenwärtige Regelung der EE-Subventionen hat das erreicht, was sie beabsichtigt war. Sie hat das LCOE [Erzeugungskosten] für die verfügbare EE auf ein Niveau gesenkt, das an günstigen Standorten durchaus mit Strom aus fossilen Brennstoffen konkurrenzfähig wäre. Wäre”, d.h. wenn LCOE für verfügbare Energie statt für On-Demand-Strom die Grundlage für den Wettbewerb wäre. Aber das ist es nicht.

    Der Markt scheint nur einen begrenzten Appetit auf gerade verfügbare Energie zu haben, selbst zu Schnäppchenpreisen. Was jetzt gebraucht wird, um RE voranzubringen, sind Systeme und Infrastrukturen, die den Nutzen erhöhen. Die Ansätze sind, wie bereits erwähnt, billige Fernübertragung, billige Energiespeicher, die auf Terawattstunden skalierbar sind, und kommerzielle Anwendungen, die stark von den Energiekosten dominiert werden und intermittierend betrieben werden können. Das sind jetzt die Bereiche, die politisch unterstützt werden müssen.