In den Wolken der Venus

Die Menschheit ist auf dem Sprung, das Sonnensystems zu erobern. Leicht wird das nicht: Sowohl der Weltraum als auch die übrigen Planeten sind zutiefst lebensfeindlich. Vielleicht lassen sich Menschen genetisch anpassen, damit sie in der Schwerelosigkeit, auf dem Mond, dem Mars oder der Venus besser überleben können. Damit schaffen wir aber direkt neue Probleme. Und genau darum geht es in meiner aktuellen Kurzgeschichte „Das Gesicht der Venus” in der Printausgabe von Spektrum der Wissenschaft 08/2022.

Wenn es nach Elon Musk geht, werden die ersten Kolonien der Menschheit im All auf dem Mars entstehen. Aber der rote Planet ist bitterkalt, die CO2-Atmosphäre erreicht kaum 1 % der Dichte der Erdatmosphäre und schützt nicht vor gefährlicher UV- oder Teilchenstrahlung. Dafür finden Kolonisten immerhin Wasser, Mineralien, Metalle und große Lavahöhlen, in denen sie einigermaßen geschützt wohnen können.

Auf anderen Planeten oder Monden sieht es nicht viel besser aus, im Gegenteil: Die Gasriesen Jupiter und Saturn haben keine definierte Oberfläche, vielmehr werden die Gase einfach immer dichter. Der Erdmond ist tot und hat vermutlich weniger nutzbares Wasser als der Bodensee. Auf der Oberfläche der Venus dagegen herrschen höllische Bedingungen. Die extrem dichte CO2-Atmosphäre erzeugt 92 Atmosphären Druck, etwa so viel wie in rund 900 Metern Meerestiefe. Die Oberflächentemperatur liegt bei ca. 500 °C. Die Wolken, die den gesamten Planeten als dicke Schicht umschließen, bestehen aus Schwefelsäuredunst und Schwefelsäuretröpfchen.

Noch vor hundert Jahren hatten Optimisten angenommen, unter den dichten Venuswolken könnte eine lebendige Tropenwelt gedeihen1. Schließlich ist die Venus von der Größe und der Masse her fast ein Erdzwilling.

Die fliegenden Städte der Venus

Aber findige Köpfe haben sich eine andere Lösung ausgedacht, um dauerhaft bewohnte Siedlungen auf der Venus anzulegen. Im oberen Bereich der Wolken, zwischen 50 und 55 km über der Venusoberfläche, herrscht ein ähnlicher Luftdruck wie auf der Erdoberfläche (ca. 0,55 – 1 atm). Die Temperatur beträgt zwischen 25 und 75 °C. Hier könnte man eine schwebende Stadt ansiedeln. Sie würde allerdings nicht an einem bestimmten Punkt über der Venusoberfläche stehen. Während sich die Venus selbst sehr langsam retrograd um ihre Achse dreht2, rotiert die Wolkenobergrenze einmal alle vier Tage um den gesamten Planeten. In einer von Ballons getragenen Wolkensiedlung erlebt man also einen regelmäßigen Wechsel von Tag und Nacht. Sollten schwere Maschinen auf dem Boden Rohstoffe abbauen, würden die Städte alle vier Tage darüber hinwegfliegen. In der dichten Venusatmosphäre ließen sich Hubschrauber einsetzen, um Erze zur Weiterverarbeitung in die Städte zu bringen – ein möglicherweise lohnendes Geschäft. An die Schwerkraft auf der Venus würden sich Menschen leicht gewöhnen, sie beträgt etwa 90,4 % der irdischen.

NASA, Stadt in den Venuswolken
High Altitude Venus Operational Concept (HAVOC). NASA-Konzept einer bemannten Siedlung in den Venuswolken (Bild: NASA, PD).

Aber während Luftdruck und Temperatur passen, sind die Atmosphärengase das reinste Gift – CO2 und Schwefelsäure. Außerdem hält die Atmosphäre zwar die Teilchenstrahlung der Sonne ab, nicht aber die UV-Strahlung. Für Außenarbeiten würde man also einen säurefesten Schutzanzug brauchen.

Die neuen Menschen

Vermutlich könnte es in wenigen Jahrzehnten möglich sein, Menschen gezielt genetisch zu verändern. Genetiker werden Erbkrankheiten eliminieren und die Veranlagung zur übermäßigen Arteriosklerose oder zur Alzheimer-Demenz verringern. Vielleicht schaffen sie aber auch Menschen, die im Weltraum besser zurechtkommen, sich also beispielsweise in geringer oder fehlender Schwerkraft wohlfühlen – oder die Atmosphäre auf der Venus vertragen.

Für meine Kurzgeschichte habe ich angenommen, genveränderte Venusianer hätten einen vergrößerten Brustkorb und könnten für 15 Minuten die Luft anhalten, während sie Außenarbeiten durchführen. Das ist keineswegs so abwegig, wie es klingen mag. Der Rekord beim Apnoetauchen (tauchen ohne Geräte) liegt bei mehr als 11 Minuten. Dabei liegt der Taucher allerdings in einem Wasserbecken und leistet keine körperliche Arbeit. Die genetische Anpassung an die Venus müsste auch verhindern, dass die Schwefelsäure in den Wolken Haut oder Augen verätzt, und sie müsste einen verbesserten Schutz gegen UV-Strahlung gewähren.

Wenn unsere Zivilisation nicht vorher zusammenbricht, könnten diese Veränderungen in hundert Jahren zum Standardrepertoire von Gen-Ingenieuren gehören, auch wenn das aus heutiger Sicht vom ethischen Standpunkt her völlig untragbar ist.

Wären aber die so geschaffenen Venusianer noch Menschen? Und könnten internationale Gentechnologie-Konzerne eventuell auf die Idee kommen, die genetisch veränderten Individuen zu einer neuen Art zu erklären? Sie müssten lediglich mit einer weiteren Mutationen dafür sorgen, dass Venusianer mit der „Wildform”, als genetisch unbehandelten Menschen, keine lebensfähigen Kinder mehr zeugen können. Das ist die allgemein anerkannte Definition für die Anerkennung einer neuen Art. Für die Venusianer hätte allerdings das einschneidende Folgen. Rechtlich gesehen wären sie keine Menschen mehr und könnten im schlimmsten Fall wie Vieh gehandelt werden. Aber würde diese Art der Sklaverei nicht sofort weltweit geächtet werden? Schließlich ist die gezielte Züchtung von Menschen mit gentechnischen Methoden in den meisten Staaten der Welt streng verboten. Andererseits haben Moral und Ethik skrupellose Diktatoren und gierige Konzerne noch nie daran gehindert, Menschen rücksichtslos auszubeuten. Und fast gesetzmäßig werden diese Menschen früher oder später rebellieren.

Der Zorn der Selbstgerechten

Weil der Mensch nach der Bibel ein Ebenbild Gottes ist, könnten religiösen Fanatiker auf die Idee kommen, dass von Gen-Ingenieuren geschaffene, genveränderte Menschen eine Verhöhnung der Schöpfung (ein „Gräuel”, englisch „Abomination”) sind und demnach ihre Ermordung ein göttliches Gebot ist. Wenn man sich ansieht, mit welcher Rigorosität viele republikanisch regierte Bundesstaaten der USA das Verbot von Abtreibungen umsetzen wollen, dann ist diese Annahme in meiner Geschichte vemutlich nicht einmal besonders abwegig.

Die aktuelle Situation

Im Jahr 2018 erschreckte der chinesische Biophysiker He Jiankui die Welt mit der Nachricht, er habe einen gentechnischen Eingriff in die Keimbahn von Zwillingen vorgenommen, die durch künstliche Befruchtung gezeugt worden waren. Bei den Zwillingsschwestern mit den Decknamen Lulu und Nana beseitigte er das CCR5-Gen, um sie gegen eine HIV-Infektion immun zu machen. Ihr Vater litt unter der Krankheit und deshalb hätten sie ein deutlich erhöhtes Risiko gehabt, sich irgendwann anzustecken. He nutzte für sein Experiment die sogenannte „Genschere” CRISPR-Cas9, mit der Gene im Erbgut von Pflanzen und Tieren gezielt verändert werden können.

Öffentlichkeit und Wissenschaft reagierten entsetzt. Emmanuelle Charpentier, Mitentdeckerin der Genschere Crispr, befand, dass He Jiankui ganz klar eine rote Linie überschritten habe. He verlor seine Professur an der Southern University of Science and Technology (SUSTech) in Shenzhen in China. Am 30.12.2019 verurteilte ihn ein chinesisches Gericht wegen des Vorfalls zu drei Jahren Gefängnis und einer hohen Geldstrafe. Es untersagte ihm zugleich jegliche Forschung im Bereich der Fortpflanzungstechnologie auf Lebenszeit.

Im März 2019 schrieb die WHO dazu: „Es wäre derzeit für Jeden unverantwortlich, gentechnische Eingriffe in die menschliche Keimbahn in der klinischen Praxis durchzuführen.”

Das sollte zumindest so lange gelten, bis die Folgen besser absehbar („properly considered”) seien.

Die Situation in Deutschland

In der Presse ist vielfach zu lesen, dass in Deutschland das Embryonenschutzgesetz von 1990 solche Eingriffe ohnehin verbiete. Nach Ansicht des Deutschen Ethikrats ist die Rechtslage aber nicht unbedingt so eindeutig. In einer Stellungnahme aus dem Jahr 2019 schreiben die Mitglieder:

„Zahlreiche der neu entwickelten technischen Möglichkeiten aus jüngerer und jüngster Vergangenheit waren zur Zeit der Entstehung des Gesetzes nicht ernsthaft vorstellbar; sie konnten daher auch als antizipierte künftige Verbotsmaterie nicht berücksichtigt werden. Verschiedene Sachverhalte werden dementsprechend nicht erfasst” (Seite 102).

und

„Angesichts der besonderen Entwicklungsdynamik des Regelungssektors ist es vorstellbar, dass die Verbotsnormen des Embryonenschutzgesetzes im Blick auf neue Techniken … gänzlich ins Leere laufen” (Seite 104).

Es gibt Erbkrankheiten, die Eltern ihren Kindern – und deren Kindern – gerne ersparen würden. Andererseits ist die Gentechnik nicht so ausgereift, dass sie zuverlässig die richtigen Gene auf die richtige Weise verändert. Wenn es aber einmal so weit ist, wird der Druck zunehmen, solche Therapien zuzulassen. Und dann steigt die Gefahr, dass Menschen auch quasi industriell für bestimmte Zwecke gezüchtet werden.

Die Kurzgeschichte „Das Gesicht der Venus” soll zeigen, welche Konflikte uns daraus in der nahen Zukunft erwachsen könnten.

Anmerkungen

[1] Zum Beispiel ließ der deutsche Science-Fiction-Autor Hans Dominik in seinem Buch „Das Erbe der Uraniden” von 1926/27 seine Protagonisten zur Venus fliegen, auf der er eine erdähnliche Atmosphäre vermutete. Robert A. Heinlein zeichnete die Venus in seinem Buch „Bürgerin des Mars (Podkayne of Mars)” von 1963 noch als heiße Sumpfwelt.

[2] Ein Tag auf der Venus dauert länger als ein Jahr, 243 gegen 224,7 Erdentage.

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Veröffentlicht von

www.thomasgrueter.de

Thomas Grüter ist Arzt, Wissenschaftler und Wissenschaftsautor. Er lebt und arbeitet in Münster.

20 Kommentare

  1. Zitat aus obigem Beitrag:

    Und dann steigt die Gefahr, dass Menschen auch quasi industriell für bestimmte Zwecke gezüchtet werden.

    In der Tat ist der menschliche Körper besser als jeder heutige Roboter, wenn es darum geht Geschicklichkeit und Sensorik in einem Paket zu vereinen. Die menschliche Hand etwa ist so komplex und ausgefeilt, dass nach Schätzungen von Robotikern nicht vor 2050 damit zu rechnen ist, dass eine künstliche Hand ihre Funktionalität und Empfindsamkeit erreicht. Es gibt noch sehr viel mehr Beispiele, die zeigen, dass der Mensch jeden heutigen Roboter um Längen schlägt, so lange es nicht um rohe Kraft oder blitzschnelle Reaktionen geht. Das hat mich auf folgende Idee gebracht: könnten zukünftige Roboter nicht einfach Menschen ohne Grosshirn sein, Menschen, bei denen das Grosshirn durch Elektronik ersetzt wurde. Für die Genetik der Zukunft wäre es wohl nicht einmal ein so grosses Unterfangen, einen solchen grosshirnlosen Menschenroboter zu schaffen. Ein solcher geborener Sklave könnte den Menschen die Hausdiener der früheren Adligen zurückgeben. Kein künstlicher Roboter aus Metall wird das nämlich in absehbarer Zeit können. Das nämlich wie ein Mensch zu agieren ohne über Menschenrechte zu verfügen.

    Klar wäre/ist auch diese Vision ethisch höchst bedenklich.

    • Das hat mich auf folgende Idee gebracht: könnten zukünftige Roboter nicht einfach Menschen ohne Grosshirn sein, Menschen, bei denen das Grosshirn durch Elektronik ersetzt wurde. Für die Genetik der Zukunft wäre es wohl nicht einmal ein so grosses Unterfangen, einen solchen grosshirnlosen Menschenroboter zu schaffen.

      Das hört sich wirklich gruselig an. Aber es ist vorläufig nicht praktikabel, weil über die genaue Funktion des Großhirns und seine Verbindung zum Rest des Körpers ist einfach zu wenig bekannt.
      Und bisher haben sich für alle Arbeiten immer Menschen finden lassen. Vielleicht mag sich das ändern, aber im Moment sieht es eigentlich nicht so aus.

    • Denke auf das Grosshirn verzichten wir mal besser nicht ganz…. Sehen Hören etc. Sind schon notwendig neben einigen anderen Basisfunktionen.

    • So ein fliegender Teppich wird den Winden auf der Venus nicht standhalten.
      Und flüssiges Wasser wird sich mit SO2 zu H2SO3 verbinden.

      Herr Grüter hat hier mit dem Zaunpfahl gewinkt, weil dieses Szenario wie auf der Venus auch der Erde bevorsteht, spätestens nach 3 Milliarden Jahren.

      Meine Einschätzung , die hohen Temperaturen durch den erhöhten CO2 Gehalt werden wir nicht erhalten, bei 100 Grad Celsius Meerwassertemperatur werden sich so starke Wolkenschichten bilden, die eine weitere Sonneneinstrahlung der Erdoberfläche verhindern werden.
      Und dann wird es durch Schneefall der unteren Wolkenschichten auf der Landfläche wieder eine Eiszeit geben. Aber; die Wärmemenge der aufgeheizten Meere muss erst wieder abgestrahlt werden, was nicht geht, weil die Wolkendecke zu dicht ist. Also, wir bekommen ähnliche Zustände wie auf der Venus nur bei einer viel tieferen Temperatur. Geschätzte 80 Grad Celsius.

      • Hallo fauv, hallo Graureiher.
        —–
        Auf der Erde gibt es Bakterien mit säurefester Zellwand, die pH-Werte unter 1 aushalten.
        Die Gattung Acidithiobacillus verarbeitet sogar schweflige Säure und Schwefelsäure.
        Diese Gene kann man leicht in andere Bakterien einbauen.
        —–
        Die Größe der Klumpen aus Bakterienschleim und Sauerstoff-Gasblasen ist umgekehrt proportional zur differentiellen Windgeschwindigkeit.
        Im Grenzfall bestehen sie nur aus einigen wenigen Cyanobakterien.
        —–
        Weil die Sonne als Hauptreihenstern ganz langsam immer heißer wird, wird die Erde schon in 500 Millionen Jahren völlig unbewohnbar sein.
        Das geschieht schon lange vor der Roten-Riesen-Phase.
        Aber wir haben ja Elon Musk.

        • Nachtrag:
          Die Gattung Microcystis der Cyanobakterien erzeugt schon jetzt im Inneren ihrer Zellen Gasvakuolen als Auftriebs-Elemente.
          Wenn man die Größe dieser Gasblasen genetisch steigert, dann wird jede einzelne Zelle zum Ballon.
          Die bakterielle Zellwand hat eine Dicke von ungefähr 35 Nanometern, und ist deshalb sehr sparsam im Gewicht.

          • Nachtrag des Nachtrags:
            Dichte bei 1 Atmosphäre und 0 °C:
            Sauerstoff: 1,43 kg/m^3,
            Kohlendioxid: 1,98 kg/m^3,
            Auftrieb: 0,55 kg/m^3,
            Kugeldurchmesser: 1,00 m ,
            Kugelvolumen: 0,5236 m^3,
            Kugeloberfläche: 3,1416 m^2,
            Auftrieb bei 0,55 kg/m^3: 0,288 kg,
            Wandstärke bei Dichte 1000 kg/m^3: 0,0917 mm,
            (weil 1 kg/m^2 dann 1 mm dick wäre,)
            der Kugeldurchmesser ist hier immer 10909 mal
            größer als die Wandstärke,
            bei 35 Nanometern Wandstärke wäre der
            Kugeldurchmesser 381818 nm oder rund 0,4 mm.
            Stellt Gasvakuolen her:
            https://de.wikipedia.org/wiki/Microcystis
            Stellt Schwefelsäure her und verträgt sie:
            https://de.wikipedia.org/wiki/Acidithiobacillus

  2. @Gentechnik

    Ich schätze mal das Hauptproblem der Gentechnik ist generell das Patent auf Leben und speziell bei Gentechnik am Menschen das Eigentum an den so veränderten Menschen.

    So sollte auch der Patentschutz an genveränderten Nutzpflanzen und Nutztieren begrenzt sein, also etwa wie bei Medikamenten auf 7 Jahre. Dann kann jeder die gezüchteten Organismen eigenverantwortlich weiter züchten. Das käme Landwirtschaft und Tierhaltung sehr entgegen, der Gewinn der Gemeinschaft wäre sehr viel höher als der erzielbare Profit der Firmen, die die Ursprungsarbeit gemacht haben.

    Bei Menschen geht das schon gar nicht, weil diese eben Menschenrechte haben. Diese sind in den Eigenschaften der Menschen gegründet, da hilft es auch nicht, wenn gentechnisch aufgerüstete Individuen nur noch unter sich Kinder bekommen können. Das ändert nichts an den Eigenschaften, die die Menschenrechte begründen. Und die schließen ein Eigentumsverhältnis grundsätzlich aus. Sklaverei ist mit Recht rundweg illegal.

    Eine großhirnlose Züchtung, wie @Holzherr sie anspricht wäre dann in der Tat kein Mensch mehr im Sinne der Eigenschaften, die Menschenrechte begründen.

    Es gibt auch jetzt schon Forderungen von Tierschützern, dass auch bestimmte Affenarten schon Menschenrechte genießen sollten. Das kann man sicher übertreiben, aber z.B. die Zulassung für die Verwendung als Versuchstier könnte man m.E. durchaus sinnvoll überprüfen. Überhaupt haben auch Tiere eigentlich auch gewisse Rechte, was auch ausbaufähig wäre. Und entsprechend artgerechtere Haltung wäre wohl sehr zu begrüßen.

    Andersherum sind auch Aufrüstung von z.B. Hunden denkbar, die ihnen menschliche Eigenschaften verschaffen, die wiederum unsere Menschenrechte begründen. Wer solche Organismen produziert, der muss sie dann dennoch entsprechend respektieren, und kann auch keinerlei Eigentumsrechte mehr einfordern. Die sind dann aufgrund ihrer Eigenschaften frei, egal wie teuer das war, sie zu produzieren.

    Menschen zu züchten, um sie besitzen zu können, wäre entsprechend grundsätzlich illegal. Menschen von Erbkrankheiten zu heilen, aufzurüsten oder für spezielle Einsätze zu züchten, wäre nur akzeptabel, wenn es auch um ihrer selbst willen von Vorteil ist. Und wäre natürlich eine Frage der Technik und der Risiken und Nebenwirkungen für die betroffenen Subjekte selbst.

  3. Herr Grüter wollen Sie die Büchse der Pandora wirklich ein zweites Mal öffnen.
    Was die Gentechnik uns noch bescheren wird, das kann sich keine normale menschliche Phantasie ausmalen.
    Fakt ist doch, das web ist international. Und was hier geschrieben ist, das kann man in 100 Jahren noch lesen.
    Und stellen Sie sich mal vor, ich würde hier die möglichen Schrecken und Überraschungen der Gentechnik ausbreiten und in 500 Jahren liest das ein Zeitgenosse, und verwirklicht sie.
    Und ein Betroffener, gefangen als Riesenpilz umkreist die Venus in einem Ballon.

    • Zum Science Fiction gehört unbedingt die Warnung vor künftigen Fehlentwicklungen. Und ich glaube nicht, dass Sie oder ich noch im 500 Jahren gelesen werden – und wenn, dann sind unsere Ideen vermutlich längst von der Wirklichkeit überholt worden.

  4. Schon der Eingangssatz zeigt das Dilemma dieser Menschheit :….Eroberung des Sonnensystems. Diese aggressive Spezies will alles in der Welt erobern, sich Untertan machen. Prof Lesch sagte mal : Von uns Menschen möchte ich nicht entdeckt werden.
    Und wenn wir neue Planeten entdecken werden wahrscheinlich die irdischen Macht und Denkstrukturen anderen Lebewesen aufgezwungen, werden Hierarchien gebildet und Konkurrenzkämpfe zwischen Konzernen bestimmen den Abbau der Bodenschätze…Die Menschen sollten sich wahrscheinlich ,wenn sie denn den Kosmos “erobern” ein neues Menschenbild zulegen.

    • Menschen werden sich kaum ändern, auch wenn sie das All erobern. Aber ich frage mich auch, ob der Entdeckerdrang, die Faszination des Unbekannten, nicht mit der Aggressivität eng verwandt sind. Man könnte also argumentieren, dass intelligente Spezies ohne eine gewisse Aggressivität vermutlich auf ihrem Planeten bleiben und aussterben werden.

  5. Habe gerade erst die verlinkte tolle Geschichte gelesen – mit vielen Ebenen und sehr gut geschrieben – mal wieder ein Genuss eine SF Geschichte nach klassischer Art zu lesen:)

  6. Zu Th. Grüter
    “Menschen werden sich kaum ändern…”
    Deswegen bin ich kein Freund dieser Science Fiction Literatur. Hier projizieren Menschen ihre irdischen Verhaltensweisen in außerirdische Lebensformen was ich für Schwachsinn halte .Da kämpfen dann permanent Aliens gegen die “besseren” Erdbewohner und die siegen dann über das Böse was aus dem Kosmos kommt.
    Menschen können sich wahrscheinlich nicht vorstellen dass sie das Böse verkörpern und Außerirdische keinen Sinn darin sehen mit diesem Bösen in Kontakt zu treten. Entdeckerdrang ist meiner Sicht nach nicht unbedingt mit Aggressivität verbunden da letztere ,psychologisch gesehen, aus einer Verletzung des eigenen Egos entspringt, aus welchen Gründen auch immer.

    • Es könnte auch umgekehrt sein. Wir sind aus Sternenstaub einer längst vergangenen Supernova. Da ist es doch naheliegend , dass das Leben auf der Erde mit einem Eiskometen auf die Erde gekommen ist.
      Und wenn wir in 500 Jahren auf Alpha Centauri landen finden wir unsere Verwandten.
      Was die Agressivität angeht, die rührt von der falschen Ernährung her. Wer Schweine isst, wird irgendwann selbst zu einem.

    • @Golzower…Eventuell mal den Link der sf Geschichte anklicken und 5 Minuten lesen… Es spielen keine Alien mit…diskutieren ohne beide Texte zu kennen hinkt…

  7. Zitat aus obigem Beitrag:

    Vermutlich könnte es in wenigen Jahrzehnten möglich sein, Menschen gezielt genetisch zu verändern. Genetiker werden Erbkrankheiten eliminieren und die Veranlagung zur übermäßigen Arteriosklerose oder zur Alzheimer-Demenz verringern.

    Mit CRISPR ist das heute schon bei einigen Erbkrankheiten möglich und wird gerade in mehreren klinischen Studien getestet. Darüber berichtet CRISPR Clinical Trials: A 2022 Update
    March 29, 2022 Perspectives

    Heute sind es Erbkrankheiten, die entweder Zellen des Blutes betreffen oder die nur gerade spezialisierte Zellen eines einzelnen Organs betreffen, welche mit CRISPR versucht werden zu therapieren. Grund: Es geht ja hier um Gentherapien an Körperzellen. Diese wirken nur, wenn ein Grossteil der von der Genkrankheit betroffenen Körperzellen therapiert werden können. Bei Blutzellen gelingt das durch Herausfiltern der erbkranken Blutzellen, ihrer Therapie ausserhalb des Körpers mit CRISPR mit anschliessender Infusion der therapierten Zellen zurück in den Blutstrom. Wenn man Zellen des Auges oder der Bauchspeicheldrüse therapieren will, kann man das CRISPR-System nach lokaler Injektion mit einem Transportsystem (z.B Lipidpartikel oder Viren) zu den betroffenen Zellen bringen.

    Im verlinkten Beitrag wird über die Therapie der Sichelzellenanämie und der Beta-Thalassämie mittels CRISPR-Gentherapie berichtet, wie auch über die Therapie von Diabetes-I und der Augenkrankheit Leber Congenital Amaurosis.
    Auch eine Krebstherapie, sogenannte CAR-T-Therapie, benutzt genetisch modifizierte Immunzellen um die Immunzellen effektiv gegen Krebs vorgehen zu lassen.

    In naher Zukunft wird man mit CRISPR eine Form der Hypercholesterinämie behandeln können, bei der im Blut zuviel „Low Density Lipid“ zirkuliert wie der Artikel CRISPR cure for high cholesterol enters first human trial berichtet.

  8. Alterskrankheiten mit Gentherapien verhindern um mit 100 noch gesund zu sein
    Genetische Modifikationen des menschlichen Körpers um besser auf der Venus oder dem Mars leben zu können, wird es womöglich irgendwann geben. Doch, denke ich, es werden nie mehr als ein paar tausende bis maximal Millionen sein, die permanent auf dem Mars oder der Venus wohnen.

    Immer mehr Menschen hier auf der Erde werden allerdings immer älter, jedoch bleiben nur wenige bis ins hohe Alter gesund. Genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei den häufigsten Alterserkrankungen, die da sind: Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Arthritis, Katarakt, Osteoporose, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Alzheimer-Krankheit.
    All diese altersbedingten Krankheiten nehmen ab dem 50. Lebensjahr exponentiell zu und alle haben wichtige genetische Grundlagen, was unter anderem bedeutet, dass Leute mit „guten“ Genen davon verschont bleiben.

    Prognose: Die grösste Wirkung werden Gentherapien bei der Verhinderung von Alterskrankheiten haben. In 100 Jahren könnte es in Ländern mit einer guten Gesundheitsversorgung und dem Zugang zu Gentherapien praktisch keine Arteriosklerose, keine Arthritis und kein Alzheimer mehr geben. Es wird also das Leben von vielen Millionen Menschen dank Gentherapien besser werden.