Der Fall der westlichen Imperien

Im fünften Jahrhundert endete das Weströmische Reich, und viele Menschen meinen, dass die Dominanz des Westens auch im 21sten Jahrhundert wieder auf der Kippe steht. War der Zusammenbruch Roms unvermeidlich, ein Ausdruck des gesetzmäßigen Lebenszyklus von Zivilisationen und Reichen, oder hätte er vermieden werden können? Und hält er Lehren für die Gegenwart bereit?

Unbedingt – meinen Peter Heather und John Rapley, die Autoren des Sachbuchs Stürzende Imperien: Rom, Amerika und die Zukunft des Westens. „Unheimliche Parallelen und produktive Unterschiede“ wollen sie erkannt haben. Die Ära der westlichen globalen Dominanz habe ihr Ende erreicht, verkündet der Rückentext.

Die Autoren sind eigentlich nicht als Untergangspropheten bekannt. Peter Heather ist Professor für Mittelalterliche Geschichte am King’s College in London. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Spätantike, also genau die Zeit, in das Römische Westreich unterging. John Rapley gibt in seinem Lebenslauf an, er habe auf drei Kontinenten gelebt, und gearbeitet, durch fünf Kontinente gereist, und zwar als Akademiker, Journalist, Unternehmer, Aktivist und Politikberater. Er schreibt, dass er sich als Volkswirtschaftler schwerpunktmäßig mit der Globalisierung und den Folgen für die Entwicklungsländer befasst. #

Worum es geht

In der Einleitung erklären die beiden Autoren, dass sie sich zwar mit unterschiedlichen Reichen befassen, aber zu ähnlichen Schlussfolgerungen gekommen seien, wenn es um deren „Vergehen“ ginge.

Und die lauten kurz gefasst so: Ein reiches und mächtiges Imperium hat immer Auswirkungen auf seine unmittelbare Umgebung. Auch Stämme, Völker und Staaten am Rand werden reicher, sie profitieren vom Handel, sie exportieren Produkte ins Reich, sie lernen militärische, zivile und kulturelle Fertigkeiten, die wiederum ihre Macht auf Kosten des imperialen Zentrums stärken. Das Römische Reich hat also demnach die Germanen an seiner Grenze erst richtig stark gemacht. In unserer Zeit profitieren Staaten wie Korea, Mexiko, die Philippinen oder Bangladesch von der Auslagerung der industriellen Produktion in Länder mit geringerem Lohnniveau. Das macht sie aber reicher und stärker, so dass sie dem Westen mehr und mehr Macht abnehmen. Das Gefälle von Macht und Reichtum neigt demnach dazu, sich einzuebnen, zu erodieren und langsam abgetragen zu werden, wobei die finanziellen Mittel entscheidend sind für die Machterhaltung.

Heute und damals

Die Autoren betonen aber auch die Unterschiede zwischen den westlichen Imperien der Moderne und Spätantike. So litt Rom unter einem enormen Verlust von Steuereinnahmen, als germanische Stämme immer mehr Land einnahmen, und die Vandalen schließlich – nach einer langen Wanderung durch Gallien und Iberien das reiche Nordafrika eroberten, die damalige „Kornkammer“ Roms. Rom sei, so die Autoren, weitgehend auf Steuern angewiesen gewesen, die von den reichen Landbesitzern aufgebracht werden mussten. Der größte Teil des eingetriebenen Gelds finanzierte die römische Armee, die wiederum die Grundbesitzer schützte. Aber: ohne Geld keine Armee und kein Schutz.

Collosseum und Kapitol Seit 395 war das Römische Reich zwischen zwei Kaisern aufgeteilt: Einem westlichen in Rom und dem östlichen in Konstantinopel. Wohlgemerkt, es war nach wie vor offiziell ein Reich, wenn auch mit zwei Machtzentren. Ob das auf die Dauer gut gegangen wäre, ist eine andere Frage, die von der Geschichte nicht beantwortet werden kann, weil das Machtzentrum in Rom bereits bei der Reichsteilung stark geschwächt war und bereits 81 Jahre später unterging.

Die Macht Roms

Heather und Rapley gehen davon aus, dass das Römische Reich zu Beginn des fünften Jahrhunderts, also um das Jahr 400, unverändert wohlhabend und mächtig war, nicht nur im Osten, sondern auch im Westen. Die römische Armee war exzellent ausgebildet und ausgerüstet. Die germanischen Stammeskrieger waren den Legionären in einer offenen Feldschlacht meist unterlegen, sodass die meisten Stämme es vorzogen, in römische Dienste zu treten – was sie nicht daran hinderte, bei geeigneter Gelegenheit Raubzüge im Reich zu unternehmen. Der Untergang des Reichs war also nicht etwa vorgezeichnet. Das steht durchaus im Gegensatz zu den meisten anderen Interpretationen der damaligen Ereignisse. Sehen wir weiter:

Im Jahr 455 plünderten die Vandalen Rom, nachdem sie es kampflos eingenommen hatten. Das brachte ihnen einen grottenschlechten Ruf ein, den sie bis heute nicht losgeworden sind – durchaus zu Unrecht, denn die Plünderung verlief nach antiken Maßstäben eher zivilisiert. Im Jahr 468 rafften sich das Weströmische und das Oströmische Reich noch einmal zu einem großen gemeinsamen Feldzug gegen die Vandalen auf, der aber mit einer teuren Blamage endete, weil die mehr als 1000 Schiffe starke Flotte von den Vandalen mit Brandern außer Gefecht gesetzt wurden. Nur acht Jahre später war das Westreich Geschichte. Der germanische, in römischen Diensten stehende Heerführer Odoaker setzte den letzten römischen Kaiser Romulus Augustulus („Augustulus“ bedeutet „Kaiserlein“) ab und machte sich nicht mehr die Mühe, einen Nachfolger zu ernennen. Rom war der durch das Reich marodierenden Germanenstämme nicht mehr Herr geworden.

Einwanderung damals und heute

In der Moderne gibt es ebenfalls eine gewaltige Einwanderung aus der Peripherie in die westlichen Länder. Nur kommen sie nicht als Krieger, sondern als Arbeitssuchende, als Flüchtlinge vor Krieg und Elend, als Auswanderer. Und wenn die westlichen Imperien klug mit ihnen umgehen, dann kosten sie kein Geld, sondern erhöhen vielmehr das Bruttoinlandsprodukt, schaffen also für die westlichen Staaten mehr Reichtum. Natürlich profitieren auch ihre Heimatstaaten. Auf den Philippinen machen Rücküberweisungen (Remittances) fast 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, in Usbekistan sind es 19 Prozent (Zahlen für 2023).

Die Wahlkampfbehauptung von Donald Trump, Amerika sei ein von illegalen Einwanderern terrorisiertes „besetztes“ Land, ist völliger – und gefährlicher – Blödsinn.

So weit so gut. Aber war das Weströmische Reich tatsächlich bis ca. 400 weitgehend intakt, bevor es durch mangelnde Steuereinnahmen die Grundlage für die Unterhaltung der Armee verlor? Und wurde damals wie heute die Peripherie der westlichen Imperien so reich und mächtig, dass sie das Zentrum erfolgreich bekämpfen konnten?

Das ist im Grunde der interessanteste Aspekt des Buchs. Alles übrige ist schon viele Male diskutiert worden. Bereits in meinem Schulgeschichtsbuch stand, dass die Völkerwanderung, ausgelöst durch das Vordringen der Hunnen nach Europa, das Römische Westreich irgendwann überfordert hat. Aber diese Meinung wird heute nicht mehr von allen Historikern geteilt. Ich empfehle dazu den Artikel über die Völkerwanderung in der deutschen Wikipedia. Sehr gut ist auch der Artikel des Historikers Mischa Meier in dem Online-Magazin Geschichte der Gegenwart.

Die römische Kultur

Das Römische Imperium war niemals ein zentral regiertes Gebilde, das wäre bei der schieren Größe unmöglich gewesen. Aber es war ein Kulturraum. Die Verwaltung war nicht zentralisiert, aber standardisiert. Maße, Gewichte und Münzen entstammten einem einheitlichen System. Die von Rom angelegten Städte entstanden nach festgelegten Mustern. Ein dichtes Straßennetz erlaubte umfangreichen Handel und schnelle Truppenbewegungen. ‚Auch fast alle auf römischem Boden entstandenen Nachfolgereiche betrachteten sich anfangs als Teil der römischen Welt. Niemand wollte das das bewährte Netz der Infrastrukturen zerstören. Den großen Grundbesitzern konnte es egal sein, ob sie Steuern an einen germanischen König oder an den Imperator zahlten. Die wahre Macht lag ohnehin bei wechselnden Kriegsherren, mit denen man sich arrangieren musste. Und viele der germanischen Aristokraten waren in der römischen Kultur heimisch. Das Problem lag eher in der Schwäche des weströmischen Zentrums. Ein starker Imperator, der die Legionen zentral befehligte, war nicht mehr in Sicht. Ob das aber am fehlenden Steueraufkommen lag, ist nicht kaum noch sicher festzustellen. Das Imperium kannte übrigens nicht nur Grundsteuern (hier eine Übersicht), und die reichen Großgrundbesitzer waren durchaus findig beim Hinterziehen von Steuern.

Zivilisationen als komplexes System mit eigenen Regeln

Der amerikanische Historiker Joseph Tainter sieht Zivilisationen als komplexe Systeme (im physikalischen Sinn), die zusammenbrechen können, wenn die Erhaltung zu aufwendig wird.

KI-Bild Hunde vor zerstörtem Kapitol
Eigenes symbolisches KI-Bild

Wir sehen beispielsweise im Moment, dass Erhaltung und Ausbau des Bahnsystem in Deutschland die finanziellen Möglichkeiten der Bahn übersteigt. Zugleich muss auch die Infrastruktur von Schulen und Straßen auf allen Ebenen verbessert werden. Allein die Kommunen schieben einen Investitionsstau von 186 Milliarden Euro vor sich her und erwarten eine eher schlechtere Finanzlage in den nächsten Jahren. Auch die römischen Städte und Regionen mussten beträchtliche Mittel aufwenden, um ihre Infrastrukturen zu erhalten.1

Was fehlt

Alle diese Punkte diskutiert das Buch allenfalls am Rande. Die einseitige Sicht der Autoren auf das Ende des Römischen Imperiums entwertet auch den Vergleich mit den Aussichten der aktuellen westlichen Welt. Die Autoren gehen davon aus, dass die Dominanz der westlichen Welt wesentlich auf der Ausbeutung von Kolonien beruht, die mit deren formaler Unabhängigkeit nicht vorbei war, sondern erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit dem Aufstieg Chinas beendet wurde. Seitdem haben die ehemaligen Kolonien die Möglichkeit, sich an China anzulehnen und sich der Dominanz der Europäer und Nordamerikaner zu entziehen.

Diese Sicht ist durchaus gängig, unterschlägt aber wichtige Faktoren. Entscheidend für den Aufstieg Europas und Nordamerikas war eher die Erschließung von neuen Energiequellen und die Erfindung der Telegraphie für die schnellere weltweite Kommunikation. Mit Dampfmaschinen, Gaslampen, Eisenbahnen und Traktoren ließ sich die Industrieproduktion und auch die Nahrungsmittelproduktion vervielfachen, ohne dass dafür die Kraft von Menschen oder Tieren gebraucht wurde. Und die schnelle Kommunikation über Telegraphen und später über Funkgeräte sorgte dafür, dass Herrscher immer größere Gebiete kontrollieren und verwalten konnten. Die Erfindung von weitreichenden Schusswaffen half ebenfalls. Bis zum 15. Jahrhundert waren die Waffen der europäischen Heere kaum besser als die der römischen Legionäre. Dieses Thema sprechen die Autoren des Buchs aber nicht an.

Damals und heute: kein echter Vergleich

Der Vergleich der Spätantike mit der Jetztzeit dient den Autoren eher der Begründung ihrer scharfen Kritik am Kolonialismus und am Neoliberalismus. Nach 1999 „kehrten Ausbeutung und Entbehrungen, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert ausgelagert worden waren, nun wieder in den Westen zurück“, schreiben sie.

Sie kritisieren unter anderem die Spaltung der modernen Gesellschaft, die Politik von Boris Johnson, den Aufstieg rechter Parteien in Europa, die hohen Staatsschulden, den maroden britischen National Health Service und den Verfall der Justiz in England – insgesamt eine ermüdende Jeremiade.

Und am Ende folgt die Moralpredigt. Das koloniale Erbe sei zu überwinden und westliche Länder sollten nicht im Alleingang versuchen, China bessere Handelskonditionen abzuringen. Das Ende des alten westlichen Imperiums sei unvermeidlich, könne aber positive Auswirkungen haben. Schließlich böten die „fundamentalen Institutionen des sozialen integrierten westlichen Sozialstaats“, überarbeitet für eine „wirklich“ postkoloniale Epoche, eine bessere Lebensqualität als jede konkurrierende Staatsform. Steueroasen müssten trockengelegt werden, ein globales System von CO2-Abgaben der jungen Generation eine lebenswerte Zukunft sichern. Dumm ist nur, dass die Autoren vorher beklagt haben, dass der Westen bereits entscheidend an Macht verloren habe. All diese Wohltaten werden sich deshalb kaum durchsetzen lassen, wie gerade wieder der UN-Klimagipfel im Erdölland Aserbaidschan zeigt.

Fazit: keine Empfehlung

Insgesamt bietet das Buch einen fundierten, wenn auch einseitigen Blick in die Weströmische Welt der Spätantike. Die drei Karten dazu sind allerdings etwas lieblos geraten. Und ich hätte mir doch deutlich mehr Quellenangaben gewünscht. Der Vergleich der Spätantike mit der Moderne überzeugt mich nicht. Insgesamt keine Empfehlung von mir.



Buchdaten

Peter Heather, John Rapley

Stürzende Imperien: Rom, Amerika und die Zukunft des Westens

Gebundene Ausgabe, Stuttgart, Juli 2024

ISBN 978-3-608-98236-7


Anmerkungen

[1] Das Thema habe ich auch in meinem Buch „Offline! – der Kollaps globalen digitalen Zivilisation“ ausführlich diskutiert. Die moderne digitale Zivilisation verlässt sich sehr stark auf Komponenten, die nur an wenigen Orten der Welt hergestellt werden und eine kurze Lebensdauer haben. Schon eine kurze Unterbrechung des Welthandels kann zu einer katastrophalen Abwärtsspirale führen. Und die Kosten für die Erhaltung der Infrastruktur übersteigen möglicherweise schon bald die Leistungsfähigkeit der weltweiten digitalen Zivilisation.

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Veröffentlicht von

www.thomasgrueter.de

Thomas Grüter ist Arzt, Wissenschaftler und Wissenschaftsautor. Er lebt und arbeitet in Münster.

34 Kommentare

  1. Der Vergleich zwischen dem Untergang des Römischen Reichs und der westlichen Welt basiert wohl mehr auf der “Aura” des alten imperialen Roms, die für die europäischen Reiche (Hl. Röm. Reich, Napoleons Reich, British Empire, Faschismus, Drittes Reich) und die USA ein Vorbild war. Das sieht man ja schon an der klassizistischen Architektur und der ästhetischen Gestaltung der Machtsymbole.
    Der Nachteil dieser symbolischen Teilhabe an dem Ahnherrn aller (westlicher) Imperien war aber dessen Sturz. Und so versuchen sich die Historiker seit Gibbon mit Erklärungen für den Untergang, um die Zeichen der Gefahr für das eigene Reich der Gegenwart zu erkennen. Oder umgekehrt: man projiziert die vermeintlichen oder realen Gefahren für den Untergang in die Spätantike, um den Zeitgenossen eine moralisch-politische Lehre zu erteilen: “Seht, so ging es damals schief! Wir sollten das nicht wiederholen.”

  2. Für gewöhnlich beginnt es mit einer Explosion – eine Stadt erobert die Welt, gründet neue Städte, baut Straßen und Kommunikation auf. Doch dadurch erschließt sie auch neue Standorte. Wenn das Dorf in Sachsen die Schlumpfbeerenzucht einführt und damit reich wird, züchten alle Schlumpfbeeren, am Ende setzen sich die Gebiete im Süden durch, wo Schlumpfbeeren am besten wachsen, und das Dorf in Sachsen ist pleite. Imperien machen das Gleiche in Kompliziert.

    Während Rohstoffquellen oft standortgebunden sind, neigt die Industrie dazu, an wenigen Orten zusammenzufließen. Wenn Sie ein Omelett wollen, können die Eier aus Pakistan kommen und die Pfanne aus Frankreich, aber Sie möchten bitteschön alles in selber Küche haben – gleiches Prinzip. An Kreuzwegen entstehen Industriezentren, die das Handwerk, die Rohstoffe und die Arbeitskräfte durch das effiziente Straßennetz aufsaugen wie durch Wurzeln oder durch Kanalisation, ein paralleles, virtuelles Straßennetz aus Geld wird errichtet. Durch Landflucht in die Städte verfallen Dörfer, durch Landflucht zwischen Ländern verfallen ganze Völker und Zivilisationen. Was dann passiert, sehen Sie selbst: Es bleiben nur die übrig, die nicht weg können oder die keiner will. Sie werden aggressiv und machen den Putin: Sie heilhitlern, was das Zeug hält und jagen dem Reichtum hinterher, um es sich mit Keule und Schwert zurückzuholen.

    Die Barbaren haben ja immer noch die Rohstoffe, und die Zivilisation ist überglücklich, dass sie die Rohstoffe in Keulen und Schwerter für die Barbaren verwandeln und den Deppen wieder zurückverkaufen kann, das nennt man wirtschaftliche Vernunft. Ich frage mich, ob Karthago, Nowgorod und Euro nur zufällig den absoluten Mangel an Fantasie bei der Namensgebung gemeinsam haben, oder ob dies mit ein Symptom der Regel ist, nach der Kulturen, die auf Handel und Erbsenzählerei beruhen, am Ende als Schlachtvieh für Kulturen enden, die sich auf Raub fokussieren. Rom endete, wie Karthago endete – für Reiche ist Denken kontraproduktiv, weil es Zeit und Kraft für Problemlösungen verschwendet, die man sich mit Geld einfach kaufen kann. Das Hirn wird zum Klotz am Bein, das eingespart werden muss, um im freien Wettbewerb zu bestehen. Beweisstück A: FDP. Beweisstück B: Der Rest der Menschheit.

    In den Zentren wird die Oberschicht immer reicher und mächtiger. Sie baut effiziente Pumpen auf, um den Reichtum von unten nach oben zu schaffen. Solange das Futter auch für die Unterschichten ausreicht, stört es keinen, sie sind Teil der Korruption. Der Wettbewerb der Mächtigen untereinander verschlingt so viele Mittel, dass sie zu Hochleistungsprofis werden, überspezialisiert, unfähig, etwas Anderes zu lernen oder zu tun. Sie haben riesige, künstliche Mägen geschaffen, und wenn das Futter nicht mehr nachkommt, wenn seine Quellen versiegt sind oder auch nur der Wettbewerb zu hungrig wird, verzehren sie die Unterschicht. Und plötzlich hat die die gleichen Probleme wie die Barbaren und findet Putin sympathisch.

    Anders gesagt, Imperien gehen durch drei Phasen, und nur zwei davon kriegen sie richtig hin: Expansion, Kolonisation, Mutation: Sie erobern ein Gebiet, entwickeln es, dadurch schaffen sie sich einen Haufen Probleme und gleichzeitig Machtstrukturen, die unfähig sind, diese Probleme zu lösen: Die Baumkronen empfinden es als Wirtschaftsboom, wenn ihre Wurzeln austrocknen und zu schwach sind, sich gegen den Selbstverzehr zu wehren. Und so schützt das Imperium den eigenen Niedergang, weil es ihn für sein Erfolgsrezept hält. Konservatismus ist die Wahrung des Verfalls bis zum bitteren Ende, und je mehr Angst wir vorm Verfall haben, desto konservativer werden wir.

    So wird die Mutation ermöglicht – das Imperium zerstört sich selber, doch seine Errungenschaften bleiben als Lego-Steine erhalten, die sich jeder für den nächsten Versuch nehmen kann. Staaten, Imperien, Zivilisationen sind Lebewesen – sie verrecken nach dem gleichen Schema F, wie Sie und ich. Die Lösung haben wir öfter versemmelt als erfolgreich durchgezogen, aber es gibt sie – vorauseilenden Gehorsam. Die Mutation durch Reformen, wie sie Japan, Sowjetunion, Nazi-Deutschland versucht haben. Da Reformen Experimente und Ressourcen erfordern, wollten Japan und Deutschland erst auf Raubzug gehen, doch die Ressourcen standen ihnen erst zur Verfügung, als sie ins Amerikanische Imperium integriert wurden. Imperien zerstört man nicht – man strebt nach Emanzipation, versucht, sich Gleichberechtigung mit den Herrschern zu erkämpfen, was die einem gewiss nicht leicht machen. Wären die Europäer nicht der gleiche Haufen dummer Wilder, der Britannien nach Roms Abzug verwüstet hat, der das neue Rom braucht, um sich nicht selbst zu zerstören, könnten wir langsam über die Vereinigten Staaten des Atlantiks nachdenken. Stattdessen bewegen wir uns in Richtung Südamerika und Warschauer Pakt und schaffen uns langsam Pinochets und Lukaschenkos an, die für Amis oder Moskau den Herodes machen wollen.

    Richtig ist, dass heute die Maschine den Sklaven ersetzt, sodass zum ersten Mal in der Weltgeschichte eine Gesellschaft ohne Sklaven möglich wäre. Pustekuchen, die Sklaven werden einfach aus den rebellierenden Kolonien importiert und in Slums gepfercht, internationale Grenzen zwischen Herren- und Sklavenstaaten werden durch klassische Klassenschranken ersetzt, außerdem wird Europa zum Slum herabgestuft, nachdem Bangladesch nicht mehr will und nicht mehr muss. Heute gehören die Wanderungen der Industrie genauso zur Migration, wie die Massenauswanderung der Europäer nach Amerika – der Terminator ist Tagelöhner ohne Heimat, und dank Finanz-Stargates kann er sich relativ ungezwungen durch die Welt teleportieren. Weswegen auch die FDP ausflippt, wenn Protektionisten die Leibeigenschaft einzuführen versuchen, ähnlich wie es die DDR auch tat. Wenn die Wirtschaft durch die Gates hineinfließt, macht man sie auf, wenn sie hinaus fließt, macht man sie zu, wo ist das Problem?

    Andererseits können die Reichen immer noch nicht ohne Ausbeutung der Armen reich sein. Und da war der imperiale Feudalismus einfach naiv – er glaubte, er könnte die ganze harte Arbeit auf die Armen abwälzen und die Profite kassieren, ohne dass ein Aufseher mit Peitsche dafür sorgt, dass die dabei mitmachen. In Südamerika, Afrika, bekam jeweils ein Kleptokraten-Herodes pro Staat die Rolle des Aufsehers, aber den Kaiser von China oder den Zaren von Russland zum Landvogt zu degradieren hat nicht so ganz geklappt – China dreht den Kolonial-Spieß um, behält die Industrie, plündert Europa und Amerika mit Glasperlen und Feuerwasser, heute sind wir die Barbaren, die Hinterwäldler, denen der Tagelöhner Terminator in die Zivilisation abhaut. Es passt also zu dem von Ihnen beschriebenen Muster, dass man sich als Grieche vor Trojanern hüten muss, denen man Gäule andreht.

    Natürlich wird die Apokalypse immer wieder neu verfilmt, und der Film variiert je nach Lokalkolorit in Raum und Zeit. Doch in der Steppe lauert immer noch Attila und Dschingis-Khan auf das Sterben der Zivilisationen, in den Palästen herrscht die gleiche Korruption wie in jedem Palast, der aus der Geschichte bekannt ist, über die Wirtschaft gebieten die gleichen Feudalfürsten, die jeden Wandel hassen und sich wie Barbaren verhalten, wenn sie mit ihm konfrontiert werden, auch wenn ihre Felder sich jetzt in Bürogebäuden stapeln, die Bauern sind immer noch Bauern, auch wenn sie am Computer schuften, und glauben immer noch das, was ihnen der Bauch sagt, nicht das, was von der Kanzel gepredigt wird, und die Kanzel lügt immer noch wie eh und je und merkt es kaum, denn als Erstes belügt sie sich selbst, die Schwachen schuften und sterben immer noch für die Reichen, die Reichen schuften und leben immer noch für das Leben und den Tod ihrer Imperien, ohne zwischen beidem unterscheiden zu können. Wir zittern immer noch vor alten Fürzen auf Thronen, statt sie einfach abzusetzen, und wenn wir sie absetzen, dann nicht ohne Terror, Schrecken und absolutes Grauen. Die Zwergstämme Europas tun immer noch das, was die Loser der Geschichte immer tun – weil ihr geistiger Horizont nur bis zum nächsten Busch reicht, halten sie sich für Großmächte, ziehen die Großmächte in ihre Zwergenkriege hinein und enden als Kanonenfutter in den Kriegen den Großen. Und wenn man sie an den kaiserlichen Hof in Rom bringt, ändern sie sich nicht, nur werden sie zu Höflingen, die ihre Kriege in Puder und Rüschen weiterführen.

    Und weil wir uns nicht ändern, ändern sich auch nicht die Regeln. Und wenn Sie die Regeln kennen, können Sie zwar kein Schachspiel vorhersagen. Aber Sie wissen, dass es nur vier Möglichkeiten gibt, wie es ausgehen kann: Weiß gewinnt, Schwarz gewinnt, Patt, Abbruch per Game Changer, alias höhere Macht alias Wunder Gottes. Ich sehe Katholiken und Lutheraner, die aus Wirtschaftskrisen Religionskriege machen, ich sehe Bauernaufstände und Kosaken, ich sehe Polen-Litauen um 1700 und Weimar im Endstadium, ich sehe das Ende des Kaiserreichs Mexiko, ich sehe, dass sich die Russen erheben, um den Geier-Job zu tun, für den sie die natürliche Evolution der Staaten Europas bestimmt hat. Ich sehe Hannibal scheitern, weil ihm die Krämerseelen in Karthago die Waffen verbieten, ich sehe ein Griechenland, das die Spartaner im Stich lässt, ich sehe Raubritter und Don Quixote und Schlesische Weber und Feudalfürsten, die ihre Leibeigenen zu Tode peitschen, weil der Ochsenpflug gegen Dampfmaschine und das Schwert gegen das Schießpulver verliert und sie den Wandel nicht mitmachen wollen, ich sehe Samurai, die in Maschinengewehrfeuer laufen und Sioux, die ihre Blechbüffelherden vor Klima-Buffalo-Bill verteidigen, ich sehe Gutenberg, der jedem Soziopathen von Hassprediger ein mächtiges Instrument in die Hand gibt, Indianer, die sich einfach hinsetzen und auf ihren Tod warten, obwohl sie alle Möglichkeiten hätten, sich zu retten, ich sehe, wie sich die Römer im ausgelutschten Britannien unwohl fühlen und die Barbarenstämme zu alten Lebensweisen zurückkehren, ich sehe, wie Echnaton, Konstantin, Mohammed, Dschingis aus Kostengründen Nationen verschmelzen, weil man in einer Religion auch nur einen Klerus schmieren muss, damit er dem Herrscher nach dem Mund redet, ich sehe, dass sich Nationen mit ähnlichen Mitteln gegen die Vereinheitlichung wehren, ich sehe, dass die Affen gereizt sind, sich um Anführer scharen und sich bereit machen, in den Krieg zu ziehen, ich sehe ein Akkad, das von blutigen Aufständen zerrissen wird, und nur von Händlern zusammengehalten, ich sehe, dass die Bauern wieder klein und arm werden und nur noch für den Krieg schuften wollen, denn all ihre Kraft muss die Ritter ausrüsten, die sie schützen.

    Ich sehe ein massives Einsparen, Zusammenfließen, eine Implosion, die die Starken stärker macht und die Schwachen zerfetzt. Ich sehe überall Inflation, überall Mogelpackungen, Schein ohne Sein, alle Suppen werden nur noch mit Wasser verdünnt, Tomatenmark, Sahne, Kartoffeln und Nudeln fehlen, und doch wird die dünne Plörre wie richtige Suppe berechnet.

    Ich sehe, Krieg, Bürgerkrieg, Teuerung, Hunger, Mowgli – also den Typ auf dem fahlen Pferd, der mit den Tieren der Erde tötet. Das Gesundheitssystem wird selbst zur Seuche. Ich nehme an, Kristallkugel-Johnny hat sich ziemlich viele Storys von diversen Apokalypsen reingepfiffen, zusammen mit ein paar komischen Pilzen, und deswegen kann man Elemente seines Destillats auch in jedem beliebigen Weltuntergang finden, groß oder klein.

    Die Arbeit des Todes bleibt reine Routine: Durch Ihren Erfolg züchten Sie sich sowohl Probleme, wie auch die Unfähigkeit, sie zu lösen. Solange Sie stark sind, kehren Sie alle Probleme unter den Teppich, schaffen ihnen eine Mucki-Bude, in der Sie sie kräftig mästen, Muskeln und Wut aufbauen lassen. Sie da unten zu halten, kostet Sie immer mehr Kraft, deswegen perfektionieren Sie Ihr Hirn und ihren Staat, erhöhen die Effizienz, indem sie alle Fehler, alles Nutzlose, alles, was den Betrieb aufhält, alles, was Sie für Ihre Rettung brauchen würden, entfernen, bis Sie einen hirnlosen Mechanismus geschaffen haben, der nur dazu da ist, sich selbst zu erhalten und die Probleme stärker und stärker zu machen. Irgendwann platzt der Teppich schneller auf, als Sie ihn nähen können. Und wenn es dann losgeht, ist es der perfekte Sturm – alle Dämonen der Hölle, die Sie sich irgendwann, irgendwo gezüchtet haben, kommen auf einmal, um Sie zu holen.

    Ist ja nicht so, dass wir unsere Probleme nicht lösen könnten. Wir haben eine Macht, die fast an die römischer Götter herankommt, Wir wollen nur nicht. Wir können es nicht mehr wollen. Nicht mehr so stark, dass unser Willen für die Mammutaufgabe reicht. Das ist der große Trick des Todes: Er macht Sie zu Ihrem eigenen Terminator. Ihr Lebenswille treibt die Maschine an, die Sie tötet, und je verzweifelter Sie gegen sie kämpfen, desto weniger Hoffnung gibt es für Sie. Und selbst wenn Sie es wissen – Veränderung fällt Ihnen viel zu schwer, und Sie ergeben sich in Ihr Schicksal. Also schön strampeln am Galgen, je schneller Sie wegrennen, desto enger zieht sich die Schlinge zu, desto schneller haben Sie’s hinter sich.

  3. Die Dominanz der westlichen Welt im 18., 19. und 20. Jahrhundert basiert auf der Industrialisierung, die nun einmal ihren Ausgangspunkt in Grossbritannien hatte, dann auf den Kontinent und die Vereinigten Staaten übergriff. Vor der industriellen Revolution waren 90 bis 95% aller Menschen, auch der Menschen im Westen, mausarm. Der Kolonialismus, der ja lange vor der Industrialisierung begann, hat damals nur wenige Westler reich gemacht und auch die Industrialisierung hat erst nach vielen Jahrzehnten die breite Masse der Bevölkerung erreicht – sichtbar etwa an der unter Bismarck installierten Sozialgesetzgebung.
    Ich behaupte: es gibt eine Zeit vor der Industrialisierung und eine Zeit in der Industrialisierung und die beiden Zeiträume unterscheiden sich wie Tag und Nacht.
    Wenn der Westen jetzt an Bedeutung verliert, dann darum ,weil er nicht mehr die Speerspitze der Technologie ist. Das mindestens gilt für Europa, das kaum ein bedeutendes Unternehmen im digitalen Bereich hat – weder was Software noch was Hardware angeht (Ausnahme ist die niederländische Firma ASML mit ihren EUV-Geräten). Auch die Elektrifizierung der Fahrzeugindustrie und die Batterietechnologie hat Europa verschlafen.
    Kurzum: Wirtschaftlich-technische Fähigkeiten bestimmen heute welche Länder und Regionen weltweite Macht auch mittels Soft-Power ausüben können. Soft-Power bedeutet Anziehungskraft für andere Länder/Regionen, mit einer Macht zusammenzuarbeiten und sich ihrer Technologie anzuvertrauen. Inzwischen hat China weltweit mehr Soft-Power als Europa, vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländern.

  4. Soweit ich informiert bin war eine Veränderung/Verschlechterung des Klimas ein wesentlicher Grund für Völkerwanderung und Untergang des römischen Reichs.

    Es ist bedauerlich, dass auf diesen Punkt mit keinem Wort eingegangen wird

    • Warum die Hunnen ihre eigentlichen Siedlungsgebiete verlassen haben, ist nach wie vor nicht klar. Im Buch erwähnen die Autoren, dass es Hinweise auf eine ungewöhnliche Trockenheit in der Steppe gab, aus der die Hunnen gekommen sind. Eine Klimaveränderung im Sinne einer langfristigen Veränderung der Temperatur und Niederschlagsmuster ist bisher aber nicht festgestellt worden. Thema des Buchs ist auch eher die Frage, ob das Ende des römischen Westreichs mit der Ankunft der Hunnen zusammenhängt. Und auch das ist keineswegs erwiesen. Die Autoren gehen davon aus, aber in den letzten Jahrzehnten kommen Historiker auch zu anderen Ergebnissen.

  5. “Schließlich böten die „fundamentalen Institutionen des sozialen integrierten westlichen Sozialstaats“, überarbeitet für eine „wirklich“ postkoloniale Epoche, eine bessere Lebensqualität als jede konkurrierende Staatsform.”

    Das stets gleichermaßene Verhältnis 1:5 (Wohlstand : Tittytainment) der Weltbevölkerung, welches die kolonialistische Globalisierung der “Dienstleistungsgesellschaft” aus Gründen der wettbewerbsbedingten Konfusion zugunsten des inzwischen absurden Welthandels und seinem damit verbundenen Lobbyismus versucht zu etablieren (totale Bewusstseinsbetäubung für die wettbewerbsbedingte Symptomatik), wird den Kreislauf des imperialistisch-faschistischen Erbensystems im “gesunden” Konkurrenzdenken sicher nicht beenden.

    Das römische Reich hatte den schwersten Angriff auf die kreislaufende Symptomatik erlebt, als es in der jüdischen Provinz eine Revolution des herkömmlich-gewohnten “Zusammenlebens” gab und sich ein Christentum für Gemeinschaftseigentum “wie im Himmel all so auf Erden” formierte.

    Die zeitgeistlich-reformistische Assimilation der ursprünglichen Philosophie dieses Wandels zu wirklich-wahrhaftiger Vernunft und Verantwortungsbewusstsein, begann in dieser Zeit und sollte, OHNE Schuld- und Sündenbocksuche, zum Anfang einer neuen und UNKORRUMPIERBAREN Welt- und Werteordnung werden.

  6. Das weströmische Reich endete mit der Invasion germanischer Stämme und Germanen siedelten anschliessend überall im ehemaligen weströmischen Reich. Das wäre also das Cui-Bono.

    Es waren also militärische Angriffe, die Westrom zu Fall brachten und Erfolg hatten sie, weil die Söldnerarmee wegen wegbrechender Steuereinnahmen ab dem Jahr 400 nicht mehr finanziert werden konnte. Aber auch hier war es der Verlust der weströmischen Provinz Africa im Jahr 430 durch Vandalen, der die grössten Steuerausfälle auslöste.

    Kurzum: Das imperial überdehnte Westrom konnte irgendwann den vielen militärischen Angriffen nicht mehr standhalten. Schon vor dem endgültigen Ende Westroms nach dem Einfall germanischer Invasoren waren Teile Westroms amputiert worden – ebenfalls durch Invasoren. Ein wichtiger Grund für die Angriffe der Germanen waren Hunneneinfälle, die die Germanen in Richtung Westrom ausweichen liessen.
    In der Endphase des weströmischen Reichs gab es zudem viele bürgerkriegsähnliche Ereignisse in denen Generäle mit ihren Heeren andere Heere angriffen und die Macht an sich reissen wollten.

    Überall auf dem Gebiet des weströmischen Reiches entstanden nun germanische Ansiedlungen.

    innere Instabilität, finanzielle Krisen, Korruption, Druck durch Invasionen und Migration von Germanen sowie später Hunneneinfälle.

  7. Die Hunnen mischten im weströmischen Reich gewaltig mit – speziell unter dem als ´der letzte Römer´ bezeichneten Flavius Aetius. Dieser war Reichsgeisel/Gesandter am hunnischen Hof. Mit hunnischen Truppen wollte er sich 425 n Chr. in Streitereien um den Kaisertron einmischen – um Kämpfe zu vermeiden wurde er befördert und die Hunnen erhielten Tributzahlungen.
    Unter Aetius schlugen die Hunnen in Gallien zahlreiche Schlachten. Nach einem Streit mit der Kaiserin Galla Placidia schlugen die Hunnen das kaiserliche Heer und geleiteten Aetius 433/434 nach Rom. Die Kaiserin musste ihn zum militärischen Oberbefehlshaber des Reiches ernennen. Die hunnischen Partner führten zahlreiche Kriegszüge für ihn durch – z.B. vernichteten sie 436/437 das Volk der Burgunder (dessen Untergang im Nibelungenlied festgehalten wurde).

    Im Zusammenhang mit den Hunnen ist auch von militärischer Bedeutung, dass sie neuartige Holzsättel nach Europa brachten. Siehe zu diesem Thema:
    http://www.spektrum.de/news/sattel-und-steigbuegel-machten-reiterkrieger-zu-ueberlegenen-kaempfern/2201446

  8. @Dominanz des Westens

    Müssen wir denn die Welt dominieren? Reicht es nicht, uns die eigene Demokratie und Freiheit zu erhalten? Es kommen jetzt Batterien und PV-Module aus China, aber die ersetzen dann auch ständige Importe von fossilen Brennstoffen. Unterm Strich wird das sogar weniger sein. Entsprechend können auch unsere Exporte zurückgehen.

    Putin greift uns an, aber wir müssten die Auseinandersetzung eigentlich gewinnen können.

    Und China greift uns derzeit eben nicht an. Taiwan ist nicht der Westen selbst.

    Der globale Süden darf auch gerne ins Florieren kommen. Das muss uns auch überhaupt nicht stören.

    Wir müssen vor allem mit uns selber klar kommen. Rechtspopulismus ist wirklich ein Problem, und die antisozialen Medien, die den befeuern.

  9. @Tobias Jeckenburger (Zitat): „Putin greift uns an, aber wir müssten die Auseinandersetzung eigentlich gewinnen können.“
    Ja, Europa und insbesondere die EU haben das Potenzial um Feinde abzuwehren, technologisch zu führen und eine Wirtschaftssupermacht zu sein. Das weiss sogar die EU-Kommission und das EU-Parlament, wurde doch bereits im Jahre 2000 die Lissabonstrategie lanciert, Zitat Wikipedia:

    Die Lissabon-Strategie (auch -Prozess, -Agenda, -Ziele) war ein auf einem Sondergipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs im März 2000 in Lissabon verabschiedetes Programm, das zum Ziel hatte, die Europäische Union innerhalb von zehn Jahren, also bis 2010, zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt zu machen.

    Genau das Gegenteil ist passiert: die EU ist deutlich hinter der Wirtschaftsentwicklung der USA und neuerdings China zurückgefallen:.
    – Südkorea allein erhält heute fast gleich viel Patente wie alle EU-Länder zusammen
    – globale IT-Konzerne vom Zuschnitt Apples, Amazons, Microsoft, Facebook, etc. gibt es in der EU praktisch keine
    – Batterien kommen aus Asien, Solarpanel aus China, Künstliche Intelligenz aus den USA, Elektroautos aus China sind konkurrenzlos günstig, etc, Selbstfahrende Autos gibt es nur in den USA und China, humanoide Roboter werden gerade in den USA und China entwickelt

    Fazit: Die EU ist technisch-wirtschaftlich im späten 20. Jahrhundert steckengeblieben und hat keines der von ihr selbst gesteckten Ziele erreicht. Mario Draghi hat das jüngst erkannt und von der EU Investitionen in neue Technologie gefordert, allerdings ohne konkreten Plan dazu.

  10. Irgendwie und irgendwo in der ( geschriebenen ) Geschichte lassen sich immer Analogien zum Heute finden, in wieweit diese aber zu Extrapolationen ( ‘Vorhersagen’ ) der Zukunft des Heute berechtigen, möchte ich doch sehr in Frage stellen.

    Gewisse Ähnlichkeiten werden aus meiner Sicht aber zu gering bewertet und mit die reichen Großgrundbesitzer waren durchaus findig beim Hinterziehen von Steuern nur angedeutet.
    Der um sich greifende Egoismus durch Abgrenzung und Zölle in staatlicher Hinsicht spiegelt doch nur die individuelle Abgrenzung ‘Hauptsache ICH’ wider. Wenn dieses Misstrauen den Mitmenschen gegenüber zu einem staatlichen Misstrauen den Mitbürgern gegenüber ( ‘Bürokratie’ ) führt, ist der Zerfall nicht mehr undenkbar.
    Kommt dann auch noch staatliche Missachtung von Verträgen und Vereinbarungen in Form von Gewaltanwendung ( Einfall in die Ukraine ) hinzu, könnte man doch fast an einen Zusammenbruch eines Zeitalters denken.

  11. @Martin Holzherr 20.11. 19:40

    „Die EU ist technisch-wirtschaftlich im späten 20. Jahrhundert steckengeblieben und hat keines der von ihr selbst gesteckten Ziele erreicht.“

    Noch haben wir zumindest in Deutschland Arbeitskräftemangel und Exportüberschüsse und leben weiterhin in Saus und Braus. Das muss nicht so bleiben, mehr in Zukunftstechnologien investieren dürfte dennoch eine sehr gute Idee sein.

    Ob wir ohne US-Unterstützung militärisch mit Putin klarkommen wird sich zeigen. Zumindest dürfte sich auch Trump über Waffenkäufe aus Europa freuen, allein schon des Geldes wegen. Wohler wäre es mir schon, wenn wir in den letzten 2 Jahren noch wesentlich entschiedener aufgerüstet hätten.

    Je stärker wir sind, desto eher brauchen wir es Putin gar nicht erst beweisen.

    • Zitat Tobias Jeckenburger: Noch haben wir zumindest in Deutschland Arbeitskräftemangel und Exportüberschüsse und leben weiterhin in Saus und Braus.
      MH: Ja, aber nur weil es wenig Nachwuchs gibt, also weil die deutsche Bevölkerung schrumpft. Wäre D im Babyboom gäbe es jetzt schon Arbeitslosigkeit.

      Zitat Tobias Jeckenburger:Je stärker wir sind, desto eher brauchen wir es Putin gar nicht erst beweisen.
      MH: Ich würde sogar sagen: Wenn Putin die EU/Europa als stark wahrgenommen hätte, dann wäre er gar nicht in die Ukraine einmarschiert.

      • @ Martin Holzherr 21.11.2024, 17:21 Uhr

        Zitat: „Wenn Putin die EU/Europa als stark wahrgenommen hätte, dann wäre er gar nicht in die Ukraine einmarschiert.“

        Putin sieht offensichtlich die Nato Osterweiterung, besonders den Verlust der Krimhäfen, davon den Flottenhafen Sewastopol und den seit langer Zeit genutzten ungestörten Zugang zum Schwarzen Meer als die Existenz Russlands ernsthaft gefährdend an. Sie wären beim Warentransit künftig auf die „Gnade“ der Ukrainer angewiesen…..

        Kann mir nicht vorstellen, wie jemand auf die Idee kommen könnte, die Russen würden sich derartiges gefallen lassen?

        Bedeutet, sie haben sich die Krim geschnappt und sich einen Korridor durch die ehemaligen Russengebiete im Osten der Ukraine „frei gebombt“. Sie würden es zweifellos auf einen Atomkrieg ankommen lassen.

        Offensichtlich war und ist das auch „der Nato“ klar und die Ukraine musste „auf eigenes Risiko“ handeln…..

        Den „Friedenskanzler Scholz“ scheinen die Risiken, ganz besonders für Deutschland, wegen unserer Vergangenheit, klar zu sein.

        • Die Russen hätten sich alles gefallen lassen, wenn dort wo jetzt die EU sitzt statt dessen die USA sitzen würde.
          Und man kann die EU durchaus mit den USA vergleichen, haben doch beide etwa das gleiche BIP.

          Im übrigen hat Putin Ansprüche auf sämtliche osteuropäischen Gebiete erhoben, die früher einmal zur Sowjetunion gehörten. So etwas hätte er niemals getan, wenn die USA vor Russlands Haustüre sitzen würde. Putin sah/sieht offensichtlich eine Chance sich Osteuropa „zurückzuholen“.

  12. Wenn wir nicht so euro-zentrisch wären und in der Schule mehr über die asiatische Geschichte lernen würden, käme vielleicht ein Vergleich mit China auf.
    Eine lange Geschichte mit auf und ab. Aber in unserem späten Mittelalter und früher Neuzeit ein starkes, reiches Land. Bis die Eliten etwas zu rückwärts gewandt waren und eine Rauschgift-Mafia das Geld aus dem Land sog.

  13. @Omnivor: “Bis die Eliten etwas zu rückwärts gewandt waren und eine Rauschgift-Mafia das Geld aus dem Land sog.”

    Wobei “rückwärts gewandt” die vom Westen erzwungene Wende meint und somit die Mafia des Westens, was zum “Opium-Krieg” führte!?

  14. 🤔Wenn man die Vergangenheit und die derzeitige “Lernfähigkeit” betrachtet, dann kann man ohne Übertreibung sagen, daß wir uns in der Dummzeit / der Verkommenheit des Dummzeitalters befinden.
    👋😇

  15. Zitat: „War der Zusammenbruch Roms unvermeidlich, ein Ausdruck des gesetzmäßigen Lebenszyklus von Zivilisationen und Reichen, oder hätte er vermieden werden können? Und hält er Lehren für die Gegenwart bereit?“

    Natürlich wäre es interessant zu erkennen, welche Mechanismen offensichtlich gesetzmäßige Lebenszyklen, selbst von Zivilisationen und Reichen bewirken. Aus der Erkenntnis sollten wir Lehren ziehen.

    Den Westen haben vermutlich die modernen Produktionsmethoden, (Fließband, Maschinen, Rohstoffförderung (Kohle, Metalle,…), Roboter, bis zur KI) aber auch die ausgefeilten psychologischen Methoden zur Manipulation der Menschen, höchst erfolgreich und führend auf der Welt gemacht.

    Jetzt gibt es einerseits eine gewisse „Sättigung“, vielen hängt der Wohlstand „zum Hals heraus“, aber auch unsere Voraussetzungen wie Rohstoffe (z.B. Kohle), als auch „Denkgewohnheiten“ (die ökonomische „Denke“ wurde von einer übertriebenen „Angstdenke“ z.B. AKW- oder Klimaangst abgelöst) „passen“ nicht mehr optimal in unsere Zeit.

    Andererseits ahmen andere, noch „hungrige“ Völker unsere Erfolgsgeschichte auf allen Gebieten erfolgreich nach und haben auch noch Vorteile. China und Russland haben z.b. auch noch das Glück, dass sie wichtige Rohstoffe (z.B. Metalle, seltene Erden,…..) die für die neue Hochtechnologie z.B. Stromspeicher, PV Anlagen, … unbedingt nötig sind, leicht verfügbar im Land.

    Da kann z.B. VW „Kopf stehen“, sie müssen um Rohstoffe „betteln“ gehen und Politiker ärgern auch noch die Chinesen mit Strafzöllen…..

  16. Wahrscheinlich begann der Verfall mit dem Tag, an dem sich das stehende Heer zum überwiegenden Teil aus Nichtreichsbürgern zusammengesetzt hat. Anders ausgedrückt, die innere Einheit ist ab dem Tag verloren gegangen.

  17. @Martin Holzherr 21.11. 17:21

    „Wenn Putin die EU/Europa als stark wahrgenommen hätte, dann wäre er gar nicht in die Ukraine einmarschiert.“

    Offenbar hat sich Putin verschätzt, was unseren Verzicht auf russisches Gas und den Umfang unserer Waffenlieferungen betrifft. Wie gut sich jetzt die jeweilige Seite im konkreten Krieg schlägt, konnte niemand wissen, auch Putin nicht. Das kam noch dazu.

    Wenn Putin gewusst hätte, wie hoch der Preis des Krieges noch wird, hätte er einfach weiter abgewartet, bis die Ukraine eben auf die Krim und den Donbass verzichtet. Das war ja nun vor 2022 definitiv in russischer Hand, und wäre das vermutlich sogar auf Jahrzehnte geblieben.

    Wir hätten vermutlich die Ukraine weder in EU noch in die Nato aufgenommen. Sonst hätten wir keine Nordstreampipelines gebaut. Wir waren mit der Situation seit 2014 offenbar ziemlich zufrieden.

    Das Fass, das Putin mit diesem Krieg und seinem Großmachtgetöse aufgemacht hat, war m.E. die Folge von massiver Fehleinschätzung der tatsächlichen Lage.

    Je stärker wir sind, desto eher brauchen wir es Putin gar nicht erst beweisen. Dass wir uns auch ohne die USA selbst verteidigen können, halte ich für sehr wahrscheinlich, aber je klarer das Putin ist, desto eher geht er einem größeren Krieg auch weiterhin aus dem Weg. Und das hängt letztlich auch von unseren europäischen Fähigkeiten ab. Dass wir auch ohne die USA mehr als 10 mal so viel Geld wie Russland haben, hilft freilich nichts, wenn wir es nicht hinreichend auch für Rüstung ausgeben.

    • @Tobias Jeckenburger: Inzwischen hat sich auch die Weltordnung verändert: Russland ist nicht mehr allein. Putin hat tatsächlich einen Freund in Xi und etliche Unterstützer in den Brics-Staaten. Und ein wichtiger Faktor, der das begünstigte, waren die jüngsten Kriegserfolge Russlands. Generell gilt auch heute noch: der (zu erwartende) Sieger in einer kriegerischen Auseinandersetzung erhält Anerkennung und „Freunde“ und kann seinen Einfluss ausdehnen. Das gilt auch für erfolgreiche Verteidiger, aber eben auch für Angreifer. Angriff lohnt sich also, wenn er von Erfolg gekrönt ist.

  18. Machtentfaltung im frühen 21.Jahrhundert
    Geopolitische Lage: Im frühen 21. Jahrhundert zeichnet sich ab, dass die USA (mit Europa und Japan im Schlepptau) als dominierende wirtschaftliche, technologische und militärische Macht herausgefordert wird durch China, bald schon Japan und diesen beiden assoziierte nicht westliche Länder . Diesen Machtumbruch haben alle in den Knochen, den Gliedern, ja er liegt in der Luft und das dürfte dazu beigetragen haben dass Russland einen Versuch gestartet hat sein Imperium zu restaurieren und Israel einen Versuch gestartet hat, seine Feinde klein zu machen, denn bei einem spürbaren weltweiten Machtumbruch geht es gerade auch für Länder aus der zweiten Liga (Russland, Israel) darum, sich zu behaupten, sich auch neu zu positionieren noch bevor sich neue, permanente Machtkonstellationen ausgebildet haben.
    China+Indien Chinas BIP hat dich seit dem Jahr 2000 verzwölffacht, ist also im Jahr 2024 12 Mal so gross wie es im Jahr 2000 war. Ab 2010 ist China wirtschaftlich grösser als die USA. Im Jahr 2024 dominiert China im Rohstoffbereich, bei Solarpanels, Batterien, Solarpanels und kostengünstigen Elektromobilen, also bei „Green Tech“ und das obwohl die EU sich selber als GreenTech Führer sehen wollte und dazu Millionen von Seiten Papier befüllt und hunderte von Regulativen geschaffen hat.
    China ist mit seinen Aktivitäten in Asien und Afrika unter dem Dach der „neuen Seidenstrasse“ auch bemüht zum geopolitisch dominierenden Faktor zu werden. China wird um 2025 seinen CO2-Emissionspeak erreichen und anschliessend als Greentech- Weltführer die weitere Entwicklung bei der Dekarbonisierung bestimmen. Indien befindet sich 2024 an einem ähnlichen Punkt wie China im Jahr 2000.
    KI, Humanoide Roboter, Autonome Fahrzeuge: Hier dominiert die USA, aber auch in China werden humanoide Roboter entwickelt. In der Wikipedia liest man dazu:

    Die Automatisierung verändert die Anzahl der Arbeitsplätze und die Qualifikationsanforderungen der Branchen. Ab 2019 verdoppelte sich die Produktion der verarbeitenden Sektoren der ersten Welt im Vergleich zur Produktion von 1984; aber sie wird jetzt mit einem Drittel weniger Arbeitnehmern und mit deutlich reduzierten Betriebskosten produziert. Die Hälfte aller Jobs mit niedrigeren Anforderungen als einem Bachelor-Abschluss wird derzeit durch eine teilweise oder vollständige Automatisierung ersetzt.
    Das Weltwirtschaftsforum prognostiziert, dass 65 % der Kinder, die in die Grundschule gehen, in Jobs oder Karrieren landen werden, die es derzeit noch nicht gibt.

    Fazit: Schon im Jahr 2030 könnte Geopolitik, Beschäftigung und wirtschaftliche Zukunft völlig anders aussehen als heute.

    • Korrektur: oben müsste es heissen: „herausgefordert wird durch China, bald schon Indien“, also Indien anstatt Japan

  19. @Martin Holzherr 21.11. 17:21 / 22.11. 08:23 / 11:28

    „Ja, aber nur weil es wenig Nachwuchs gibt, also weil die deutsche Bevölkerung schrumpft. Wäre D im Babyboom gäbe es jetzt schon Arbeitslosigkeit.“

    Der Nachwuchsmangel wurde doch durch Zuwanderung ausgeglichen, mehr noch, die Einwohnerzahl hat doch sogar zugenommen.

    „Angriff lohnt sich also, wenn er von Erfolg gekrönt ist.“

    Es sieht mir aber gar nicht so aus, als dass sich die wirtschaftlichen und menschlichen Kosten des aktuellen Ukrainekrieges auszahlen. Letztlich sogar für beide Seiten. Und ein Erfolg steht auch noch aus. Gewinnen ist sicher besser als Verlieren, aber den Krieg gar nicht erst eskalieren zu lassen wäre für alle Beteiligten besser gewesen.

    „Schon im Jahr 2030 könnte Geopolitik, Beschäftigung und wirtschaftliche Zukunft völlig anders aussehen als heute.“

    Hoffentlich grüner und vielleicht sogar entspannter.

  20. @ Tobias Jeckenburger 22.11.2024, 01:44 Uhr

    Zitat: „Wenn Putin die EU/Europa als stark wahrgenommen hätte, dann wäre er gar nicht in die Ukraine einmarschiert.“

    Russland blieb praktisch nichts anderes übrig, als der Kampf um seine Würde und seine nationalen Interessen, musste die Nato Osterweiterung beenden. Sie wurden praktisch vom Schwarzen Meer vertrieben, verloren (oder standen kurz davor) die wichtigsten Transitwege im Westen zu verlieren.

    Sie hätten sich nicht nur weltweit lächerlich gemacht, weil sie es zugelassen hätten, dass ihnen die Nato den Flottenhafen abknöpft. Russland wäre auch noch bei den Transitgebühren von den Ukrainern nach Belieben „gewürgt“ worden. Bis letztlich in Russland eine Marionette des Westens (ein „Nawalny Typ“) regiert hätte, das Ukrainische und das Westkapital Russlands Bodenschätze eingesackt hätte und die Russen hätten sie in „Sklavenarbeit fördern“ dürfen. Sie hätten zuschauen müssen, wie die Nato mit ihrer “Osterweiterung” auf den imperialen Höhepunkt zusteuert…..

    Im Westen wurde man wütend darüber, dass Deutschlands Wirtschaft vom Russischen Billiggas bestens profitiert hat, ohne (wegen der Pipeline) Kapitalinteressen der Ukraine und des Westens zu befriedigen. So wurde Deutschland „der Kopf gewaschen“, musste auf das Gas verzichten und auch noch den Krieg finanzieren. Jetzt pfeifen wir aus dem letzten Loch….

    Russland wollte mit der Krim und mit der neu gebauten Kertsch Brücke, sich die freien internationalen Handelswege sichern. Das war praktisch unmöglich, eine Rakete genügt und der freie Hafenzugang wäre weg….

    So hat sich Russland einfach die ehemaligen „Russengebiete“ in der Ostukraine geschnappt….

    Jetzt ist das Problem, die Russen wollen ihre eigene unabhängige Existenz sichern, nicht von der „Nato erweitert werden“. Die Ukraine wird gezwungen, Russland, das sie schon fast „im Maul hatte“, wieder loszulassen….

    Die Nato soll das verhindern und die Russen drohen kurzerhand mit dem Atomkrieg….

    Der dicht besiedelte Westen würde vermutlich mehr verlieren.

    Die Nato hätte vermutlich mit der „Nato Osterweiterung“ weiter gemacht, bis sie Russlands Bodenschätze eingesackt hätte.

    Das wäre der Höhepunkt des „westlichen Imperiums“ gewesen.

    Man hat halt zu hoch gepokert, jetzt sind vielleicht andere Mächte dran….

    Außer der Westen hat genügend wegen der Osterweiterung oder der Zuwanderung „dankbares“ oder auch arbeitsloses „Kanonenfutter“ das „eingespannt“ werden könnte.

    Aber zu viel Interesse, es der Ukraine „nachzumachen“, besteht eher nicht……

  21. @Realo. 22.11. 13:36

    „Russland blieb praktisch nichts anderes übrig, als der Kampf um seine Würde und seine nationalen Interessen, musste die Nato Osterweiterung beenden. Sie wurden praktisch vom Schwarzen Meer vertrieben, verloren (oder standen kurz davor) die wichtigsten Transitwege im Westen zu verlieren. “

    Klar war der Einmarsch 2014 ziemlich nachvollziehbar. Und der Westen, insbesondere Deutschland, haben das doch sogar faktisch respektiert. Das hätte noch Jahrzehnte so weiter laufen können.

    Aber Putin hat hier einfach die Nerven verloren, und unseren Respekt auch vor russischen Interessen als Freifahrtsschein fehlinterpretiert. Natürlich können wir dem Angriff auf das Selbtbestimmungsrecht der Ukraine nicht tatenlos zusehen. Eine Teilung der Ukraine, wie nach 2014 etabliert, war noch Ok, die Mehrheit in den annektierten Gebieten war ja nun durchaus russlandfreundlich.

    Dass das der ukrainischen Regierung dennoch nicht egal war, war uns wiederum auch wieder egal, und das m.E. auch mit Recht. Aber die Vernichtung der Ukraine als Staat, gegen den Willen einer breiten Mehrheit in der verbliebenen westlichen Ukraine, konnten wir nicht einfach tatenlos zusehen.

    Und diese Fehleinschätzung wird jetzt auch für Russland sehr teuer.

    „Die Nato hätte vermutlich mit der „Nato Osterweiterung“ weiter gemacht, bis sie Russlands Bodenschätze eingesackt hätte.“

    Wie das denn. Alle Beitritte zur Nato sind freiwillig gewesen. Die Nato ist ein Bündnis, kein Imperium. Im Jugoslawienkrieg hat die Nato wohl tatsächlich aggressiv agiert, aber einen Krieg gegen Russland mit seinen Atomwaffen will hier offenbar niemand.

  22. @Tobias Jeckenburger: „ Der Nachwuchsmangel wurde doch durch Zuwanderung ausgeglichen,“
    Ja, es gibt mehr Köpfe, aber weniger Facharbeiter. Es verlassen mehr Hochqualifizierte Deutschland als zuwandern.
    Migranten, vor allem, wenn sie als Asylanten kommen, sind nicht in erster Linie Arbeitskräfte. Das zeigt sich etwa in Kanada, das die Einwanderung bewusst fördert. 70% der Kanada-Einwanderer kommen aus Indien und für die wenigen Asylanten, die Kanada hineinlässt, gibt es spezielle Integrationsprogramme und keine Erwartung, dass diese sich schnell in den Arbeitsprozess einbringen.

  23. @Martin Holzherr 22.11. 15:14

    „Migranten, vor allem, wenn sie als Asylanten kommen, sind nicht in erster Linie Arbeitskräfte.“

    Die meisten Einwanderer arbeiten hier aber, insbesondere die aus der EU. Und dennoch haben wir eher Arbeitskräftemangel und wenig Arbeitslosigkeit.

    „Ja, es gibt mehr Köpfe, aber weniger Facharbeiter. Es verlassen mehr Hochqualifizierte Deutschland als zuwandern.“

    Solange wir Exportüberschüsse haben, sehe ich hier keinerlei Probleme. Woanders brummt die Wirtschaft auch, und gut ausgebildete, produktive Mitarbeiter wurden schon immer beworben. Und den Arbeitnehmern kommt ein gewisser Arbeitskräftemangel sogar sehr entgegen. Man findet viel schneller einen Job, hat mehr Auswahl und mehr Einfluss auf die Arbeitsbedingungen und die Arbeitszeiten.

    Wenn hier der Westen international zurückfällt, liegt das weniger daran, dass hier weniger läuft. Das liegt vor allem daran, dass nach China jetzt auch noch Indien und andere Länder nachziehen und unseren technischen Vorsprung aufholen.

    Was uns gar nicht stören muss. Mit der Energiewende fallen auch die umfangreichen Importe von fossilen Brennstoffen weg, und es reduziert sich damit auch die Notwendigkeit, wiederum Waren zu exportieren. Wenn wir das meiste, was wir selber brauchen, in der EU herstellen, dann werden wir mit der Konkurrenz aus Asien und anderswo klarkommen.

  24. @ Tobias Jeckenburger 22.11.2024, 14:33 Uhr

    Zitat: „Und der Westen, insbesondere Deutschland, haben das doch sogar faktisch respektiert. Das hätte noch Jahrzehnte so weiter laufen können.“

    Die Ukraine konnte ihre Pläne (die Russen vom Transit abzuschneiden) nur dann weiter verfolgen, wenn möglichst alles „Russische“ in der Ostukraine und der Krim „ausgelöscht“ ist, damit es keine russische Mehrheit bei einer angestrebten Gebietsabtretung mehr gibt. Bei den Konflikten starben rund 15 000 Russen und Ukrainer. Danach wollten die Russen dem Treiben ein Ende bereiten, und sind einmarschiert.

    Der Westen der Ukraine ist den Russen egal, nur zur Nato dürfte er nicht. In diesem Fall würde so schnell als möglich ein Krieg provoziert, fast zwangsläufig ein Atomkrieg….

    Die Ukrainer werden noch mehr, als z.B. ehemals Deutschland, auf eine „Wiedervereinigung“ bestehen. Die Russen laufen wieder Gefahr, in den „Würgegriff“ der Ukrainer zu geraten und das „Kriegs Theater“ beginnt neuerlich….

    Die Leute laufen normalerweise dem „werthaltigen Geld“ hinterer. Das Geld ist werthaltig bei hoher Produktivität (z.B. mittels KI), oder vielen materiellen Ressourcen (z.B. aus Bodenschätzen).

    Entweder es gibt weiter Kriege wegen der Konkurrenz, oder man kooperiert und vermeidet Kriege auch wegen der Gefahr der gegenseitigen „Ausrottung“ mit A, B, C -Waffen….

    Jedes Imperium hat sich auf Militär gestützt.

    Dass wir keinen Atomkrieg wollen, ist klar. Aber man könnte uns hineinzwingen um den Menschen bei der „Wehrertüchtigung Beine“ zu machen.

    Zitat: „Wenn wir das meiste, was wir selber brauchen, in der EU herstellen, dann werden wir mit der Konkurrenz aus Asien und anderswo klarkommen.“

    Das Problem ist, dass die Chinesen und Russen die modernen Rohstoffe haben und die Chinesen auch noch eine recht hohe Produktivkraft aufbringen können. Letztere müssen wir übertreffen, sonst besteht unsere Zukunft aus „Kraut und Kartoffel“….

  25. @Realo 22.11. 18:23

    „Die Ukraine konnte ihre Pläne (die Russen vom Transit abzuschneiden) nur dann weiter verfolgen, wenn möglichst alles „Russische“ in der Ostukraine und der Krim „ausgelöscht“ ist, damit es keine russische Mehrheit bei einer angestrebten Gebietsabtretung mehr gibt.“

    Der Stand von 2014 war doch das maximal Mögliche, was für Putin realistisch ist. Wir haben praktisch keine Waffen geliefert, und auch Russland überhaupt nicht unter Druck gesetzt. Wir haben sogar Nordstream 2 weitergebaut.

    Klar könnte die Ukraine auch alleine versuchen, Russland aus den besetzten Gebieten zu vertreiben. Aber womit denn?

    „Der Westen der Ukraine ist den Russen egal, nur zur Nato dürfte er nicht. In diesem Fall würde so schnell als möglich ein Krieg provoziert, fast zwangsläufig ein Atomkrieg…“

    Wenn die Nato Krieg mit Russland will, braucht sie da keine Ukraine für. Mag aber tatsächlich sein, dass eine Natomitgliedschaft der Ukraine für uns selbst schwierig sein kann, wenn es im Alleingang versucht, einen Verteidigungsfall zu provozieren. Das wäre in der Tat ein wesentliches Argument, in einem eventuellem Friedensvertrag explizit keinen Natobeitritt der Ukraine zuzulassen.

    Insbesondere wäre es auch echt nicht im Interesse der Nato, wenn die Ukraine irgendwann doch noch versucht, einen großen Krieg anzuzetteln. Wir sollten das möglichst jetzt schon klar machen, was wir hier wollen, und das Putin und Selensky wissen lassen.

  26. @Realo 22.11. 18:23

    „Das Problem ist, dass die Chinesen und Russen die modernen Rohstoffe haben und die Chinesen auch noch eine recht hohe Produktivkraft aufbringen können. Letztere müssen wir übertreffen, sonst besteht unsere Zukunft aus „Kraut und Kartoffel“….“

    Die Rohstoffe für die Energiewende sind um Größenordnungen weniger relevant als die fossilen Brennstoffe. Und die müssen nur einmal eingekauft werden, und können dann immer wieder recycelt werden. Die Brennstoffe werden verbrannt und sind dann weg. Für Lithium und Kupfer soll es sogar erhebliche Lagerstätten in Deutschland geben.

    Noch haben wir Außenhandelsüberschüsse, die müssen wir nicht haben. Und es geht sogar mit mäßigen Außenhandelsdefiziten, die USA haben das seit etlichen Jahrzehnten und sind auch nicht pleite.

    Wir müssen die Chinesen auch nicht übertreffen. Hinreichend hinterher kommen sollte reichen. Notfalls Zölle einführen, macht die EU ja sogar. Nur dass das mit E-Autos angefangen wird, könnte richtig dämlich sein. Billige PV-Module und E-Autos können wir aktuell supergut gebrauchen.

    Hier fehlen nicht nur aktuell die eigenen Fertigungskapazitäten, wir haben auch sowieso schon Arbeitskräftemangel. Dagegen helfen doch auch mehr Importe, auch aus China.