Zwei Augen sehen besser als eins

BLOG: Galaxienentwicklung

Spurensuche im jungen Universum
Galaxienentwicklung

Das dachten sich wohl auch Astronomen aus US-amerikanischen, italenischen und deutschen Instituten bei der Planung und Entwicklung des leistungsstärksten Einzelteleskops der Welt, dem Large Binocular Telescope (LBT) am Mount Graham, Arizona, USA. Vor kurzem berichtete dieses internationale Konsortium  vom "Ersten Licht" im so genannten "binokularen Modus" [1].

 
Large Binocular Telescope (LBT) am Mount Graham, Arizona, USA. In dieser Aufnahme reflektieren die beiden Spiegel den Abendhimmel (Quelle: David Steele, LBT).
 
 
Dieses Teleskop besteht aus zwei Einzelspiegeln mit jeweils einem Durchmesser von 8,4 Metern. Diese beiden Spiegel befinden sich zusammen auf einer gemeinsamen Montierung. Das Lichtsammlungsvermögen der beiden Spiegel zusammen entspricht dem eines 11,8 Meter-Spiegels. Seit kurzem nun ist es möglich mit beiden Spiegeln gleichzeitig, das selbe astronomische Objekt zu beobachten, was weltweit einzigartig ist. Zwei Panomara-CCD-Kameras, genannt LBCs (Large Binocular Camera),  bestehend aus jeweils 36 Megapixeln, setzen die Wissenschaftler ein. Ein Team unter der Leitung von Emanuele Giallongo vom Astrophysikalischen Observatorium Rom (OAR) baute beide Kameras. Jeweils eine Kamera befindet sich im Primärfokus eines Spiegels. Die beiden Kameras unterscheiden sich darin, dass die eine eher empfindlich für das blaue, LBC blue, und die andere eher für das rote Licht, LBC red, ist. Das LBT sieht somit auf dem einem Spiegel blau und auf dem anderem rot.

Die blaue Large Binocular Camera (LBC blue) montiert im Primärfokus eines der beiden Spiegeln am LBT (Quelle: Emanuele Giallongo und Team, OAR, Italien).
 
 
Die vorgestellte Beobachtungen des "Ersten binokularen Lichts" zeigen Aufnahmen der Spiralgalaxie NGC 2770, 102 Millionen  Lichtjahren von uns entfernt. Das Team um Emanuele Giallongo machte die hier vorgstellten Aufnahmen.

Bild von NGC 2770 aufgenommen mit LBC blue. Im blauen Licht sind vor allem klumpige Regionen in den Spiralarmen zu sehen, in denen sich junge, neu entstandene Sterne befinden [1].

 

Bild von NGC 2770 aufgenommen mit LBC red. Im roten Licht sind vor allem alte Sterne, die eher gleichmäßig in einer Spiralgalaxie verteilt sind, zu sehen.

 

Kombination aus Aufnahmen der beiden Kameras, in denen die gesamte Struktur der Galaxie zu sehen ist.  

 
 
Letztendlich ist geplant, das Licht der beiden Spiegel mit Hilfe der Interferometrie miteinander zu kombinieren (zu überlagern). In dieser letzten Ausbaustufe erreicht das LBT dann die Auflösung eines 22,8 Meter-Teleskops.

Aus Deutschland sind nebem dem Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg, die Max-Planck-Institute für Extraterrestrische Physik in Garching (MPE) und für Radioastronomie in Bonn (MPIfR), sowie das Astrophysikalische Institut Potsdam (AIP) und die Landessternwarte Heidelberg (LSW) beteiligt – dies macht einen Anteil von 25% Deutschlands am Gesamtprojekt aus.

 

Bis zum nächsten Blog,

Euer Helmut Dannerbauer

 

Quelle:

[1]: MPIA Pressemitteilung 08-03-06, 06. März 2008

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Veröffentlicht von

Der promovierte Astrophysiker Helmut Dannerbauer – wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg – fokussiert sich in seinem Blog auf die Erforschung von Galaxien und deren Entwicklung im jungen Universum.

2 Kommentare

  1. LBT

    Servus Helmut!
    Hat da etwa einer den Titel “geklaut”…? ;-))

    Danke für den Artikel über dieses spannende Projekt! Ist der Betrieb mit LBC blue/red eigentlich nur als Lückenbüßer gedacht, bis das LBT Interferometer in Betrieb geht? Welchen Vorteil bringt es, eine Galaxie gleichzeitig in verschiedenen Farben anzusehen (versus nacheinander oder mit zwei einzeln steuerbaren Teleskopen wie am VLT)? Sollen damit zeitabhängige Phänomene untersucht werden?

    Viele Grüße aus dem schönen Oberbayern!
    Leo

  2. Warum 2 LBCs am LBT

    Servus Leo,

    Danke für dein Feedback.

    Die beiden LBCs sind keineswegs Lückenbüßer bevor das LBT Interferometer in Betrieb geht. Astronomen – vielleicht auch wir – werden die beiden Weitfeldkameras auch dann verwenden, wenn das LBT Interferometer betiebsbereit ist.

    Gleichzeitig zu beobachten verkürzt natürlich die Beobachtungszeit, und da sich die beiden Spiegel auf der selben Montierung befinden, spart das sicherlich auch Geld.

    Bei einer Kamera ,die den gesamten optischen Bereich abdeckt (vom blauen bis zum roten Licht) müssen die Wissenschaftler beim Bau des Instrumentes Kompromisse machen bezüglich der zu verwendeten CCDs und Optik.

    Die CCDs haben normalerweise nicht die gleiche Empfindlichkeit über den gesamten, abzudeckenden Wellenlängenbereich. Z.B. gibt es CCDs die eher für das blaue Licht optimiert sind und andere sind dann besser für Beobachtungen bei längeren Wellenlängen im Optischen geeignet.

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