Protogalaxien in 92 Stunden

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Ein internationales Team um Michael Rauch vom Carnegie Observatorium, USA, und Martin Haehnelt von der Universität Cambridge, England, präsentierten vergangene Woche die mögliche Entdeckung von Protogalaxien, die die Bausteine von Galaxien wie unserer Milchstraße sein könnten [1].

Ein sehr bemerkenswerter Punkt dieser Arbeit ist, dass insgesamt 92 Stunden auf die gleiche Stelle des Himmels geschaut wurde. Das entspricht 12 Nächten, und das mit einem der 8m Teleskope (VLT – Very Large Telescope) der ESO in Chile. Die spekroskopischen Beobachtungen wurden mit dem in Deutschland gebautem optischen  Instrument FORS in einem  Zeitraum von 2004 bis 2006 durchgeführt. Die Wissenschaftler mussten aber nicht extra nach Chile fahren, sondern Astronomen der ESO – die am Paranal Observatorium, wo sich das VLT befindet, arbeiten, – führten das Projekt durch. Diese Art von Beobachtungen nennt sich Service Mode. Dies bedeutet, dass die Beobachtungen nicht an einem bestimmten Tag durchgeführt werden müssen, sondern in einem gewissen Zeitraum und dass die Wissenschaftler nicht vor Ort sein müssen. Dies garantiert den Wissenschaftlern die sichere Durchführung ihrer Projekte.

In dieser extrem tiefen Aufnahme (92 Stunde Beobachtungszeit!) sind die 27 Protogalaxien (Quadrate: an dieser Stelle wurde die Lyα-Linie detektiert) zu sehen [1].

Durch diese extrem tiefen Aufnahmen gelang es den Astronomen 27 Galaxien-Bausteine (Protogalaxien)  zu finden. Diese Galaxien wurden durch die Emission von Licht des Wasserstoffatoms – die so genannte Lyα-Linie – gefunden. Das Licht wurde vor etwa 11.7 Milliarden Jahre ausgesendet. Diese Protogalaxien zeichnen sich durch eine niedrige Sternenstehungsrate und eine geringe chemische Anreicherung aus. Die mögliche Entdeckung dieser Objekte scheint somit Theorien zu bestätigen, dass Galaxien wie unsere durch die Verschmelzung von kleineren Protogalaxien entstanden sind. Diese Beobachtungen werden sicherlich weitere Wissenschaftler dazu motivieren eine große Anzahl dieser Protogalaxien zu finden.

 

Bis zum nächsten Blog,

Euer Helmut Dannerbauer

 

Quelle:

[1]: ESO Press Release 52/07, 28. November 2007

 

 

Michael Rauch, Martin Haehnelt, Andrew Bunker, George Becker, Francine Marleau, James Graham, Stefano Cristiani, Matt Jarvis, Cedric Lacey, Simon Morris, Celine Peroux, Huub Röttgering, Tom Theuns (2008). A Population of Faint Extended Line Emitters and the Host Galaxies of Optically Thick QSO Absorption Systems The Astrophysical Journal, 681 (2), 856-880 DOI: 10.1086/525846

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Veröffentlicht von

Der promovierte Astrophysiker Helmut Dannerbauer – wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg – fokussiert sich in seinem Blog auf die Erforschung von Galaxien und deren Entwicklung im jungen Universum.

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