Forschung in den USA oder am Workshop bei Lin
BLOG: Frey-händig

Da ich zurzeit das Privileg genieße, einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt in den USA zu verbringen, möchte ich diesen Beitrag dazu nutzen, etwas davon zu berichten. Warum? Weil ich extrem begeistert bin.
Zunächst einmal: Wo bin ich gelandet? Ich bin am Workshop in Political Theory and Policy Analysis in Bloomington, Indiana. Dieser Workshop wurde bereits vor über 20 Jahren gegründet und zwar vom Ehepaar Elinor und Vincent Ostrom. Und der Titel „Workshop“ ist Programm und nicht aus Jux gewählt. Hier geht es um vielfältige Zusammenarbeit und um echte Problemlösungen in Praxis und Theorie. Schwurbeln, sprachliches Nebelwerfen oder Verstecken hinter obskuren Fachbegriffen ist hier out bzw. wird schnell durchschaut. Beeindruckend und extrem produktiv ist die Zahl der internationalen Gäste, Sprecher und Gastwissenschaftler. Selbst wenn man sich dagegen wehren würde, bleibt es nicht aus, von der Breite, Tiefe und Qualität der Beiträge aus allen möglichen Disziplinen positiv beeinflusst zu werden.
Hier ist einer der wenigen Orte, die ich in meiner Wissenschaftlerkarriere bisher kennen gelernt habe, der wirklich und wahrhaftig interdisziplinär ausgerichtet ist, forscht und denkt (hier ein Buch zur Notwendigkeit dieser Art Forschung). Ökonomen, Politikwissenschaftler, Praktiker aus der Entwicklungszusammenarbeit, Forstwissenschaftler, Soziologen, Philosophen, Agrarwissenschaftler, Geographen, Informatiker und Anthropologen tauschen hier Woche für Woche ihre Ideen aus.
Aus meiner Sicht besonders hervorzuheben ist die Bereitschaft aller Personen inklusive der Professoren, sich für eine Diskussion mit „visiting scholars“ zu treffen und deren Fragen zu beantworten – ein kurze Interessenbekundung per E-mail reicht meist völlig aus! Auch in technischer Hinsicht: freundliche Datenbankadministratoren nehmen sich Stunde um Stunde Zeit, um extrem entspannt und freundlich ihre Datenbank jedem interessierten Forscher zu erläutern.
Ach ja, das ist diese Datenbanken überhaupt gibt, die ziemlich einzigartig auf der Welt sind, geht natürlich auf diejenige Person zurück, die das Ganze ermöglicht und organisiert hat: Elinor Ostrom. Ihr ist es zu großen Teilen zu verdanken, dass diese Atmosphäre herrscht, welche wiederum internationale Forscher aus der ganzen Welt anzieht. Unglaublich freundlich, neugierig, offen für neue Methoden und immer mit einem Vorschlag für eine mögliche praktische Lösung für ein Problem, oder aber der Hinweis auf eine Person, die es lösen könnte.
Mit anderen Worten – für alle Arten von Projekten zur Kooperationsforschung ist es ein fantastischer Ort. Kann ich nur jedem empfehlen! Allein die Tatsache, dass ich in 3 Monaten 4 Nobelpreisträger hören durfte, spricht, glaube ich, für sich.
Solcherart „geboostet“, wird mein nächster Beitrag zur Kooperation hoffentlich an Qualität stark zulegen.