Warum die US-Wirtschaft (vielleicht) zusammenbricht

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Vergessen wir mal kurz Trump. Kann die Wirtschaft des nach wie vor reichsten und mächtigsten Staats der Erde plötzlich kollabieren? Ich meine damit keine normale Wirtschaftskrise, sondern einen Zusammenbruch, der qualitativ anders und wohl auch dramatischer ist als alle Rezessionen zuvor. Das klingt zwar weit hergeholt, es gibt aber mathematische Anzeichen dafür, die man unter dem Begriff critical slowing down zusammenfasst.

Ich habe keine Ahnung, ob das nun durch Derivate passiert oder durch einen besonders unglücklichen Tweet, ich bin ja auch kein Ökonom. Aber man muss nichts über die inneren Zusammenhänge wissen, um herauszufinden, ob ein System instabil wird. Das klingt erstmal seltsam, liegt aber in der Natur komplexer Systeme. Überall wo viele Komponenten auf vielerlei Weise zusammenhängen und die ganze Zeit mit sich und anderen Akteuren irgendwelche Dinge machen, findet man grundsätzliche Gemeinsamkeiten. Dabei ist es egal, ob es sich um Spinsysteme, Korallenriffe oder die Weltwirtschaft handelt. Eine dieser Gemeinsamkeiten ist ihre Neigung zu kritischen Übergängen – solche Systeme können ihre Eigenschaften ziemlich plötzlich drastisch ändern.

Diese Möglichkeit ist die Kehrseite der Stabilität. Dynamische Systeme kehren nach Schicksalsschlägen normalerweise zur Normalität zurück, man bezeichnet so einen Normalzustand als Attraktor. Zum Beispiel bricht der Arbeitsmarkt in einer Rezession zwar ein, nähert sich aber nach einer Erholungsphase dem Trend vor der Krise. Ein Wald, vom Sturm verwüstet, ist in ein paar Jahrzehnten wieder der alte. Wenn der Schaden dagegen zu groß ist, geht das System nach der Krise schnell in einen komplett anderen Zustand über. Der ist dann auch stabil, gefällt uns aber meistens nicht ganz so gut wie der ursprüngliche Attraktor.[1] In trockenen Gebieten wird abgeholzter Wald zur Wüste.

Kritische Übergänge kommen plötzlich…

Solche kritischen Übergänge sind vermutlich recht weit verbreitet. Studien haben diverse Kandidaten identifiziert: Das Erdklima, Strömungssysteme im Ozean, Finanzmärkte, das menschliche Gehirn… Bei einigen davon wäre ein plötzlicher Kollaps ziemlich unangenehm für uns. Dummerweise wissen wir erst hinterher, wo der kritische Punkt ist und was dann passiert. Und natürlich wer schuld ist.

Gesundes Korallenriff. Bild: NOAA / S. Annadale

Im Moment beschäftigt uns das vor allem bei Ökosystemen. Zum Beispiel Korallenriffe. In Jahren mit hohen Wassertemperaturen bleichen die Korallen eines Riffs aus, in den Jahren danach erholen sie sich wieder. Sterben aber zu viele Korallen ab, überwuchern Algen das Riff, die alte Lebensgemeinschaft verschwindet und übrig bleibt ein Ökosystem, in dem Korallen samt der von ihnen abhängigen Tierwelt nicht mehr Fuß fassen können. Und damit ist dann eventuell schon mal die Fischereiwirtschaft eines ganzen Landes erledigt.

Womit wir wieder beim Thema Wirtschaft wären. Tiere und Pflanzen haben gegenüber Regierungen und Unternehmen einen entscheidenden Nachteil: sie erzeugen nicht kontinuierlich Messdaten über ihren eigenen Zustand. Da wäre die Gentechnik gefragt. Dagegen gibt es über ökonomische Entwicklungen tonnenweise Zahlen. Und große Datensätze braucht man, um die verräterischen Zeichen eines Systems nahe am kritischen Übergang zu finden – die mathematische Beschreibung des critical slowing down[2] macht das schon deutlich:

the maximum real part of the eigenvalues of the Jacobian matrix tends to zero as a bifurcation point is approached. As a result the dynamical system becomes increasingly slow in recovering from small perturbations.

Man kann sich das so vorstellen, dass ein dynamisches System sich von äußeren Störungen wieder erholt, weil es sich in einem abstrakten “Becken der Stabilität” befindet – wie eine Murmel in einer Tasse. Ein dynamisches System ist nie statisch im Gleichgewicht, sondern rollt in seinem Becken der Stabilität umher. Bewegt es sich vom stabilen Zustand weg, wird seine Tendenz zum Zurückrollen immer größer.

Je größer die Wahrscheinlichkeit eines kritischen Übergangs wird, desto flacher ist der Potenzialtopf des jeweiligen Attraktors. Daraus folgen eine Reihe von statistisch nachweisbaren Veränderungen im Verhalten des Systems.

Ein solches System nähert sich dem Kritischen Punkt, indem das Becken der Stabilität immer flacher wird – bis das System irgendwann getrieben durch seine eigenen zufälligen Bewegungen oder eine Störung von außen über den “Rand” rollt.  Dann landet es im Stabilitätsbecken eines neuen Attraktors, dem nächsten Becher.

…aber nicht ohne Vorwarnung.

Aus diesem Bild leitet man vier wesentliche Vorhersagen über das Verhalten des Systems nahe dem kritischen Punkt ab: Erstens dauert es mit zunehmender Flachheit immer länger, bis das System vom Rand seines Beckens zum Zentrum zurückgerollt ist – es braucht immer länger für die Erholung. Zweitens sind die Ränder weniger steil, so dass das System mehr Orte in der Tasse erreicht – das System wird also immer variabler. Drittens ist die Bewegung innerhalb des Beckens langsamer, so dass aufeinanderfolgende Zustände des Systems sich immer ähnlicher werden – eine statistisch messbare Eigenschaft, die man als Autokorrelation bezeichnet. Viertens ist das flache Stabilitätsbecken manchmal asymmetrisch, so dass das System in solchen Fällen dazu neigt, öfter Zustände am Übergang zum benachbarten Becken einzunehmen.

Die spannende Frage ist natürlich, ob dieses Modell in für uns interessanten Systemen tatsächlich funktioniert. In Ökosystemen kann man den Effekt im Grunde als nachgewiesen betrachten, zum einen lässt sich der Effekt in Computersimulationen nicht nur gut reproduzieren, man stößt dabei auch auf Effekte, die aus der Theorie selbst nicht offensichtlich sind. Zum Beispiel für den oben erwähnten Kollaps von Wald zu Wüste, in dem sich auch widerspiegelt, dass nahende kritische Übergänge auch die räumliche Struktur verändern. Die Vorhersagen in der Praxis zu testen hat sich dagegen als schwieriger erwiesen, vor allem weil die Daten schwer zu bekommen sind.

Inzwischen gibt es diverse Untersuchungen an realen Systemen. Vor einer Weile lief mir in Nature wieder so eine Veröffentlichung über den Weg. Bei dem Experiment wurde ein Ökosystem aus großen Makroalgen auf verschiedenen Patches verschieden stark gestört. Man misst dann die Widerstandskraft gegen das Eindringen einer anderen Artengemeinschaft anhand der Verteilung beider Artengemeinschaften nach einer Störung. Das ist so ein Fall, in dem sich ein kritischer Übergang in der räumlichen Struktur von Systemen niederschlägt. Ein anderes Beispiel ist die Beobachtung, dass Schadinsekten in der Zeit vor einer großen Populationsexplosion immer ungleichmäßiger verteilt sind.

Ein Experiment, in dem die immer langsamere Erholung tatsächlich direkt beobachtet wurde, begann 2007 am Peter Lake in den USA. Die Forscher haben nach und nach Raubfische in den See gesetzt, der kippte dann von Algen-dominiert zu einem klaren Gewässer, und in der Zeit davor regenerierten sich die Algen immer langsamer. 2012 zeigte eine andere Gruppe den Effekt an Photosynthese treibenden Cyanobakterien im Labor. Eine ähnliche Studie erschien im gleichen Jahr über Hefe.

Von der Theorie zur Praxis

Diese Experimente bestätigen den Effekt im Prinzip, zeigen aber auch, dass das alles nicht so schön einfach ist, wie es klingt. Zuerst einmal ist es ziemlich aufwendig, Ökosysteme so detailliert zu beobachten, dass man derartige Zeitreihen bekommt. Noch problematischer ist, dass die vier Anzeichen oft nicht gemeinsam auftauchen, so dass man sich auf die einfacher zu messende Autokorrelation und stärkere Schwankungen nicht verlassen kann. Umgekehrt hat sich erwiesen, dass es falsch-positive Kollapswarnungen gibt.

So können die Warnzeichen auch bei Übergängen auftreten, die das System nur in sehr subtiler Weise verändern, zum Beispiel ihre Sensitivität für bestimmte Einflüsse. Da guckt man natürlich doof, wenn man gerade im neuesten Nature-Paper die Apokalypse prophezeiht hat. Es gibt sogar Systeme, bei denen ein Übergang ganz klassisch critical slowing down zeigt, aber der gleiche Übergang in die entgegengesetzte Richtung nicht. Bei Planktonblüten hat man diese Erfahrung gemacht.

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Je mehr Daten desto besser: Mit statistischen Methoden spürt man die Vorzeichen eines Zusammenbruchs auf. Die Börse liefert tonnenweise Zahlen – aber gilt das Modell dort überhaupt? Bild: Petrovich12 / stock.adobe.com

Hinter all diesen Schwierigkeiten versteckt sich eine grundsätzliche, bisher ungeklärte Frage: Für Welche Systeme gilt das, und wie findet man das heraus? Wenn man in einem System keine Anzeichen von critical slowing down sieht, kann das unter anderem zwei Dinge bedeuten: Entweder ist das System hinreichend weit vom Zusammenbruch entfernt – oder das Modell gilt einfach hier nicht. Umgekehrt kann es für eigentlich klare Anzeichen für critical slowing down auch andere Gründe geben.[3] Die experimentellen und theoretischen Indizien zeigen aber deutlich: Wenn man sie findet, ist das ein Grund, nervös zu werden.

Im Jahr 2014 erschien in einem Artikel über die US-Wirtschaft eine bemerkenswerte Feststellung:

This time [2008] the recovery took longer than in 2001. And in 2001 it took longer than in the 1990s, which in turn took longer than in the 1980s.

Andere Analysen zeigen, dass die Volatilität bei einigen Parametern in den letzten 30 Jahren tendenziell zugenommen hat, und so Überschriften wie “volatile calm” klingen verdächtig nach einer gewissen Autokorrelation. Das ist etwas beunruhigend, aber noch kein Grund zur Panik: Wenn sich ein Kollaps ankündigt, heißt das aber noch lange nicht, dass er auch bald kommt. Die Symptome zeigen sich oft schon lange vor dem kritischen Übergang, so dass das möglicherweise noch 50 Jahre dauern könnte, und bis dahin haben wir andere Probleme.

Zeichen deuten

Vor allem aber streiten sich die Fachleute, ob es in Wirtschaftssystemen überhaupt critical slowing down gibt. Widerspruch kommt von einem indischen Team, das aus der Analyse von Aktienindizes ableitet, dass es keine solchen Vorzeichen für Krisen gibt – das aber hält sich die Möglichkeit offen, dass sich systemische Risiken durch critical slowing down äußern. Andererseits haben drei Ökonomen aus den Niederlanden bei der Analyse von Zinsswaps in Euro und Dollar im Vorfeld der Pleite von Lehman Bros. einen systematischen Anstieg der Reaktionszeiten gemessen. Sie kommen aber zu dem Schluss, dass ein anderer Indikator effektiver warnt.

Ich würde critical slowing down in Wirtschaftssystemen aber nicht von der Hand weisen. Möglicherweise sind nicht die Finanzkrisen selbst kritische Übergänge – schließlich sind sie keine Zusammenbrüche in einen neuen stabilen Zustand, sondern nur Dellen. Das würde bedeuten, dass sie selbst die Störungen sind, deren Korrektur immer langsamer abläuft, bis der tatsächliche Kollaps kommt. Entsprechend kann man die oben zitierten Daten interpretieren.

Oder aber Finanzsysteme könnten einfach eine ganz andere Art von Dynamik haben, zum Beispiel ein stochastischer Prozess sein. Vor allem aber sind die Märkte ein gesteuertes System, an deren Zusammenbruch kaum jemand Interesse hat, im Gegenteil. Es gibt kaum eine mögliche globale Entwicklung, gegen die die Menschheit so global geeint vorgehen würde wie gegen den Übergang der Finanzmärkte in einen anderen Zustand, wie immer der auch aussehen mag.

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[1] Eine Ausnahme ist Rottnest Island. Die Insel war bis vor ein paar Jahrzehnten bewaldet, und die Quokkas lebten in den offeneren Gebieten nahe der Strände, so dass im Wald selbst die Bäume immer nachwachsen konnten. Dann wurden große Teile des Waldes abgeholzt, die Quokkas haben sich in den frei gewordenen Gebieten breit gemacht – und alle nachwachsenden Jungbäume sofort aufgefuttert, so dass der Wald nicht nachwachsen konnte und die Insel nun eine Art Heidefläche voller Quokkas ist. In einigen Regionen versucht man nun, den Wald künstlich zurückzubringen – indem man alle Baumschösslinge mit kleinen Anti-Quokka-Zäunen umgibt. Einen Übergang in einen neuen stabilen Zustand rückgängig zu machen ist sehr mühselig.

[2] Streng genommen bezeichnet critical slowing down nur, dass sich das System immer langsamer von Störungen erholt. Man kann nachweisen, dass das Phänomen bei allen kontinuierlichen Differentialgleichungen auftreten muss, wenn man sich einem Kritischen Punkt nähert. Allerdings hat sich gezeigt, dass zwei der anderen drei Vorzeichen des Zusammenbruchs – Autokorrelation und stärkere Schwankungsbreite – mathematisch zu einem erheblichen Teil aus dieser sinkenden recovery rate folgen.

[3] Ein warnendes Beispiel bietet die Zeitreihe der Meereisanomalie in der Arktis, die auf den ersten Blick seit 2007 eine deutlich höhere Schwankungsbreite zeigt – also ein klassisches Kollapsvorzeichen in einem System, dessen Zusammenbruch wir quasi stündlich erwarten. Doch es ist nicht alles was es zu sein scheint. Wie Tamino hier in seinem Blog erläutert, hat die Varianz hier einen anderen Ursprung: Der jährliche Zyklus, der ja für die Anomalie herausgerechnet werden muss, ist stärker geworden, so dass ein Rest der jahreszeitlichen Schwankungen in der eigentlich bereinigten Zeitreihe auftaucht. Berücksichtigt man diesen Trend, verschwindet die Schwankung in der Anomalie. Möglicherweise ist der verstärkte Zyklus selbst auf Kollaps-Induzierte Varianz zurückzuführen, aber um diese Frage zu beantworten ist die Anomalie die falsche Zeitreihe. In der Klimaforschung ist critical slowing down besonders interessant, denn es herrscht Konsens, dass man die Kipppunkte des Klimas bis auf Weiteres nicht modellieren kann. Außerdem gibt es schon Hinweise bei früheren Klimaveränderungen, dass im Vorfeld Zeichen eines kritischen Übergangs auftauchen.

 

24 Kommentare

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  2. Wirtschaft und Sonnenflecken, (nur als Beispiel)
    man kann Parallelen suchen und finden, wenn ein System sehr komplex ist. Ob das Modell dann hilft , wag ich zu bezweifeln. wenn ein Wirtschaftssystem nur noch auf virtuellen Daten beruht infolge von Leerkäufen und Leerverkäufen von Währungen und Gütern, dann wird es kritisch. Das ist wahrscheinlich hier gemeint.

    Ich erinnere an die Zeit des 2. Weltkrieges, da wurde durch einen allgemeinen Preisstopp und Lohnstopp und Aussetzung der Börse die Wirtschaft stabilisiert. Durch Gesetze könnte man das auch in einer freien Marktwirtschaft
    erreichen.

  3. @Bote17

    “…in einer freien Marktwirtschaft …”

    Frei wovon? 😃

    Ich glaube auch, dass wir uns in diesem imperialistich-faschistischen Kreislauf immer schneller, dümmer und gelangweilter dem stumpf-, blöd-, wahn- und schwachsinnigen Ende nähern.

  4. Sind die Finanzmärkte nicht so eine Art Zwischending? Das Korallenriff kann im wesentlichen so weitermachen wie bisher, die Finanzmärkte aber nicht.
    Um sie überhaupt zu erhalten, müssten sie sich in einer Weise ändern, die so radikal ist, daß sich die Frage stellt, ob es sich dann noch um dasselbe System handeln würde.
    Ganz sicher wäre es fatal, wenn -letzter Absatz- alle Energien mobilisiert würden, um es in seiner jetzigen Form zu bewahren, das hätte mit Sicherheit einen unkontrollierten Übergang zur Folge, auch in der Realwirtschaft.

  5. Hat sich hier überhaupt jemand schon mal mit Struktur, Arbeitsweise, Rechtsrahmen und Funktion der Finanzmärkte befaßt? Bitte erst mal die Grundlagen schaffen, bevor man hier Meinungen äußert. Wir sind in einem Wissenschaftsforum, nicht in einer ARD-Boulevardsendung.

  6. Ja ja, die boese USA. Wir haben Trump und wen habt Ihr? Ihr seit soone richtigen DDRologen, Experten auf keinem Gebiet. Jetzt kommt erstmal der Boom bei uns.

      • Eventuell geht da drüben grad einigen Leuten der Arsch ein bisschen auf Grundeis. Bemerkenswert ist die Wortwahl: Nominell wächst die US-Wirtschaft seit 2010 konstant um etwa 2,5% – das scheint aber nicht so ganz die Stimmung am Boden wiederzugeben, wenn man den Kommentar so liest (cf. auch “jobless recovery”). Insofern eher ein weiteres Zeichen, dass es da irgendwo hakt, was man in den klassischen Indikatoren nicht so gut sieht.

    • @Stasiopfer_in_USA

      Was ist das nun wieder für ein gänzlich sinnfreier und unkonstruktiver Beitrag?
      Wir haben Trump – toll, der Trump, der wird´schon richten, der Trump, der macht´s schon gut, der Trump ja der macht alles was sonst keiner gerne tut (freie Adaptation des Liedes “Der Papa wird´s schon richten, oller DDR-Hit). Ja ja, lasst den mal machen und die USA wie ein Chef seine Firma führen. Geht´s schief, sind es wieder die breiten Massen, die das System stützen und wieder aufbauen müssen. Wie kann man einem einzigen Mann und seinem Kabinett nur so viel Macht in die Hände geben? Das ist nicht nur Suizid auf Raten, sondern das zieht die ganze Welt in den wirtschaftlichen Strudel. Wer seine Milliönchen auf der Kante hat, den kann das alles kalt lassen, falls es nicht gleich wieder zu einer Inflation wie Ende der zwanziger Jahre kommt, denn da ist auch ein Betrag von einer Milliarde nur eine Zahl auf einem kleinen Stück Papier. Aber momentan regiert das Geld die Welt wie nie zuvor, und die, die heute mächtig sind, werden schon wissen, wie sie ihre Schäfchen ins Trockene bringen und nach der Flut als erste wieder die Köpfe aus dem Wasser strecken und die Hände in die sich von Zinsen füllenden Taschen.

      @hto – ich denke hierbei so wie bote17; Planwirtschaft funktiert nicht aufgrund unserer menschlichen Unzulänglichkeiten und der komplexen marktwirtschaftlichen Systeme. Das hat man ja an den Zuständen in den sozialistischen Ländern gesehen, was sehr schade ist. Kommunismus – für alle das Gleiche – kann nicht funktionieren, da jeder anders ist, andere Kompetenzen hat, andere Verantwortungen, andere Wertvorstellungen, andere Leistungen erbringt. In einem perfekt funktionierenden Sozialismus könnte hier Gerechtigkeit herrschen, wenn die Menschen Raffsucht, Neid und Gier im Zaum halten könnten und wieder investiert anstatt mit Wucherzinsen verliehen werden würde.

      • @Mike Härtel

        Planwirtschaft funktioniert nur im Wettbewerb nicht, deshalb ist der Kommunismus/Sozialismus gescheitert, was Lenin schon gesagt hat als D, F und GB nicht mitmachen wollten. Dann kam Stalin, der menschliche Faktor für das zurückgebliebene Vakuum der damals schon gescheiterten Revolution, mit Neid, Gier, usw.!!!

        • Was haben Sie gegen Planwirtschaft – auch in der Marktwirtschaft wird geplant – Unternehmen, die nicht planen, gehen i.a. pleite! Man kann z.B. die DDR gut und gerne als einen großen Konzern betrachten,… (übrigens die ehemalige DDR war zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung pro Kopf der Bevölkerung nur halb so hoch verschuldet wie die damalige BRD (weitere Infos dazu in dem Buch „Was war die DDR wert?“ von Siegfried Wenzel/Jörg Röseler)
          .
          Das, woran der Kommunismus/Sozialismus/sog. Osten gescheitert sind war einerseits die Wirtschaftssanktionspolitik des Westens unter Anführung der USA (dieses System war ja inzwischen schon seit Jahrhunderten etabliert – wie vor ihm der Feudalismus) und andererseits ein zum Menschen völlig unpassendes Ziel -> alle Menschen gleich machen (ich meine nicht gleichberechtigt) – das funktioniert nicht, weil sich der Mensch angeborener maßen in Rangordnungen organisiert – immer -> schon ab 2 Menschen und auch unter Kindern fängt das an und in Rangordnungen sind nicht alle gleich – nie.
          Was Marx/Engels/Lenin durch ihre Abstrahierung des Menschen in Proletariat und Kapital wahrscheinlich übersahen ist doch, dass sowohl Kapital als auch Proletariat genetisch grob gesehen die gleichen Menschen sind und es demzufolge sinnvoller gewesen wäre, Verhaltensbiologie, Gruppendynamik etc. mit Bezug auf den Menschen zu beobachten! Und da die sozialistischen/kommunistische Rangobersten die Ideologie aus meiner Sicht nicht weiter entwickelt haben (warum auch immer), konnten sie auch bei den auftretenden Problemen die Fehler der Theorie nicht erkennen. Auch die Börsen funktionieren meines Erachtens wie Menschenschwärme … – also was man da mathematisch versucht zu berechnen ist menschliches Schwarmverhalten, weiter nichts …
          Übrigens auch der sogenannte Kapitalismus hat nicht beim ersten Versuch geklappt, d.h. ich denke, auch die sogenannte Marktwirtschaft (Kapitalismus) ist noch nicht die letzte sog. Gesellschaftsordnung der menschlichen Population – auch wenn viele hoffen das wäre so! …

  7. hto,
    …freie Marktwirtschaft,
    frei von moralischen Zwängen, frei von staatlichen Gesetzen, nur den Marktgesetzen unterworfen.

  8. Ich bin leider auch kein experte, weder was dynamische systeme, noch was die ökonomie betrifft, aber ich habe mal gelernt, dass sich ökonomische systeme, also so etwas wie nationale wirtschaften, durch herbeigeführte oder zyklisch auftretende krisen selbst stabilisieren (müssen). Was dabei am ende aber sicher immer stattfindet, ist ein phänomen, das sich kapitalvernichtung nennt. Am effektivsten geschieht das durch das ankurbeln der rüstungsindustrie und in logischer folge das anzetteln eines krieges, in dem dann das auf halde produzierte verballert werden kann. Einmal benutzte kriegswaffen (munition vor allem) sind dann eben als produkt final vernichtet, wie auch meist das gebiet, in dem krieg geführt wird. Vernichtetes muss dann neu produziert oder wieder aufgebaut werden. Ein quasi perpetuum mobile der wirtschaft. Aber auch die immobilienblase die mit lehman bros. ihren zusammenbruch erlebte hat ja auch kapital vernichtet. Wenn ich richtig informiert bin, sind viele der damals gebauten und dann aber nicht mehr finanzierbaren immobilien durch jahrelangen leerstand dem endgültigen verfall nahe, denn es gab ja niemanden mehr, der sich diese produkte leisten konnte oder wollte.

    Aber ich sehe auch eine große schwäche in dem versuch bspw. ökologie und ökonomie zu vergleichen, denn in der ökonomie lassen sich ja durch regulierung oder deregulierung und andere von menschen gemachte steuerungsmechanismen die rahmenbedingungen verändern. Und das vergleichsweise sehr schnell, abrupt und sogar radikal. In natürlichen sytemen wie ökologie oder klima hat man es aber mit viel trägeren und sich aber durch rückkopplungseffekte (der wert von gestern ist der ausgangswert des systems für heute und der ist der ausgangswert für morgen) selbst verstärkenden systemen und systemstörungen zu tun, in die man nicht so einfach steuernd eingreifen kann. Und deshalb ist es so tragisch, denn ist eine bestimmte temperatur oder der ph-wert in den ozeanen erst einmal überschritten, sind die riffe dem tode geweiht. Da ist dann für lange zeit nichts mehr zu ändern.

    In der wirtschaft sehe ich das nicht, wie oben beschrieben. Es braucht dann aber eben politische entschiedenheit oder genügend wahnsinn. So positiv das klingen mag, ist aber keinesfalls optimistisch gemeint, ganz im gegenteil, vor allem weil ökonomische interessenslagen eher kurzfristig sind, die klugen und nachhaltigen lösungsansätzen eher im wege stehen.

    ndray

  9. Mir erscheint aber ein anderer aspekt krisenhaft und das ist die fortwährende umverteilung des kapitals sagen wir ruhig ‘von unten nach oben’. Bspw. durch die bankenrettung mit steuermitteln und die schleichende enteignung der sparer durch die niedrigzinspolitik. Und die zahlen zur verteilung der vermögen auf nur wenige akteure weltweit, relativ wie absolut, sind hinlänglich bekannt. Der durch mangelnde besteuerung der großen vermögen bewirkte niedergang der gemeinwesen und öffentlichen güter geht ebenso zu lasten der allgemeinheit. Darüber hinaus scheint das verhältnis zwischen finanz- und realwirtschaft auf eine weise verrückt zu sein, dass einerseits ganze staaten in den bankrott getrieben werden können andererseits man von seiner eigenen hände arbeit kein auskommen mehr hat, geschweige denn vermögen erwirtschaften kann.
    Diese sozioökoomischen ungleichgewichte, die ich auch nicht vollends durchdringe, scheinen mir die größere gefahr zu sein. Denn wenn die armut steigt, die kaufkraft sinkt, für wen soll die wirtschaft denn dann noch produzieren?
    Für die eliten etwa? Na, wenn das dann mal ausreicht!

    nochmals

    ndray

  10. Andrej Kristuf,
    …..für wen?,
    Du sprichst da einen wunden Punkt an. Wenn die Binnennachfrage nach einem Produkt nicht mehr ausreicht, wird der Export gefördert. Im Exportgeschäft sind alle Länder wieder Konkurrenten.
    Weil Deutschlands Exporte boomen, haben Frankreich und Italien Defizite in ihren Bilanzen. Das muss mal angesprochen werden. Indirekt profitieren sie auch von unseren Erfolgen, aber nur dann, wenn die Werschöpfung dort stattfindet.
    Warum sage ich das?
    Weil unsere Wirtschaft ohne Export zusammenbrechen würde. Die Automobilindustrie ist exportabhängig.
    Wir brauchen also gar nicht nach den USA zu blicken, bei uns besteht die Gefahr auch.

  11. @Bote17

    Auch durch noch mehr Gesetze wird diese “freie” Mw nicht besser. Was Mensch nun braucht, für zweifelsfreie Moral, eindeutige Werte / wirklich-wahrhaftige Vernunft, ist eine ökologisch-ökonomische PLANWIRTSCHAFT, vor allem OHNE die intrigant-schizophrene Politshow dieser “Demokratie”!!!

  12. hto,
    ….Planwirtschaft,
    die kann grundsätzlich nicht funktionieren, weil die Zusammenhänge viel zu komplex ist. Deswegen gibt es die Marktwirtschaft mit selbssteuernden Regularien die viel schneller auf Veränderungen reagiert. Wenn der Weißwein knapp wird, wird er teurer, dann kaufen die Leute Rotwein. Willst du das jedesmal per Dekret verordnen?
    …..Vernunft der Menschen,
    an der fehlenden Vernunft leiden alle Kulturen. Mach mal einen Vorschlag, wie sich das ändern lässt.

  13. @Bote17

    Wenn auf den höchsten Ebenen / Plattformen GLOBALISIEREND darüber geredet wird, so dass deutlich wird wie alles viel einfacher wird, dann wird SICHER ein Bewusstsein der Veränderung zum wirklich-wahrhaftigen Selbst- und Verantwortungsbewusstsein …!!!

  14. Ich denke, ja, die weltwirtschaft muss sich auch global ändern, aber an der demokratie kommen wir wohl nicht vorbei, jedenfalls wünsche ich mir weder dass wir zu einer diktatur übergehen, noch dass die entscheidungsträger sich aus irgendwie gearteten eliten rekrutieren, seien es nun z.b. wissenschaftliche oder wirtschaftliche etc. Es kann doch nur ein egalitärer ansatz hoffnung machen. Einkommen müssen weltweit angeglichen werden, und damit meine ich vertikal in den unternehmen, dass manager nich das 500-fache verdienen können im vergleich zu einem arbeiter, aber auch horizontal, dass ein arbeiter in, sagen wir, bangladesch nicht nur den 500-sten teil dessen verdient, was ein arbeiter in deutschland verdient. Dazu müssen aber auch die rechtlichen strukturen angeglichen werden, womit ich meine, dass soziale standards globalisiert werden müssen, steueroasen geschlossen, usw. Desweiteren müssen gewinne gerechter verteilt werden, beteiligung der produzierenden arbeitskräfte an den gewinnen, damit nicht nur verluste verallgemeinert werden. Darauf hinwirken können aber allenfalls regierungen und gesetzgebebnde institutionen, und evtl. so etwas wie internationale organisationen wie die UN. Aber wie träge dort entscheidungen getroffen werden, und wie brüchig diese geschlossenen verträge sind, haben wir ja gerade erst wieder am beispiel klima erleben dürfen. Den märkten, dem markt, traue ich da am allerwenigsten zu. Vor allem müssen sie in eine internationale demokratische struktur eingebettet werden. Dann lohnt es sich vielleicht nicht mehr die standortkeule auszupacken, oder dann kann man nicht so ohne weiteres als nationaler konzern die rohstoffe anderer länder ausbeuten.

    Aber der größte faktor der mir eingefallen ist, der immer wieder die gesamte ökonomie ins wanken gebracht hat, scheint mir das dogma des wachstums zu sein. Das gibt es nirgends sonst in der natur, außer, dass das universum selbst stetig und immer schneller wächst und die entropie steigt stetig an. Ein berühmtes beispiel für begrenztes wachstum in ökosystemen ist das von den greifvögeln und den kaninchen, gibt es zu wenige greifvögel, wächst die population der karnickel an, bis die grenze der populationsdichte erreicht ist, wo sich diese augenkrankheit epidemisch ausbreitet. In der zwischenzeit können die greifvögel aber wieder erfolgreicher brüten und junge großziehen, weil es mehr futter gibt und die nager, weil sie vermehert wehrlos sind, leichter zu jagen sind. Jetzt wächst also die greifvogelpopulation, dadurch erhöht sich der druck auf die karnickel und die population der nager sinkt ab, dadurch haben die greife weniger nahrung usw.

    Jedenfalls hat die wirtschaft, also auch wir, nur den einen und nur diesen einen planeten zur verfügung. Und der wächst nun mal nicht mit mit der wirtschaft. Das führt unweigerlich in die krise, rohstoffkrise, agrarkrise, wasserkrise, landkrise, fischereikrise uswusf. Wo das hinführt kann man nur erahnen und befürchten.

    Ganz klar globale, kluge und nachhaltige lösungen müssen her.

    ndray

  15. Wenn GRUNDSÄTZLICH alles Allen gehören darf, so dass “Wer soll das bezahlen?” und “Arbeit macht frei” keine Macht mehr hat, kann PRINZIPIELL alles zweifelsfrei, eindeutig, menschenwürdig und demokratisch organisiert werden. Zusammenleben OHNE Steuern/Zinsen zahlen, OHNE “Sozial”-Abgaben, OHNE manipulativ-schwankende “Werte”, OHNE Zeit-/Leistungsdruck zu/in einer Karriere von Kindesbeinen, usw., auf Basis eines UNKORRUMPIERBAREN Menschenrechts von KOSTENLOSER Nahrung, MIETFREIEM Wohnen und KASSEN-/KLASSENLOSER Gesundheit.

  16. hto,
    —–globalePlatform,
    die UNO ist doch schon einmal ein guter Anfang. Das Internet ist auch eine globale Platform.
    Nur müssen wir einen langen Atem haben. Ich denke, dass die Verbesserungen in Generationen gemessen werden. Seit Christi sind etwa 70 Generationen vergangen. Warten wir noch mal 70 Generationen.
    Dann werden Deine Wünsche Wirklichkeit.

    • @Bote17

      “… die UNO ist doch schon einmal ein guter Anfang.”

      Mit dem ersten Schritt zur Kompromissbereitschaft, ist man auf dem Weg der Verkommenheit – Die UNO ist die Spitze der Konfusion dieser Verkommenheit!

      Würden wir von diesen “Experten”/lobbyistischen Fachidioten etwa konkrete vernunftbegabte Maßnahmen, wie z.B. VERSTAATLICHUNG zu hören bekommen???

  17. @Andrej Kristuf
    Super Beiträge, sprechen mir fast eins zu eins aus dem Herzen, deshalb brauche ich hier nicht stundenlang zu labern, sondern schließe mich Dir an!

    Trotzdem noch ein paar Punkte:

    Nur mit der Demokratie habe ich so meine Zweifel. Ich denke eigentlich, dass es so etwas gar nicht gibt (ja vielleicht in 70 Generationen, wenn es uns dann noch gibt). Das Problem liegt in den Ressourcen der Erde, die die Grundlage allen Lebens bis hin zu jedwedem menschlichen Besitz bilden, aber deren Suche und Erschließung immer kostspieliger werden. Wir sind alle Bewohner dieser Welt, also gehören die Rohstoffe jedem, ihre Privatisierung ist die Grundlage allen Ungleichgewichts. Natürlich meine ich damit nicht, dass jeder seine 25 g Cäsium und 1 kg Kupfer usw. bekommt. Aber die Gewinne müssen gerechter verteilt werden, was man mit einer gerechteren Steuerpolitik erreichen könnte. Dann wären auch staatliche, politische und wirtschaftliche Systeme stabiler. Aber Gerechtigkeit ist nun mal subjektiv. Es liegt zwar auf der Hand, dass, wenn man Superreiche extrem hoch besteuern würde, sie trotzdem noch superreich blieben und mehr auf der Hand haben, als sie jemals brauchen, dass aber arme bis so gut wie mittellose Menschen eine hohe Steuer nicht ertragen können. Aber erstens sähen das die “Superreichen” als undemokratisch, obwohl ihre Gewinne aus Zinseinnahmen (also Einkommen aus Nichtproduktivität = keine Leistungserbringung) sowieso schon nicht als Einkommen besteuert werden, und zudem werden die Superreichen ja rein wirtschaftlich gesehen immer “ärmer”, da sie ihre vergebenen Kredite aufgrund der Insolvenzen, in die sie ihre Kreditnehmer mit den Zinsen und Zinseszinsen treiben, nicht zurückbezahlt bekommen und darauf deren Güter pfänden “müssen” (die Armen…). Diese Wirtschaftsgüter kann man dann über zehn Jahre komplett abschreiben aufgrund des “Wertverlusts” (ein Haus erleidet in zehn Jahren keinen kompletten Wertverlust!), so dass die Gläubiger augenscheinlich immer ärmer werden, und ja – die Armen – sowieso nicht hoch besteuert werden können/dürfen… Aber da zu den Kreditnehmern eben auch (und vor allem) Staaten zählen, und Staaten von der Politik gelenkt werden, ist es wohl augenscheinlich, dass die Politiker nach der Pfeife der Gläubiger tanzen – wo bleibt da die Unbefangenheit, Voraussetzung für objektive, demokratische und gerechte Entscheidungen???

    Und das Problem der Materialvernichtung wird natürlich immer evidenter, da der Bedarf ständig steigt und die Reserven so gut wie erschöpft sind. Gewinne müssen also immer mehr aus dem Tourismus und den Dienstleistungen erziehlt werden – aber wer kann sich das denn leisten, wenn er arbeitslos oder gar insolvent ist? Noch dazu fallen immer mehr Arbeitsplätze der Digitalisierung/Automatisierung zum Opfer. Da steht die Menschheit langsam (oder ziemlich schnell) vor einem Problem, für das es noch keine Lösung gibt…

  18. Hallo, ich noch einmal,

    dies sei als eine art reaktion auf die vorstehenden artikel von hto, bote17 und Mike Härtel gedacht, die einige aspekte in die debatte bringen, denen ich nur eingeschränkt zustimmen kann, bzw. gar nicht oder sogar widerspreche.

    Z.B., dass “alles allen gehören darf”, ist doch die krux des momentan vorherrschenden wirtschaftssystems, jeder, sofern er die mittel hat, kann bspw. grund erwerben und dort wirtschaften, bauen, etc., jedenfalls kann er eigentümer werden. Das sieht unser system so vor. Ich denke da viel radikaler, nämlich dass grund und boden niemals veräußer-, erwerb- oder vererbbar sein sollten, vielmehr sollten diese güter niemandem gehören dürfen, außer dem staat, dem land oder der kommune als gemeinwesen. Erwerbbar sollten aus diesem grunde lediglich nutzungsrechte sein, diese sollten aber, um eine ähnliche rechtssicherheit zu schaffen, wie sie das momentane system bietet, sehr langfristig vergeben werden dürfen. Sagen wir 50 jahre mit option auf verlängerung. Bei bauern und landwirtschaftlichen betrieben könnte man auch über erbpachten nachdenken, die so etwas wie ‘quasi-eigentum’ wären. Die fundamentale regel, die ich dabei im hinterkopf habe, die missbräuchliche nutzung eindämmen würde, wäre – zumindest als erster gedanke – dass die gemietete, gepachtete fläche in den vorherigen zustand zurückversetzt werden müsste, so dass keine ‘altlasten’ zurückbleiben, auf denen dann die allgemeinheit sitzen bleibt, wie wir es im moment bei den kkw-betreibern erleben, die sich nach abermilliarden-gewinnen nun aus der verantwortung stehlen können. Die nutzer von grund und boden müssen zur rücklagenbildung zu diesem zweck verpflichtet werden. Abgestuft natürlich nach risiko. Das lässt sich alles rechtlich regeln. Klar, den banken würde das nicht gefallen, denn die hätten keine sicherheiten, außer den produktionsstätten, mehr. Ebenso, wäre das bei den konzernen und firmen. Aber ein großer batzen an investitionskapital, wäre zunächst auch einmal für andere, wichtigere dinge frei und würde nicht auf den bilanzen lasten. Solch einen radikalen wandel, denke ich, sollte man nur demokratisch herbeiführen. Und in einem solchen prozess kann man sicherlich auf kompromisse nicht vollends verzichten, zumal man dafür auch das grundgesetz in puncto ‘recht auf eigentum’ einschränkend ändern müsste.

    Desweiteren bin ich ganz klar dafür, die lobbyarbeit von interessensverbänden und anderen lobbyisten einzuschränken, wenn nicht gar zu verbieten. Auf jeden fall dürften sie nicht in den gesetzgebungsprozess involviert sein, wie sie es im moment sind. Auf der anderen seite muss korruption verhindert und bekämpft werden, deshalb sollten unsere gewählten vertreter, zu transparenz ihrer einnahmen gezwungen werden. Evtl. müssen sie besser bezahlt werden, aber dann darf man auch über ein nebeneinahmenverbot nachdenken, denn sie haben ja einen klaren auftrag bzw. eine klare aufgabe, nämlich unsere interessen zu vertreten und zwar aller und in diesem sinne gesetze zu verfassen.

    Zur UNO, oder analog dazu EU, bei einer immer mehr globaliesierten wirtschaft, sehe ich keine alternative zu übernationalen organisationen, die einer ungebremsten freien marktwirtschaft regeln vorgeben könnte, die auf nachhaltigkeit, gerechtigkeit und fairness gerichtet sind. Steuern sind hier nur ein beispiel, denn die unternehmen greifen ja auf infrastruktur zu, die die gesellschaften für sie vorhalten, diesen beitrag müssen sie einfach in genügendem umfang leisten. Straßen, flughäfen, häfen, bahn, ausbildung von arbeitskräften etc. Zugriffsrechte auf ressourcen wie energie, seltene erden usw. müssen neu und gerechter geregelt werden. Die finantmärkte müsse mehr zur kasse gebeten werden, und in diesem zusammenhang sollten spekulationsgeschäfte auf lebensmittel komplett verboten werden bzw. auf eine notwendige absicherung von unwägbarkeiten reduziert werden. Nationale alleingänge und bilaterale verträge halte ich in diesen dingen nicht für zielführend, sondern gemeinsame übernationale evtl. sogar globale und vor allem bindende vereinbarungen und verträge müssen her. Und ich gestehe zu, dass die UNO da im sinne von stärke eher nicht viel vorzuweisen hat. Dazu ist sie viel zu undemokratisch organisiert, mit vetorechten für einige wenige staaten und/oder der möglichkeit, sich an verträge und vereinbarungen nicht zu halten, ohne dafür sanktionen in kauf nehmen zu müssen. Und es ist ja auch immer mit dem verlust/der aufgabe von souveränität verbunden. Aber das kann ja in zeiten des klimawandels als globale bedrohung und den damit verbundenen herausforderungen kein ernst zu nehmendes argument mehr sein. Was übrigens auch ein aspekt nachhaltigen wirtschaftlichen agierens anreißt, nämlich ehrliches einrechnen von folgekosten des momentanen wirtschaftens. Ein stichwort wäre hier bspw. das verursacherprinzip.

    Klar ist mir auch, dass man in einer demokratie einen langen atem braucht, um veränderungen herbeizuführen, aber da muss man dann eben überzeugend aktiv werden. Klar ist auch, dass radikale ideen, die gegen das bestehende gerichtet sind oft erst gar nicht diskutiert, niedergeschrieben oder gar offen angefeindet und erbittert bekämpft werden. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass gute ideen überzeugen und sich durchsetzen können. Vor allem, wenn man zeigen kann, dass durch sie mehr leute vorteile als nachteile haben, dass mehr leute (idealerweise alle) am wohlstand beteiligt werden. Inklusion statt exklusion, national wie international oder gar global, mehr menschlichkeit statt menschenverachtendes handeln, nachhaltigkeit vor kurzfristigen profiten. Gut, ich merke, hier begebe ich mich auf vermintes terrain und in den bereich von evtl. verschwurbelten allgemeinplätzen, zumal es ja nicht überall rosig aussieht, weder was wohlstand, demokratie, korruption oder friedliches neben- oder miteinander betrifft. Auch wenn ich die gegenwärtige situation nicht sehr positiv sehe, gibt es zum optimismus, was eine bessere zukunft betrifft, keine alternative.

    Was dies alles jetzt noch mit dem eigentlichen thema von lars fischer zu tun hat, ist mir im moment auch nicht mehr so klar, aber so sind blogs nun einmal, sie können sich schon sehr verselbständigen. Ich denke, ich habe aber so ziemlich alles zu dem gesagt, was mich beschäftigt, in diesem sinne,

    ndray

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