Kleines Ölpest-Update zum Wochenende – wieviel ist da unten insgesamt?

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Seit meinem ersten Beitrag zum Thema ist die Schätzung des täglich ausströmenden Öls signifikant nach oben korrigiert worden, von 160.000 Liter auf etwa 800.000 Liter. Außerdem haben die ersten Ausläufer des Ölteppichs am Mississippi-Delta die Küste erreicht und die ersten Seevögel eingeölt.

Auf der Basis von Daten der National Atmospheric and Oceanic Administration (NOAA) hat die Zeitung Times-Picayune Karten von den voraussichtlichen Ausmaßen des Ölteppichs heute und morgen erstellt.

(Abbildungen in DailyKos/FishOutOfWater)

Die roten Bereiche kennzeichnen Regionen, in denen der Ölteppich auf die dem Delta vorgelagerten Sandinseln trifft, die ein bedeutendes Habitat für Seevögel darstellen.

Ich vermute, den letzten Satz konntet ihr alle mitsingen. Derzeit versuchen die Hilfskräfte, das Öl mit schwimmenden Sperren vom Strand fernzuhalten, aber da der Ölteppich schon jetzt länger ist als alle Sperren zusammen, mit wenig Aussicht auf Erfolg. Außerdem soll laut Wettervorhersage der Wind übers Wochenende deutlich auffrischen, und bei Seegang sind die Sperren nutzlos.

Die Wellen bedeuten auch, dass man wohl von weiteren Versuchen absehen muss, das Öl auf offener See zu verbrennen. Zu dieser Methode, und weswegen sie nicht besonders tiefsinnig ist, hat Björn Lohmann gestern ein bisschen was geschrieben.

Von qualifizierter Seite ist zu vernehmen, dass viele Öl-Leute nicht daran glauben, dass sich der Ausbruch in so einer Tiefe stoppen lässt, und schon gar nicht binnen weniger Wochen. Bei der Idee mit der Fangglocke herrscht grundsätzliche Skepsis, erstens weil das Verfahren in solchen Tiefen nicht erprobt ist und zweitens weil offenbar die Möglichkeit besteht, dass die Installationen am Meeresgrund dabei zerstört werden und das Problem noch viel schlimmer wird.

Außerdem scheint es absolut nicht sicher zu sein, dass eine Rettungsbohrung zum Erfolg führt, und selbst wenn, seien drei Monate als Zeitrahmen arg knapp. Die einzige realistische Hoffnung auf ein schnelles Ende sei der Blowout-Preventer, der beim ursprünglichen Ausbruch zwar versagt hat, aber vielleicht, vielleicht doch noch irgendwie reaktiviert werden kann.

Das führt uns zu der Frage, wie viel Öl insgesamt in dem Feld drin ist. Da habe ich einigermaßen gute Nachrichten, denn das betroffene Feld namens Macondo ist im Vergleich zu anderen Funden in der Golfregion klein. Dieser Quelle zufolge enthält es einige zehn Millionen Barrel Öl – zum Vergleich: Die größten Supertanker können bis zu vier Millionen Barrel transportieren. Es hätte schlimmer kommen können. Das Tiber-Ölfeld, das die Deepwater Horizon letztes Jahr angebohrt hat, enthält etwa drei Milliarden Barrel.

5 Kommentare

  1. Wie funktioniert eigentlich…

    … so eine Blowout-Preventer? Und was nützt er noch im Hinblick auf die Tatsache, daß doch inzwischen schon von drei verschiedenen Löchern die Rede ist, aus denen Öl ausströmt?

    Ich fand übrigens diese Fotostrecke hier sehr gelungen, soweit man das in diesem Zusammenhang sagen kann: http://www.boston.com/…approaches_louisiana.html

  2. Eine Variante ist die Ramme, die schlägt seitlich ans Förderrohr, so dass es verschlossen wird. Außerdem gibt es die Totmannschaltung, ein Ventil, das durch hydraulischen Druck offen gehalten wird, d.h. wenn die Leitung zerstört ist, geht es automatisch zu. Das sind die beiden Methoden, die ich kenne. Es gibt aber bestimmt noch mehr.

    Ein interessanter Punkt ist, dass m.W. in Europa BOPs vorgeschrieben sind, die auch von außen akustisch ausgelöst werden können, statt per Signal von der Plattform selbst.

  3. Wenn ich lesen muss,

    dass 757.000 Liter Öl täglich in das Meer fliessen, dann kann man sich vorstellen, was das für die Tiere und die Umwelt bedeuten. Ich frage mich wirklich, ob der Obama der Heilsbringer ist, als der er schien. Auf jeden Fall sollten solche Einrichtungen verboten werden, die solche Schäden an der Umwelt verursachen. Sei es Ölplattformen oder Atomkraftwerke. Man sieht, diese Katastrophen sind nicht beherrschbar.

  4. ARAL boykott!

    laßt uns doch einfach alle ARAL, die marke der deutschen BP AG, boykottieren und so BP etwas unter druck setzen…bei Shell hat es 1996 auch geholfen die brentspar nicht zu versenken….

    so long ^v^

  5. Boykott ist Unsinn

    @ namTAB

    Auf die Idee hab ich schon gewartet. Im Grunde bin ich ja ein großer Freund dieser Methode, also über den eigenen Konsum die mir angebotenen Produkte zu steuern. Funktioniert in diesem Falle von BP aber nicht.
    Die Tankestellen sind sogenannte Franchise-Unternehmen, das heißt, dass jede Tankstelle für sich wirtschaftet, deren Pächter also selbstständig sind. Wenn wir die Aral-Tankstellen also boykottierten, ruinierten wir damit in erster Linie mal die Existens des Pächters. BP kratzt das wenig.

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