Ein Ethik-Code für die Eisendüngung von Ozeanen

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Seit klar ist, dass die Biomasse in der Oberflächenschicht der Ozeane hauptsächlich durch Eisenmangel begrenzt wird, gibt es immer wieder Pläne, das offene Meer mit Eisenlösung zu düngen, um so Kohlendioxid aus der Atmosphäre in Biomasse zu binden und in der Tiefsee verschwinden zu lassen. Das bezeichnet man als Kohlenstoff-Sequestrierung.

Was sich nach einer ziemlich cleveren Klimaschutz-Idee anhört, hat allerdings den kleinen Haken, dass durch ein solches Vorgehen die Ökologie großer Meeresgebiete drastisch verändert würde. Was das für Folgen hat, kann niemand so genau sagen.

Ungeachtet dessen gibt es eine Reihe von kommerziellen Unternehmen, die diese Art des Klimaschutzes zu einem Geschäft machen wollen. Die Grundidee ist relativ einfach: Viele Industrieländer wollen den Kohlendioxid-Ausstoß reduzieren, indem sie ihn teurer Machen – zum Beispiel indem man weltweit handelbare Emissionszertifikate einführt. Die Unternehmen, so wird spekuliert, könnten auf den Kauf von teuren Zertifikaten verzichten, wenn sie irgendwo anders die gleiche Kohlendioxid-Menge aus der Atmosphäre entfernen. Zum Beispiel eben durch diese Eisendüngung.

Inzwischen sehen aber auch die Protagonisten dieser jungen Industrie, dass sie die Folgen solcher Düngungsexperimente besser kennen müssen. Eine durch die Eisendüngung ausgelöste Umweltkatastrophe ist das letzte, was wir angesichts unserer angeschlagenen Ozeane gebrauchen können, und wohl auch das unrühmliche Ende des gesamten Geschäftsmodells.

Daher hat das Unternehmen Climos aus San Francisco jetzt einen sogenannten Code of Conduct herausgebracht, eine Liste von Kriterien, die bei zukünftigen Versuchen mit der Eisendüngung eingehalten werden sollen.
Unter anderem will die Firma:

– ihre Projekte von öffentlichen Stellen prüfen und genehmigen lassen
– die Auswirkungen auf Ökosysteme prüfen
– sich von gefährdeten Ökosystemen fernhalten
– die Menge des eingefangenen Kohlendioxids verifizieren
– die Reinheit der Eisensalze überwachen

und außerdem die Ergebnisse der Versuche transparent machen und in renommierten Zeitschriften nach wissenschaftlichen Kriterien überwachen.

Obwohl es sich dabei derzeit nur um Absichtserklärungen handelt, ist dies ein erheblicher Schritt nach vorne. Denn bisher gab es von Seiten der Industrien nicht einmal den Anflug von Problembewusstsein, was negative Folgen der Verfahren zur Kohlenstoff-Sequestrierung betrifft. Da hieß es immer: „Es schafft CO2 weg, also ist es eine gute Idee.“

Das aber ist nicht gesichert, denn – Hand aufs Herz – die ganze Kohlendioxid-Fixierung ist das Resultat einer Kindergeschichte, die nur deswegen so oft erzählt wird, weil sie selbst in die kleinsten Hirne reingeht.

Die Sache mit dem Klima ist weitaus komplexer und nicht nur auf Treibhausgase begrenzt. Wenn jetzt der sogenannte Klimaschutz zu irgendwelchen größeren Umweltdesastern Führt, dann ist das kein Preis, den man für die Lösung in Kauf nehmen muss, sondern im Gegenteil eine Verschärfung des Gesamtproblems. Insofern ist der Code of Conduct ne gute Idee.

Jedenfalls wenn sich jemand dran hält.

2 Kommentare

  1. Danke, ganz toll auf den Punkt gebracht!

    “Das aber ist nicht gesichert, denn – Hand aufs Herz – die ganze Kohlendioxid-Fixierung ist das Resultat einer Kindergeschichte, die nur deswegen so oft erzählt wird, weil sie selbst in die kleinsten Hirne reingeht.”

    Und um das schön anschaulich zu machen wird einem an jeder Ecke erzählt wieviel Kilo CO2 man verursacht wenn man mal Durchfall hat. Leider kann ich mir unter der Auswirkung eines Kilos von CO2 auf das Ökosystem rein gar nichts vorstellen, dabei bin ich schon in der privilegierten Position eines promovierten Chemikers für den Trockeneis eine alltäglich Angelegenheit ist.

    Weiter so!

  2. Aktuelle Situation

    Übrigens und ganz taufrisch: Presseveröffentlichung des Alfred-Wegener-Instituts http://www.awi.de/…abe_lohafex/?cHash=9d5c7e09ea
    Mich würde wirklich interessieren, wie das Risk Assessment aussah und wer bei den Regierungsinstitutionen dieses unabhängig (!) bewertet hat?

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