EHEC als Biowaffe

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Wurde EHEC gezielt in die Nahrungskette eingebracht? Undenkbar ist das nicht, denn das Bakterium ist unter bestimmten Umständen tatsächlich als Biowaffe geeignet. Ein Überblick.

Die Gurken waren es also doch nicht, und Deutschland sucht weiter die EHEC-Quelle. Ich persönlich tippe auf einen symptomlosen Träger irgendwo in der Lieferkette. Die Anschlag-Theorie die teilweise kursiert, halte ich für unwahrscheinlich, grundsätzlich sind derartige Überlegungen nicht von der Hand zu weisen: EHEC ist eine potentielle Biowaffe. Es fällt jetzt natürlich nicht das erste Mal jemandem auf, dass EHEC als infektiöses Agens für einen biologischen Angriff eine Reihe von Vorteilen hat. Das CDC in den USA klassifiziert EHEC O157:H7 als Bioterrorismus-Agens der Kategorie B, einfach zu verbreiten und selten tödlich, das die Lebensmittelversorgung bedroht.

Gemessen an klassischen Biowaffen ist EHEC vergleichsweise harmlos und kommt für klassischen Terrorismus, der ja in großem Stil Furcht und Schrecken verbreiten soll, kaum in Betracht. Allerdings gibt es eine Reihe Szenarien[1], in der Unternehmen oder Privatpersonen einen solchen Keim einsetzen können, um bestimmte Ziele zu erreichen. Dabei käme ihnen sogar entgegen, dass EHEC kaum Menschen tötet – Leichen machen Ärger. Mankann am aktuellen Ausbruch schön beobachten, wie viel Aufregung man auch mit einem vergleichsweise wenig spektakulären Krankheitskeim erzeugen kann.

Auf jeden Fall hätte ein potentieller Attentäter mit biotechnischen Grundkenntnissen vergleichsweise wenig Probleme, sich Material für die Attacke zu beschaffen – zu weit ist der Keim verbreitet. Weltweit zeigen Studien, dass beträchtliche Teile der Rinderbestände EHEC und andere Shiga-Toxin produzierende E. coli beherbergen und ausscheiden[2]. In einer brasilianischen Studie von 1999 waren es 53 Prozent des Schlachtviehs und 82 Prozent aller Milchkühe, in Australien 40 Prozent aller Lämmer (und von diesen wiederum 10 Prozent EHEC O157) und in Deutschland im Jahr 2000 immerhin 20 Prozent der Rinder. Nicht zuletzt sind auch Menschen gelegentlich symptomlose Träger von STEC, beziehungsweise EHEC. In einer Schweizer Studie fand man 2000 im Stuhl von Arbeitern in fleischverarbeitenden Betrieben EHEC-DNA in insgesamt 3,5% aller Proben.

Den Nebeneffekt dieser weiten Verbreitung sehen wir gerade beim aktuellen EHEC-Ausbruch: Es ist praktisch unmöglich zu sagen, woher der Keim in den Lebensmitteln gekommen ist. Zumal, und das ist die zweite Eigenschaft, die Bakterien wie EHEC biowaffentauglich machen, schon sehr geringe Keimzahlen für eine Infektion ausreichen. Weniger als hundert Bakterien, irgendwie in den Magen-Darm-Trakt gelangt, reichen völlig aus. Anders als die prominenteren Biowaffen wie Anthrax ist E. coli außerdem vergleichsweise anspruchslos was die Verbreitung angeht. Der Keim vermehrt sich bei Temperaturen zwischen ungefähr 7 und 50 Grad, also eigentlich praktisch überall und immer, so lange geeignete Nährstoffe zur Verfügung stehen.

Deswegen ist EHEC auch so schön einfach zu züchten. Es hat schon seine Gründe, weshalb Escherichia coli Molekularbiologie-Grundpraktika an Universitäten weltweit das Bakterium der Wahl ist, nicht nur um dem Gentechniker-Nachwuchs die Grundlagen des Faches beizubringen, sondern auch für fortgeschrittene Experimente wie das LTEE. Auf billigem Standardmedium wächst E. coli wie blöd, und zwar sowohl in der Lösung als auch auf festem Glibber in der Petrischale. Da braucht man sich als angehender Bioterrorist überhaupt keine Gedanken drüber machen, zur Not tut es auch etwas Selbstgekochtes aus der WG-Küche. EHEC ist also häufig, robust und leicht zu halten, trotzdem verursacht er schwere Erkrankungen. Die aus Funk und Fernsehen bekannte Komplikation HUS verursacht laut Literatur eine Sterblichkeit um etwa 3-5 Prozent.

Der mögliche Einwand, dass sich nur ein vergleichsweise kleiner Anteil der EHEC-Fälle zu HUS entwickelt, basiert auf einem weit verbreiteten Missverständnis über Biowaffen. Die Leute gucken einfach zu viel Fernsehen. Spätestens seit “Outbreak” erwarten wir von einer Biowaffe, dass ganze Großstädte binnen Tagen tot umkippen, aber das leisten erstens kaum irgendwelche Erreger, und zweitens ist das auch gar nicht wirklich notwendig. Es kommt halt drauf an, was man erreichen will. Ein paar Tage blutiger Durchfall mit Magenkrämpfen kann durchaus die öffentliche Ordnung stören, wenn genug Leute es bekommen. Außerdem wird man dann nicht von der halben Welt gejagt wie bei eher publikumswirksamen Pathogenen.

Man darf dabei auch nicht vernachlässigen, dass EHEC nicht gleich EHEC ist. Escherichia coli besitzt eine ausgesprochen breite Palette an Virulenzfaktoren und Kombinationen davon, die große Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf haben. Zum Beispiel entwickeln beim gängigen Serovar O157:H7 etwa 10 – 15 Prozent der Infizierten HUS, bei den anderen ist der Anteil kleiner, dafür verursacht der derzeitige Keim O104:H4 bei überdurchschnittlich vielen Erwachsenen schwere Komplikationen. Mit etwas Aufwand kann man sich prinzipiell im Baukastensytem einen Stamm mnit den gewünschten Eigenschaften zusammenbasteln – die nötigen Techniken sind, siehe oben, einfach und werden an jeder Uni gelehrt.

Das große Problem nahezu aller Chemie- und Biowaffen, nämlich die effektive Verbreitung des Keims, stellt sich bei EHEC überhaupt nicht. Man nimmt einfach eine Sprühflasche. Und nein, man geht damit auch nicht an die Gurken oder Tomaten, das wäre viel zu auffällig. Stattdessen versprüht man das Zeug an Stellen, die viele Leute anfassen – Türklinken, Tastaturen, Lichtschalter… meine Lieblingsvariante sind die Ampelknöpfe rund um Lebensmittelmärkte.

Das kann man wahrscheinlich eine ganze Weile so machen – angesichts der weiten Verbreitung derartiger Keime ist es praktisch unmöglich, eine Quelle wirklich festzunageln, vor allem wenn man sie nicht auf dem Schirm hat. Hat schon jemand die Türklinken im Großmarkt Hamburg geprüft? Zwei große Nachteile hat EHEC natürlich aus Sicht des Möchtegern-Terroristen: Zum einen ist so ein Angriff, trotz aller Schadwirkung, vergleichsweise unspektakulär. Und da ist das Problem – ein Angriff, der als solcher gar nicht erkannt wird, versetzt keinen Feind in Angst und Schrecken. Außerdem habe ich den Verdacht, dass sich die meisten Attentäter schlicht zu gut, sind, ein paar Monate mit der Sprühflasche rumzulaufen, damit möglichst viele Leute Durchfall kriegen.

Der zweite Punkt ist, dass sich die Angegriffenen sehr einfach wehren können, indem sie sich regelmäßig die Hände waschen und Lebensmittel nach den Grundregeln der Hygiene verarbeiten, und spätestens nach ein paar Wochen Epidemie werden das auch die meisten Leute im gefährdeten Bereich tun. Bis dahin allerdings kann so eine Durchfallepidemie ganz schön viel Ärger verursachen.
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[1] Ich halte ein paar Stellen im Text bewusst ein Bisschen vage. Könnt euch ja denken warum.

[2] Einen guten Überblick bieten Karch et al.: Epidemiology and pathogenesis ofenterohaemorrhagic Escherichia coli, Berl Münch Tierärztl Wochenschr 122 (2009), S. 417 – 424.

33 Kommentare

  1. Sehr informativer, sachlicher Text, der auch das Thema mögliche Biowaffe abhandelt ohne in die leider häufig üblichen Verschwörungstheorien zu verfallen.

    Danke dafür! 🙂

  2. Idee

    Lars, hattest Du eigentlich mal einen Artikel darüber geschrieben, was sich so alles an Bakterien in einem Supermarkt findet (Einkaufswagen zB.). Das wäre mal spannend.

  3. Cher Chön!

    Hi Lars

    Wiedermal sehr schön geschrieben und mit der genau richtigen Prise unterschwelligen Humors – eine wahre Lesefreude!

    Grüße aus München,
    Andreas

  4. uell

    ich erlaube mir, Dich tendenziös zu zitieren:
    “Ich … tippe auf einen symptomlosen Träger … in der Lieferkette. Die Anschlag-Theorie …halte ich für unwahrscheinlich, (aber) grundsätzlich(!)nicht von der Hand zu weisen: EHEC ist eine potentielle Biowaffe.”

    Potentiell? Ich ergänze:
    Robertson DL, Leppla SH (1986) Molecular cloning and expression in Escherichia coli of the lethal factor gene of Bacillus anthracis. Gene 44(1):71-8
    Geschehen i.A. Pentagon 1986
    Und zur Verbreitung:
    Die Dorset-Experimente (Verbreitung im großen Stil von See aus über auflandige Winde), deren Weiterführung die britische Regierung 2001 ausdrücklich nicht ausschließen wollte. Quelle:
    http://www.nr23.net/govt/spray_dorset.htm
    In Norwegen über Städten:
    http://www.nr23.net/govt/spray.htm
    Seinerzeit gegen eine sowjetische Expansion gerichtet.
    Weiter Lars:

    “Es fällt jetzt natürlich nicht das erste Mal jemandem auf, dass EHEC …für einen biologischen Angriff eine Reihe Vorteile hat. … Gemessen an klassischen? Biowaffen?! ist EHEC vergleichsweise?? harmlos und kommt für klassischen? Terrorismus!?, der ja? in großem Stil? Furcht und Schrecken? verbreiten soll?, kaum in Betracht. Allerdings … eine Reihe Szenarien, in der Unternehmen! oder!! Privat!!!personen!!!! einen solchen Keim einsetzen können, um bestimmte?! Ziele zu erreichen. … Man kann … schön? beobachten, wie viel?! Aufregung man auch! mit einem vergleich!sweise! wenig spektakulären?? Krankheitskeim erzeugen kann…..
    Der Einwand (mit der Fatalitätsrate) basiert auf einem weit verbreiteten Missverständnis über Biowaffen. Die Leute gucken einfach zu viel Fernsehen
    ….
    Man darf dabei auch nicht vernachlässigen, dass EHEC nicht gleich EHEC ist…
    …Außerdem habe ich den Verdacht, dass sich die meisten Attentäter schlicht zu gut, sind, ein paar Monate!! mit der Sprühflasche rumzulaufen… Der zweite Punkt ist, dass sich die Angegriffenen sehr einfach wehren können, indem sie sich regelmäßig die Hände waschen…”

    Ich stelle Dir die ernsthafte!! Frage, wie es geschehen kann, daß jemand mit Deinem blitzsauberen Verstand einen solch logisch in Stücke fallenden Unfug zusammenschreibt, wobei mir die ABSICHT völlig egal ist. Man kann auch gute Propaganda schreiben, aber das hier ist der schlechteste Text von Dir, der mir seit Juli 2007 unter die Augen kam.

    Es ist ein dunkles Zeitalter, Lars, und an den Verflüssigungen und Verschiebungen in den Instituten der Macht, der Kultur und “Vernunft” zermatschen auch die Intellekte. Wie in dem Prozess, der mit den Soldatenkaisern des römischen Imperiums begann, in der Verbreitung des Christentums seinen prominentesten Ausdruck fand, und in die Zeit allgemeinen Geistesverfalls bis zum Hochmittelalter mündete.
    Aber es gibt Möglichkeiten, sich zu wehren.

  5. Komm Lars, ich dachte eigentlich, dass Du den Artikel dazu lieber gestern als morgen schreiben würdest. Gerade Du! Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist so ein Einkaufswagen ein schlimmerer Angriff auf den Körper als eine Toilette…uaahhh^^

  6. Dumme Frage zum entschlüsselten Genom

    Es ist zwar beeindruckend, wie schnell das ging, nur was hat der Begriff Klon an dieser Stelle zu suchen? ( http://www.scinexx.de/…ell-13522-2011-06-03.html )
    Klone waren für mich bisher etwas anderes.
    Einerseits handelt es sich nicht um einen neuen Typ, sondern um einen Hybrid bereits bekannter Stämme, damit nicht um einen neuen Stamm, aber um einen neuen Erregertyp?
    Neu ist es doch, nur wie nennt man das korrekt?

  7. Hundekot

    Hundekot ist in vielen Wohngebieten weit verbreitet. Von dort stammende Erreger brauchen bloß ein bisschen Wind um sich auszubreiten und in die Nahrungskette zu gelangen.

  8. @Theres

    Als Klone bezeichnet man einfach die Gesamtheit aller Bakterien, die von einem einzelnen gemeinsamen Vorfahren abstammen (und deswegen alle genetisch identisch sind).

    Ich würde den neuen Stamm als separates Pathovar bezeichnen (also als Erregerlinie mit einer spezifischen Kombination von Virulenzgenen).

  9. @KRichard

    Das wäre mir neu, dass EHEC trockenresistente Dauerformen bildet. Und ohne Austrocknung kein Staub. Oder der Wind müsste halt so stark sein, dass die Haufen am Stück durch die Gegend… Igitt! 😉

  10. @ Lars Fischer

    ! Ach so. Ich gebe zu, der korrekte Begriff ist nicht so medienkompatibel. Und noch eine eher doofe Frage … Ist eigentlich bekannt, ob dieser oder andere EHEC auch in Fischen vorkommen (wegen des Ausbruchs in Japan vor Jahren und weil gerade der Norden Ds)?

  11. Der Rest vom Hund @Lars Fischer

    “Das wäre mir neu, dass EHEC trockenresistente Dauerformen bildet. Und ohne Austrocknung kein Staub. Oder der Wind müsste halt so stark sein, dass die Haufen am Stück durch die Gegend… Igitt!”

    Da haben Sie zwar recht, sofern Sie in der Stadt wohnen. Sorgen kann man sich aber machen, wenn man am Land wohnt. Denn Gülle aus der Gewinnung von Biogas, die mit Exkrementen verunreinigt ist, steht immer wieder einmal im Verdacht die gefährlichen Clostridien zu verbreiten.

    Auch der gesamte Hund kann zum Problem werden, falls der Hund im Feld rumlief, das der Bauer gerade mähte und der Hund dabei “untergemischt” wurde, er also in die Biomasse gelangte aus der später Biogas gewonnen wird. Übersieht der Bauer den Kadaver, so wird dieser langsam verfaulen und von Clostridien besiedelt werden. Später wird zusammen er zusammen mit dem Grünzeug kleingehäckselt und in der Silage zu Tierfutter verarbeitet werden. Auf diese Weise können Krankheitserreger des Kadavers als Dünger wieder auf das Feld gelangen.

    Siehe auch: http://www.br-online.de/…ien-ID1283951157590.xml

  12. Epidemie 2002 in Kanada

    Hallo, danke für den sehr informativen, gut recherchierten und nachdenkenswerten Artikel!

    Im Zusammenhang mit Ehec:
    Spiegel Online (http://www.spiegel.de/…zin/0,1518,766430,00.html) schreibt:

    “Hybrid-Klon – für Laien auf dem Gebiet der Mikrobiologie mag das wie eine explosive Mischung aus

    Terminator und Ebola-Virus klingen. Doch so dramatisch ist es nicht. Hybrid bedeutet, dass dieser

    Bakterienstamm Erbgutteile von anderen Bakterien übernommen hat. Und als Klon bezeichnet man die

    Mikroben, weil sie sich ungeschlechtlich fortpflanzen, also identische Kopien produzieren.

    Dass Terroristen die Mikroben gezielt zur Biowaffe gezüchtet haben, hält Zimmermann für

    “ausgesprochen abwegig”. Und zwar aus ganz pragmatischen Gründen. “Es gibt eine ganze Reihe von

    Erregern, die besser für so einen Anschlag geeignet wären als Ehec”, sagt er. “Und selbst wenn

    jemand Ehec nutzen würde, dann würde er sicher nicht den bisher extrem seltenen, von sich aus kaum

    gesundheitsschädlichen Stamm O104:H4 wählen. Da würden sich Stämme, die von sich aus schon

    gefährlicher sind, viel eher anbieten. (…) Um 2002 breitete sich ein neuer Stamm des Bakteriums

    Clostridium difficile insbesondere in den USA aus. “Da gibt es durchaus Parallelen zu Ehec. Der

    Erreger war bereits bekannt, produzierte jedoch durch eine genetische Veränderung plötzlich deutlich

    mehr Toxine und wurde dadurch gefährlicher”, sagt Zimmermann.” (ZItatende)

    Zu der Epedemie 2002 in Quebec schreibt Wikipedia:

    “Fälle von antibiotikaassoziierter Colitis bedingen zahlreiche, kostenintensive Maßnahmen in

    Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Insbesondere eine epidemieartige Ausbreitung unter

    hospilatisierten Patienten kann erhebliche Betriebsstörungen bis zur Schließung ganzer Abteilungen

    nach sich ziehen. In der Mitte des letzten Jahrzehnts durchgeführte Schätzungen gehen von rund 3

    Milliarden Euro Kosten pro Jahr in der Europäischen Union und 1,1 Milliarden US-Dollar in den USA

    aus.

    Hier wird klar, dass ein Anschlag mit solchen Bakterien einen großen wirtschaftlichen Schaden

    hervorrufen kann. Die Tagesschau des ARD brachte gestern abend die Meldung, dass Unmengen an

    Blutplasma für die Kranken benötigt würden und der Vorrat langsam knapp würde. Blutplasma braucht

    zu allem Übel auch ca. 3 Wochen, um einsetzbar zu werden.

    Wikipedia: “Rund ein Fünftel der Patienten erleidet, in der Regel im Anschluss an die erfolgreiche

    medikamentöse Behandlung einen Rückfall. Dieser wird in der Hälfte der Fälle durch Neubesiedlung mit

    Clostridium difficile, zur anderen Hälfte durch inkomplette Eliminierung des Keims verursacht. Bei einem

    ersten Rückfall wird eine nochmalige Therapie mit Metronidazol oder Vancomycin in gleicher Dosierung

    und Dauer angestrebt. Im Fall eines zweiten Rückfall hat sich eine längere Einnahme über 7 Wochen in

    ausschleichender Dosierung. Im Mai 2011 (sic!) hat die Food and Drug Administration in den USA mit

    Fidaxomicin ein Makrolidantibiotikum zugelassen dass speziell für den Einsatz gegen Clostridium

    difficile entwickelt wurde. Breite klinische Evaluation des Wirkstoffs stehen noch aus.”

    http://de.wikipedia.org/…tikaassoziierte_Kolitis

  13. ehec

    es war bestimmt die Sojamilch als Dressing
    Männer essen sowas nicht und es sind ja wohl vor allem Frauen betroffen

  14. EHEC on Board

    Kleine Ergänzung aus der Wasserkunde, “Höll, Wasser – Nutzung im Kreislauf: Hygiene, Analyse und Bewertung”, 8. völlig neu bearbeitete Auflage, Hrsg. A. Grohmann, Berlin, New York (De Gruyter) 2002. Auf S. 328 wird mit Bezug auf den EHEC-Ausbruch 1996 des Serovars O157:H7 in Japan erläutert: “Im Zusammenhang mit Untersuchungen zur Aufklärung des Ausbruchs wurden auch Experimente mit Hydrokultur Pflanzensprossen durchgeführt, bei denen das Wasser der Hydrokulturen mit EHEC-Bakterien kontaminiert wurde. Die japanischen Wissenschaftler berichteten 1998, dass die eigentlich nicht pflanzepathogenen EHEC-Bakterien von den Sprossen aufgenommen werden und in den Pflanzen in vermehrungs- und anzüchtbarer, also auch in infektiöser Form überleben. Das bedeutet, dass mit kontaminiertem Wasser kultivierte Sprossen ein Infektionsrisiko für den Menschen darstellen können. Da die Bakterien im Pflanzengewebe selbst überdauern, hilft noch so gründliches Waschen nicht, die Infektionsgefahr zu bannen. Nur durch Kochen könnten solche kontaminierten Pflanzensprossen wieder unbedenklich genießbar gemacht werden.” Nachzulesen hier: http://bit.ly/Sprossenexperiment (Link zur zitierten Seite des Handbuchs für Wasserfachleute bei Google Books).

    Ich will damit nur sagen: Es braucht keine Sprühflasche… Und da hilft kein noch so gründliches Händewaschen und Schrubben, Schälen, Putzen des Gemüses… Ob nun Freak-Zufall, Hygieneversagen in der Produktion oder finsterste Absicht – gelangt EHEC ins Gießwasser bzw. in Nährlösung, können Sprossen (oder andere Hydrokulturerzeugnisse, z.B. vielfach ohne Erde gezogene Treibhaustomaten) beste Transportmittel von EHEC-Keimen zu ahnungslosen Endverbrauchern werden…

  15. Interessanter Punkt.

    Steht da etwas dazu, wie effektiv diese Form der Übertragung ist? Wenn die Viecher nur in 0,2 Promille der betroffenen Sprossen auftauchen ist das natürlich was anderes als wenn sie eine von zehn oder so besiedeln.

  16. Interessante Wissenslücke….

    … sorry, unter dem Unterkapitel sind zwar Quellenhinweise, S.330 (auffindbar über obigen Link), aber hab eben ne Weile gebraucht, um mich durch die Literatur zum ganzen Kapitel Mikrobiologie des Wassers zu wühlen (S. 376-87) auf der Suche nach der relevanten Quelle (fast wie Erregersuche, nur nicht ganz so gefährlich): Mir scheint, die Info kam von japanischen Forschern, aber via RKI, 1998: “EHEC-Übertragung durch die in die Pflanze aufgenommenen Bakterien (weitere Literaturhinweise). Infektionsepidemiologische Forschung (RKI) II/1998, Berlin, S. 29.”

    Autor des Mikrobiologie-Kapitels, auf das sich all mein Wissen stützt, ist Prof. Prof. Dr. med. Sven Carlson aus Nürmberg – der hätte vielleicht die gewünschte Information oder auch neuere Auskünfte parat… (Ich selbst hab damals als Assistentin des Herausgebers die Beiträge im Hinblick auf inter- bzw. transdisziplinäre Verständlichkeit mit lektoriert, nicht mehr, nicht weniger.)

  17. Q E D

    Hallo Lars Fischer!
    Die Sache mit der Verschwörungstheorie geht auch mir etwas zu weit, allerdings sollte man den Gedanken einmal theoretisch durchaus weiterspinnen. Offenkundig ist E. coli nicht als -echte- Biowaffe geeignet, wie sie bereits dargelegt haben. Auch würde ja zum einen die Forderung eines möglichen Erpressers (oder einer Terrorgruppe) fehlen, andererseits würde man den Erreger auch nicht lokal platzieren, sondern der Effektivität und der Schwierigkeit der Nachverfolgbarkeit halber breiter gefächert ausbringen. Auch die Mortalität des Virus läßt für einen ernstgemeinten Anschlag auf eine Nation zu wünschen übrig. Andererseits ist er spektakulär genug, um in der Öffentlichkeit im Fokus zu stehen und von den Medien verfolgt zu werden. Das kann man sich durchweg zunutze machen: angenommen ein “echter Bioterrorist”, der über Anthrax oder ähnlich Abscheuliches verfügt, bringt nun “erstmal” E.Coli auf eine ihm geeignet erscheinde Art in Umlauf: jetzt hat er einen “Feldversuch” für seinen bevorstehenden Angriff kostenlos, kann ihn via TV oder Printmedien jederzeit verfolgen und ihn dann, nach dessen Auswertung in Umlauf bringen.
    Soweit die Theorie, eine von vielen möglichen Wahrheiten…
    Warscheinlicher indes erscheint mir, wie seinerzeit mit den Salmonellenerregern, BSE und ich weiß nicht was allem Dagewesenen, dass es sich einfach um Fahrlässiges Verhalten im Rahmen unserer erforderlich gewordenen Massenproduktion handelt, der wir leider ob der zu beklagenden Opfer auf diese tragische Weise “Tribut” zollen mußten…
    nÖRGEL

  18. bin gleich wieder weg –

    aber ich halte es für fair, Lars, mich eine Untermauerung meiner Sicht von offizieller Seite mitteilen zu lassen.

    Das Bundesinstitut für Risikobewertung verfolgt die Anschlagstheorie und teilte das heute zwischen den Zeilen einer Anlage zur Pressemitteilung mit: (PDF)
    http://www.bfr.bund.de/…erichia_coli_o104_h4.pdf
    Das zu erkennen bedarf es allerdings die Kenntnis fallrelevanter Fakten zu Erreger und Epidemiologie, die man teils auf meinem Blog, teils beim RKI (pressemitteilung vom 7.6.) nachlesen kann.

  19. Ja, darfst du.

    Mir scheint zwar, dass die Stellungnahme eher meine Vermutung stützt, aber so lange du mich nicht wieder inkohärent anpöbelst, darfst du hier gerne eine andere Meinung vertreten.

  20. Es gibt EAEC bei Tieren!

    Ich wiederhole mich gerne zum dritten Mal, da anscheinend bei den Menschen noch nicht angekommen ist, dass EAEC durchaus bei Tieren schon gefunden und auch nachgewiesen wurden. Wer jetzt den schnellen Weg auf Wikipedia sucht, der wird leider enttäuscht, denn dass was über EAEC bei Wikipedia steht, ist schlichtweg falsch! Wissenschaftler haben bereits in mehreren Studien nachgeweisen, dass auch Tiere Wirte von EAEC sind. Studien dazu sind z.B. hier zu finden:

    Enteroaggregative Escherichia coli from humans and animals differ in major phenotypical traits and virulence genes

    Subtypes of intimin among non-toxigenic Escherichia coli from diarrheic calves in Brazil

    eae-negative attaching and effacing Escherichia coli from piglets with diarrhea

    Der signifikante Unterscheid, der sich in den Studien liesst, ist, dass sich die EAEC-Serotypen zwischen Mensch und Tier unterscheiden und die tierischen EAEC-Stämme anscheinend nicht humanpathogen sind. Solange das BfR also sagt, dass SEIN Referenzlabor bisher noch keine EAEC bei Tieren nachweisen konnte, heißt es noch lange nicht, dass es andere Wissenschaftler weltweit nicht schon getan haben, u.a. in Brasilien, wie man in den oben verlinkten Studien ja nachlesen kann.

  21. @Nörgel:

    Das Problem an Ihrer Theorie, so wie ich sie verstehe, ist folgendes: Jedes Biowaffentaugliche Pathogen hat seine besonderen Eigenheiten was Verbreitung, Infektiosität und Bekämpfung angeht. Insofern würden die mit E. coli gewonnenen Erkenntnisse Ihrem hypothetischen Attentäter nicht viel nützen. Ich sehe jedenfalls momentan nicht, in welcher Weise.

  22. Schon entwürdigend, als Sklave seines Hundes den Kot aufheben zu müssen…

    Aber eben: nur noch einige wenige afrikanische Frauen wissen, was menschlicher Stolz ist…

    Die Europäer sind schon längst nur noch Pöbel und Sklaven… (von Hunden et al.)

  23. @Lars und Rest

    Ich hatte mich heute Morgen an das Bundesinstitut für Risikobewertung gerichtet, um die Pressemitteilung von gestern zu kritisieren, da nach meinem Kenntnisstand dort eine Fehlinformation auftrat. Ich wurde dann prompt von einem Wissenschaftler belehrt, der sogar an der von mir verlinkten Studie beteiligt war. Ich zitiere ihn mal einfach:

    Die Arbeiten sind mir bekannt, an einer war unser Labor beteiligt (Uber et al.)
    Sicherlich finden sie auch bei Tieren Stämme die eine aggregativ-ähnliche Adhärenz an Zellen zeigen hierfür können jedoch verschiedene Adhärenzmechanismen eine Rolle spielen. Fakt ist bisher, dass typische EAggEC mit dem Markergen AggR nicht bei Tieren gefunden worden sind, das geht aus den drei Arbeiten, insbesondere der von Uber et al. hervor. Da aber der Ausbruchsstamm O104:H4 die typischen Merkmale der Enteraggregativen E. coli zeigt und AggR positiv ist, wie das bei den humanen EAggEC der Fall ist, gehört er nicht zu den Erregern die bei
    Tieren gefunden worden sind. Somit ist der Hinweis, dass das Erregerreservoir vermutlich der Mensch ist, durch ihre Unterlagen nicht widerlegt.

    Es stimmt also schon, dass es EAEC bei Tieren gibt, diese besitzen jedoch im Gegensatz zu den humanpathogenen EAEC nicht das AggR-Gen. Das ging nach meiner Meinung aus den von mir verlinkten Studien so nicht hervor, weswegen ich die Meldung als Fehlinformation eingestuft hatte. Aus diesem Grund sei klargestellt, dass die Pressemitteilung des BfRs doch korrekt ist!

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