“Bedenke das Ende!” – Ist Religion die treibende Kraft der Evolution?

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Mein heutiger Gastautor ist Ingo Bading vom Blog Studium Generale, den ich schon sehr lange regelmäßig lese. Ingo hat Biologie, Geschichte und Philosophie studiert und schreibt bevorzugt über Themen, in denen sich biologische und kulturelle Themen schneiden, zum Beispiel Soziobiologie und naturalistische Philosophie, aber auch aktuelle Entwicklungen in der Humangenetik. derzeit arbeitet er unter anderem über reproduktive Vorteile nicht-theistischer Glaubenssysteme. Für Abgefischt schreibt er heute über den Workshop "Evolution der Religionen" der Templeton Research Lectures in Frankfurt.  

Zum Workshop der "Templeton Research Lectures" in Frankfurt
In der Programm-Ankündigung lautete das Thema der Tagung noch: "Is religious behaviour explained by Darwinian evolution?". Nach all den Erfahrungen der letzten Jahre und Jahrzehnte hätte der "unbedarfte" Teilnehmer nun wieder einmal quälend lange, wenig weiterführende Erörterungen erwarten dürfen darüber, ob das gesamte, in der Jahrtausende alten Kulturgeschichte angereicherte Wissen des Menschen über sich selbst vollständig „naturalisiert“ werden dürfe oder nicht. Aber große Überraschung. Nichts von alledem. Oftmals waren es sogar die anwesenden Theologen selbst (zum Beispiel Niels Gregersen), die noch konsequentere naturalistische Denkmodelle zu menschlicher Religiosität vorschlugen als die anwesenden Nichttheologen (etwa Pascal Boyer). Wenn eine solche Erscheinung nicht eine deutliche Trendwende in der deutschen und internationalen Geistesgeschichte markieren sollte? Theologen erklären Nichttheologen Evolution? – Steht da die Welt nicht plötzlich auf dem Kopf?

Die beiden Hauptreferenten Pascal Boyer und Niels Gregersen präsentierten in der ersten Hälfte des Workshops konzeptionelle und theoretische Erörterungen, um einen Zugang zu den Fragestellungen dieser neuen Fachrichtung zu erschließen. Es stand hier die Erörterung kognitiver und evolutionspsychologischer Ansätze im Vordergrund und Fragen nach dem „Modulcharakter“ menschlicher Religiosität, also danach, ob es unterschiedliche, angeborene psychische „Module“ gibt, deren sich menschliche Religiosität dann historisch erst später „bedient“ haben könnte. Separate Module etwa für: Ontologie, Moral, Rituale, Koalitionspsychologie und Kooperation etc.. Module aber, die ursprünglich in unterschiedlichen evolutiven Kontexten evoluiert sein mögen und erst später durch die kulturelle Entwicklung zu dem „Paket Religion“ zusammengeschnürt worden sein mögen.

Zu bedauern war, dass der Bezug zu konkreten und zugleich verallgemeinerbaren empirischen, statistisch ausgewerteten Daten nicht hergestellt wurde. Von den anderen Diskussionsteilnehmern konnten dann ebenfalls – aufgrund der Kürze der Zeit – nur einige Grundgedanken in den Raum gestellt und diskutiert werden, zum Teil in Anknüpfung und Widerspruch zu den präsentierten konzeptionellen Erörterungen, zum Teil in selbständiger gedanklicher Annäherung an die neuen Fragestellungen.

Freiheit zum persönlichen und Gruppen-Selbstmord
Aus all dem ergab sich ein buntes, vielfältiges Bild weiter zu verfolgender Ansätze. Auffälligerweise haben sowohl der Physiker Thomas Görnitz als auch der Biologe Paul Layer unabhängig voneinander einige der für mich spannendsten, auch persönlich bewegenderen Fragen des Workshops erörtert. Sie seien deshalb in diesem Bericht in den Vordergrund gestellt, Michael und Edgar werden andere Schwerpunkte setzen – damit wir uns ergänzen, nicht wiederholen. Görnitz führte kurz aus, dass das menschliche Gehirn ein sehr teures Organ ist, da es im Verhältnis den größten Anteil an Energie im Körper verbraucht. Und Görnitz fragt nun: Wozu dieser Aufwand? Und er führte dann aus, dass wir immer noch einen Begriff von Realität besitzen, wie ihn uns die Physik des 19. Jahrhunderts vermittelt hat. Die Physik des 20. Jahrhunderts hat uns aber klar gemacht, so Görnitz, dass Naturgesetze dadurch definiert sind, dass bestimmte Aspekte der Wirklichkeit als nebensächlich deklariert werden. Und er stellt eine Frage, die man durchaus als aufwühlend empfinden kann: „Haben schon unsere Vorfahren davon etwas gespürt?“ Haben also schon unsere Vorfahren „gespürt“, dass jene streng in Raum, Zeit und Kausalität eingeordneten Aspekte unserer Welt nur einen von mehreren Aspekten dieser Welt insgesamt darstellen? Und haben sie, so Görnitz weiter, um diesem „Gespür“ weiter nachzugehen, nachgehen zu können, ein solches  vergleichsweise riesiges Gehirn evolviert?

Görnitz ging in einem weiteren Gesprächsbeitrag in der Hypothesenbildung noch weiter und erhielt darin von dem Biologen Layer Unterstützung: Der Mensch ist – aufgrund seiner Gehirnkapazität – die erste Art, die ihr eigenes künftiges Schicksal erkennt, nämlich dass man als einzelner sterben muss. Görnitz sagt: Der Mensch hat die Freiheit zum Suizid, zum Freitod. Und er vermutet, dass die Evolution menschliche Religiosität hervorgebracht hat zugleich mit dem Erkennen des eigenen Todes, um den Menschen vor frühzeitigem Freitod zu bewahren. „Er braucht Sinn,“ so Görnitz, damit er sich angesichts der etwaigen Sinnlosigkeit des eigenen Todes und des Todes geliebter Mitmenschen nicht selbst das Leben nimmt.

Das sind sicherlich sehr spannende Hypothesen. Mir selbst erscheint es noch zusätzlich plausibel, in diesem Zusammenhang nicht nur die Freiheit des Einzelmenschen zum Suizid vorauszusetzen, sondern auch die Freiheit menschlicher Gruppen zum bewussten oder fahrlässigen Suizid. Sollte man nicht meinen, dass auch heute noch die menschliche Psyche trotz aller Todeserkenntnis so stark mit „Überlebenswillen“ ausgestattet ist, dass sie auch ohne Religiosität individuell überlebt – wie wir überall heute sehen? Aber gilt das mittelfristig auch für die menschliche Fortpflanzung? Pflanzt sich der Mensch auch (ausreichend) fort, wenn er sich von der „Sinnlosigkeit“ allen Lebens im Angesicht eines gesetzmäßig herannahenden Alterstodes überzeugt hat? Offensichtlich nicht, wie uns spätestens die Forschungen von Michael Blume bewusst gemacht haben.

Auf solche religionsdemographischen Fragen, wie sie eben insbesondere Michael Blume aufgeworfen hat und natürlich auch in die Diskussion in Frankfurt warf, kommt man immer wieder zurück, denn in ihnen vereinigt sich die Erklärungsebene des Individuums mit der Erklärungsebene menschlichen Gruppen auf ganz natürliche Weise.

"Es gibt ein Ende."
Paul Layer sagte dazu ergänzend: Vor einigen hunderttausend Jahren begannen die Menschen zu ahnen oder zu erkennen: „Es gibt ein Ende.“ Es gibt ein Ende unseres Lebens. Und aus diesem Erkennen ergab sich, so auch Layer fast identisch wie Görnitz, die Sinnfrage, die Frage nach dem Sinn unseres Lebens. Möglicherweise gibt es eine Art von Metaphysik, so Layer, die diese Frage beantwortet. Und er bringt seine Fragestellung dann schön auf den Punkt, wenn er fragt: Ist deshalb vielleicht Religion selbst die treibende evolutionäre Kraft der Religion?

Ehrlich gesagt, war ich überrascht, mit welcher Selbstverständlichkeit hier einige meiner mir persönlich wichtigsten Vermutungen zur Evolution menschlicher Religiosität frank und frei in den Raum und zur Erörterung gestellt wurden. Hier ergibt sich sicherlich noch viel Diskussion- und Forschungsbedarf. (In ähnliche Richtungen gehende Fragen und Thesen habe ich auch auf meinem eigenen Blog schon an der einen oder anderen Stelle erörtert, nämlich: Ob es die Religiosität, die aller Natur zugrunde liegen könnte, selbst ist, die den Menschen im Angesicht des eigenen Todes nach Religiosität könnte fragen lassen, nachdem er die dafür nötigen Gehirnkapazitäten evoluiert hat oder besser vielleicht sogar: indem er sie evoluiert – und möglicherweise sogar weiter evoluiert.)

Pascal Boyer nun konnte all diese spannenden Erörterungen ergänzen mit Hinweis auf einige neuere empirische Forschungen (die hier in den Blogs noch einmal behandelt werden sollten). Diese fragen, wie sich psychologisch und auf individueller Ebene die Konfrontation mit dem Wissen um den eigenen Tod auswirkt. Menschen, die man auf irgend eine Weise zuvor dazu gebracht hat, an den eigenen Tod zu denken, so führte Boyer aus, neigen im Durchschnitt dazu, moralische Fehltritte bei sich und anderen stärker zu bestrafen, strenger zu beurteilen, als Menschen in Kontrollgruppen, die zuvor nicht mit dem Wissen um den eigenen Tod konfrontiert worden waren. Sicherlich ist dies bislang nur ein Aspekt solcher psychologischer Folgen. In nachherigen Einzelgesprächen wurde die Frage erörtert: Beschleunigt nicht die Konfrontation mit Stressereignissen, potenziellen Todesgefahren die Evolution ganz allgemein? Schon allein durch verstärkten Selektionsdruck? Und könnte das nicht auch für individuelle Erkenntnisvorgänge gelten?

Möglicherweise erkennt der Mensch in solchen Situationen: Ich und alle anderen Mitglieder meiner Gruppe haben vor unserem individuellen Tod (oder dem biologischen und/oder kulturellen Ende unserer Gruppe) nicht mehr viel Zeit, nach Sinn zu suchen und menschlichen Lebenssinn zu verwirklichen. Und um Sinn zu entdecken, muss man, so vielleicht dabei die mehr intuitive, unbewusstere Erkenntnis, sich selbst und andere eher "fordern statt verwöhnen". So lautete einmal ein früherer Buchtitel aus der Sicht der Klassischen Verhaltensforschung (Cube/Alshuth).

Wissen um die Bedeutung der eigenen Kultur = Religion?
Eine der wesentlicheren Thesen Pascal Boyer’s ist auch gleich von mehreren Diskutanten aus verschiedenen Sichtweisen heraus angegriffen worden, nämlich seine schon oben genannte These, frühe Jäger- und Sammler-Gesellschaften hätten noch kein eigenes, einheitliches Konzept von "Religion" gehabt, so wie wir dies von den späteren arbeitsteiligen, komplexen Gesellschaften kennen. Sie hätten nur ein Bewusstsein einzelner "Module" gehabt (Ritual, Moral, Ontologie, etc.), nicht aber ein zusammenhängendes Konzept von Religion "als Paket", wie er sich ausdrückte.

Vielleicht muss man diese Fragestellung gar nicht als so wesentlich ansehen. Ich möchte hier nur zu mehreren anderen, stichhaltigen Einwänden – insbesondere die nahe liegenden von Michael Blume (die ich hier auf den Blogs schon als bekannt voraussetze) – noch meinen eigenen, etwas spezielleren hinzufügen. Gerade jene Jäger-Sammler-Gruppen, die z.B. auch heute um ihr kulturelles Überleben als jeweils weltweit einzigartige ethnische und kulturelle Gruppierungen kämpfen und ja sehr oft auch kämpfen müssen, haben nach allen völkerkundlichen Berichten, die uns vorliegen, ein sehr starkes Wissen und Bewusstsein davon, dass alle Elemente ihrer Lebensart und ihrer Kultur in einem kausalen Zusammenhang miteinander stehen. Mögen sie auch dafür nicht den expliziten Ausdruck "unsere Religion" haben, so wissen sie doch, dass ihre "existentiellen Güter" (oder ihre "heiligsten Güter"), eben schlicht ihre kulturelle Identität in Gefahr sind, und dass jede Gefährdung eines einzelnen wesentlicheren Bestandteiles ihrer Kultur auch alle anderen mitbedroht. Dieses Wissen zieht sich wohl durch die gesamte Menschheitsgeschichte. Und Auseinandersetzungen, geboren aus diesem Wissen oder Bewusstsein bilden einen der Hauptinhalte menschlicher Geschichte überhaupt.

Gruppen entwickeln bewusster oder weniger bewusst "gruppenevolutionäre Strategien", die der Aufrechterhaltung – oder auch der imperialistischen Machterweiterung – der Gesamtheit all dessen dienen, was ihre geschichtliche Einzigartigkeit ausmacht. Und Gruppen versuchen untereinander, mit ihren jeweils einzigartigen "gruppenevolutionären Strategien" Einfluss zu nehmen auf diejenigen Strategien anderer Gruppen. Vielleicht ist das schon eine Definition von Geschichte überhaupt.

Viele, sicherlich sehr wesentliche Diskussionsbeiträge konnten aufgrund der Kürze der Zeit von den Diskutanten in ihren Implikationen und gedanklichen Richtungen gar nicht ausreichend ausgeführt werden. Dazu zählen für mich bedauerlicherweise unter anderem jene von Ina Mahlstedt und Nicole Karafyllis. Man wünscht sich auch deshalb dringend eine Wiederholung einer solchen Veranstaltung, bei der allen Ansätzen breiterer Raum zur Darstellung und zur Kritik zur Verfügung stehen sollte.

Dieser Beitrag ist Teil einer Artikelserie.
Weitere Texte zum Workshop "Evolution der Religionen":

Hans-Ferdinand Angel: Beten im Tomographen

Helmut Wicht: Esel mit heißen Hufeisen auf dünnem Eis

asdf

15 Kommentare

  1. Toller Denkanstoß. Es ist ein faszinierender Gedankengang, dass als Folge der Weiterentwicklung des Gehirns als Nebeneffekt die Erkenntnis der eigenen Existenz und des Todes folgt und somit die auch die Möglichkeit der Selbstaufgabe. Neben dem Selbsterhaltungstrieb wirkt also auch die Religion der Selbstaufgabe entgegen und kompensiert einen möglichen Kollateralschaden der Intelligenz.

  2. Ja – und Emile Durkheim…

    …der Begründer der modernen Religionssooziologie, wurde gerade berühmt durch seine Studie zum Selbstmord, in der er vor über hundert Jahren bereits statistische Unterschiede zwischen protestantischen, katholischen und jüdischen Selbstmordraten aufzeigte! Während er selbst das Thema aber schon klar evolutionär diskutierte (um 1897!!!), geriet dieser an empirischen Daten orientierte, evolutive Ansatz leider wieder aus dem Blick…

    Übrigens war das auch so ein “Nebeneffekt” der Tagung: Physiker, Biologen und Religionswissenschaftler tauschten eifrig Literaturtips aus ihren jeweiligen Fachgebieten aus… War schon klasse…

  3. @ adenosine: ja,

    ja, adenosine, man könnte weitergehend fragen, ob es neben der Freud’schen Sublimierung, Vergeistigung von “sexuellen Kräften” auch – und zwar besonders in und mit der Religion und später in und mit Philosophie, Kunst und Wissenschaft – eine Vergeistigung, Sublimierung des sonstigen “Lebens-” und “Überlebenswillens” (des Selbsterhaltugnswillens, der Auswirkungen des “egoistischen Gens”) im Angesicht des Todes gegeben hat.

    Und mit dieser Vergeistigung über die Jahrtausende hinweg konnte es dann zugleich auch zu jener HUMANISIERUNG kommen, die man mit Steven Pinker auch als Naturwissenschaftler neuerdings feststellen kann.

    (Denn der Tod durch Todschlag ist, wie Steven Pinker vor einiger Zeit ausgeführt hat, in modernen Gesellschaften viel seltener als in Jäger-Sammler-Kulturen – auch unter Einrechnung solcher grauenvoller Ereignisse wie jenem des Zweiten Weltkrieges.)

  4. Für das Gehirn ist ´Sterben´ nur Info

    Auch wenn es nicht direkt zum Thema gehört, so ist es doch interessant, das für unser Gehirn die Erfahrung ´ich sterbe´/´ich bin tot´ zunächst nichts anderes als eine Information ist.

    Daraufhin startet es in seinem episodischen Gedächtnis eine Suchaktion, ´hatte ich diese Erfahrung schon einmal, und was habe ich damals gemacht?´.
    (Dieses selbstbeobachtbare Durchsuchen des episodischen Gedächtnisses und die dabei durchgeführte Bewertung der Erfahrungen mit dem aktuellen Verstand – ist unter dem Begriff ´Nahtod-Erlebnis´ allgemein bekannt geworden.)

    Die Frage nach der Endlichkeit und dem Sinn des Lebens ist daher schon Ergebnis eines komplexen Denkprozesses.

  5. Tod und Sinnfrage

    Nur als Einwurf. Aus dem Bewusstsein der Endlichkeit entsteht sicher auch mal die Sinnfrage. Aber nicht von Anfang an zu hoch-theoretisch unterstellen. Ich halte die Sinnfrage für ein relatives Endprodukt einer längeren Entwicklung. Und ich bin dafür, dass man nicht zu viel den Menschen unterstellt, die sich seit 100 000 Jahren an Bestattungen machten.
    Man sollte den Anfang der Sinnfrage vielleicht runterbrechen, elementarisieren auf ganz einfache Zwischenschritte:
    * Wem gehört jetzt das Messer oder der Gürtel?
    * Wenn ich sterben werde, wie ergeht es dann den andern?
    * Wem kann ich noch oder nicht mehr helfen?
    * Was bleibt von mir? Ursehnsucht – VOR einer Jenseitshoffnung – scheint z.B. zu sein: Sich einen Namen machen.
    * Was passiert mit dem Körper? Ist das noch der Tote oder ist er es gerade nicht mehr?
    * Wer denkt an mich in Zorn oder Wut?
    * Die Macht der Toten über die Entscheidungen der Lebenden.

    Das alles zusammen und sicher noch mehr ergibt schon die Sinnfrage. Aber es ist (Anklang an Boyer) noch nicht das fertig geschnürte Paket.

    Macht’s gut.
    Basty

  6. Der Gilgamesch-Epos

    Es hängt eine meiner Antworten im Spam-Filter. Aber ich sehe es ähnlich wie Basty und auch Richard.

    Vielleicht kann man die gesamte Kulturgeschichte der Menschheit als jeweils neue Versuche zur Antwort der Sinnfrage interpretieren. Und natürlich können diese ersten Antworten bei ursprünglichen Jäger-Sammler-Völkern, etwa den Buschleuten in der Kalahari noch ganz anders ausgesehen haben wie bei uns heute.

    Spannend finde ich, daß, ich glaube das älteste Epos der menschlichen Kulturgeschichte, nämlich der Gilgamesch-Epos genau diese zentrale Frage behandelt:

    Muß der Mensch sterben? Gibt es ein Leben nach dem Tod. Und dieser ursprünglichste Epos aus dem Zweistromland vertröstet die Menschen noch keineswegs auf ein “Jenseits”. Es endet ungefähr damit, daß der König Gilgamesch, der seinen Freund in der Unterwelt besuchte, von diesem dort erfährt, daß er *tatsächlich* tot ist.

    Und diese Erkenntnis führte dann dazu, daß er zurückkehrte “in die schimmernde Halle seines Palastes”, sich niederlegte und – – – starb.

    Fast ein 100 % passender Kommentar zu den Thesen von Görnitz und Layer.

  7. @ Ingo: Emile Durkheim

    Lieber Ingo,

    Du fragtest, ob ich Durkheim zusammen gefasst habe. Nun, ich habe auf meinem Blog eine eigene, kleine Kategorie mit Beiträgen zu ihm erstellt hat:
    http://religionswissenschaft.twoday.net/…+Emile/

    Und dabei auch ein Beitrag mit seinen Daten zum Selbstmord:
    http://religionswissenschaft.twoday.net/…216846/

    Aber auch hier in Natur des Glaubens werde ich seine Arbeiten einmal extra aufgreifen.

    Danke für Deinen gelungenen Gastbeitrag, bitte öfter und gerne auch mal bei mir!
    🙂

    Michael

  8. Oha…

    … da hab’ ich ja DOCH einen spannenden Workshop verpasst.
    Und nach der Lektüre der Zusammenfassung (danke, toll!) will’s mir fast scheinen, als ob die Fronten vertauscht gewesen seien – Naturwissenschaftler, die von Sinn und Tod reden…schade, das hätte ich gerne gehört.

  9. Ja, Wissenschaft als Gottesdienst!

    Ja, Herr Wicht, es war leider nur zu kurz.

    Aber man hat viele neue Motivationen bekommen. Vor allem will ich auch das neue Buch von dem Thomas Görnitz lesen. Wie so manches andere.

    Ich glaube, die Theologen verstehen heute etwas, was die meisten heutigen Philosophen noch nicht verstanden haben: daß sie sich mit Naturwissenschaft auseinandersetzen müssen, wenn sie die Leute dort abholen wollen, wo sie heute stehen.

    Der britische Paläontologe Simon Conway Morris zum Beispiel hält seine Vorträge in England oft schon in Gottesdiensten. – Und warum eigentlich nicht?

    Er wäre nicht der erste, der Wissenschaft als Gottesdienst ansieht. Das hat – zum Beispiel – schon Leopold von Ranke getan. (Aber sicherlich viele andere.)

  10. Artikel

    Is ja alles sehr interessant,ne!….?
    Finde ich ja auch!Endlich habe ich deinen Blog gefunden! hihihi
    grins!!!
    Ein sehr überlegter Kommentar von mir ,was?….
    Wie geht es den Anderen?

  11. Dein Artikel

    Ich hab mirs zwar immer noch nicht durchgelesen was du so schreibst aber vielleicht hast du auch noch gar nicht germerkt dass ich überhaupt schon etwas geschrieben habe!

  12. danke

    hallo zusammen!
    tolle beiträge die ich hier lesen durfte!
    konnte die super für mein hobby verwenden….schreibe nämlich gerade ein buch!
    herzlichen dank nochaml!

  13. toller Beitrag

    Ende-Tod-Entwicklung-Geschichte

    Ja, so sehe ich das auch…
    und möchte sogar intuitiv die selbst erlebten, persönlichen Erfahrungen da mit einschließen.

  14. Religion treibende Kraft

    Als wir in Gruppen, die kommunizierten, besser überlebten, brauchten wir Steuerung und Strukturierung. Hauptsächlich Männer erdachten sich die begründenden Kulte. Von der notwendigen Mutterrolle mutierte das Frauenbild in den immer machtvolleren Überwelten zum Besitz der Männer. Ihre Rolle degenerierte immer mehr zur besitzsichernden Reproduzentin. Das Buch:

    rudi rembold
    das ende aller illusionen: evolution · religion · naturzerstörung
    http://www.rationalVerlag.de Gerlingen ISBN 9783981386509
    oder auf dem iPad/iBooks bei Apple

    zeigt die evolutionsbegleitende Notwendigkeit der Religionen. Aber auch die männergeprägten Sozialrollen, besonders die manipulierte Rolle der Frau. Das Buch zeigt auch, dass die evolutorische Notwendigkeit und der Bedarf an Religionen zu Ende ist. Heute bestimmt das Wissen die zuvor durch Religionen besetzte Macht.

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