a) Schokoküsse b) Gummibärchen c) Marshmallows d) Butterkekse

BLOG: Fischblog

Wissenschaft für alle
Fischblog
Alljährlich so gegen Weihnachten findet in der Blogosphäre das Blogwichteln statt. Details gibt es hier. Wer nicht mitwichtelt hat schon von Anfang an verloren. Mindestens. Hier also derBeitrag von meinem Wichtel.
 
Waren Sie schon einmal bei Günther Jauch? Genauer gesagt: bei "Wer wird Millionär"? Nein? Ich auch nicht. Aber Sie haben sich bestimmt auch schon das eine oder andere Mal gefragt, wie Sie sich wohl schlagen würden? Ach, Sie kennen das Konzept der Sendung gar nicht? Dann könnte es sein, dass Ihnen die nächsten Zeilen, vielleicht auch Absätze, nicht allzu viel sagen werden. Aber diejenigen, die die Sendung mit einer gewissen Regelmäßigkeit verfolgen, dürften wissen, was ich meine. Man wundert sich gelegentlich, woran Leute scheitern können, und ist auf der anderen Seite beeindruckt, was manche Kandidaten wissen. Mitunter handelt es sich gar um ein und dieselbe Person, deren Wissen zunächst fasziniert, ehe der Fall umso tiefer ist, gerne auch einmal, weil man die Joker "nicht zu früh verbraten" wollte.

Dumm gelaufen, das. Könnte mir wohl auch so gehen. Bis 16000 sollte man doch wohl irgendwie kommen, nicht wahr? Und vor 500 auf keinen Fall einen Joker ziehen, wär ja noch schöner! Realistischerweise liefe das Ganze dann ungefähr folgendermaßen ab: Ich wähle die klassische Variante, schließlich will ich die sicheren 16000. 50 und 100 bekomme ich hin, mit Redensarten kenne ich mich aus, die 200 klappen auch noch. Bei 300 komme ich ins Schwimmen, Herr Jauch verdreht schon die Augen, der Puls rast, das erste Glas Wasser ist geleert, vielleicht auch verschüttet. Nach einem dezenten Hinweis des Moderators verstehe ich die Antwortstruktur, die auf je einem Tippfehler basiert, und löse kopfschüttelnd. Die 500 €-Frage kann nicht deren Ernst sein. Durch welches Land der Indus hauptsächlich fließe, wollen die wissen. Indien, Pakistan, China oder Afghanistan? Ohne so recht zu begreifen, was ich tue, schließe ich China und Afghanistan aus. Indien (des Namens wegen) und Pakistan, das ja irgendwie auch Indien ist, oder halt mal war, halte ich für wahrscheinlicher. In einem Anflug von Wahnsinn setze ich auf den Fifty-Fifty-Joker, der es – sofern meine Vorauswahl stimmt – gut mit mir meint und die Wahl zwischen Pakistan und China lässt. Ich entscheide mich für Pakistan, Herr Jauch grinst sardonisch und wir machen Werbung.

Nach der Werbunterbrechung (von der ich nicht weiß, ob sie bei der Aufzeichnung auch eine kurze Pause mit sich bringt) lässt er mich noch kurz zappeln, um mir dann zu verdeutlichen, dass ich es trotz dieser richtigen Antwort, die er mir bis ins kleinste Detail erklärt, nicht mehr sehr weit bringen werde. Für 2000 € darf ich mich kurz zurücklehnen, weil ich mich in der Kategorie Kult ganz gut auskenne und natürlich weiß, dass es weder Pauli, noch FC Pauli, noch St.adtteilverein, sondern selbstredend santapauli heißt. Dafür wird bei 4000 wieder ein Joker fällig. Was das für Süßigkeiten gewesen seien, mit denen in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Selbstbeherrschung von Kindern getestet worden sei. Ich habe keine Ahnung, aber 97 % des Publikums kennen die Antwort. Ich hätte mich für Antwort a), Schokoküsse, entschieden, die es indes, wie ich hernach feststellte, zu jener Zeit noch gar nicht gab. Zumindest nicht unter diesem Namen.

Jetzt geht’s um 8000 Euro. Die Frage kann ich auch ohne Antwortvorschläge beantworten, was ich selbstverständlich nicht tue, um Herrn Jauch nicht zu reizen. Wäre aber gar nicht nötig gewesen, da ich auch so unmittelbar danach an meine Grenzen stoße. Während der Spielleiter die 16000er-Frage vorliest, wird mir ein wenig schlecht. Sicher, ich darf noch jemanden anrufen. Aber wer soll sowas wissen? Ich habe einen Germanisten mit einem Faible für Kunst und Kunstgeschichte. Eine Stammkundin des hiesigen Friseurs, die alle Herzblattgeschichten aus dem Effeff kennt. Und meinen alten Musiklehrer, weil ich’s nicht so mit Klassik habe. Oder Jazz. Musikgeschichte. Oper. 

Aber was bringt der Jauch? Naturwissenschaften! NATURWISSENSCHAFTEN! Woher soll ich bitteschön wissen, welches Tier im Vergleich zur Körperlänge den längsten Penis hat? Jaja, kichern Sie nur, das Publikum vor Ort kann ja auch kaum an sich halten. Die Antwortvorschläge? Pottwal, Seepocke, Argentinischer Rudererpel und, haha, Mensch. Was weiß denn ich? Ok, den Menschen schließe ich mal aus, den Pottwal auch. Ist eine Seepocke überhaupt ein Tier? Vermutlich schon, so billig bekommt man die richtige Antwort bei 16000 nicht geschenkt. Ich rufe den Germanisten an. Er lacht. Und hat keine Ahnung. Aber er würde den Menschen ausschließen, wohl auch den Wal. Ob die Seepocke denn überhaupt ein Tier sei, fragt er. Und ob Enten Penisse hätten. Die Zeit ist abgelaufen. Jauch fragt, ob der Gesprächspartner immer so ein Witzbold sei. Ich bemühe mich vergebens, geistreich zu antworten. Versuche, die Frage so umzuinterpretieren, dass es um das absolut längste Geschlechtsorgan gehe, da dürfte die Antwort eindeutig sein. Jauch widerspricht, nicht ohne einen schlüpfrigen Witz auf meine Kosten zu machen. Der Typ mahnt zur Eile und grinst mich dreckig an. Ich bin ratlos. 

ja, und genau das bin ich hier und heute auch: ratlos. Wissenschaft. Ein Wissenschaftsblog! Und ich soll einen Beitrag schreiben. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, meinen Wichteltext möglichst so zu gestalten, dass er sich nahezu nahtlos in das Zielblog einfügen kann. Es gibt vermutlich Bereiche, in denen ich das hinbekommen hätte. Politik vielleicht. Oder Sport. Popkultur, nach ein wenig Recherche. Mit etwas Mühe sogar in Themenfeldern wie Kunstgeschichte, Klatsch und Tratsch oder Oper. Aber Wissenschaft? Naturwissenschaften, hauptsächlich? Und dann auch noch so verständlich erklärt? Dass es Laien wie ich nicht nur verstehen, sondern auch spannend finden? Und gleichzeitig so, dass die Stammleser nicht verschreckt werden? Keine Chance. Ich steige aus. Nehme meine 8000 und steige aus. Gehe heim, Fischblog lesen. Da lernt man was fürs Leben.
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PS: Marshmallows, ernsthaft? Hab ich nur einmal gegessen. In den 90ern. Als mir eine Irin, deren Essgewohnheiten mich weitaus weniger interessierten als manch anderes, zeigen wollte, was für ein Genuss doch "Hot chocolate with marshmallows" bei Bewley’s on Grafton Street sei. Na ja. Ich könnte weit mehr als zwanzig Minuten vor einem Marshmallow sitzen, ohne ihn essen zu wollen. Vielleicht.

12 Kommentare

  1. Richtig.

    Ich hatte ja gedacht, der eine St.Pauli-Kommentar zu viel bei Frau Creezy würde mich verraten, aber Wordle? Diese schöne Spielerei? Tja, man lernt nicht aus.

    Viel wichtiger, und jetzt auch mit offenem Visier: Kompliment für ein wirklich tolles Blog!

  2. Ich habe mir wirklich den Kopf zerbrochen, schon allein weil ich ja irgendwie im Text vorkomme, aber ich kam nicht drauf.

    Aber jetzt, wo ich es weiß, war es mir schon immer klar 😉

  3. Nee,

    Wordle war’s nicht, dazu ist der Text zu speziell. Nach nem Doppelpunkt klein weiterschreinen tun aber nicht viele, und der Pauli-Schreibweisenkommentar bei Creezy war auch ein guter Hinweis. Sicher war ich aber erst als @bhuti geschrieben hat, dass sie’s nicht war… 😉

    Also noch mal Danke für den Wichtelbeitrag. Ganz großes Kino!

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