Philosophie ist, wenn man trotzdem lacht

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Philosophische Texte sind häufig – nicht immer, aber vor allem im deutschsprachigen Raum [1] – sehr ernst. Es wundert mich nicht, dass, um nur ein Beispiel zu nennen, ein Text mit dem Titel „What it is like to be a bat?“ von einem US-Amerikaner (Thomas Nagel) geschrieben wurde. Klar, Logik und Argumentieren folgen festen Regeln, insofern ist natürlich eine gewisse Ernsthaftigkeit vonnöten. Und manche Themen setzen freilich von sich aus eine ernsthafte Haltung voraus. Es scheint mir aber darüber hinaus, dass Humor, Witz und Spaß im philosophisch-wissenschaftlichen Kontext häufig als unseriös empfunden werden – sowohl was Personen selbst angeht als auch inhaltliche Beiträge. [2]

Analog und digital humorlos

Der häufig fehlende Humor ist auch schon an den äußeren Erscheinungen im Digitalen sichtbar: Während englischsprachige ProfessorInnen bereits auf Ihren institutionellen und/ oder privaten Homepages häufig Sinn für Humor zeigen [3], erscheinen die Seiten deutscher philosophischer Akademiker in der Regel im Einheitslayout und -duktus der jeweiligen Universität. Und das ist weniger problematisch als vielmehr schade. Denn wie beim Sprachenlernen auch, zeigt sich häufig, dass PhilosophInnen, die zu Humor fähig sind, den Inhalt sehr wohl (und manchmal sogar besser) verstanden haben.

In diesem Sinn folgen hier ein paar Beispiele für einen humorvollen Umgang mit philosophischen Themen. (Kein Anspruch auf Vollständigkeit, Erweiterungen willkommen!)

1. http://www.existentialcomics.com.

2. http://www.gavagai.de/humor/HHP23.htm. (Links führen teilweise ins Leere)

3. https://www.lichtwolf.de/.

4. http://consc.net/philosophical-humor/.

Ergänzung auf den Kommentar von Cornelia Bruell hin: Philosophieslams (die zugegebenermaßen unterschiedlicher Qualität sein können.) Hier mein Beitrag bei einem Slam vor einiger Zeit.

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[1] Gern Gegenbeispiele!

[2] Möglicherweise nicht nur in der Philosophie.

[3] S. z. B. die persönliche Homepage von Ronald de Sousa: http://homes.chass.utoronto.ca/~sousa/. Oder die Zeichnungen von Jesse Prinz unter dem Reiter „Heads“: http://subcortex.com/.

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Bachelor-Studium "Philosophie, Neurowissenschaften und Kognition" in Magdeburg. Master-Studium "Philosophie" und "Ethik der Textkulturen" in Erlangen. Freie Kultur- und Wissenschaftsjournalistin: Hörfunk, Print, Online. Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Abteilung Philosophie, Fachbereich Medienethik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

34 Kommentare

  1. Tja, die “größten Philosophen” heute, sind die Politsatiriker – es gibt im Grunde nichts zu lachen, aber es gibt ja auch keine ernsthafte Philosophie mehr!?

  2. Philosophen sollten sich nicht ans Publikum, sondern an ihre Fachkollegen richten, habe ich schon mehrmals von deutschen Stimmen gehört. Dass Peter Sloterdjik sich nicht an diese Empfehlung hält, wurde ihm schon mehrmals zum Vorwurf gemacht – natürlich in Deutschland. Ähnlich geht es Slavoj Žižek, der nicht einmal davor zurückschreckt, sich selber als Beispiel eines politisch inkorrekten Menschen zu nennen – und das auch noch zu verteidigen.
    Doch müssen Philosophen unter sich bleiben, sind Sloterdjik und Žižek durch ihre Suche nach politisch/gesellschaftlicher Relevanz (nicht vor einem Fachpublikum, sondern im öffentlichen Diskurs) von vornherein disqualifiziert? Ist Philosophie ein akademisches Fach mit Inhalten, die vor allem andere Philosophen (bevorzugt der gleichen philosophische Sparte), nicht aber das breite Publikum verstehen? Wenn es so wäre, wären Philosophen in kommunikativer Hinsicht mit Mathematikern zu vergleichen, denn dort kommt es häufig vor, dass nur wenige andere gleich spezialisierte Mathematiker verstehen, was ein Fachkollege von ihnen hervorbringt.
    Die Geschichte der Philosophie zeigt uns hier aber ein ganz anderes Bild. Sokrates, Platon, Aristoteles schrieben Bücher nicht für ihresgleichen – und das nicht nur darum, weil es Philosophie als akademisches Fach noch nicht gab, sondern weil für sie Philosophie ein Universalfach war, das jeden anging.
    Es gibt allerdings sogar in Deutschland ein Mittelding zwischen Philosophie, Lebensberatung und Öffentlichkeitsarbeit, die man Philosophische Praxis nennt. In Grossbritannien könnte man Alain de Botton mit seiner School of Life in diesen Bereich einordnen (“einen Abend oder ein Wochenende an einem seiner Kurse verbringt man mit Fragen wie den moralischen Pflichten gegenüber einem Ex-Partner ode mit dem Nachdenken, wie man eine Karriere-Krise löst”).
    Doch hat die Orientierung hin zum Publikum oder allein zu den Fachkollegen überhaupt etwas mit Humor zu tun? Ich denke ja, denn Humor ist ein Kommunikationsmittel welches potenziell alle erreichen will und genau das will ein Philosoph, der sich des Humors bedient.

    • Sie haben Recht, ich habe nicht zwischen Zielgruppen (breite Öffentlichkeit oder Fachpublikum) differenziert. Ich hatte zunächst Fachpublikum im Sinn , da ich auch denke, dass Humor häufiger in populärwissenschaftlichen Publikationen vorkommt. Zur Analogie mit Mathematikern: Ich denke, dass jede Disziplin eine Fachsprache hat, die nicht ohne Weiteres verständlich ist.

  3. Martin Holzherr,
    Humor ist in Deutschland immer noch verdächtig. Wenn Sie in einem Physikblog versuchen die heiligen Kühe , ich meine Einstein, die Lichtgeschwindigkeit oder die Schwarzen Löcher in frage zu stellen, dann werden sie abgewatscht .
    Bei uns gilt immer noch Ein Land, ein Volk, eine Philosophie!
    Da ist schluss mit lustig.

  4. Zitat Leonie Seng: „Denn wie beim Sprachenlernen auch, zeigt sich häufig, dass PhilosophInnen, die zu Humor fähig sind, den Inhalt sehr wohl (und manchmal sogar besser) verstanden haben.“

    Ich habe ein Beispiel von einem französischen Philosophen (leider ist mir der Name entgangen, konnte ich nicht genau zitieren, nur sinngemäß aus dem Gedächtnis), der Sinn für Humor hatte und sehr wohl verstanden hat, worum es beim Erlernen der deutschen Sprache geht, siehe in meiner Homepage:

    Deutsche Sprache

    Fazit: Philosophie ist bei Erlernen der deutschen Sprache, wenn man trotzdem lacht… 😉

  5. @Martin Holzherr
    Sloterdjik wäre mal lieber der Empfehlung gefolgt, sonst aber volle Zustimmung. Dieser deutsche Dünkel…fürchterlich.

    @Robert

    “Humor ist in Deutschland immer noch verdächtig”
    So ist es. Humorlosigkeit ist eine Meisterin aus Deutschland, ihr Auge ist grau.
    Kein gutes Zeichen, Humorlosigkeit ist ein sicheres Kriterium der Schwäche.

  6. Philosophische Texte können auch indirekt Ursache von Humor sein: z.B. geht die buddhistische Philosophie seit 2500 Jahren und Bischof Augustinus vor 1600 Jahren (in ´Bekenntnisse´, Buch 11, Kap.13-29) davon aus, dass es Zeit-DAUER als 4. Dimension in der Realität nicht gibt. *)

    Es ist daher lustig, wenn es Physiker gibt, die in der Lage sind ´Zeitreisen´ in der 4. Dimension zu berechnen. Offenbar hat die Mathematik der Physik eine Qualität, mit der man sogar etwas berechnen kann, was es gar nicht gibt – also Märchen.

    ( *) Zukunft/Vergangenheit kann es nicht geben, denn wenn es diese Zeiten gleichzeitig mit der Gegenwart geben würde – dann muss man sie der Gegenwart zuordnen. Und die Gegenwart kann keine Dauer haben – denn wenn sie eine Dauer hätte, dann könnte man diese wiederum in Abschnitte unterteilen. >> Daher wird ´Gegenwart´ nur als eine imaginäre Grenze des Übergangs (ohne Dauer) betrachtet. Und dass wir ZEIT als Zeitdauer empfinden – ist nur ein Ergebnis unserer Wahrnehmung bzw. Phantasie. (Wie fehlerhaft unsere Wahrnehmung ist, kann man in jedem Kinofilm erkennen: der Film besteht aus Einzelfotos, wir nehmen aber Bewegung wahr.))

    Die Physik hat bis heute keine nachvollziehbare Definition für ZEIT vorgelegt – Was vergeht, wenn Zeit vergeht? Was ist das Wesen von Zeit?

    • Auch ein spannendes Thema: Tiere bzw. Tierbeispiele in der Philosophie! (Siehe Nagels Fledermaus, Wittgensteins Hasenente, Kants moralphilosophisches Beispiel mit Tieren etc.)

  7. Prinzipiell ein unglaublich wichtiges Thema: sowohl Humor in der Philosophie als auch Humor von Philosoph_innen. Bei unseren philosophischen Veranstaltungen geht es allerdings durchaus äußerst humorvoll zu, z.B. beim PHILO SLAM. Aber auch im philosophischen Salon wird viel gelacht. Wer Perspektivenvielfalt zulässt und genießt, kann nur ein schmunzelndes Wesen in sich tragen… 😉 http://www.philoskop.org/blog/

  8. KRichard,
    Zeit ist wie ein Schatten. Sie folgt Dir überall hin. Und wenn der Schatten dich einholt, dann ist deine Zeit abgelaufen.
    Zeit ist eine Kategorie der materiellen Welt. Materie gebiert die Zeit.
    Der Zeit zu entrinnen ist das Ziel der monotheistischen Religionen. Der Himmel gehorcht weder der Zeit noch dem Raum.
    Und Zeit ist das Wichtigste das ein Mensch haben kann. Du bekommst sie geborgt, carpe diem!

  9. Naja, vielleicht gibt es noch Philosophen der reinen / wirklich-wahrhaftigen Vernunft. Und mit Vernunft meine ich nicht die dem Zeitgeist mutipel gestalteten Wirtschafts-, Kultur-, Sozial-, Arbeits-, Mode-Philosophen, usw., sondern die, die konsequent-kompromisslos für den Mensch / die zweifelsfrei menschenwürdige Welt sprechen, die noch OHNE Kapitulation vor dem nun “freiheitlichen” Wettbewerb denken können.

  10. “Es war seit jeher den Epigonen vorbehalten, befruchtende Hypothesen des Meisters in starres Dogma zu verwandeln und satte Beruhigung zu finden, wo ein bahnbrechender Geist schöpferische Zweifel empfand.” Rosa Luxemburg

    Die satte Beruhigung / das schlechte Gewissen und die gebildete Unfähigkeit wird dann noch mit Humor unterlegt, vermischt / verschleiert, oder zur Sündenbocksuche freigegeben – Humor ist, wenn man trotzdem lacht!?

  11. Am Beispiel der Bibel (DIE Philosophie der reinen Vernunft), kann man heute erkennen, wieso Philosophie nur dem “Tanz um das goldene Kalb” dient (der Kreislauf der bewusstseinsbetäubenden Konfusion im geistigen Stillstand seit der “Vertreibung aus dem Paradies”) – Ausnahmen, wie Moses im AT und Jesus im NT, können die “Regel der Unwahrheit” nicht aushebeln.

    Philosophie sollte …, doch besser ohne Humor, denn eine Leichtigkeit ist das nicht, allerdings: “Wer zuletzt lacht …”

  12. Philosophie ist, wie das blinde Huhn das auch mal ein Korn findet 😊 :

    “Nicht Mangel an Geist, sondern ein Geist*, der sich ununterbrochen selbst gegenwärtig ist, eine Ausgeglichenheit, gegen die nichts und niemand ankommt. Die Menschen reden, die Karawane zieht vorüber: Die Dummheit erkennt man an jenem ruhigen Fortschreiten eines Wesens, das Worte von aussen weder ablenken noch berühren können. Sie ist nicht das Gegenteil der Intelligenz, sondern jene Form der Intellektualität, die alles auf ihr eigenes Maß zurechtstutzt und jeden Anfang in einem vertrauten Vorgang auflöst. Der Dummheit ist nichts menschliches jemals fremd; die macht – über die Lächerlichkeit hinaus – ihre unerschütterliche Kraft und ihre mögliche Grausamkeit aus.” Alain Finkielkraut
    *Zeitgeist / Bewusstsein

    Egal wie wo was warum, da hat dieser Philosoph ganz genau den Mensch im Kreislauf dieser Welt- und “Werteordnung” beschrieben, witzig nich!? 😊

  13. Ich wusste gar nicht, dass Thomas Nagels Aufsatz “What it is like to be a bat?” unter die Rubrik Humor fällt. Ich habe das immer für einen ernsten Beitrag zur Philosophie des Geistes gehalten. Da sieht man, wie schwer es ist, sich in den Geist eines Nagels zu versetzen. Dafür bin ich mir ziemlich sicher, dass Hans Lenks Büchlein “Kritik der kleinen Vernunft” wirklich einen ernstgemeinten Beitrag zur jokologischen Philosophie darstellt.

  14. hto,
    das blinde Huhn…..
    ist das noch geistreich oder schon Galgenhumor?

    aus biologischer Sicht gibt es kein friedliches Nebeneinander ohne Wettbewerb. Frauen werben sich gegenseitig die Männer ab und die Männer “schlagen sich gegenseitig die Köpfe ein”, wenn es um eine Frau geht. (meistens nur bildhaft aber manchmal auch in Realität)
    Deswegen gibt es Kultur. Sie versucht Schlimmeres zu verhindern.

  15. Joseph Kuhn,
    Nagels Aufsatz war nicht als Humor gedacht, aber man bekommt Humor, wenn man ihn liest.
    Diese Aneinanderreihen von Gemeinplätzen gipfelt in der Erkenntnis, dass man über einen Menschen nichts sagen kann, solange man nicht weiß, was ein Mensch ist. Ist ja sonnenklar. Aber Fledermäuse darf man trotzdem lieben und sich in sie hineinversetzt fühlen. Ich z. B. rette jeden Regenwurm , wenn er die Straße überquert. Vielleicht treibt ihn die Sehnsucht zu einem anderen Wurm dorthin, mein Verständnis hat er.

    • Kleiner waixer du hast wohl nicht mehr alle tassen im schrank, kennst du Marcel Davis? er war mein Idol’!!!!!!!1

  16. Robert,
    Mensch ist aber, seit der “Vertreibung aus dem Paradies”, nicht aus biologischer Sicht zu betrachten, weil seine eigenverantwortliche Bewusstseinsentwicklung im Vordergrund des Sinn des Lebens steht – Nicht die “Kultur” der “individualbewussten” Bewusstseinsbetäubung, sondern die zweifelsfrei-eindeutige Wahrheit der Kraft des Geistes, von und zu geistig-heilendem Selbst- und Massenbewusstseins.

  17. Robert,
    “Du bekommst sie geborgt, carpe diem!”

    Wenn ich sehe wofür Mensch seine “geborgte Zeit” nutzt / verkommen lässt, dann: “Ist das noch geistreich oder schon Galgenhumor?” 😉

  18. hto,
    du nimmst dich als Mann zu wichtig. Frauen haben eine andere Einstellung zum Leben. Die denken praktisch, was ist für mich gut, wie gefalle ich meinem Mann, was ist für mein Kind gut, welchen Kuchen backe ich zur Geburtstagsfeier. Und wenn du deiner Frau die “zweifelsfrei-eindeutige Wahrheit der Kraft des Geistes” erklären willst, dann drückt sie dir einen Wischlumpen in die Hand oder sagt, trage mal den Müll runter, oder die Kleine muss gewickelt werden. Was machst du dann? Dann hast du keine Zeit mehr für abgehobene Philosophie, auch wenn sie noch so wahr ist. Du musst dich zuerst in der Wirklichkeit bewähren. So zu Leben wie Diogenes im Fass, dafür ist es bei uns zu kalt.

  19. hto,
    wo habe ich denn….
    du hast nicht, das ist ja das Schlimme. Geselle dich mal zu den Sterblichen und verrate uns, wie du den Alltag verbringst.

  20. Axel Krüger,
    …kafkaesk, genial!
    Mein Wahlspruch ist, “Irgendwann und irgendwo bekommt der größte Unsinn seinen Sinn”.

    • @Robert und:
      “..“Irgendwann und irgendwo bekommt der größte Unsinn seinen Sinn”.

      Das ist (vielleicht aber nicht nur) das Prinzip der Evolution. Wenns stimmt, also gar nicht so dumm, weil man ja nie weiß, welcher Unsinn zukünftig auf einen zukommt.
      Besser wär aber vielleicht, wenn auch noch etwas Strategie dabei wäre.
      Ob solches dann allein der Mensch oder nur ein nur ein Designer entweder namens Gott oder “Die oberste Matrix” zu vollbringen in der Lage wäre??
      Ich sollte jetzt mal darüber schlafen. Dieses Geschreibsel hält einen nur von den wichtigen Dingen des realen Lebens ab.

  21. LSchaber,
    ….hält uns von der Arbeit ab.
    Mir geht es genau so. Ein Trost bleibt, man ist mit seinen Ansichten nicht der Einzige. Bleiben Sie gesund!

  22. hto,
    gerade habe ich mir noch mal deine Beiträge durchgelesen. Alles sehr tiefsinnig. Ich lese gerade von Carl Amery “Natur als Politik”. Darin versucht er Philosophie aus der Natur der Natur heraus zu begründen.
    Einen Zwischenbericht erhälst du, wenn sich mal wieder unsere Wege kreuzen.

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