#YallaCSU und der Versuch einer Quellenkritik

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Als Beitrag für den Hashtag #YallaCSU twitterte @kapturak am 6.Dezember 2014 den folgenden Kommentar “Sprecht zu Hause gut Deutsch!” aus der Egerer Zeitung vom 26.8.1919.

egerzeitung

Er zitierte aus dem Kommentar den Satz:

Noch immer hört man das französische ‚Papa und Mama‘ statt dem gut deutschen ‚Vater und Mutter.

Die Egerer Zeitung mit dem Untertitel “Wochenschrift für gemeinnützige Interessen” war eine Wochenzeitschrift für Eger und das Egerland. Die Region Eger erstreckte sich vom Kern des Fichtelgebirges bis an den Ostrand des Egerer Beckens und lag so vor einem der natürlichen Eingangstore nach Böhmen. Eger gehörte bis zum Ende des Ersten Weltkrieges zur Habsburger Monarchie. 1918/19 nach dem Ersten Weltkrieg kam das Egerland gegen den Willen der Bevölkerung zur neu gebildeten Tschechoslowakei. Die Bewohner Egers und des Egerlandes wurden nun  “Sudetendeutsche”, eine 1902 entstandene, bis dahin sporadisch verwendete, Eigenbezeichnung, die etwa drei Millionen Deutschböhmen, Deutschmährer und Deutschschlesier zusammenfasste. Nach 1918 untersagten die tschechoslowakischen Behörden die Verwendung der Begriffe „Deutschböhmen“, „Deutschmährer“ und „Deutschschlesier“.

Der Kommentar in der Egerer Zeitung wurde 2 Monate nach der Unterzeichnung des Versailler Vertrages und 14 Monate nach der Gründung der Tschechoslowakei verfasst. In diesem historischen Kontext verstehe ich ihn als Aufruf an die Sudetendeutschen im Egerland zu Hause ihre Muttersprache, das Deutsche, zu pflegen und vor allem nicht französische Fremd/Lehnwörter zu benutzen. Er schreibt ja auch: “Deutsche pfleget eure Muttersprache!” 

Assimiliert euch nicht, pflegt eure Wurzeln und bewahrt euch eure kulturelle Eigenständigkeit. So könnte man es positiv formulieren (im Zweifelsfall für den Angeklagten). Im Vergleich zur CSU geschieht die Aufforderung Deutsch zu sprechen hier also aus der genau entgegengesetzten Motivation, weil es hier – plakativ gesprochen – um eine deutsche Minderheit im Ausland und nicht um eine ausländische Minderheit in Deutschland geht.

Trotz der unterschiedlichen Situationen vermute ich jedoch, dass sich sowohl der Verfasser des Kommentars als auch die CSU, die Praktizierung einer deutschen Leitkultur im Privaten wünschen – angefangen bei der Sprache. Das wäre das gemeinsame Hauptmotiv.

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Veröffentlicht von

Joe Dramiga ist Neurogenetiker und hat Biologie an der Universität Köln und am King’s College London studiert. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Genexpression in einem Mausmodell für die Frontotemporale Demenz. Die Frontotemporale Demenz ist eine Erkrankung des Gehirns, die sowohl Ähnlichkeit mit Alzheimer als auch mit Parkinson hat. Kontakt: jdramiga [at] googlemail [dot] com

14 Kommentare

  1. Kleine Kritik der Quellenkritik:)
    Ich erlaube mir zunächst Details, die völlig egal sind, aber da sie nun mal extra angeführt wurden, zu korrigieren.
    Das Datum der Zeitungsausgabe ist tatsächlich der 27.8. auch wenn die Meldung mit 26.8. überschrieben ist (hatte das auf Twitter auch so angeführt). Des weiteren handelt es sich nicht um eine Wochen- sondern eine Tageszeitung, der Untertitel lautete in jener Phase der Herausgabe auch folgerichtig “Egerer Tagblatt”.
    Ansonsten ist es durchaus gerechtfertigt auf den besonderen Kontext Egers und des Egerlandes in der Tschechoslowakei hinzuweisen, zumal das für das breitere Publikum wohl kaum bekannt war. Insofern ist die fehlende Einordnung meiner polemischen Verkürzung auf Twitter geschuldet.
    Deine versuchte Interpretation hier die Republikgründung als ausschlaggebendes Motiv heranzuziehen würde ich dennoch als unzureichend zurückweisen, da sich vergleichbare Zeitungskommentare in Eger seit Ende des 19. Jahrhunderts in großer Regelmäßigkeit finden lassen und die Sorge vor nationaler “Verunreinigung” schon eine ausgeprägte Tradition darstellte, die dem in den böhmischen Ländern von nationalistischen Akteuren gepflegten und dominierten Diskurs entsprachen.
    Im übrigen, das ein Hintergedanke wie “Assimiliert euch nicht, pflegt eure Wurzeln und bewahrt euch eure kulturelle Eigenständigkeit.” wirklich als positiv zu bewerten ist, bezweifele ich.
    Und dass es der CSU um eine deutsche “Leitkultur” im Privaten geht, ist sicher auch keine ausreichende Interpretation dieser Kampagne, die doch vielmehr in einer absurden Überspitzung Nationalismus aufgreift und schürt sowie, taktisch betrachtet, eine Übertreibung nutzt, um dafür den scheinbar moderateren Integrations-Imperativ diskursiv zu normalisieren.

    • @Kapturak Vielen Dank für die Korrekturen und den Ergänzungen! Immer gut wenn sich Experten zu Wort melden. Apropos Interpretation, das bedeutet die Kampagne ist Teil einer Strategie der CSU den Nationalismus in die Mitte der Gesellschaft zu bringen? Wie wirkungsvoll waren solche Methode in der Vergangenheit? Wie evaluiert man das und wie steuert man dagegen? Ich bin nicht so sicher ob das Lächerlich machen der Kampagne in den Social Media alleine so wirkungsvoll ist. Es ist doch jeden Tag Shitstorm gegen irgendwas, das Lachen sollte uns doch vielmehr im Hals stecken bleiben.

      • Ja, ich glaube auch nicht, dass ein shitstorm viel bringt.
        Und wie gesagt, letztlich spielt man das Spiel der CSU mit, da diese – wie bereits geschehen – in ihrem extremsten Punkt zurückrudert, dafür aber die abgeschwächtere Form etablieren kann, wenn sie quasi sagt: “Ok, das mit der Familiendeutschpflicht war bisschen zuviel, aber mit der unbedingten Integrationsforderung, da sind wir uns ja einig.”
        Und schon sind dringenden Fragen wie die unabdingbaren Unterstützung für Flüchtlinge, die soziale Benachteiligung von MigrantInnen und der ubiquitäre Rassismus weggewischt zugunsten eines vermeintlichen Integrationsproblems und der vermeintlich legitimen Forderungshaltung an die MigrantInnen.
        Über derartige Strategien in der Vergangenheit kann ich wenig konkretes sagen. Die das-Boot-ist-voll-Kampagnen der 90er Jahre sind eventuell vergleichbar und dagegen gesteuert wurde ja nicht sondern eben nachgegeben – siehe Asylkompromiss.

        • @ ‘kapturak’ :

          Und schon sind dringende[] Fragen wie die unabdingbare[] Unterstützung für Flüchtlinge, die soziale Benachteiligung von MigrantInnen und der ubiquitäre Rassismus weggewischt zugunsten eines vermeintlichen Integrationsproblems und der vermeintlich legitimen Forderungshaltung an die MigrantInnen.

          Eine gewisse ‘Forderungshaltung’ die Integration oder Assimilation betreffend muss nicht schlecht sein.
          Soziale (Groß-)Gebilde benötigen eine gewisse Homogenität, auch deshalb, damit von einem Gebilde gesprochen oder geschrieben werden darf.

          MFG
          Dr. W

  2. Es macht schon Sinn für Immigranten im Einwanderungsland die Landessprache familiär zu nutzen, viel mehr sollte wohl seitens der Union nicht angeregt werden.
    Es gibt und gab Immigranten, die dies tun und taten.

    BTW, bei einem Vielvölkerstaat wie der Tschechoslowakei 1918 – vgl. :
    -> http://de.wikipedia.org/wiki/Erste_Tschechoslowakische_Republik#Ethnische_Gruppen (ff. , wichtig vielleicht auch die Unterscheidung zwischen Böhmen + Mähren und Slowaken)

    … von einer ‘deutschen Minderheit im Ausland’ zu schreiben, für die Sudeten war die Tschechoslowakei Heimat, und derart zu vergleichen, scheint Ihrem Kommentatorenfreund nicht angebracht zu sein.

    MFG
    Dr. W

  3. Interessant sind die vielen Parallelen im Zeitgeist zwischen heute und den Vorkriegszeiten des ersten und zweiten Weltkriegs , in diesem Fall also die Sprache.
    Die CSU versucht hier wohl , dem Affen Zucker zu geben und Nationalismus in die eigenen Kreise zu integrieren, an sich nicht grundfalsch , wenn es um eine Einhegung geht.
    Sie überschreitet aber die Grenze zum Nachplappern rechter Phrasen , und das hat schon immer dem Original genutzt.

  4. “zuhause deutsch sprechen” ist als Aufforderung an Ausländer nichts anderes als die Aufforderung zur Assimilation. Das hat schon Otto Schily (früherer Bundesinnenminister) gefordert: ” „Ich sage Ihnen ganz offen: Die beste Form der Integration ist Assimilierung. und damit prompt den Widerstand der türkischen Gemeinde in Deutschland provoziert.
    Auch Erdogan hat bei seinen Besuchen in Deutschland mehrmals vor Assimiliation gewarnt. Türken in Deutschland sollen nach Meinung von Erdogan Türken bleiben. Eigentlich entspricht die Haltung Erdogans (“bleibt Türken”) dem Aufruf an die Egerer “Sprecht zu Hause gut Deutsch!” während die Forderung nach Assimilation auch an Deutsche im Ausland gehen könnten. “Sprecht in den USA englisch” und “in der Türkei türkisch” könnte ein von der Assimilation Überzeugter seinen deutschen Mitbürgern sagen.
    Mein Eindruck ist, dass es assimilationswillige Völker und weniger assimilationsbereite gibt. US-Bürger halte ich für wenig assimiliationsbereit. Ihre Kinder besuchen im Ausland oft US-Schulen, sowohl in Deutschland als erst recht in der Türkei. Der Grund wird wohl sein, dass die meisten US-Bürger viel von den USA, aber weniger von den meisten anderen Ländern halten. Wenn Erdogan ebenfalls gegen Assimilation von in Deutschland lebenden Türken ist, dann will er dass Türken ihre Identität nicht aufgeben, denn Assimiliation bedeutet meist, dass man eine neue Heimat annimmt und nicht länger nur auf Besuch ist. In Deutschland assimilierte Türken vergessen mit der Zeit, das sie aus der Türkei kommen, es hat mindestens keine Bedeutung mehr für sie, was so weit geht, dass sie sich gar nicht mehr vorstellen können, zurück zu gehen.Damit sind sie dann verloren für die Türkei, etwas was sich Erdogan bestimmt nicht wünscht.

    • Erdogans Warnung ist wohl eher die Warnung vor der Integration , also dem eigentlich wünschenswerten Mittelding zwischen Assimilation und Segregation.
      Assimilation ist der falsche Weg , das ist als Anspruch nicht legitim und wir würden uns auch selber des positiven Effekts eines neuen Einflusses von außen berauben, wenn die Leute deutscher würden als die Deutschen selber, Teile v.a. der Türken versuchen dies leider.

      Integration heißt , daß sich beides miteinander vermischt , ganz automatisch ,mit der Zeit , und so gibt es, bezogen auf die Sprache , längst die ein oder andere Erfindung eines ganz eigenen Türksprechs , mit Wortschöpfungen wie “brontal” , einer Mischung aus brutal und frontal , die in der Tat eine sprachliche Lücke schließt.
      Oder die damalige Antwort des Sprechers des Zentralrats der Muslime , der die Forderung Erdogans nach türkischen Schulen in Deutschland zurückwies , mit den Worten “man solle doch bitte die Moschee im Dorf lassen”

  5. Danke für den Hinweis. Heute befürworten Gutmenschen Integration gegen Assimilation und Segregation vielleicht weil Integration – sichtbar daran, dass Türken in türkisch geprägten Stadtvierteln leben -, heute in Deutschland der Normalfall ist, dieser Normalfall aber zugleich für viele konservativ eingestellte Deutsche ein Ärgernis ist, so dass diese Form der Einbindung von Ausländern verteidigt werden muss – eben von denen, die das Herz auf dem richtigen Fleck (links also) haben.
    Im Wikipedia-Artikel Integration wird zwischen Exklusion, Separation, Integration und Inklusion unterschieden, wobei das mit Mengenbildern veranschaulicht wird. Die Integration wird beispielsweise als kleiner Kreis mit farbigen Punkten im grossen Kreis mit andersfarbigen Punkten dargestellt. Das entspricht dann wohl dem Türkenviertel innerhalb der grossen deutschen Wirklichkeit. Man liest dazu:

    Der Begriff Integration ist vom lateinischen integratio (Erneuerung) abgeleitet und bedeutet in der Soziologie die Ausbildung
    einer Wertgemeinsamkeit mit einem Einbezug von Gruppierungen, die zunächst oder neuerdings andere Werthaltungen vertreten, oder
    einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit einem Einbezug von Menschen, die aus den verschiedensten Gründen von dieser ausgeschlossen (exkludiert) und teilweise in Sondergemeinschaften zusammengefasst waren.

    Veranschaulichung unterschiedlicher Konzepte
    Integration hebt den Zustand der Exklusion und der Separation auf. Integration beschreibt einen dynamischen, lange andauernden und sehr differenzierten Prozess des Zusammenfügens und Zusammenwachsens. Gegenbegriff hierzu ist Desintegration.

    Integration als zugleich türkisch und deutsch sein ist in Deutschland allerdings wohl trotzdem die Ausnahme – und Separation ist die Regel. Persönlich finde ich Assimilation immer noch besser als Segregation. Und wenn Integration vor allem folgendes bedeutet: “Der Integrationsprozess in Deutschland erhält seine Dynamik sowohl aus verschiedenen Initiativen von Einzelpersonen und Organisationen (Freie Wohlfahrtspflege, Migrantenselbstorganisationen) als auch von staatlicher Seite (Nationaler Integrationsplan, Bundesbeirat für Integration).”, so scheint mir das doch recht dünn. Wenn dann im folgenden auch noch Parallelgesellschaften verteidigt werden: “In multiethnischen und multikulturellen Gesellschaften kann eine Form der Integration auftreten, die es Einwanderern gestattet, die Kulturidentitäten ihrer Herkunftsgesellschaften aufrechtzuerhalten. In dem Fall kann das Phänomen der zunehmenden „Integration nach Innen“ auftreten, in deren Rahmen ethnische Minderheiten Enklaven und kulturelle Verkehrskreise mit einer eigenen Sprache und einem eigenen Markt von Dienstleistungen und Kulturangeboten aufbauen können. Ist dies der Fall, formulieren auch solche Parallelgesellschaften das sozialkulturelle Anforderungsprofil für neu hinzukommende Migranten mit.”, so blendet der Wikipedia-Autor die Probleme und das Konfliktpotenzial aus, welche von solchen Parallelgesellschaften ausgehen.

    In kleineren Ländern wie Luxemburg und der Schweiz wird von Ausländern eher Assimilation erwartet, wohl auch weil die kleineren Strukturen Parallelstrukturen wie sie bei Segregation und Integration existieren, kaum möglich machen oder zu noch mehr Konflikten führen als sie es in grossen Ländern mit einer Vielzahl von grossen Städten schon tun.

    Der Idealfall der Eingliederung von Menschen fremder Kultur wäre wohl weder die Assimilation noch die Integration, sondern die Inklusion.

    • Da kann man jetzt mit Begrifflichkeiten herumwerfen , noch und nöcher , ich gehe jetzt einfach mal vom dem aus , wie ich selber die Begriffe verstehe und versuche das rüberzubringen.

      Parallelgesellschaften sind nicht integriert , sondern schließen sich von sich aus von der Integration aus , basierend auf einer mentalen Grundhaltung , die in Teilen moslemisch dominierter Viertel ein großes Problem darstellt, die Kritik daran ist berechtigt.
      Es gibt aber auch haufenweise Deutsche , die jedwede Andersartigkeit hassen wie die Pest und am liebsten auch Linke , Homosexuelle , Schwarze und alle Andersdenkenden platt machen würden , der Wunsch nach Assimilation – verstanden als totale Selbstaufgabe – kommt aus dieser speziellen , und gerade in Deutschland weit verbreiteten Ecke , und nicht so sehr von Konservativen , es sei denn , man versteht konservativ immer als rechtskonservativ.

      Beides hängt miteinander zusammen , wer alles “Andere” vom Prinzip her geringschätzt , verliert auch die eigene Schlagkraft , Probleme zu kritisieren , diese – leider sehr deutsche – Grundhaltung ist nicht ein Zeichen der Stärke , sondern massiver innerer Schwäche , anders , als die “aufrechten ” und “wahren” Deutschen es selber glauben.

      Assimilation ist sowieso ein rein theoretischer Mythos , sie existiert bestenfalls bei Leuten , die ihre eigene Idendität brutal selber unterdrücken , und selbst dann kann das kaum “gelingen”, es wird immer ein Stück eigene Herkunft übrigbleiben , da können die Kleinbürger herumpoltern , wie sie wollen.
      Integration heißt in meinen Augen Respekt vor den Regeln und den Gepflogenheiten des aufnehmendes Landes und im Zweifelfall deren Anerkennung , wenn auch mit Zähneknirschen, aber selbstverständlich darf sich jeder auch die Idendität des Heimatlands erhalten , bei Griechen und Italienern etwa funktioniert das einwandfrei.
      Bei Moslems ist es deshalb so schwierig , weil Teile davon ihre Idendität im Gegensatz zur westlichen sehen , das wird sich auf Dauer abschleifen müssen oder die Integration scheitert an dieser Stelle , mit Hauptverantwortung bei diesem speziellen Teil der Migranten , ich kann nicht dauerhaft in einem Land leben , dem ich grundsätzlich feindlich gegenüberstehe.

      • Mit Assimiliation ist auch kaum die völlige Selbstaufgabe gemeint, sondern das Einfügen in die Strukturen und Gepflogenheit des Aufnahmelandes. Ich denke mir, wer in ein fremdes Land geht und dort ohne Kontakt zu anderen seiner Landsleuten lebt, der ist zur Assimilation gezwungen. Wenn ein Einwanderer Assimiliation ablehnt kann er das nur, wenn er im Aufnahmeland mit anderen Landsleuten lebt, wobei die eigene Familie wohl icht genügt.
        Was Assimiliation und Integration genau sind müsste man vielleicht an einem typischen Einwanderungsland wie den USA untersuchen.
        Im Artikel Immigration: Assimilation and the measure of an American meint ein Experte für Assimilierungsfragen:

        He has also found that, as a whole, immigrants to the US assimilate far more than those in European countries, but do so less easily than immigrants in Canada.

        “It turns out that almost every developed country has worries about immigration,” he says. In Europe, immigrants “have a harder time working their way to citizenship [and] immigrant unemployment problems are more acute…. Even if you look at a basic thing like homeownership – the home-ownership rate for immigrants in most countries is lower than for natives. The disparities in European countries are much more acute than in the US.”

        In his most recent index, this year, Vigdor found that immigrants to the US today were more assimilated than at any time in the past decade. He attributes this primarily to demographic shifts in post-recession America – new Mexican migrants, who typically score lower on his index, are down in numbers; while Asian migrants, who tend to be from a higher socioeconomic level and score higher on his assimilation index, have increased.

        Dieser Assimiliationsexperte meint mit Assimilation letztlich, wie stark ein Immigrant (in die USA) schlussendlich ein typischer US-Bürger wird, was im Artikel so ausgedrückt wird:

        “To take a simple example: We want to know whether people feel like they belong in the United States. How much do they identify with the United States?”

        Ein in die USA Eingewanderter, der sich assimliiert hat, fühlt sich also als US-Bürger und identifiziert sich mit den USA. Er heiratet vielleicht sogar ausserhalb seiner urspüngichen ethnischen Gruppe und hat Freunde unter US-Amerikanern, die nicht aus seinem Herkunftsland kommen. Ein assimlierter Deutscher müsste das gleiche Empfinden gegenüber Deutschland haben und ebenfalls diese Entgrenzung zeigen. Wie aber steht es mit einem Integrierten, aber nicht Assimilierten? Der Begriff Integration lässt wohl auch eine Entgrenzung analog zur Assimliation zu, er lässt aber auch eine starke Reserve gegenüber dem Aufnahmeland zu. Wenn der Immigrant das Aufnahmeland und seine Kultur allerdings hasst wie sie das für einige Muslime in Deutschland annehmen, dann ist er wohl nicht integriert.

        Ich denken mir, dass Integration letztlich doch in Assimilation münden muss. Wenn das nicht der Fall ist gibt es beispielsweise integrierte Deutsche, die zwar Deutsch sprechen und mit Deutschen geschäften und verkehren, sonst aber gar nichts mit Deutschland zu tun haben wollen. Das scheint mir keine günstige Ausgangslage für eine friedliche Zukunft.

        • Offenbar verstehen Sie unter Assimilation in etwa das , was ich unter Integration verstehe, da gibt es wohl auch insgesamt viele verschiedene Interpretationen , wichtig ist vor allem , das , was gemeint ist.
          Einfügen ist ein guter Begriff , weil er auf Gleichwertigkeit hinausläuft ,und eben nicht auf Gleichartigkeit.
          In Deutschland – und wohl auch in anderen Ländern – wird oft geglaubt , daß Zusammenleben nur möglich sei , wenn alle gleich gemacht sind und nicht “nur” gleichwertig , wobei die versuchte Gleichartigkeit die verschiedene Wertigkeit immer fördern wird und eben nicht abbauen.
          Nur der Respekt in Verschiedenheit gewährleistet ein dauerhaft friedliches Zusammenleben , das gilt für beide Seiten , Gleichmacherei und Parallelität ohne Kontakt hingegen sind Gefährdungen desselben.
          Richtig , die Abschottung wird wahrscheinlicher , je größer die Immigrantengruppe ist , in Deutschland ist darüberhinaus die Migration extrem ungleich verteilt , was die Konzentration und damit die teilweise Separation in den Ballungsräumen stark erhöht .
          Allerdings gibt es Migrantenteile , die die Abschottung gezielt suchen , über das hinaus , was quasi versehentlich entsteht , dahinter steht dann ein Wille und nicht nur Gedankenlosigkeit , der Umgang damit ist dementsprechend schwieriger.

          Die US-Amerikaner sollten allerdings die Füße still halten , die Voraussetzungen sind schlecht vergleichbar , außerdem haben die Amis ein massives Problem mit Rassismus und allgemeiner gesellschaftlicher Intoleranz , da dürfte es sehr darauf ankommen , wo man hingerät .

  6. Da wird stetig mit Fremdwörtern und Phrasen von Integration bis Assimilisation herumgeworfen, dass man vor lauter Gehirnwäsche Kopfschmerzen bekommen könnte. Aber bei nüchterner Betrachtung meint die Mehrheit in diesem Land damit immer nur

    “Am Deutschen Wesen soll die Welt genesen.”

    Der Satz ist historisch belastet und so sind sich die “PatriotischenEuropäerGegendieIslamisierungdesAbendlandes”&Co. einig:

    “Wir haben doch gar nichts gegen Asylrecht und Ausländer, solange die sich an der “Leitkultur” orientiert assimilieren. Wir haben doch auch türkische Freunde, die sogar als Unsere Taufpaten fungieren.”

    Und wer sind dann diese assimilierten Türken? Das sind dann genau diejenigen Bildungsfernen, die in Wahrheit den internationalen Mammon-Gott Mercedes-Benz&Co. anbeten, zur Tarnung scheinheilig die Moscheen füllen und jeden Fahrradfahrer den Fahrradweg als Parkplatz versperren: “Du Hurensohn…”

    Ginge es nach mir, würden all die Assimilierten dorthin abgeschoben, wo sie hingehören, nach Saudi Arabien. Alle anderen können gerne bleiben.

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