Die Transparenz der Entwicklungshilfegelder

BLOG: Die Sankore Schriften

Die Welt ist voller Rätsel
Die Sankore Schriften

Wer wie viel wem zu welchem Zweck unter welchen Bedingungen gibt, ist nicht nur für die Bürger in den Entwicklungsländern wichtig, sondern auch für die der Geberländer, da ein Teil der Entwicklungshilfe direkt aus deren Steuergeldern finanziert wird. Da Legitimation und Glaubwürdigkeit auf dem Spiel stehen, sollte man also die Transparenz der Geldströme als gegeben annehmen. Die Realität sind anders aus, folgt man dem kürzlich veröffentlichten Publish What You Fund´s Aid Transparency Index der Aktivisten von Publish What You Fund. Diese ließen 58 Akteure der Entwicklungshilfe von Grassrootorganisationen befragen. Sie untersuchten dabei die Zugänglichkeit zu relevanten Informationen auf Länder-, Organisations- und Projektebene. Anschließend befragte Publish What You Fund die Entwicklungshilfeakteure selbst und verglich die Antworten mit den zuvor gemachten Angaben. Alle Daten wurden dann in den Aid Transparency Tracker eingegeben.

Keiner schaffte es in die Topkategorie „gut“ welche über 80% erforderte. Nur 9 der 58 Akteure erzielten über 60% darunter die folgenden Organisationen: World Bank, Global Fund, African Development Bank, MFA (Niederlande), DfID (UK). Der Durchschnittswert war 34%.

Einige der größten Geldgeber befanden sich in der Kategorie „mangelhaft“: Kanada, Frankreich, Deutschland, Irland, Japan und drei der größten amerikanischen Organisationen: Pepfar, USAID, State Department. Der CDC befand sich sogar in der schlechtesten Kategorie.

Es scheint, als waren die Versprechen von Accra (Accra Forum on Aid Effectiveness) 2008:

to make aid more transparent and publicly disclose regular, detailed and timely information on volume, allocation and, when available, results of development expenditure to enable accurate budget, accounting and audit by developing contries” 

nur Lippenbekenntnisse.

Immerhin haben sich jetzt 21 Akteure zur International Aid Transparency Initiative zusammengeschlossen, die einen gemeinsamen Standard für die Datenveröffentlichung schaffen will. Ende des Monats treffen sich die Geber in Busan, Südkorea. Hoffen wir, dass dort auf die Worte Taten folgen, denn:

„Equipped with details of the money pledged in aid, civil society, media and parlamentarians would be able to ask much more pertinent questions of their political leaders."

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Veröffentlicht von

Joe Dramiga ist Neurogenetiker und hat Biologie an der Universität Köln und am King’s College London studiert. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Genexpression in einem Mausmodell für die Frontotemporale Demenz. Die Frontotemporale Demenz ist eine Erkrankung des Gehirns, die sowohl Ähnlichkeit mit Alzheimer als auch mit Parkinson hat. Kontakt: jdramiga [at] googlemail [dot] com

4 Kommentare

  1. Entwicklungszusammenarbeit…

    …finde ich die treffendere Bezeichnung. ‘Entwicklungshilfe’ degradiert die eine Seite der Partnerschaft zu Hilfsempfängern, und das gefällt mir nicht. Es trifft auch da, wo ich es durch das Engagement meiner Familie kenne (http://www.iwmnet.eu), nicht zu.

  2. Zustandsbeschreibung oder Wunschdenken?

    Wenn der Begriff tatsaechlich eine Zusammenarbeit auf Augenhoehe beschreibt, ist er sinnvoll. Wenn er das nicht tut, ist es da nicht besser gleich ein ganz neues Wort zu erfinden welches die “Entwicklungshilfe” ersetzt?

  3. @Joe

    Du hast recht: die traditionelle gönnerhafte Entwicklungshilfe als Zusammenarbeit umzuetikettieren wäre einfach nur irreführend. Entscheidend ist die reale Umstrukturierung zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe, mit welchem Etikett auch immer.

    Die findet erfreulicherweise auch statt, in welchem Umfang weiß ich allerdings nicht.

  4. Welche Hilfsorganisation hat sich schon einmal Gedanken gemacht, in einem überschaubaren Zeitraum nicht mehr zu existieren? Beruht die Arbeit der Helfer nicht auf einer Selbsttäuschung? Haben denn alle die besondere Kompetenz, um den Afrikanern zu helfen sich aus der dauerhaften Abhängigkeit von ausländischem Beistand zu befreien? Der weitverbreitete Paternalismus, also die Neigung, besser als der Betroffene zu wissen was gut für ihn ist, droht die Menschen zu entmündigen. Warum wird den Afrikanern immer wieder eingeredet, dass sie ihre Probleme nicht selbst lösen könnten? Es scheint schwer zu sein, die Menschen ihren eigenen Ideen zu überlassen. Immer nimmt sie jemand bei der Hand.
    Volker Seitz, Autor “Afrika wird armregiert”

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