Datenkolonialismus
Nick Couldry ist Professor für Medien-, Kommunikations- und Gesellschaftstheorie an der London School of Economics and Political Science (LSE). Als Medien- und Kultursoziologe nähert er sich Medien und Kommunikation aus der Perspektive der symbolischen Macht, die sich historisch in Medieninstitutionen konzentriert hat. In seinem Vortrag “Colonised by data – the hollowing out of digital society” spricht er über private Unternehmen die Daten sammeln und die gesellschaftlichen Folgen davon. Er charakterisiert die aktuellen Tendenzen als eine neue Form des Kolonialismus, die schwerwiegende Folgen für die Gesellschaft hat. Diese Form des Kolonialismus schafft neue Abhängigkeiten von Plattformen, über die Daten gewonnen werden, und produziert – durch eine Neuerfindung sozialen Wissens – neue Formen von Diskriminierung. Das Ergebnis ist eine Aushöhlung der sozialen Welt.
Eine neue Form des Kolonialismus
Die Funktion des Kolonialismus war historisch gesehen die Aneignung von Ressourcen in großem Umfang. Es wurden Territorien erworben und mit ihnen die Menschen, die als Sklaven lange Zeit den Wert der Ressourcen extrahierten. Die Ressource, die im digitalen Kapitalismus angeeignet wird, ist das menschliche Leben in Form von Daten. Deshalb sind die Menschen in dieser neuen Phase des Kolonialismus das Ziel.
Vergessen wir nicht, dass die Deutschen, Portugiesen, Briten, Franzosen, Niederländer oder Spanier zunächst in die Länder kamen, die sie später kolonisierten, um Geschäfte zu machen. Erst nach und nach erweiterten sie ihre Geschäftsinteressen und begannen, in die Staatsführung einzugreifen und schließlich die vollständige Kontrolle über die Länder zu übernehmen. Ein Indiz dafür, dass es ähnliche Tendenzen auch im Datenkolonialismus gibt, ist der Cambridge Analytica-Skandal: Für den Wahlkampf von Donald Trump wertete die Datenanalysefirma Cambridge Analytica 2016 millionenfach unrechtmäßig Facebook-Daten aus.
Die Kolonisierung eines Landes erfordert nicht mehr die physische Invasion mit militärischer Stärke, sondern kann einfach durch die Kontrolle der Aktivitäten über Netzwerke und Datenbanken mit einem einzigen Klick erfolgen.
Jedes Mal, wenn wir einer Plattform beitreten, akzeptieren wir ihre Nutzungsbedingungen, in der Regel ohne sie zu lesen. Damit geben wir eine Reihe von ‘Datenbeziehungen’ ein, die wir nicht vollständig verstehen. Couldry vergleicht das mit der spanischen Eroberung Lateinamerikas, bei der die lokale Bevölkerung in einem Dokument namens Requerimiento (dt.: Aufforderung, Mahnung) gezwungen wurde, die Forderungen der Spanier zu akzeptieren. Die Einheimischen waren gezwungen, die Forderungen anzuhören und zu akzeptieren, obwohl sie nicht einmal die Sprache des Dokuments verstanden.
Wenn ein Mensch innerhalb der Grenzen eines Landes lebt, wird von diesem erwartet, dass es die Identität, die Informationen und die Privatsphäre des Ersteren schützt. Wer aber garantiert das, wenn Leben (und seine Daten) nicht mehr auf geografische Grenzen beschränkt sind, sondern an mehreren virtuellen Orten in einer “vernetzten Welt” koexistieren? Wichtiger noch: Wie viel Kontrolle hat ein Mensch über seine Identität und seine Daten? Da immer mehr Menschen online gehen und immer mehr Informationen digitalisiert werden, wird ein starker Wettlauf um den Besitz von Daten sichtbar werden, wenn nicht bereits Spuren davon sichtbar sind. Und die Stärke des “Kolonisierers” würde an der Menge und Breite der “kolonisierten” Daten gemessen werden.
Es ist also nicht überraschend, dass fünf der Top 10 Unternehmen der Welt, gemessen am Marktanteil, US-Tech-Giganten sind. Diese Unternehmen investieren stark in künstliche Intelligenz, Internet der Dinge und Cloud Computing. Von Autos und Waagen bis hin zu Mobiltelefonen und Fitnesstrackern sammelt fast jedes technikfähige Gerät oder Gadget, das wir benutzen, riesige Datenmengen. Tatsächlich treibt die Technologie das Wachstum in fast jedem Sektor voran. 2017 sagte der Economist zu Recht:
“Daten sind für dieses Jahrhundert das, was das Öl für das Letzte war: ein Motor für Wachstum und Veränderung. Datenflüsse haben neue Infrastruktur, neue Unternehmen, neue Monopole, neue Politik und – entscheidend – neue Wirtschaft geschaffen.”
Aber im Gegensatz zu Öl sind Daten keine Substanz, die in der Natur vorkommt. Sie müssen angeeignet werden. Die Erfassung und Verarbeitung von sozialen Daten erfolgt durch einen Prozess, den wir Datenbeziehungen nennen und der die “natürliche” Umwandlung des täglichen Lebens in einen Datenstrom gewährleistet.
Regierungen in verschiedenen Teilen der Welt führen bereits Kämpfe mit den Technologieriesen die unsere Daten sammeln, aus Angst, die Datensouveränität über ihr Volk zu verlieren oder dessen Datensicherheit zu gefährden.
Zuckerbergs Anhörung im EU-Parlament: Fragen, die er nicht beantwortet hat
Weiterführende Literatur
Facebook muss das Datensammeln stoppen
Is Facebook undermining democracy in Africa?
Facebook expands fact-checking to 15 African nations
Digital revolution, foreign manipulation threat to free and democratic elections
Jeder ist der Herr über seine Daten. Zudem gibt es ein Leben jenseits von Google, Twitter, Facebook & Co. Allein auf der Seite scilogs.spektrum.de blockiere ich mit uMatrix und uBlock ca. 25 weitere Seiten bzw. Tracker und kann trotzdem Ihre Artikel lesen. Es geht also. Wenn es mal nicht geht, dann verzichte ich eben.
Ich stimme prinzipiell zu, aber ganz Herr über die eigenen Daten ist man doch nie. So sammelt beispielsweise das Auto Daten über das Fahrverhalten – ohne Auto können die meisten Menschen aber weder zur Arbeit noch zum Einkaufen fahren, somit sind sie dieser Datensammlung ausgeliefert.
Dennoch kann man einen großen Unterschied durch das eigene Verhalten erzeugen, beispielsweise durch Verzicht auf soziale Netzwerke. Die Grafik im Text zeigt ja: 31.620.000 Deutsche sind bei Facebook. Bei derzeit 81.100.000 Menschen insgesamt in Deutschland sind das viele, aber dennoch bleiben auch viele Millionen übrig, die Facebook nicht benutzen. Was beweist, dass das jederzeit möglich ist.
Das ist nicht ganz richtig, denn Daten an sich haben keinen großen Wert. Die meisten Daten bringen demjenigen, der sie sich “angeeignet” hat, erst einmal gar nichts. Der wahre Wert von Daten ergibt sich erst, wenn man sie zielgerichtet auswertet. Und das ist alles andere als einfach. Man sieht das z.B. sogar an Facebook: Die Firma tat sich lange Zeit sehr schwer damit, die vorliegenden Daten zu Geld zu machen.
Dank DSGVO wird es künftig noch weniger datengetriebene Geschäftsmodelle aus Europa geben. Die Abhängigkeit von außereuropäischen, ggf. sogar chinesischen Anbietern wird also immer größer werden. Wir müssen wohl oder übel damit leben.
@Tim
> Der wahre Wert von Daten ergibt sich erst, wenn man sie zielgerichtet auswertet. Und das ist alles andere als einfach.
Das ist sehr naiv gedacht. Guckstu wie einfach das schon mit einfachen Daten geht.
@ Guckstu
Danke, das ist doch ein Beispiel für zielgerichtete Datenauswertung. Wenn bloß irgendwo irgendwelche Daten herumliegen, haben sie einen Wert nahe 0.
Wenn man einfach mal guckt ob man Muster findet ist das für mich nicht zielgerichtet. Es sei denn, “Mal gucken” gälte als “Ziel” (…echt jetzt?).
Außerdem: Sie blicken nur auf den Wert *nach der Auswertung*. Aber schätzen Sie mal: Wieviel hätten Mossack-Fonseca gezahlt nur damit die *unausgewerteten* Panama-Papers verschwunden wären? Die NSA für Wikileaks-*Roh*daten?
In der billig-Metapher die jetzt jeder nutzt, ausgedrückt: Irgendwelches Öl, das irgendwo unter dem Sand herumliegt, hat einen gewaltigen Wert und setzt große Anstrengungen in Bewegung – lange bevor der erste Tropfen gepumpt wird. Selbst wenn es nie gefördert wird hat es enormes Gewicht als potentielle Marktkonkurrenz und wirtschaftliches Drohpotential, strategische Reserve, …
Macht<whatever you want>=Daten+Algoritmen.
Wissen richtig angewandt und auf Nachfrage verfügbar ist allein schon Macht. Einfaches Beispiel: wenn ich in Las Palmas über google maps bessere und zu zuverlässigere Auskunft über die Fahrpläne und Routen von Busen erhalte, dann wird damit ein Teil des öffentlichen Diensts von Palma de Mallorca überholt und entmachtet: hey Fahrplanmacher dort: geht nach Hause.
Weiterführendes Beispiel: Wenn es Facebook gelänge eine stabile Kryptowährung zu schaffen würden viele heutige Staatswährungen wie etwa der argentinische Pesos obsolet: Hey argentinische Regierung: Mark Zuckerberg ist besser als ihr. Bitte richtet doch einen grossen Turm in dieser Stadt ein, auf dessen Spitze ein Zuckerberg-Avatar thront (oder etwa two towers?)
Nicht das beste Produkt wird gekauft, sondern das Produkt, das am besten umworben wird.
Auf der anderen Seite muss sich der Anbieter sicher sein, dass sein neues Produkt kein Flop wird. Er braucht also Informationen vorher, bevor er so eine Werbekampagne startet.
Das ist vernünftig und hat zu Preisen geführt, die wir uns vor 50 Jahren nicht hätten träumen lassen. Gemeint sind niedrige Preise, die auch eine Grundlage unseres Wohlstandes ausmachen. Man kann es noch positiver formulieren, durch das Wissen um die Nachfrage können Produkte optimiert werden.
Daran ist nichts Ehrenrühriges, das ist vernünftig.
Herr Dramiga, mit dem Wort “Kolonialismus” treten sie ja genauso werbewirksam auf, wie die Werbewirtschaft, die sie hier zu verunglimpfen suchen.
@H. Wied Sie träumen von niedrigen Preisen. Es wird sie überraschen, aber es geht im Leben nicht nur darum, dass Unternehmen ihre Produkte verbessern oder besser vermarkten können. Ich verstehe, dass Unternehmen Marketingforschung machen und es geht auch nicht darum die Werbewirtschaft zu verunglimpfen.
Es geht – wie der Cambridge Analytica-Skandal zeigte (Es gab dazu drei Anhörungen im Europaparlament.) – um viel mehr, nämlich z. B. den Schutz der Privatsphäre, die Beeinflussung von Wahlen mit Fake-Profilen und Fake News und das Risiko der Diskriminierung von bestimmten Menschengruppen. 2018 gab Facebook zu, dass seine Plattform genutzt wurde, um zu ethnischen Säuberungen gegen die Rohingya-Minderheit in Myanmar aufzurufen.
Kürzlich warnte ein Whistleblower-Bericht die Öffentlichkeit vor ernsthaften Risiken für die Privatsphäre, die sich aus einer Partnerschaft, bekannt als “Projekt Nightingale”, zwischen Google und Ascension, einem der größten Nonprofit-Gesundheitssysteme in den USA, ergeben. Der Bericht behauptete, dass die zwischen Ascension und Google übertragenen Patientendaten nicht “de-identified” seien. Google half bei der Migration der Infrastruktur von Ascension in ihre Cloud-Umgebung und erhielt im Gegenzug Zugang zu Hunderttausenden von datenschutzgeschützten Patientenakten, die bei der Entwicklung von KI-Lösungen für Ascension und auch für den Verkauf an andere Gesundheitssysteme genutzt werden können.
Patientendaten gelten als personenbezogene Daten besonderer Art. Diese Informationen über die Gesundheit einer Person sind durch den Datenschutz besonders geschützt und unterliegen obendrein dem Arztgeheimnis. Sie dürfen in der Regel nur mit dem Einverständnis des Patienten weitergegeben werden.
Mehr als 90% aller Internetrecherchen finden über Google statt. Seit 2012 wandern alle Daten, die Google mit seinen über 70 Diensten einsammelt – Suchmaschine, E-Mail-Dienst G-Mail, Video-Seite YouTube, Landkarten, Android-Handys und viele mehr – in einen gemeinsamen riesigen Speicher ohne Verfallsdatum. Experten gehen von Datensätzen im Quadrillionen-Bereich aus.
Google drängt die Handy-Hersteller durch strenge Regeln dazu, Android nur in Verbindung mit Google-Diensten zu verkaufen. Rein technisch wäre es nämlich durchaus möglich, das Betriebssystem von Googles Einfluss zu befreien. Aus diesem Grund hat die EU am 18. Juli 2018 dem Konzern eine Geldstrafe von 4,3 Milliarden Euro verhängt, die Begründung: Google stärke mithilfe von Android seine Marktmacht auf unfaire Weise. Google hat (aus seiner Perspektive) vernünftig gehandelt – aber sich strafbar gemacht.
Joe Dramiga,
danke für die ausführliche Antwort. Das ist alles erschreckend und toppt noch den Roman “1984”.
Was können wir tun ? Nicht viel, denn die Daten werden in den USA gesammelt. Der Titel von Ihnen scheint also nicht übertrieben.
Was können wir tun, zum Zweiten?
Es gibt nur den einen weg, dass Europa in bezug auf Computertechnologie sich auf seine Stärken besinnt und wieder eigene Computer baut.
Zweitens muss es ein eigenes Internet entwickeln. Rußland versucht es ja gerade.
Drittens und darauf haben wir wenig Einfluss, es muss ein Umdenken stattfinden bezüglich der Personendaten. Wenn jeder seine Fotos in die cloud hochlädt, jeder sein Mittagessen mit seinen Freunden shared, dann gibt es nicht mehr viel zu schützen.
Danke nochmal, so schlimm habe ich es mir nicht vorgestellt.
@ H.Wied
Sofern es nicht um staatliche Datensammelwut geht, kann das jeder in vielen Bereichen sehr gut selbst kontrollieren. Niemand wird gezwungen, das Internet zu nutzen. Allerdings haben jüngere Leute (>30 Jahre) überhaupt keine Probleme damit, auch sensible Daten in einer Weise zu teilen, die für uns anderen völlig undenkbar ist.
Muss also ein Umdenken stattfinden? Nein, sicher nicht, es ist auch völlig unrealistisch. Jeder hat es selbst in der Hand.
Was sich ändern muss, ist die schleichende Aushöhlung rechtsstaatlicher Prinzipien durch immer mehr Überwachung. Die Haupttäter hier sind Union und SPD.
@Alle: Um mal wieder vom USA/Iran-Konflikt zum Thema Datenkolonialismus zurückzukommen
Es werden mehr Daten gesammelt bzw. extrahiert als zur Verbesserung der Produkte und Dienstleistungen notwendig sind, diese überschüssigen Daten (in der Größenordnung 100 Millionen) haben eine große Vorhersagekraft, was das Verhalten von Menschen betrifft, man nennt sie deshalb auch “Behavioral Surplus”. Sogenannte “Models” die auf Machine Learning beruhen werden mit diesen – zuvor analysierten- Daten gefüttert. Die Models können sehr gut die (Verhaltens)Präferenzen einer Zielgruppe vorhersagen. Diese Vorhersagen werden an Dritte verkauft, die diese Präferenzen bedienen können. Hier könnte man argumentieren, dass dies letztendlich den Nutzern zugute kommt. Aber was ist mit Facebook-Fotos? Facebook-Fotos könnten z. B. an eine Sicherheitsfirma verkauft werden, die die Gesichtserkennungsoftware ihrer Kameras mittels Deep Learning verbessern will. Da hat der Nutzer selbst erstmal gar nichts von und Facebook wird und will nicht die Verantwortung dafür übernehmen was Dritte mit den Daten der Nutzer machen. Was wenn die Kameras dieser Sicherheitsfirma in bewaffneten Drohnen eingesetzt werden, die Menschen in den Städten des Nahen Ostens töten?
Facebook hat im Januar 2012 für eine Studie die Auswahl der Einträge im Newsfeed von ca. 310.000 Nutzern manipuliert. Eine Gruppe sah vor allem positive Einträge ihrer Freunde, eine andere überwiegend negative. Das Experiment betraf mit Kontrollgruppe insgesamt 689.003 englischsprachige Nutzer eine Woche lang. Viele unfreiwillige Teilnehmer äußerten später ihr Entsetzen darüber, dass sie ohne Zustimmung als Versuchskaninchen gebraucht wurden und ihnen ein verfälschtes Bild von ihrem Freundeskreis vorgesetzt wurde. Es hat einen großen Einfluss auf ihre Gefühle gehabt. In der Studie wurde darauf hingewiesen, dass die Datenverwendungsregeln von Facebook, denen die Nutzer zustimmen, ein solches (ethisch fragwürdiges) Vorgehen zulassen. Sämtliche Daten können demnach zur Datenanalyse und zur Forschung verwendet werden.
Das nächste große Ding war das Augmented Reality-Spiel “Pokémon Go “. Früher wurden Firmen, die Online-Werbung schalten wollten, mit den hohen Besucherzahlen der Website und der Klickrate der Besucher geangelt. Da mussten diese Firmen dann darauf hoffen, dass jemand auf ihr Werbebanner/anzeige klickt.
Mit Pokémon Go kam es zum sogenannten “footfall”. Real people put their real feet in real businesses. Geschäftsleute wollten das die Leute offline ihre Geschäfte besuchen und zahlten dem Hersteller Niantic Labs dafür Geld. (Niantic Labs war ein internes Start-Up von Google). Durch sogenannte “Lure Moduls” wurden entsprechende Pokéstops geschaffen, die die Spieler zum Geschäft brachten. Viele Menschen laufen durch die Stadt, spielen und haben Spaß. Das “Shadow Game” spielen jedoch die Geschäftsleute, die einen Einkaufsparkour für potenzielle Kunden schufen ohne, dass diese es merkten und ohne das die Geschäftsleute “klassische” Werbung machen müssen.
Die Demokratie funktioniert insofern dennoch, weil Kulturmarxisten, kollektivistische Internationalisten, die mit dem globalen, globalistischen Kapital, hier sind auch sog. Social Media-Konzerne gemeint, kooperieren, Attac war gestern, an Donald J. Trump, an Nigel Farage und Boris Johnson, wie auch an demokratischen Führern der sog. Visegrád-Staaten gescheitert sind.
Einstweilen zumindest.
Das derart mit der politisch Linken verbündete Kapital kann demnächst erfolgreich sein.
@ Joe Dramiga
Nein, Google kann ja nur einen Teil der Suchfragen beantworten. Es sieht vielleicht nicht direkt so aus, aber auch Amazon, Facebook, eBay, LinkedIn, Instagram, Soundcloud, Pinterest usw. sind heute wichtige Suchmaschinen. Es gibt zahllose weitere Beispiele für Spezialthemen.
Einen Marktanteil für “Internetrecherchen” kann man heute nicht mehr in sinnvoller Weise angeben.
Tim,
“Jeder hat es selbst in der Hand”
leider nur noch bedingt. Wenn Sie heute mit ihrem PKW von A nach B fahren dann werden Sie durch Kameras an den Kreuzungen erfasst.
Das Fahrzeug selbst ist durch den Bordcomputer und GPS mit z.B. der Werkstatt vernetzt.
Sie selbst werden gescannt, wenn Sie mit Scheckkarte bezahlen.
Und jedes Telefongespräch wird durch die Datenvorratsspeicherung dokumentiert. Was bleibt ? Wo gibt es noch Freiräume ? Wer heute nicht in einem sozialen Netzwerk ist, der ist schon verdächtig, konspirativ zu sein.
Wir haben schon den gläsernen Menschen und die Jugend findet nichts Anstößiges dabei.
Was bleibt im Nebel ? Die sensiblen Daten, zum Beispiel das Vorstrafenregister, ob Sie zum zweiten Mal verheiratet sind, welche Krankheiten Sie haben, vielleicht sogar Aids, das wäre ja nicht so wünschenswert bei einem Date.
Also, zuerst einmal gehört das Thema “sensible Daten” diskutiert und öffentlich gemacht. Man sollte soger ein neues Schulfach einführen, “der Umgang mit Daten”.
@ H. Wied
So krass würde ich es nicht formulieren, aber in der Tat ist der Datenhunger des Staates wie schon beschrieben die größte Gefahr. Inzwischen hat sich in Deutschland ja eine Art Bürgerrechtsbewegung gebildet, aber der Kampf findet mit sehr ungleichen Mitteln statt. Eigentlich sind nur noch manche Gerichte ein Verbündeter, aber welcher Politiker nimmt heute schon noch die Judikative ernst?
Die beste Chance besteht IHMO noch darin, die Präsenz von Union und SPD in den Parlamenten nach Möglichkeit zu dezimieren. Ob die Alternativen besser sind, ist allerdings ungewiss. Auch Grüne, FDP und leider auch die Linke sind historisch betrachtet nur dann für mehr Bürgerrechte und weniger Überachung, wenn sie in der Opposition sind. Bei einer Regierungsbeteiligung sehen sie die Welt plötzlich anders und knicken ein.
Tim,
die Union und die SPD haben an Profil eingebüsst, deswegen gehen die Wahlergebnisse nach unten.
In den Städten war die SPD mal vorn, weil sie sich für soziale Belange eingesetzt hat.
Auf dem Lande war die CDU mal vorn, weil sie stellvertretend für Tradition stand.
Die Linken, das sind abtrünnige CDU’ler , Alt FDP’ler, und die Freien Wählergemeinschaften, angeführt von Frauen.
Die sind schwer zu berechnen also nur bedingt berechenbar.
In einer überalterten Gesellschaft wachsen aber die Bäume nicht mehr in den Himmel, da gibt es höchstens Wildwuchs im Gehölze.
Also, don’t worry .
Nachtrag Tim,
Der Druckfehlerteufel hat zugeschlagen. In Zeile 6 ist “Linke” durch Grüne zu ersetzen.
Das Thema „Datenkolonialismus“ ist ein absoluter „Volltreffer“. Gerade auch noch in der jetzigen brisanten politischen Situation (Amerika – Iran).
Den Amis „passt“ es einfach nicht mehr, dass der Iran sich militärisch z.B. über die Hisbollah, gewalttätig und mit Terror in ausländische Angelegenheiten, besonders auch in die Israel Frage „einmischt“ und dabei viele Amerikaner ums Leben kommen. Für die Amerikaner ist es wegen ihrer „Datensammelwut“ einfach, sich höchst selektiv zu „rächen“. Sie haben genau den Anführer des Terrors, der Soleimani nun einmal in den Augen der Amerikaner war, getroffen. (Wenn auch der gleichzeitige Tod des irakischen Beifahrers eher unerwünscht war.)
Wenn Amerika (noch) irgendwo einen strategischen Vorsprung hat, so ist es beim Erwerb, Besitz und der intelligenten (KI) Auswertemöglichkeit extrem großer Datenbestände. Sie wissen vermutlich mehr über die alltäglichen „Gewohnheiten“ (Verhaltensmuster), besonders über die Führung des Irans als die Iraner und womöglich sogar die Betroffenen selber. Das war vorher mit der Präzision bei der „systematischen Mustererkennung“ und Auswertung, so wie es derzeit die Amis können, noch nie in der Geschichte möglich.
Sie brauchen gar keinen Krieg mehr, allenfalls eliminieren sie einfach die „aggressiven Anführer“ der Staatsführung die auf Terror aus sind, wie sie es mit der Tötung von Soleimani angedeutet haben. Lassen einige überleben, damit sie jemanden haben der die Kapitulation unterschreiben kann. Den Rest „erledigen“ die mit der Politik unzufriedenen Menschen im Land ….
Vielleicht reicht dem Iran der „Schuss vor dem Bug“, verzichtet künftig auf die Förderung von Terror und Hass, besinnt sich auf Frieden. Der ganzen Region wäre es zu gönnen.
@Elektroniker 06.01. 17:24
Na, das hört sich ja fast nach Perspektive an. Wenn in Zukunft im Konfliktfall einfach alle Generäle, Präsidenten und Parlamentarier gezielt abgeschossen werden, haben die Soldaten ja endlich kriegsfrei, und Zivilisten sind dann auch nur noch recht gelegentlicher Kollateralschaden. Am besten noch per ganz sauberem Laserstrahl aus dem Weltraum heraus.
Dummerweise kann sich derartiges Verhalten nur jemand leisten, der wirklich konventionell und atomar militärisch unangreifbar ist. Und der hat zufällig auch die Daten dafür alle zur Hand.
Die Tötung des iran. Generals ist im Grunde ähnlich zu den Tötungen der Terrorbosse (Baghdadi, Bin Laden usw.). Die USA sind schon seit einigen Jahren dazu übergegangen, ihre Gegner ganz einfach “abzuschießen”. Freilich rücken immer neue nach, aber die Botschaft ist klar: “Wer sich mit uns anlegt, stirbt über kurz oder lang.” Und das wirklich Neue daran ist derzeit nur, dass auch eine Uniform nicht mehr davor schützt. Die nächste Stufe wären Minister unliebsamer Regime, am besten noch öffentlichkeitswirksam während einer Militärparade oder so.
Die Folge wird kurzfristig Empörung und Rache sein, mittelfristig der Versuch gezielter Gegenwehr, aber falls dies fehlschlägt, wird sich langfristig niemand mehr finden, der bereit ist, gegen die USA vorzugehen. Zumindest niemand, der fähig ist (ein fanatischer Spinner vielleicht, aber sicher kein “Fachmann”) und der in seinem restlichen Leben auch noch mal öffentlich auftreten möchte. Vielleicht sowas wie Pol Pot, aber wie das ausging, ist ja auch bekannt. Im Grunde machen die USA in der Welt das, was z.B. China beim eigenen Volk macht: “Du willst kritisieren? Dann wirst du verschwinden!”
Aber Letztlich machen es die Russen ja auch nicht anders, nur dass die keine Drohnen benutzen, sondern Agenten, die Gift (England) oder Kopfschüsse (Deutschland) einsetzen. Aber sogar kleinere Staaten machen sowas, z.B. Nordkorea (Kims Bruder war das damals glaub ich, in Malaysia) oder Vietnam (hat einen “Verräter” aus Deutschland entführt, vor ein paar Jahren erst, was aus dem dann zuhause geworden ist, weiß ich nicht). Und wie war das mit Saudi-Arabien und Khashoggi?
Also so ungewöhnlich ist Amerikas Vorgehen gar nicht, nur die Dreistigkeit ist (mal wieder) eine Stufe höher als bislang üblich. Und dass es von einer westlichen Demokratie ausgeht – sonst kennt man das eben eher vom “Gegner” – dort ist ein solches Vorgehen aber durchaus verbreitet, wie man an den Beispielen sieht.
Was heißt Kolonialisierung ? Wenn, dann könnte sich hier zum Bsp. auch die Gesellschaftsform durchsetzen, die diese Form der Kolonialisierung am effektivsten praktiziert. Das muss nicht eine demokratisches System sein, sondern könnte auch ein totalitäres ,ein sozialistisches, kommunistisches, rechtsradikales ,religiös fanatisches System sein-. Das, was man früher Klassenkampf nannte, kann sich auch im “Krieg” um die Manipulation von Massen , auch auf dieser Ebene abspielen. Da müssen kapitalistische Staatengruppen im globalen Wettkampf nicht unbedingt als Sieger erscheinen.
Hierzu kurz :
Die Macht über Datenflüsse, Daten sind wörtlich ‘Gegebenes’, und Information, Information ist das, was das erkennende Subjekt aus Daten macht, extrahiert, idR zu Theorie (“Sicht”) führt, durchaus im Sinne von Shannon-Weaver, wird zunehmend international.
Was gefährlich für Nationalstaaten oder allgemein gefährlich wird für Staaten, die nicht national erstellt sind.
Diese gibt es, bspw. sind arabische Staaten, es gibt ca. zwei Dutzend von ihnen, nicht völkisch bestimmt, nicht direkt, sondern folgen wohl Machthabern, auch sog. Klans, und Vielvölkerstaaten, auch China und Russland gehören hinzu, sind durch Internationalismus angreifbar.
Bald auch die BRD.
>:->
Das Web ist allerdings per se international, kann “nicht wirklich” national eingehegt werden.
Ein ernsthaftes Problem, auch für liberale Demokratien, die nunmehr mit “Hinz und Kunz” zusammen Nachricht empfangen.
Lösen Sie sich, Joe, mal vom Nationalen, vom “Kolonialistischen”, es wird ungemütlicher werden, auch : je nachdem wie viel wovon eingeladen wird.
MFG – WB
Das US-Unternehmen Clearview hat 3 Milliarden Fotos aus dem Internet in einer Datenbank gesammelt und diese an Polizeibehörden verkauft; darunter auch Fotos aus Europa und Deutschland. Die Vergleichsbilder in der Datenbank hat Clearview etwa aus sozialen Medien wie Facebook abgegriffen. Was öffentlich zugänglich war, wurde automatisiert abgesaugt – ohne Zustimmung der Nutzer, ohne Kontrolle.