Black History Month 2018: BiDil ein Blutdrucksenker für Schwarze

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BiDil ist das erste Medikament, das die amerikanische Behörde für Lebens- und Arzneimittel (Food and Drug Administration, FDA) ausschließlich für Schwarze zugelassen hat. BiDil ist eine festgelegte Kombination1 aus Isosorbiddinitrat (ISDN) und Hydralazinhydrochlorid, zwei Generika, die seit Jahrzehnten zu niedrigen Preisen erhältlich sind. Diese Kombination, eine einzige Tablette, wird unter dem patentierten Markennamen BiDil zum vier- bis siebenfachen Preis – als die beiden Generika zusammen kosten – verkauft. Die beiden Medikamente erweitern die Blutgefäße und verringern so den Widerstand, gegen den das Herz das Blut in den Körper pumpen muss.

Herzinsuffizienz lässt sich mit Medikamenten behandeln

1986 wurde mit dieser Wirkstoffkombination, die patentiert war und H-ISDN genannt wird, die V-HeFT I-Studie [1] durchgeführt. Sie zeigte erstmals, dass Medikamente bei Herzinsuffizienz Leben retten können. Bei der Herzinsuffizienz ist das Herz zu schwach, um ausreichend Blut in den Kreislauf zu pumpen. Die Organe und Gewebe werden dadurch schlechter durchblutet. Vor der V-HeFT-I-Studie dachten viele Kardiologen, dass die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz ausschließlich auf Palliativmaßnahmen ausgerichtet sein sollte, da sie annahmen, dass Herzinsuffizienz unabänderlich und nicht behandelbar sei. Forscher und Ärzte wurden durch die V-HeFT-I-Studie also motiviert weiter nach Medikamenten gegen Herzinsuffizienz zu forschen und so folgte 1987 die CONSENSUS-Studie [2], die zeigte, dass auch Enapril, ein ACE-Hemmer, die Sterblichkeit bei Herzinsuffizienz verringern kann. 1991 zeigte die V-HeFT-II-Studie [3], dass Enapril dabei H-ISDN überlegen ist.

Ein Medikament für schwarze Amerikaner mit Systolischer Herzinsuffizienz

Die V-HeFT-I-Studie zeigte zwar eine mäßige Verringerung der Sterberate2 durch H-ISDN, erfüllte aber nicht die Standards der FDA für eine Marktzulassung (unter anderem p < 0,05). Dadurch schwand das kommerzielle Interesse an H-ISDN erstmal. Das änderte sich 1999 als eine nachträgliche Analyse [4] der V-HeFT I-Studie zeigte, dass die Sterblichkeit bei afroamerikanischen Patienten, die mit H-ISDN behandelt worden waren, um 27 % (p = 0,04) reduziert war, während sie bei weißen Patienten keinen Unterschied zum Placebo zeigte. Dieser Effekt war in der V-HeFT I-Studie, mit Schwarzen und Weißen gemeinsam, nicht zu erkennen gewesen.

Zwei Jahre später griff das Pharmaunternehmen NitroMed3 H-ISDN erneut auf. Das Ergebnis dieser nachträglichen Analyse diente nun als Begründung, für H-ISDN unter dem Handelsnamen4 BiDil ein neues Patent zu beantragen, da das alte Patent bald auslaufen würde. Das US-Patentamt erteilte das Patent. Es war das erste Patent für ein Medikament, das ausschließlich bei schwarzen Patienten eingesetzt werden sollte. Nach dem Patent beantragte NitroMed die Marktzulassung für BiDil speziell für die Behandlung von Systolischer Herzinsuffizienz bei Schwarzen.

Die Systolische Herzinsuffizienz ist eine bestimmte Form der Herzinsuffizienz: Wenn sich das Herz zusammenzieht und dabei Blut aus der linken Herzkammer in den Körper presst, überträgt sich der entstehende Druck auf die Hauptschlagader (Aorta) und weiter auf die nachfolgenden Blutgefäße, die Arterien und Arteriolen. Dieser Druck heißt systolischer Blutdruck. Diese Phase der Herzaktion heißt Systole. Bei Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz ist der Prozentsatz des Blutvolumens, der von der linken Herzkammer während der Systole gepumpt wird in Bezug auf das Gesamtvolumen der linken Herzkammer reduziert.

Eine physiologische Erklärung für diese Unterschiede konzentriert sich auf die reduzierte Bioverfügbarkeit von Stickstoffmonoxid, von der man annimmt, dass sie zur krankhaften strukturellen Umgestaltung der linken Herzkammer beiträgt und damit die Sterblichkeitsrate erhöht. Einige Kardiologen vermuteten damals, dass afroamerikanische Patienten eine unverhältnismäßig niedrigere Bioverfügbarkeit von Stickstoffmonoxid haben [5]. Stickstoffmonoxid erweitert die Blutgefäße. Isosorbiddinitrat ist ein Stickstoffmonoxid-Geber und Hydralazinhydrochlorid ein Antioxidans, das die Zerstörung von Stickstoffmonoxid durch Oxidation verhindert. So können die beiden Wirkstoffe synergistisch die Bioverfügbarkeit von Stickstoffmonoxid im Köper erhöhen.

Die FDA forderte für die Marktzulassung eine neue klinische Studie nur an Afroamerikanern durchzuführen, um zu prüfen, ob BiDil tatsächlich wirksam ist. NitroMed schloß 1050 Afroamerikaner mit einer systolischen Herzinsuffizienz in die A-HeFT5-Studie [6] ein; das war eine wesentlich größere Gruppe als bei der V-HeFT I- und der V-HeFT II-Studie.

A-HeFT war eine randomisierte, placebokontrollierte, doppelt-verblindete Studie. Die Studienteilnehmer (Durchschnittsalter 57 Jahre) wurden randomisiert zu einer Kombination aus Isosorbiddinitrat und Hydralazinhydrochlorid (Zieltagesdosis, 120 mg bzw. 225 mg) oder Placebos, die zu ihren bestehenden Medikamenten hinzugefügt wurden. Zu Beginn der Studie wurden 90 % der Teilnehmer mit einem Diuretikum, 79 % mit einem ACE-Hemmer und 74 % mit einem Betablocker behandelt. Die Nachbeobachtung war für 18 Monate geplant, aber die Studie wurde vorzeitig abgebrochen (mittlere Dauer der Nachbeobachtung, 10 Monate), da die Placebo-Gruppe (54 vs. 32 Patienten) eine zu hohe Sterblichkeit aufwies. Die relative Risikoreduktion6 (RRR) betrug 43 %. Die Anzahl der zu behandelnden Patienten7 (= Numbers needed to treat, NNT) war 25. Der Composite Outcome Score basierend auf Tod, Dauer des Krankenhausaufenthalts und Lebensqualität war deutlich besser in der H-ISDN-Gruppe. Auf Grundlage dieser Ergebnisse vervollständigte NitroMed schnell seinen Zulassungsantrag für die Behandlung von systolischer Herzinsuffizienz bei Afroamerikanern. Im Juni 2005 erteilte die FDA die Zulassung und ließ folgenden Satz auf die Packungen drucken:

„BiDil ist angezeigt bei der Behandlung von Herzinsuffizienz als Ergänzung der Standardtherapie bei Patienten mit nach eigener Zuordnung dunkler Hautfarbe.“

So etwas hatte es noch nie gegeben. Die meisten klinischen Studien werden an Patienten mit weißer Hautfarbe durchgeführt und die FDA verlangt nie auf der Packung die Angabe, dass das Medikament bei Menschen anderer Hautfarbe nicht wirksam sein könnte.

„Rasse“ als Krankheitsfaktor

Leider war es für Ärzte in den USA für Jahrzehnte selbstverständlich, bei der Beurteilung der Risiken von verschiedenen Krankheiten „Rasse“ als eine biologische Kategorie oder einen groben Surrogatmarker zu benutzen. Dann zeigte jedoch die partielle Sequenzierung humaner Genome, dass es innerhalb einer „Rasse“ mehr genetische Unterschiede gibt als zwischen zwei „Rassen“. Auch zeigt das menschliche Genom im Allgemeinen keine Art von radikalen Diskontinuitäten zwischen Menschen verschiedener geografischer Herkunft; stattdessen sehen wir viel mehr Anzeichen für eine allmähliche Vermischung.

TED-Talk von Dorothy Roberts: The problem with race-based medicine

Eine von einer Gruppe von Sozialwissenschaftlern durchgeführte Untersuchung zur Bedeutung der genomischen Forschung für die Ungleichheiten in der Gesundheit [7] kam zu dem Ergebnis, dass wir weiterhin Forschung zur Bedeutung der „Rasse“ in der Medizin betreiben müssen, denn „Rasse“, obwohl sie keine biologische Grundlage hat, bleibt ein sehr wichtiges soziales Konstrukt und hat als solches eine enorme Macht, Gesundheit und Krankheit zu beeinflussen. Zum Beispiel können einige Herzkrankheiten Afroamerikaner mehr als Weiße betreffen, wegen der chronischen Belastungen wie z. B. Akkulturationsstress und Diskriminierung, die mit der Zugehörigkeit zu einer Minderheit verbunden sein können, und nicht aufgrund von genetischen Faktoren. Die einfache Eliminierung der „Rasse“ als Variable in der medizinischen Forschung würde unsere Fähigkeit, diese Faktoren zu erkennen, untergraben und kann daher kaum dazu beitragen, die gravierenden Ungleichheiten, die in der amerikanischen Medizin von der Diagnose bis zur Versorgung ein Problem bleiben, zu verringern.

Offene Forschungsfragen

Im Rückblick waren die Studien V-HeFT I und V-HeFT II an gemischten Gruppen wahrscheinlich nicht umfangreich genug, um festzustellen, ob auch bei nichtschwarzen Patienten, denen das Medikament verabreicht wurde, eine gewisse Besserung erzielt wurde. Die einzige große Studie wurde nur an Afroamerikanern durchgeführt. Deshalb war die Aussage eigentlich nicht gerechtfertigt, dass das Medikament bei anderen Bevölkerungsgruppen nicht genauso gewirkt hätte. Heute hätten die Ärzte den Teilnehmern der V-HeFT I-Studie Blut abgenommen und für die pharmakogenetische Analyse ins Labor geschickt.

Die Pharmakogenetik befasst sich mit dem Einfluss unterschiedlicher Genvarianten in Patienten auf die Wirkung von Arzneimitteln. Sie erlaubt Vorhersagen über die fallspezifische Wirkung eines Arzneimittels, was eine näher an den individuellen Bedarf eines Patienten angepasste Dosierung ermöglicht und relative Über- oder Unterdosierungen vermeiden hilft (Stichwort Personalisierte Medizin). So werden beispielsweise Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, nur dann mit dem Wirkstoff Herceptin behandelt, wenn die Tumore ein bestimmtes genetisches Merkmal aufweisen. Denn bei Tumoren ohne dieses Merkmal wirkt Herceptin nicht, allerdings treten dann häufig trotzdem Nebenwirkungen auf. Es kann sein, dass bestimmte pharmakogenetisch relevante Genvarianten in menschlichen Populationen verschiedener geografischer Herkunft aus verschiedenen Gründen unterschiedlich häufig sind.

Eine Studie, die im März 2009 in der Fachzeitschrift Clinical Therapeutics veröffentlicht wurde [8], kommt zu der Schlussfolgerung, dass es keine Verringerung der Sterblichkeit oder Dauer des Krankenhausaufenthalts aufgrund von „Rasse“ bei H-ISDN gibt. Aber die Studienautoren erkennen die unvermeidlichen Einschränkungen ihrer retrospektiven Kohortenstudie peinlich genau an:

“Es ist möglich oder sogar wahrscheinlich, dass nicht gemessene Unterschiede in wichtigen Risikofaktoren – insbesondere Schweregrad des Herzversagens und linksventrikuläre Dysfunktion – zwischen der Gruppe, die H-ISDN erhielt und der die H-ISDN nicht erhielt, die vorteilhafte Wirkung von H-ISDN maskierten. Daher müssen unsere Schlussfolgerungen als Hypothesengenerierung betrachtet werden und in nachfolgenden randomisierten Studien getestet werden.”

Wer jetzt denkt, es wäre alles geklärt, täuscht sich. Im Abstrakt zu diesem Fachartikel steht im Absatz Ergebnisse:

„Das Risiko von Mortalität und Hospitalisierung bei H-ISDN war bei afroamerikanischen Patienten signifikant geringer als bei hispanischen oder weißen Patienten.“

Dennoch wollte Arbor Pharmaceuticals im Januar 2017 das dieser Fachartikel von der Website des amerikanischen Bundesamts für Gesundheitsforschung und Qualität (AHRQ) entfernt wird.

Alter Wein in neuen Schläuchen

Schwarze Amerikaner haben ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall als weiße Amerikaner [9]. Schwarze Amerikanerinnen (49 %) und schwarze Amerikaner (44 %) haben höhere Raten von Herzerkrankungen als weiße Amerikanerinnen (32 %) und weiße Amerikaner (37 %) [9]. Im Alter zwischen 45 und 64 Jahren haben schwarze Amerikaner ein 70 % höheres Risiko und schwarze Amerikanerinnen ein 50 % höheres Risiko an Herzversagen zu erkranken als weiße Amerikaner und Amerikanerinnen [10].

Das neue Patent für BiDil verhinderte die Entwicklung eines Generikums, durch das schwarze Patienten, viel Geld hätten sparen können. Viel ärgerlicher ist allerdings, dass BiDil eine festgelegte Dosiskombination von zwei preisgünstigen Generika ist, die der Apotheker schwierig titrieren kann. Sonst könnte der Arzt zu einem deutlich niedrigeren Preis bei seinem schwarzen Patienten genau die gleiche Therapie durchführen, wenn er nur bereit ist, zwei Rezepte auszustellen, und der schwarze Patient einverstanden ist, einige Tabletten mehr einzunehmen. Bei Verwendung einer 40 mg-Isosorbidtablette, einer 25 mg-Hydralazintablette plus einer 50 mg-Hydralazintablette müsste der Patient drei Tabletten dreimal täglich einnehmen, im Vergleich zu zwei BiDil-Tabletten dreimal täglich. Damit würde er die Tagesdosis erreichen, die zwei Drittel der Studienteilnehmer in der A-HeFT-Studie erreicht haben.

Fußnoten

1. 160 mg 2,5-Isosorbiddinitrat (ISDN) und 300 mg Hydralazinhydrochlorid

2. In den ersten 2 Jahren zeigte die Cox-Regression eine signifikante 34 %-ige Reduktion der Sterblichkeit in der H-ISDN-Gruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe (95 % CI 4-54 %). Nach 3 Jahren verzeichnete die Hydralazin-Isosorbid-Dintrat-Gruppe eine 36 % ige Reduktion der Sterblichkeit (95 % CI 11-54 %). Für mehr als drei Jahre waren die Daten nicht ausreichend, um Schlussfolgerungen zu ziehen.

3. BiDil gehört jetzt Arbor Pharmaceuticals.

4. Der Handelsname ist kein Synonym für einen Wirkstoff. Die Wirkstoffe können sich bei gleichem Handelsnamen in unterschiedlichen Darreichungsformen (z. B. Tablette oder Tropfen) in ihrer Wirkstoffstärke deutlich unterscheiden. Daher sollte der Handelsname niemals ohne entsprechende Darreichungsform und Wirkstoffstärke verwendet werden. In der Fachliteratur hat sich die firmenneutrale Bezeichnung eines Arzneimittels nach INN-Nomenklatur durchgesetzt.

5. The African American Heart Failure Trial (A-HeFT)

6. Die relative Risikoreduktion beschreibt, um wie viel das relative Risiko durch eine Intervention im Vergleich zu einer anderen Intervention reduziert wird. In der H-ISDN-Gruppe traten also 43 % weniger Todesfälle als in der Vergleichsgruppe auf. Dieser Wert sagt aber nichts darüber aus, wie viele Todesfälle wirklich durch eine Behandlung verhindert werden, sondern nur, wie viel seltener das Ereignis in der Behandlungsgruppe relativ zur Vergleichsgruppe ist.

7. Die Anzahl der zu behandelnden Patienten entspricht der Anzahl von Patienten, die behandelt werden müssen, um ein Ereignis (z. B. Tod) zu verhindern, das mit der Kontrollbehandlung, meist ein Placebo, eingetreten wäre. Die Anzahl der zu behandelnden Patienten bezieht sich immer auf einen bestimmten Zeitraum (meist denjenigen in dem die zugrunde liegenden Studienresultate gemessen wurden). Wichtig ist, dass der Wert Anzahl der zu behandelnden Patienten streng genommen zunächst nur für die Studie gilt, innerhalb der sie ermittelt wurde. Die externe Validität der Studie beschreibt die Übertragbarkeit nach außen – das heißt auf einen speziellen Fall oder auf eine allgemeingültige Aussage. Daher ist es wichtig, dass neben der Anzahl der zu behandelnden Patienten auch die Gruppen, der Zeitraum und der Zielpunkt genau beschrieben werden.

Weiterführende Literatur

1. Cohn JN, Archibald DG, Ziesche S, et al. (1986) Effect of vasodilator therapy on mortality in chronic congestive heart failure: results of a Veterans Administration Cooperative Study. N Engl J Med. 314:1547-1552.

2. CONSENSUS Trial Study Group (1987) Effects of enalapril on mortality in severe congestive heart failure. Results of the Cooperative North Scandinavian Enalapril Survival Study (CONSENSUS). N Engl J Med. 1987 Jun 4;316(23):1429-35.

3. Cohn JN, Johnson G, Ziesche S, Cobb F, Francis G, Tristani F, Smith R, Dunkman WB, Loeb H, Wong M, et al. (1991) A Comparison of Enalapril with Hydralazine–Isosorbide Dinitrate in the Treatment of Chronic Congestive Heart Failure N Engl J Med; 325 (5):303-310

4. Carson, P, Ziesche S, Johnson G, Cohn JN. (1999) Racial differences in response to therapy for heart failure: analysis of the vasodilator-heart failure trials. Vasodilator-Heart Failure Trial Study Group.” Journal Of Cardiac Failure. 5:178-187.

5. Kalinowski L, Dobrucki IT, Malinski T. (2004) Race-specific differences in endothelial function: predisposition of African Americans to vascular diseases. Circulation, 109(21):2511-2517.

6. Taylor AL, Ziesche S, Yancy C, et al. (2004) Combination of isosorbide dinitrate and hydralazine in blacks with heart failure. N Engl J Med. 351:2049-2057.

7. Sankar P, Cho MK, Condit CM, et al. (2004) Genetic research and health disparities. JAMA. 291:2985-2989.

8. Hammermeister KE, Fairclough D, Emsermann CB, Hamman R, Ho M, Phibbs S, Plomondon M, Valuck R, West D, Steiner JF. (2009) Effectiveness of hydralazine/isosorbide dinitrate in racial/ethnic subgroups with heart failure. Clin Ther. 2009 (3):632-643. doi: 10.1016/j.clinthera.2009.03.019.

9. Go AS, Mozaffarian D, Roger VL, et al. (2014) Heart disease and stroke statistics – 2014 update. A report from the American Heart Association. Circulation,129: e28-e292.

10. Foundation confronts the disparities in both the disease burden and rates for African Americans suffering from heart failure. Minority Health and Health Disparities Research Center at the University of Alabama (Birmingham).

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Joe Dramiga ist Neurogenetiker und hat Biologie an der Universität Köln und am King’s College London studiert. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Genexpression in einem Mausmodell für die Frontotemporale Demenz. Die Frontotemporale Demenz ist eine Erkrankung des Gehirns, die sowohl Ähnlichkeit mit Alzheimer als auch mit Parkinson hat. Kontakt: jdramiga [at] googlemail [dot] com

9 Kommentare

  1. Tendenziell entwickelt sich die Medizin in Richtung personalisierte Medizin und damit in Richtung genetisch/biologisch ausgerichtet. Wenn man Rasse als sozial determiniert auffasst, dann dürfte sie in Bezug auf die medizinische Behandlung keine Rolle spielen. Allerdings geht es hier bei der Beurteilung ob ein Medikament wirkt, letzlich um statistische Faktoren und einer der statistischen Faktoren kann eben auch die Rasse sein, welche der Patient im Fragebogen angekreuzt hat, auch wenn man nicht genau weiss, was hinter dieser Gruppenzuordnung steckt. Die einen vermuten genetische Unterschiede, die andern soziale Unterschiede wie etwa den Akkulturationsstress. Rein statistisch betrachtet gibt es natürlich zwischen Afroamerikanern und weissen Amerikanern deutliche Unterschiede bei sehr vielen Dingen, von der durchschnittlichen Körpergrösse bis hin zu der Anfälligkeit für sehr viele Krankheiten. Nur weiss man letzlich nicht, was dahintersteckt, zumal es solche Unterschiede auch zwischen New Yorkern und Texanern gibt. So gesehen wäre es ja auch denkbar, dass man ein Medikament nur für Texaner zulässt, nicht aber für New Yorker, einfach darum weil Texaner im Medikamententest signifikant vom Medikament profitierten, nicht aber New Yorker. Allerdings ist das nur eine theoretische Überlegung, praktisch ist es wohl nicht denkbar, dass ein Medikament für Texaner, nicht aber für New Yorker zugelassen ist.

  2. “Rasse” ist und bleibt eine blöde Sache, sehr nett, dass im dankenswerterweise bereit gestellte WebLog-Inhalt dbzgl. in doppelten Anführungszeichen geschrieben werden konnte.

    Dr. W hat sich seinerzeit ein wenig mit Dr. Ludwig Trepl (R.I.P.) auseinander gesetzt, und der meinte, dass es doch “Menschenrassen” gäbe und dass es sich lohnen würde dbzgl. zu unterscheiden, wissenschaftlich.
    Dr. W bleibt anderer Ansicht und bestimmte unveränderliche äußere Merkmale des Menschen bleiben aus seiner Sicht sekundär, wobei – Trara! – es schon Sinn machen könnte Medikation anders anzusetzen, als, äh, anderswo.

    Ein weiterer dbzgl. Gag ergibt sich womöglich im Konsumverhalten : Die einen mögen anscheinend eher bspw. Alkohol auf Basis von Getreide, die anderen auf Basis von Wein(trauben).

    Was meinen Sie, lieber Herr Dr. Joe Dramiga ?

    MFG
    Dr. Webbaer

  3. Es ist richtig, auf die sozialen Ursachen hinzuweisen, die hinter höheren Risiken stehen, wobei es in unsere Zeit passt, lieber biologische Ursachen zu sehen.
    Aber das System funktioniert ja, sollte es tatsächlich so sein, daß aus biologischen Teilgründen eine besondere Wirksamkeit bei Schwarzen vorliegt, sind es im Ergebnis erneut soziale Unterschiede, die den günstigen Zugang verunmöglichen (wenn ich das mit dem Patent richtig verstanden habe).
    Alles beim Alten also.
    Bei der Ablehnung der “Negermeditzin” (Mrs.Roberts) sollte nicht übersehen werden, daß Gleichmacherei ebenso wenig weiterhilft.
    Wo Unterschiede vorliegen, sollten sie auch gesehen werden, wie immer man das dann auch bezeichnen will.
    Das Problem liegt nicht im Vorhandensein von Unterschieden, sondern in unterschiedlichen Wertigkeiten.

  4. Noch zur “Auflkärung” bezüglich Biologie versus Soziales: Natürlich gibt es biologische Unterschiede zwischen Schwarzen und Weissen, die über die Hautfarbe hinausgehen, genauso wie es biologische Unterschiede zwischen Nord- und Süditalienern gibt. Diese Unterschiede gelten nicht für jedes Individuum, es ist also nicht so, dass Süditaliener sich in gewissen biologischen Merkmalen von Norditalienern prinzipiell unterscheiden, wohl aber gelten sie für den Durchschnitt. Im Durchschnitt haben Norditaliener beispielsweise andere Erkrankungsrisiken als Süditaliener und das auch aus biologischen Gründen, weil nämlich die Durchmischung von Süditalienern mit Norditalienern relativ gering ist und genetische Analysen mehr Ähnlichkeit von Norditalienern mit Franzosen als mit Süditalienern zeigen. Das genetische Profil von Süditalienern ist also ein anderes als das von Norditalienern.
    Insgesamt kann man aber nicht von verschiedenen Menschenrassen sprechen einfach darum, weil die genetischen Unterschiede zwischen Menschen auch dann relativ gering sind, wenn sie sich beispielsweise in der Hautfarbe oder der Alkoholverträglichkeit unterscheiden.
    Im übrigen wird in den USA ein anderer Rassebegriff verwendet als in Europa. In Europa meint man mit Rasse in jedem Fall einen biologischen Unterschied, in den USA aber wird der Rassebegriff auch in Fragebögen und Volkszählungen verwendet und meint dort tendenziell einen ethnischen Unterschied. Im Wikipedia-Eintrag liest man unter Race and ethnicity in the United States Census (übersetzt von DeepL): Rasse und Ethnizität in der Volkszählung der Vereinigten Staaten, definiert durch das Federal Office of Management and Budget (OMB) und das United States Census Bureau, sind Datenelemente zur Selbstidentifikation, in denen die Bewohner die Rasse oder die Rassen auswählen, mit denen sie sich am ehesten identifizieren, und angeben, ob sie hispanischer oder lateinamerikanischer Herkunft sind oder nicht (die einzigen Kategorien für Ethnizität).

    • @ Herr Holzherr :

      In Europa meint man mit Rasse in jedem Fall einen biologischen Unterschied, in den USA aber wird der Rasse[n]begriff auch in Fragebögen und Volkszählungen verwendet und meint dort tendenziell einen ethnischen Unterschied.

      Negativ. – Jedenfalls in der Tendenz nicht zustimmungsfähig.
      In den Staaten ist der Rassenbegriff perpetuiert worden, um positive Diskriminierung als sogenannte Affirmative Action begründen und durchsetzen zu können.
      Dies war offensichtlich gut gemeint, denn die Sklaverei mit anschließender Segregation von Schwarzen, hauptsächlich von Schwarzen, sollte nachvollziehbarerweise durch ein Förderprogramm ersetzt werden, wobei der grundsätzliche Fehler darin bestand hier kein End-Datum zu setzen, wie Dr. Webbaer findet, so dass sich der unselige Rassenbegriff eben perpetuierte.
      In den Staaten ist es nun richtig vermurkst, bspw. werden sog. Hispanics als “Rasse” geführt, von denen nun wirklich niemand weiß, wie die definiert sind, und semitische Völker gelten als “weiß” [1], wohl auch um hier nicht konsequenterweise ebenfalls positiv diskriminieren zu müssen, nämlich Leutz jüdischer Abstammung, lol.
      Zudem darf sich jeder US-amerikanische Bürger, so weit der Schreibär dieser Zeilen weiß, als “rassisch” so oder so selbst deklarieren, was zum Missbrauch einlädt, es gibt hier viele abschreckende Beispiele, bspw. Inder, die als Schwarze fungierten, Weiße, die dies ebenfalls taten, nach Einfärbung, lol, und Nicht-Weiße, die als sogenannte Kaukasier durchgehen wollten und auch durchgingen.
      In dem Moment in dem biologisch unveränderliche Eigenschaft eines Staatsbürgers unterschiedlich gehandhabt wird, auch : juristisch, politisch reicht aber schon, ist es sozusagen versackt.
      “Rasse” darf kein politischer Topos sein.

      MFG + schönen Tag des Herrn noch,
      Dr. Webbaer

      [1]
      Vgl. auch mit diesem Jokus :
      -> https://www.usatoday.com/story/news/politics/2016/09/30/white-house-wants-add-new-racial-category-middle-eastern-people/91322064/

      • @Dr. Webbaer: Hispanics als Rasse, Juden als Weisse passt doch gerade zu meiner Aussage, dass Rasse in den USA die ethnische Zugehörigkeit bezeichnet, quasi den Kulturraum. Amerikanische Juden sind so gesehen Weisse weil sie kulturell weitgehend in der übrigen weissen Bevölkerung aufgehen.
        In den USA gibt es auch eine schwarze Identität. Schwarze wollen sich dann als Schwarze sehen und tendenziell Weisse ausschliessen.

        • @ Herr Dr. Holzherr :

          In den USA gibt es auch eine schwarze Identität. Schwarze wollen sich dann als Schwarze sehen und tendenziell Weisse ausschliessen.

          Die US-amerikanische Idee war halt die Sklaverei [1] und die folgende Segregation an Schwarzen [2] zu kompensieren zu suchen, was OK war, aber falsch ohne Zeitrahmen.
          Die “Rasse”, der Rassenbegriff, muss -zumindest unter Gentlemen.- wegfallen.
          Herr Dr. Joe Dramiga scheint hier verständig zu sein, gehofft werden darf, dass er sich, sogenannte Buren meinend, beizeiten erhebt, um hier klarzustellen.
          Sollte dies nicht erfolgen, wäre dies insgesamt doch erleuchtend.
          MFG
          Dr. Webbaer (der sie meint an Taten zu erkennen, weniger an Worten; ist allerdings schon ein wenig “Old-School”)

  5. Der SPON-Artikel Sichelzellanämie Wenn Rassismus Therapien verhindert passt gut zum Thema, berichtet er doch darüber, dass eine der ersten Gentherapien überhaupt die Sichelzellenanämie heilen könnte und diese Krankheit trifft in den USA in der Mehrheit Schwarze. Für Schwarze gibt es aber eine lange Geschichte der “rassistischen” Medizin, denn ihre Krankheiten erhielten weniger Aufmerksamkeit und Schwarze dienten auch häufiger als Versuchskaninchen in Studien wo beispielsweise schwarze Syhpiliskranke bewusst nicht behandelt wurden nur um den Verlauf der Krankheit studieren zu können. Mit der nun zu erwartenden Gentherapie der Sichelzellenanämie, der vor allem Schwarzen helfen würde, könnte die Medizin nun zeigen, dass es mit dem Rassismus mindestens in der Medizin vorbei ist.

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