Arterienverkalkung: Was die Ärzte tun können

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Bei der Arterienverkalkung spielt Kalk, wie der Name suggeriert, keine Rolle. Vielmehr ist die Ursache eine Beschädigung des Endothels, des Zellverbands, der die Blutgefäße von innen auskleidet. Das Endothel wird durch hohen Blutdruck, Verwirblungen des Blutstroms und Ablagerung von Cholesterin geschädigt. Als Folge davon wird das Endothel umgebaut und es kommt zu einer Einlagerung von Blutplättchen und Fibrin. Es droht eine Verschließung des Blutgefäßes durch Blutgerinnsel, eine Gefäßembolisation. Handelt es sich bei den Blutgefäßen um die Herzkranzarterien droht ein Herzinfarkt, wenn der Herzmuskel nicht ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt wird. Bei den hirnversorgenden Arterien droht ein Schlaganfall mit anschließender Lähmung bestimmter Körpermuskeln. Hans Wallstén hat sich vor Jahrzehnten Gedanken gemacht, wie man diese Gefäßembolisation frühzeitig aufhalten kann und erfand 1986 den Stent.

Einführung des Stents in die Blutgefäße

Der nach seinem Erfinder benannte Wallstent besteht aus einem feinmaschigem Netz, vergleichbar einer metallischen Kabelabschirmung. Er lässt sich zusammendrücken und ist daher beim Einführen in die Blutgefäße ganz schmal. Lässt man ihn jedoch los, so verdickt sich der Stent aufgrund seiner Federkraft erheblich. Der Arzt führt den Stent mithilfe eines Katheters, einem dünnen biegsamen Kabel, über die Schlagader am Oberschenkel ein. An der verengten Stelle gibt er den Stent an der Spitze des Katheters frei. Der Stent spreizt sich und hält den Durchfluss im verengten Blutgefäß offen. Ein Stent für eine Herzkranzarterie misst zusammengepresst gerade 1,5 mm im Durchmesser. Aufgeweitet dehnt er sich dann auf 4,5 mm aus. Der Stent muss aufgeweitet immer einen größeren Durchmesser haben als das Blutgefäß, in das er eingeführt wird, sodass er stets einen Druck auf die Gefäßinnenwand ausübt. 


Abb.1: Wallstent Zwei Stents von schräg vorne mit Zentimetermaß

Endotheliasierung des Stents und Hemmung der Blutgerinnung

Schon wenige Tage nach dem Einsetzen des Stents wachsen Endothelzellen von der Innenseite des Blutgefäßes über die rostfreie Stahlfeder hinweg. Nach wenigen Wochen ist der Stent vollständig von Zellen überwuchert und damit ein integraler Bestandteil der Gefäßwand.

Solange diese sogenannte Endotheliasierung noch nicht abgeschlossen ist, muss ein Blutgerinnungshemmer verabreicht werden. Dieser Stoff verhindert, dass die zirkulierenden Blutzellen (z. B. rote Blutkörperchen und Blutplättchen) am Stent festkleben können. Da der Stent für den Organismus ein Fremdkörper ist, reagieren die Blutzellen auf den „Eindringling“, indem sie zusammenklumpen, was zu einer erneuten Verstopfung des Gefäßes führen kann. Das will man mit dem Blutgerinnungshemmer verhindern. Manchmal ist es bei verengten Herzkranzarterien für einen Stent zu spät, eine Bypass-Operation ist notwendig um den drohenden Herzinfarkt abzuwehren.

Die konventionelle Bypassoperation

Bei der konventionellen Bypassoperation öffnet der Chirurg den Brustkorb um die Verengungen oder Verschlüsse der Herzkranzgefäße mit körpereigenen Gefäßen zu überbrücken. Zu diesem Zweck werden normalerweise Beinvenen (Vena saphena magna) oder die innere Brustwandarterie (Arteria mammaria interna) verwendet, seltener auch eine Arterie aus dem Arm (Arteria radialis) oder aus dem Bauchraum (Arteria gastroepiploica).


Abb.2: Konventionelle Bypassoperation

Diese Operation wird in den meisten Fällen unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine ausgeführt, welche die Versorgung des Körpers mit sauerstoffreichem Blut gewährleistet und es ermöglicht, die Bypässe unter optimalen Bedingungen am (mit speziellen kardioplegischen  Lösungen) stillgelegten, also am nicht schlagenden Herzen an den Kranzgefäßen anzuschließen.  Diese Routinetechnik wird mit sehr hoher Sicherheit für den Patienten und sehr niedrigen Komplikationsraten durchgeführt.

Mit dem Stent und der Bypassoperation haben Ärzte über Jahrzehnte unzählige Menschenleben gerettet, doch beides kann man sich mit einer gesunden Lebensführung und der richtigen Ernährung ersparen. Mehr über die Arteriosklerose könnt ihr in dem lesenswerten Artikel meines Blognachbarn Bastian Greshake von Bierologie erfahren.

Weiterführende Links

Arteriosklerose: Mit Zielerfassung gegen Plaques

Bildnachweis

Abb.1.: Wallstent

Urheber: Frank C. Müller

Datum: 16 Januar 2008

Quelle: Wikimedia Commons

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Abb.2: Konventionelle Bypassoperation

Quelle: Wikimedia Commons

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Veröffentlicht von

Joe Dramiga ist Neurogenetiker und hat Biologie an der Universität Köln und am King’s College London studiert. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Genexpression in einem Mausmodell für die Frontotemporale Demenz. Die Frontotemporale Demenz ist eine Erkrankung des Gehirns, die sowohl Ähnlichkeit mit Alzheimer als auch mit Parkinson hat. Kontakt: jdramiga [at] googlemail [dot] com

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