Anfänge der Logik: Aristoteles und die Stoa

Wenn man die Einsichten der antiken Denker daraufhin untersucht, ob sie noch heute als allgemein gültig betrachtet werden können, so trifft man, abgesehen von vielen mathematischen und einigen physikalischen Aussagen, auf die Aristotelische Logik. Zwar hat man Ende des 19. Jahrhunderts mit der modernen Logik noch etwas „Besseres“ gefunden, aber gültig sind die Aussagen des Aristoteles zu den Gesetzen des Denkens immer noch und sie werden es immer bleiben. Es ist höchst bewundernswert, wie klar Aristoteles die Struktur einer Argumentation gesehen hat und wie er die entscheidenden Kriterien für eine Verlässlichkeit herausgearbeitet hat.

Der erste Schritt geschieht mit einer genauen Analyse einer Schlussfolgerung.  In einem Satz aus der Topik, 1.Buch, 1.Kapitel des Aristoteles heißt es:

  • Der Schluss ist nun eine Rede, bei welcher Einiges vorausgesetzt wird und dann daraus etwas davon Verschiedenes sich mit Notwendigkeit vermittelst jener Vordersätze ergibt.

Das Wesentliche ist hier: „Einiges“ wird vorausgesetzt und „etwas davon Verschiedenes“ ergibt sich. Inwieweit sich dieses „mit Notwendigkeit“ ergibt, wird noch zu diskutieren sein.

Schauen wir uns gleich einmal ein klassisches Beispiel an:

Das „Einige“, was wir voraussetzen, sind die beiden Sätze, auch Vordersätze genannt:

1. „Alle Menschen sind sterblich.“
2. „Sokrates ist ein Mensch.“ 

Das davon Verschiedene, die Konklusion ist der Satz:

                     „Sokrates ist sterblich.“

Wir haben es hier also mit drei Begriffen zu tun: „Sokrates“, „Mensch“ und „sterblich“.  Diese werden in Beziehung gesetzt, „Mensch“ ist der Oberbegriff zu „Sokrates“, „sterblich“ zu „Mensch“. Der Schluss folgt also aus einer Dihairesis, d.h. einer Begriffseinteilung. Ist die Begriffseinteilung richtig, so sind die Vordersätze wahr.

Dann scheint uns der Schluss evident zu sein; für Aristoteles folgt er in der Tat „mit Notwendigkeit“.  Kein Mensch würde das bestreiten, alles andere wäre „unvernünftig“. Dabei nutzen wir aber immer noch unseren „gesunden Menschenverstand“, eben das, was wir als Vernunft bezeichnen.

Wir lassen das einmal so stehen und kümmern uns später noch einmal um diesen Punkt. Zu bemerken ist aber hier schon, dass die Protagonisten dieses Schlusses, d.h. diejenigen, die am Schluss beteiligt sind, drei Begriffe sind, genauer gesagt: Jeweils eine Beziehung zwischen zwei Begriffen bei insgesamt drei Begriffen. Deshalb spricht man hier von einer Begriffslogik.

Logischer Schluss, dialektischer Schluss und Fehlschluss

Über die Sätze, in denen die Begriffe auftreten, wird aber auch etwas gesagt, hier z.B., dass die Vordersätze wahr sind. Im Hinblick auf diese Vordersätze trifft Aristoteles nun eine entscheidende Fallunterscheidung (Aristoteles, kein Datum):

  • Einen Beweis liefert der Schluss dann, wenn er aus wahren und allgemeinen obersten Sätzen, oder aus solchen abgeleitet wird, welche auf wahren und obersten Sätzen der betreffenden Wissenschaft beruhen.
  • Dialektisch ist dagegen derjenige Schluss, welcher sich aus glaubwürdigen Sätzen ableitet.

Es kommt also darauf an, ob die Vordersätze wahr sind oder nur „glaubwürdig“. Oft wird das griechische Wort, das hier mit „glaubwürdig“ übersetzt worden ist, mit „als wahrscheinlich geltend“ übersetzt. Das legt den Gedanken nahe, dass man hier einen Grad von Wahrscheinlichkeit, dafür angeben könnte, ob die Aussage wahr ist. Erst im letzten Jahrhundert hat man eine Wahrscheinlichkeitstheorie entwickeln können, in der man mit verschiedenen Graden von Wahrscheinlichkeiten rechnen kann. Diese kann man genauso gut anwenden, wenn man von Graden der Glaubwürdigkeit ausgeht.

Bei einem Beweis aber, bei dem man von einem logischen Schluss reden kann, haben wir es also mit „sicherem Wissen“ zu tun, bei einem dialektischen Schluss dagegen nur mit „unsicherem Wissen“. Wir werden in späteren Blogbeiträgen uns ausführlich damit beschäftigen, welche Art von Erkenntnissen man bei sicherem bzw. unsicherem Wissen erlangen kann.

Wichtig ist hier zunächst, dass man erst einmal überhaupt unterscheidet zwischen einem „Beweis“, bei dem man unterstellen muss, dass die Vordersätze wahr sind, und einem dialektischen Schluss, bei dem man nur von „glaubwürdigen“ Vordersätzen ausgehen kann.

Über die „wahren und allgemeinen obersten Sätzen“ sagt er:

  • Wahre und oberste Sätze sind die, welche nicht vermittelst anderer, sondern durch sich selbst gewiss sind. Denn bei den obersten Grundsätzen der Wissenschaften darf man nicht nach einem Grunde für dieselben verlangen, sondern jeder dieser Grundsätze muss durch sich selbst gewiss sein.

Das sind also Grundsätze, die später Axiome genannt wurden und bei Euklid von Alexandria eine große Rolle in einem axiomatisch-deduktiven System spielen. Wir dürfen aber annehmen, dass es auch außerhalb von speziellen Wissenschaften „durch sich selbst gewisse“ Sätze gibt, wie eben: „Alle Menschen sind sterblich“.

Die „Glaubwürdigkeit“ von Sätzen bestimmt er so (ebda.):

  • Glaubwürdig sind Sätze, wenn sie von Allen, oder von den Meisten oder von den weisen Männern und zwar bei Letzteren von allen, oder von den meisten oder von den erfahrensten und glaubwürdigsten anerkannt werden.

Hier stehen wir nun „mitten im Leben“. Es ist ja fast immer der Fall, dass wir es mit Sätzen zu tun haben, die wir nur glauben können. Auch als Wissenschaftler muss man fast alles glauben, z.B. den Aussagen der Wissenschaftler eines anderen Faches, ja selbst dann auch jenen des eigenen Faches, wenn man die Aussagen nicht selbst nachgeprüft hat oder nicht direkt nachprüfen kann. „Glaubwürdigkeit“ ist also für eine Gesellschaft ein hohes Gut. Insbesondere heute ist oft nicht leicht, zu entscheiden, wem man denn glauben soll.

Schließlich beschäftigt sich Aristoteles auch mit dem Fehlschluss:

  • Ein Fehlschluss ist ein solcher, welcher aus scheinbar glaubwürdigen Sätzen, ohne dass sie es wirklich sind, abgeleitet wird, oder welcher aus wirklich glaubwürdigen oder aus nur so scheinenden Sätzen bloß scheinbar abgeleitet wird.

Der Fehler kann also bei den Vordersätzen, den Voraussetzungen, liegen. Das ist trivial. Interessanter ist der Fall, dass die Schlussregel nicht taugt, dass eine Ableitung nur „scheinbar“, nicht wirklich vorliegt.

Ein solcher Fehlschluss, der sich aber oft versteckt hält, ist der „Fehlschluss der vier Terme“. Dieser sei am folgenden Beispiel besonders deutlich demonstriert:

1. Herr X ist ein toller Hecht.
2. Ein Hecht hat Schuppen

Also: Herr X hat Schuppen.

Hier hat sich beim Übergang vom ersten zum zweiten Vordersatz eine Bedeutungsverschiebung ergeben. Ein „Hecht“ im 1. Satz bedeutet etwas anderes als ein „Hecht“ im zweiten Satz. Eigentlich müsste man von zwei Begriffen „Hecht1“ und „Hecht2“ reden, und es wären nicht drei, sondern vier Terme im Spiel – deshalb der Name.

Da wir in unseren Überlegungen und Diskussionen ständig mit unklaren Begriffen argumentieren, werden uns häufig solche Fehlschlüsse unterlaufen.

Der erste große Schritt in der Analyse eine Argumentation ist also getan: Eine Unterscheidung zwischen einer Schlussregel und dem „Vorausgesetzten“, eine Fallunterscheidung zwischen wahren und nur glaubwürdigen Vordersätzen sowie eine Untersuchung der Möglichkeiten eines Fehlschlusses. Hier scheint wieder der große Systematiker hindurch. Im nächsten Blogbeitrag werden wir, wiederum systematisch, verschiedene Typen von Vordersätzen und Schlussregeln unterscheiden.

Die Logik bei den Stoikern

Etwa 100 Jahre später entstand in der philosophischen Schule der so genannten Stoa ein etwas anderer Ansatz für eine Logik. Chrysippos (-276 bis -204) von Soloi (Kilikien) war wohl derjenige Vertreter dieser Schule, der sich am erfolgreichsten mit der Logik befasst hat.

Nach Diogenes Laertius waren seine außerordentlich zahlreichen Bücher zur damaligen Zeit sehr berühmt (Laertius, 2015, p. 415ff). Der Ansatz von Aristoteles war auf die Dauer allerdings ungleich wirkmächtiger. In allen Jahrhunderten bis hin zur Zeit Gottlob Freges (1848 bis 1925), der die moderne mathematische Logik begründete, war die Logik mit dem Namen Aristoteles verknüpft; die stoische Logik war im Mittelalter fast vergessen, ihre Bedeutung wurde erst im Jahre 1950 vom amerikanischen Wissenschaftstheoretiker Benson Mattes wiederentdeckt. Ich denke, sie wird immer noch unterschätzt.

Die stoische Logik fußte auf den Erkenntnissen, die schon die „Megariker“ gewonnen hatten, welche sich auf Euklid von Megara beriefen. Stiplon, Diodoros Kronos und Philon von Megara waren die prominentesten Vertreter dieser Gruppe. Die stoische Logik war im Ansatz schon eine Aussagenlogik, während die Aristotelische Logik, wie schon erwähnt, eine Begriffslogik war. Aristoteles war in der Platonischen Akademie aufgewachsen und hatte deshalb wohl die Platonische Begriffseinteilung (Dihairesis) verinnerlicht. Seine Logik wurde somit eine Begriffslogik. Die Megariker waren frei von solchem Einfluss, sahen in der Dialektik wohl direkter das Problem, eine Argumentation auf ihre Überzeugungskraft abzuklopfen. Für sie standen somit die Aussagen im Vordergrund.

Schon Aristoteles hatte ja gesehen, dass es darauf ankommt, ob die Vordersätze wahr, nur glaubwürdig oder nicht wahr sind. Die Schlussregeln mussten bei ihm aber von den Beziehungen zwischen Begriffen besorgt werden. Nun geht es bei den Schlussregeln aber um den „Transport von Wahrheit“ – von den Vordersätzen auf die Konklusion. Warum sollten dann die Protagonisten, die dieses bewerkstelligen sollen, nicht die Sätze selbst sein? In einer Aussagenlogik muss es dann auch nur darum gehen, ob die Vordersätze wahr sind oder nicht. Begriffe tauchen nicht mehr explizit auf.

Es interessieren dann auch nicht mehr „kategorische Urteile“, wie „Alle Menschen sind sterblich“, in dem ein Urteil über die Kategorien gefällt wird, in dem also die Kategorie „Mensch“ z.B. in Beziehung zur Kategorie „sterblich“ gesetzt wird. Solch ein Urteil, welches ja einer Begriffseinteilung entspricht, ist vom „synthetischen Urteil“ zu unterscheiden, welches in unserer heutigen Sprache der Verknüpfung „A und B“ oder „A oder B“ zweier Aussagen A bzw. B entspricht. Hier werden also nun Sätze A und B auf verschiedene Weise verknüpft.

Eine besonders wichtige Verknüpfung ist die „Implikation“: Wenn A, dann B, z.B. “Wenn es regnet, dann ist die Straße nass“. Dabei ist A = es regnet“, B = „die Straße ist nass“. Also wenn A der Fall ist, dann ist B der Fall. Eine Implikation kann auch wahr, glaubwürdig oder falsch sein. Diese Verknüpfung kannten schon die Stoiker: „Eine Implikation sei wahr, deren Nachsatz im Vordersatz dem Sinne nach enthalten sei“.  (Sextus Empiricus: Pyrronische Skepsis II,112. S.181, nach Schupp, I, S. 346). Mit diesem Satz schlossen sie den Fall aus, dass die Implikation keinen Sinn ergibt, wie im Beispiel: „Wenn 2 + 2 = 4 ist, dann hat mein Freund heute Geburtstag“. Solch ein Fall führte zu Schwierigkeiten bei der Formulierung bestimmter Schlussregeln, wie wir gleich sehen werden.

Die Stoiker formulierten nämlich fünf „unbeweisbare Schlussregeln“, und es soll auch Regeln gegeben haben, wie man allgemeinere Schlussformeln auf diese grundsätzlichen „unbeweisbaren Schlüsse“ zurückführen kann. Einer dieser Schlüsse ist mit dem „modus ponens“ identisch, einer Schlussregel, in der die Implikation eine wichtige Rolle spielt. Dieser Schluss lautet:

Sei die Aussage A wahr, und sei auch wahr:
Wenn A wahr ist, dann ist auch B wahr.
Dann folgt: Die Aussage B ist wahr.

Für jeden Menschen ist das sofort einzusehen, und so nimmt es auch nicht wunder, dass diese Regel schon zu den „unbeweisbaren Schlüssen“ der Stoiker gehört.

Um den „modus ponens“ gab es aber ständig große Diskussionen. Man diskutierte ja stets alle logischen Schlüsse immer nur inhaltlich, also bei gegebener Bedeutung der Sätze oder Begriffe. Der „modus ponens“ enthält aber als Vordersatz die Implikation. Weil diese nun auch unsinnig sein konnte wie im obigen Beispiel, „Wenn 2 + 2 = 4, dann hat mein Freund heute Geburtstag“, zweifelten die Logiker immer an der allgemeinen Korrektheit dieser Schlussregel.

Die „unbeweisbaren Schlüsse“ gehörten lange Zeit zum Schulwissen der Spätantike; Schriften von Cicero (-106 bis -43) oder Isodor von Sevilla (560 bis 630) zeugen davon.

Der Unterschied von aristotelischer und stoischer Logik wurde schon in der Spätantike von vielen nicht mehr gesehen, wie man aus Werken von Cicero oder Galen entnehmen kann. Allerdings verglich noch der Neuplatoniker Porphyrios (234 bis 305) die stoische mit der aristotelischen Logik im Hinblick auf Terminologie und Zielsetzung. Boethius (477 bis 524) konnte dann über die stoische Logik nur noch berichten. Wenn man später von Logik redete, meinte man immer die aristotelische Logik (Schupp, I, S.349) und man bezog sich dabei vorwiegend auf die Schriften von Boethius. Was von der stoischen Logik blieb, war die Unterscheidung von kategorischen und synthetischen Urteilen sowie die Kenntnis des „modus ponens“ als Schlussregel, ohne dass man dabei die stoische Logik kannte.

Die stoische Logik war dadurch, dass sie eine frühe Form einer Aussagenlogik war, der modernen Logik viel näher, wie sie Ende des 19. Jahrhunderts von Gottlob Frege formuliert wurde. Was ihr fehlte, war ein entscheidender Schritt: Die Entdeckung, dass wie für die Mathematik auch für die Logik eine eigene formale Sprache nötig ist, damit die Gesetze des folgerichtigen Denkens unabhängig von der Bedeutung der Aussagen formuliert werden können. Dann lässt sich „rechnen“ wie in der Mathematik. Auf dieser Ebene kann dann die Korrektheit von Ableitungen definiert und auch geprüft werden. Bei einer solchen strikten Trennung von Syntax und Semantik, d.h. von Grammatik und Bedeutung, wird das oben geschilderte „Sinnproblem“ der Implikation irrelevant.

Somit haben wir uns zunächst mit formalen Sprachen zu beschäftigen, ehe die moderne Aussagenlogik vorgestellt werden kann. Zuvor aber müssen wir uns noch der Vollständigkeit halber explizit mit den Schlussregeln der Aristotelischen Logik beschäftigen.

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Veröffentlicht von

Josef Honerkamp war mehr als 30 Jahre als Professor für Theoretische Physik tätig, zunächst an der Universität Bonn, dann viele Jahre an der Universität Freiburg. Er hat er auf den Gebieten Quantenfeldtheorie, Statistische Mechanik und Stochastische Dynamische Systeme gearbeitet und ist Autor mehrerer Lehr- und Sachbücher. Nach seiner Emeritierung im Jahre 2006 möchte er sich noch mehr dem interdisziplinären Gespräch widmen. Er interessiert sich insbesondere für das jeweilige Selbstverständnis einer Wissenschaft, für ihre Methoden sowie für ihre grundsätzlichen Ausgangspunkte und Fragestellungen und kann berichten, zu welchen Ansichten ein Physiker angesichts der Entwicklung seines Faches gelangt. Insgesamt versteht er sich heute als Physiker und "wirklich freier Schriftsteller".

26 Kommentare

  1. Dass die moderne Aussagenlogik auf die Stoiker zurückgeht, das ist bemerkenswert. Vorallem, warum beschäfttigen sich Menschen vor 2300 Jahren mit Problemen, die dem Neuzeitmenschen noch schwer fallen zu verstehen.
    Die Logigbausteine in Computern arbeiten übrigens nach dieser formalen Aussagelogik, die keinen Bezug zum Sinn einer Aussage hat, sondern nur zu deren Form.
    Anders wäre es auch nicht möglich, dass computer denken können. Wir können jetzt präzisieren, computer denken nicht nach der aristotelischen Logik, sondern nach der stoischen Logik.

  2. Verständnisfrage(n) zwischendurch, lieber Herr Honerkamp, und zwar hierzu :

    1.) Einen Beweis liefert der Schluss dann, wenn er aus wahren und allgemeinen obersten Sätzen, oder aus solchen abgeleitet wird, welche auf wahren und obersten Sätzen der betreffenden Wissenschaft beruhen.
    2.) Dialektisch ist dagegen derjenige Schluss, welcher sich aus glaubwürdigen Sätzen ableitet. [sinngemäß als Zitat dem dankenswerterweise bereit gestellten Aufsatz entnommen, Autor Josef Honerkamp, hier, also in dieser Inhalte-Einheit]

    …und zwar diese :

    Ist alles, was weltlich ist, ‘dialektisch’, verabredungsgemäß sozusagen, wobei nicht zwei Seiten gemeint sein müssen, sondern auch die Menge gemeint sein kann, aber nicht gemeint sein muss, und alles, was wahr ist, rein logisch bzw. tautologisch?

    (So dass, wenn die Antwort “Ja!” lautet, Aristoteles als Erstem die hier, nun, (einigen) auf der Hand liegende Schichtentrennung gelang?
    So dass das Bemühen um die Natur Veranstaltung zu sein hat (gerne der szientifischen Methode folgend) und das Bemühen um die Logik rein formal sozusagen ist, einen anderen Veranstaltungsort hat, nämlich im Hirn (und dies auch nur, wenn Sprachlichkeit bereit steht)?)

    MFG
    Dr. Webbaer (der hier nur interessierter Laie ist oder Dilettant, sich nicht sonderlich, an dieser Stelle, von der nicht philosophisch speziell gebildeten Menge abheben möchte – dem auch einige Jas genügten)

  3. Bonuskommentar hierzu :

    Oft wird das griechische Wort, das hier mit „glaubwürdig“ übersetzt worden ist, mit „als wahrscheinlich geltend“ übersetzt.

    Die Glaubwürdigkeit meint ja die Veranstaltung, auch Autoritätsbefugnisse sozusagen von Aussagenden, deren Aussagen dann, auch auf Grund ihrer Plausibilität (“Beklatschenswertheit”) anzunehmen sind, im Sozialbezug, oder wenn andere von sich immer wiederholenden Erfahrungen berichtet haben, empirisch, und die (Natur-)Welt meinend, während die mathematische (hier ist immer die Fähigkeit gemeint) oder vielleicht besser die rein theoretische Denkbarkeit im Sinne von “nicht vollständig wahr” das Innere des Erkenntnissubjekts meint, seine Fähigkeit zu abstrahieren (“abzuziehen”), gar unabhängig, sozusagen, von der Außenwelt, der Physik oder Natur.

    So dass im Denkmöglichen eine Katze nicht nur binär lebend oder tot ist, sondern sich in einem wahlfrei beliebig denkbaren Zwischenzustand befinden könnte, in eben einem Denkmöglichen.
    So dass wahlfrei derartige Zustände nicht nur als Skalar, sondern eben beliebig im Inneren des Erkenntnissubjekts theoretisiert werden könnten, im Sinne rein theoretischer Sichtenbildung (die Theorie meint die Sicht, die Theoretisisierung die Sichtenbildung), im Sinne dreiwertiger Logik oder auch ganz anders.

    Woll? – Oder gell?

    MFG
    Dr. Webbaer (der natürlich (“geboren”) hier nicht vorgreifen will, nur dankend und natürlich stets laienhaft ein wenig stochert, wie fast immer und fast überall – denn das Fachgebiet ist selten verteilt, so dass jeder fast überall soz. Ausländer oder vielleicht besser : fachfremd ist oder sein muss)

  4. Dr. W. , Josef Honerkamp
    Denken auf Logik und Hermeneutik zu reduzieren ist , bzw. Beweis und Dialektik ist methodisch erlaubt, führt aber in die naturwissenschaftliche Ecke.
    Die griechischen Denker haben sich auch mit Staatslehre, Recht und Ethik auseinandersgesetzt, das geht bei dieser Vorgehensweise verloren.
    Erinnert sei an dieser Stelle an Schopenhauer „Die Welt als Wille und Vorstellung“ und an Martin Heideggers „Baum“, wo sich zwei vollkommen konträre Vorstellungen von „Denken „ präsentieren.
    Schopenhauer geht den Weg der Vorsokratiker, wo mit Denken eher Nachdenken , Reflektieren, gemeint ist.
    Heidegger ist da viel direkter mit seinem“ blühenden Baum“, wo Denken als Aufeinandertreffen von Subjekt und Objekt verstanden wird.
    „Der Baum schaut uns an, wir stehen von Angesicht zu Angesicht dem Baum gegenüber und auch der Baum steht uns gegenüber.
    Was soll diese Denkweise?
    Sie soll uns sagen, was Denken nicht ist, es ist keine Vorstellung über den Baum, wie es sich Schopenhauer ausgedacht hat.
    Und in dem Augenblick , wo uns der Baum gefangen nimmt mit seiner Schönheit, verlassen wir die Philosophie und kehren dorthin zurück, woher wir kommen, auf den Boden.
    Denken wird damit zum Gegenteil von Philosophieren, bemerkenswert nicht ?

    Dieser kleine Ausflug in die nahe Vergangenheit war notwendig, damit wir uns nicht ganz von den Vorsokratikern „einwickeln“ lassen.

  5. @Webbaer:

    So dass das Bemühen um die Natur Veranstaltung zu sein hat (gerne der szientifischen Methode folgend) und das Bemühen um die Logik rein formal sozusagen ist, einen anderen Veranstaltungsort hat, nämlich im Hirn (und dies auch nur, wenn Sprachlichkeit bereit steht)?)

    Ja, das werde ich auch noch ausführlicher besprechen.

  6. @Bote 19:

    Die griechischen Denker haben sich auch mit Staatslehre, Recht und Ethik auseinandersgesetzt, das geht bei dieser Vorgehensweise verloren.

    Was heißt hier “verloren”? Da (Staatslehre, Recht und Ethik) werden ganz andere Fragen gestellt. Und beim Versuch, diese zu beantworten, geht es ohne “Logik und Hermeneutik” nicht, wenn man das so wissenschaftlich wie möglich betreiben will. Und das man das so machen will, ist ja wohl Konsens unter allen Zivilisierten.

  7. @ Kommentatorenfreund ‘bote19’ und zum Zitat :

    Der Baum schaut uns an, wir stehen von Angesicht zu Angesicht dem Baum gegenüber und auch der Baum steht uns gegenüber.
    Was soll diese Denkweise?
    Sie soll uns sagen, was Denken nicht ist, es ist keine Vorstellung über den Baum, wie es sich Schopenhauer ausgedacht hat.
    Und in dem Augenblick , wo uns der Baum gefangen nimmt mit seiner Schönheit, verlassen wir die Philosophie und kehren dorthin zurück, woher wir kommen, auf den Boden.
    Denken wird damit zum Gegenteil von Philosophieren, bemerkenswert nicht ?

    Da ist was dran, vor allem, wenn sich vorgestellt wird, dass der “Baum” auch ein Hunde sein könnte, mit Zähnen dran und schlecht gelaunt.

    Insofern wird auch von der szientifischen Methode (leider immer noch kein d-sprachiger Inhalt in der bekannten Online-Enzyklopädie vorhanden) gesprochen und geschrieben, d.h. es wird im Sinne des angemängelten Schopenhauers bewusst reduziert auf das Denken (als Methode).

    Der Mensch denkt aber nicht immer nur (bewusst), sondern funktioniert auch in anderen Schichten sozusagen, so dass Heidegger selbst reduziert hat, um anklagen zu können, mutmaßlich.

    Die Philosophie darf die o.g. Methode i.p. Fragestellung “Was ist und was mache ich damit?” verlassen, irgendwie gnostisch werdend, aber dies am besten bewusst und nicht mit der Scientia verwechselnd.

    MFG
    Dr. Webbaer

  8. Josef Honerkamp,
    wenn ich Sie bis jetzt richtig verstanden habe, geht es Ihnen um eine Geschichte des Denkens am Beispiel der Entwicklung der Naturwissenschaft.
    Noch etwas unbestimmt scheint mir der Begriff der Logik. Und dabei sind wir bei Aristoteles. Wenn man darunter “folgerichtiges Denken ” versteht, im Gegensatz zur Spekulation, und dann bei Frege enden, dann ist das absolut richtig, Keine Kritik.
    Meine Denkweise geht dabei auch rückwärts, wenn Sie Frege anführen als Musterbeispiel formalen logischen Denkens, dann kommen wir im Rückschritt zu den Stoikern und noch weiter zurück zu Parmenides.
    Was nämlich noch nicht ausgesprochen wurde, und was die Grundlage des das Denkens ist, das ist der Gedanke.
    Was ist ein Gedanke ??
    Und dabei hat sich Parmenides zu einer ganz radikalen Sicht hinreisen lassen : “Das Denken und das Sein sind das gleiche” (sinngemäß)
    Für mich folgt daraus, dass aus der Sicht von Parmenides, der den Gedanken ontologisch begreift und Frege, der Denken ganz formal sieht, die Welt , das Sein, nicht nur materiell zu verstehen ist, sondern eine Synthese aus Denken und Sein. Also Geist und Materie. Mir ist es wichtig, dass die idealistische Denkweise vom Sein der Ideen nicht vergessen wird, weil sie auch die Grundlage der Religionen darstellt.
    Und zur Geschichte des Denkens gehören auch die griechische Tragödie. Und , um nur ein Beispiel zu nennen, die Iphigenie, deren Problem lässt sich nicht logisch lösen, deswegen ist sie immer noch aktuell. Mit Logik allein, kann der Mensch seine Aufgaben nicht bewältigen, da kommt noch etwas hinzum was Sie bis jetzt verschwiegen haben.

  9. @bote19:

    Mit Logik allein, kann der Mensch seine Aufgaben nicht bewältigen, da kommt noch etwas hinzum was Sie bis jetzt verschwiegen haben.

    Ich habe nie behauptet, dass Logik hinreichend* ist, sie ist nur notwendig*, wenn man “vernünftig” leben will. Ich will deshalb auch nicht die Welt erklären, sondern nur zeigen, dass man die Möglichkeiten von Erkenntnissen besser beurteilen kann, wenn man genauer weiß, was Logik kann und was sie nicht kann.

    *Dieser Unterschied wir übrigens in der Logik ganz klar

  10. Mit Logik allein, kann der Mensch seine Aufgaben nicht bewältigen, da kommt noch etwas hinzum was Sie bis jetzt verschwiegen haben.

    @bote19:
    Was ist denn Ihrer Auffassung Aufgabe des Menschen?

  11. Der Logik kann nicht sinnhaft gegengesprochen werden.
    Sie darf ergänzt werden, in etwa so, wie auch die szientifische Methode nicht bei der Bearbeitung von Allem hilft.

    MFG
    Dr. Webbaer (der auch die Klarheit der geäußerten Gedanken des hiesigen Inhaltegebers mag)

  12. Josef Honerkamp,
    Logik ist notwendig, aber nicht hinreichend. Sehr gut !
    Darauf wollte ich hinaus. Wir verdanken den griechischen Denkern auch den Humanismus . Und das ist es wert, dass er erwähnt wird. Zu Ihrem naturwissenschaftlichem Längsschnitt könnte man jetzt auch einen geisteswissenschaftlichen Längsschnitt anfügen.

    Deutesfeld
    Was ist die Aufgabe des Menschen ? Ganz lapidar, dass er seine Pflicht erfüllt.
    Was man unter Pflicht versteht, kann nur im Kontext mit dem Kulturkreis gesehen werden , indem “Mensch” lebt.
    Und wenn die weltlichen Pflichten dann noch mit “religiösen” Pflichten konkurrieren, dann haben wir die Tragödie, die griechische Tragödie.

  13. Die stoische Logik ist schon recht nah an der Aussagenlogik, aber auch die aristotelische Logik hat schon eine gewisse Nähe zur Mathematik – wobei Aristoteles das womöglich nicht so sah und unter Mathematik vor allem die von den Griechen betriebene Geometrie verstand.
    Erstaunlich ist für mich nur, dass erst George Boole einen eigentlichen Logikkalkül, eine Algebra der Logik schuff – und George Boole lebte im 19. Jahrhundert, zu einer Zeit als bereits differenziert und integriert wurde. Man könnte durchaus sagen, dass auch die Mathematik eine Art kambrische Explosion (analog zur biologischen kambrischen Explosion) erlebt hat und diese bahnte sich erst im 16./17. Jahrhundert an und führte zu einer ähnlichen „Artenvielfalt“ in Bezug auf das, was man nun alles mathematisch angehen konnte wie die kambrische Explosion in der Natur.
    Allerdings ist das nur mein wenig informierter Eindruck. Es könnte durchaus sein, dass es schon früher vielfältige mathematische Ansätze gab, die aber auf wenig Resonanz stiessen und deshalb nicht bis zu mir durchgedrungen sind.

  14. Es sollte meines Erachtens allerdings auch nicht unerwähnt bleiben, dass die Entwicklung dessen, was heute moderne Logik genannt wird, historisch erst durch einen ziemlich radikalen Bruch mit der traditionellen Logik eingeleitet wurde. Zu den Unzulänglichkeiten der letzteren hat nicht zuletzt Bertrand Russell verschiedentlich dezidiert Stellung bezogen. In The Art of Philosophizing (Philosophical Library, 1968) schreibt Russell:

    Logic was practically invented by Aristotle. For nearly two thousand years, his authority in logic was unquestioned. To this day, teachers in Catholic educational institutions are not allowed to admit that his logic has defects, and any non-Catholic who criticizes it incurs the bitter hostility of the Roman Church. I once ventured to do so on the radio, and the organizers who had invited me were inundated with protests against the broadcasting of such heretical doctrine. Undue respect for Aristotle, however, is not confined to Catholic institutions. […] If you wish to become a logician, there is one piece of advice which I cannot urge too strongly, and that is: Do NOT learn the traditional formal logic. In Aristotle’s day it was a creditable effort, but so was the Ptolemaic astronomy. To teach either in the present day is a ridiculous piece of antiquarianism.

    Das schrieb er bereits irgendwann in den 1940ern, doch gewiss wird sich nichts daran ändern, dass die moderne Logik nicht allen in den metaphysischen Kram passt. Als ein recht prominentes katholisches Beispiel wäre hier Peter Geach zu nennen, der immerhin Logik an der University of Leeds lehrte, gleichsam ein vatikanisches U-Boot in britischen Gewässern im Einsatz gegen die Errungenschaften der Aufklärung.

  15. @Was sind Gedanken?

    Ich habe mal gelesen, dass ein mathematische Beweis dann gültig ist, wenn entsprechend kundige Mathematiker das Gefühl haben, dass er gültig ist. Ich einfachen Fällen ist eine völlige Formalisierung möglich, aber im Grunde gilt vor allem das Gefühl von Richtigkeit.

    Der Mensch wächst im Laufe seines Lebens in die Welt hinein, und lernt dabei Gesetze der Physik auf der einen Seite, und Gesetze der Logik auf der anderen Seit kennen. Mit teilweise recht individuell verschiedenem Ausmaß.

    Zum Beispiel lernen Kleinkinder irgendwann die Objektpermanenz kennen. Wenn man ein Spielzeug unter einem Hut versteckt, suchen sie das Spielzeug erst da, wenn sie die Objektpermanenz begriffen haben. Vorher gucken sie erstaunt, dass das Spielzeug verschwunden ist.

    So sind die Grundlagen der Logik und auch der physikalischen Mathematik in der Welterfahrung des Menschen begründet. Deswegen können wir dies alles am Ende verstehen, wenn wir uns lange und intensiv damit beschäftigt haben.

    Was jetzt Gedanken wirklich sind, das ist vielleicht vor allem eine Frage an Hirnforscher?

  16. @Chrys:

    Do NOT learn the traditional formal logic. In Aristotle’s day it was a creditable effort, but so was the Ptolemaic astronomy. To teach either in the present day is a ridiculous piece of antiquarianism.

    Dieser Ansicht von Russel möchte ich mich nich anschließen. An den alten Theorien kann man besonders deutlich sehen, welchen Fortschritt die neuen darstellen. Man lernt ja das Eigene meist besser kennen, wenn man das Andere sieht. Allerdings sollte man nicht zu viel Zeit ins Alte stecken.

  17. @Tobias Jeckenburger:

    So sind die Grundlagen der Logik und auch der physikalischen Mathematik in der Welterfahrung des Menschen begründet.

    Ja, aber “Welterfahrung” verstanden als Erfahrung des Spezies im Laufe der Evolution. Nur diejenigen werden sich dabei besser fortpflanzen, welche die Logik irgendwie im Leben berücksichtigen und deshalb eher überleben.

  18. Zu Bote
    ” Was ist ein Gedanke ? ”
    Für mich ist DENKEN keine philosophische Kategorie, sondern eine geistige .
    Bei einer Meditation erkennen sie, dass das ,was wir “Gedanken” nennen, spontan ins Bewusstsein tritt und….schenken wir ihnen keine Beachtung/Bewertung , wieder vergeht. Im Buddhismus werden Gedanken, Gefühle und Empfindungen durch den Geist (nur) beobachtet und wir erkennen ihr Wesen damit besser. (In der altindischen Philosophie ist es das Höhere Selbst ). Gedanken kommen ,meiner Vermutung nach , aus GlaubensMustern, aus bereits bewerteten Erfahrungen. Gedanken sind als Bewertungen emotional auch mit Gefühlen besetzt.Je stärker die Gefühle, um so stärker die Kraft der Gedanken, um so schneller ihr Weg ins Bewusstsein,um so mehr beschäftigen sie uns ….

  19. Golzower
    es ist schon bemerkenswert, wir betreiben hier einen Gedankenaustausch und können nicht sagen was Gedanken sind.
    Und es ist bemerkenswert, dass Sie die Gedanken als geistige Disziplin ansehen.
    Für mich sind Gedanken kleine logische Einheiten, die die Logik des Universums dem Menschen verständlich machen.
    Und diese Gedanken können die Menschen motivieren und ihrem Leben einen Sinn verleihen.

    Dieser Sinn wird ja von den materialistischen Philosophen geleugnet. Er wird als Ergebnis der Evolution gedeutet, das was sinnvoll ist , hat sich in der Evolution durchgesetzt.

    Und was machen wir gerade, wir machen uns Gedanken über Gedanken.

    Tobias Jeckenburger,
    Gedanken und die Hirnforscher.
    Das wäre so, als wenn sie die Bedeutung eines Verkehrsschildes nachschlagen und stattdessen die Erklärung finden, dass das Stoppschild aus Titanblech gemacht ist.
    Bei den Gedanken geht es um den Sinn. Der lässt sich vom Hirnforscher nicht erschließen.

  20. @Jeckenburger
    Wenn unser Gehirn einen neuen Reiz verarbeitet, dann kann dies unbewusst geschehen (dann bekommen wir nichts davon mit) – oder bewusst (dann können wir davon erzählen).
    Wird bei der Verarbeitung eines Reizes eine bestimmte Aktivitätsschwelle überschritten (z.B. indem man den Fokus der Aufmerksamkeit darauf richtet), dann wird der Inhalt dieser Gehirnaktivität der bewussten Wahrnehmung zugänglich – das was wir dabei erleben sind die GEDANKEN.

    Zum Denken benutzt unser Gehirn zwei unterschiedliche Strategien:
    A) als Reaktion auf einen neuen Reiz wird sofort eine vergleichbare Erfahrung reaktiviert. Somit sind wir in der Lage, sofort zu reagieren. Dies ist eine Überlebensstrategie – Schnelligkeit geht vor Genauigkeit (deswegen kann eine schnelle Reaktion oft falsch sein)
    B) Als Reaktion auf einen neuen Reiz wird nicht die erste/schnellste Gehirnantwort (= A) ) genommen – sondern man nimmt sich Zeit, um verschiedene Erfahrungen aus dem Gedächtnis dazu zu benutzen – um sowohl diesen neuen Reiz am besten zu verstehen, wie auch um verschiedene Antwortenvarianten zu überlegen. Man bezeichnet diese Vorgehensweise als Nachdenken.

    Diese unterschiedlichen Denkweisen bezeichnet man als ´schnelles Denken – langsames Denken´ (Prof. Kahnemann: thinking fast and slow)

    Damit man beim langsamen, reflektierenden Nachdenken zu möglichst guten Ergebnissen kommt – wurden schon seit der Antike als Hilfsmittel verschiedene Regeln des logischen Denkens entwickelt; was ja Thema dieses Blog-Beitrags ist. Solche Regeln können helfen, die eigene Denkweise zu hinterfragen und/oder zu strukturieren – womit das Denken erleichtert wird

  21. @Josef Honerkamp

    Klar sind Welterfahrung nur auf der Biologischen Konstitution des Gehirn möglich, hier ist uns wohl einiges in die Wiege gelegt. Dennoch muss das meiste wohl erst in konkreter Lebenserfahrung so richtig verinnerlicht werden. Schulausbildung muss immer wieder neu gelernt werden. Das ist Mühsam, und auch Mathematik und Logik müssen immer wieder neu unterrichtet werden.

    @Golzower

    Ich denke auch, dass die geistige Seite des Bewusstseins eine wesentliche Rolle spielt. Sie unterstützt das Denken, und sie schafft eine direkte Verbindung zur Außenwelt und zum geistigen Kosmos, und ist damit wesentlich für wirkliches Weltverständnis.

    Was jetzt Gedanken wirklich sind, das ist dennoch vor allem eine Frage an Hirnforscher. Ich verspreche mir von der zukünftigen genauen Erforschung des Gehirns eine Aufklärung darüber, was Gedanken als Gehirnvorgänge konkret sind, und genauso die genaue Kenntnis von der geistigen Seite des Bewusstseins.

  22. @bote19

    „Das wäre so, als wenn sie die Bedeutung eines Verkehrsschildes nachschlagen und stattdessen die Erklärung finden, dass das Stoppschild aus Titanblech gemacht ist.“
    Das Titanblech interessiert mich durchaus. Noch interessanter ist die Frage, ob auf dem Blech was Festes aufgedruckt ist, oder ob da ein Computerdisplay steht. Das würde uns der Antwort auf die Frage näher bringen, ob unsere Gedanken eine geistige Seite haben.

    Wenn in Zukunft die Hirnforschung eine genaue Kartierung aller Nervenzellen und deren Verbindungen – das sogenannte Konnektom – herstellen kann, verspreche ich mir davon eine Menge interessante Antworten. Wenn unser Bewusstsein tatsächlich eine Synthese von kosmischem Bewusstsein mit dem lokalem Gehirn ist, wird sich das im Aufbau des Konnektoms wiederfinden.

    Der Sinn unserer Gedanken und unseres ganzen Lebens ist relevant. Die Art und Weise, wie wir die Welt verstehen, ist entscheidend, wenn es darum geht, wie wir leben und was wir mit unserem Planeten anstellen. Da hilft der Hirnforscher erstmal nicht weiter. Dafür müssen wir unseren Verstand nicht unbedingt verstehen, aber ganz bestimmt benutzen.

    @KRichard

    „Solche Regeln können helfen, die eigene Denkweise zu hinterfragen und/oder zu strukturieren – womit das Denken erleichtert wird“
    Genau das ist der Grund, warum Philosophie und Mathematik so sinnvoll sind. Auch die Anerkennung der Evidenz von Fakten, und die Anerkennung von ziemlich gesicherten wissenschaftlichen Theorien helfen, sich sinnvoll im Leben zu bewegen.

  23. @Jeckenburger
    Mit Ihrer Annahme eines ´kosmischen Bewusstseins´ haben Sie die einfachsten Regeln der Logik missachtet: diese Idee ist ein Fehlschluss

    Begründung:
    Für den Begriff ´Bewusstsein´ gibt es bereits eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten/Kriterien: Demnach entsteht ein Bewusstsein nur dann, a) wenn ein biologisch aktives Gehirn beteiligt ist, wobei b) verschiedene Gehirnareale vernetzt miteinander arbeiten müssen und außerdem c) eine bestimmte Aktivitätsschwelle (als EEG-Wellen messbar) überschritten wird.

    Die Idee eines ´kosmischen Bewusstsein´ ist daher nicht sinnvoll – denn es reicht nicht aus, den Begriff ´Bewusstsein´ nur vorsätzlich in einem falschem Zusammenhang zu verwenden.

    ( Die Idee des ´kosmischen Bewusstseins´ stammt aus der Esoterik: Weil es Menschen gibt, die nach der Diagnose ´tot´ bzw. ´hirntod´ noch von intensiven Erlebnissen berichten konnten – wurde die Idee ´kosmisches Bewusstsein´ erfunden (z.B. Prof. Pim van Lommel´s Buch: ´Endloses Bewusstsein´).

    Nach den Regeln der Logik muss man zu einem anderen Ergebnis kommen:
    1) Der biologische Tod ist nicht reversibel
    2) Wenn Menschen von Erlebnissen berichten können – dann waren sie bis dahin immer lebendig und bei Bewusstsein.

    Schlussfolgerung:
    Wenn Menschen nach der ärztlichen Diagnose ´tot/hirntod´ von Erlebnissen berichten können – dann war diese Diagnose eindeutig eine Fehldiagnose.
    Eine bewusste Wahrnehmung kann nur von lebendigen Menschen erlebt und berichtet werden, welche die ganze Zeit bei Bewusstsein waren (Bei Bewusstlosigkeit, in Narkose oder im Tiefschlaf sind keine bewussten Erlebnisse möglich – obwohl man dabei lebendig ist).

    Einem Arzt, der eine solche schlimme Fehldiagnose erstellt und der seinen Fehler sogar dann noch nicht einmal erkennt, wenn sein Patient weiterlebt – dem gehört diese Diagnoseberechtigung entzogen (bis sein Fachwissen durch eine Schulung verbessert wurde). )

  24. @KRichard 26.03.19 16:05

    Ich vermute, dass unser lokales Bewusstsein eine Synthese von kosmischem Bewusstsein mit dem lokalem Gehirn ist. Das kosmische Bewusstsein existiert hier unabhängig von biologischen Gehirnen sowieso. Das ist in der Tat etwas esoterisch. Man muss das nicht glauben, aber mit den derzeitigen recht geringen Kenntnissen über die Details des menschlichen Gehirns kann man das kaum widerlegen, meine ich.

    Wenn wir jetzt tatsächlich, so wie Sie es anscheinend glauben, allein in unserem Hirninhalt existieren, wird die zukünftige Hirnforschung dies sicherlich irgendwann feststellen können. Ich erhoffe mir dabei aber gegenteilige Entdeckungen, eben dass wir doch was mit dem kosmischen Bewusstsein zu tun haben. Warten wirs doch ab.

    Ich stelle mir das so vor, dass die kosmische Gegenwart als aktives intelligentes Element in der Wirklichkeit uns eben mit beeinflusst, und wir an ihr Teilhaben können, wenn wir wach sind.

    Wenn mal Komplettsimulationen von Gehirnen möglich sind, und die tatsächlich so gut funktionieren, dass wir praktisch eine Seele im Supercomputer laufen lassen können, wird man diese Frage dann untersuchen und wohl auch entscheiden können. Solange das nicht gelungen ist, kann doch jeder glauben, was zu seinen eigenen Erfahrungen und seiner eigenen Wirklichkeit am besten passt. Bei mir ist das eben etwas esoterisch, aber nur etwas, wenn nicht sogar minimal.

  25. off topic, @Jeckenburger
    Sie dürfen natürlich glauben was Sie wollen – aber dann sind Sie mit Ihren Esoterik-Kommentaren bei einem Blogbeitrag falsch, wo es thematisch um Philosophie und Logik geht.

    Daher nur noch eine Sachinformation:
    Die buddhistische Philosophie geht seit 2500 Jahren davon aus, dass unser Bewusstsein nicht real existiert, sondern nur eine Art von Illusion ist. Denn ein Bewusstsein entsteht nur aus einer raschen Abfolge von Erlebnissen und reaktivierten Erfahrungen. Weil dies sehr schnell geht, entsteht die Illusion eines zusammenhängenden, beständigen Bewusstseins.

    (Dies ist vergleichbar mit unserer Wahrnehmung einer zusammenhängenden Bewegung, wenn wir einen Kinofilm ansehen: Der Film wird eindeutig nur als Reihe von Einzelfotos gezeigt – wir sehen aber Bewegungen. D.h. diese Bewegungen sind nur eine Illusion, die sich aus der Arbeitsweise unseres Gehirns ergibt.)

  26. @KRichard 28.03.19 13:50

    Die Natur enthält offenbar Strukturen, die mit unserem Denken und unserer Vorstellungskraft fassbar sind. Unsere Kultur hat Philosophie, Logik und Mathematik hervorgebracht, mit der der einzelne Mensch noch weiter in die Eigenschaften der Natur vordringen kann, was als Gemeinschaftswerk der Wissenschaft bis in die moderne Physik geführt hat.

    Aber wie der Mensch denkt, und was Gedanken und Bewusstsein eigentlich sind, ist schon interessant dafür, wenn man verstehen will, warum der Mensch zu diesen Denk- und Kulturleistungen fähig ist. Und damit ist dieser Aspekt hier nicht unbedingt off topic, finde ich.

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