Behandlung von Impfverweigerern – Medizin richtet nicht

Sollen Menschen, die sich nicht gegen SARS-CoV-2 impfen lassen, mit einer geringeren Priorität medizinisch behandelt werden, wenn sie an COVID-19 erkranken – etwa, wenn die Intensivbetten knapp sind? Und sollen sie ihre Behandlungskosten selbst tragen? Ich sage: auf keinen Fall. Medizin richtet nicht.

Fast alle Patienten sind zu einem gewissen Grad für ihren Gesundheitszustand mitverantwortlich

Seit Monaten stehen mehrere SARS-CoV-2-Impfstoffe in ausreichender Menge für die Bevölkerung in Deutschland zur Verfügung. Jedoch möchte sich ein Teil – wenn auch nur ein kleiner – nicht impfen lassen. Vor allen in sozialen Medien erlebe ich immer wieder hitzige Diskussionen darüber, ob Impfverweigerer, die an COVID-19 erkranken, überhaupt auf Kosten der Solidargemeinschaft behandelt werden sollten. Ob sie etwa für ihre Behandlungskosten selbst aufkommen oder ob andere Patienten bevorzugt Intensivbetten erhalten sollten.

In dieser Frage ist es in meinen Augen hilfreich, den Blick von der aktuellen Ausnahmesituation auf den medizinischen Alltag zu richten. Denn tatsächlich sind sehr viele Erkrankungen zumindest zu einem Teil selbstverschuldet. Auf ein Leben gerechnet gehören vor allem Herz- und Kreislauferkrankungen, chronische Erkrankungen anderer Organe wie der Lunge und Krebs zu den häufigsten Erkrankungen – und denen, die viele personelle und materielle Ressourcen verbrauchen und hohe Behandlungskosten verursachen.

Risikofaktoren für diese Erkrankungen sind etwa Rauchen, mangelnde Bewegung, Übergewicht, ungesunde Ernährung und daraus resultierende Stoffwechselerkrankungen (etwa Diabetes).

In der Medizin geht es nicht um Schuldzuweisungen

In Deutschland werden viele Patienten behandelt, die über Jahrzehnte geraucht haben, die sich unausgewogen ernähren, übergewichtig sind, keinen Sport treiben, zu viel trinken oder gefährlichen Hobbies nachgehen. Der Mensch ist unvernünftig, das gehört zu unserem Wesen dazu. Würden wir nur noch Menschen behandeln, die immer nur das Beste für ihren Körper und ihre Psyche getan haben, wären die Krankenhäuser ziemlich leer. Und unsere Gesellschaft wäre eine ziemlich langweilige und traurige.

Sollen Ärzte in Zukunft prüfen, wie groß die Schuld ist, die ihre Patienten an ihrer Erkrankung haben und Behandlungsentscheidungen davon abhängig machen? Zunächst einmal ist das medizinisch gar nicht möglich: denn bei der Entstehung von Krankheiten spielt fast immer der Faktor Pech eine Rolle (etwa genetische Veranlagung und nicht veränderbare Umweltfaktoren). Außerdem kennt die Medizin bis auf wenige Ausnahmen keine Monokausalität: das heißt, die meisten Erkrankungen sind auf mehrere Faktoren zurückzuführen, die wir im Einzelnen gar nicht alle nachvollziehen können. (So ist es zu erklären, dass es immer wieder Menschen gibt, die ungesund leben und weitgehend gesund sind, und auf der anderen Seite Menschen, die gesund leben, aber schwer erkranken).

Doch ganz unabhängig davon, dass eine Schuldprüfung nicht einmal eindeutig möglich wäre: wer würde sie überhaupt durchführen wollen? Und wie sollten daraus dann medizinische Entscheidungen abgeleitet werden? Was wäre in der Praxis dann mit einer jungen Frau, die in ihrer Kindheit misshandelt wurde, süchtig nach intravenösen Drogen wurde und sich mit Hepatitis C angesteckt hat? Oder mit dem Familienvater, der sich beim Skifahren mit den Kindern das Kreuzband gerissen hat? Oder dem Opa, dem sein Schweinsbraten einfach immer so gut geschmeckt hat und der sich diese Lebensqualität nicht nehmen lassen wollte? Sollen diese Menschen eine andere Behandlung bekommen als jemand mit einer angeborenen Erkrankung und ihre Behandlung selbst zahlen?

Bei der Ressourcenverteilung zählen medizinische Kriterien

Ärzte sind nicht dafür ausgebildet, zu entscheiden, welche Patienten im moralischen Sinne am ehesten eine Behandlung verdienen. Und ich denke das wollen sie auch gar nicht. In der Medizin werden Behandlungen – auch bei Ressourcenknappheit – nach medizinischen Gesichtspunkten verteilt. Derjenige, der aus medizinischen Gründen eine Behandlung am dringendsten benötigt und gleichzeitig am stärksten davon profitieren kann, erhält sie. So werden in Deutschland etwa Spenderorgane vergeben. Einem Menschen, der bis vor seiner Erkrankung ein Gegner vor Organspenden war und nun auf ein Spenderorgan angewiesen ist, würde niemals wegen seiner früheren Einstellung eine lebensrettende Behandlung verweigert werden. Menschen haben ein Recht auf Fehlentscheidungen.

Medizin ist nicht dafür da, über Menschen zu richten, sondern dafür, sie zu retten. Medizin kennt keine Schuld, sie bestraft und verurteilt nicht. Das tun Gerichte und Gesellschaften. Einem Impfverweigerer aus nicht-medizinischen Gründen ein Intensivbett verwehren? Für mich in Deutschland undenkbar.

Behandlungskosten beeinflussen medizinische Behandlung

Was ist dann mit den Behandlungskosten? Sollten Impfverweigerer im Falle einer COVID-19 Erkrankung dann zumindest ihre Behandlungskosten selbst tragen?

Ich persönlich bin sehr froh über unser Versicherungssystem in Deutschland. In den meisten Fällen bekommen Menschen unabhängig von ihrem Versicherungsstatus und Einkommen eine sehr gute medizinische Behandlung und müssen keine Angst vor Schulden haben.

Was, wenn Impfverweigerer im Krankheitsfall aus Angst vor den Kosten keine medizinische Hilfe suchen würden? Und auch Behandler würden womöglich in ihren medizinischen Entscheidungen beeinflusst: etwa, wenn sie bei geringen Heilungschancen eines geringverdienenden Impfverweigerers entscheiden müssten, eine intensivmedizinische Behandlung abzubrechen oder weiterzuführen. Sollten sie dann alles medizinisch Mögliche ausreizen oder den Angehörigen noch höhere Behandlungskosten ersparen? Und was wäre mit einem Missbrauch, etwa wenn Behandler Impfverweigerer mit höheren Kosten „bestrafen“ möchten?

Ein Appell an die, die noch über eine Impfung nachdenken

Auch wenn ich will, dass Impfverweigerer die bestmögliche medizinische Behandlung erhalten und dafür nicht zahlen müssen, finde ich es sehr deprimierend, dass sie Impfungen ablehnen.

Im Gegensatz zu selbstschadendem Privatvergnügen betrifft die Entscheidung gegen eine Impfung nämlich immer auch andere. In einer Pandemie nicht dazu beitragen zu wollen, dass sich eine Infektionskrankheit langsamer verbreitet und schwere Verläufe zu verhindern, kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe in der klinischen Praxis erlebt, was COVID-19 anrichtet, habe zu den ersten Menschen in Deutschland gehört, die eine Impfung gegen SARS-CoV-2 erhalten haben und habe sie gut vertragen, und halte aus Sicht einer Biochemikerin die RNA des Virus für weitaus gefährlicher als die in Impfstoffen.

Besonders bedrückt mich die Lage auf den Intensivstationen. Dass im letzten Jahr überhaupt so viele COVID-19 Patienten intensivmedizinisch behandelt werden konnten, liegt daran, dass massenweise Operationen verschoben wurden. Nach vielen großen lebenswichtigen Operationen, etwa am offenen Herzen oder bei Resektionen von Leber, Magen, Darm oder Pankreas, müssen Patienten im Anschluss auf die Intensivstation. Solche Operationen konnten nicht durchgeführt werden, weil es unverantwortlich gewesen wäre, den Patienten hinterher kein Intensivbett garantieren zu können.

Durch den Pflegemangel sind die Intensivbetten immer knapp – denn Intensivmedizin spielt sich vor allem in Großstädten ab, in denen aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten besonders viele Pfleger fehlen. In der Medizin gibt es immer Notfälle, die ein Intensivbett brauchen: der Mann, dessen Hauptschlagader reißt. Die Krebspatientin unter Chemotherapie, deren Immunsystem geschwächt ist, und die eine Sepsis entwickelt. Diese Fälle sind nicht planbar, nicht verschiebbar. Dass sich Menschen freiwillig dem Risiko aussetzen, schwer an COVID-19 zu erkranken, und freiwillig eben diese Menschen in Gefahr bringen, mit denen sie dann um Intensivbetten konkurrieren, das finde ich bedauerlich. Und ich hoffe, dass sich ein paar Menschen doch noch für eine Impfung entscheiden.

Quelle: Pixabay qimono

Veröffentlicht von

Marisa Kurz ist Assistenzärztin an einem Universitätsklinikum und befindet sich in der Ausbildung zur Fachärztin für Hämatologie und Onkologie. Vor dem Medizinstudium hat sie ein Studium der Biochemie (M. Sc., B. Sc.) und der Philosophie mit Nebenfach Sprache, Literatur und Kultur (B. A.) abgeschlossen. Nebenbei schreibt sie als freie Journalistin, u. a. für den Georg Thieme-Verlag. Sie promoviert in der Krebsforschung zu Immuncheckpoints bei Lungenkrebs. Mein Ziel: Ich will, dass Patienten ihre Erkrankungen und Therapien besser verstehen. Deshalb möchte ich Medizin leicht verständlich ohne Fachbegriffe erklären. Nur gut informierte Patienten können autonome Entscheidungen über ihre Behandlungen treffen. Und gut informierte Patienten fühlen sich, so bin ich überzeugt, besser aufgehoben.

35 Kommentare

  1. Nun, Medizin ist ja nicht Politik und tut gut daran nicht selbst politische Entscheidungen zu treffen wie etwa die, ob Geimpfte in jeder Weise gleich behandelt werden wie Ungeimpfte.

    Die Politik aber kann/könnte das unterscheiden, denn ein freiwilliger Verzicht auf eine Impfung von allzu vielen Bürgern hat gewaltige Konsequenzen. So verhindert dies eine völlige Normalisierung des täglichen Lebens und erzwingt die Beibehaltung von Massnahmen des Social Distancing. 😷

    Mit anderen Worten: Impfverweigerer verursachen allein in Deutschland Milliarden von wirtschaftlichen Verlusten. Die Politik – und nicht die Medizin – könnte darauf durchaus reagieren und etwa das Verursacherprinzip anwenden.

  2. Eine Herz-Kreislauferkrankung kann nicht mit einer Infektionserkrankung verglichen werden.
    Den Schwarze Peter hat der Gesetzgeber. Und der hat die Pflicht bei einer Pandemie eine Impfpflicht auszusprechen.

    Private Sportkliniken lassen noch nicht einmal die Angehörigen eines Unfallopfers in die Klinik, einfach der Sicherheit wegen. Und mit Erfolg. Die Sportklinik in S hat keinen einzigen Fall von Covid in den letzten 1 1/2 Jahren gehabt.

  3. “Sollen Menschen, die sich nicht gegen …?”

    Schon die Frage ist eine Abscheulichkeit!

    Ich bin geimpft, obwohl ich am eigenen Leib spüren konnte wie Medizin doch mit Unwahrheit und Lügen aus/in systemrationaler Abwägung von Kosten und Nutzen für Krankenhaus und Arzt richtet und somit für Patienten nachhaltig Schaden anrichtet.

    Wirklich-wahrhaftige Vernunft und Verantwortungsbewusstsein stellt keine wettbewerbsbedingt-intriganten Fragen!

    • @hto

      Schon die Frage ist eine Abscheulichkeit!

      ______________________________________

      Diese Frage wurde schon seit langem andernorts gestellt; von der Autorin lediglich aufgegriffen, und kategorisch und begründet verneint.
      Also regen Sie sich mal nicht künstlich auf!

      • @Frankfurter

        Als die junge Ärztin damals mit einer völlig unnötigen Untersuchung (wie ich später gewahr wurde) die Kette von negativen und bis heute nachhaltigen Auswirkungen (angefangen mit den Fehlern bei der Untersuchung) für mich auslöste, da hätte mir eine einfache Entschuldigung gelangt, denn Menschen machen nun mal Fehler.

        Aber weil die Überredung (denn im Grunde hätte ich einfach nur operiert werden müssen) durch 4 ihrer, wie mir damals schien, kompetenten Kollegen schon hinterhältig war (sie brauchte diese Untersuchung wohl für ihren Facharztschein?), und weil sie und ihre Kollegen sicher sehr genau wussten was sich für mich (nun nicht mehr wie vorgesehen operierbar) sehr bald für schlimme Folgen einstellen werden, gab es keine Worte der Erklärung und der Entschuldigung, sondern eine sofortige Entlassung mit der Empfehlung zu konservativer Weiterbehandlung.

        Wenige Tage später, begann für mich eine folgenreiche und weitere “Abrichtung” (eine besondere Geschichte) von Arztkollegen in einem anderen, aber deshalb noch nicht letzten Krankenhaus, denn inzwischen entwickelte sich aus deren Fragen um meinen seltsamen Zustand einer richtiger Kriminalfall (um es bis hier mal noch recht harmlos darzustellen).

        Inzwischen habe ich ähnliche Geschichten von anderen Menschen gehört und könnte einen Thriller schreiben.

        Künstlich-bescheuert ist die leichtfertige Kompromissbereitschaft zur intriganten “Normalität”, wo eine fraglos zweifelsfrei-eindeutige Wahrheit wirken könnte!

        • @hto
          Ich hab keine Ahnung warum Sie hier Ihre Krankengeschichte erzählen.

          Es geht hier um den Umgang mit Impfverweigerern.

          • @Frankfurter

            Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Medizin eben doch richtet.

            Und diese Krankengeschichte ist hier nur zu einem kleinen Teil beschrieben, die Abgründe hätte ich auch gezeigt, wenn es jemand interessiert hätte.

  4. Bedauerlich ist, dass Mensch immernoch mit wettbewerbsbedingt-intriganter Symptomatik des imperialistisch-faschistischen Erbensystems in “Wer soll das bezahlen?” und unternehmerischen Abwägungen in/zu “Arbeit macht frei” “zusammen” “lebt” / instinktiv-vegetiert, wo ein Bekenntnis zum wirklich-wahrhaftig demokratisch organisierbaren (NICHT REGIERTEN!!!) Gemeinschaftseigentum OHNE Steuern zahlen, OHNE manipulativ-schwankende “Werte”, OHNE irrationalen Zeit-/Leistungsdruck zu/in einer Karriere von Kindesbeinen, usw., alles an Produktivität für das Gemeinwesen fast unendlich teilbar machen würde, OHNE Neid, OHNE Ausbeutung, OHNE Erpressung, auf der Basis eines letztendlich global UNKORRUMPIERBAREN Menschenrecht zu KOSTENLOSER Nahrung, MIETFREIES (Sozial)Wohnen und KASSEN-/KLASSENLOSER Gesundheit – Das wäre erstmals und einzig die Gerechtigkeit und die Freiheit einer menschenwürdigen Leistungsgesellschaft!?

  5. Als ich kürzlich den Supermarkt verlassen wollte, hielt mich ein Mitarbeiter vor der Tür auf und fragte, ob ich das Sonderangebot nicht gesehen hätte. Ich sagte doch ich hätte es gesehen aber möchte es trotzdem nicht. Darauhin kam die Frage, welchen Grund ich denn hätte, das Sonderangebot zu verweigern. Als ich darauf antwortete, dass den Mitarbeiter das gar nichts anging, sagte er mir nur, dass man mir nun das Leben schwer machen würde wegen der Sonderangebotsverweigerung.

    • Als ich Anfang der 90er Jahre einen angesagten Club verlassen wollte, hielt mich ein Mitarbeiter vor der Tür auf und fragte, ob ich Interesse an einer “Member-Card” hätte. Die Member-Card sei übrigens kostenlos. Ich sagte zu und bekam eine kleine Plastik-Karte ausgehändigt, auf der ich meinen Namen schrieb. Und ich kann mich an Gelegenheiten erinnern, an denen ich, nach dem Vorzeigen meiner Member-Card, vom Türsteher eingelassen wurde, während andere Menschen ohne eine solche Member-Card vom Türsteher abgewiesen wurden.

      • “Als ich Anfang der 90er Jahre einen angesagten Club verlassen wollte..”

        Wie konnten Sie den Club denn ohne Member-Card überhaupt betreten? Und hätten Sie ohne die Member-Card des Clubs auch keine Lebensmittel mehr im Supermarkt kaufen können?

  6. Ich denke, dass es gesellschaftlich anerkannter Konsens ist, dass die Ärzte einen erkrankten Menschen “sine ira et studio” nach den anerkannten Regeln der ärztlichen Kunst ohne Einschränkungen behandeln.
    Ich denke auch, dass es gesellschaftlich anerkannter Konsens ist, dass im Sinne einer Gewaltenteilung die Ärzte nicht diejenigen sein dürfen, die über Behandlung oder Nicht-Behandlung entscheiden.
    Da die meisten Erkrankungen nicht monokausal sind und bei vielen Erkrankungen heute noch zu wenig Wissen über Kausalitäten vorhanden ist, wäre es, vor allem in Hinsicht auf die größtenteils noch nicht verstandene Beteiligung der individuellen Genetik, sehr vermessen, einzelnem ( aus aktueller gesellschaftlicher Sicht ) Fehlverhalten einen in Geld messbaren Beitrag zur Erkrankung zuzuordnen. Dazu kommt, dass kein Mensch für seine genetische Herkunft verantwortlich gemacht werden kann, er “erleidet” sie bei der Zeugung.
    Wenn die Gesellschaft allerdings mehrheitlich der Ansicht ist, dass einem Individuum im Sinne gesellschaftlicher finanzieller Optimierung ein bestimmtes Verhalten vorzuschreiben sei, müsste sie Gesetze machen und dafür verantwortliche Gremien benennen, die das in eine finanzielle Beteiligung an den Heilungskosten umrechnen und das Geld eintreiben.
    Ähnliche Fragestellungen haben wir ja bei der Tabak- und der Alkoholsteuer, wir führen sie gerade bei der Frage nach Steuern auf salzige, zuckrige und fettige Nahrungsmittel und müssten doch im Grundsatz auch nach anderen Zusätzen in der industriellen Nahrungszubereitung fragen, die nach zunehmender Kenntnis auch nicht so ganz “ohne” sind.
    Das betrifft dann auch persönliche Verhaltensweisen, die das Risiko einer Erkrankung/Verletzung erhöhen.
    Das beträfe dann auch die, die sich willentlich durch Nichtstun einer ( gesellschaftlich anerkannten ) Gefahr aussetzen.

    Also ist die Grundsatzfrage:
    Was darf/soll die Gesellschaft einem Einzelnen vorschreiben, damit die Folgekosten für die Gesellschaft minimiert werden?
    Zusatz:
    Wir haben im gesellschaftlichen Leben bereits eine ganze Reihe von Vorschriften und Gesetzen, die die persönliche Freiheit einschränken, zum Schutz der eigenen Person und der Mitmenschen, beispielweise das Verbot des allgemeinen Schusswaffenbesitzes oder die vielfältigen Geschwindigkeitsbeschränkungen, um nur zwei zu nennen.

  7. Die Solidargemeinschaft darf durchaus die Frage stellen, ob Impfverweigerer den finanziellen Schutz der Solidargemeinschaft verwirken. Im Gegensatz zu Krebs oder Herzinfarkt ist jeder Infizierte zugleich auch Überträger der Krankheit, gefährdet also andere. Zum Beispiel auch Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Wer sich aus abstrusen Gründen einer solidarischen Handlungsweise (dem Impfen) verweigert, hat dazu natürlich jedes Recht der Welt, sollte das Risiko aber eben auch selbst tragen.

    • Auf eine “Solidargemeinschaft”, die bereit ist, mir den Zugang zum Supermarkt zu verwehren, sich aber gleichzeitig von meinen Steuern labt, kann ich sehr wohl verzichten. Ich muss Ihnen ohnehin nicht erklären, dass eine solche Gesellschaft keine lange Halbwertszeit mehr hat.

      • Mutiertes Spike-Protein
        19.10.2021, 14:43 Uhr

        Ich kann Ihrem Post nur in Form einer ironischen Antwort entgegnen:

        Allein der Umstand, dass sich “die Gesellschaft an Ihren Steuern laben” will, zwingt doch die Gesellschaft dazu, sich um Ihre Gesundheit zu kümmern, Ihnen eine Maske vorzuschreiben, Ihnen “Abstand” vorzuschreiben und Ihnen die Impfung “ganz besonders zu empfehlen” – damit Sie ohne Covid-19 gesund und munter einen positiven Beitrag zum Bruttosozialprodukt ( = Steuern ) leisten können. Und aus dem gleichen Grund wird Ihnen “die Gesellschaft” nicht den Zutritt zum Supermarkt verwehren, weil Sie ohne ausreichende Nahrung bald auch nicht mehr arbeitsfähig wären – siehe oben.

        Ironie/off

    • @Tim

      Ich sehe es genauso wie Sie. Schlimm wird es, wenn eine Triage auf der Intensivstation durchgeführt werden muss, weil schwer erkrankte Impfunwillige die Ressourcen blockieren. Ergänzen möchte ich noch, das das von Impfverweigerern zitierte Grundrecht auf “freie Entfaltung der Persönlichkeit” dort endet, wo die “Persönlichkeit” von Mitmenschen, zB nicht geimpften Kindern, beginnt. Freiheit gibt es nur zusammen mit Pflichtübernahme.

      • Sie und andere reden hier immer so, als wäre die Impfung eine in Weihwasser getaufte kugelsichere Weste und nur Ungeimpfte lägen auf der Intensiv-Station. Das mag das Wahrheits-Ministerium auch jeden Tag durch den Volksempfänger rufen. Wahr ist es trotzdem nicht.

        Ihre Impfung hat symbolisch den gleichen Wert wie der Arier-Nachweis. Sie dient der Tugendschau und bietet Narzissten, Psychopathen und Machiavellisten ein Mittel zur moralischen Selbstüberhöhung. Kettenraucher und fettleibige Couch-Potatoes werden dadurch nicht gesünder und schlechte Menschen nicht besser.

  8. Wenn aus (Ihrer) medizinischer Sicht das Thema SARS-CoV-2 Impfung so klar und selbstverständlich ist, wieso dann nicht “einfach” eine Impfpflicht einführen? Dann kann doch nichts schief gehen, nur alles “besser” werden.

  9. Es wird hier in den Raum gestellt , das jeder der an C 19 erkrankt auch ein Intensiv Bett benötigt , des weiteren wird jeder als Impfverweigerer betittelt der sich aus Vorerkrankungsgründen nicht impfen lassen kann , oder das Risiko zu gross ist .
    Ich nehme mich selber als Beispiel . Bekannterweise erkrankt Blutgruppe Null Resus Negativ nur sehr flach an Corvid 19 , optional ein Tag unwohl und eventuell ein tag Zu Hause Bettruhe , mehr passiert dieser Blutgruppe nicht . Hinzu kommt eine Blutgerinnungsstörung die ich jetzt nicht näher detailiere die schon 2 Tia’s verursacht hat , sowie geplatzte Krampfadern und grössere Blutergüsse ohne erkennbaren Grund – Bei der optionalen Nebenwirkung die Auftreten kann die auch bekannt ist . Thrombose würde das wenn es schief läuft Schlaganfall oder Herzinfarkt bedeuten , alternativ eine Corvid Erkrankung maximal ein Tag Bettruhe . Ein Antigen Test im Krankenhaus zeigte im Blutbild Antikörper an , heisst ich hatte sogar irgendwann unbemerkt eine Infektion . Von daher gelte ich eigentlich als Genesener , bekomme aber die Bescheinigung nicht , da nur die Personen diese Bescheinigung bekommen die Intensiv lagen ( politischer Faux Pas ) Also ich habe sozusagen die Wahl wenn es “Quer ” kommt : Herzinfarkt/Schlaganfall oder mal ein Tag mit 37.5 im Bett , was würden Sie wählen ?

  10. Tim, abgesehen von der Tatsache, dass auch Geimpfte das Virus übertragen können (wenngleich mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit), müssten Sie nach Ihrer Argumentation konsequenterweise auch Raucher und Raser aus der Solidargemeinschaft ausschließen.

  11. … “Das Wichtigste ist doch: Es geht um die Kinder!”
    “Die Würde des Menschen ist unantastbar!”
    Impfverweigerer verstossen meiner Ansicht nach gegen den ersten Paragraphen des Grundgesetzes.
    Wer gradlinig und nicht querdenkt weiss, was er der Gemeinschaft und dem sozialen Kontext schuldig ist.
    Die Querdenker rufe ich auf ” Metanoeite! Tut Buße! Kehrt um! (Unverschämterweise ist der 17.11. Buß-und Bettag abgeschafft worden)

    • “Impfverweigerer verstossen meiner Ansicht nach gegen den ersten Paragraphen des Grundgesetzes”

      Menschen, die gegen meinen Willen eine Substanz in meinen Körper injizieren wollen, verstossen meiner Ansicht nach gegen den ersten Paragraphen des Grundgesetzes.

  12. @Mehrkosten

    Es ist ja gar nicht klar, ob ein ungeimpfter Covidpatient wirklich höhere Kosten verursacht. Dieser wird eher älter und vorerkrankt sein, und wenn der an Corona stirbt, hat nicht nur er es hinter sich, sondern die Krankenkasse auch. Ich habe mal gelesen, das die Krankenkassen 80% ihres Geldes für die letzten 2 Lebensjahre ausgeben. Kostenmäßig entscheidend ist hier offenbar der finale Lebenskampf im Krankenhaus und auf Intensivstationen. Hier ist Covid sicher eher unteres Mittelfeld.

    Die Kosten fallen ohnehin sehr unterschiedlich aus. Manch einer bekommt mit 58 einen Herzinfarkt, der Rettungswagen kommt zu spät und er verstirbt komplett ohne die üblichen 80% der durchschnittlichen Kosten für die letzten 2 Jahre. Das machen andere wieder wett, die etwa mit einer Krebserkrankung etliches über sich ergehen lassen müssen, bis sie denn endlich abtreten können.

    Auch sollen Raucher für die Krankenkassen eine gute Partie sein, und insgesamt weniger Kosten verursachen als Nichtraucher. Das mag an mehr schnell tödlichen Herzinfarkten und Schlaganfällen liegen.

    Soweit die Kosten. Eine Impfpflicht fände ich besser, als in eine Kostenrechnung einzusteigen, die wie oben ausgeführt noch nicht mal aufgeht.

    Allerdings möchte ich noch anmerken, dass man erst mit Monaten Verspätung angefangen hat, auch auf breiter Basis Kinder und Jugendliche zu impfen. Wenn man es nicht vertrödelt hätte, hier die nötigen Untersuchungen als Grundlage für eine Impfempfehlung für alle über 5 Jahre zu machen, dann hätten wir seit Monaten die Herdenimmunität längst erreicht. Und selbst die Impfverweigerer hätten arge Schwierigkeiten sich noch zu infizierten, selbst wenn sie es wollten.

    Mir scheint es auch, dass immer noch nicht genug Versuche unternommen wurden, um diejenigen zu impfen, die es bisher nur verklüngelt haben. Und eine frühere 3. Impfung könnte auch nicht schaden.

    Von mir aus ok wäre auch eine Impfpflicht, von der man sich mit 200 Euro Bußgeld freikaufen kann, oder einen Impfbonus für Spätimpflinge von 200 Euro, der die motivieren könnte, die einfach vor allem gleichgültig sind und nur keine Lust haben, zum Impfen zu gehen.

    • @Jeckenburger: “Und eine frühere 3. Impfung könnte auch nicht schaden.”

      Oh, da bin ich wegen meiner schlechten Erfahrung bezüglich meiner zweiten Behandlung mit Reserve-Antibiotika aber sehr am Grübeln – Nach über zehn Jahren zur ersten Behandlung mit Ciprobay, hat mein Körper/Immunsystem beim zweiten Mal eine deutliche allergische Reaktion gezeigt, es waren auch Beschwerden dabei, die andere sehr viel schwerer und nachhaltiger beschreiben!

      Jetzt stehe ich vor der Frage welche und wann ich die dritte Corona-Impfung meinem Körper zumuten kann – Vor allem wieder Comirnaty, oder einen anderen Wirkstoff!?

    • Tobias Jeckenburger
      21.10.2021, 00:08 Uhr

      einen Impfbonus für Spätimpflinge von 200 Euro, der die motivieren könnte, die einfach vor allem gleichgültig sind und nur keine Lust haben, zum Impfen zu gehen.

      Sie kennen aber die Sentenz “von den Hunden, die man zum Jagen tragen muss”?

      Wie viel “Lust” müssen Erwachsene, Wahlberechtigte, Führerscheininhaber, etc denn haben, um das logisch Notwendige von selbst zu tun?

  13. Ich dachte bisher immer, dass man ein Angebot annehmen oder ablehnen kann. So etwas wie eine “Angebotsverweigerung” gibt es überhaupt nicht. Nach dieser Logik dürfte dann auch eine Frau ein Heiratsangebot nicht verweigern.

  14. Indien macht heute einen “Anerkennungstag”, 1 Mrd Impfdosen wurden verimpft,
    das sind Eigententwicklungen, russisches SputnikV und chinesisches Totvakzin.
    Die Welle ideologischer Impfgegner /-verweigerer wie in Deutschland gibt es nicht.

      • @Peter Müller

        “… gibt es bald die “Unberührbaren” auch bei uns, nämlich die Ungeimpften.

        ________________________________________________
        Potentielle Krankheitsüberträger sollte man nicht unnötigerweise berühren. Das gilt bei jeder Krankheit und schon immer.
        Und da die Impfung keine 100%ige Sterilität bewirkt, trifft das natürlich auch auf Geimpfte zu.
        Besondere Sorgen brauchen Sie sich aber nicht zu machen. Die Übertragungswahrscheinlichkeit ist eher gering; insbesondere wenn Sie sich danach gründlich die Hände waschen.
        Hauptgefahr geht ja bekanntlich von Aerosolen in der Atemluft aus.

  15. Matthias
    20.10.2021, 17:21 Uhr

    Ich verweise auf meinen früheren Post, der Ihre Frage in etwa beantwortet:

    Also ist die Grundsatzfrage:
    Was darf/soll die Gesellschaft einem Einzelnen vorschreiben, damit die Folgekosten für die Gesellschaft minimiert werden?

    • @Karl Maier: “Grundsatzfrage”

      Allein das “Leben” des “Einzelnen” ist ein … Kompromiss zum “Menschenrecht” in wettbewerbsbedingter Symptomatik, wenn also jeder “Einzelne” dieser “Ordnung” widerspräche, dann …!?
      ☝😎 “Gänsefüßchen” bezeichnen den illusionären Stumpf-, Blöd- und Wahnsinn des “human race”
      👋🤣 👊🤮

  16. @hto 21.10. 16:44

    „Nach über zehn Jahren zur ersten Behandlung mit Ciprobay, hat mein Körper/Immunsystem beim zweiten Mal eine deutliche allergische Reaktion gezeigt,…“

    Die allergische Reaktion ist bei Impfstoffen zunächst mal doch genau die angestrebte Reaktion. Man soll ja nach der Impfung noch eine viertel Stunde beim Arzt warten, falls man umkippt, wird einem dann gleich geholfen. Selten ist das aber wohl.

Schreibe einen Kommentar


E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.
-- Auch möglich: Abo ohne Kommentar. +