Was ist grün, hat sechs Beine und hilft gegen Husten?

BLOG: Detritus

Gedanken, biologisch abgebaut
Detritus

Ich bin ja kein Fan der Eltern-Zeitschrift, wenn es um deren Alternativmedizin- bzw. Homöopathie-Gläubigkeit geht. Das ist spätestens seit meinem Artikel „Babys homöopathisch misshandeln“ kein Geheimnis mehr. Und ehrlich gesagt, langweilt mich das Thema auch nur noch und ich habe überhaupt keine Lust mehr, mich damit zu beschäftigen. Die Homöopathie ist als Therapieform so tot, wie sie nur tot sein kann und es wurde nun wirklich alles zum Thema gesagt (hab ich auch).

Soll die Eltern-Redaktion doch seine Leser für dumm verkaufen, ich muss die ja im Gegenzug auch nicht ernst nehmen.

Da war ich ganz überrascht, als ich in der letzen Ausgabe unter einer Frage-und-Antwort-Rubrik lesen durfte (sinngemäß): „Mein Kind hat eine halbe Flasche Globuli aufgegessen, ist das nicht gefährlich?“ und die Experten-Antwort lautete (sinngemäß): „Nein, keine Angst, da ist so wenig Wirkstoff drin, da kann nix passieren.“ Sollte die Redaktion zur Besinnung gekommen sein? Kann es wahr sein? Wurde endlich begriffen, dass Globuli lediglich aus Zucker bestehen und der ganze Hahnemann-Hokuspokus ganz unten in die graue Tonne gehört?

Witzigerweise gibt es auf Seite 136 Tipps zum Umgang mit Husten, unter anderem auch sanft-homöopathische. Denn was hilft zum Beispiel gegen Erkältungshusten? Richtig, Inhalieren, viel trinken, angefeuchtete Luft. Klar, denn durch diese Maßnahmen wird zäher Schleim gelöst und einfach besser abtransportiert. Aber was sollen denn 1:10.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000 verdünnte Blattläuse gegen Pseudokrupp bewirken?

Aphis chenopodii glauci C30 (Blattlaus) und Spongia C12 (Badeschwamm) […] unterstützen bei der Schleimhautabschwellung.

Achwas. 

Und was ist generell von Hustensaft zu halten?

Beruhigt eher die Eltern als den Husten. Würde der Saft den Husten nämlich hundertprozentig ausschalten, könnte der Schleim in die tieferen Bronchien gelangen, weil er nicht mehr rechtzeitig abgehustet wird.

Die machen es einem auch wirklich sehr einfach, sich über die lustig zu machen.

Fairerweise sollte man erwähnen, dass die Redaktion durchaus versucht, sich mit dem Für-und-wider auseinanderzusetzen, und das sogar öffentlich. Auf der Eltern-Website lässt sich nachlesen, wie die Redakteurinnen Anke Willers und Ulrike Blieffert aneinander vorbei „streiten“: Die eine erkennt, nachdem sie ihre homöopathische Hausapotheke verloren hat, dass man nicht gegen jedes kleine Wehwehchen etwas einwerfen muss. Die andere glaubt an die Macht der Autorität ihres homöopathischen Arztes und wähnt sich von mitgabelnden und pharmagläubigen Mainstreamern bedroht, die sie am liebsten mit der Zwangsjacke abholen wollen.

So richtig überzeugt mich das nicht von einer Sachkenntnis auf diesem Gebiet.

Martin Ballaschk ist promovierter Biologe, aber an vielen anderen Naturwissenschaften interessiert. Das Blog dient ihm als Verdauungsorgan für seine Gedanken. Beruflich ist er als Wissenschaftskommunikator, hier rein privat unterwegs.

7 Kommentare

  1. Oh Mann. Da möchte man echt stundenlang den Kopf schütteln.
    Vielleicht ist denen aber auch einfach ein Fehler unterlaufen, und der Satz “Beruhigt eher die Eltern als den Husten.” sollte eigentlich unter dem Globuliquatsch-Text stehen. 😀

  2. Na phüh, was soll dieses Rumgedrohe mit rechtlichen Konsequenzen, man wird ja wohl noch seine Meinung sagen dürfen… man man man.

  3. Ich hab gerade noch mal nachgeschaut, mir wurde nicht (explizit) gedroht, sondern ich wurde darauf hingewiesen, dass es einer Veröffentlichung in z.B. Online-Foren einer vorheriger Absprache bedarf – aus rechtlichen Gründen. Das ist deren gutes Recht, aber das kam in der „Konversation“ zu einem eigenartigen Zeitpunkt, deswegen hatte ich den Eindruck einer Drohgebärde.

    Ich werde das oben im Artikel einfach rausnehmen, ich will keinen falschen Eindruck erwecken und hier Feindbilder aufbauen will ich schon gar nicht.

  4. Was ist grün….Hustensaft

    Was ich generell von Hustensaft halte? Einfach nur, dass damit viel Geld verdient wird. Hustensaft bekämpft nicht die Ursache eines Hustens, sonder lindernd nur die Hustenreize. Ähnliche Wirkung bringt oft schon häufiges Trinken, das Nichtrauchen oder ganz einfach das Lutschen von Hustenbonbons. Insofern finde ich die Berkung, dass Huftensaft nur die Eltern beruhigt einfach nur gut.

  5. Hallo Herr Dr. Müller,

    Was ich generell von Hustensaft halte? Einfach nur, dass damit viel Geld verdient wird. Hustensaft bekämpft nicht die Ursache eines Hustens, sonder lindernd nur die Hustenreize.

    Es macht den Witz kaputt, wenn man ihn erklärt, aber für Sie will ich mal eine Ausnahme machen. Im Gegensatz zu Hahnemannschen Zuckerkugeln hat Hustensaft (ob nun Expektorans oder Antitussivum) pharmakologisch wirksame Bestandteile. Magnetfeldtherapie, Akupunktur und Lasertherapie sind wie die Homöopathie Hokuspokus, mit dem sich trefflich Reibach machen lässt, indem man seine Patienten belügt.

    Insofern finde ich es schon etwas seltsam, dass gerade Sie es schlecht finden wollen, dass man mit vorgeblich wirkungslosen Mitteln Geld verdient.

    Nebenbei werden sie mir sicher zustimmen, dass es für Hustenstiller und Hustenlöser berechtigte Anwendungen gibt, unabhängig von der Tatsache, dass sie mitunter leichtfertig und unnötig verabreicht werden.

  6. Placebo + Blattläuse zu verschenken

    Sehr amüsant die Antwort des Experten und bestätigt meine Grundhaltung der Homöopathie gegenüber. Ich war schon früher skeptisch, als mir meine gesamte Familie unter anderem Globuli “andrehen” wollte und auf meine Frage, wie viele ich denn nehmen darf immer sowas kam wie “Ach hmm…3x in die Hand geschüttelt das Fläschchen, das passt schon.” Fand ich schon immer skurril. Aber eines darf man nicht vergessen, sicher schon tausend Mal diskutiert, es gibt bei manchen Menschen einfach einen Placebo-Effekt, diese Menschen fühlen sich gut bei der Einnahme und haben Hoffnung, ihr Leiden dadurch lindern zu können. Wenn Homöopathie auf diese Art und Weise wirkt, kann ich nichts dagegen sagen. Aber die Sache mit den

  7. Teil 2

    Da wurde mein Ende wohl abgeschnitten, hier noch der Rest: Aber die Sache mit den

    Hallo Christian, sorry, dass die Blogsoftware deinen Kommentar gefressen hat. Vermutlich hast du irgendwelche Sonderzeichen verwendet, die Madame Lifetype nicht mag … Magst du es nochmal versuchen? — Viele Grüße, Martin

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