Masernausbruch an einer Waldorfschule in Essen

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In Essen kam es im März zu einem Ausbruch der Masern mit 71 Erkrankten, davon mussten 4 stationär behandelt werden. Völlig überraschend war der Ausgangspunkt eine Waldorfschule, an der nur 59% der Schülerschaft geimpft war. Das Gesundheitsamt empfahl daraufhin dringend eine Riegelungsimpfung bei den restlichen Schülern, völlig überraschend zeigte der überwiegende Teil der Elternschaft keine Bereitschaft, diese Impfung durchführen zu lassen. Die ungeimpften Kinder, und solche, die noch keine Erkrankung durchgemacht haben, wurden vom Unterricht ausgeschlossen, was unter den Eltern für Empörung sorgte. Ausgehend von der Essener Schule hat sich das Virus in angrenzende Kommunen (Gelsenkirchen, Mettmann, Wuppertal und Oberhausen) ausgebreitet.

Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass die Krankheit an anthroposophischen Einrichtungen ausgebrochen ist. Erst im Januar hat ein Berliner Waldorfschüler das Masernvirus aus Indien eingeschleppt und in der Folge sind 62 Personen überwiegend in Waldorf-Schulen und -Kitas erkrankt. Im März 2008 gab es eine große Epidemie von 178 Fällen im Raum Salzburg, die von einer anthroposophischen Schule ausging. Zur Jahreswende 2001/02 traten 180 Fälle in anthroposophischen Kindergärten in Verden auf. Ein Kind bekam in der Folge eine Enzephalitis. Von den Erkrankten waren 179 ungeimpft. 2001 erkrankten im Kreis Coburg 1200 Menschen, Ausgangspunkt der Epidemie war eine anthropsophische Schule. Diese Liste ist nicht vollständig und ungerichtet ergoogelt. Sie zeigt aber, dass eines naheliegt:

Masern werden in Deutschland von Waldorfschule zu Waldorfschule übertragen.

Im Lancet erschien 1999 ein Artikel, nach denen nur 18% von Schülern antroposophischer Einrichtungen, aber 95% von staatlichen Einrichtungen geimpft sind (Alm JS et al(1999), Lancet 353 (9163):1485-1488). Der Grund: Viele Anthropsophen lehnen eine Masern-Impfungen ab, da die Erkrankung angeblich eine „sinnhafte Wirkung“ haben könnte. Rudolf Steiner (Bild rechts) hat mit rite in Philophie promoviert und ist anschließend mit seiner Habilitation gescheitert. Da ihm so eine akademische Karriere nicht mehr offen stand, hat er sich einfach ein eigenes esoterisch-okkultes Weltbild ausgedacht, in dem Krankheiten Folge einer gestörten Wechselwirkung der vier Wesensglieder sind.

Es steht jedem frei, jeden Unsinn zu glauben, den er will, aber es sollten gefälligst nicht die Kinder darunter leiden, die nicht bewusst über das für und wider eine Impfung entscheiden können. Masern sind eine ernstzunehmende Erkrankung, die zu schweren Komplikationen führen kann. In Nordrhein-Westfalen gab es 2006/07 eine große Epidemie, bei der über 2000 Menschen erkrankten, davon 15 Prozent schwer. Zwei Säuglinge verstarben.

Da ein sehr guter Impfstoff existiert, sind Masern ein völlig unnötiges Gesundheitsrisiko. Glücklicherweise ist die Krankheit global und deutschlandweit auf dem Rückzug, dank einer insgesamt stetig steigenden Durchimpfungsrate.

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Quelle
Robert-Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 23/2010
Robert-Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 16/2010

Martin Ballaschk ist promovierter Biologe, aber an vielen anderen Naturwissenschaften interessiert. Das Blog dient ihm als Verdauungsorgan für seine Gedanken. Beruflich ist er als Wissenschaftskommunikator, hier rein privat unterwegs.

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