Mail an den WDR
BLOG: Detritus
Bitte einmal hier einen WDR-Beitrag über Schüßlersalze anschauen und mit den Ohren schlackern. Weil ich ja sonst nichts zu tun habe, protestiere ich öffentlich:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin schockiert, wie unkritisch der WDR mit umstrittenen Heilungsmethoden umgeht. Von einem öffentlich-rechltichen Format (Bildungsauftrag!) kann man mehr erwarten! Konkret beziehe ich mich auf diesen Beitrag:
http://www.wdr.de/tv/servicezeit/gesundheit/sendungsbeitraege/2010/0607/05_schuessler_salze.jspAnstatt darüber aufzuklären, dass die „Lehre“ der Schüßlerschen Salze darin besteht, esoterisch diagnostizierte Mineralstoffdefizite mit homöopathisch verdünnten Salzen zu beheben, wird munter die Selbstdarstellung der Schüßler-Anhänger vorgetragen.
Bei einer üblichen Dosierung von D6 (also 1:1.000.000 verdünnt) sind in einer Tonne Milchzucker etwa 1 Gramm Wirkstoff zu finden, wobei der normale tägliche Bedarf an verschiedenen Mineralien des Körpers schon höher liegt (z.B. Kalzium: ca. 1 Gramm, Natrium: ca. 4 Gramm). Der Versuch, auf diese Weise reale Defizite zu substituieren, mutet etwas selstam an. Bei einer D12-Potenz darf man sich entsprechend täglich Milchzucker im Megatonnenbereich zuführen.
Wie homöopathische Konzentrationen der Mineralien echte Defizite ausgleichen sollen, auf welchen seltsamen Kriterien die „Antlitzanalyse“ beruht, was echte Wissenschaftler über diesen pseudomedizinischen Schwachsinn zu sagen haben, habe ich in Ihrem Beitrag schmerzlich vermisst. Die Homöopathie als medizinische Therapie ist tot, was sie betreiben, kann man leicht als Leichfledderei bezeichnen.
In dem kurzen Beitrag wird zwar kurz darauf hingewiesen, dass es keine klinischen Belege für die Wirksamkeit gäbe, aber „Vielen sind die Erfahrungsberichte Beweis genug“. Als Vertreterin der „Schul“-Medizin wird eine Homöopathin, also Alternativheilerin, vorgestellt. Auf der Website finden sich Buchtipps zum Thema, nicht jedoch kritische Literatur. Bravo, das nenne ich ausgeglichene Berichterstattung!
Dabei ist der Standpunkt, der in der wissenschaftlichen Fachliteratur vetreten wird, eindeutig: Trotz hunderter (tausender?) Studien zur Homöopathie ist kein Wirksamkeitsnachweis erbracht worden. Ohne bewiesene Wirksamkeit muss eine Therapie verworfen werden, wie es auch in der „Schulmedizin“ gemacht wird.
Die persönliche Erfahrung über eine wissenschaftlich geführte Beweisführung zu stellen, ist mittelalterlich und mit den Grundprinzipien der modernen Medizin nicht zu vereinbaren.
Ich werde dieses Schreiben und ggf. Ihre Antwort in meinem völlig unbedeutenden Weblog veröffentlichen, sofern Sie nichts dagegen haben.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Ballaschk
Ich bezweifle ja, dass ich eine Antwort bekomme. Die Rechtschreibfehler sind in der Eile übrigens samt und sonders mit über den Äther gegangen.