Grüne lehnen grüne Gentechnik ab, ob cis oder nicht

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Gedanken, biologisch abgebaut
Detritus

Harald Ebner, Experte der Bündnisgrünen für „Agrogentechnik“ hat vor ein paar Tagen den offiziellen Standpunkt der Grünen gegenüber der Cis-Gentechnik dargelegt, nachdem ich danach fragte. Man kann den Beitrag hier nachlesen. Ebners Fazit, so wie ich es verstanden habe: Gentechnik, ob cis oder nicht, ist generell überflüssig und unsicher. Es existierten Alternativen, die über Jahrhunderte erprobt und sicher seien.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Der offizielle Standpunkt der Grünen war vorhersehbar. Bild: “Apple in the grass” von Erich Ferdinand, CC-BY-2.0

Konventionelle Verfahren führen nicht immer zum Erfolg

Ich finde, wir sollten uns die Sache nicht so leicht machen, denn die Wirklichkeit da draußen ist oft zu komplex, als dass sie sich in solche vermessenen Pauschalurteile pressen lassen würde. Grüne Gentechnik als überflüssig zu bezeichnen, halte ich für sehr gewagt. Mit molekularbiologischen Verfahren haben wir viel mehr Möglichkeiten, Pflanzen nach unseren Vorstellungen zu verändern, denn nicht immer führt Züchtung zum Erfolg. Bei der BASF-Kartoffel mit Knollenfäule-Resistenz hatte man über Jahre hinweg versucht, die Resistenz aus Wild- in Kulturkartoffeln hineinzukreuzen, ohne Erfolg. Bananen, Grundnahrungsmittel für Millionen von Menschen und bedroht durch verschiedene Pilzkrankheiten, können praktisch gar nicht mehr gezüchtet werden. Hier gibt es wenig Alternativen zur Gentechnik. Wenn die Verfahren erst etabliert werden müssen, wie im Fall des schorfresistenten Apfels von Professor Cesare Gessler von der ETH Zürich, dauert es natürlich etwas länger. Aber verlieren sie deshalb gleich ihre Daseinsberechtigung?

Angesichts der Herausforderungen der Zukunft (Energiewende, Ertragssteigerungen, Umweltschutz) können wir es uns aber nicht leisten, eine bestimmte Technologie als unnütz abzustempeln, wenn sie ihren Nutzen bereits unter Beweis gestellt hat. Es führen schließlich viele Wege nach Rom. Die Grünen geben vor, zu wissen, welcher Weg der falsche ist. Die Begründung dafür sind aber fadenscheinig und bei näherer Betrachtung nicht haltbar.

Lebensmittelgefahren durch Gentechnik? Eher nicht.

Ebner sagt richtig, dass sich cis- und transgene Verfahren nur in der Herkunft der Gene unterscheiden. Das Verfahren an sich berge aber Gefahren, so würde das fragliche Gen während der Transformation an einer beliebigen und unkontrollierbaren Stelle eingefügt. Das ist vielleicht nicht ganz falsch, aber diese Aussage ignoriert, dass der Ort der Insertion (des „Events“) sehr genau charakterisiert werden kann. Die Genetikerin Dr. Anastasia Bodnar liefert hierzu Informationen aus erster Hand:

So machen wir es in unserem Labor [an der Universität Iowa], andere Labore machen es vielleicht anders. […] Jedes Event wird geprüft und die mit offensichtlichen Problemen (Insertion in einem wichtigen Gen) werden verworfen. Die Events ohne diese Probleme werden über viele Generationen rückgekreuzt. Jedes Genfragment, das an anderen Stellen als der primären Insertionsstelle gelandet sein könnte, wird so herausgekreuzt. Das ist schon deshalb notwendig, weil die transformierte Sorte schlechte agronomische Eigenschaften hat […] und die Zellkultur Mutationen und epigenetische Effekte erzeugen kann. (Quelle, frei übersetzt)

Nach drei Generationen verbleiben nur etwa sechs Prozent der transformierten Pflanze, nach sechs Generationen sind es etwa ein Prozent. Die Agroindustrie hat durch ihre finanzielle Situation noch bessere Werkzeuge: Hier bleibt von der transformierten Pflanze nichts mehr außer des Transgens übrig, da man marker-assisted selection verwendet.

Und so bleibt auch von Harald Ebners Argument nicht viel übrig.

Konventionelle Verfahren sind auch nicht ohne Risiko

Es mag sein, dass die Forscher etwas übersehen. Doch so schwer es auch zu akzeptieren sein mag, nichts im Leben ist ohne Risiko. Es macht keinen Sinn, die Gentechnik stets nur isoliert zu betrachten, also ganz ohne Vergleich zu konventionellen Verfahren. Auch hier gibt es unerwünschte Effekte, besonders wenn mit Mutagenese gearbeitet wird. Auch hier muss rückgekreuzt werden, weil durchaus durch veränderte Stoffwechseleigenschaften Allergene oder Gifte entstehen können.

Für gentechnisch veränderte Organismen (GVO) existieren – ganz im Gegensatz zu konventionellen Pflanzen – eine Reihe von Pflichtuntersuchungen, in denen die Veränderungen genau unter die Lupe genommen werden. Hier werden intensiv die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit geprüft, wobei die konventionellen Sorte stets die Referenz darstellt. Das Verfahren kostet Millionen. Keine gezüchtete Pflanzensorte musste je so ein Verfahren durchlaufen, obwohl die Eigenschaften teilweise durchaus vergleichbar sind.

Vielleicht holt die Grünen die Realität schneller ein, als ihnen lieb ist. Auf der ganzen Welt werden GVOs angebaut, auf Millionen von Hektarn Ackerfläche und das seit Jahrzehnten. In dieser ganzen Zeit hat es nicht einen einzigen Hinweis darauf gegeben, dass zugelassene Gentech-Pflanzen ein Risiko für die Lebensmittelsicherheit darstellen. Wohlgemerkt sind es transgene Pflanzen, die weltweit und trotz der vielen Versäumnisse der großen Biotechkonzerne mit großem Erfolg angebaut werden. Wo das Gen nun herkommt, ist in der Tat völlig nebensächlich. Relevanz hat es nur in den Köpfen der Verbraucher, wo eine Kombination von Genen weit entfernter Arten Unbehagen hervorruft.

Deswegen sind Einzelfallentscheidungen und individuelle Prüfungen nötig und nicht pauschales Abstempeln, wie es die Grünen tun. Sie täten gut daran, ihren Standpunkt ab und zu an der Realität messen. Es kann auch nicht schaden, mit Fachleuten zu reden, die ihnen die Grundlagen molekularbiologischen, biotechnologischen und genetischen Fachwissens vermitteln könnten.

Harald Ebner hat mit einem Recht: Im Thema Gentchnik ist in der Tat der Wurm drin. Es liegt offensichtlich an der Diskussionskultur der Diskussionsgegner – etwa „Big Agro“ wie Monsanto und die „Grünen“ im weiteren Sinne – die kaum an einer neutralen Darstellung und unvoreingenommenen Wahrheitssuche interessiert sind.

 

Martin Ballaschk ist promovierter Biologe, aber an vielen anderen Naturwissenschaften interessiert. Das Blog dient ihm als Verdauungsorgan für seine Gedanken. Beruflich ist er als Wissenschaftskommunikator, hier rein privat unterwegs.

22 Kommentare

  1. So waren die Grünen doch immer. Ich bin eher überrascht von deiner Erwartung, dass die Grünen irgendwie jemals sachliche Politik machen wollten.

    Selbst ihre Ökologie ist esoterisch zu verstehen, richtiger Umweltschutz ist da fehl am Platz.

    Auf diese Weise wurde doch auch der Biokram eingeführt:

    “Diese kleine radikale Minderheit hält jetzt – über Bündnis’90 / Die Grünen – die Fäden der Landwirtschaftspolitik in der Hand. Das Feindbild – „Profitbauern“ und „Agrarfabriken“ – ist klar definiert, der gemeine Landwirt produziert „Masse statt Klasse“. Dem stellt die Ministerin das elysäische Panorama ökologischer Landwirtschaft gegenüber. Da erwies sich der Beirat des Ministeriums allerdings als Hindernis. Den dort vertretenen Agrarwissenschaftlern leuchten Einsichten wie die folgende einfach nicht ein: „Im Apfel ißt man den Jupiter, in der Pflaume den Saturn… Das Minderwertiger-Werden der Produkte… hängt zusammen ebenso wie die Umwandlung der menschlichen Seelenbildung mit dem Ablauf des Kali-Yuga im Weltall“ (aus Steiners Vortragszyklus von 1924).

    Nachdem die Unabhängigkeit des wissenschaftlichen Beirats von Ministerin Künast durch eine Satzungsänderung zerstört wurde, trat er geschlossen zurück. Jetzt kann sich Frau Künast ihre Berater danach aussuchen, welchen Rat sie wünscht. Künasts Staatssekretär Müller, ebenfalls ein Grüner, sah damit nur ein Hindernis für die Neuausrichtung der Agrarpolitik zum ökologischen Landbau beseitigt. Und das stimmt wohl auch. Wissenschaftliche Argumente zählen nicht, das Sagen haben Ideologen.”
    http://www.novo-magazin.de/58/novo5852.htm

  2. Vom Prinzip her Böse, immer Böse

    Mit der ausnahmslosen Ablehnung bestimmter Technologien schaffen Grüne und Organisationen wie Greenpeace eine Art Negativ-Logo, sie erreichen einen hohen Wiedererkennungswert und werden – im Gegensatz zu vielen opportunistischen Politikern – als gradlinig wahrgenommen. Es kann keine Ausnahmen geben, wenn die Technik an und für sich des Teufels ist . Ein AKW – Gegner wir auch Fusionskraftwerke ablehnen.
    Wer diesen Ablehnungskonsens durchbricht schafft Verwirrung und riskiert den Rauswurf . Der neue Greenpeace -Chef Naido kriegte beinahe Haue von seinen eigenen Leuten, als er in einem Interview “golden Rice” nicht von vornherein verurteilen wollte, sondern seine Position dazu noch einmal Überprüfen wollte. Sein Fehler war also lediglich, dass er den Einsatz von Gentechnik nicht von vornherein ablehnte.

  3. @earli @Martin Holzherr

    Ich bin ja immer wieder geschockt, wie viele meiner Kommentatoren desillusioniert sind, was die Grünen angeht. Aber mir geht es ja auch nicht anders.

    Danke für eure Kommentare!

  4. @Martin H.:

    Hoffentlich hält der neue Greenpeace-Chef länger durch und bringt die Organisation vielleicht einen kleinen Tick näher zur Vernunft zurück. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  5. Grüner Gentechnik Befürworter?

    Ich krieg hier das Gefühl, dass es hier ähnlich schwer ist sich als Grüner zu outen wie bei den Grünen als Gentechnik-Befürworter.

    Ich bin Grüner und Molekularbiologe und für den Einsatz von Gentechnik. Bei den Diskussionen wird (auch hier in den Kommentaren. Im Blog auch, aber zum Glück nicht ganz so stark) allerdings immer so pauschalisiert und verteufelt, dass es einem schwer fällt ernsthaft dabei zubleiben.

    Ich hätte deshalb die Bitte, dass wenn man den Grünen ideologische Verblendung und undifferenzierte Ablehnung vorwirft nicht selber in die gleiche Schiene zu verfallen. Mir kommt es so vor, dass wenn man bei den Kommentatoren hier das Wort Grüne erwähnt unreflektierte Ablehnung und ein “die sind ja sowieso Fortschrittfeindlich und dagegen”-Reflex ausgelöst wird.

    Aber nun zum Artikel selbst:
    Ich stimme in der Gesamtheit völlig zu eins deiner Argumente ist aber meines Erachtens abzulehnen:

    “Angesichts der Herausforderungen der Zukunft können wir es uns aber nicht leisten, eine bestimmte Technologie von vornherein als unnütz abzustempeln. Es führen schließlich viele Wege nach Rom. Es ist erstaunlich, dass die Grünen bereits heute wissen, welcher Weg der falsche ist.”

    Mit dem Bezug zu den “Herausforderungen der Zukunft” etwas als unablehnbar zu deklarieren ist ein Scheinargument und kein Argument. Es ist unspezifisch und hat keinerlei Aussagekraft.

    Bei manchen Sachen wären wir vermutlich froh, wenn Personen in der Vergangenheit es rechtzeitig abgelehnt hätten.
    Außerdem ist es die Aufgabe der Politik – nicht nur der Grünen – Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Deshalb nimmt jede Partei für sich in Anspruch zu wissen welcher Weg der Falsche und welcher der Richtige ist.
    Selbst ohne dieses Scheinargument wäre der Absatz zum Thema “Konventionelle Verfahren reichen eben nicht aus” plausibel. Was solche Scheinargumente jedoch erreichen ist, dass sie die Diskussion unmöglich machen weil jeder der sich dagegen wendet erstmal erklären und rechtfertigen muss. (Im aktuellen Fall: um ernsthaft gegen den Einsatz von Gentechnik argumentieren zu können müsste ich erstmal erklären wieso ich die “Herausforderungen der Zukunft” nicht anerkenne und wieso ich meine den “falschen Weg” im vorhinein zu kennen)

    Fazit: Weiter so aber bitte nicht in die gleiche Schiene verfallen wie die gegen die man Argumentiert und ideologische Ablehnungen und Scheinargumente vermeiden wo es geht.

  6. @ Bini

    Danke für Deine Kritik.

    Du hast recht, der Satz war sehr unspezifisch. Es war nicht meine Absicht, die Grünen als generell forschrittsfeindlich darzustellen.

    Mit dem Satz wollte ich nur verkürzt aussagen, dass das Potenzial der Technologie von den Bündnisgrünen ignoriert wird, und die Risiken nicht korrekt dargestellt werden. Natürlich muss Nutzen und Risiko gegeneinander abwägen – gerade deswegen ist keine Technologie „unablehnbar“.

    Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob wir uns missverstehen, oder ich einen generellen Denkfehler in meiner Argumentation habe. In jedem Fall danke für das Feedback.

  7. Treffender Artikel

    @ bini @martin b.

    Es ist schön zu sehen das man sich hier unaufgeregt über etwaige Fehler im Text beschweren kann und es dann falls der Einwand stimmt verbessert wird!

    Dennoch ist die Argumentation von Bini nicht ganz stimmig,
    den genauso wie es stimmt das
    “Angesichts der Herausforderungen der Zukunft können wir es uns aber nicht leisten, eine bestimmte Technologie von vornherein als unnütz abzustempeln. Es führen schließlich viele Wege nach Rom. Es ist erstaunlich, dass die Grünen bereits heute wissen, welcher Weg der falsche ist.”

    “Mit dem Bezug zu den “Herausforderungen der Zukunft” etwas als unablehnbar zu deklarieren ist ein Scheinargument und kein Argument. Es ist unspezifisch und hat keinerlei Aussagekraft. “

    so ist der Umkerschluss den besonders die Grünen für sich treffen auch schwachsinn!

    Denn bei allen Regierungen bei denen die Grünen beteiligt waren oder noch sind wird am laufenden Band dieses Argument vorgebracht!
    Mit dem noch bescheuerten Vorstellungen einzelne Forschunsrichtungen wie
    Nanotechnologie
    Gentechnologie (nur wenn sie Grün ist)
    Kerntechnologie
    nicht mehr unterstützen und wenn es geht sogar verbieten zu wollen!
    Kritik darf sein und ist immer Notwendig!
    Sonst wären wir immer noch beim Okkultismus und jedes Dorf hätte seinen Schamanen….
    Aber dass was Bini für sich in Anspruch nimmt darf auch im Umkehrschluss erlaubt sein!
    Denn mit den Wunschvorstellungen vieler Grünen und auch anderer politischen Lager z.B. sich der Physik in Sachen Energieerzeugung zu widersetzen zeigt auf wie sehr die Überzeugungen einzelner Polikiter wunsch- oder Gefühlsgeleitet sind und nicht auf Wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen!
    Und wenn der ganze Karren an die Wand gefahren wurde will es am Ende wieder keiner von den Gutmenschen gewesen sein der ja nur das Beste für seine Schäfchen wollte.
    Wie steht eigentlich Bini dazu dass sein und mein Arbeitsplatz von Grünen Ideologen die diese Forschung (Grüne Gentechnik) als unnütz abtun gerade eine Abwanderung aus D erlebt!

    Dies ist jetzt doch in die gleiche Schiene geschossen wie es Bini anprangert!
    Aber mit Verlaub!
    Bei so viel Unsinn fällt es schwer noch unvoreingenommen an das Thema heranzugehen!
    Und wenn einem immer vorgeworfen wird das man gefälligst ohne Vorurteile an etwas heranzugehen hat, hat man iwann auch mal die Schnauze voll.
    Wie gesagt was Bini kritisiert hat ist richtig! Aber er/sie sollte zuerst einmal bei seiner Partei aufräumen und das GRÜNDLICH!
    Ansonsten ist es illusorisch wenn man für sich in Anspruch nehmen will immer fair behandelt zu werden, sich aber im Umkehrschluss einen Dreck darum schwert wie man es mit anderen macht.

  8. Gefahr der Ideologisierung von Forschung

    Die grundsätzliche Ablehnung der Stammzellenforschung durch G.W.Bush hat viels gemeinsames mit der grundsätzlichen Ablehnung gewisser Technologien durch die Grünen. Es steckt etwas ideologisches, ja beinahe religiöses dahinter.

    In den USA ist sowieso jedes Thema verpolitisiert und Wissenschaft und Forschung werden genauso durch die Ideologie-Brille wahrgenommen wie Homosexualität oder die Klimaerwärmung.
    Es besteht durchaus die Gefahr, dass wir auch in Europa in diese Richtung schwenken, dass auch hier die rechts gerichteten die “Klimaerwärmung” z.B. als Hingespinst abqualifizieren und umgekehrt die Linken bei anderen Themen Glaubensvorbehalte machen.
    Leider geht die Partei der Grünen bereits in diese Richtung und es ist nur eine Frage der Zeit bis auch rechtsgerichtete Parteien diesen Pfad beschreiten.

  9. @Bini:

    Die Kritik richtet sich natürlich an die grüne Partei als Ganzes, definiert durch ihr Programm, und Einzelkritik an bestimmte Personen, beispielsweise Frau Künast.

    Jeder weiß, dass in einer demokratischen Partei nicht jedes Mitglied mit jedem Programmpunkt übereinstimmt.

  10. @Martin B
    Danke. Ich denke wir haben uns nicht missverstanden. So wie es jetzt da steht finde ich das sehr gut.

    @earli Das war mir bewusst. Aber ich lese hier gerne mit und beim lesen der Kommentare komm ich mir vor ich müsste mich als Grüner verstecken. Und ich denke es ist nachvollziehbar warum dieses Gefühl aufkommt.

    Und es ist ein Unterschied ob Rechtfertigungsdruck für die Sache aufgebaut wird oder das Gefühl man wird pauschal verurteilt.
    Die Differenzierung das nicht jeder Grüner gleich ist und alle Punkte des Parteiprogramms unterstützt ist denk ich wirklich jedem bewusst und ich will auch nicht, dass immer wenn von “den Grünen” die Rede ist das ganze um jedes Missverständnis zu vermeiden von “der offiziellen Grünen Politik laut Wahlprogramm vom 15.3.2009..” oder anderen Wotmonstern gesprochen werden muss.
    Aber mein Eindruck von einigen Kommentaren war das hier ein gemeinsames Feindbild aufgebaut wird und nicht die Sache diskutiert wird. Das ist denk ich eine Diskussionsart die ins nichts führt und bei der man sich nur selber bestätigt.

    @Martin H
    Du hast Recht was die Ideologisierung einiger Themenfelder in der Politik gibt. Und eine Dogmatisierung hat im Bereich Gentechnik sicher schon stattgefunden. Da die Grünen aber keine verwirrte und vernachlässigte Minderheit sind und (großteils) aus Leuten bestehen die auch zum kritischen Denken fähig sind ist es eine wichtige Frage wie man die Dogmatisierung aufbrechen kann. Die Grünen als ideologisch abzutun löst das Problem nicht.

    Aber positive Beispiele die nicht ins dogmatische Weltbild passen sind denk ich ein guter Weg dazu. (Solange sie nicht von der kognitiven Dissonanz hinweggefegt werden – Golden Rice wurde oben ja schon erwähnt)

    Und ich danke deshalb Martin B dafür das Thema cis- oder trans- aufgezogen zu haben weil das ist(Zumindest bei einigen Leuten)denk ich ein guter Aufhänger um das Dogma aufzubrechen und es zu schaffen in einen Status zu kommen wo zumindest nachgedacht wird. Zu welcher Meinung die Leute dann kommen muss man ihnen dann ja immer noch selber überlassen.

  11. statt “vernachlässigte” meinte ich im oberen Kommentar “vernachlässigbare”

    Das ganze klingt sonst doch ganz schön seltsam.

  12. @ Bini
    Ich finde nicht das man sich hier rechtfertigen muss welcher Partei oder welchen Glaubens man angehört!
    Aber man muss sich kritisch gestellte Fragen gefallen lassen, auch als Gelber, Roter, Schwarzer, usw. und ebenso als Grüner!
    Und da Parteien immer noch an ihren Taten und nicht an ihren Aussagen gemessen werden sollten,
    so muss man sich schon Fragen wie man als “Grüner” denn behandelt werden möchte?

    Verstehe mich nicht falsch, ich finde es toll das es auch noch Menschen bei den Grünen zu geben scheint die Argumenten zugänglich sind und man mit ihnen sachlich Diskutieren kann!
    Doch leider ist es anscheinend ein sehr kleiner Teil dieser Partei der kaum bis gar keine mediale und parteipolitische Aufmerksamkeit erzeugt!

  13. Nur mal so nebenbei: Ich sehe mich selbst auch als Grünen-Sympathisanten. Den Bündnisgrünen gehörte eigentlich immer meine Stimme.

    Inzwischen bin ich aber „vom Glauben abgefallen“, auf offensichtlichen Gründen …

  14. @Bini

    > Aber ich lese hier gerne mit und beim lesen der Kommentare komm ich mir vor ich müsste mich als Grüner verstecken.

    Wenn das so ist, dann musst du dich entweder wegen deiner eigenen Parteigenommen verstecken oder bist vielleicht einfach in der falschen Partei.

  15. Schau dir mal die Werbung für Nahrungsmittel im Fernsehen und in den Printmedien an. Selbst hoch verarbeitete Nahrungsmittel (ich sage bewusst nicht Lebensmittel dazu), werben mit Bildern von Natürlichkeit. Das ist das was der Verbraucher will. Auch die Bebilderung der Verpackungen spiegeln Inhaltsanteile von natürlichen Produkten wieder die meist nicht in der Menge drin sind.
    Fakt ist: es gibt beim Verbraucher eine Sehnsucht nach Natürlichkeit. Jedenfalls ist es so, dass die große Mehrzahl der Verbraucher darauf abfahren – der Bioboom zeigt das und der ist noch lange nicht am Ende, sondern wird noch stark zunehmen. Die Grünen werden einen Teufel tun und sich pro Gentechnik aussprechen, diese Haltung gegen Gentechnik wird von ihnen erwartet und ein Großteil der Verbraucher ist ja auch Wähler.

    Ich persönlich halte cis für grenzwertig, aber ok. Nur muss man nicht so tun, als ob zum Beispiel eine Krautfäuleresistenz für den Verbraucher einen Vorteil böte. Der Verbraucher ist an gutem Geschmack interessiert. Als vor Jahren die alte Kartoffelsorte Linda vom Markt genommen werden sollte, da gab es einen Aufschrei der Empörung bei den Verbrauchern. Mittlerweile gibt es sie wieder, obwohl alles andere als resistent. Die Resistenz gegen Krautfäule ist eher nur für Kartoffeln die in die industrielle Verwertung gehen interessant. Da spielt der Geschmack keine große Rolle. Im Bioanbau geht man auf Kartoffelsorten, wird Krauffäuleschaden reduziert, indem man erstens die Kartoffeln vorkeimt und dann Sorten wählt, die sehr früh Knollen bilden, so dass wenn die Krautfäule im Sommer zuschlägt, die Knollen schon gebildet sind und es noch gute Erträge gibt.
    Bei Äpfeln braucht man keine cis-Gentechnik um resistente Sorten zu bekommen. Diese Sorten haben wir längst aus konventioneller Züchtung. Die sogenannten Re-Sorten aus Dresden-Pillnitz. Und die Züchtungsarbeit geht weiter am Julius-Kühn-Institut.
    Auch bei Zwetschgen und Pflaumen ist man durch konventionelle Züchtung soweit, dass man Sorten mit Scharkaresistenz gezüchtet hat (Hohenheim/ jetzt Veitshöchheim). Resistenzen zu haben ist eine Sache, aber die Produkte müssen auch noch gut schmecken und auch in der Verarbeitung bestimmten Kriterien genügen, darüber hört man bei gentechnischen Produkten eigentlich nichts, aber das ist der eigentliche Knackpunkt.

  16. Die grünen Geister

    Auch ich rief diese Geister, die man jetzt leider nicht mehr los wird.
    Ich habe zu spät erkannt, dass bei den Grundideen der Grünen eine Menge Esoterik mit am Werk ist.
    Ich habe aufgehört diese Partei zu wählen, als ich mit einem Grünen “MdL” Bekanntschaft schloss. Seine Unwissenheit bzgl. ökologischer Zusammenhänge und seine Unfähigkeit eigene Glaubenssätze (und natürlich die der Partei) zu hinterfragen, hat mich schlicht umgehauen!
    Ich habe ihm dann empfohlen SdW zu lesen und es zur Pflichtlektüre seiner Partei zu machen … leider ohne Erfolg, wie sich jetzt zeigt.

  17. @Detlef Piepke

    Nun ja, SdW ist für wissenschaftlich Unbeleckte natürlich ein ziemlich hartes Stück. Bei für mich fachfremden Artikeln bin ich manchmal auch schon leicht erschöpft nach der Lektüre. Die Mechanismen der wissenschaftlichen Forschung sollte man zumindest grob verstanden haben…

  18. @ Bini
    Vielleicht sind ja noch weitere außer den positiven Beispielen geeignet, bei den Grünen das kritische Denken anzuregen. Herbizidresistenz geht heute wie früher auch über normale Züchtung, dauert evtl. nur länger (stimmt sogar auch nicht, wenn man den Zulassungsprozess mitzählt). Clearfield-Soja von Bayer wäre damit automatisch ok, nur weil keine Gentechnik? Aber ich vergaß, Herbizide sind ja grundsätzlich nicht ok. Dann was Anderes: Zur gentechnischen Amflora gibt es auch eine durch TILLING erzeugte Schwester, die den gleichen Phänotyp zeigt. Sicher wird bei den Grünen da nicht drüber diskutiert, weil ist ja nicht GVO. Und der cisgene Ansatz zeigt ja auch die Verworrenheit – die identische Sequenz (ok, wäre ein undenkbarer Aufwand, aber theoretisch nicht ausgeschlossen), einmal durch Kreuzung und Selektion und ein anderes Mal durch Gentechnik hergestellt ist einmal hui und einmal pfui? Mir geht es wie Martin B. Die Grünen hatten früher meine volle Sympathie, aber seit sie sich mehr und mehr als Religion gerieren und in vielen Bereichen wie z.B. auch Alternativmedizin kaum zum kritischen Denken mehr fähig erscheinen, kann ich denen meine Stimme nicht mehr geben.

  19. @Sebastian:

    Ich glaub da legt der Fehler. Die Grünen waren immer eine Partei der Esospinner, in der Gründungszeit noch mehr als heute.

    Die Medien haben die Grünen aber nie kapiert und in ihrer Berichterstattung zur “Umweltpartei” gemacht, die sie nie war.

    In ihren damaligen Wahlprogrammen stand noch explizit drin, dass sie unter Ökologie eben nicht Umweltschutz verstehen, sondern den ideologischen Anspruch, gegen “Ausbeutung der Natur” und ähnliches zu kämpfen.

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