Demonstration der Wohlstandsmaden

BLOG: Detritus

Gedanken, biologisch abgebaut
Detritus

Man muss nur die richtigen Knöpfchen drücken, dann kommen die Demonstranten von ganz allein: Heute gehen in Berlin die Menschen auf die Straße, weil sie Gentechnik, industrialisierte Landwirtschaft und billige Lebensmittel voll blöd finden.

Gentechnik

Natürlich sind es immer die selben Schreckgespenster und Pseudoargumente, die gebracht werden: Gentechnik würde gegen den Willen der Verbraucher mit Hilfe der EU-Kommission ganz im Sinne von „Gentechnikkonzernen“ gefördert. Die EU und böse global agierende Konzerne sind in der Tat ein schönes Feindbild, auf das sicher viele Menschen ansprechen.

Dabei wird vergessen, dass es wichtig ist, dass Gentech-Forschung für die Landwirtschaft von staatlicher Seite gefördert werden sollte, und das aus verschiedenen Gründen. Die Industrie sollte kein Lizenzierungs-Monopol auf neue Sorten haben, und die öffentliche Hand ist in der Lage, lizenzfreie verbesserte Pflanzen zu schaffen. Außerdem werden so auch Sorten erzeugt, die für die großen Konzerne uninteressant, aber trotzdem wichtig sind. Dem steht heute noch die Innovationsbremse des Zulassungsverfahrens entgegen, das sich derzeit nur große Firmen leisten können. Außerdem ist es meiner Meinung nach wichtig, dass die Leute auch mal echte „Genpflanzen“ zu Gesicht bekommen, und bemerken, dass die auch nicht anders sind, als „normale Pflanzen“, und sich auch Praktiken des Öko-Landbaus mit grüner Gentechnik gut vertragen könnten.

Und vielleicht zeugt es auch von einer etwas verkürzten Denkweise, wenn man „die EU“ und „die Gentechnikkonzerne“ einfach pauschal als böse und korrupt abstempelt.

Massentierhaltung und industrialisierte Agrarwirtschaft

Als Grund für sicher immer verbesserungswürdige Haltungsbedingungen von Tieren wird vor allem die Größe der Betriebe verantwortlich gemacht, und dass die Haltungsformen immer weiter industrialisiert werde: zu enge Platzverhältnisse in den Ställen, Qualzuchten, Antibiotika und stressfördernde Technik. Stattdessen möchte man romantische „bäuerliche Betriebe“, die auch viel schöner anzusehen sind.

Ich frage mich bei solchen Forderungen, was in den Köpfen der Menschen passiert sein musste, dass diese Bild eines so romantisierten Bauernhofs überhaupt entstehen konnte. Bauernhöfe aus der Landliebe-Werbung sind nie die Regel gewesen, sollten sie je existiert haben. Ein landwirtschaftlicher Betrieb ist in erster Linie eben das: ein wirtschaftlicher Betrieb, der wirtschaftlich und effizient arbeiten muss, damit er die Betreiber ernähren kann. Aus diesem Grund sind sie in der Regel an einer Verbesserung der Produktion durch entsprechende Technik interessiert.

Das steht einer tiergerechten Haltung aber nicht entgegen, vielmehr hat sich in den letzten Jahrzehnten so viel im Bereich Animal Welfare getan, dass ein Betrieb aus den 50er Jahren heute sofort „dicht gemacht werden müsste“, wie mir Agrarblogger Sören Schewe sagte. Vor allem kann man die Problematik „artgerechter Tierhaltung“ nicht auf die Technisierung und die Größe der Betriebe herunterbrechen: den Tieren kann es in einem kleinen Betrieb viel schlechter gehen, als in einem großen. Von kranken und dahinvegetierenden Tieren hat der Bauer nämlich auch nichts. Ich empfehle die inzwischen zahlreichen Artikel von Sören, die sich mit dem Thema befassen: zu Wellness im Geflügelstall, gestressten Rindern, glücklichen Milchkühen und animal welfare allgemein hat er hochinteressante Beiträge geschrieben, die einem vor Augen führen, dass es auf ganz andere Dinge ankommt, als die simple Forderung nach „Abschaffung von Tierfabriken“ nahelegt.

Überproduktion und Subventionspolitik

Agrarsubventionen haben allerdings, soweit ich weiß, in der Tat den Markt verzerrt und zu einigen Missverhältnissen beigetragen. Staatliche geförderte Überproduktion und die Anschließende Vernichtung von Lebensmitteln kann ich irgendwie auch nicht gut finden. Aber ist es wirklich so schlimm, wie es auf der Demo-Website geschildert wird? Ich weiß es nicht. Bei diesem Punkt würde ich mich über Input in den Kommentaren besonders freuen.

Schlusswort

Trotzdem: das Gesamtanliegen der Demonstration gefällt mir überhaupt nicht. Lars Fischer kommentierte treffend: „Heute: Demo gegen alles was wir irgendwie halt so Scheiße finden.“ Und genau so sehe ich das auch. Nicht die eigentlichen Probleme werden angesprochen, sondern nur das, was man als Mitteleuropäer mit dem alltäglichen Luxusproblem, welche Wurst man denn nun kauft, die aus tiergerechter, bio- oder die aus bio-dynamischer Haltung, so richtig schön kacke finden kann, ohne großartig darüber nachzudenken. Um die Deckung des Bedarfs an Grundnahrungsmitteln müssen wir uns hier keine Gedanken machen, da fallen diese Forderungen natürlich leicht, und man vergisst schnell, dass erst durch die Industrialisierung der Landwirtschaft hochwertige Lebensmittel für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich geworden sind.

Kurz: das ist eine Demo, die wenig mehr als Reflexe bedient.

Was ist eure Meinung zu der Aktion? Findet ihr auch, die Forderungen gehen an den Kernproblemen vorbei, oder liege ich falsch mit meiner Einschätzung?

Hinweis: Bevor hier wieder rumgemeckert wird, dass ich ja so furchtbar polemisch schreiben würde: Vergesst bitte nicht, dass das hier mein persönliches Blog ist, in dem ich meine (nicht unveränderlichen) Sichtweisen ablade. Wer neutrale Berichterstattung will, der soll doch bitte rüber zu irgendeiner Tageszeitung gehen.

  • Veröffentlicht in: Grün

Martin Ballaschk ist promovierter Biologe, aber an vielen anderen Naturwissenschaften interessiert. Das Blog dient ihm als Verdauungsorgan für seine Gedanken. Beruflich ist er als Wissenschaftskommunikator, hier rein privat unterwegs.

33 Kommentare

  1. Wie die Landwirtschaft in Deutschland funktioniert und was für Politik dahintersteckt, kann ich nicht wirklich sagen und beurteilen. Was ich aber garnicht mag, ist, wenn ich auf der Demo-Seite den Button Gentechnik anklicke und dort dann sofort zu sehen bekomme: Ein Maiskolben, der ein Biohazard-Schild um sich hat. Dies zeigt mir doch in allererster Linie, dass die Leute angeheizt werden sollen. Über Pros und Kontras der Gentechnologie darf man ja gerne diskutieren und muss man auch, aber nicht auf diesem Niveau! Da wird z.B. gesagt

    Gentechnik ist eine Risikotechnologie

    Schön. Dann müssten wir auch auf die Strasse gehen und gegen Nanotechnologie, Biotechnologie, Chemie und sonst was demonstrieren, denn mit jeder Technologie kann man vieles Böses anstellen. Wir demonstrieren aber nicht dagegen und wieso? Weil hier gezielt von bestimmten Gruppen Leute mobilisiert werden, denen eingeredet wird, Gentechnologie sei alles andere als gut. Ich muss da immer wieder meine Hände über dem Kopf zusammenschlagen, denn ich würde alles darauf verwetten, wenn man auf diese Demo geht und die Demonstranten über Gentechnik befragt, diese keine wikliche Ahnung hätten. Sie wüssten wohl nur, dass “Genpflanzen so manipuliert worden sind, dass sie uns und der Umwelt schaden”. Ich denke mal den Gegenbeweis, dass genmanipulierte Pflanzen effizienter anbaubar und erntbar sind, ist ihnen nicht bekannt. Und wenn doch, dann sei dies ja nur zum Wohle der Konzerne.

    Die Gentechnologie ist eine Technologie mit der man vieles anstellen kann, aber wieso wird sie immer wieder nur negativ in Zusammenhang mit Pflanzen gebracht? Wissen die Leute nicht, dass ihre Medikamente auch gentechnologisch hergestellt werden? Müssen wir jetzt deswegen auf die Strasse gehen und für “saubere” Medikamente demonstrieren? Wieso macht dies keiner? Dies beweist doch, dass die Demonstration nichts anderes als organisierte Panikmacherei ist!

  2. Schöne Schwarz-Weiß-Malerei

    Die Gründe für die Demo führen Sie doch selbst an, und darum geht es doch. Fortschritte der Gentechnologie sind eben nicht überall sinnvoll, vor allem, wenn es um Artenvielfalt geht, die durch die “grüne Revolution” nun doch signifikant beschnitten wird. Und wenn ich auch mal so sprechen darf wie Sie: Die Gentechnikbefürworter möchte ich gern mal fragen, was Sie über den Schaden wissen, den sogenannte grüne Gentechnik weltweit anrichtet. Das Mais umgezüchtet wird zu wassersaugenden Pflanzen, obwohl er im Ursprung sehr gut mit trockenen Böden klar kam. Dass schädlingsresistente Pflanzen den Nützlingen auf Feldern schlicht die Lebensgrundlage entziehen, dass die “natürliche Natur” gebeugt wird, weil es uns als Menschen “zusteht”, diese Macht auch auszuüben? Nee, so einfach ist es eben nicht.
    Und ob Nanaotechnolgie bei Bratpfannen aufhört, bleibt die Frage. Welchen Nutzen haben Nanopartikel in Limonade, die den Geschmack bringen? Nur den des billigeren Produzierens. Notwendig ist das nicht.

    Es gibt viel erfolgreiche Biobauern, die auch wirtschaftlich arbeiten und Betriebe wie Neuland in Berlin machen auch einen guten Job, obwohl sie nicht Bio sind.

    Ein wenig mehr gegenseitiges verstehen-wollen wäre schon schön (sicher auch auf der Seite der Biodogmatiker, damit das nicht gleich in den falschen Hals kommt).

  3. Demo greift zu kurz

    Die Demo greift in der Tat zu kurz. Notwendig wäre nämlich die Umstellung auf eine vegetarische, besser noch vegane Ernährungsweise. Allein weniger oder Bio-Fleisch zu essen hilft nämlich den Tieren, die dann trotzdem ermordert werden, überhaupt nicht.

  4. Aufklaren

    Also ich versteh schon, dass viele Angst vor den boesen Genen haben, aber aufklaeren hilft so wahnsinnig viel!
    Bei uns am Institut gibt es a) einen Schuelerforschungstag und b) eine lange nacht der wissenschaften und ich mach jedes Jahr denselben Versuch mit den Besuchern: DNA extraktion aus tomaten und aepfeln, und hinterher wissen alle, dass ueberall Gene drin sind! Und haben weniger Beruehrungsaengste!
    Schickt mir doch mal die Demomenschen ins Labor 🙂

  5. Agrarsubventionen

    Im Punkt Export-Dumping haben die Veranstalter wohl Recht (allerdings zeigt sich, wie wichtig sie das Thema nehmen daran, dass sie keinerlei Quellen verlinken…) insbesondere ist es wohl gängige Praxis im Zuge von “Entwicklungshilfe & Wirtschaftsförderung” kräftig subventionierte EU-Betriebe afrikanische Märkte zerstören zu lassen, nicht nur Lebensmittel, auch Textilien etc. Die mehrfach subventionierte “B-Ware” die dort auf die Märkte geworfen wird ist unschlagbar billig, lokal kaufen nur noch die sehr gut betuchten. (in einer Doku war z.B. von Hühnerfleisch im Eisblock die Rede, das auf dem Markt aufgetaucht und zu 1/20 des Preises eines lokal geschlachteten Huhns verkauft wird).

    Und die Position zur Gentechnik fußt wohl auch hauptsächlich darauf, dass man nicht ausreichend getestete Pflanzen in die Umwelt entlassen sollte, da die modifizierten Gene sich sonst evtl. fortpflanzen könnten, da die Bestäubung ja praktisch nicht zu kontrollieren ist. Ich verstehe das so, dass ein vollständiges Verbot jeglicher Gentechnik-Forschung einfach gefordert wird, um dann noch kräftig Platz zum Zurückrudern zu haben…

  6. Graue Töne

    Die Demo ist halt der Dank dafür dass noch nie in der Geschichte soviel Menschen – sowohl absolut als auch relativ – mit diesen modernen Methoden ernährt werden konnten.
    Dein ganzen Träumer von „Früher war alles besser“ vergessen ja auch immer, dass früher auch deutlich weniger Menschen ernährt und angekleidet werden mussten. Die Baumwolle für die 40 TShirts und die Cellulose für die wöchentliche Rolle der Wischtücher muss ja auch irgendwo kultiviert werden.
    Die Subventionspolitik der letzten Jahre sorgte nur für eine Verlangsamung des Strukturwandels.

    Übrigens Bio ist keine Lösung. In der aktuellen Agrarforschung wird gerade der Effekt der “herd immunity” untersucht. Es mehren sich die Hinweise darauf, dass die Biobetriebe (die übrigens 1/3 mehr Subventionen bekommen) nur so “hohe” Erträge (ca. 50-60% von der richtigen Landw.) erzielen können, weil die konv. Landwirtschaft die Pflanzenkrankheiten, Insekten, Pilze etc. mit Pflanzenschutzmitteln unter Kontrolle hält.
    Diese herd immunity würde dann wegfallen und somit wären nicht einmal nach vorsichtigen Schätzungen 80% der Versorgung bei 100% Biolandw. in DE möglich sondern eher zw. 50% und 70%.

  7. LW für Stadtmenschen

    Guter Artikel, kann mir gut vorstellen, dass der Blutdruck danach wieder in ruhigeren Bahnen lief^^

    Dann gehen wir das mal durch. Robert, Du schreibst:
    “Ein wenig mehr gegenseitiges verstehen-wollen wäre schon schön (sicher auch auf der Seite der Biodogmatiker, damit das nicht gleich in den falschen Hals kommt).”

    Zugegeben, wenn man von einer solchen Demo oder derartige Artikel liest, wird irgendwann das Gefühl nahezu übermächtig, dass man hier ein Gegengewicht setzen müsste – und das wird dann nicht selten ähnlich heftig. Nur wie soll man denn vernünftig diskutieren bei derartigen Parolen? Gerade bei der Tierhaltung – da traue ich mir ein Urteil zu – schießt die Kritik am Thema völlig vorbei. Das heißt natürlich nicht, dass es nichts zu kritisieren oder zu verbessern gäbe, aber in Debatten kommt man ja meist gar nicht zum fruchtbaren Kern, weil man erstmal ganz ordinäre Grundlagen vermitteln muss. Mit Schwarz/Weiß hat das nix zu tun. Martin hat ja auch eine Reihe von meinen Artikeln verlinkt, die gerne diskutiert werden können (Danke dafür, Martin!). Der Stall, den ich besucht habe, stellt den heutigen Standard in der Tierhaltung (Milchvieh) dar, auch in der Größe.

    Jetzt kommt Tichodroma. Du schreibst:
    “Notwendig wäre nämlich die Umstellung auf eine vegetarische, besser noch vegane Ernährungsweise. Allein weniger oder Bio-Fleisch zu essen hilft nämlich den Tieren, die dann trotzdem ermordert werden, überhaupt nicht.”

    Wie jetzt? Weltweit? Strebst Du da eine globale Ernährungs-Behörde an, die den Menschen vorschreibt, was sie zu essen haben? Ansonsten wird es immer Menschen geben, die Fleisch essen, ich nehme mich da nicht aus. Mit anderen Worten: es gäbe noch eine Menge Gründe, weshalb eine solche Vision besser eine solche bleiben sollte (ohne Tiere kein Dünger für Pflanzen, um nur einen Fehler dieser Idee zu nennen). Grundsätzlich ist sie aber auch völlig unpraktikabel.

    Wer mal ein paar Zahlen und Fakten haben möchte, sollte das hier lesen:
    http://www.novo-argumente.com/…archiv/novo110_44

    Etwas lang, aber ziemlich super!

  8. @Sören

    Das ist ja das Ding: Du diskutierst sachlich, aber leider (auch bei den Ökos) nicht jeder. Es gibt nirgends DIE Lösung. Deshalb ist Gesprächsbereitschaft und auch die gegenseitige Anerkennung der Vorteile und die kritische Betrachtung der Nachteile der jeweils anderen bitter notwendig. Man muss nicht alle über einen Kamm scheren, hier wie da. Mitläufer, Anheizer und Ausnutzer gibt es überall.

  9. @Robert: Dann los!

    Einverstanden. Wie wäre es, wenn wir hier mal ein Zeichen der Vernunft setzen und mit gutem Beispiel vorangehen? Die Scilogs sind dafür ein ganz hervorragender Ort…

    Du wirst hier immer auf offene Ohren – nä Quatsch, Augen natürlich – stoßen, um zu diskutieren.

    Ich halte dieses Lagerdenken zwischen ökologischer und konventioneller LW ohnehin für Quatsch, da dann immer nur ausgelotet wird, wer besser ist und darüber hinaus die eigentlichen Probleme und Herausforderungen vergessen werden…

  10. Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare!

    Sören hat auf viele Dinge bereits geantwortet und ich sehe das ganz ähnlich, wie er.

    @Robert von Biocompany:

    Fortschritte der Gentechnologie sind eben nicht überall sinnvoll, vor allem, wenn es um Artenvielfalt geht, die durch die “grüne Revolution” nun doch signifikant beschnitten wird.

    Fortschritt ist immer gut. Grundsätzlich ist doch eine Erweiterung unseres Wissens und unseres Erfahrungsschatzes eine Bereicherung. Es kommt halt, wie immer, darauf an, wie man mit neuen Erkenntnissen umgeht.

    Die Artenvielfalt auf dem Feld gegen die massiven globalen Nahrungsmittelprobleme vor der grünen Revolution aufzuwiegen, halte ich für ziemlich menschenverachtend. Man muss sich in dem Fall entscheiden: Sollen Menschen leben, oder wollen wir Mutter Natur nicht zu viel strapazieren? Ich finde ja, dass das Menschenleben Priorität hat und aus dem selben Grund auch eine umweltschonende Landwirtschaft langfristig sehr wichtig ist.

    Oder habe ich dich da falsch verstanden?

    Ich weiß auch nicht, warum es uns als Menschen nicht zustehen sollte, zu leben und dafür den Insekten auf unseren Feldern die Lebensgrundlage zu entziehen. Die „natürliche Natur“ existiert nicht. Die Natur befindet sich in einem stetigen Wandel, und wir sind strenggenommen Teil davon. Auch einer vermenschlichten und romantisch verklärtem Natur ist es im Endeffekt egal, wenn die Hälfte der existierenden Arten ausstirbt. Wir sollten die Natur aus reinem Selbstzweck schützen, und nicht um Mutter Erde einen Gefallen zu tun.

    Deswegen ist es halt kein einfaches Schwarz-Weiß-Malen, wie es von den Organisatoren der Demo betrieben wird. Die ideale Form der Landwirtschaft liegt dazwischen und muss wohl Elemente aus ökologischer und konventioneller Landwirtschaft und grüner Gentechnik beinhalten, und Dinge, an die wir heute noch gar nicht denken. Das alles ist nur in den Schubladen der Dogmatiker nicht miteinander vereinbar.

    Und ja, „gegenseitiges verstehen-wollen wäre schon schön“, da stimme ich dir zu, aber das wird durch solche „Demos gegen alles“ nicht gerade begünstigt. Das bekräftigt die Menschen nur noch eher in ihrem Glauben, all das wäre einfach nur böse, und das will man einfach nicht haben.

  11. @Martin

    Das ist das Missverständliche nur geschriebener Worte. Ich habe nicht aufgewogen, sondern nur 2 Beispiele gebracht. Und Menschenverachtung ist wirklich nicht die Aussage oder gar mein Ding.
    Die Nahrungsmittelprobleme in Entwicklungsländern stammen zum Teil von der “grünen Revolution” (ich finde diesen Ausdruck für GVO eigentlich makaber) und dagegen habe ich wirklich was. Wenn man billigstes GVO-Saatgut, dass die armen Bauern nur einmal verwenden können, weil es eben nicht samenfest ist, denen andreht, möglichst mit dem Verkauf der dazugehörigen Chemie, oder wenn man im “Westen” hergestellte billige Nahrungsmittel in die Entwicklungsländer verkloppt und damit den normal wirtschaftenden Bauern dort die Grundlage des Verkaufes entzieht, weil die nicht so billig produzieren können und damit die Selbstversorgung den Bach runtergeht, dann kann ich das nicht gut finden. Führende Persönlichkeiten aus Afrika haben sich schon vor Jahren im Spiegel geäßert, dass sie lieber vom Westen lernen würden, Brunnen zu bauen, Logistik zu lernen usw. Aber nein, es kommen Säcke billigen Reises. Oder ähnliches.
    Sich darüber mal klar zu werden, da lohnt sich der Film Good Food Bad Food, auch wenn er teilweise sehr anstrengend ist.

  12. @”Wohlstandsmaden”

    Sehr geehrter Herr Ballaschk,

    etwas mehr Respekt stände ihnen sicherlich ganz gut zu Gesicht.
    Nicht nur Respekt vor den Gentechnik- und Massentierhaltungsgegnern.
    Auch Respekt vor der „Natur“ oder „Schöpfung“ (she´s got depth and she´s got soul).
    Eine Dynamik des Lebens samt seiner Gene in einer Biosphäre, die wir Menschen (einschließlich ihnen und mir und der anderen hier) hoffentlich gerade erst anfangen zu verstehen.
    Verstehen sie – wir haben zwar viel gelernt aber vieles ist noch nicht und in seiner ganzen Tiefe und Bandbreite verstanden worden.
    Das Leben ist zwar ein Geschenk das wir Dankbar annehmen dürfen und auch sollen, aber es gibt auch Geschenke mit denen man nicht alles Mögliche anstellen sollte (manche glauben´s nicht) !
    Die Natur hat auch ihre eigene Integrität – die Menschen, Tiere, Pflanze usw., selbst die einzelnen Arten und die Individuen und selbst die Lebensräume, Inseln, Gebirge, Meere, Landschaften … . Die Gene haben ebenso ihre Integrität, sie haben eine Unverletzlichkeit und Stimmigkeit in sich.
    Es ist nicht so toll im Erbgut rumzupanschen, a´la Maiglöckchen-Gene in Kartoffeln und ähnliches. Sicher gibt es verschiedene gute Gründe das auch die einzelnen Nutzpflanzenarten so sind wie sie sind, in ihren schlafenden ebenso wie ihrem geweckten Potential.
    Es ist mir klar das es eine große Herausforderung ist die Menschen auf dieser Erde zu ernähren und die Böden rationell zu nutzen. Dazu zähle ich auch integrierte Landwirtschaft inklusive moderner technischer Maßnahmen, wenn sie Weise und mit Achtsamkeit geschehen.
    Die Menschen die mit harter Arbeit für unsere Nahrung sorgen verdienen unseren Respekt.
    Auch jene die noch größere Mühen und Umstände auf sich nehmen um gesundes, wohlschmeckendes Essen ohne soviel künstliche Chemikalienhilfe herzustellen, und gewillt sind Tiere ihrer Art entsprechend zu halten, selbst wenn diese irgendwann uns dann zur Nahrung dienen sollen. Nicht zu vergessen das Grundwasser und die Böden pfleglich zu behandeln ebenso die genetische Bandbreite, sie wissen bestimmt wofür das wichtig ist. Die Nahrungsmittel haben ihren Wert, auch dann wenn er nicht auf dem Preisschild erkenntlich ist.
    Und Gentechnik – speziell in dieser Art der „grünen Gentechnik“ ist die falsche Antwort auf ein richtiges Problem – da bin ich mir ganz sicher. Riesige Monokulturen, eingeengte genetisch Vielfalt im Anbau, mangelnde Fruchtfolgen dafür aber hemmungsloser Dünger- und Pestizideinsatz mit den entsprechenden Folgen – alles nichts Neues und lange bekannt. Wenn die Natur dann folgerichtig mit Krankheit oder Massenvermehrung durch Schädlinge reagiert, finden dann „intelligente“ Leute die offensichtliche „Ursache“ und manipulieren bissel am Erbgut.

    Und was war gleich der Anlass der Demostration ? – Es war dieses unsägliche verantwortungslose Dioxinöl-Gepansche. Bei einigen Menschen führt schon das Wissen darum zusammen mit anderen beängstigenden Entwicklungen in der Landwirtschaft zu „reflexhaften“ Reaktionen. Diese Reflexe sind bestimmt nicht so unnormal.

    Auf der Demonstration sind viele Bauern gewesen, nicht nur „grüne Wohlstandsmenschen“.
    Ich selbst war nicht da – habe aber auch nicht das Bedürfnis mit Abfälligkeit und Arroganz auf ein dringendes Problem und latente Gefahren zu reagieren.

    Grüße

    Stephan

  13. Intensivität versus Extensivität

    Gentechnik, Tierfabriken und Agrarexporte in Drittweltstaaten sind Auswirkungen der kontinuierlichen Produktionssteigerungen, die klassische Landwirtschaftpolitik auslöst. Die Demo agiert vordergründig gegen negativ besetzte Auwirkungen einer effizienzorientierten Landwirtscachaftspolitik will jedoch wohl im Endeffekt mehr Subventionen für Kleinbetriebe und Biobauern, die dann für mehr Geld weniger produzieren. Hier gibt es natürlich einen nicht angesprochenen Konflikt zwischen dem Durchschnittskonsumenten, der das kostengünstige Produkt bevorzugt und den höheren Zielen einer sich ökologisch deklarierenden Biolandwirtschaft.
    Das Generalthema, das diese Demo exemplifiziert, ist der behauptete Konflikt zwischen Effizienz/Intensivität und Qualität/Extensivität. Dazu gehört auch die positive Bewertung früherer Produktionsbedingungen, die aus Effizienzsicht als überholt oder technologisch rückständig betrachtet werden. Für weniger Gentechnik, Tierfabriken und Agrarexporte zahlt im Endeffekt der Konsument freiwillig mehr Geld – wenn er dieses hat und an die höhere Qualität der andersartigen Produktion glaubt – oder er zahlt unfreiwillig mehr, wenn der Staat seine Subventionstöpfe dafür öffnet.
    Diesen Konfklit gibt es nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in der Energieerzeugung. Werden AKW’s negativ besetzt (analog der Gentechnik) wird der einzelne eventuell mehr bezahlen für Ökostrom oder aber alle zahlen mehr, weil der Staat Photovoltaik und andere Alternativenerigen subventioniert.

  14. Hilfe gegen das Verhungern

    Man kann solche Systeme dann einfacher verstehen,
    wenn man kleinere Teile von diesen betrachtet.
    Der kleinste Teil davon ist ein verhungernder Mensch.
    Viele Menschen verhungern.
    Wir liefern ihnen Nahrung.
    Das ruiniert ihre Landwirtschaft.
    Dieser Missstand frisst sich deshalb fest.
    Lösung A:
    Wir lassen eine Menge Leute verhungern,
    um diesen Missstand zu beseitigen.
    Die Anzahl der Hungernden sinkt durch ihren Tod ab,
    auch wenn die Landwirtschaft nicht besser wird.
    Lösung B:
    Den Hungernden sofort und kostenlos helfen.
    Die Tatsache, dass Menschen hungern, zeigt ja bereits
    deutlich, dass ihre Landwirtschaft nicht funktioniert.
    Vielleicht verkaufen die Bauern auch lieber Nahrung
    an das Ausland, anstatt an ihre eigenen Landsleute.

  15. Wohlstandsmaden

    sind alle die auf Gentechnik in der Landwirtschaft setzen. Das ist eine Wohlstandstechnologie und hilft schon aufgrund der Patentrechte den Kleinbauern in Entwicklungsländern gar nicht weiter. Die Ernährung der Welt wird nicht durch Gentechnik sicher gestellt, sondern durch verbesserte Anbaumethoden. Wenn Mais und Weizen für Kraftstoffe verwendet werden, und in einem globalisierten Markt die Brotpreise auch in ärmsten Regionen unseren Spritpreisen entsprechen werden, dann ist die Not dort keine, die durch Gentechnik gelindert werden könnte. Gensoja wird ja überwiegend in der Fleischindustrie gebraucht. Der Flächenverbrauch zum Beispiel in Argentinien ist enorm und steigt weiter. Es sind unsere Lebensgewohnheiten (hoher Fleischverzehr und die Vernichtung von 30% aller produzierten Nahrungsmittel) die den Hunger auf der Welt ausmachen.

    Das Thema ist zu komplex um es hier an dieser Stelle sinnvoll auszudiskutieren. Ich sage es mal so: Gentechnik hilft nur den Aktionären.

  16. @Stephan, @Martin Holzherr, @Tom

    @Martin Holzherr

    Dieser Konflikt in den Köpfen besteht in der Tat, da bin ich ganz ihrer Meinung. Etwas mehr Nüchternheit bei der Betrachtung der Verhältnisse wäre schön … Ich sehe deshalb auch nicht ein, weshalb sich Lebensmittelsicherheit, und -Qualität, und dabei auch weitgehend umweltschonende Produktion ausschließen sollen.

    Wir werden allerdings nie den Zustand erreichen, dass wir überhaupt keinen Einfluss auf die Umwelt mehr nehmen. Man bekommt aber oft den Eindruck, dass genau das eine Forderung ist: Die Natur in Ruhe lassen, weil sie immanent gut oder „heilig“ ist und wir sollen uns dem unterordnen. Dabei ist es genau umgekehrt – wir wurden geboren, um uns zu nehmen, was wir brauchen. Ohne diesen Egoismus wäre unsere Spezies sicher längst ausgestorben.

    @Stephan

    Ich kann, ehrlich gesagt, mit Ihrem Kommentar nicht viel anfangen. Sie behaupten viel, begründen aber wenig. Vielleicht können Sie mir etwas auf die Sprünge helfen, wenn Sie mir folgende Punkte erläutern:

    Eine Dynamik des Lebens samt seiner Gene in einer Biosphäre, die wir Menschen […] hoffentlich gerade erst anfangen zu verstehen. Die Natur hat auch ihre eigene Integrität […] Die Gene haben ebenso ihre Integrität, sie haben eine Unverletzlichkeit und Stimmigkeit in sich.

    Was meinen Sie damit? Können Sie diese Merkmale irgendwo konkret aufzeigen? Jörg Rings hat, wie ich gerade sehe, ebenfalls versucht, diese Stelle zu deuten. Ich hoffe ja, dass er sie nur falsch versteht.

    Es ist nicht so toll im Erbgut rumzupanschen, a´la Maiglöckchen-Gene in Kartoffeln und ähnliches. Sicher gibt es verschiedene gute Gründe das auch die einzelnen Nutzpflanzenarten so sind wie sie sind, in ihren schlafenden ebenso wie ihrem geweckten Potential.

    Weshalb genau sollten wir nicht herumpanschen? Ich meine, wir haben gut daran getan und nunmehr Jahrtausende Pflanzen und Tiere genetisch manipuliert, und dabei sogar Artgrenzen überschritten. Deshalb sie Nutzpflanzen eben nicht „so wie sie sind“, sondern unseren Selektionskriterien unterworfen.

    Gentechnik unterscheidet sich nicht besonders von normaler Züchtung, man hat eben die Möglichkeit, sehr viel effizienter und präziser zu arbeiten, um gewünschte Merkmale zu erhalten. Dass bisher nur wenige Merkmale (v.a. Bt-Produktion und Herbizidtoleranz) genutzt werden, ist bedauerlich und nutzt nicht das Potenzial der Technologie.

    @Tom

    Ich kann deine Position ja sehr gut nachvollziehen, glaube aber, dass sie von den falschen Vorraussetzungen ausgeht.

    Verbesserte Anbaumethoden und neue Sorten sind beide nötig, um das Welternährungsproblem zu lösen und schließen sich vor allem nicht gegenseitig aus. Die Gentechnik ist mit Sicherheit nicht die Lösung aller Probleme, das behauptet niemand, nur kann sie in bestimmten Situationen nützlich sein und deshalb sollte man sie nicht von vornherein ablehnen – das meinte ich mit „Wohlstandsmaden“, denn uns fällt es leicht, so eine Technologie pauschal abzulehnen, denn uns geht es schon gut genug und wir vergessen, dass wir den Wohlstand ganz ähnlichen Verfahren verdanken, gegen die demonstriert wurde.

    Zur Lizenz- und Patentproblematik: die ist einerseits nicht auf gentechnisch veränderte Organismen beschränkt, und andererseits existieren auch lizenzfreie Sorten. Deswegen ist die öffentliche Forschung an gentechnisch veränderten Nutzpflanzen so wichtig, gegen die sich die Demo auch wendet (siehe Website). Ich will daran erinnern: Die grüne Revolution in den 1960/70er Jahren hat viel bewegt.

    Auch was die nachwachsenden Rohstoffe angeht: das ist ein Dilemma, aus dem ich keinen Ausweg weiß. Auf der einen Seite benötigen wir Energie, die aber bitteschön nicht aus Atomkraft oder aus fossilen Trägern stammen soll – klar. Auf der anderen Seite sind wir aber noch nicht so weit, diese Energieträger aufzugeben: Photovoltaik- und Windkraftanlagen verschandeln die Landschaft, stören Ökosysteme und sind noch nicht effizient genug. Und Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen konkurrieren mit der Nahrungsmittelproduktion und sind derzeit auch umweltbelastend durch den intensiven Landbau. Aber letztendlich werden wir irgendwann unseren Energiebedarf über letztere Wege decken müssen, und dafür braucht es auch optimierte Erzeugung von Biomasse. Ich bin der Auffassung, dass dort die Nutzung von gentechnischen Methoden sicher helfen kann.

  17. Leute, die die Gentechnik sinvoll finden als Biodogmatiker zu bezeichnen, ist meines Erachtens weit daneben gegriffen! Ich weiß nicht, woher solche Begriffe kommen. Ich sage nicht, dass die Gentechnik super-mega-genial ist und dass wir sie unbedingt in der Landwirtschaft durchsetzen müssen, sondern dass wir sie akzeptieren sollten, denn wir werden nicht drumrumkommen. Ich greife da wohl ein Thema auf, was so manchen im Kopf rumgeistert und welches wohl am häufigsten benutzt wird: die Bevölkerungsdichte 2050. Ja, wir alle wissen es, dass es 2050 ca. 9 Milliarden Menschen auf der Welt geben wird und wir alle wissen, dass es heutzutage kaum noch Anbauflächen gibt, daher bleiben uns meines Erachtens nur zwei Möglichkeiten um die Mäuler zu stopfen: eine Optimierung der bereits bestehenden Anbaumethoden/ Flächennutzung auf “natürliche” Weise oder eben Gentechnik. Am sinnvollsten wäre eine Mischung aus beidem, denn ich glaube kaum, das ohne Gentechnik 2050 etwas gehen wird. Das Problem ist doch, dass Leute immer ans hier und jetzt denken und nicht daran, was in Zukunft mal sein wird. Gut, wir könnten jetzt die Gentechnik abschaffen und auch die Forschung, die die Risiken der Gentechnik überprüft, aber was wird dann in ein paar Jahrzehnten sein? So knapp wie die Anbauflächen bereits heute sind, wird es uns in 40 Jahren nicht helfen unser ganzes Ernährungssystem auf einmal in Frage zu stellen und umzukrempeln. Wir müssen jetzt handeln! Ich weiß die Gentechnik birgt Risiken, dies tut jede Technologie, aber es gibt abertausende Wissenschaftler die die Risiken der Gentechnik erforschen und vermindern und es ist ja nicht so, dass ein genmanipulierter Samen durch die Luft fliegt, auf ein Feld niederfällt und auf einmal eine Katastrophe ausbricht, wie es doch von manchen Gentechnikgegner postuliert wird. Ich rate solchen Leuten, die Gentechnik zu akzeptieren und sich dafür einzusetzen, dass sie vernünftig evaluiert und umgesetzt wird, denn wir werden nicht um sie herumkommen. Eines Tages werden wir sie verstärkt in die Nahrungsmittelproduktion integrieren müssen. Ich sage mal wieder: denkt an die Zukunft.

    Ich bitte Gentechnikgegner sich auch zu informieren. Eine Studie aus Dezember 2010 besagt nämlich folgendes

    Die Europäische Kommission veröffentlichte letzte Woche eine Zusammenfassung der Ergebnisse EU-geförderter Forschungsprojekte zur Anwendung und Sicherheitsbewertung gentechnisch veränderter Nutzpflanzen. In den letzten zehn Jahren wurden dazu 50 Projekte mit einem Fördervolumen von 200 Millionen Euro durchgeführt. Das Fazit der Kommission lautet, dass Gentechnik an sich keine größeren Risiken berge als konventionelle Methoden der Pflanzenzüchtung. Die EU-Forschungskommissarin Geoghegan-Quinn sieht in den Ergebnissen zugleich die Bestätigung, dass gv-Nutzpflanzen einen positiven Beitrag zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion und Verbesserung der globalen Lebensmittelsicherheit leisten könnten. (Quelle)

    Die Gentechnik kann also garnicht so schlimm sein. Daher: man sollte sie akzeptieren und sich für eine gestärkte Kontrolle einsetzen.

  18. Ausgezeichneter Beitrag!

    Selten hat mir ein Beitrag in den „Wissenslogs“ so viel Freude bereitet wie die „Wohlstandsmaden“! Da hat Herr Ballaschk viele Dinge richtig auf den Punkt gebracht und spricht zu Recht von „Luxusproblemen“ der Demonstranten. Was unsere Nahrungsmittelversorgung angeht: noch nie war sie für so viele Menschen in den Industrieländern so sicher und reichhaltig und auch so günstig wie heute. Allerdings können dichtbesiedelte Länder wie Deutschland (220 Einwohner/km²!) sicher und zuverlässig nur durch Intensivlandwirtschaft mit Düngemittel- und Pestizideinsatz versorgt werden – und nicht mit Bilderbuch-Bauernhöfen, die es so auch nur in Kinderbüchern gegeben hat. Ein „Zurück zur Natur“ kann es nicht geben – es sei denn, wir lassen 50-90 % der Bürger verhungern – und auch der Rest darf sich auf immer wiederkehrende Hungersnöte einstellen.
    Das ganze Jahr über gibt es Obst und Gemüse zu kaufen, Fleisch- früher für die große Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung ein richtiges Luxusgut, ist heute für jedermann/frau erschwinglich geworden und ein relativ dichtmaschiges Kontrollsystem sorgt für meist gute Qualität. Kein Wunder, daß die Lebenserwartung noch nie so hoch war wie heute! Traurig, wenn es immer wieder – aber in Anbetracht der Gesamtmenge der verzehrten Lebensmittel doch in vergleichsweise geringem Umfang – zu Skandalen wie dem Gammelfleisch- und dem aktuellen Dioxin-Skandal kommt. Allerdings grenzt die öffentliche Reaktion auf den Dioxin-Skandal an Hysterie (s. Berichte in FAZ-online: „Die sieben Mythen im Dioxinskandal“ vom 22.1.2011 und „Wer hat Angst vorm Dioxin?“ vom 21.1.2011). Gegen die kriminelle Energie mancher schwarzer Schafe sind härtere Strafen erforderlich, aber völlig auszuschließen sind solche finsteren Machenschaften leider nie.
    Und was die Gentechnik in der Landwirtschaft angeht: Das Rennen ist doch längst gelaufen!
    Hier kann ein Blick über den deutschen Bioland-Tellerrand nicht schaden: gegenwärtig werden in vielen Ländern gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut und die Anbaufläche steigt seit 15 Jahren kontinuierlich an. Dieser Anstieg, diese breite Akzeptanz der grünen Gentechnik erfolgt mit Ausnahme Europas auf allen Kontinenten.
    Jeder Interessierte werfe bitte einen Blick auf die hochinteressante Übersicht von „Transgen“ (auch wenn es eine „industrienahe“ Internetadresse ist: die Zahlen stimmen!) über den gegenwärtigen Stand des Einsatzes von „Genpflanzen“
    http://www.transgen.de/…ernational/531.doku.html
    Der Anbau wichtiger gentechnisch veränderter Nutzpflanzen hat weltweit schon riesige Ausmaße angenommen: So werden beispielsweise auf 77 % der weltweiten Sojaanbaufläche gentechnisch veränderte Sojabohnen angebaut, bei Baumwolle sind es 49 %, bei Mais 26 % und bei Raps 21%, Tendenz: weiter steigend. Gefahren, Unfälle oder gar Todesfälle hat es bisher übrigens nicht gegeben, trotz des Anbaus auf einer Gesamtfläche, die dreimal so groß ist wie Deutschland.
    Wenn einige tausend uninformierte, aber lautstarke Schreihälse in Berlin auf die Straße gehen und gegen Gentechnik etc. demonstrieren, klingt das doch stark nach „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“. Aber der Rest der Welt will einfach nicht – aus guten Gründen!

  19. Gene & Integrität

    Hallo Herr Ballaschk,

    ja die Gene sind schon sehr rätselhaft, anscheinend versteht man ja ganz gut wie es so funktioniert in einigen Bereichen, doch versteht man nicht automatisch denn Sinn.
    Den Sinn das Maiglöckchen fein aussehen und duften im Mai, nur sollte man nicht unbedingt ungefragt reinbeißen. Es könnten Herzprobleme resultieren.
    Aber in dem Kartoffelbeispiel habe ich mich dann wohl doch etwas getäuscht, vielleicht waren´s ja Schneeglöckchen-Gene. Und das ist der Punkt – es sind auf jeden Fall die falschen Gene – sie haben nichts in Kartoffeln zu suchen. Kartoffeln haben ja schon ihr hauseigenes Gift, das sollte doch reichen. Durch ausreichenden Kochvorgang der Knolle und ggf. wegschütten des Kochwassers „verschwindet“ das meiste Gift. Konventionelle Züchtung hat ohnehin den Solaningehalt in den letzten Jahrzehnten nochmal wesentlich gesenkt, möglicherweise um den Preis einer erhöhten Schädlings- und Pilzanfälligkeit.

    Ja natürlich haben wir Menschen, genetische Rekombination, Züchtung und Auslese unseren Anforderungen entsprechend durchgeführt. Ebenso und das recht häufig – Arthybriden, seltener „Gattungsbastarde“, die in einigen wenigen Bereichen mitunter entstehen (Rosaceen: Crataegus, Mespilus, Sorbus) haben aber keine so große Bedeutung erlangt. Eine ganze Reihe von Nutzpflanzen hingegen ist „innerhalb ihrer Art“ geblieben. Gene aus gänzlich anderen Familien nach Lust und Laune oder „Notwendigkeit“ zu transferieren – ich sag es nochmal – besser man läst die Finger ganz davon. Natürlich muß die genet. Manipul. nicht augenblicklich in einer sofortigen Katastrophe enden. Aber man überschreitet in dem Augenblick nochmal mehr und viel massiver eine Grenze. Eine Grenze die unter anderem die Einzigartigkeit und die besonderen Qualitäten, auch die Präferenzen und Eigenheiten einer konkreten Art beschreibt. Und diese Einzigartigkeit und Qualität, sollte man zunächst würdigen und durchaus auch weiterentwickeln und fördern.
    Allerdings nicht indem man ungefragt, irgendwelche bestimmte Genabschnitte, welche dann Eiweiße, Wirkstoffe, Gifte usw. produzieren einfach einem momentan gewünschten Nutzen entsprechend einbaut. Um dann vielleicht noch weiterhin rücksichtslos mit Agrargiften usw. arbeiten zu können. Das Erbgut ist kein Legobaukasten wo man nach Lust und Laune basteln darf. Mit anderen Dingen kann man basteln: Holz, Plastik, Pappe, Essensreste, Computer, Autos usw. (bitte auch hier nur im Rahmen des Verantwortbaren).

    So faszinierend und „unglaublich“ diese „seltsamen Vorgänge“ innerhalb der Zelle auch sind und einige zu wissen glauben „wie es funktioniert“, sollte zunächst erstmal äußerste Zurückhaltung und gebotener Respekt vorherrschen. Speziell dann wenn man davon ausgeht das das Leben sich aus sich selbst heraus in langer Zeit entwickelt hat, darf man durchaus staunen vor dieser eigenartigen Komplexität und faszinierenden Schönheit und Lebenskraft der Zellen, Pflanzen, Tiere, Lebensräume. Und versuchen es zu verstehen. Es zu Nutzen – ohnehin – tun wir und müssen wir ja irgendwie.
    Das Leben hat sich Jahrmillionen lang entwickelt, und es sind faszinierende und schöne Wesen „durch Zufall“ entstanden aus Materie die sich irgendwie seltsamerweise „von selbst“ anfing zu organisieren und zu reproduzieren – was an und für sich ein absolutes Faszinosum ist.
    Das verrückte ist: Gerade einmal rund 150 Jahre ist es her seit der Evolutionstheorie, mendelscher Vererbungslehre und noch kürzer das genetische Forschungen stattfinden. Kaum ist das Erbgut einer Reihe von Lebewesen aufgeschlüsselt, und man hat sinnvolle Ideen was die verschiedene Gene bewerkstelligen könn(t)en – schon maßen sich diverse Gentechniker an „Verbesserungen“ durchführen zu wollen, angeblich zum „Wohle der Menschheit“.
    Die Menschheit fängt im Grunde erst an das Leben im zusammenhang mit den Genen zu verstehen, auch wenn man sich viel Arbeit damit gemacht hat und Beindruckendes geleistet hat. So rätselt man z.B. über denn Sinn dieser sogenannten „Abfall-DNA“, auch wenn es Ideen über ihre Funktion gibt. Wenn man sich dann anderseits anschaut, wie naiv und gering der Kenntnisstand vergangener Epochen und daraus erfolgter Schlußfolgerungen heute erscheint und allzugern verlacht wird sollte sich auch mal Fragen was die Leute in weiterer Zukunft über die Wissenschaft(ler) heute denken.
    So ist es erst einige Jahrzehnte her und dauert bis heute das man hemmungslos diverse Chemikalien produziert, und das in einem Ausmaß und in Derivaten die von der Natur nur schwer „gehändelt“ werden können. Auch ist es erst einige Jahrzehnte her das nukleare Experimente mit anfänglich vollkommener Unterschätzung der realen Strahlengefahr durchgeführt wurden, so sollte man doch hoffen das aus den Fehlern gelernt wurde.

    Die Individuen im Einzelnen wie die Natur im Ganzen sind durchaus heilig (einige hier verachten schon den Begriff regelrecht), auch die Menschen sind es. Und Individuen wie auch die Zellen besitzen diese Integrität, dh. Ganzheit und Unverletzlichkeit, in sich. Es ist ein Teil ihrer Kraft und Würde. Angriffe darauf tun ihnen nicht gut, auch nicht denen die soetwas tun. Menschen haben Ganzheit und Unverletzlichkeit, als grundlegende Qualitäten. Und sie haben eine Körpergrenze – die Haut, meistens auch eine Wohnung mit einer abschließbaren Tür – wiederum eine Grenze die erstmal grundsätzlich zu respektieren ist. Wird des Menschen Körpergrenze verletzt leidet er meist und es schwindet seine Kraft, so etwas geschieht mitunter durch Unachtsamkeit oder auch mit Absicht. Der Schaden kann reparabel sein oder nicht, in letzterem Fall stirbt der Mensch. Ebenso ist es mit Pflanzen und Tieren. Und das Erbgut und die Zellen haben ebenso ihre Integrität. Bekommt man durch Unachtsamkeit (zB. Unangemessene Kleidung in der kalten Jahreszeit) „einen Virus“ (oder auch zwei :-)) in die Nase „überfällt“ er die Schleimhautzellen und benutzt sie zur Vermehrung. Ein durch mangelndes Immunsystem angreifbarer Mensch wird krank. Ist gar in Folge einer HIV-Infektion, welche durch die bekannten Übertragungswege – und diese Übertragungswege sind meist Grenzüberschreitungen (=Integritätsverletzungen) – eine weitgehende Zerstörung des Immunsystems erfolgt, ist die Aufrechterhaltung der körperlichen Integrität noch schwieriger – wie es endet ist bekannt.

    Wie es dann genau mit der Integrität des Erbguts aussieht ? – kann ich Ihnen nicht so genau vorhersagen aber es wird nicht lustig (zumindest nicht für halbwegs normale Menschen).

    Vielleicht könnten sie ja auch mal den kleinen Affen auf ihren Schultern fragen, vielleicht weiß er ja noch etwas über diese Dinge.

    Ich hoffe sie konnten mit meinen Beiträgen weitaus mehr anfangen als sie eingestehen, es würde durchaus für sie sprechen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Stephan

  20. Sinnloses Wüten

    Im Jahre 1997 wurden in der Schweiz 500 Tonnen Schokolade vernichtet, weil sie Lecithin aus gentechnisch veränderten Sojabohnen enthielt.

    http://www.welt.de/…in_Schweizer_Schokolade.html

    Auf die Idee, dass dadurch mehr Menschen verhungern, als absolut unvermeidlich wäre, ist niemand gekommen.

    Reines Lecithin enthält ohnehin weder Gene noch deren Produkte.

    Ausserdem verdauen Allesfresser ohnehin alle in Frage kommenden Makromoleküle.

  21. Berechnung

    500 Tonnen Schokolade,
    500.000 kg,
    5.000 kcal pro kg,
    2.500.000.000 kcal,

    25 kcal pro kg und pro Tag,
    70 kg Körpergewicht,
    1.750 kcal pro Tag,

    1.428.571 Personen mal Tage,
    365,25 Tage pro Jahr,
    3.911 Personen mal Jahre.

    Nachdem Hungernde, Frauen, und Kinder weniger wiegen als 70 kg, hätte man mit 500 Tonnen Schokolade 4000 Menschen ein Jahr lang am Leben erhalten können.

    Natürlich hätte das die Schokoladeerzeuger des beschenkten Landes schwer geschädigt.

    Andererseits kaufen Hungernde selten Schokolade.

  22. Grüne Gentechnik und „Integrität“

    Hallo Stephan (24.01.2011, 00:25),

    ich weiß immer noch nicht, worauf Sie eigentlich hinaus wollen.

    Aber in dem Kartoffelbeispiel habe ich mich dann wohl doch etwas getäuscht, vielleicht waren´s ja Schneeglöckchen-Gene. Und das ist der Punkt – es sind auf jeden Fall die falschen Gene – sie haben nichts in Kartoffeln zu suchen.

    Wenn ich sie richtig verstanden habe, dann begründen Sie das damit, dass sich diese Kombination nicht gehört und man deshalb „besser die Finger davon lassen sollte“, weil man „mehr und viel massiver eine Grenze“ überschreiten würde, als bei züchterischen Eingriffen. Man darf nicht im Genom wie mit einem „Legobaukasten“ herumspielen – „man lässt besser die Finger davon“.

    Ich vermisse die Begründung für diese Behauptungen. Waraus leiten sie ab, dass man nicht in Genomen herum „basteln“ darf? Weshalb glauben Sie, dass die Existenz von Zuchterfolgen und „Gattungsbastarden“ Ihre Auffassung auch noch stützen würde?

    Die genannten Überschreitungen der Artgrenzen und darüber hinaus auch die Existenz von horizontalem Gentransfer zwischen weit voneinander entfernten Taxa halte ich im Gegenteil für ein Argument für die Natürlichkeit von Gentransfer von einer Art zur anderen. Es sind natürlich vor allem Fälle von Prokaryoten dokumentiert, die tauschen Gene aus, wie wir Worte. Wenn auch seltener, findet auch bei Eukaryoten lateraler Gentransfer zum Beispiel zwischen Endosymbionten/Parasiten zu ihren Wirten statt, auch bei Protisten, die Gene ihrer Beute in ihr eigenes Genom integrieren. (Review: Andersson 2005 ) Der faszinierende, wenn auch umstrittene Fall der solarbetrieben Meeresschnecke Elysia chlorotica, die möglicherweise Photosynthesegene exprimiert, ist Ihnen sicher bekannt. (Originalpublikation: Rumpho et al. 2008)

    So faszinierend und „unglaublich“ diese „seltsamen Vorgänge“ innerhalb der Zelle auch sind und einige zu wissen glauben „wie es funktioniert“, sollte zunächst erstmal äußerste Zurückhaltung und gebotener Respekt vorherrschen. […] Kaum ist das Erbgut einer Reihe von Lebewesen aufgeschlüsselt, und man hat sinnvolle Ideen was die verschiedene Gene bewerkstelligen könn(t)en – schon maßen sich diverse Gentechniker an „Verbesserungen“ durchführen zu wollen […]

    Was soll man dazu sagen? Ließe man diese Totschlagargument gelten, müsste man jeglichen technologischen Fortschritt ablehnen. Wir werden niemals, niemals die Welt in ihrer Gänze verstehen. Ich glaube nicht, dass man deshalb das vorhandene Wissen nicht nutzen darf.

    Diese logisch nicht schlüssige Argumentation ist leider recht populär. Jörg Rings hat diese kürzlich „invers-offen“ genannt – in seinem Blogbeitrag erläutert er, welche Probleme damit verbunden sind.

    Die Individuen im Einzelnen wie die Natur im Ganzen sind durchaus heilig […] Kraft und Würde […] Wie es dann genau mit der Integrität des Erbguts aussieht ? – kann ich Ihnen nicht so genau vorhersagen […]

    Daraus werde ich ebenfalls nicht schlau. Der Sinn dieser vielen vagen Andeutungen und Analogien von körperlichen Grenzüberschreitungen (etwa durch Viren oder Hautverletzungen) erschließt sich mir nicht wirklich.

    Können sie diese „Integrität“ noch etwas präzisieren? Ich kann mir in etwa vorstellen, was sie meinen, aber einerseits streitet es sich auf Grundlage eines vagen Gefühls ziemlich schlecht und andererseits bin ich nicht sicher, ob ich dieses Gefühl richtig verstehe und auch als Argument überhaupt annehmen möchte. Ich tendiere eher dagegen, da es für mich nach „das muss so, weil es halt so ist“ klingt.

    Ich hoffe sie konnten mit meinen Beiträgen weitaus mehr anfangen als sie eingestehen, es würde durchaus für sie sprechen.

    Sie meinen, Sie haben kein Interesse an einem Austausch von Argumenten, und wollen nur, dass ich Ihnen einfach zustimme?

    Viele Grüße,
    Martin

  23. Weltagrarbericht

    Das Thema ist in der Tat komplex und undifferenzierte Aussagen wie “Fortschritt ist immer gut” oder Polemik bringen uns nicht weiter.
    Getroffene Hunde bellen manchmal.
    Ich schlage Ihnen vor, den Weltagrarbericht zu lesen (http://www.weltagrarbericht.de/).
    Es ist nicht die mangelnde Zahl der Lebensmittel, die Menschen hungern lässt, sondern die internationalen Handelsstrukturen. Ein Strukturwandel hin zu weniger Tierproduktion und mehr Bioanbau würde niemanden zusätzlich hungern lassen.
    Der Staat ist im Übrigen nicht dazu da, möglichst wenig Geld auszugeben und alles den Mechanismen des Marktes zu überlassen, sondern dort einzugreifen, wo die Gesellschaft ein bestimmtes Interesse hat.

  24. @Armin Quentmeier

    “Der Anbau wichtiger gentechnisch veränderter Nutzpflanzen hat weltweit schon riesige Ausmaße angenommen: So werden beispielsweise auf 77 % der weltweiten Sojaanbaufläche gentechnisch veränderte Sojabohnen angebaut, bei Baumwolle sind es 49 %, bei Mais 26 % und bei Raps 21%, Tendenz: weiter steigend.
    Gefahren, Unfälle oder gar Todesfälle hat es bisher übrigens nicht gegeben, trotz des Anbaus auf einer Gesamtfläche, die dreimal so groß ist wie Deutschland.”

    Ich weiss nicht, was Sie mit der Aufzählung von unhinterfragten Anbau-Anteilen bezwecken. Aber dass es weder “Gefahren, Unfälle oder gar Todesfälle” gegeben hat – da sind Sie wohl nicht hinreichend informiert. Oder ein Ignorant mit sadistischen Zügen, was ich für unwahrscheinlich halte. 🙂
    Ich empfehle die Ansicht von

    (1) http://www.youtube.com/watch?v=gRD-wW5bALE (zu Transgenen Pflanzen & Agrochemikalien)

    (2) http://www.foodincmovie.com/ (mit zahlreichen wertvollen Abschreckungs-Szenarien aus den USA, nur käuflich zu erwerben)

    (3) http://www.goodfood-badfood.de/ (mit Hintergrund und Alternativen, aktuell in vielen Kinos Deutschlands)

  25. Vorschläge gibt’s (zu viele)….

    …aber die Verhandlungsmasse ist recht gering.

    Vernichtete Schokolade und das Welternährungsproblem… Mannmannmann, ob dieses Beitrags gehe ich mich jetzt ein wenig fazialpalmieren.

    Um wie gewünscht leicht polemisch zu bleiben:

    Plutonium ist ziemlich gefährlich, aber es vervielfältigt sich wenigstens nicht.
    Eine “Störerhaftung” ist wohl kaum durchsetzbar, auch wenn die sog. Verusacherhaftung ein Schritt in diese Richtung scheint. Schadensdefinition und Schadensfeststllung sind schwierig bis unmöglich.

    Bevor mir jemand ad hominem kommt: Ich habe selbst schon gentechnisch gearbeitet, bin nicht gegen Gentechnik in der Forschung. Der Komplexitätsgrad eines Organismus ist mir jedoch bewußt. Der eines Ökosystems ist entsprechende Potenzen höher. Freisetzungen sind mir daher einfach einige Jahrzehnte bis Jahrhunderte zu früh dran. Restrisiko bleibt Restrisiko. Ergo goto 10: Auch andereres Zeugs ist gefährlich. Aber es vervielfältigt sich wenigstens nicht.

  26. @Arne

    Hallo Arne,

    danke für deinen kritischen Kommentar, die sind mir am liebsten 😉

    Ich habe selbst schon gentechnisch gearbeitet, bin nicht gegen Gentechnik in der Forschung. Der Komplexitätsgrad eines Organismus ist mir jedoch bewußt. Der eines Ökosystems ist entsprechende Potenzen höher. Freisetzungen sind mir daher einfach einige Jahrzehnte bis Jahrhunderte zu früh dran. Restrisiko bleibt Restrisiko.

    Preisfrage: Inwiefern ist Gentechnik prinzipiell invasiver als normale Zuchtmethoden oder etwa Strahlungsmutagenese? Inwiefern unterscheidet sich der Einfluss einer GV-Pflanze auf das Ökosystem von dem Einfluss einer normal gezüchteten Pflanze?

    Ich bezweifle nicht, das GV-Pflanzen Auswirkungen auf die Umwelt haben, aber überlegen wir uns fplgendes Gedankenbeispiel: wenn man dieselben Merkmale sowohl mit normaler Zucht, als auch mit Gentechnik erzeugen kann – 100% identisch, etwa eine Pilzresistenz von einer Apfelsorte zur nächsten kloniert, bzw. gezüchtet – weshalb sollte man dann grüne Gentechnik ablehnen?

    Das geht mir einfach nicht in den Kopf.

  27. Demonstration der Wohlstandsmaden

    Sie sprechen wohl ganz im Sinne von Monsanto und anderen großen (Welt-)kon-
    zernen, die hauptsächlich Interesse ha-ben, Reibach zu machen. Sie interessiert
    das doch überhaupt nicht, daß die Natur und Umwelt und damit das Klima zerstört werden.
    Wie lange sollen die Menschen NOCH für
    DUMM verkauft werden – frage ich diese
    Profitgeier – und auch Sie?!

  28. Frage am Rande:

    Haben gegen die Gentechnik eigentlich auch Diabetiker protestiert? Bluter? MS-Kranke? Hat jemand von den Demonstranten schon mal eine Krebsart diagnostiziert bekommen? Verwenden sie Waschmittel? Tragen sie Baumwolle? Nutzen sie Öko-Sprit? Hat einer von ihnen schon mal Vitaminpillen genommen oder Süßstoff benutzt? Oder sind sie gegen Hepatitis-B geimpft? Ach Moment, ich vergaß, daß Impfungen ja auch böse sind und nur eine Abzocke durch die Pharmaindustrie darstellen. Und die Waschmittel und die Baumwolle… Ach, lassen wir das. ^^

  29. Hallo Arne,

    sobald Du mit dem Fazialpalmieren fertig bist, sag mir bitte, was an meinen Ausführungen sachlich falsch ist.

    Vernichtete Schokolade und das Welternährungsproblem.

    Warum heisst es nicht Menschenernährungsproblem?

    Jede vernichtete 1.750-kcal-Personen-mal-Tage-Einheit kostet einem verhungernden Menschen einen Tag seines Lebens.

    Deshalb sind alle produktionssteigernden und preissenkenden Massnahmen für Lebensmittel sinnvoll.

  30. Unsinnige Demo.

    Bin ebenfalls der Meinung, dass die heutige Tierhaltung sich zwar gegenüber der vor 50 Jahren verbessert hat, möchte sie aber trotzdem nicht mittragen. Nur: der Protest und die Verlagerung auf Bioprodukte löst das Problem eben nicht. Ein “Bio-Tier” in einem Kleinbetrieb hat möglicherweise sogar schlechtere Lebensqualität als eins in einem Nicht-Bio-Großbetrieb.
    Für mich ist die Konsequenz, kein Fleisch, keine Milch und keine Eier zu konsumieren. Egal ob Bio oder nicht. Und als Tierarzt traue ich mir zu, genug Einblicke in die Tierhaltung bekommen zu haben – und eine fleischfreie Ernährung für mich selbst ohne die vielbeschworene Gesundheitsgefährdung zusammenstellen zu können.
    Schöner kann man’s nicht zusammenfassen: diese Demo ist ein Protest gegen alles, was man irgendwie blöd findet, vielleicht auch nicht vollständig versteht und schon gar nicht bereit ist, praktikable Lösungswege zu gehen, wenn sie zwangsläufig die Veränderung liebgewonnener Gewohnheiten bedeutet.

  31. Hmm

    Schönen Gruß aus Fukushima !
    Hier läuft alles Prima ,

    Gott sei Dank keine Anti-Akw-Demos hier
    Das hätte uns gerade noch gefehlt.

    Seien Sie stark,
    Leute wie Sie, kompetent und mutig
    darauf baut die ganze Menschheit !

  32. Undogmatisch

    Menschen verhungern nicht, weil ihnen die Segnungen der Gentechnik vorenthalten würden, und erst recht nicht, weil im wohlhabenden Teil der Welt Schokolade weggeschmissen wird, die sich die Hungernden ohnehin nicht leisten könnten.
    Im vergangenen Jahrhundert versprach die “grüne Revolution” der industriell hergestellten Düngemittel, den Welthunger zu beseitigen. Diese Verheißung hat sich trotz der enormen Produktionssteigerung his heute nicht erfüllt.
    Das liegt, ebenso wie im Fall der Gentechnik, nicht an den eingesetzten Methoden, die wie alles in der Welt ihren Nutzen und ihren Schaden mit sich bringen.
    Es liegt an einem Wirtschaftssystem, dessen Maßstab nicht der größtmögliche Nutzen für die Menschen, sondern der größtmögliche Mehrwert ist, der wiederum zur Steigerung des Mehrwerts eingesetzt wird, usw. ad infinitum. Vielleicht ist es profitabel, daß dabei ein paar mehr Menschen satt werden, vielleicht ist es profitabler, daß sich ein paar Privilegierte (wer sind hier die “Wohlstandsmaden”?) den Betrieb ihres Autos auch nach dem Oil Peak weiter leisten können.
    Ich habe nichts Grundsätzliches gegen Düngemittel einzuwenden (sofern der dadurch verursachte Schaden in vertretbaren Grenzen gehalten werden kann), und dasselbe gilt für die Gentechnik. Ich schüttele den Kopf über Leute, die glauben, nur “Gentomaten” enthielten Gene.
    Ich habe jedoch vollstes Verständnis für Leute, die sich für eine Landwirtschaft einsetzen, die ihren eigentlichen Zweck erfüllt, nämlich Menschen zu ernähren, und die das “Argument”, die Gentechnik diene der Bekämpfung des Welthungers, als das begreifen, was es ist, nämlich pure Propaganda.

  33. Das liegt, ebenso wie im Fall der Gentechnik, nicht an den eingesetzten Methoden, die wie alles in der Welt ihren Nutzen und ihren Schaden mit sich bringen.
    Es liegt an einem Wirtschaftssystem, dessen Maßstab nicht der größtmögliche Nutzen für die Menschen, sondern der größtmögliche Mehrwert ist, der wiederum zur Steigerung des Mehrwerts eingesetzt wird, usw. ad infinitum. […]

    rAmen! Ich habe auch nicht gesagt, dass ich kein Verständnis dafür hätte, sondern nur, dass die von den Initiatoren aufgebauschten Horrorszenarien nur wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben. Die Gentechnik ist an alldem nicht schuld.

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